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Feed me Poison

Erstmalig erschienen: 2012
Anzahl Bände: 1

Von:  Jitsch
06.03.2013 16:37
Action
Romantik
Humor
Anspruch
Handlung
Gesamt
Plot
Der seit Jahrhunderten schwelende Konflikt zwischen den Ländern Dassarass und Enell droht durch die Heirat des Prinzen von Enell mit der Prinzessin des kleinen Reichs Glass entschieden zu werden. Dies ist natürlich nicht im Sinne von Dassarass, das zwei Attentäter am Hof von Glass einschleust. Einer von ihnen ist Shiin, der als Vorkoster der Prinzessin Hélène diese so langsam vergiften soll, dass ihr Tod nicht wie ein Mord aussieht. Doch als ihr Vorkoster und Mädchen für alles lernt er sie langsam besser kennen und erfährt, wie sehr sie sich darum bemüht, abseits der Diplomatie ihres Vaters den Konflikt zu beenden. Wird seine wachsende Zuneigung zu ihr seine Mission gefährden?

Review

Unter Fantasy stellt man sich gemeinhin schon etwas anderes vor, als diese Geschichte. Hier gibt es keine tapferen Ritter, keine Drachen und auch keine heroische Kriege. Und das ist auch gut so: Je tiefer man in die Story einsteigt, umso mehr wird auch dem Leser klar, dass der Konflikt zwischen den beiden großen Ländern, in dem Hélène das Zünglein an der Waage spielen soll, nur Verlierer kennt. So wird bald deutlich, dass sowohl Shiin als auch Hélène nur Spielbälle ihrer jeweiligen Länderinteressen sind.

Gerade das sorgt für die nötige Spannung. Persönlich kommen sich die beiden näher, aber Shiin zieht nie ernsthaft in Betracht, seine Mission aufzugeben – nicht zu letzt, weil er sich damit ganz Dassarass zum Feind machen würde. Hélène wiederum ahnt nichts von seiner Mission und wählt ihn als einzigen Mitwisser bei ihren geheimen Ausflügen, die die verfeindeten Länder zumindest wirtschaftlich wieder einander näher bringen sollen.

Kitschfrei

Das Überraschendste ist eigentlich, wie gut die Story ohne Kitsch auskommt. Feed Me Poison ist keine Romeo-und-Julia-Geschichte, in der Attentäter und Prinzessin sich auf den ersten Blick verlieben und gemeinsam durchbrennen. Die Zuneigung, die sie spüren, stellen sie hintenan, weil sie wissen, dass es in diese Geschichte nicht nur um sie beide geht, sondern um das Schicksal ihrer Länder. Das macht die Tragik aus, die sich mit der fortschleichenden Vergiftung Hélènes langsam steigert.

Es sorgt auch dafür, dass es bis zum Ende spannend bleibt. Bekommt Shiin doch noch Zweifel, vielleicht im letzten Moment? Könnte das Hélène nach all dem schleichend verabreichten Gift überhaupt noch retten? Was würde die zweite Attentäterin Iris dann tun? Wird Hélène Shiins falsches Spiel durchschauen? Wenn ja, wie wird sie reagieren?

Dass die Geschichte sich gerade solche Konflikte bis zum Letzten aufspart, ist ein geschickter Zug - man kann den Manga einfach nicht aus der Hand legen, gerade weil zu Anfang noch alles recht langsam vorankommt. Und immerhin gibt einem das genug Zeit, die Charaktere wirklich gut kennenzulernen und ihre Motivationen zu verstehen, so dass das Dilemma sich nur noch stärker offenbart.

Besser am Stück?

Ich habe die ersten vier Kapitel der Story monatlich in der dann ja leider eingestellten Daisuki verfolgt.
Dafür war sie bestens geeignet: Die langen Wartezeiten auf das nächste Kapitel untermalten dabei die lange Zeit, die in der Geschichte von Hélènes Verlobung bis zu ihrer Hochzeit vergeht. Dass die Zeitschrift eingestellt wurde, kommt diesem Manga sogar zugute – wer sich von der Story hat fesseln lassen, muss den Sammelband kaufen, um die letzten zwei Kapitel zu lesen.

Bleibt die Frage: Erreicht die Story auch dann ihre Intensität, wenn man nicht auf jedes Kapitel einen Monat wartet? Das mag auf den Leser ankommen. Alle Kapitel am Stück lesen zu können sollte aber dem Fakt keinen Abbruch tun, dass die Charaktere wunderbar geschrieben sind und die Spannung sich über das ganze Buch zieht - eigentlich sogar darüber hinaus, denn, soviel kann verraten werden, ein 200 Jahre andauernder Konflikt wird sich nicht innerhalb von sechs Kapiteln aus der Welt schaffen lassen und das ist auch gut so.

Es passt alles zusammen

Zeichnerisch ist das ganze ordentlich. Es gab Daisuki-Zeichnerinnen die waren deutlich schlechter. Es gab auch welche, die waren möglicherweise besser. Während man Feed me Poison hin und wieder kleine Anatomiefehler und Ausbaufähigkeit von Hintergrundzeichnungen ankreiden kann, überzeugt der Manga dafür atmosphärisch in voller Länge. Besonders hervorzuheben ist hier die Arbeit mit "Farben" - gekonnt wird eine düstere Atmosphäre mit großzügigen Schwarzflächen unterstützt, während leichtere Szenen gerne mal reine, mit ein wenig Rasterfolie versehene Linearts bleiben. Auch symbolhafte Kontraste zwischen den Menschen werden hier gut eingesetzt, so hebt sich Shiin, schwarzhaarig und fast immer dunkel gekleidet klar von der hellhaarigen Hélène ab.

Gleichzeitig leistet Evelyne Bösch auch beim Paneling grandiose Arbeit. Mal wählt sie für Shojo-Manga schon fast untypisch strenge Panelings, dann wieder erstrecken sich einzelne Bilder quer über Doppelseiten, um ihre Wirkung zu verstärken. Und es funktioniert: Gerade die entscheidenden, oft auf einer Seite allein stehenden Szenen bleiben im Gedächtnis.

Das ist auch die eigentliche Leistung dieses Manga: Hier fällt nichts auseinander, man hat weder das Gefühl, dass die Bilder die Geschichte bei weitem übertreffen wie z.B. bei Marika Herzog, noch dass die grafische Umsetzung der Story nicht gerecht wird wie beim Daisuki-Vorgänger "A Kiss in the Dark". Es passt einfach alles zusammen und das ist es, was diesen Manga rundum empfehlenswert macht. Auch für Romantikverächter, die sonst einen großen Bogen um Daisuki-Serien machen, lohnt sich hier ausnahmsweise ein Blick.

Fazit: "Feed me Poison" ist eine grandiose letzte Veröffentlichung deutscher Zeichner in der Daisuki und man darf hoffen, dass Carlsen die Eigenproduktion von Manga damit nicht ganz abschreibt und dass Evelyne Bösch noch viele grandiose längere Stories wird zeichnen können!


Die Mangas
Cover Oneshot
Termin: August 2012 - Verlag: Carlsen - erschienen     [Amazon]
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