Vampire von abgemeldet (Auf der Jagd nach dem Buch der Schatten) ================================================================================ Kapitel 11: Der Fremde mit den schwarzen Augen ---------------------------------------------- Liliane war, nachdem sie ihren Schützling am gestrigen Abend so plötzlich verlassen hatte, In ihre Villa zurückgekehrt. Es war keine gute Nacht gewesen, fürchtete sie doch, gleich zwei ihrer Kinder verloren zu haben. Sie bedauerte es bereits, Kileath so einfach sich selbst überlassen zu haben. Sie wollte ihn sehen, mit ihm reden, ihn wieder dort hin holen, wo er hingehörte, nämlich in ihre Obhut. Allein strich sie durch die Gassen der Stadt, das angenehme Prickeln kühler Regentropfen auf der Haut, als ein großer Wagen sie beinahe überrollte. Einen Moment lang fand sie sich selbst überrascht, doch gewann sie ihre Fassung schnell zurück. Das Gefährt hielt einige Meter weiter inne und ihm entstieg ein junger Mann. Er mochte vielleicht 17 sein. Seine Haut war hell, doch konnte man ihrem Teint deutlich ansehen, dass er aus südlicheren Regionen stammte. Schlank war er, sein Körper von sportlichem Charakter. Seine dunklen Augen musterten die Obervampirin und in ihnen lag eine tiefe Dunkelheit, die selbst Liliane zurück schrecken ließ. Ein Vampir.. sie kannte ihn nicht, und er war in ihr Gebiet eingedrungen. Liliane beschloss, ihn unter die Lupe zu nehmen. Etwas an ihm, wollte ihr nicht gefallen, obgleich sie es nicht benennen konnte. Langsam strich sie sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht und seufzte leicht. Er traf sie in keinem Guten Zustand. Sie hatte schon lange nichts mehr getrunken und sie war zu sehr mit ihren Pflichten beschäftigt gewesen, fühle sich müde und ausgelaugt. Dennoch straffte sie ihre Haltung. „Guten Abend werte Dame! Entschuldigt diesen Zwischenfall.'' Der Fremde verbeugte sich, wobei sein Schwarz glänzendes Haar ihm in das wohlgeformte Gesicht fiel. „Mit wem habe ich die Ehre?“ fragte die Obervampirin und sah ihn ernst an. Sie war durchnässt und der Unterschied zwischen ihr und einer jener billigen Hafenhuren nur noch ein unbedeutender. Der schwere Stoff ihres roten Samtkleides klebte an ihrem Körper, klamm und unangenehm, selbst für sie, die niemals um eine Erkältung fürchten musste. „Ramirez Bianco. Verzeiht, ich bin schon eine geraume Zeit unterwegs und fremd hier. Möglicherweise kann ich das Ungestüm meines Kutschers wieder gut machen, indem ich euch mitnehmen und ihr könntet mir die Güte erweisen, mir bei der suche nach einer …passenden.. Unterkunft behilflich zu sein? Miss..?“ „Liliane.. Liliane e Shariot.... !", sagte sie dann und sah ihn an, während sie in die kleine Kutsche stieg. Sicher war dieses Gefährt keines, welches sie ausgesucht hätte. Eine leichte kutsche, geeignet für zügiges Reisen, doch vollkommen ohne jeden Komfort, alt und an vielen Ecken verschlissen, obgleich jener junge Mann durchaus keinen herunter gekommenen Eindruck machte und sich seine feine, dunkle Kleidung von dem abgenutzten Rot des Sitzpolsters in alarmierender Weise abhob. Wenige Sekunden Später hörte man das Knallen einer Peitsche, und die Kutsche begann sich ratternd in Bewegung zu setzten. „Was führt euch nach Paris?" „Nun, eigentlich treibt mich eine gewisse Ziellosigkeit, ich hatte in letzter Zeit einfach nichts zu tun, und suche daher etwas Gesellschaft. Mit dem Tode meines Schöpfers, verlor ich leider meine Kontakte.'' Er seufzte. „Seitdem ziehe ich durch die Gegend, ich habe beschlossen mich hier in Paris niederzulassen.'' Liliane horchte auf. Noch hatte sie sich nicht zu erkennen gegeben als die jenige, die sie war, obgleich ihr Name nicht ohne Bedeutung war und es einen kleinen Teil ihrer Eitelkeit kränkte, dass jener Vampir ihn nicht kannte. Noch immer wartete sie. Vielleicht konnte sie auf diese Art etwas erfahren, dass ihr sonst verschlossen blieb. Sie konnte keine weiteren Schwierigkeiten gebrauchen und selten fügte sich ein Vampir einfach so in eine neue Domäne. Außerdem spürte se deutlich, dass es noch mehr gab, noch mehr zu berichten, was der Fremde hinter einer Mauer des Schweigens und einem höflichen Lächeln verbarg. „Ihr werdet die Zustimmung der hiesigen Ordenführerin benötigen, wenn ihr euch hier nieder zu lassen wünscht“ '“Aha und wo finde ich die?'' fragte Ramirez leicht unwirsch, wenn auch nicht unfreundlich. Er war rastlos und ungeduldig und er hatte das Gefühl, das etwas mit seiner Begleiterin nicht stimmte. „Wenn ihr mich mitnehmt bringe ich euch zu ihr. Ich muss dort auch noch etwas erledigen!" Liliane schmunzelte innerlich. Sie mochte derlei Spiele und die Vorstellung, wie sein Gesicht aussehen würde, wenn sie ihm entgegentreten würde als das, was sie war, entschädigte sie für seine Unkenntnis ihres Namens. „Gut!“ Ramirez gab dem Kutscher ein Zeichen, welcher sich daraufhin von Liliane die Wegbeschreibung geben ließ. „Wieso ist ausgerechnet Paris die Stadt, auf welche eure Wahl fiel? Gerade jetzt ist es hier.. unruhig und mehr als sonst irgendwo haben sich hier Jäger versammelt, denn jener Pakt, der hier vorherrscht scheint sie eher anzuziehen denn fern zu halten.“ „Ich fürchte mich nicht vor Menschen, und ich scheue auch keinen Kampf. Jäger.. Ich kenne sie, aber manchmal wird auch ein Jäger zum gejagten…“. „Das ist wohl war.. oh.. wir sind da!" Liliane war nicht entgangen, dass sich jenes jungendliche Gesicht verfinstert hatte, als ob eine dunkle Wolke sich über ihn gelegt hätte, doch verschwand diese rasch wieder. Seine Worte waren leise gewesen, doch haftete ihnen eine Drohung an, eine Drohung, welche sich gegen einen jeden Jäger zu richten schien, der es wagte ihm nahe zu kommen. Ein solcher Vampir mochte ihre Pläne gefährden, wenn sie ihn nicht unter Kontrolle halten konnte. Nein, sie konnte keinen Unruhestifter brauchen. „Bitte tretet doch ein und entschuldigt mich für einen Moment.“ Damit verschwand die zarte Mädchengestalt mit dem hellen Haar und ließ den tropfenden fremden allein im großzügigen Eingangsbereich jenes wie ein Palast anmutenden Gebäudes zurück. Dieser schaute ihr nachdenklich nach. Seine Hände glitten gedankenverloren über den Griff seiner Waffe. „Bald..“ murmelte er „Bald ist es soweit.“ Er spürte nicht die Erschöpfung der langen Reise und nicht die Kälte seiner klammen Kleider. Es war taub geworden gegen solcherlei. Auch hatte er keinen Blick für die Kunstvolle Umgebung, in welcher er sich nun wieder fand. Den beiden Dienern, die ihm den Mantel abnehmen wollten, warf er lediglich einen finsteren Blick zu, ehe er sch auf einem der vielen Stühle niederließ um zu warten. Wenig später riss eine feine, süße Stimme ihn aus seinen Gedanken. „Verzeiht, dass ich euch warten ließ. Darf ich euch nun recht herzlich in meinen Gefilden Willkommen heißen? Ich bin die hiesiger Ordensführerin.. Liliane e Shariot!“ Lilianes Haar war nun zu einem aufwendigen Zopf zusammengesteckt, sodass ihre zierliche Nackenpartie entblößt war. Das feuchte rote Kleid, hatte sie gegen ein grünes getauscht, welches der Farbe ihrer Augen schmeichelte und um ihren Hals trug sie ein glitzerndes Geschmeide. Ein schalkhaftes Lächeln umspielte die wohl geformten Lippen und mit der gespannten Begeisterung eines Kindes, beobachtete sie die Gesichtszüge ihres Gastes. Ramirez stutzte einen Moment, dann begann er schallend zu lachen. “Ich muss zugeben, dass es euch gelungen ist, mich zu überraschen. Er sah sie grinsend an. „Ist dass einer eurer Zeitvertreibe? Lauert ihr unbedarften Reisenden immer beim Stadteintritt auf?'' „Nun, ob ein Reisender tatsächlich unbedarft ist, lässt sich schwerlich auf den ersten Blick feststellen. Manchmal mag es jedoch von Vorteil sein einen Fremden persönlich zu begrüßen und sich ein Bild von ihm zu machen, um die Wahrheit über ihn zu erfahren, oder zumindest einen Teil der Selben. ", sagte sie ernst und wies ihn zu einem Sessel in der Nähe. “Die Wahrheit ist stets Ansichtssache.'', erwiderte Ramirez und setzte sich. '“Es gibt feststehende Dinge, aber Wahrheit ist von Person zu Person verschieden.'' Seine dunklen Augen blieben auf ihr haften '“Nun, was ich von euch möchte, dürfte euch ja wohl bereits klar sein.'' „Ja.. meine Einwilligung das ihr hier verweilen dürft.. aber.. diese vergebe ich nicht so schnell.. Beweißt mir das ich euch trauen kann und das ihr kein Unruhestifter seid. Dies ist meine Domäne, meine Verantwortung und ich kann keinen Aufrührer brauchen." Liliane ließ sich auf das Sofa sinken. Ramirez schmunzelte, doch lag etwas Bedrohliches in seinen Zügen, als er sprach. „Mademoiselle, seid versichert, dass mir nichts ferner liegt als euch Schwierigkeiten zu bereiten. Ich habe meinen eigenen Angelegenheiten zu folgen, aber ihr habt Recht wenn eure Bedenken euch vor meinem Temperament warnen. Ich kann euch nichts geben als mein Wort, dass ich mich weder gegen euch noch ein Mitglied eurer Gefolgschaft stellen werde, zugleich muss ich jedoch anfügen, dass ich es nicht dulde, dass sich jemand in meine Angelegenheiten mischt.“ Liliane hatte aufmerksam gelauscht und dachte nun einen Moment über die Worte des Anderen nach. „Ich nehme an, ihr werdet mir nicht mitteilen, welche Angelegenheiten es sind, in de ihr keine Einmischung wünscht?“ „Eure Gabe der Einschätzung ist erstaunlich Miss e Shariot.“ Ihre Augen leuchteten auf. „Bedauerlich, dass ich dieses Kompliment nicht erwidern kann Monsenieur Bianco. Ich habe lange und hart gekämpft um den Frieden, der in Paris herrscht und der doch so zerbrechlich ist. Eigene Angelegenheiten gibt es in dieser Stadt nicht, denn jedes kleinste Ungleichgewicht mag das schmale Brett kippen, auf dem wir balancieren. Wenn ihr also euren Geschäften nachgehen wollt, so würde ich es begrüßen, wenn ihr dies an einem anderen Ort tätet. Seid mir dennoch als Gast willkommen, solange die Vorbereitungen eurer Abreise andauern.“ Fest war ihre Stimme nun. Sie hatte entschieden und war es gewohnt, dass man ihr gehorchte. Sie hatte die Pflicht zu wissen, was vor sich ging und dass jener Vampir sich in eine Wolke des Schweigens hüllte, hatte ihre Bedenken gegen ihn erhärtet. Langsam erhob sie sich. „Ihr werdet mir verzeihen, wenn ich mich nun entschuldige, denn es gibt viele Aufgaben, die mich beanspruchen.“ Sie wartete, dass auch ihr Gast sich erhob, dessen Mienenspiel verärgerte Verblüffung zeigte. Er hatte nicht damit gerechnet so abrupt abgewiesen zu werden. „Wie ihr wünscht. Man kann nicht anders als Bewunderung zu empfinden für den Feuereifer, den ihr eurem Amt und den Problemen anderer widmet. Ich nehme an, da bleibt nur zu wünschen, dass ihr den euren eben so viel Aufmerksamkeit schenkt.“ Er verbeugte sich, und seine Augen funkelten sie an. „Gehabt euch wohl Miss e Shariot.“ Damit verließ er sie. Liliane sah ihm nach, ein Hauch von Ärger in ihrem blassen Gesicht. Welch rüpelhafter Vampir, zügellos und ohne Respekt! Natürlich widmete sie den eigenen Problemen ihre Aufmerksamkeit…. Jose… nein… Kileath… Sie erinnerte sich daran, dass es ihr Schützling gewesen war, den sie eigentlich gesucht hatte, als jene Kutsche sie beinahe über den Haufen gefahren hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)