Schnee und Schlittschuhlaufen von abgemeldet (Unliebsame und liebsame Ereignisse im Schnee) ================================================================================ Kapitel 1: Unliebsame und liebsame Ereignisse im Schnee ------------------------------------------------------- Es ist Winter! Und kalt! Und es liegt Schneeeee! Auch, wenn mich dieses herrliche weiße Zeug immer irgendwie in Schwierigkeiten oder peinliche Situationen bringt, liebe ich es einfach! *abdreh* Und hier ist wieder ein One-Shot! Damit es noch viel, viel mehr schneit! Jawoll! Widmung: Dem SCHNEEEEEE~~! Ich liebe ihn!! XD "..." - Jemand sagt etwas //...// - Jemand denkt etwas === - Rückblende ___________________________________________________________________________ "Es schneit! Kuro-chama, guck doch mal! Es schneit! Es schneit tatsächlich! Und auch noch ganz doll!", rief Fye aufgeregt und zupfte am Ärmel des Ninja, der ihn genervt ansah. "Ich sehe es! Was ist denn daran so toll? Du müsstest Schnee doch gewöhnt sein!" Damit spielte er ohne jeden Zweifel auf die dicken Kleider an, die der Blonde immer trug. "Jaa~, aber das ist das erste Mal, dass es auf unserer Reise schneit, Kuro-pi!" "Na und? Ich hasse Schnee!", fragte der Schwarze noch genervt, ehe er sich wieder der Pflege seines Schwerts zu wand. Diese ständige, aufgesetzte Freude des Blonden ging ihm furchtbar gegen den Strich. Das tat es eigentlich immer, aber heute war es noch schlimmer als sonst - das war ja schon mehr als nur lächerlich! So vollkommen auf Souhi fixiert, bemerkte er nicht, dass der Zauberer ihm einen kurzen, verletzten Blick zuwarf, ehe er wieder nach draußen sah. Das begeisterte Leuchten in seinen Augen war abgeklungen, zu seinem üblichen, unbeteiligtem Blick. Was hatte er erwartet? Vielleicht ein klein wenig mehr Interesse? Aber woran? An den großen, weißen Flocken in der Kälte oder an dem Grund, warum er den Schnee so gerne mochte? Diese Frage konnte er sich selbst nicht ganz beantworten. Er wusste nicht warum, aber er wollte diesem Mann etwas über sich wissen lassen. Seit so langer Zeit, hatte er endlich wieder den starken Wunsch, jemandem Vertrauen zu können. Manchmal schrie alles in ihm danach, seine zahlreichen Geheimnisse mit dem Schwarzen zu teilen. Aber so einfach war das nun mal nicht. Er konnte nicht einfach so, auf Kommando, über solche Dinge sprechen. Er konnte es überhaupt nicht. Stattdessen versuchte er, dem Größeren etwas von sich mitzuteilen, ohne es allzu offensichtlich zu machen. Wie oft hatte er nun schon in Situationen, in denen er mit dem Anderen alleine gewesen war, etwas zwischen seinen Worten hervor blitzen lassen? Wie viele versteckte Hinweise hatte er ihm schon gegeben? Unzählige. Und alle, ohne den gewünschten Erfolg. Kurogane bestand seinen kleinen Test nicht. Er verstand nicht die Verzweiflung hinter dem aufgesetzten Lächeln oder die Aufrichtigkeiten der seltenen, ernsten Worte des Blonden. Er verstand sie nicht, aber er sah sie. Er interpretierte sie nur leider völlig anders, als Fye es gerne hätte. Er verachtete den Zauberer dafür, dass er diese Maske trug. Er stellte keine Fragen, machte keine Vermutungen und zeigte auch kein wirkliches Interesse daran, die Psyche und Traurigkeit des Zauberers zu verstehen. Er machte ihm nur Vorwürfe. Stille, in Form von verletzenden Antworten und verächtlichem Verhalten, genauso wie Laute, in denen er Fye offen seine Abneigung ihm gegenüber aussprach. Der am Fenster Stehende seufzte leise und fuhr mit dem Zeigefinger vorsichtig über die beschlagene Glasscheibe. Er mochte Schnee wirklich und das allein war wohl schon Grund genug für Kurogane, das weiße Zeug zu hassen. Er warf noch einen kurzen Blick in die Richtung des Größeren, ehe er sich ganz von dem Fenster abwandte und in den Flur ging, um sich schnell einen Mantel über zu werfen. "Ich gehe rauhuuus!", ließ er sich noch fröhlich vernehmen, ehe er das kleine Haus verließ. Erst, als er die Tür ins Schloss fallen hörte, sah der Schwertkämpfer von seiner Beschäftigung auf. Sein Blick war streng und auf eine Art und Weise wütend, die er selbst nicht völlig nachvollziehen konnte. Wenn der Kleine jetzt verschwand, würde er unter Garantie wieder etwas Unsinniges anstellen. Und er Selbst würde ihn wieder retten müssen. So lief es doch jedes Mal. Wer war er denn bitte? Sein Kindermädchen vielleicht? Er ließ sein Schwert sinken und seufzte erschöpft. Und obwohl es ihn so dermaßen aufregte, ging er dem Kleinen einfach immer irgendwann nach, um wieder mal auf ihn aufzupassen. Er verdiente es nicht und es war nervig das zu tun, aber Kurogane tat es trotzdem. Er hatte einfach den starken Drang, diesen unbeholfenen Idioten zu beschützen, wovor er nur konnte. Zeitweise eben auch vor sich selbst, so wie es Heute wohl wieder der Fall sein würde. Einige Minuten ließ er noch so verstreichen, ehe er sich genervt vom Boden erhob. Am besten sah er noch kurz nach den Kindern, um ihnen Bescheid zu geben, dass er kurz weg war. Die Prinzessin würde sich gewiss Sorgen machen, wenn mit einem Mal beide Erwachsenen verschwunden wären und das war vollkommen überflüssig. Nur kurze Zeit später verfluchte er sich innerlich selbst für seine Fürsorglichkeit. Jetzt hatte er das weiße Manjuu an der Backe und kam nicht mehr so einfach davon. "Mokona will auch mitkommen!" "Was zur Hölle willst du da draußen??" "Mokona will auch im Schnee spielen!" "AUCH?" "Na klar! Wenn Fye und Kurogane im Schnee spielen...!" "ICH SPIELE VERDAMMT NOCHMAL NIRGENDWO!" "Warum will Kurogane dann nach draußen?", fragte das weiße Pelzknäuel und legte den Kopf schief. "Um zu gucken, was dieser idiotische Zauberer da wieder treibt und um das schlimmste zu verhindern!" "Oooooh! Kurogane macht sich sorgen um Fye! Mokona macht sich aber auch Sorgen!" "Du.bleibst.gefälligst.hier.!" "Aber...!" "NEIN VERDAMMT NOCHMAL!" Und damit riss er die Tür auf, machte einen schnellen Schritt nach draußen und schlug sie wieder hinter sich zu. Erleichtert, drehte er sich um und fixierte die, mittlerweile völlig verschneite, Gegend. Wo konnte der Quälgeist hin sein? Nach seinen Fußspuren zu sehen, fiel durch den andauernden Schneefall flach. Blieb nur die traditionelle Methode: einfach los und hoffen, dass man den Gesuchten irgendwann fand. Während er so durch das Schneegestöber stapfte, musste Kurogane einmal mehr über das kalte, gefrorene Zeug fluchen. Es nervte einfach nur. Der ganze Winter nervte. Die Bäume waren kahl, die Wolken immer grau, es war eiskalt und man konnte kaum vor die Tür gehen. Absolut widerlich. Was sollte man für einen Grund haben, diese Jahreszeit zu mögen? Tss. Er würde den Magier nie verstehen. Überhaupt, wie passte es zu seinem "fröhlichen Dasein", eine so triste Begebenheit wie Schnee und Eis zu mögen? Der Ninja kam langsam auf einen alten Spielplatz zu. Schon von weitem war zu sehen, dass er völlig zerfallen und kaputt war. War der Blonde dort? Ein so trostloser Ort würde zu ihm passen - auch wenn der Kleine das wohl niemals zugeben würde. Wie konnte man nur so höllisch verlogen sein? Obwohl es nur nach guten hundert Metern ausgesehen hatte, brauchte der Schwarze wesentlich länger für die Strecke zum verschneiten Bolzplatz. Dort angekommen, sah er sich erneut aufmerksam um. War der Kleine hier irgendwo? Wie bisher auch seinen Instinkten folgend, ging Kurogane zum zusammengebrochenen Klettergerüst und dort fand er den Gesuchten. Er saß im knietiefen Schnee, den Rücken ihm zugewandt und leicht vornüber gebeugt. Die Augenbrauen des Schwertkämpfers zogen sich bedrohlich weit nach oben. Weinte Fye etwa? Hier draußen, an einem solch kalten und einsamen Ort? Ganz alleine? Aus unerfindlichem Grund mit einem Mal zornig, packte er den Zauberer grob an der Schulter und wirbelte ihn zu sich herum. Was er nun sah, verwirrte ihn tatsächlich. Der Mann vor ihm sah ihn für einen Sekundenbruchteil überrascht an, ehe er sich übermütig die Schneeflocken aus den blonden Haaren schüttelte und ihn anlachte. Er wirkte durch und durch vergnügt. "Kuro-nyan?! Du bist auch raus gekommen! Willst du mir helfen?" Und damit deutete er breit grinsend auf den großen, weißen Klumpen vor sich, der, bei genauerem hinsehen, eine Figur aus Schnee war. Der Zauberer hatte sich offensichtlich ziemliche Mühe gegeben, ein Schnee-Mokona zu bauen. Kurogane konnte nicht umhin, sich zu wundern. Der Kleine wirkte irgendwie anders, als sonst. Nur, woran lag das? Vor lauter Erstaunen hatte er ganz vergessen, zu antworten, was den Anderen aber gerade nicht im Mindesten zu stören schien. Statt das, wie sonst immer, plötzlich sein Lächeln Mitleid erregend und seine Augen dunkel vor Schmerz wurden, griff er nach der Hand des Schwarzen, zog sich zunächst daran hoch, lachte ihn an und begann dann, daran zu ziehen. "Wenn du schon da bist, dann muss ich dir unbedingt noch was zeigen, Kuronpu!" Von der ganzen Situation irgendwie überfordert, ließ der Ninja sich einfach mitschleifen. Er achtete leider nicht richtig auf die Umgebung, da er irrtümlicherweise angenommen hatte, einen eingeschneiten Weg zu benutzen. Stattdessen kletterte der Blonde plötzlich über einen alten Holzzaun, den der Schwarze normalerweise mit einem großen Schritt überquert hätte. Kurogane stieß heftig mit dem Knie gegen die morsche Absperrung und versuchte hastig, seine Balance wieder zu finden, als er vom Magier allerdings auch schon weiter gezogen wurde und äußerst Klischeehaft vornüber kippte. Fye wurde plötzlich von hinten aus zu Boden gerissen und landete rücklings im Schnee, direkt neben seinem, alles andere als friedlich aussehenden, Reisegefährten. Dieser hatte es wohl gerade noch geschafft, sich mit den Ellbogen abzustützen, ehe er mit dem Gesicht im weißen Bodenbelag landete. "Uuuups! Du solltest besser aufpassen, Kuro-pui! Im Winter passieren leicht Unfälle, wenn man nicht aufpasst..." "Das war verdammt noch mal DEINE Schuld!! Wo - zur Hölle - willst du überhaupt hin?", fluchte der Schwarze, während er sich mühsam wieder ganz aufrichtete und nach kurzem Zögern auch den Kleineren hochzog. Dieser lächelte ihn nur entschuldigend an, ehe er auf eine spiegelglatt gefrorene Fläche nur einige Meter entfernt von ihnen deutete. "Daaaa~~ hin!", und damit zog er den Schwarzen weiter, geradewegs auf den vereisten See zu. "Und was willst du...?" "Warst du schon mal Schlittschuhlaufen, Kurokurin?", mit diesen Worten deutete der Blonde auf einen kleinen Stand, an dem man sich offensichtlich Schlittschuhe ausleihen konnte. Kuroganes Miene verfinsterte sich schlagartig um ein vielfaches. Oh, ja. Er war einmal auf diesen Höllengeräten unterwegs gewesen. Tomoyo-hime hatte ihn damals irgendwie davon überzeugen können - vielleicht hatte sie ihn erpresst? - mit ihr aufs Eis zu gehen. Es lag mittlerweile mehr als nur ein paar Jahre zurück, aber die blauen Flecken von seinen Stürzen hatte er quasi immer noch. Genauso, wie er ihr amüsiertes Lachen noch immer im Ohr hatte. Nein, er hatte wirklich nicht vor das zu wiederholen - vor allem nicht vor Fye. Dieser grinste in einer beunruhigend wissenden Art und Weise an. Die Brauen des Schwarzen zuckten nervös. Hatte er sich irgendwie verraten? "Also, ja. Sehr gut. Welche Schuhgröße hast du?" //Eher sterbe ich, als ich ihm das sage.// "Ah, ich weiß wieder. Hab's ja zufällig erst vor kurzem gesehen...", und damit verschwand der Kleine zum Stand, den Anderen völlig verdattert hinter sich zurücklassend. Woher zum Teufel wusste der Blonde seine Schuhgröße? Natürlich, er wusste allerhand Dinge, die kein normaler Mensch über Reisegefährten wissen würde, aber... seine Schuhgröße...? Und dann fiel es dem Ninja wieder ein: Fye hatte gestern in einem Anflug von Putzwahn die ganze Wohnung sauber gemacht. Die Schuhe hatten heute Morgen auffällig sauber ausgesehen. Es war unglaublich, wie der Kleine in seiner "Hausfrauenrolle" aufging. Beinahe schon unheimlich. "Kuro-chaaa~n!" Der Blonde winkte ihn überschwänglich zu sich, zwei Paar Schlittschuh in den Händen. Ein Paar schwarz und das andere in einem sanften hellblau. Gott allein mochte wissen, was mit Fye passiert wäre, wären die Hellen für den Schwertkämpfer gewesen. Immer noch murrend zog Kurogane die Schlittschuhe an - selbst nicht genau wissend, warum er nicht einfach ging und den Blonden mit seinen abgedrehten Ideen und Vorhaben allein ließ. Vermutlich lag es an seiner verfluchten Neugier. Er wollte unbedingt wissen, wieso der Blonde gerade so anders auf ihn wirkte. Und vielleicht, unter gewissen Umständen, tat es ihm auch ein wenig, nein, ein klitzekleines Bisschen, Leid, dass er ihn vorhin wieder so angeschnauzt hatte. Eventuell. Er riskierte einen Seitenblick zu Fye, der gerade dabei war, seine Schnürsenkel in einen, Kurogane unbekannten, Knoten zu binden. Der Kleinere konnte garantiert wunderbar Schlittschuhlaufen. Das war diese Art von Tätigkeit, für die er wie geschaffen schien. Hoch gewachsen, blass, elegant, zierlich... Er war ganz offensichtlich ein Winterkind. Und wenn man dann noch bedachte, wie unheimlich geschickt er im Ausweichen war... Unterdessen hatte er seine Schuhe fertig verschnürt, sprang mit einem Ruck auf die Beine und strahlte den Größeren an. "Kommst du, Kuro-chama?" "Als hätte ich eine Wahl...", brummte er nur, ehe er sich langsam erhob und auf den See zu Schritt. Vorsichtig setzte er den ersten Fuß auf das Eis, zog den zweiten nach und blieb stehen. Erleichtert atmete er aus. Der Anfang war schon mal glimpflich von statten gegangen. "Uh-uh-uh, ich hoffe mal, das geht gut...", kam es unterdessen von Fye, der vorsichtig hinter Kurogane her kam, die Arme leicht ausgebreitet, um das Gleichgewicht zu halten. Der Größere seufzte genervt. Jetzt ging das wieder los. Ständig dieses Tiefstapeln. Eigentlich hätte er es sich denken können. "Weißt du, Kuro-tan, ich kann nämlich überhaupt nicht gut-" WAMM! Als er den zweiten Fuß nachstellte, rutschte er plötzlich weg und Fye lag mit einem mal auf dem Rücken. Überrascht, blinzelte er. Würde Kurogane ihn nicht kennen, hätte er ihm diesen Sturz fast abgenommen. Ehrlich - seine schauspielerischen Leistungen waren wirklich beeindruckend. Abgespannt, reichte er dem Anderen die Hand und zog ihn mit einem schnellen Ruck wieder auf die Beine, immer darauf bedacht weiter das Gleichgewicht zu halten. Der Blonde lachte ihn, scheinbar verlegen, an und meinte, auf ihrer beiden Hände deutend: "Sollen wir zusammen laufen, Kuro-rii?" Und sofort stand der Blonde wieder alleine da. Sein Helfer war langsam losgefahren und testete seine Fähigkeiten als Eisläufer aus. Fye seufzte enttäuscht, ehe er ebenfalls begann sich vorsichtig voran zu bewegen. Bei den ersten Metern wedelte er noch ziemlich mit den Armen, dann, als er sich einigermaßen sicher fühlte und sie lächelnd sinken ließ, rutsche er zur Seite weg und landete zum zweiten Mal auf dem Eis. Diesmal kam Kurogane nicht, um ihm aufzuhelfen. Obwohl er den Sturz zweifelsohne gesehen haben musste. Der Zauberer hatte sich wieder aufgerappelt und begann wieder langsam loszulaufen. Diesmal schien es besser zu gehen. Wenn er seine Schritte etwas weiter ausgreifend machte und die Füße nicht so dicht zusammen brachte, ging es. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, versuchte leicht abzubiegen und da passierte es. Sein rechter Fuß war zu weit nach vorn gerutscht und die Stopper brachten ihn erneut zu Fall. Noch um weiten Klischeehafter als Kurogane vorhin, fiel er nach vorn, ohne sich abfangen zu können, und schlug mit dem Kopf auf dem harten Untergrund auf. Das tat weh. [1] -------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Der Ninja unterdessen stellte fest, dass Eislaufen doch gar nicht so schlimm war, wie er es in Erinnerung hatte. Er kam ganz gut auf dem Eis zurecht, solange er sich nicht zu hastig bewegte, und war bis jetzt nicht einmal ansatzweise ins Stolpern geraten. Im Gegensatz zum Kleineren, der gerade seinen sechsten Sturz hinter sich gebracht hatte. Es war erstaunlich, wie er sich beim Laufen veränderte. Sein Lächeln hatte mehr und mehr abgenommen, bis er nur noch äußerst konzentriert auf das Eis vor sich starrte. Ein klassischer Fehler, der sich auch genau in diesem Moment rächen sollte, nämlich bei Fyes siebtem Sturz. Der Schwertkämpfer ließ sich langsam ausrollen, um den Zauberer zu beobachten. Er war diesmal wieder nach vorne gekippt und bewegte sich nicht. Kuroganes Augebrauen zogen sich, halb besorgt, halb ärgerlich, zusammen und er setzte sich langsam in Bewegung, auf den liegenden Mann zu. Langsam genug, so dass Fye es in dieser Zeit tatsächlich schaffte, wieder aufzustehen, sich die Haare mit einer wirschen Geste aus dem Gesicht zu werfen und sich mit entschlossenem Ausdruck darin umzusehen. Er fixierte kurz die Strecke vor sich und wollte gerade wieder los, als Kurogane etwas rief. "Hey - Magier!" ...und Besagten damit so erschreckte, dass er wieder zu Boden ging. [1] "Waaa~h... Kuro-rin! Das war unfair!", beklagte er sich und blieb einfach sitzen, wie er gefallen war - direkt auf seinen Hintern. Der Größere konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er den schmollenden Kleinen auf dem Boden sitzen sah, wie er eine Schnute zog und ihn vorwurfsvoll ansah. Bei genauerer Betrachtung fiel ihm auch auf, wie viele Blessuren der Blauäugige mittlerweile schon davon getragen hatte. Seine Kleidung war völlig durchnässt, an einigen Stellen ein wenig aufgerieben, die Haare waren leicht verschwitzt und hingen schlaff herunter, wobei sie jedoch die vielen kleinen Schrammen und Beule an seiner Schläfe nicht verdeckten. Bei diesem Anblick hörte der Schwertkämpfer abrupt auf zu grinsen und hielt ihm stattdessen eine Hand hin. "Alles in Ordnung? Du kannst ja wirklich nicht Schlittschuhlaufen..." Immer noch verschnupft, sah Fye ihn an. "Hab ich doch gesagt! Du hast mir nur nicht geglaubt!" Kurogane sah ihn leicht hilflos an. Mit einem beleidigten Blonden hatte er nicht nur überhaupt keine Erfahrung, nein, er wusste auch nicht so recht wie er mit ihm umgehen sollte. Verlegen, kratzte er sich am Hinterkopf. "Tut mir Leid. Soll ich dir zeigen, wie du laufen musst?" Die großen, himmelblauen Augen des Kleineren weiteten sich überrascht, ehe er plötzlich wieder strahlte. Und wie. Überglücklich ergriff er die ausgestreckte Hand und ließ sich hochziehen. "Kuro-chuu ist ja richtig nett heute!", rief er vergnügt und machte dem Anderen damit unweigerlich klar, was er sich soeben eingebrockt hatte. Es war schon Nachmittag, als sie die Eisfläche zu guter Letzt wieder verließen und Fye hatte es bis zuletzt nicht geschafft, ohne Kuroganes Hilfe eine Runde ohne Sturz zu laufen. Jetzt saßen sie auf einer Bank am Rande des Sees und beobachteten die anderen Leute, die sich dort amüsierten. Zwischenzeitlich warf Kurogane dem Kleinen einen besorgten Seitenblick zu. Er zitterte ziemlich und seine Schläfe sah mittlerweile leidlich farbenprächtig aus. Alles in allem machte er einen recht Mitleid erregenden Eindruck, obwohl er nun wieder vor sich hinlächelte. "Du... Kuro-ne?" "Mmh?" "Danke, dass du mit gekommen bist. Ich wollte schon lange mal wieder Schlittschuhlaufen gehen. Das letzte Mal...", er hielt kurz inne und warf seinem Sitznachbarn einen unsicheren Blick zu, "...ist Chii sooft hingefallen, dass niemand meine Stürze bemerkt hat." Er lachte kurz auf, ehe er leise ein "Danke." Hinzufügte. "Mmh." Fye schlug die Augen enttäuscht nieder, ehe er sich wieder der Eisfläche zuwandte. Das stimmte. Es hatte zum Schluss, als er mit Kurogane gefahren war, wirklich Spaß gemacht, auch wenn er noch immer oft hingefallen war. Aber jetzt saß neben ihm wieder der gleiche unfreundliche Mann, der ihn heute Morgen gekränkt hatte. Er würde Kurogane gerne mehr über sich wissen lassen. Natürlich konnte er nicht immer aufrichtig antworten, aber jetzt... Jetzt, in diesem Augenblick, würde er ehrlich sein. Es gab diese Momente, in denen er die Wahrheit sagte. Nur leider, bemerkte sein Reisegefährte den Unterschied zwischen diesen und denen, in denen er log, nicht. Der Blonde seufzte und starrte nun auf seine Finger, die immer noch zitterten. Das lag weniger an der Kälte, als daran, dass soviel Adrenalin bei den vielen Unfällen in seinem Körper freigesetzt worden war. Kurogane beobachtete ihn aufmerksam. Er wusste, dass er irgendetwas sagen sollte. Am besten etwas, dass den Blonden dazu bewegte, ihm seine ganze Vergangenheit und Gefühlswelt offen zu legen und ihn gleichzeitig alle Sorgen vergessen ließ. In der Theorie war das ein guter Gedanke, nur leider fiel ihm nichts ein, was so eine Wirkung erzielen würde. Er war ein Kämpfer - für ihn zählten Taten, nicht Worte! Auch wenn er in Momenten wie diesen wünschte, es wäre anders. So aber, stand er auf und meinte mit rauer Stimmer: "Lass uns zurückgehen." Fye seufzte lächelnd und erhob sich ebenfalls. "Okaa~y!" Beide stapften wieder zurück durch den Wald, den Weg, den sie auch gekommen waren. Als sie wieder auf dem alten Spielplatz ankamen, steuerte der Kleinere ganz von selbst auf seine, mittlerweile eingeschneite, Schneegestalt zu und ging davor in die Hocke. "Was soll dass denn jetzt werden?", fragte Kurogane offensichtlich nervlich schon ziemlich am Ende. "Ich buddle mein Schnee-Mokona aus und nehme es mit. Dann können wir es bei uns vors Fenster stellen.", und damit hob er die weiße Gestalt vom Boden und grinste Kurogane an. Der zog es vor, sich nicht aufzuregen und einfach ruhig neben dem Kleinen zurück zum Haus zu gehen. Das war auch ausnahmsweise mal nicht so schwer wie sonst, da Fye völlig auf den Schnee fixiert war und seinem Reisegefährten keinerlei besondere Beachtung schenkte. Diese Behandlung seiner Selbst war es auch, die den Ninja schlussendlich doch dazu brachte, etwas zu fragen. "Was findest du an dem weißen Zeug nur so toll? Es passt nicht mal zu dir! Der ganze Winter passt nicht zu dir!" Fye blieb abrupt stehen und sah den Schwertkämpfer überrascht an. Es vergingen einige Sekunden, ehe er lächelnd den Kopf schief legte und meinte: "Du glaubst also nicht, dass der Winter zu mir passt? Das ist seltsam. Bisher haben alle, de mich näher kannten, gesagt der Winter wäre meine Jahreszeit." Er lachte, doch es klang hohl. Kurogane zweifelte nicht daran. Der Blonde hatte ihn offensichtlich nicht so verstanden, wie er es gerne gehabt hätte. Das war das Problem an Worten - jeder interpretierte sie anders. Keine zwei Menschen würden eine Botschaft gleich verstehen. Mit Sicherheit verstand auch er Fye nicht richtig. Was er gemeint hatte, war die Tatsache, dass der Magier ansonsten nie etwas ehrlich meinte. Wenn er nun aber sagte, er mochte den Schnee, oder der Winter wäre "seine" Jahreszeit, so glaubte der Schwarze ihm das. Was er wirklich wissen wollte, war, warum er plötzlich die Wahrheit sagte. Das alles zu erklären war schwierig und der Größere hatte keinen wirklichen Nerv dazu, eine Philosophiestunde abzuhalten. Stattdessen nickte er nur kurz, ehe er etwas anderes fragte. "Warum magst du Schnee?" Denn manchmal waren es ganz simple Fragen, die einem am meisten über Andere verrieten. Mit etwas Glück würde Fye ehrlich antworten. Tatsächlich schien er zuerst kurz zu überlegen, ehe er etwas sagte. "Ich mag ihn, weil er... Mmh... Schwierige Frage, Kuro-ta...", er sah sich um, ehe er weiter sprach. "Ah. Genau. Weil er alles verdeckt. Sieh dir mal den Weg an. Jetzt ist er ganz weiß und hübsch. Selbst wenn man drauf tritt, bleibt er so schön. Aber als wir Vorgestern hier angekommen sind, war das noch ein schnöder, kaputter, grauer Asphaltweg. [2] Schnee macht alles viel schöner." Der Blonde sah ihn lächelnd an. Gerade so, als wolle er sich erkundigen, ob er sich verständlich genug ausgedrückt hatte. Der Schwarzhaarige blickte völlig entsetzt drein. "Ist das dein ernst?", fragte er dann. "Ähm... Ja?" Kurogane schnaubte und gab dem Kleinen einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, wofür dieser ihn nun völlig verdattert ansah, jedoch nicht dazu kam, eine entsprechende Frage zu stellen. Der Größere kam ihm in wütenden Tonfall zuvor. "Was bringt es denn, wenn alles verdeckt wird? So sieht man doch nichts mehr so, wie es eigentlich aussieht! Auch, wenn der Weg nicht grade toll aussah, das Gestrüpp am Rand war doch nicht schlecht! Und jetzt, wenn die ganze Zeit Schnee liegt, geht es kaputt. Es ist besser, wenn das falsche.... Ich meine, das weiße Zeug nicht alles verdeckt, was drunter liegt!" Und damit ging er weiter, ließ den Zauberer einfach dort, wo er stand, ihm verblüfft hinterher sehend. Und auf den Gesichtern beider breitete sich in diesem Moment ein kleines, ehrliches Lächeln aus, von der gleichen Feststellung ausgelöst. Kurogane hatte verstanden. Endlich. ___________________________________________________________________________ [1] - Nein, das ist nicht unrealistisch. Jeder einzelne Sturz, den Fye hier durchmacht, habe ich höchstpersönlich hinbekommen. Es gibt genügend Zeugen. *nick* [2] - Ja, Fye meint mit "Asphaltweg" eine Straße. Ich glaube nicht, dass es Straßen in dieser Form in Celes gibt, daher kennt Fye den richtigen Ausdruck dafür auch nicht. *nick* Ui. Ui. Uuuuuui. Mal wieder was Neues von mir. Das kommt dabei raus, wenn ich mehrere Geschichten gleichzeitig anfange. Ich schreibe immer hier und da mal einen Absatz aber nichts gescheit zu Ende. ^^" Also, meine Weihnachts- ist jetzt eine Winter-FF geworden. Sorry XD Dat -Ma-Chan- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)