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Fanart

Ceresta   [Zeichner-Galerie] Upload: 24.07.2016 11:47
Teil 8 meines künstlerischen Lebens/ "Leidens"-laufes, der leider wahnsinnig lange auf sich hat warten lassen.
Das Bild war wie alle anderen davor schon letztes Jahr fertig, aber irgendwie bin ich mit dem Upload ins Stocken geraten.
Vielleicht lag es an der Thematik und es ist mir dann doch irgendwie schwer gefallen darüber zu schreiben oder es lag einfach nur am Organisationsstress, der ausgebrochen ist, nachdem ich die Zusage für das Illu-Studium in Hamburg bekommen habe (das mich sehr viel Zeit kostet, mich dafür aber irre glücklich macht!). Zu dem Studium komme ich demnächst auch noch ausführlicher, jetzt will ich erst einmal zu Ende bringen, was ich letztes Jahr angefangen habe, damit ich endlich zu "neuem" übergehen kann...ich hoffe, ihr seid trotz langer Wartezeit immer noch dabei.
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Vielleicht beginne ich mit einem kurzen "Was bisher geschah...".
2013 habe ich meine Ausbildung zur Grafikdesignerin abgeschlossen. Da mich der Beruf aber so gar nicht glücklich machen wollte (siehe dieses Bild), wollte ich danach unbedingt ein Studium im Bereich Illustration ausprobieren, war aber aufgrund der aussichtslosen Krankheit meines Vaters (Prognose: Tod in spätestens zwei Jahren) nicht in der Lage weit weg zu ziehen und bin folglich geblieben. Zeitgleich habe ich ein Praktikum am Theater aufgenommen (siehe letztes Bild), wo ich die Möglichkeit hatte hin und wieder auch zu Hause zu bleiben, wenn es meinem Vater mal wieder entsprechend schlecht ging.

Wenige Tage nach dem Ende meines Praktikums ist mein Vater dann auch verstorben.

Wenn ich vor diesem Grab stehe höre ich immer nur die gleiche Leier: "Ich wusste ja schon immer, dass aus dir nichts wird, dass du nichts auf die Reihe kriegst, dass du kein Talent hast, nicht gut genug bist... (bitte endlos fortdenken)." Das sind nämlich die letzten Worte, die ich von ihm mitbekommen habe. Im Grunde hat er das mein ganzes Leben lang so gemacht, aber so richtig viel Gewicht haben diese Vorwürfe für mich erst bekommen, als sie "endgültig" waren. Zu seinen Lebzeiten habe ich solche Sätze immer mit einem "jaja" und einem Schulterzucken über mich ergehen lassen.
Als wir seine Beerdigung mit der ganzen Verwandtschaft an einem Tisch geplant haben und mein Bruder sich ein paar nette Worte überlegt hat, waren alle der Meinung meine Wenigkeit müsse dann doch auch irgendwas gutes über meinen Vater zum Besten geben... Mir ist nichts eingefallen, außer diesen Sätzen.
Er war kein schlechter Vater, er hat sich wirklich viel um mich (und vor allem meine schulischen Leistungen) gekümmert. Vielleicht schreibe ich diesen Text auch erst jetzt, weil ich nach fast zwei Jahren Abstand etwas anders darüber denken kann. Was er da zum Ausdruck gebracht hat, waren seine Sorgen. Nur war er so ungeschickt und hat sie zu "Tatsachen" formuliert. Er wollte, dass aus mir was wird und dass ich auf eigenen Beinen stehe, aber er hat es mir nie zugetraut und hat mir indirekt einen Vorwurf daraus gemacht. Dass das nicht besonders förderlich für das Selbstvertrauen eines Kindes, einer Jugendlichen und auch jungen Erwachsenen war (die ich ohnehin nie sonderlich nie selbstbewusst war), könnt ihr euch denken.
Grundsätzlich habe ich mich mit meinem Vater schon einigermaßen gut verstanden, wir waren einfach nur grundverschieden. Er wollte immer Sicherheit und Vernunft und ich war einfach immer sehr kreativ und handle eher nach Bauch als nach Kopf. Das verträgt sich natürlich nicht sonderlich gut, deswegen gab es zwischen uns eigentlich von klein auf immer gewisse Spannungen. Wir haben uns ziemlich oft in die Haare gekriegt, haben uns dann meistens aber auch wieder spätestens nach ein paar Stunden wieder eingekriegt. Aber dennoch war das irgendwie eine sehr anstrengende Beziehung, die von beiden Seiten mit sehr negativen Vorwürfen geführt wurde.

Auf jeden Fall gingen mir diese Sätze kurz nach seinem Tod monatelang ohne Pause durch den Kopf. Und irgendwann wurden sie auch für mich zu einer "Tatsache". Was das mit mir und auch mit meinen Zeichnungen gemacht hat, erfahrt ihr im nächsten Bild...

Das Grab habe ich übrigens seit mindestens einem Jahr nicht mehr besucht. Für mich war das von Anfang an nicht mehr als ein Blumenbeet, dass mir gelegentlich als Erinnerungshilfe für meine Unfähigkeit gedient hat. Freiwillig stelle ich mich nie davor...
Themen:
Gefühle, Familie, Selbstdarstellung (Real-/Mangastil)

Stile:
Tusche, Collage, Fineliner

Unterthemen:
Hass, Trauer

Format:
ca. A4, Sprechblasen nachträglich aufgeklebt

Beschwerde


Kommentare (3)

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Von:  PalomaBoheme
2016-07-25T17:27:52+00:00 25.07.2016 19:27
Ein schwieriges Thema, dass du meiner Meinung nach toll umgesetzt hast. Es ist natürlich sehr schade, dass dir diese Vorwürde nun als letzte Worte deines Vaters im Kopf bleiben aber ich denke du bist, gereade durch die Kunst, dabei die Sache auf- und auch zu verarbeiten. Meiner Meinung nach du bist eine starke Persönlichkeit, die endlich ihren Weg gefunden hat und ich möchte dich bitten den Kopf oben zu halten. Du machst das Richtige! :)
Antwort von:  Ceresta
25.07.2016 21:29
Vielen Dank für die lieben und aufbauenden Worte.
Ich habe auch das Gefühl jetzt gerade auf einem ganz guten Weg zu sein und werde mich bemühen den Kopf weiterhin hoch und den Blick nach vorne zu halten! :)
Von: abgemeldet
2016-07-24T17:09:42+00:00 24.07.2016 19:09
Das Bild sagt alles, die ganze Geschichte die ich eben in der Beschreibung las. :(
Es ist hart und nicht leicht aber man muss diese Stimme stummschalten,
denn ich finde dieses Bild nicht nur gelungen. Ich finde du hast auch wahnsinniges Talent. Dein Zeichenstil ist nicht nur schön du kannst auch alles sehr realistisch zeichnen und hat eine total kräftige Atmosphäre. Also mach weiter so und nicht nach hinten sehen. Du hast nämlich durchaus das Zeug dazu noch viel zu erreichen. :)
Antwort von:  Ceresta
24.07.2016 19:40
Vielen lieben Dank!
Das ist wirklich ein sehr schönes Kompliment, dass mich definitiv motiviert weiter zu machen, danke. :)
Antwort von: abgemeldet
24.07.2016 19:43
<3