Wege des Schicksals von Cistus ================================================================================ Ein neues Zuhause ----------------- Ein neues Zuhause Oder doch nicht? Jessy hörte ein rufen aus weiter Ferne! Dann spürte sie wie ihr jemand zwei saftige Ohrfeigen gab. Sie zwang sich die Augen zu öffnen und sah in das wutverzerrte Gesicht von Mia, die sich über sie beugte. "Sag mal, trickst du noch ganz richtig? Bist du jetzt eine Selbstmordkandidatin? Was zum Henker sollte das werden wenn es geglückt wäre?", schrie sie Jessy an. Jessy sah sie nur irritiert an: "Was interessiert dich das?", murmelte sie. "Glaubst du etwa ich lasse zu, das du dein Leben einfach wegwirfst?", schnauzte Mia sie an. "Ich dachte ich nehme dir die Arbeit ab mich umzubringen!", erwiderte Jessy bissig. "Hast es mir ja oft genug angedroht!" "Das hast du wirklich so ernst genommen?", keuchte Mia entsetzt. "Hast es ja mit schlagkräftigen Argumenten da gelegt!", meinte Jessy spitz. Mia sah traurig zu Boden. "Tut mir echt Leid! Ich wollte dir nicht weh tun, aber es war nötig! Ich wollte dich doch beschützen!" "Beschützen? Mich? Wovor denn?", stammelte Jessy verwirrt. "Vor mir! Davor das du dich vor mir fürchtest oder gar ekelst!", gestand Mia leise. "Warum sollte ich das tun? Du warst meine beste, meine einzige Freundin! Wir waren doch immer für einander da!", brach es aus Jessy heraus. "Aber es hat sich soviel verändert! Ich habe mich verändert!", begann Mia. "Da wäre ich nie drauf gekommen!", unterbrach sie Jessy sauer. "Du verstehst das nicht! Ich bin nicht die Person die ich zu sein scheine!", rang Mia nach den richtigen Worten. "Was soll das schon wieder heißen?", fragte Jessy genervt. Mia standen Tränen in den Augen! "Oh, Jessy, wenn ich dir das erzähle wirst du mich wirklich verachten! Du wirst nie wieder was von mir wissen wollen! Daher wollte ich das du mich haßt, damit dir das Ende unserer Freundschaft nicht so weh tut. "Sag mir endlich was los ist!", fauchte Jessy Mia an. "Weißt du... in der Ferienwoche.... ich habe mich dort... ich wurde.... ein Vampir!", gestand es Mia endlich ein. Sekundenlange Stille! "Ein Vampir? Du? Sag mal hältst du mich für total bescheuert? Wer soll dir denn diesen Unsinn glauben?", fuhr Jessy Mia wütend an. Sie war sich sicher, das Mia sich über sie lustig machte. "Es ist wahr! Ich bin ein Vampir! Meine Eltern auch! Ich wurde schon als Vampir geboren, aber erst an meinem 15 Geburtstag wurde ich geweiht und kann meine Kräfte jetzt einsetzten! Ich selber habe es nur Stunden zuvor erfahren!", erklärte Mia. "Deine Eltern sind Vampire?", wiederholte Jessy ungläubig. "Sie sind die Herrscher aller Vampire auf der Welt! Ich bin, als ihre Tochter, eine Vampirprinzessin!", antwortete Mia ernst. Nun hatte Jessy genug: "Hör auf mit diesem Unsinn! Ich habe es verstanden! Du willst mich loswerden und da ist dir jedes Mittel recht! Du hast gewonnen! Ich werde auf ewig verschwinden!" Jessy wollte aufstehen und gehen, doch Mia hielt sie mit stahlhartem Griff fest. "Jessy bitte glaube mir! Ich sage die Wahrheit! Ich beweise es dir!", flehte Mia sie an. Vor Jessy`s Augen verwandelte sie sich in einen Vampir. Jessy erbleichte. Sie hatte sich schon halb erhoben, doch nun fiel sie vor Schreck wieder auf den Boden zurück. Mia bot einen Anblick wie aus einem Horrorfilm. Jessy zitterte vor Angst und versuchte sich kriechend von dem Vampir zu entfernen. Mia sah sie traurig an. "Deswegen wollte ich nicht das du es erfährst! Ich wollte nicht das du mich fürchtest!". Mia nahm wieder ihre menschliche Gestalt an. Jessy bekam kein Wort heraus. Mia stand nur da und starrte sie mit leeren Blick an. Dann wandte sie sich ab um zu gehen. "Warum hast du mir nicht vertraut?", rief Jessy ihr hinterher. Mia drehte sich überrascht um. "Wie meinst du das?", wollte sie wissen. "Warum hast du es mir nicht gleich gesagt?", wiederholte Jessy. "Was dir gesagt? Das ich ein Blutsauger bin, dem Menschen völlig egal sind? Das ich Menschen umbringen muß, damit ich weiterleben kann? Das ich eine Kreatur der Nacht bin und Magie beherrsche? Das ich keine Skrupel habe Menschen in Diener der Finsternis zu verwandeln?", sprudelte es aus Mia heraus. Jessy sah sie verletzt an: "Warst du jemals wirklich meine Freundin oder war das nur ein Spiel für dich?" "Natürlich warst du meine Freundin! Du bist es immer noch! Meine beste Freundin sogar! Du warst die einzige die immer für mich da war, wenn ich Probleme hatte! Deswegen wollte ich auch nicht das du in Angst vor mir Leben mußt!" erwiderte Mia. "Dann hättest du mir das sagen sollen! Ich hätte dich verstanden! Du kannst nichts dafür, das du bist, was du bist! Ich hätte damit leben können, weil ich gewußt hätte das wir immer zusammen halten!", meinte Jessy niedergeschlagen. "Du hättest zu mir gehalten, obwohl ich eine Mörderin bin?", fragte Mia fassungslos. "Es wäre eben deine Natur! Weißt du nicht mehr wir haben uns vor langer Zeit etwas geschworen! Nichts und niemand kann uns zwei trennen! Jede ist für die andere da, was auch immer geschehe! Mir war es immer ernst damit! Schade das es dir das nicht war!", erwiderte Jessy. "Das war es doch! Ich wollte dich beschützen! Es tut mir so entsetzlich Leid wenn ich dich verletzt habe! Bitte verzeih mir!", flehte Mia. Jessy sah sie mit traurigen Blick an: "Das wird Zeit brauchen, bis ich dir verzeihen kann, aber wenn wir wieder Freundinnen sind, dann ist das ein Anfang! Sag mir von nun an aber bitte immer die Wahrheit! Dann mach's gut, wir sehen uns bestimmt bald wieder!" Sie stand auf und nahm ihren Rucksack vom Boden um zu gehen. "Wo willst du hin?", rief Mia. "Irgendwohin! Ich muß einen Platz finden, wo ich bleiben kann!", antwortete Jessy. "Komm doch mit zu mir!", bot Mia an. "Deinen Eltern wird das nicht gefallen!", meinte Jessy. "Die haben nichts dagegen! Sie waren nur so ablehnend, weil sie mir helfen wollten. Die mögen dich immer noch!", gestand Mia ein. Jessy sah ein, das sie nichts zu verlieren hatte. Sie war müde und wollte endlich zur Ruhe kommen. Langsam gingen die beiden die Straßen entlang. "Es tut mir schrecklich Leid wegen deiner Mutter! Sie war eine so nette Frau! Ich vermisse sie!", sagte Mia und legte ihren Arm auf Jessy`s Schultern. "Ich auch!", schniefte Jessy. "Ich wollte so gerne bei dir sein, in dieser schweren Zeit, aber ich habe mich nicht getraut!", meinte Mia. Jessy nickte nur verstehend. Sie waren am Haus von Mia`s Eltern angekommen. Die Vampirin öffnete die Tür und rief nach ihren Eltern. Die beiden kamen sofort die Treppe herunter. "Jessy! Gott sei Dank hat Mia dich noch gefunden!", sagte Mia`s Mutter und nahm sie in den Arm. "Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht!", lächelte der Vater und drückte sie ebenfalls. Die beiden sprachen Jessy ihr Beileid über den Tod ihrer Mutter aus. "Ich denke du solltest dich etwas ausruhen! Du siehst ziemlich fertig aus! Wir reden später über alles!", meinte Mia und brachte Jessy in eines der vielen Zimmer in dem Haus. Jessy hatte lange geschlafen und dabei wirres Zeug geträumt. Es war später Vormittag als sie endlich erwachte. Sie ließ vor ihrem inneren Auge die letzte Nacht noch einmal Revue passieren. Sie konnte immer noch nicht glauben, das ihr Leben derart aus der Bahn geworfen worden war. Aber immerhin hatte sie jetzt wieder Mia an ihrer Seite. Jessy stand auf und zog sich an. Sie holte das Geburtstagsgeschenk aus ihrem Rucksack. Sie hatte es immer mit sich herumgetragen in der Hoffnung das alles wieder wie früher werden würde. Sie zögerte jedoch es Mia zu geben. Jessy wollte abwarten wie sich die Dinge entwickelten. Mia hatte versprochen, mit ihr über alles zu reden. Das würde ein sehr langes Gespräch werden, das wußte Jessy jetzt schon. Sie traf Mia und ihre Eltern im Salon des Hauses. Die drei begrüßten sie und forderten sie auf Platz zu nehmen. "Mia hat dir schon einiges erzählt über uns. Meine Frau und ich müssen uns aber noch bei dir entschuldigen! Wir haben Mia geraten, den Kontakt mit dir abzubrechen! Wir wissen aus eigener Erfahrung, das kaum eine Freundschaft diese Art der Neuigkeit übersteht! Wir wollten euch beiden damit Schmerzen ersparen! Wir hätten wissen müssen das eure Freundschaft etwas ganz besonderes ist!", sagte der Vater. "Nicht viele können es ertragen, das wir andere töten müssen um zu überleben!", meinte die Mutter. "Müssen sie etwa jede Nacht...?", fing Jessy an. "Nein, so schlimm ist es auch wieder nicht!", schaltete sich Mia sofort ein. Sie hatte sich neben Jessy auf das Sofa gesetzt. "Es reicht wenn wir einmal im Monat einem Menschen das Blut aussaugen!" "Und was ist mit Ersatzquellen wie Blutkonserven oder Tierblut?", wollte Jessy wissen. "Tierblut vertragen wir nicht und das Blut muß frisch aus einem lebenden Körper abgezapft sein, sonst können wir es nicht verdauen!", erklärte die Mutter. "Aber wenn ihr nur einmal im Monat Blut trinkt, was eßt ihr den Rest der Zeit?", wunderte sich Jessy. "Alles das was du auch ißt!", grinste Mia. "Ich denke mal die Frage über das Sonnenlicht kann ich mir wohl schenken!", vermutete Jessy und sah durch das Fenster in den strahlend blauen Himmel. "Stimmt, das macht uns nichts aus, genauso wenig wie Kreuze, Weihwasser, Knoblauch und der andere Mist!", stimmte Mia zu. "Seid ihr unsterblich?", fragte Jessy. " Ein Kampf kann tödlich sein, aber sonst wird es schwer für uns zu sterben. Jedenfalls ist noch keiner den wir kennen an Altersschwäche gestorben!", lachte der Vater. "Mein Mann ist 934 Jahre alt und ich 842 Jahre!", antwortete die Mutter, die Jessy`s nächste Frage voraus ahnte. Jessy sah perplex Mia an, die sagte: "Sieh mich nicht so an! Ich bin erst 15, genau wie du! Ein richtiger Vampir bin ich erst seit meiner Weihe!" "Dann wirst du jetzt nicht mehr altern?", fragte Jessy. "Nur wenn ich es will! Wir können unser Alter steuern! Jünger oder älter, wie wir es grade wollen!", erwiderte Mia. "Das gehört zu unseren Fähigkeiten! Wer so lange lebt muß schon ein Meister der Tarnung sein!", fügte ihr Vater hinzu. "Was könnt ihr denn noch?", wollte Jessy wissen. "Oh vieles! Wir können fliegen, uns in Tiere verwandeln und Magie anwenden!", zählte die Mutter auf. "Und es gibt individuelle Fähigkeiten! Einige können Gedankenlesen wie Mutter, andere sich teleportieren oder mit Tieren sprechen!", meinte Mia. "Und was kannst du?", hakte Jessy nach. "Ich kann mit Tieren sprechen und sie kontrollieren!", eröffnete Mia. "Cool!", grinste Jessy. "Find ich auch, denn dadurch konnte ich dich retten!", meinte Mia. "Wie meinst du das?", fragte Jessy. "Paß auf ich zeig es dir!", feixte Mia uns stieß einen lautlosen Ton aus. Hunde in der Nachbarschaft fingen wild an zu bellen. Eine Fledermaus kam ins Zimmer geflogen und setzte sich auf Mia`s ausgestreckte Hand. "Das ist Darky! Sie ist sozusagen mein Haustier geworden! Sie ist dir seit damals immer gefolgt und hat mich über dich auf dem laufenden gehalten! Sie hat dich auf dem Friedhof belauscht und gehört was du vor hattest und mich gewarnt!" "Ich habe es grade noch im letzten Moment geschafft dich aufzufangen! Eine Sekunde später und du wärst auf dem Wasser aufgeschlagen!", schimpfte Mia. "Du hast mich aufgefangen? Wie das denn?", stutzte Jessy. Mia stand auf: "So!", sagte sie und ließ Flügel aus ihrem Rücken wachsen. "Ich hätte nie gedacht das du so einen Schwachsinn machen würdest!", meinte Mia die ihre Flügel wieder verschwinden ließ. Jessy sah traurig zu Boden: "Wofür sollte ich noch weiter leben wollen? Ich hatte doch niemanden mehr, der mich vermißt hätte! Mein Leben war nur noch ein einziger Alptraum!" "Ich weiß das es hart für dich gewesen ist aber...", fing Mia an. Jessy sah sie zornig an: "Du kannst ja mal mit mir tauschen! Mal sehen was du machst wenn alle die dir was bedeuten sich von dir abwenden! Wenn du nicht verstehst was geschehen ist und du dich pausenlos fragst was du falsch gemacht hast! Wenn du den letzten aus deiner Familie verlierst und niemand da ist der dir über die Trauer hilft! Du kannst mal in das Waisenhaus gehen, wo nur das Recht des Stärken zählt und niemand dich als Mensch respektiert! 6 Monate lang bin ich von einer Hölle in die nächste gelaufen ohne Hoffnung auf einen Ausweg!" "Jessy ich....!", begann Mia, doch Jessy unterbrach sie: "Vergiß es!" Sie sprang auf und rannte aus dem Zimmer. Mia wollte hinterher, aber ihre Mutter hielt sie zurück: "Gib ihr ein wenig Zeit!" Jessy rannte auf ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. Wie konnte Mia glauben auch nur im Ansatz zu verstehen, was sie Jessy angetan hatte? Jessy schluchzte lange in ihr Kopfkissen bis sie einschlief. Erst am Nachmittag erwachte sie wieder. Sie fühlte sich so furchtbar leer. Sie hatte keine Lust aufzustehen und starrte stumm an die Decke. Nach einer Weile ging die Zimmertüre leise auf. "Kann ich rein kommen?", fragte Mia leise. Jessy sah sie nicht an und brummte nur. "Ich wollte sehen ob es dir besser geht!", fing Mia nach einer Weile an. "Interessiert dich das wirklich?", fragte Jessy spitz. "Natürlich, sonst wäre ich ja nicht hier!", erwiderte Mia. "In den letzten Monaten war davon jedenfalls nicht viel zu merken!", konterte Jessy. "Ich habe dich immer im Auge behalten! Glaub mir ich habe auch gelitten!", meinte Mia. "Du weißt auch nicht was du willst! Erst willst du mich los sein und dann beobachtest du mich!", sagte Jessy. "Auch wenn du es nicht merken solltest, war ich immer noch deine Freundin! Deswegen war Darky immer in deiner Nähe!", antwortete Mia. "Sagtest du nicht, das dich die Menschen nicht mehr interessieren?", fragte Jessy matt. "Die Menschen schon, aber du bist nicht irgendein Mensch! Du bist was besonderes!", erklärte Mia. Jessy sah sie fragend an. Mia lächelte fies und meinte: "Immerhin bist du mein Eigentum!" Jessy wurde puterrot im Gesicht und schrie: "Was bin ich?" Mia lachte weil sie es geschafft hatte Jessy aus ihrer Depression zu reißen: "Rege dich nicht auf! Das ist etwas anders als du jetzt denkst! Bei meiner Weihe wurden mir die Vampirrechte zugestanden, das heißt das ich mir Menschen als Eigentum aussuchen darf! Ich allein entscheide was mit ihnen geschieht! Ob sie weiterleben dürfen, oder von mir getötet werden! Kein anderer Vampir darf sie anrühren! Ich habe dich und deine Mutter als mein Eigentum eingetragen, so wart ihr beide sicher!" "Das heißt du darfst mit mir anstellen was du willst?", keuchte Jessy. "Richtig! Ich darf mit dir machen was mir so einfällt! Aber du weißt doch das ich dir nie etwas antun würde! Ich will nur das du lebst! Aber damit trage ich auch Verantwortung und beschütze dich!", bestätigte Mia. "Das heißt ich bin jetzt deine Sklavin?", fragte Jessy nach. "Nein, das heißt du bist meine Freundin!", stellte Mia richtig. "Von nun an bleiben wir zusammen!" "Wie meinst du das jetzt wieder?", wollte Jessy wissen. "Du bleibst hier bei mir! Wir waren viel zu lange getrennt! Meine Eltern sind einverstanden, das du von jetzt an bei uns wohnst! Dann können wir auch wieder zusammen in die Schule gehen!", eröffnete Mia. Jessy verzog das Gesicht: "Und was wird deine neue Freundin Corinna dazu sagen?", fragte Jessy. "Wie kommst du darauf, das grade die meine Freundin ist?", meinte Mia mit verzogener Mine. "Immerhin hängt ihr dauernd auf dem Schulhof zusammen!", sagte Jessy. "Oh, da hast du was falsch verstanden!", klärte Mia sie auf. "Corinna ist nicht meine Freundin, sondern meine Dienerin! Wenn ein Vampir geweiht wird, dann beißt er die Person die er am wenigsten leiden kann und macht sie zu seinem Sklaven. Bei mir war das Corinna! Sie ist eine Untote, die mir zu Diensten ist! Sie war die Erste die ich ausgesaugt habe! Du glaubst gar nicht wie die geschrienen und geflemmt hat!" "Das heißt wir gehen mit einer lebenden Leiche zur Schule?", keuchte Jessy. "Dafür ist sie jetzt viel erträglicher als früher!", grinste Mia. Aber was ist mir ihren Eltern? Die werden doch sicher eine Vermißtenanzeige aufgegeben haben! Und wenn die Polizei in der Schule nachfragt, werden sie erfahren das Corinna täglich da war!", wunderte sich Jessy. "Oh, ich bin sicher das ihre Eltern nichts dagegen haben!", grinste Mia. Die waren bei meiner Weihe, sagen wir, zum Essen eingeladen!" "Ihr habt ihre ganze Familie ausgelöscht?" keuchte Jessy. "So gab es weniger Probleme!", erwiderte Mia. "Warum schleifst du sie auch zur Schule mit?", fragte Jessy. "An irgend jemanden mußte ich meinen Frust ablassen! Es war hart so ekelig zu dir zu sein!", antwortete Mia. "Ich kann schließlich nicht jeden der mir über den Weg läuft umbringen, auch wenn mich das nicht stören würde. Jemand könnte es bemerken und Ärger verursachen. "Ich habe eine Idee!", sagte sie und stieß wieder einen schrillen Schrei aus. Einen Augenblick später trat Corinna aus einer Rauchwolke hervor. "Ihr habt gerufen, Herrin?", fragte sie ausdruckslos. " Hör zu! Von heute an wirst du auch Jessy`s Dienerin sein! Wenn sie dir einen Befehl gibt wirst du ihn ausführen ohne zu widersprechen! Hast du verstanden?", sagte Mia kalt. Die Dienerin nickte. "Versuch es mal!", flüsterte Mia ihrer Freundin zu. "Äh, wie wäre es mit etwas zu essen?", fragte Jessy unsicher. Corinna nickte und verschwand. "Wo kam sie her?", wollte Jessy wissen. "Aus der Zwischenwelt! Dort lebt sie, wenn ich sie nicht brauche! Das ist eine Dimension ohne Zeit!", erklärte Mia. Kurz darauf kam sie mit einem Tablett mit Speisen wieder. "Danke!", murmelte Jessy verdutzt. "Du kannst verschwinden!", fuhr Mia ihre Dienerin an, die das auch Augenblicklich tat. "Kein schlechter Service, was?", grinste die Vampirin. Jessy sah sie etwas beklommen an. "Ja, ganz nett!", meinte sie leise. Mia stutzte:" Was hast du?" Jessy schüttelte den Kopf: "Es ist nichts!" "Dich bedrückt doch was!", blieb Mia hartnäckig. Jessy seufzte: "Es ist nur alles ein wenig viel auf einmal! Ich muß das erst mal verdauen! Du und deine Eltern seid Vampire! Alle eure Fähigkeiten und das du dir Menschen zu Dienern machen kannst!" "Das macht dir Angst, oder?", fragte Mia. "Nein, Angst nicht, aber es ist gewöhnungsbedürftig!", meinte Jessy. "Immerhin ist,... war..., Corinna ein Mensch und nun ist sie eine Marionette! Sicher sie war nervig, aber .... ich weiß auch nicht!" "Du hast Sorge, das ich das auch mit dir machen könnte!", erkannte Mia traurig. "Habe ich denn einen Grund dazu?", fragte Jessy schüchtern. "Nein! Auf keinen Fall! Du bleibst was du bist! Ein freies Wesen! Und wenn es dir dann besser geht lasse ich Corinna in Frieden!", versprach Mia. Jessy sah sie glücklich an: "Großes Ehrenwort?" "Was denn sonst! Sogar mit Hand aufs Herz!", versicherte Mia und nahm Jessy in den Arm. Nun fühlte Jessy sich wirklich besser und nahm sich was von dem gebrachten Essen. Beim kauen meinte sie grinsend: "Was Corinna angeht, da sollten wir vielleicht doch alles beim Alten lassen!" "Findest wohl gefallen daran!", feixte Mia und nahm sich was vom Tablett. Knapp vier Tage später stand eine Meldung in der Zeitung, die Jessy erschreckte. Das Waisenhaus, in dem sie kurz gelebt hatte, war von unbekannten Personen überfallen worden. Die Unbekannten hatten ein wahres Blutbad angerichtet. Keiner der Betreuer oder Jugendlichen dort hatte überlebt. "Da hast du aber echt Schwein gehabt, das du dort verschwunden bist!", meinte Mia nachdenklich. Jessy nickte nur. Ihr Mitleid für diese Leute hielt sich in Grenzen, da sie Jessy nur gequält hatten, aber Sorge machte ihr das schon. Seid fast drei Monaten lebte Jessy jetzt bei ihrer Vampirfreundin. Sie hatte sich daran gewöhnt mit diesen Leuten unter einem Dach zu leben. Tagsüber hatte sie viel Spaß in dem Haus. Obwohl sie es nicht zugab, war ihr aber doch in den Vollmondnächten, wenn Mia und ihre Eltern auf Beutezug gingen, unheimlich zu Mute. Sie ging dann immer sicher ,das ihre Tür und die Fenster fest verriegelt waren, bevor sie zu Bett ging Aber an Schlaf war dann nie zu denken. Die folgenden Nächten versuchte Jessy es dann nachzuholen. Jessy schlief in dieser Nacht sehr unruhig. Sie spürte das etwas neben ihr war und schlug die Augen auf. Ein ohrenbetäubender Schrei durchzog die Nacht. Jessy brüllte was ihre Lungen hergaben. Als sie aufwachte stand Mia als Vampir über ihren Hals gebeugt. Jessy griff sich alles was sie erreichen konnte und warf es ihrer Freundin aus Panik ins Gesicht. "Krieg dich mal wieder ein!", schrie Mia, die grade dem Wecker aus der Flugbahn ging. Die Tür zum Zimmer wurde aufgerissen und Mia`s Eltern stürmten hinein. "Was ist passiert?", rief Mia`s Vater über den Lärm hinweg. "Keine Ahnung? Ich wollte sie wecken um ihr Bescheid zu sagen, da fing sie an durch zudrehen!", antwortete Mia verdattert. "Du solltest dir ein anderes Outfit zulegen, wenn du jemanden wecken und nicht zu Tode erschrecken willst!", meinte ihre Mutter mit einem schmunzeln. Mia warf einen Blick in den Spiegel und verstand was geschehen war. Sie verwandelte sich wieder in einen Menschen. "Tut mir Leid! Ich habe gar nicht daran gedacht, das ich mich schon verwandelt hatte!", entschuldigte sie sich. "Ach das hast du einfach so vergessen?", keuchte Jessy. "Seit wann bist du denn so hysterisch?", wollte Mia wissen. Jessy funkelte sie wütend an: "Seit meine ehemals beste Freundin sich entschlossen hat als Nachtgespenst umher zu wandern! Bist du eigentlich übergeschnappt? Ich hätte einen Herzstillstand bekommen können!" "Ich hab doch gesagt es tut mir Leid!", maulte Mia. " Man es ist halb zwei Uhr morgens! Was wolltest du eigentlich um diese Zeit hier?", fragte Jessy sauer. "Ich wollte dir nur sagen, das wir zu einer dringenden Versammlung müssen und erst Morgen irgendwann zurück kommen werden. Du solltest dir keine Sorgen machen!", erklärte Mia. "Hätte da nicht auch ein Zettel mit einer Nachricht gereicht?", fragte Jessy schnippisch. "Entschuldige das ich dich nicht beunruhigen wollte!", sagte Mia eingeschnappt. "Ist ja schon gut! Ich vertrage solche Weckaktionen in der Nacht nicht so gut! Danke das du mir Bescheid gesagt hast!", beruhigte Jessy sie. "Wir sind so schnell wie es geht zurück!", versprach Mia`s Mutter die bereits mit ihrem Mann auf den Weg nach draußen war. "Versuch am besten weiter zu schlafen!" "Alles wieder klar?", fragte Mia. "Ja! Kannst beruhigt sein! Wir sehen uns dann morgen!", meinte Jessy. "Ich lasse dir Darky da! Wenn was ist kann sie mich erreichen! Wenn du was brauchst, sag es einfach Corinna! Bis bald!", rief Mia und war aus dem Zimmer verschwunden. Die Fledermaus landete auf Jessy`s Bett und schaute sie fragend an. Jessy lächelte und kraulte das Tier am Hals. Von Mia wußte sie das Darky, das über alles liebte. "Dann wollen wir beide uns mal eine schöne Zeit machen!", gähnte Jessy. Darky piepste eine Antwort und flog zur Deck, wo sie sich Kopfüber an die Lampe hängte. "Du meinst also auch das wir noch ein wenig schlafen sollten? Dann gute Nacht!", sagte Jessy und knipste ihre Nachttischlampe aus. Am nächsten Morgen war Jessy immer noch Hundemüde! Mit verschlafenen Augen schleppte sie sich ins Bad. Den ersten Schreck bekam sie, als sie in den Spiegel schaute. Was war denn mit ihr geschehen? Unwillkürlich mußte sie sich schütteln, als sie an letzte Nacht dachte und warf einen verstohlenen Blick auf ihren Hals. Zu sehen war dort nichts. "Sei nicht so mißtrauisch!", belehrte sie sich selber. Sie Frühstückte und ging wieder in ihr Zimmer zurück. Darky hing immer noch an der Lampe. "Aufwachen du Schlafmütze!", rief sie der Fledermaus zu. Anders als normale Fledermäuse war Darky am Tag aktiv. Langsam öffneten sich die verschlafenen Augen des Tieren und sie gab klagende Laute von sich. Sie ließ sich los und segelte auf Jessy`s Schulter. "Hast sicher Hunger!", vermutete Jessy. Wo hatte Mia bloß das Futter für Darky versteckt? Jessy fiel ein, das sie gar nicht wußte was das Tier überhaupt fraß. Normale Fledermäuse fraßen Insekten, aber Vampirfledermäuse? "Du willst doch nicht etwa Blut haben?", argwöhnte Jessy, da Darky ihren Hals immer näher kam. Die gab ein paar schrille Töne von sich. "Kommt nicht in Frage! Du wirst mich nicht anknabbern!", bestimmte Jessy und scheuchte das Tier weg. Darky flatterte verärgert um Jessy herum. "Hungern lassen kann ich sie auch nicht!", überlegte Jessy. Sie ging in die Küche und kam mit einem Messer und einer Untertasse zurück. "Wenn du schon Blut willst, dann auf meine Weise!", sagte sie. Jessy schnitt sich mit dem Messer in den Finger und ließ das Blut auf die Untertasse träufeln. Darky landete auf den Schreibtisch und kroch zur Untertasse. Jessy glaubte ein schmatzen zu hören als sie das Blut aufleckte. Jessy hatte ihren Finger verbunden und beobachtete die Fledermaus. Die fühlte sich nun satt und zufrieden und wollte gekrault werden. Jessy tat ihr den Gefallen, aber schon bald wurde ihr Langweilig. Mia hatte gesagt das sie erst Morgen zurück kommen würden. Was sollte sie bloß so lange alleine machen? Wie wäre es wenn sie Mia überraschen würde? Jessy lief in die Küche und band sich eine Schürze um. Darky war ihr gefolgt und schaute interessiert zu was sie da trieb. Schon bald zog der Duft von frischen Keksen durch das Haus. Jessy war mit ihrem Werk zufrieden. Ihre Mutter hatte diese Kekse immer für Mia und Jessy gebacken und Mia war immer begeistert davon gewesen. Zum Glück kannte Jessy das Rezept auswendig, denn sie hatte oft dabei geholfen. Es wurde Abend und Jessy stelle eine Schale mit den Keksen neben Mia`s Kopfkissen. Grinsend legte sie sich schlafen. Mia und ihre Eltern saßen am Frühstückstisch, als Jessy die Treppe herunter kam. Die Stimmung schien etwas gedrückt zu sein. Ihre Minen hellten auf als Jessy sich setzte. "Und einen schönen Tag gehabt?", fragte Mia`s Mutter. "Ja, war ganz nett!", meinte Jessy. "Du warst ja recht fleißig, wie ich gesehen habe!", grinste der Vater und griff nach einem der Kekse die Jessy hier gelassen hatte. "Danke für den Nachtimbiß!", sagte Mia und umarmte ihre Freundin. Darky kam herein geflattert und setzte sich auf die Schulter ihrer Herrin. "Na, warst du auch artig?", wollte Mia wissen. "Sie hat sich gut benommen, nachdem wir ihr Nahrungsproblem gelöst hatten!", erwiderte Jessy. "Nahrungsproblem?", wiederholte Mia verwirrt. "Ich wußte nicht wo ihr Futter ist und sie hatte Hunger! Da habe ich zur Do-it-yourself Methode gegriffen!", erklärte Jessy und hielt ihren Finger hoch. " Du hast ihr dein Blut gegeben?", fragte Mia überrascht. "Lieber freiwillig, als das sie mich anzapft!", zuckte Jessy mit den Schultern. "Darky, du weißt doch das du nicht einfach andere beißen darfst!", schimpfte Mia. "Und Jessy schon gar nicht!" "Sie hätte es nicht nötig gehabt wenn du ihr was da gelassen hättest!", verteidigte Jessy die Fledermaus die nun verängstigt wegflog. "Sie hatte ihre Ration schon gehabt! Das kleine Biest ist einfach zu verfressen!", grummelte Mia und griff sich ein paar von Jessy`s Keksen. "Woher sie das wohl hat?", grinste Jessy. "Wie war eure Versammlung!", fragte sie um Mia`s beleidigten Blick zu entgehen. Die Minen der drei wurden wieder besorgter: "Nichts worüber du dir Sorgen machen müßtest!", sagte Mia schnell. Jessy sah sie fragend an. Das hatte sie doch gar nicht gefragt. Mia`s Vater meldete sich zu Wort: "Jessy, ich möchte dich bitten in nächster Zeit nicht allein aus dem Haus zu gehen. Sag uns bitte immer wo du hingehst!" OK, nun war es klar, das was im Busch war. Mia`s Mutter schüttelte den Kopf: "Das war nicht sehr intelligent von euch beiden! Nun ist sie erst recht mißtrauisch! Es reicht wenn ich dir sage das es zu einigen Problemen kommen könnte! Wir wollen sicher gehen, das du nicht zwischen die Fronten gerätst!" "Das hört sich gar nicht gut an!", murmelte Jessy. "Mach dir keinen Kopf! Du wirst wahrscheinlich nichts davon mitkriegen!", munterte sie Mia auf. "Na gut! Ich gehe denn mal nach oben um meine Schulsachen zu packen!", meinte Jessy und ging hinaus. "Sie hat sich bereits in den Kopf gesetzt heraus zu finden was hier los ist!", meinte Mia`s Mutter nachdenklich. "Es ist zu ihrem Besten, wenn sie es nicht weiß!", meinte der Vater. "Soll ich mit ihr reden?", fragte Mia unsicher. "Warte erst einmal ab!", erwiderte die Mutter. Auf den Schulweg war Jessy ungewöhnlich schweigsam. Mia war sehr unwohl zu Mute. In der Schule versuchte Mia Jessy aufzumuntern in dem sie Corinna in eine peinliche Situation brachte. Aber während sich die ganze Klasse vor lachen schüttelte, blieb Jessy ungerührt. Mia hielt es schließlich nicht mehr aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)