Dunkle Lieder von Zephira ================================================================================ Prolog: -------- Kein Tageslicht erhellt die undurchdringliche Finsternis des Unterreichs und nur Unwissende oder Lebensmüde steigen in die Dunkelheit hinab um deren Geheimnisse zu ergründen. Die Bewohner des Unterreichs haben sich perfekt an die Umgebung angepaßt und so manch ein wagemutiger Abenteurer starb ohne seinen Mörder zu sehen. Die grausamen Dunkelelfen sind nur eines der finsteren Völker des Unterreichs und zugleich die gefürchtetsten. Jahrtausende lang leben die Dunkelelfen schon unter der Oberfläche, verstoßen von ihren Geschwistern der Oberwelt und ihr Haß brennt heiß auf die Lichtelfen, doch der Haß auf sich selbst ist fast genau so groß. Scheinbar kennen die Dunkelelfen nur Kampf, Zorn, Neid und Unterdrückung, was wäre aber wenn sich in dieser unfreundlichen Umgebung ein liebevolles Herz findet? Das Mitleid mit den Sklaven hat die sich die Dunkelelfen halten? Welches Schicksal erwartet das Mitfühlende Herz? Es ist der Tod... Unruhig warf die schöne Elfe ihren Kopf hin und her. Ihr Atmen ging schwer und stoßweise. Gequält stöhnte sie bei der nächsten Wehe auf und die finstersten Flüche die ihr in den Sinn kamen flossen über ihre Lippen. „Ihr habt es gleich geschafft, Herrin.“ Murmelte die Hebamme der Kriegerin zu. Alauniira, oberste Klinge der Dunkelelfen Armee und stolzes Mitglied der Familie Xilystin lag in den Wehen ihres ersten Kindes und es war, bei Lolth, kein Zuckerschlecken. Zornig schrie die Elfe ihre Schmerzen hinaus und nur wenig später folgte das laute Schreien eines Babys. „Es ist ein kleiner Junge.“ Behutsam legte die Hebamme das kleine Bündel seiner Mutter in die Arme. Angewidert sah die Kriegerin auf ihren Erstgeborenen gefolg von einem unwilliges Knurren. Warum mußte auch ihre erstes Kind ein Junge sein? Männer waren doch nichts mehr als Spielzeug, daß man gebrauchen und wieder wegwerfen konnte! Überrascht keuchte Alauniira auf als sie ihrem Sohn in das Gesichtchen sah. Die Augen des Säuglings schimmerten in einem eigenartigen blauen Glanz und nicht wie es für fast alle des Volkes der Dunkelelfen üblich war, in einem roten Farbton. „Holt eine Kerze.“ wies die Elfe die Hebamme an. Eilig folgte die Frau dem Wunsch ihrer Herrin und brachte der Dunkelelfe die gewünschte Lichtquelle. Mit einem Wort entfachte die Elfe den Docht und zischte gequält auf als sich das ungewohnt helle Licht durch ihre an Dunkelheit gewöhnte Augen fraß. Es dauerte einen Moment bis sie sich daran gewöhnt hatte, dann hielt sie die Flamme über ihren Sohn. Er hatte strahlende blaue Augen. Genauso wie sein Vater. Zornig starrte sie wieder das Baby an. Der Gedanke an den Erzeuger des Kindes brachte sie zur Weißglut. Er war nichts weiter als ein Sklave gewesen, ein Geschenk der Königin für ihre guten Dienste. Sie mußte sich eingestehen das sie sich zu ihm hingezogen fühlte und je länger er in ihrer Nähe war um so stärker wurde ihr Verlangen. Eines Nachts hatte sie Dirin zu sich geholt und sie hatten sich Leidenschaftlich geliebt, doch am nächsten Morgen war der Sklave verschwunden. Natürlich hatte Alauniira die gesamte Stadt durchkämmen lassen und auch mehrere Suchtrupps in die weitverzweigten Höhlensysteme des Unterreichs geschickt. Doch die Suche war erfolglos geblieben. Es dauerte seine Zeit bis sich die Kriegerin beruhigt hatte. Nie zuvor war ihr ein Sklave abhanden gekommen und ihre Wut milderte sich kaum als sie die Folgen der Liebesnacht mit Dirin bemerkte. Und jetzt hielt sie das Ergebnis in den Händen. Unwirsch gab sie der Hebamme das Kind zurück. „Bring es zu meiner Schwester. Sie soll sich um ihn kümmern. Die Königin erwartet mich.“ „Aber Herrin...“ „Du wagst es zu widersprechen?!“ zornig sah sie auf die Frau herab, während sie sich nebenbei wieder vollständig ankleidete. „Nein Natürlich nicht, vergebt mir.“ Die Hebamme verbeugte sich leicht „Er hat noch keinen Namen, Herrin...“ fuhr die Sklavin zögernd fort. Alauniira schnaubte und warf ihrem Sohn einen kurzen Blick zu. „Er soll Ilmryn heißen.“ Kapitel 1: ----------- Jahre waren vergangen und aus dem Baby war ein stattlicher junger Elf geworden. Für einen Dunkelelfen war er sehr groß gewachsen. Die meisten seiner Artgenossen mußten zu ihm Aufblicken um ihm in die Augen sehen zu können...was Ilmryn ganz gelegen kam. So groß zu sein hatte durchaus seine Vorteile. Seine ungewöhnlichen saphierblauen Augen verschleierte er mit einem einfachen Illusionszauber. Diesen Trick mußte er schon als Säugling beherrscht haben, denn außer seiner Mutter und der Sklavin die bei seiner Geburt dabei gewesen war, wußte niemand davon. Die Sklavin selbst konnte davon niemandem mehr berichten. Seine Mutter Alauniira hatte ihr die Zunge abschneiden lassen um sicher zu gehen das es auch ein Geheimnis blieb. Auf eben dieser Sklavin ruhten nun Ilmryns Augen. Blaß und erschöpft kauerte sie zu seinen Füßen und sah ihn flehend an. Mit undurchdringlichen Blick sah er die Frau an bevor er abfällig den Mund verzog „Wieso sollte ich eine gute Sklavin töten? Tot nützt sie mir nichts.“ „Sie hat eines der Brote gestohlen.“ Erwiderte sein Verwandter. Stumm maßen sich die Blicke der jungen Männer. Ilmryn konnte seinen Vetter noch nie leiden. Alok war ein selbstgerechter, neiderfüllter, großmäuliger Feigling, der nur an Unterlegenen seine Macht demonstrieren konnte. Vor Ilmryn hatte er Angst und wagte nur hinter dem Rücken des Jüngeren ein böses Wort zu verlieren. Obwohl Ilmryn einige Jahre jünger als Alok war, hatte der junge Dunkelelf einen gewissen Ruhm und Macht erlangt. Es wurde sogar gemunkelt, er wäre ein Günstling der Königin. Haß flackerte in Aloks roten Augen auf, bevor er scheinbar demütig den Kopf senkte. „Das wird ein Nachspiel haben Ilmryn.“ „Verschwinde Alok.“ Herrschte Ilmryn den Älteren an, dann wandte er sich an die Sklavin „Und du geh wieder zurück an deine Arbeit. Und laß dich nicht noch einmal erwischen.“ Fügte er leise hinzu und seine zuvor kalten Augen nahmen einen milderen Ausdruck an. Hastig verbeugte sich die stumme Frau und floh regelrecht aus der Halle. Entnervt fuhr sich Ilmryn über die Augen. Die beinahe tägliche Auseinandersetzungen mit seinem Vetter waren eine nervenaufreibende Angelegenheit. Nicht nur, das er immer in seiner Einheit mit Alok zu tun hatte und dessen ewigen Herausforderungen, nein er mußte auch sonst bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Unzufriedenheit an ihm auslassen. Ilmryn war der bessere Kämpfer von beiden. Niemand aus seiner Einheit konnte ihm im Schwertkampf das Wasser reichen, selbst seine Mutter hatte Mühe die Attacken ihres Sprößlings zu parieren. So war es nicht verwunderlich das Ilmryn für den Posten einer Klinge vorgeschlagen wurde. Die Klingen waren die Eliteeinheit der Dunkelelfischen Armee. Bisher hatte sich noch kein Mann für diese Einheit qualifiziert. Männer hatten in der Dunkelelfischen Gesellschaft eher weniger zu sagen. Sie wurden, wenn sie Potential hatten, oftmals als Magier ausgebildet. Hatten sie keine größeren magischen Fähigkeiten wurden sie als einfache Soldaten ausgebildet und verrichteten ihren Dienst im Namen der Königin. „Ich fürchte Alok wird dir weiterhin Schwierigkeiten machen.“ Überrascht wandte sich Ilmryn um und sah einen winzigen Blauvioletten Drachen vor sich in der Luft flattern. „Sarúl! Was machst du hier unten? Du weißt doch das dich niemand sehen soll.“ Hastig schnappte Ilmryn den kleinen Drachen und verbarg ihn in seiner Hand. Seine Augen wanderten suchend in der prächtigen Halle umher, um sicher zu gehen das auch niemand den Mini Drachen gesehen hatte. Aber außer den großen Spinnenornamenten an den meterhohen Wänden und den Statuen, die diverse Dunkelelfen darstellten, war kein weiteres Wesen zu sehen. Mit wenigen langen Schritten verschwand Ilmryn in einer Nische, die in regelmäßigen Abständen die runde Halle säumten und zog den davor hängenden purpurnen Vorhang zu. Die Nischen wurden oftmals zum Gebet oder für ein kleines Stell-dich-ein, während den üppigen Festen genutzt und der schwere Vorhang signalisierte, das sich jemand dahinter befand und gewährte Privatsphäre. Langsam öffnete Ilmryn seine Hände und ließ den Drachen frei. „Mir war langweilig. Ich muß ja immer in deinem Gemach bleiben und deine Bücher kenne ich schon auswendig.“ schmollte Sarúl „Bitte nimm mich mit.“ „Du würdest beim Kampftraining nur stören, außerdem möchte ich nicht das dir was geschieht...und hör auf mich so bettelnd anzusehen. Das ist widerlich.“ „Och...“ beleidigt flog der Drache von dannen. Schmunzelnd sah der junge Elf seinem kleinem Freund nach. Vor einigen Jahren war der kleine Drache plötzlich vor Ilmryn erschienen und war seither nicht mehr von seiner Seite gewichen. Anfänglich wollte er die kleine Nervensäge schleunigst wieder los werden, doch irgendwann hatte sich der Elf damit abgefunden Sarúl als Begleiter zu haben und es war nicht das schlechteste. Der Drache hatte ein paar nützliche Zaubertricks auf Lager. So konnte er sich zum Beispiel nach belieben Unsichtbar machen und spionieren. Leider war Sarúl sehr unachtsam und stieß des öfteren gegen Gegenstände oder Personen, was immer für Aufruhr sorgte. Das war nur einer der Gründe warum Ilmryn ihm verbot nach draußen zu gehen. Das kleine Geschöpf neigte zudem dazu Dunkelelfen zu beißen die etwas böses taten. Alok war ein besonders beliebtes Opfer. An den Gedanken daran wie sein Vetter sich theatralisch seine blutende Hand gehalten hatte, brachte Ilmryn zum grinsen und gut gelaunt begab er sich zu seinem Dienst. Seine Laune hielt sich nicht lange. Auf halben Weg zur Garnison hörte er das verzweifelte Schreien einer Frau. Ilmryn beschleunigte seine Schritte und erreichte bald den Ort des Geschehens. Eine junge Menschenfrau beugte sich schützend über einem kleinen Mädchen. Der Rücken der Frau war blutüberströmt und häßliche Striemen zierten den schlanken Körper. Das kleine Mädchen klammerte sich weinend an seiner Mutter fest. Hinter der Sklavin stand eine kleine Gruppe von Dunkelelfen und ergötzten sich an dem Schauspiel das sich ihnen bot. Einer der Anwesenden hob erneut die Peitsche um sie auf den geschundenen Rücken der Frau zu schlagen. In Erwartung weiterer unsäglicher Schmerzen, wappnete sie sich, doch der Schmerz blieb aus und das Gejohle der Elfen verstummte. Zögernd blinzelte die Sklavin über ihre Schulter. Überrascht erkannte sie einen weiteren Dunkelelfen der sich schützend vor sie gestellt hatte. Das Peitschenende hatte er mit seinem Arm abgefangen. Mit einem Ruck zog Ilmryn an dem Seil und entriß dem Elfen die Peitsche. Zornig trat er an den Peitscher heran und fixierte ihn. „Was soll das?“ fragte er eisig. Sein Gegenüber starrte wütend zurück. „Das geht dich nichts an Xilystin.“ Ohne Vorwarnung packte Ilmryn den Elfen am Hals und zischte gefährlich leise. „Solltest du mich noch ein mal so respektlos ansprechen, wirst du es bitter bereuen.“ Er ließ den röchelnden Elfen los, dieser sackte nach Luft schnappend in die Knie. Die Zuschauer wichen Ilmryns Blicken aus und verzogen sich nach und nach. Ilmryns Augenmerk fiel auf die Menschenfrau, die immer noch zitternd ihr Kind beschützte. Sie schien ein neuer Sklave zu sein, den auf ihrem Oberarm waren noch keine Hausinsignien eingebrannt. „Steh auf.“ befahl er der Frau in ihrer Sprache. Zitternd befolgte sie die Anweisung, schob aber beim Aufstehen ihre Tochter hinter sich. „Ich sehe du gehörst niemanden. Ab heute wirst du in meinen Diensten stehen.“ Ängstlich sah sie den Elfen an der sie nun grob am Arm packte und sie mit sich zog. Schmerzerfüllt stöhnte die Frau auf und Ilmryn lockerte etwas den Griff. Geschwächt taumelte sie hinter dem Elfen her, doch schon nach wenigen Schritten brach sie in die Knie. Ihre kleine Tochter wimmerte ängstlich und zerrte verzweifelt an ihrem Arm „Mama steh auf...“ flehte sie Schweigend hob Ilmryn die Frau auf seine Arme und nickte dem Mädchen zu ihm zu folgen. Er war kaum ein paar Schritte gegangen als er hinter sich haßerfüllt hörte. „Das wirst du bereuen Xilystin.“ Das war das zweite mal heute das Ilmryn eine Drohung erhielt. Das mußte sein Glückstag sein. Kapitel 2: ----------- Eine kleine Anmerkung: Diese Kapitel ist deswegen so kurz geraten, da ein erhebliches Stück nicht ganz Jugendfrei ist ^_^ Vieleicht werde ich den fehlenden Teil irgendwann hochladen. Kapitel 2 „Soldat Ilmryn Xilystin! Die ehrenwerte Königin wünscht euch unverzüglich zu sprechen.“ Mehrere Köpfe flogen neugierig in Richtung des Aufgerufenen Elfen. Ilmryn unterbrach sein Schwertraining und folgte gehorsam dem Boten zum königlichen Schloß. Obwohl Ilmryn schon des öfteren im Schloß war, raubte ihm der Anblick fast jedes mal die Sprache. Der Palast war äußerst kunstvoll in die riesigen Tropfsteine geformt worden. Jeder einzelne Turm war mit einem filigranen Muster versehen, das einem gigantischen Spinnennetz glich. Die eingemeißelten Spinnen waren nicht nur schmückendes Beiwerk sondern fungierten auch als Lichtquelle, die durch dauerhafte Magie verzaubert worden war, und so dem Palast einen noch phantastischeren Anblick in der ewigen Finsternis des Unterreichs bot. Die gigantischen steinernen Spinnen waren nicht nur zur Zierde gedacht, es waren auch Wächter, die jeden Eindringling binnen weniger Augenblicke in kleine Stücke zerfetzen konnten. Die kunstvollen Verzierungen waren auch innerhalb des Schlosses zu finden und nicht weniger eindrucksvoll als die äußeren Wände. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit als er den prachtvollen Korridor zum Thronsaal hinab schritt. Das Gemurmel und die hämische Blicke der Wachen sprachen für sich. Er straffte sich und betrat selbstsicher den Saal. Mit festem Blick sah er der Königin der Dunkelelfen entgegen und ging schnellen Schrittes auf sie zu. Dilynrae war eine über die Maßen schöne Elfe. Ihr scheinbar endloses schneeweises Haar umgab sie wie ein Gespinst feinster Seide und abertausende feinster winziger Edelsteine funkelten darin. Ihren perfekten Körper, der ebenso hell wie ihr Haar schimmerte, bedeckte sie lediglich nur mit ihrem Haar und einem dünnen Gewand aus feinstem Stoff. Unvorstellbare Macht umgab die Königin und niemand zweifelte daran das sie einen mit einem Wimpernschlag vernichten könnte. In gebührenden Abstand vor der Königin blieb er stehen und verbeugte sich respektvoll. „Ihr habt nach mir verlangt, meine Königin.“ den Blick hielt er gesenkt wie es sich als Untertan gehörte. Wie er es haßte! Dilynrae musterte den jungen Elfen eingehend. „Laßt uns allein.“ Mit einem Wink verscheuchte sie ihren Hofstaat aus dem Saal. Lange Zeit geschah nichts und Ilmryn begann unruhig zu werden. Das kalte Schweigen verhieß nichts Gutes. Nach einer Ewigkeit erhob sich seine Königin. Die seidene Gewandung raschelte leise als sie auf ihn zu kam. „Ich habe gehört du hast heute zweimal eine Sklavin vor ihrer gerechten Strafe beschützt. Was hast du dazu zu sagen?“ „Ein toter oder verkrüppelter Sklave nützt nichts.“ Dilynrae verzog die Mundwinkel zu einem freudlosen lächeln. „Desweiteren höre ich das du ‚Mitgefühl‘ für das Gesindel hegst.“ geschmeidig umrundete die Königin den Krieger und blieb wieder vor ihm stehen. Sanft hob sie sein Gesicht und legte ihm einen schlanken Finger auf die Lippen um ihn am Antworten zu hindern. „Ich würde es bedauern noch mehr solcher Vorfälle zu hören...“ sie brach den Satz bedeutungsvoll ab. Ilmryn senkte demütig den Blick. Er hatte die Drohung verstanden. „Ich sehe du hast mich verstanden Ilmryn.“ Mit sanften Druck zwang sie den Elfen vor sich sie wieder anzusehen. „Ich würde deine Gesellschaft vermissen...“ hauchte sie an seine Lippen bevor sie sie mit einem hungrigen Kuß verschloß. Lange nach dem Ilmryn die König verlassen hatte saß diese stumm brütend auf ihrem Thron. Ein Handzeichen von ihr und aus dem Schatten einer der großen Vorhänge trat ein Dunkelelf hervor. „Beobachtet Ilmryn und erstattet mir Bericht.“ Der Elf nickte und wandte sich zum gehen „Und enttäuscht mich nicht Alok!“ Auf dem Gesicht des Elfen erschien ein böses lächeln. Endlich würde er die Möglichkeit haben seinen verhaßten Vetter los zu werden, er würde schon eine günstige Situation finden. Kapitel 3: ----------- Zehntage waren vergangen seit Ilmryn bei der Königin gewesen war. Die junge Menschenfrau war den schweren Verletzungen durch die Auspeitschung erlegen. Ilmryn hatte zunächst gehofft ihr helfen zu können aber das Fieber das ihn ihr gewütet hatte war mächtiger gewesen und hatte der geschwächten Frau zwei Tage nach dem Vorfall das Leben genommen. Ihre kleine Tochter sprach seit dem Tod ihrer Mutter kein Wort mehr und verweigerte das Essen. Ilmryn hatte nur mit größter Mühe geschafft das Vertrauen des Kindes zu gewinnen um sie auch letztendlich wenigstens zum essen zu bewegen. Kaya, so hatte die Mutter ihre Tochter genannt bevor sie gestorben war, wurde Ilmryns Zimmermädchen. Er ließ sie kleine leichte Aufgaben verrichten und bemühte sich das schwer erarbeitete Vertrauen weiterhin auszubauen. Sie schlief sogar in seinen Gemächern um sie vor seinen Verwandten zu schützen. Ihm tat das Mädchen leid und er wußte das sein Mitgefühl ihn noch in große Schwierigkeiten bringen würde. Diesen Gedanken sprach Sarúl laut aus. „Du solltest dich Vorsehen. Du weißt das es hier im Unterreich keinen Platz für Mitgefühl gibt.“ „Ja ich weiß es. Verdammt aber es ist doch ein Kind! Sie sollte nicht hier sein.“ Ilmryn dachte an seine eigene Kindheit zurück, die wenig erfreulich war. Er war bei seiner Tante, Aloks Mutter, aufgewachsen bis er Zehn Zeiten zählte. Danach wurde er, wie alle Kinder seines Standes, von einem Privatlehrer in dessen Haus ausgebildet. Mit seiner Mutter hatte er kaum etwas zu tun und wenn sie sich mal sahen, hatte Alauniira selten ein gutes Wort an ihn zu verlieren. Sie verachtete ihren Sohn und ließ ihn das jede Sekunde spüren. Er stieg etwas in ihrer Beachtung als er mit Fünfzehn Zeiten schon der beste seines Alters im Kampf mit dem Schwert war. Und sie erweckte den Eindruck das sie so etwas wie Stolz für Ilmryn empfand aber das änderte sich schnell wieder bis zu seinem hundertsten Lebensjahr. Ab diesem Zeitpunkt fürchtete sie ihren Sohn als Konkurrenten um den Titel der Obersten Klinge und ihre Angst bestätigte sich. Die Königin schien einen Narren an ihm gefressen zu haben und war nicht abgeneigt dem jungen Elfen die Position zu geben. Bisher konnte Alauniira sich aber behaupten und sich ihre Machtstellung vorläufig sichern. Zum Glück hatte sie einige treue Priesterinnen auf ihrer Seite, die keinen Mann in dieser Position duldeten. Lautes Weinen erregte Ilmryns Aufmerksamkeit und er sah aus dem Fenster um die Ursache dafür heraus zu finden. Was er sah ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Alok hatte das kleine Mädchen Kaya am Arm gepackt und schlug sie brutal ins Gesicht. Eilig rannte er die Treppe nach unten und hinaus in den Hof. „ALOK! Laß sie los, SOFORT!“ brüllte er seinen Vetter an. Dieser grinste böse und ließ seine erhobene Hand sinken. Herausfordernd starrte er ihn an. „Was willst du tun? Mich würgen so wie du es mit Furrae getan hast? Das Balg ist nichts weiter als eine Sklavin und eine Unfähige dazu.“ Er deutete auf den zerbrochenen Wasserkrug zu ihren Füßen. „Es ist meine Sklavin und ICH bestimme ihre Bestrafung.“ Alok schnalzte abfällig „Wir wissen beide das du dem Mädchen nichts tust. Vielleicht liegt es auch daran das du selbst der Sohn eines Sklaven bist.“ Zornig ballte Ilmryn die Fäuste „Hab ich recht?“ um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und Ilmryn noch mehr zu reizen, schlug Alok das Mädchen abermals. „Ich warne dich ´Vetter´,“ er spie das Wort regelrecht aus „treib es nicht zu weit.“ drohend trat er näher an ihn und das Mädchen heran. Für einen Moment blitzte Angst in Aloks roten Augen auf, doch er fing sich gleich wieder. Mit der freien Hand griff er nach seinem Dolch an seinem Gürtel und hielt ihn dem Mädchen an den zarten Hals. „Sklaven müssen getötet werden wenn sie sich ihren Herren widersetzen.“ Der Elf lachte irrsinnig auf und durchschnitt dem weinenden Kind die Kehle. Der kleine Kopf sackte auf die Brust und aus dem Mädchen wich mit jeden Herzschlag jegliches Leben. Achtlos stieß Alok das tote Kind von sich. Selbstsicher grinsend verschränkte er die Arme und fixierte seinen verhaßten Verwandten. Er war sich sicher das Ilmryn ihm nichts tun würde, immerhin standen um sie einige Zeugen und so dumm konnte sein Vetter nicht sein. Sein dümmliches Grinsen gefror als Ilmryn mit einem Wutschrei auf ihn stürzte. In blinder Wut hieb er auf den unter sich Liegenden ein. Rasend vor Zorn schlug er immer weiter auf ihn ein, Knochen und Zähne zerbrachen unter den Faustschlägen. Alok wehrte sich heftig und verletzte Ilmryn mehrfach mit seinem Dolch, doch gegen den rasenden Elfen hatte er keine Chance. Die Angriffe von Alok wurden immer schwächer, bis er sich schließlich gar nicht mehr bewegte. Erst der schmerzhafte Griff an den Schultern, brachten den in Raserei verfallenen Elfen in die Realität zurück. Nur langsam verblasste der rote Zornesnebel vor Ilmryns Augen. Orientierungslos sah sich der junge Elf um. Zehn Klingen umkreisten, drei weitere zerrten ihn von Aloks Leichnam. Seine Mutter stand vor ihm und starrte ihn an. Ihr Gesicht war zu einer undurchsichtigen Maske versteinert. Stumm schlug sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht „Ich wußte das du mir nur Ärger machen würdest.“ Zischte sie gefährlich. „Aber deine Strafe wird die Königin entscheiden.“ Sie gab zwei Kriegerinnen ein Zeichen und diese setzten sich mit dem Gefangenen in Bewegung. Eisige Stille beherrschte die Atmosphäre des Thronsaals. Niemand wagte zu sprechen und die Königin war in ein undurchschaubares Schweigen verfallen. Stumm fixierte sie den jungen Elfen vor sich. Er hätte Großes erreichen können. Doch seine Milde den Sklaven gegenüber war fast ebenso unverzeihlich wie der Mord an einem Familienmitglied. Nicht das es des öfteren „Unfälle“ innerhalb der Häuser gab aber offener Mord vor Publikum war etwas anderes. Zumal der Streitpunkt auch noch wegen eines minderwertigen Sklaven war. Finster lächelnd sah Ilmryn auf seine zerschundenen Hände, die er sich in seinem Zorn blutig geschlagen hatte. Er bereute nichts. Alok dieser Mistkerl hatte es nicht anders verdient. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Ilmryn bedauerte es das er dem kleinen Mädchen nicht hatte helfen können. Gerne hätte er ihr ein solch trauriges Schicksal erspart aber vielleicht war es auch besser das sie tot war. Wer ahnte schon was das Mädchen sonst noch erwartet hätte. Der Krieger wußte das er an dem öffentlichen Mord an Alok sein Todesurteil unterzeichnet hatte. Wenn er schon sterben sollte, wollte er es hoch erhobenen Hauptes tun. Stolz sah er Dilynrae in die Augen. Ein nervöses Raunen machte sich bei den anwesenden Adligen breit. Solch ein ungebührliches Verhalten ihrer Königin gegenüber war mehr als nur anmaßend und respektlos. Eine Zeitlang sahen sich die beiden Elfen unverwandt an, dann erhob Dilynrae ihre Stimme. „Der Dunkelelf Ilmryn Xilystin wird wegen Mordes an Alok Xilystin verurteilt. Seine Strafe werden 150 Schläge mit der Peitsche sein.“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. „Zudem folgt die Verbannung aus dem Unterreich an die Oberfläche.“ um das Urteil zu bekräftigen schlug sie mit ihrem spinnenartigen Zepter auf den Steinboden. Als das Echo verhallt war, fuhr sie fort. „Bringt den Verurteilten zum Tempelplatz.“ Die Prozession führte durch einige Straßen bis sie vor dem beeindruckendem Tempel ankamen. Das Gebäude gehörte zu den wenigen die nicht in einen Tropfstein geformt war. Die dunkelelfischen Erbauer hatten dem Tempel die Form einer gigantischen Spinne gegeben, deren acht lange Beine in jede Himmelrichtung zeigten. Der Tempelhof war im inneren des „Körpers“ und gab den Blick an den mit Leuchtmoos bewachsenen Höhlenhimmel frei was den Eindruck eines klaren Sternenhimmels der Oberwelt erzeugte. Seine eigene Mutter fesselte ihn zwischen die mit Spinnennetzen verzierten Säulen. In ihrem schönen Gesicht gab es kein Mitleid, nur Haß, Abscheu und Genugtuung war in den roten Augen zu sehen. Ilmryn hörte hinter sich das entrollen der Peitsche und das typische aufklatschen auf dem steinernen Boden. Er schloß die Augen, preßte die Zähne fest aufeinander und erwartete den ersten Schlag. Kein Laut kam über seine Lippen, nur das stoßweise Ausatmen verrieten die Schmerzen. Irgendwann erlöste ihn die Gnade der Ohnmacht von den unsäglichen Qualen. Kapitel 4: ----------- Das grelle Licht der Sonne fraß sich durch seine Augenlider und um sich herum vernahm er das ungewohnte trällern der Vögel. Zögernd öffnete er die Augen, bereute seinen Entschluß aber gleich wieder. Das Tageslicht war noch abscheulicher als er gedacht hatte. Ein Schatten verdunkelte die Sonne ein wenig, entsetzlich hell blieb es dennoch. „Ilmryn du lebst noch. Wie schön.“ „Sarúl?“ fragte der Elf mit brüchiger Stimme „Wer den sonst? Na komm schon setz dich auf.“ „Die Sonne...“ „Du wirst schon keine verbrannte Haut bekommen.“ witzelte der kleine Drache und spielte dabei auf die blauschwarze Haut des Elfen an. I lmryn knurrte mürrisch, erntete aber nur ein Lachen von Seiten Sarúls. Vorsichtig richtete der Dunkelelf sich auf, zog dabei aber scharf die Luft ein als ein brennender Schmerz durch seinen Rücken schoß. Der Schmerz hatte noch den Begleiter Übelkeit angelockt und Ilmryn entleerte seinen Mageninhalt geräuschvoll neben sich. Regungslos blieb er sitzen bis sich sein Magen wieder einigermaßen beruhigt hatte. Erneut wagte der Elf seine Augen zu öffnen und das helle Licht war nun weniger schmerzhaft in den Augen. Es dauerte eine Weile bis seine Augen aufgehört hatten zu tränen und er sehen konnte. Fast wie ein kleines Kind betrachtete er die Welt um sich herum. In seinen ganzen hundertzwanzig Lebensjahren hatte er nie die Oberfläche bei Tageslicht gesehen. Die Farbenvielfalt und die vielen verschiedenen Geräusche waren unbeschreiblich. „Ich bin also noch am Leben...“ murmelte er. Wackelig stand er auf und erneute Übelkeit wallte auf. Beherrscht unterdrückte er das flaue Gefühl und wankend ging er ein paar Schritte auf eine der großen Eichen in seiner Nähe zu. Sein Rücken brannte entsetzlich. Ilmryn hoffte die Wunden würden sich nicht entzünden, den dies wäre wahrscheinlich sein Tod. Und er wollte nicht am Wundfieber sterben, nicht jetzt nach dem er eine Chance auf ein neues Leben hatte. „Sarúl, kannst du für mich Arganwurzel suchen?“ der kleine Drache nickte und schwirrte davon. Erschöpft schloß Ilmryn die Augen. Er mußte so schnell wie möglich zu Kräften kommen, damit er von hier verschwinden konnte. Das Unterreich war noch zu nah und wer weiß ob es sich die Königin nicht doch anders überlegte und ihm einen Exekutionstrupp hinterher schickte um sicher zu sein das der Elf auch wirklich starb. Das die Verbannung ihm ein neues, anderes Leben gewährte, kam dem Denken der Dunkelelfen nicht in den Sinn, für sie war ein Leben an der Oberfläche gleichbedeutend mit dem Tod. Und für einen schwer Verletzten standen die Überlebenschancen noch schlechter. Hoffentlich fand Sarúl eine der heilenden Wurzeln. „Hier ist die Wurzel.“ Schlaftrunken öffnete Ilmryn die Augen. Der Tag war schon weit voran geschritten. Ein mattes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Elfen. „Danke.“ Er griff sich die frische dunkelbraune Wurzel, die der Drache ihm auf den Schoß geworfen hatte und biß ein Stück ab. Langsam kaute er auf dem Stück herum. „Ist das eklig...“ murmelte der Elf, biß aber gleich ein erneutes Stück der bitter schmeckenden Knolle ab. Mißmutig aß er die Wurzel auf. Langsam spürte er wie die Pflanze ihre Heilende Wirkung tat. Er fühlte sich deutlich kräftiger aber den brennenden Schmerz konnte es nicht lindern. Dagegen müßte er was anderes tun aber das konnte er erst wenn er aus dem Wirkungskreis der Dunkelelfen hinaus war. Ein frischer Wind kam auf und Ilmryn begann zu frösteln. Außer seiner Hose und Stiefel trug er nichts am Leib. Wie es schien hatte man ihn direkt nach dem Auspeitschen an die Oberfläche gebracht. Er brauchte dringend Kleidung und einen Unterschlupf. „Hörst du das?“ fragte Sarúl seinen Begleiter. Ilmryn horchte auf. Schwach konnte er das Getrappel von Pferdehufen hören, die in seine Richtung kamen. Vorsichtig stand Ilmryn auf und drückte sich dichter in den Schatten des Baumes. Es dauerte nicht lange und mehrere Reiter wurden sichtbar. Es schienen reiche Kaufleute oder sogar Adlige zu sein. Die Kleidung und die prächtigen Pferde zeugten zumindest von Reichtum. „Wir könnten die doch überfallen.“ „Bist du verrückt? Ich trage keine Waffe bei mir.“ Das er auch noch viel zu schwach war um sich mit fünf Menschen gleichzeitig anzulegen, erwähnte er nicht. Das verbot ihm sein Stolz, zu zugeben Schwach zu sein. Aber er würde Geld und zumindest einen Umhang brauchen um sich vor der nächtlichen Kälte zu schützen. Ein Pferd wäre auch nicht schlecht, es würde ihn schneller von hier fort bringen als er selbst zu laufen vermag. „Na und? Du hast doch mich!“ Ilmryn warf dem Drachen einen vernichteten Blick zu. Aber Moment, so dumm war das gar nicht. Er war in der Lage Illusionen zu erschaffen, somit könnte er aus dem winzigen Drachen einen riesigen Wyrm machen. Er lächelte hinterhältig. Jetzt da er nicht mehr seine Gaben zurückhalten mußte, konnte ein bisschen Übung nicht schaden. Ilmryn hatte es stets vermieden seine magischen Fähigkeiten zu Offenbaren. Um genau zu sein er mochte Magie nicht, der seltsame Geruch und Gefühl das er dabei hatte wenn er mehr als ein paar einfache Illusionen wirkte, waren ihm zuwider. „Na dann Sarúl, zeig mal was für ein furchteinflößender Drache in dir steckt.“ Und schubste den Drachen in Richtung der Reiter. Ilmryn begann sogleich die Magie zu wirken und der Winzling wuchs mir unglaublicher Geschwindigkeit zu einem riesigen Exemplar heran. Ein panischer Aufschrei ging durch die Reihen der Reiter als sie das Ungetüm so plötzlich vor sich auftauchen sahen. Hastiges ziehen der Waffen folgte und das nervöse stampfen der Pferde. Ilmryn konnte die Angst der Menschen riechen. Sarúl genoß seine Position und mit donnernder Stimme verlangte er alles Wertvolle von den Menschen einschließlich der edlen Kleidung. Die Feiglinge kamen der Aufforderung sogleich nach und warfen alles was sie an Schmuck, Gold und Waffen bei sich trugen von sich, bevor sie damit begannen ihre teuren Gewänder abzustreifen. Ängstlich und nur in Unterwäsche bekleidet traten sie dann die Flucht an und ritten so schnell wie ihre Pferde sie trugen in die Richtung zurück aus der sie gekommen waren. Kaum waren die Reiter aus dem Sichtfeld verschwunden, ließ Ilmryn den Zauber fallen. Erschöpft lehnte er sich gegen die raue Rinde der Eiche. Der Zauber war anstrengender gewesen als er gedacht hatte. Seufzend raffte er sich auf und mit wankenden Schritten gesellte er sich zu seinem kleinen treuen Begleiter und die gemeinsame Beute. „Das war ja einfach.“ Zufrieden musterte Sarúl das Diebesgut. „Das wird uns eine Weile über Wasser halten.“ Verspielt drehte der kleine Drache einen Ring zwischen seinen Krallen. „Das glänzt so schön...“ „Nichts da, der wird verkauft.“ Enttäuscht ließ der Drache den Ring sinken „Och....schade.“ widerwillig gab er den goldenen Ring dem Dunkelelfen, der dabei war den Schmuck und die Geldkatzen einzusammeln. Stolz auf den Überfall war er nicht gerade aber es blieb ihm nichts besseres übrig bis er vollständig genesen war und selbst zu Gold kommen konnte. Die erbeutete Kleidung besah Ilmryn skeptisch. Sie waren überaus bunt und reich mit Brokat und Metallfäden verziert. Er hob eine der Tuniken hoch. „Da sieht man ja wie ein Narr drin aus....“ Er entschied sich für eine dunkelblaue Tunika, sie war nicht ganz so verschwenderisch bestickt und bis auf die albernen Pluderärmel sah sie ganz passabel aus. Dazu wählte er einen schwarzen Umhang aus Brokat. Stirnrunzelnd sah er an sich hinunter, für seinen Geschmack sah er viel zu albern aus aber es bleib ihm nichts anderes übrig wenn er nicht erfrieren wollte. Von den Waffen griff sich Ilmryn einen schlanken Dolch und eines der reich verzierten Langschwerter. Den Dolch steckte er sich in den Stiefel doch zu seiner Überraschung fand er dort seinen eigenen. Verwundert sah er die Klinge an. Er war sich sicher gewesen, sie wäre ihm abgenommen worden. Wie es aussah mußten die Wächter sie übersehen haben. Fast liebevoll strich er über das schwarze mit feinen Runen gravierte Klingenblatt. „Schattenklinge...“ murmelte er leise. Den schlanken Dolch hatte er am Ende seiner Ausbildung von seinem Lehrmeister erhalten. Als Lohn für seine hervorragenden Einsätze zur Sicherung der Tunnel die sich weit um die Stadt herum erstreckten. In der Tat hatte der junge Elf einige Monster getötet die sich zu nahe an die Behausung der Dunkelelfen heran gewagt hatten. Aber nicht nur die üblichen Monster auch einige zu neugierige Abenteurer oder Zwerge waren unter seinen Klingen gefallen. Mit einer Mischung aus Abscheu wegen welchen Taten er sie erhalten hatte und froh darüber die wertvolle Waffe noch zu besitzen faßte er einen Entschluss. Er war nun nicht mehr dem Regime der Dunkelelfen unterworfen, endlich konnte er das sein was er sein wollte, ohne die ewigen Intrigen und Ränkespiele. Diese Chance wollte er nutzen um endlich seinen Platz in der Welt zu finden. „Für mich beginnt heute ein neues Leben. Ab heute bin ich Schattenklinge und nicht mehr der Dunkelelf Ilmryn Xilystin.“ saget er leise zu sich selbst. Er stand auf und ließ den erbeuteten Dolch auf den Boden fallen. Seinen Dolch steckte er wieder zurück an seinen gewohnten Platz. Nachdenklich sah er auf seine Hände, mit seiner schwarzblauen Haut konnte er sich nicht in die Menschenstädte wagen. Sie würden ihn sofort töten. Er sah zu wie sein Illusionszauber seine Haut rosig färbte und seine kurzen blauweißen Haare eine schwarze Färbung annahmen. Es war kein anstrengender Zauber und es sollte ihm Möglich sein diese Tarnung aufrecht zu erhalten wenn er sich unter den Bewohnern der Oberfläche frei bewegen wollte. Mit feuchten Augen strahlte Sarúl den Elfen an „Ich bin ja so stolz auf dich.“ Gerührt über die Worte seines elfischen Begleiters setzte er sich auf dessen Schulter und legte eine seiner Tatzen auf seine Wange. Genervt rollte Schattenklinge mit den Augen „Hör auf mich so anzusehen, das ist wirklich widerlich.“ Sarúl sah ihn an als ob er gleich losheulen würde. „Fang jetzt bloß nicht an zu heulen.“ Zu spät. Der kleine Drache schluchzte was das Zeug hielt. Kapitel 5: ----------- Die Nacht war hereingebrochen und Ilmryn fror fürchterlich. Der kalte Wind schien sich durch jede Faser seiner Kleidung zu stehlen. Solch eine Kälte war dem Elfen unbekannt. Im Unterreich herrschte eine konstante Wärme, die zunahm je weiter man sich in die Tiefen des Unterreichs verirrte. Zudem ließ auch die Wirkung der Arganwurzel nach. Er mußte schleunigst einen Unterschlupf finden in dem er sich ausruhen konnte. Das Glück schien auf seiner Seite zu sein. In der Ferne konnte er Lichter einer Ansiedlung erkennen. Die Aussicht auf ein Nachtlager und etwas zu Essen beschleunigten das Tempo mit dem der Elf und sein Begleiter unterwegs waren. Erschöpft erreichte Ilmryn die Stadtmauer und klopfte an das Tor. Einige Zeit geschah nichts dann hörte er das schaben eines Riegels und in dem großen hölzernen Tor öffnete sich ein kleines Guckloch. „Wer ist da zu später Stunde?“ „Ein müder Reisender.“ Eine Laterne wurde hochgehoben. Geblendet kniff Ilmryn die Augen zusammen. Die Wache musterte ihn kurz und schloß gleich darauf die Öffnung. Der Torwächter öffnete eine schmale Tür und winkte den Elfen zu sich. Dankbar nickte Schattenklinge ihm unter seiner Kapuze zu. „Das Gasthof zum ´Wilden Eber´ist gleich da.“ Die Wache deutete auf eines der Häuser auf der linken Seite. „Habt dank.“ Aus dem hell erleuchteten Gasthaus drangen laute Stimmen. Es schien gut besucht zu sein. Lautes Gelächter schallte ihm entgegen als er die schwere hölzerne Tür öffnete. Drinnen herrschte ein reges durcheinander. Vorsichtig schob sich der getarnte Elf an der gut gelaunten Meute vorbei. Das Volk welches sich hier tummelte war bunt gemischt. Menschen, Zwerge, einige Oberflächenelfen und sogar den ein oder anderen Gnom konnte er entdecken. Er würde hier bestimmt nicht auffallen, solange er den Zauber aufrecht hielt. Suchend hielt Ilmryn nach dem Wirt Ausschau. Hinter der wuchtigen Eichentheke wurde er fündig. „Wirt, ich hätte gerne ein Einzelzimmer für heute Nacht und eine warme Mahlzeit.“ rief Ilmryn über den Kopf eines Oberflächenelfes hinweg. Der Wirt, ein großer kahlköpfiger bulliger Kerl, nickte freundlich und rief eines der Dienstmädchen zu sich. Das Mädchen verschwand durch eine Seitentür und der Wirt schenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Elfen. „Euer Zimmer wird gerichtet, nehmt doch solange an einem der Tische Platz. Ich lasse euch gleich das Tagesgericht auftischen.“ Ilmryn nickte und legte drei Goldstücke auf die Theke. „Ist das Genug?“ Dem Wirt schienen fast die Augen aus dem Kopf zu kullern „Mein Herr, dafür werdet ihr heute Nacht königlich Nächtigen und Speisen.“ Er rief lautstark nach dem Mädchen das er vorher schon beauftragt hatte das Zimmer zu richten. Gehetzt kam die junge Frau die Treppe hinunter gepoltert. „Anna, dem Herr hier wird jeder Wunsch erfüllt und richte ihm das beste unserer Zimmer. Hopp hopp.“ Und so schnell wie des Mädchen da gewesen war, genauso schnell war sie wieder verschwunden. Der Wirt schob sich sogleich hinter der Theke vor und führte seinen spendablen Gast zu einem der kleineren Tische, die etwas abseits am Fenster standen. Mit einer freundlichen Geste bat er den Elfen sich zu setzen, dann schob sich der Wirt wieder zurück durch die gut besuchte Stube. „Du hast für mächtig viel Wirbel gesorgt.“ Schmunzelte Sarúl vergnügt. „Woher hätte ich wissen sollen das hier drei Gold gleich so viel Wert sind?“ gab Schattenklinge mürrisch zur Antwort. „Sarúl, hör auf dich Unsichtbar zu machen, ich glaube kaum das du hier Auffällst.“ Dabei deutete er mit einem Nicken an den Nebentisch an dem ein alter Mann sich mit einer kleinen grellbunten Pixie unterhielt. Das ließ sich der Drache nicht zweimal sagen und hopste von Ilmryns Schulter auf die Tischplatte. Für alle Augen sichtbar streckte sich der Winzling und es schien wirklich keinen besonders zu Interessieren. Sarúl war fast enttäuscht darüber. Es dauerte nicht lange und der Wirt tauchte voll beladen mit Essen und Trinken wieder auf. Höflich lächelnd servierte er dem Elfen die Mahlzeit. Es gab Wildschweinbraten mit Fruchtsoße und frischem Brot und dazu einen Krug voll Wein. Zögernd kostete Schattenklinge von dem Essen. Er wußte zwar das es Wildschweine gab und das man sie essen konnte nur hatte er bisher nie davon gegessen. Überrascht darüber wie gut es schmeckte, haute der junge Elf tüchtig rein. Gesättigt und müde ließ er sich sein Zimmer zeigen. Es war sauber, freundlich und für die eher bescheidenen Verhältnisse luxuriös eingerichtet. Erschöpft ließ Ilmryn den Zauber fallen nach dem er die Tür sorgfältig verriegelt hatte. Hier drinnen würde er seine Tarnung nicht brauchen. Jetzt als alle Anspannung von ihm gewichen war, spürte er nur zu deutlich die Striemen auf seinem Rücken. Der Spiegel in seinem Zimmer nutze er um sich die Wunden anzusehen. Sie schienen einigermaßen verheilt zu sein, zumindest bluteten sie nicht mehr aber er würde noch einige Zeit sich mit bedacht bewegen müssen um die Verletzungen nicht wieder aufzureißen. Und sie konnten sich immer noch entzünden. Mit einem zufrieden Seufzer ließ er sich auf dem weichen Bett sinken und war binnen weniger Momente tief und fest eingeschlafen. Kapitel 6: ----------- Ein leises knarren weckten Ilmryn aus seinem Schlaf. Seine geschärften Sinne verrieten ihm die Anwesenheit eines Fremden in seinem Gemach. Vorsichtig und darauf bedacht keinerlei Geräusche zu machen richtete er sich auf und sah sich im Zimmer um. Den Eindringling entdeckt er bei seinen Habseligkeiten. Er konnte gerade sehen wie sich der Gauner die gut gefüllte Geldkatze unter sein Hemd stopfte und sich wieder auf den Weg zur Tür machte. Mit einem Satz war der Elf aus dem Bett und hatte den Dolch ergriffen, den er zuvor unter seinem Kopfkissen versteckt hatte. Mit einem weiteren Satz war er hinter dem Eindringling und riß ihn zu sich herum. „Wohin so eilig, Bürschchen?“ Vor Schreck weit aufgerissene helle Augen sahen ihn an. „Ich hab mich nur im Zimmer geirrt.“ „Ja sicher. Nur seltsam das ich meine Tür verschlossen hatte um sich ‚einfach mal so‘ zu verirren.“ Fordernd streckte er dem Dieb die Hand entgegen und dieser gab ihm zögernd den gestohlenen Beutel zurück. Schattenklinge schubste den Dieb zu einem der Stühle „Setzen und rühr dich nicht von der Stelle.“ Ilmryn griff nach dem Laken und riß ein Stück davon ab, aus dem Augenwinkel sah er wie sich der Dieb vom Stuhl erhob und sich schleichen wollte. „Nichts da, du bleibst schön hier.“ Schnell hatte er den Burschen wieder auf den Stuhl befördert und fesselte den Dieb an den Stuhl. Drohend baute er sich vor dem Früchtchen auf und spielte mit seinem Dolch. „Und was denkst du nun was ich mit dir tun soll?“ „Mich freilassen?“ Ilmryn lachte humorlos auf. Was dachte sich das Bürschchen eigentlich? Und was dachte er sich? Einfach so ziehen lassen konnte er den Dieb nicht, töten kam nicht in Frage aber ein bißchen ängstigen konnte er den Kleinen. Langsam begann der Mond das Zimmer schwach zu erhellen, nicht das Ilmryn Licht brauchte um zu sehen. Für ihn als Dunkelelf war es natürlich sich in völliger Dunkelheit zu bewegen. Doch für seinen unerwünschten Gast schien das nicht zu zu treffen. Er keuchte erschrocken auf „Ein Dunkelelf!.“ Verdammt, er hatte nicht an den Zauber gedacht. Jetzt konnte er den Dieb auf keinen Fall mehr gehen lassen. „Ein Dunkelelf mit blauen Augen...“ „Was?“ „Du hast Blaue Augen, ich dachte Dunkelelfen haben nur rote Augen.“ „Sag mal ist dir nicht klar das ich dich töten muß? Oder glaubst du etwa ich könnte dich jetzt noch gehen lassen?“ Angst flackerte in den hellen Augen auf, schnell wandte der Dieb seinen Blick ab und starrte auf seine Schuhspitzen. „Was ist den das für ein Lärm? Wie soll man da den schlafen können?“ Sarúl erhob sich laut gähnend von dem kleinen Sofa auf dem er geschlafen hatte. „Wir haben einen Gast der uns ausrauben wollte...und du bist ja wunderbar wachsam.“ Knurrte Schattenklinge den kleinen Drachen an. „Für was den? Ich hab ja dich.“ Der Blick war mehr als vernichtend, den der Elf Sarúl zuwarf. Der Drache erwiderte nichts darauf und flog neugierig auf den Gefesselten zu. „Nimm mal die Kapuze ab, ich möchte wissen mit was wir es zu tun haben.“ Stumm sah der Dieb weiterhin zu Boden. Ilmryn seufzte und zog ihm die Mütze vom Kopf. Überrascht sah er auf die beiden Spitzen Ohren die zum Vorschein kamen. „Na sowas ein kleiner Oberflächenelf.“ Ilmryn wandte sich fluchend ab und sah aus dem Fenster „Und ein sehr Junger.“ stellte Sarúl überrascht fest und flog mehrmals neugierig um den Dieb herum. Ratlos fuhr Schattenklinge sich durch die kurzen weißblauen Haare. Sein neues Leben fing ja gut an. Er war kein herzloser Mörder und einem halben Kind konnte er auch nichts tun. Er würde den Elfen mitnehmen müssen. „Du blutest.“ „Was?“ fragte Ilmryn schon zum zweiten mal. Zögernd tastete er nach seinen Wunden. Sie mußten beim aufspringen wieder auf gegangen sein. Er drehte sich zu dem Elfen um. „Das muß sehr weh machen...“ sagte dieser und er sah den Dunkelelfen mitleidig an. „Spar dir dein Mitleid.“ „Ich könnte sie versorgen.“ „Danke nein ich komme schon zurecht.“ „Aber der Kleine hat recht, du brauchst jemand der die Wunden versorgt.“ Ilmryn schnaubte. Sarúl verstand es ihn immer wieder zur Vernunft zu bringen. „Na schön aber eine falsche Bewegung und du wirst es bereuen.“ Und befreite den Dieb von dem Stuhl. „Sarúl behalt den Oberflächler im Auge.“ Der kleine Drache nickte zur Antwort. „Könnte ich eine Kerze haben, damit ich die Verletzung besser sehen kann?“ Ilmryn griff nach der Kerze auf dem Nachttischchen und hielt sie dem Drachen vor die Nase. Dieser spukte eine kleine Flamme auf den Docht und gleich darauf wurde das Zimmer in ein weiches Licht getaucht. „Frisches Wasser müßte da hinten in der Karaffe sein.“ „Ich werde keines brauchen, ich bin der Heilmagie mächtig. Naja ein wenig...“ zögernd fügte er hinzu „und es wird wahrscheinlich schmerzhaft sein.“ „Fang schon an.“ Knurrte der Dunkelelf und setzte sich rittlings auf einen Stuhl. Ein erschrockener Laut entfuhr dem Jungen. Die Wunden waren zahlreicher und tiefer als es zu erst im Mondlicht den Anschein gehabt hatte. So weit waren die Heilkräfte nicht ausgeprägt um die Verletzungen vollständig zu heilen. Die weniger tiefen Wunden waren kein Problem aber die wirklich tiefen würden Narben bleiben. Er würde sein bestes versuchen. Sanft legte er die Hände auf den Rücken des Dunkelelfen und ließ die Magie fließen. Nach einer Weile ließ sich der Junge keuchend zu Boden sinken. Er hatte, so wie es seine Kräfte zuließen, die Wunden geschlossen und dabei alle Energie aufgebraucht. Erschöpft sah er zu dem Dunkelelfen empor. „Fertig...besser kann ich es nicht.“ „Ist schon gut...Danke.“ Ilmryn war aufgestanden und hatte sich zu dem Elfen umgedreht. Dieser lächelte matt bevor er nach hinten umkippte und sich nicht mehr rührte. Der Kleine war vor lauter Anstrengung eingeschlafen. Sanft hob Schattenklinge den Elfen auf und legte ihn ins Bett, er selbst setzte sich neben den schlafenden Dieb und hielt Wache. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)