Mystery of Music von Ditsch ================================================================================ Kapitel 4: Kalter Regen ----------------------- So, dieses Kapi ist länger geworden als die bisherigen (aber nur ein bisschen...)! Und es ist (meiner Meinung nach) auch viel besser geworden. Mein absolutes Lieblingskapi von denen, die ich bis jetzt geschrieben habe ^_^ ------------------------------------------------------ Vielleicht sollte ich Kyouko anrufen und sie fragen, wo sie ist, überlegte Ren. Doch dann schüttelte er den Kopf und sagte leise: „Nein, dann denkt sie womöglich noch, ich würde mir Sorgen um sie machen oder so. Ich sollte lieber alleine zurückgehen. Wahrscheinlich ist sie schon längst wieder da.“ Langsam stand er auf und machte sich auf den Weg zurück. Er dachte nach. Über etwas, worüber er schon lange nicht mehr nachgedacht hatte. Vielleicht, weil es ihm nicht wichtig war. Vielleicht aber auch, weil es etwas gab, was er verdrängen wollte. Seine Gefühle. Yashiro hatte behauptet, er sei in Kyouko verliebt. Das war natürlich Unsinn. Aber was empfand er dann für sie? War sie eine einfache Arbeitskollegin, wie alle anderen? Nein, sie war schon etwas anderes. Seit sie ihn gesund gepflegt hatte, hatte er eine engere Bindung zu ihr. Doch konnte man diese Bindung als Freundschaft bezeichnen? Es war irgendwie etwas anderes, aber Ren konnte es einfach nicht zuordnen. Oder war es vielleicht doch...? Nein, er war auf keinen Fall in sie verliebt. Sie war doch nur ein Mädchen, nichts Besonderes. Und was war überhaupt mit Asuka? Er kannte sie zwar fast gar nicht, aber allein ihre wunderschönen Augen reichten aus, um ihn zu verzaubern. Kyouko hatte zwar auch braune Augen...aber mit Asuka war es einfach etwas anderes. Sie zweifelte nicht an ihm und glaubte ihm alles, was er sagte. Doch war es das, was er wollte, ein Mädchen, dass ihn in allem, was er sagte, zustimmte? Oder wollte er jemanden wie Kyouko, der ihm sagte, wenn ihm etwas nicht passte? Er wusste es wirklich nicht. Er wusste nur, dass sein Leben ohne den Einfluss von Mädchen viel einfacher gewesen war. „Tsuruga-san! Was machen Sie denn hier?“, wurde Ren aus seinen Gedanken geschreckt. Kyouko sah erneut auf die Uhr auf ihrem Handydisplay. Sie sollte sich auch langsam auf den Rückweg machen, am nächsten Tag würden die Dreharbeiten früh beginnen. Also stand sie auf und machte sich auf den Weg. Sie schlenderte langsam durch die Straßen von Domino-City. Warum war Ryuji bloß so schnell abgehauen? Hatte er wirklich keine Zeit mehr gehabt? Kyouko hatte das Gefühl, dass da etwas anderes hintersteckte. Hatte sie vielleicht etwas gesagt, was ihn hätte beleidigen oder kränken können? Sie wusste es nicht. Und was war überhaupt mit Ren? Irgendwie fühlte sie sich, als hätte sie ihn verraten, als sie Ryuji geküsst hatte. Dabei war er doch nur ein Freund, nicht mehr. Es war ihm bestimmt völlig egal, mit wem sie sich traf und wen sie küsste. Oder vielleicht doch nicht...? In letzter Zeit war er so freundlich zu ihr gewesen. Hegte er vielleicht doch Gefühle für sie, wie Yashiro schon seit ewiger Zeit geahnt hatte...? Nein, das war ausgeschlossen. Ren würde sich niemals in ein Mädchen wie sie verlieben. Er war zwar freundlich zu ihr, aber verliebt war er bestimmt nicht in sie. Plötzlich sah sie Ren um die Ecke biegen. „Tsuruga-san! Was machen Sie denn hier?“ Erstaunt sahen die beiden sich an. Dan begann Ren zu lächeln und sagte: „Hallo, Kyouko! Wo bist du die ganze Zeit gewesen?“ „Ich...“ Sie zögerte. Sollte sie ihm von Ryuji erzählen oder lieber nicht? Irgendein Gefühl sagte ihr, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagen sollte. „Ich habe mich ein wenig in der Stadt umgesehen, weil sie ja so mit ihrer Autogrammstunde beschäftigt waren“, sagte sie deshalb. So falsch war das ja noch nicht einmal. „Das ist ja schön!“, sagte Ren mit einem strahlenden Gentlemanlächeln. Kyouko sah ihn misstrauisch an und fragte: „Was soll schon wieder dieses Lächeln? Sie verheimlichen mir doch etwas!“ „Nein, tu ich nicht“, beharrte Ren. Doch da war immer noch dieses strahlende, makellose Lächeln in seinem Gesicht, das ihr verbot, ihm Glauben zu schenken. „Lass uns zurück gehen. Es wird langsam dunkel und wir müssen morgen die ersten Szenen bei Sonnenaufgang drehen. Wir sollten also nicht zu lange aufbleiben.“, bemerkte Ren. Kyouko seufzte und sagte: „Als ob es Ihnen etwas ausmachen würde, wenig zu schlafen. Sie sind doch sowieso immer fit.“ „Ich bin nicht immer fit“, erklärte Ren ihr. „Ich lasse mir nur nicht anmerken, wenn ich todmüde bin.“ „Ach so. Klar. Sie müssen Ihr Image aufrecht erhalten. Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass die Frauen Sie mit unordentlichen Haaren und verschlafenen Augen noch viel anziehender finden würden.“ „Meinst du?“, fragte Ren. „Oder ist das deine persönliche Meinung über mich?“ „Für wen halten Sie mich eigentlich?“, fragte Kyouko. Eine dunkle Aura waberte um sie herum. Sie versah Ren mit einem stechenden Blick und sagte: „Ich bin nicht eine von diesen verrückten Fans, die sie nur wegen ihres Aussehens mögen.“ „Das habe ich mir wohl gedacht“, sagte Ren, der erneut sein Gentlemanlächeln aufgesetzt hatte. „Was soll das denn nun wieder heißen?“ „Das heißt nur, dass ich wohl gemerkt habe, dass du kein verrückter Fan bist, der mich nur wegen meines Aussehens mag.“ Kyouko sah ihn wütend an. Sie wusste ganz genau, dass er damit meinte, dass sie ihn überhaupt nicht mochte. Dabei war das doch gar nicht der Fall... Da keiner von den beiden wusste, was er Weiteres sagen sollte, gingen sie einfach schweigend nebeneinander her. Als sie in dem kleinen Hotel ankamen, in dem sie während der Dreharbeiten übernachteten, begann es gerade zu regnen. „Gut, dass wir da sind. Sonst hätten wir uns womöglich noch eine Erkältung geholt“, sagte Kyouko knapp. Ren nickte nur gedankenverloren. Ren lag erschöpft auf seinem Bett. Er lag schon seit fast einer halben Stunde so da, aber er konnte einfach nicht einschlafen. Und das, obwohl er hundemüde war. Auch letzte Nacht hatte er nicht viel schlafen können, sie hatten noch bis spät in die Nacht gedreht. Ren drehte sich auf die Seite und sah durchs Fenster. Der Himmel war wolkenverhangen und es regnete noch immer. Hoffentlich regnet es bis morgen früh durch. Dann können wir nicht drehen, schoss es ihm durch den Kopf. Waren das die Gedanken eines professionellen Schauspielers? Wollte er nicht eigentlich so schnell wie möglich fertig werden? Es klopfte an der Tür. „Wer ist da?“, fragte Ren. „Hier ist ein Mädchen names Asuka. Sie behauptet, du hättest sie zu sich bestellt“, hörte er die Stimme seines Managers hinter der Tür. Asuka? Verdammt, warum habe ich bloß nicht mehr daran gedacht, dass sie noch kommt. „Ich komme gleich!“, rief er Yashiro zu und sprang dann aus dem Bett. Schnell zog er sich um, ordnete seine Frisur notdürftig mit den Fingern und öffnete dann die Tür. „Hallo, Ren!“, sagte Asuka ein wenig zurückhaltend. Sie hielt eine große Plastiktüte fest an ihren Bauch gedrückt. „Hallo, Asuka. Nett von dir, dass du nochmal vorbeikommst“, begrüßte Ren sie mit einem charmanten Lächeln. Sie überreichte ihm die Tüte und sagte: „Hier ist das Hemd. Ich hoffe, es passt dir.“ Yashiro versah sie mit einem misstrauischen Blick. „Komme ich auch nicht zu spät? Wann ist denn dieses Fest?“, erkundigte sich Asuka. „Fest?“, fragte Yashiro erstaunt. Ren sah ihn mit einem durchdringenden Blick an und sagte mit fester Stimme: „Du weißt schon, der Regisseur hatte uns Schauspieler doch eingeladen.“ Yashiro murmelte: „Kann sein“, und ließ die beiden dann allein. „Wir müssen erst um halb neun da sein, du kommst also ganz und gar nicht zu spät. Tut mir übrigens leid, dass ich einfach so verschwunden bin“, erklärte Ren seinem Gegenüber. „Das war doch kein Problem. Du musst dich natürlich nach dem richten, was dein Manager sagt. Außerdem hast du mir ja eine Nachricht hinterlassen“, sagte diese, erleichtert, dass sie nicht zu spät war. „Ich bringe schnell das Hemd in mein Zimmer. Dann können wir ja vielleicht noch etwas in der Hotelbar trinken, wenn du Zeit hast“, schlug Ren kurzerhand vor. Irgendwie musste er es ja wiedergutmachen, dass er einfach gegangen war. Er wollte ja keinen Fan verlieren! Und außerdem konnte er sowieso nicht schlafen. Aber waren dies wirklich die einzigen Gründe...? Ren und Asuka saßen sich an einem kleinen Tisch in der Bar gegenüber. Er hatte einen grünen Tee bestellt, sie Sake (was Ren nicht gerade gut hieß, da sie noch längst nicht zwanzig war). Seufzend sah Asuka durch das Glas der Tür, die auf die Hotelterrasse führte. Es schüttete immer noch wie aus Gießkannen. „Tolles Wetter, oder?“, fragte Asuka. Ren nickte nur lächelnd. Wohin sollte das nur führen, wenn sie schon anfingen, über das Wetter zu reden? Auch ihr weiteres Gespräch beschränkte sich nur auf ein paar Anspielungen auf die Hotelbar, den Sake oder das Wetter. Selbst Ren fiel nichts Intelligentes ein, worüber sie reden konnten. Asuka hatte bereits ihren zweiten Becher Sake bestellt und ihre Nüchternheit schwand langsam dahin. Von Schluck zu Schluck wurde sie gesprächiger. „Äh... Ren, mir ist ein wenig schwindelig...“, merkte sie an. „Hier ist es ja auch ziemlich stickig. Warte, ich trinke schnell meinen Tee aus und bezahle. Dann können wir ja ein wenig an die frische Luft gehen“, sagte Ren freundlich. Asuka sah ihn dankbar an. Schnell trank Ren den Rest von seinem grünen Tee und rief dem Kellner zu: „Wir würden gerne zahlen!“ Dieser nickte ihm nur zu. „Wo habe ich denn mein Geld?“, fragte Asuka sich und griff in ihre Jackentasche. „Ich lade dich ein, als Entschädigung, dass ich heute Nachmittag einfach weggefahren bin“, erklärte Ren. „Das ist doch nicht nötig!“, widersprach sie. „Ich bestehte darauf“, sagte er mit einem Lächeln. „Bitteschön, mein Herr“, sagte der Kellner höflich und servierte Ren die Rechnung für den Tee und die beiden Becher Sake auf einem silbernen Teller. Der Schauspieler bezahlte, steckte sein Portmonee wieder weg und erhob sich dann von seinem Stuhl. Asuka tat es ihm gleich. Ren öffnete die Terrassentür und die beiden traten in den strömenden Regen, der selbst unter dem kleinen Vordach ihre Klamotten durchnässte. „Na toll“, seufzte Ren leise. „Hast du etwas gegen meine Gegenwart?“, fragte Asuka spitz. „Nein, nein, natürlich nicht“, sagte Ren abwehrend, „Ich mag nur dieses Wetter nicht.“ „Wieso nicht?“, hakte Asuka nach, „So sind wir wenigstens ungestört hier draußen.“ Sie scheint betrunken zu sein, stellte Ren fest. Da ihm ihre Gegenwart jetzt wirklich etwas unangenehm wurde, fragte er: „Fühlst du dich jetzt wieder besser?“ Sie lächelte ihm zu und sagte: „Eins fehlt noch zu meinem Glück...“ „Und... was ist das?“, fragte Ren vorsichtig. Ihm wurde immer unwohler zu Mute. Was hatte das Mädchen vor? Sie packte ihn am Arm und zog ihn unter dem Vordach hervor. „Was... was wird das?“, fragte Ren. Sie antwortete nicht, sondern schlang ihm die Arme um den Hals, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn auf den Mund. Ren konnte sich nicht wehren, er konnte keinen Finger rühren vor Erstaunen. Endlich – nach einer Ewigkeit, wie es ihm schien – ließ Asuka wieder von ihm ab. „Jetzt fühle ich mich viel besser“, flüsterte sie. Dann lief sie zur Tür, öffnete sie und lief kichernd zwischen den Tischen durch. Sie durchquerte fröhlich hüpfend das Foyer und verließ dann das Hotel. Ren sah ihr nach. Langsam wanderten seine Finger zu dem Mund, der eben noch Asukas zarte Lippen berührt hatte. Und so blieb er dann einfach stehen, blieb einfach im kalten Regen stehen und starrte auf die Terrassentür, die sich langsam wieder schloss. ---------------------------------------------------- Lasst mich bitte am Leben! Ich kann doch nichts dafür, dass Asuka ihn geküsst hat! (Wer hat denn geschrieben, dass sie zwei Becher Sake getrunken hat...) Jetzt wird Ren ganz nass... Aber ich glaube, das ist im Moment seine geringste Sorge... Was Yashiro jetzt wohl von Ren denkt? Wenn er sich von irgendwelchen Frauen (die ihn auch noch duzen) Hemden bringen lässt und ihnen auch noch von irgendwelchen Festen erzählt, die es gar nicht gibt... Da wird Ren ihm aber eine Erklärung schuldig sein... So, genug geschrieben, bis zum nächsten Kapi! Schreibt mir Kommis! Shinji-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)