Schatten Engel I von Amideyla (1/3 ~*Love goes its own way*~) ================================================================================ Kapitel 1: ~*Prinzessin*~ ------------------------- ~*~ "... Egal wo hin wir gehen, egal was wir auch tun, sie werden uns nicht in Frieden lassen und uns verfolgen, uns jagen und eines Tages werden sie uns kriegen... und was sie dann mit uns tun werden,... das wird schlimmer sein, als der Tod. Sie werden uns trennen, denn in ihren Augen sind wir krank. Sie dulden uns nicht... sie werden uns hassen... uns für alle Ewigkeiten verfluchen... aber ich... ich werde dich lieben..." ~*~ Im 21. Jahrhundert herrschten schon längst keine Stände mehr. Alle Menschen waren vor dem Gesetz gleich und die Schlösser, Paläste und Burgen waren dem Verfall ausgesetzt. Das adlige Geschlecht, das blaue Blut war nichts mehr wehrt; es bedeutete nichts mehr. Was blieb waren die Namen - und oft ein Berg Schulden. Man konnte seinen Besitz nicht mehr behalten und musste ihn verkaufen. Die Technik ersetzte die wunderschönen Bauten aus der Vergangenheit. Raumfahrten wurden zu Urlausausflügen und bald entdeckte man andere bewohnte Planeten. Der Adel von einst wurde zu einfachen Arbeitern, manche verkamen auf der Straße... Bis im Jahre 2186 die übrig gebliebenen Grafen, Könige, Kaiser, Zare, Herzöge,... sich im Militärbereich und in der Politik beteiligten, Gesetzte änderten und schließlich alles herum rissen und die Stände wieder einführten. Vorbei war es mit der Demokratie und dem Sozialismus. Die Monarchie wurde wieder eingeführt. Die Technik wurde dazu benutzt das Zeitalter des Adels wieder aufleben zu lassen. Zusätzlich wurde es so geregelt, dass die gesamte Welt nur noch eine Sprache spricht und das war Englisch. Das war 2194. Soviel zum geschichtlichen Hintergrund. Kommen wir nun zum Kernpunkt der Geschichte, die ich euch erzählen möchte... Wir befinden uns im Jahre 3100 n. Ch. Das Land wird von fünf Königen regiert. Einer davon war Carel Romanow, der ganz Asien, sowie ganz Europa regierte. Dem einfachen Volk ging es im Großen und Ganzen genauso wie vorher auch, aber dennoch war es unzufrieden. Die Menschen wurden unterdrückt und einige mussten illegal in Bergmienen arbeiten, damit der Adel sein teures Leben finanzieren konnte. Bekannt war dies nicht, aber fast jeder König hatte seine eigenen Sklaven, die er bis zum Tod schuften ließ. Schließlich musste ja das Geld für neue Schlösser aufgebracht werden und die Tochter brauchte ein neues Kleid... Wie gesagt, das war alles inoffiziell. Meist wussten die eigenen Familienmitglieder nichts von diesen Machenschaften. Von all dem wusste auch Carel Romanows 16-jährige Tochter nichts. Es war ihr auch schlicht weg egal, woher ihr Papa das ganze Geld nahm. Er war doch schließlich König! Und Könige sind halt einfach reich... oder? Alles was sie interessierte war der große Ball, welcher in wenigen Tagen stattfinden sollte. Ihr Vater gab ihn zu Ehren ihres 17. Geburtstages. Mit einem verträumten Lächeln stand sie mit ihrer Zoffe Sophie bei der Anprobe ihres Ballkleides. Das arme Mädchen hatte schwer zu tun mit der lebhaften Prinzessin. Auch nach mehreren Bitten konnte Damiana einfach nicht ruhig stehen bleiben und erschwerte Sophie die Arbeit zusehends. Der hellrosafarbene Stoff schimmerte und raschelte bei jeder Bewegung Damianas. Sophie: Prinzessin, bitte... ich muss das Kleid schließen... Damiana: Oh Sophie... bist du dir auch ganz sicher, dass ER kommen wird? Ich weiß noch nicht mal, ob Vater IHM eine Einladung zukommen lassen hat! Sophie: Ja, Prinzessin. Eure Majestät wird Lord Cerubim du Rémy sicher eine Einladung geschickt haben... *grrr ...* Damiana: Und wenn nicht? Sophie: Der Lord ist doch immer eingeladen worden. Damiana: Aber-aber... Sophie! Pass auf! Der Stoff reißt so leicht! Sophie: Entschuldigt... *grrr* Sophie gab es auf und entließ die zappelige Prinzessin, nachdem sie ihr half in ein anderes Kleid zu schlüpfen. Sophie war es gewohnt sich Damianas Schwärmerei für den Lord anhören zu müssen. Wie gut konnte sie die Prinzessin verstehen! Ja, dieser Lord Cerubim du Rémy war so ziemlich einer der größten - und bestaussehendsten Schürzenjäger im ganzen Reich. Seine goldgelben Augen bildeten einen schönen Kontrast zu dem blauschwarz schimmernden Haar und der schönen, dunklen Haut. Von der Statur her, war er zwar schlank und groß gewachsen, aber sein Körper war muskulös und breitschultrig. Das allein war aber nicht der Grund für seinen Erfolg bei den Frauen. Es war wahrscheinlich sein kaltes Herz, der wilde Zug um seinen Mund und der geheimnisvolle Ausdruck seiner Augen, was ihn so unwiderstehlich machte. Keiner konnte mit Sicherheit sagen, was er gerade dachte oder fühlte. Unerreichbar und sehr stolz... so gab er sich in der Öffentlichkeit. Auch wenn viel über ihn geredet wurde, war jedoch sehr wenig über ihn bekannt. Damiana konnte in Erfahrung bringen, dass er noch eine jüngere Schwester besaß, mit der er aber auf Kriegsfuß stand. Saphira, so hieß sie, hatte ihrer Familie den Rücken gekehrt und, so wurde sich erzählt, sich der Dämonenkönigin Titus und ihren so genannten "Schatten Engeln" angeschlossen. Das war ein gemeingefährlicher Haufen, der es sich zum Beruf gemacht hatte Könige und Herrscher aus einem Grund, den wohl nur dieses Pack kannte, zu stürzen. Damiana machte sich keine Gedanken darum, dass der Palast ihrer Familie angegriffen werden könnte. Das war für sie völlig unvorstellbar. Sie würde friedlich weiterleben und eines Tages den Thron übernehmen und heiraten und... irgendwie hatte ihr zukünftiger Mann in ihrer Vorstellung so schwarzes Haar, dass es schon ins Blaue überging und die Augen einer Wildkatze. So hell und strahlend... und doch so undurchdringlich. Ein leises Kichern entkam ihren Lippen. Damiana war Cerubim du Rémy zum ersten Mal begegnet, als sie in die Gesellschaft eingeführt wurde. Das war vor etwa fünf Monaten auf einem Ball gewesen. Er hatte sie höflich zum Tanz aufgefordert und sie genauso angesehen, wie alle anderen weiblichen Wesen auch, aber als sie einmal auf den Balkon ging, um frische Luft zu schnappen und vor den stark parfümierten alten Damen, die sie umzingelt hatten, zu entfliehen, war er ihr gefolgt. Sein spöttisch - herausforderndes Lächeln verschlug ihr den Atem. Sie hatten nur belanglose Konversation geführt, aber etwas in seinem Blick, etwas in der Art, wie er sich bewegte erschien ihr so unwiderstehlich und so war sie ihm hoffnungslos verfallen, wie ca. tausend andere Frauen auch... Seufzend ging Damiana in den riesigen Garten der Romanows und setzte sich auf eine reich verzierte Bank, für deren kitschige Schönheit sie keinen Blick hatte, da sie mit ihren Gedanken weit, weit weg war. Eine honigblonde Locke fiel ihr über die Schulter und sie strich sie geistesabwesend zurück. Wie gegensätzlich sie und Cerubim doch waren. Sie war klein und zierlich, blond und blauäugig, während er so dunkel war. Auch ihre Haut war blass. Die wärmende Aprilsonne schien munter auf ihren ungeschützten Scheitel und die schmalen Schultern hinab. Lächelnd legte Damiana ihren Kopf in den Nacken und blinzelte in die gleißenden Sonnenstrahlen. Aber mit einem Schlag änderte sich etwas. Kälte breitete sich urplötzlich in ihren Adern aus und lähmte ihr Lächeln, sodass es augenblicklich erlosch. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch und hatte das Gefühl von durchdringenden Augen gemustert zu werden. Allen Mut zusammen nehmend, zwang sie sich dazu sich umzusehen. Ihre glatte Stirn legte sich in unwillige Falten. Nichts. Seltsam... Das Gefühl ließ nicht locker, so stand sie wieder auf und flüchtete in den Palast. "Beinahe hätte sie uns bemerkt..." Eine schöne Frau mit weißblondem Haar und pechschwarzen Augen legte ihre behandschuhte Hand auf den Rücken ihrer Begleiterin, die nur die Schultern zuckte und sich eine blauschwarze Locke aus der Stirn strich. Beide saßen in einem Rosenstrauch und hatten Damiana und den Palast observiert. "Sie ist hübsch." Die weiche Stimme der Dame hatte einen leisen Unterton bekommen und ihre Begleiterin musterte sie mit ausdrucksloser Mine. "Willst du sie haben, Titus?" Titus lachte leise auf und lehnte sich zu der anderen Frau vor, um sie sanft mit ihren Lippen zu streifen. Titus: Eine überflüssige Frage, Saphira! ~*~ Der Tag des Balles war endlich gekommen und irgendwie verlief die Sache etwas anders, als Damiana gehofft hatte. Viele Hände wurden ihr gereicht und noch mehr Glückwünsche nahm sie entgegen, aber ER war irgendwie nicht zu sehen. Ein tapferes Lächeln auf den Lippen und mit der Enttäuschung ringend stand sie neben ihrem Vater, der soeben die Gäste in den Speisesaal entließ. Damiana stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute, ob sie SEINEN dunklen Haarschopf irgendwo in der Menge fand, konnte ihn aber nicht erblicken. König Carel: Liebling, komm gehen wir in den Speisesaal. Damiana: Äh...ja, Vater. König Carel: Suchst du jemanden? Du schaust so angestrengt in die Menge. Damiana: Wie? Nein, nein. Komm gehen wir. Das Ablenkungsmanöver schien nicht ganz angeschlagen zu haben. Ihr Vater musterte sie nachdenklich. Vielleicht ahnte er schon, dass sich seine Tochter in Cerubim verliebt hatte...? Er durfte keinesfalls erfahren, dass sie mit dem größten Weiberhelden aller Zeiten anbandeln wollte. "Guten Abend eure Majestät. Erlaubt mir eurer schönen Tochter meine Glückwünsche auszusprechen." Damiana drehte sich mit klopfendem Herzen um und schaute in ein paar goldgelber Augen. Sogleich war ihr, als wenn man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. König Carel: Ah, Lord du Rémy! Ich wünsche euch ebenfalls einen schönen Abend. Cerubim verbeugte sich und sein Blick war weiterhin auf Damiana gerichtet. Etwas atemlos wünschte sie ihm auch einen schönen Abend, reichte ihm die Hand und nahm seinen Glückwunsch freudig entgegen. Mit einer galanten Bewegung führte er ihre zarte schmale Hand mit dem süßen Spitzenhandschuh an seine Lippen. Ein prickelndes Gefühl zog sich durch ihren Körper. Cerubim: Darf ich um die Ehre bitten, Prinzessin Damiana zu Tisch zu geleiten, eure Majestät? Damianas Herz schlug Purzelbäume, als ihr Vater zögerlich nickte. Sie konnte all die neidvollen Blicke der anderen Damen auf sich spüren, als er ihren Arm nahm und sie in den Speisesaal führte, wo er ihr den Stuhl zurechtrückte und sich dann auch noch neben sie setzte. Er schien so selbstsicher und man bekam den Eindruck, dass dieser Mann glaubte, ihm gehöre die ganze Welt. Cerubim: Ihr seht heute noch strahlender aus, als sonst, Prinzessin. Damiana: Vielen Dank. Nervös nahm sie ihre Serviette in die Hand und begann sie zu zwirbeln. Cerubim warf einen Blick auf die schlanken Finger des jungen Mädchens und nahm ihre Nervosität mit einem wissenden Lächeln zur Kenntnis. Bald darauf wurde das Essen gebracht und nachdem König Carel sein Glas auf seine Tochter erhoben hatte, wurde gegessen. Cerubim erwies sich an diesem Abend als äußerst schweigsam und hing seinen eigenen Gedanken nach. Nachdem Damiana sein verschlossenes Profil verstohlen gemustert hatte und enttäuscht feststellen musste, dass er keinen richtigen Wert auf ein Gespräch mit ihr legte, kratzte sie ihren ganzen Mut zusammen, um ihn anzusprechen. In Ermangelung von interessanten Themen beschränkte sie sich auf etwas allgemeineres, unverfänglicheres, was ihr zugleich etwas mehr über ihn verraten könnte. Damiana: Lord du Rémy, ich hörte, ihr würdet euer Schloss verkaufen wollen. Wie kommt es denn dazu? Cerubim schaute sie kurz an, wandte sich dann wieder seinem Teller zu. Ihre Stimme hatte bedenklich geschwankt und sie hasste sich für das leise Zittern darin. Glücklicherweise schien er es nicht bemerkt zu haben und wenn doch, so ließ er es sich nicht anmerken. Cerubim: Ich wohne alleine im Schloss und für eine Person ist es einfach zu groß... Das Gespräch beschränkte sich noch im Weiteren auf das große Märchenschloss des Lords und Damiana traute sich zu fragen, ob er nicht ans Heiraten dachte. Zu zweit wäre es bestimmt sehr schön dort zu wohnen. Cerubim lächelte leicht. Nein, sagte er. Er habe noch nicht vor zu heiraten. Er sei erst 25 Jahre alt. Damiana nickte. Noch nicht heiraten... hmm das hörte sich so an, als wenn es für ihn keine Frau in Aussicht gäbe. Das würde bedeuten, dass sein Herz noch keiner anderen gehörte und dass es wohl auch nicht so leicht war, es zu bekommen. Cerubim: Und was ist mit euch? Hat euer Vater schon einen Nachfolger und Ehemann für euch in Aussicht? Damiana: Nein, noch nicht. Im Übrigen hoffe ich sehr, dass ich meinen zukünftigen Gatten selber wählen darf. Ein neuerliches Lächeln umspielte seine Lippen, was ihr Herz aus dem Takt warf. Mit einem tiefen Atemzug versuchte sie das nervöse Flattern ihres Herzens in den Griff zu bekommen. Oh Gott warum sah er nur so verdammt gut aus?! Cerubim entging nicht das sie heftiger atmete und sein Blick glitt unweigerlich zu den vollen Hügeln ihrer Brust, die sich bei jedem Atemzug gegen den seidigen Stoff ihres Kleides drückten und somit eine vage Ahnung von dieser samtigen Fülle in ihm weckte. Beinahe streichelnd wanderte sein Blick wieder zu ihrem geröteten Gesicht hinauf. Cerubim: Wirke ich anmaßend, wenn ich euch frage, ob euch schon der Mann eures Herzens über den Weg gelaufen ist? Damiana: *lach* Etwas anmaßend ist es schon. Aber ich antworte euch dennoch. Ja vielleicht habe ich ihn schon getroffen... Sie wagte es nicht ihn bei diesen Worten anzusehen. Zu deutlich ließ sich in ihren Augen lesen, an wen sie dabei gerade dachte. Cerubim schaute sie aufmerksam an und langsam schlich sich bei ihm die Vermutung ein, dass die kleine Prinzessin vielleicht ein wenig zu sehr an ihm interessiert war. Der Gedanke belustigte ihn und doch... da war etwas in ihm, dass sich über die Gefühle der jungen Dame freute. Sich selbst einen Narren nennend schenkte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Essen. Nach dem Essen wurden die Gäste in den Ballsaal geführt und schon bald setzte auch die Musik ein. Natürlich waren die ersten Tänze der Prinzessin schon längst vergeben, aber Damiana hoffte, dass Cerubim sie zum Tanz auffordern würde. Das hatte er eigentlich auch vor, aber ein anderer junger Mann kam ihm zu vor und so musste er sich eine andere Lady aussuchen. Damiana hielt ständig nach ihm Ausschau und ärgerte sich jedes Mal fast grün und blau, wenn sie ihn mit einer anderen Frau tanzen sah. Viele Tänze später hatte sie ihn aus den Augen verloren. Es waren bereits zwei Stunden vergangen und Damiana hatte jeden Tanz mit getanzt. Nun war sie etwas außer Puste und brauchte erst mal eine Pause. Ein älterer Graf bat sie um den nächste Tanz, aber sie entschuldigte sich, heftig atmend und meinte sie müsse etwas trinken. Graf: Dann erlaubt mir euch ein Glas Champagner zu bringen. Sie nickte und der ältere Herr entfernte sich. Damiana strich sich eine fechte Locke aus der Stirn und holte nochmals tief Luft. Es war einfach zu stickig hier drin und sie brauchte frische Luft. Ihre Knie fühlten sich leicht zittrig an, als sie auf den Balkon zusteuerte. Plötzlich griff jemand nach ihrem Arm und sie drehte sich genervt um. Damiana: Lord du Rémy! Sogleich hellte ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht auf, als sie Cerubim erblickte. Er erwiderte das Lächeln, wenn auch nicht ganz so strahlend und zog sie näher an sich heran. Seine Lippen schwebten knapp über ihrem Ohr und als er sprach streifte sie sein warmer Atem, der einen Hauch von Gänsehaut auf ihren Körper hinterließ. Cerubim: Habt ihr euch diesen Tanz für mich aufgehoben? Und schon war ihre Müdigkeit und der Graf, der ihr etwas zu trinken holte, vergessen und sie nickte erfreut. Cerubim führte sie auf die Tanzfläche zurück und wartete kurz, bis ein neues Lied begann. Sein Arm um ihrer Taille, welcher sie recht eng an ihn drückte, löste ein süßes Glücksgefühl in ihr aus. Cerubim schien ein äußerst talentierter Tänzer zu sein und glitt mit ihr gerade zu schwerelos über die Tanzfläche. Damiana begann sich völlig zu vergessen und lächelte ungeniert zu ihm auf. All ihre Gefühle sprachen aus ihren Augen und dem entzückenden Lächeln. Cerubim viel es schwer sich einzureden, dass ihn das kalt ließ. Sie gefiel ihm... sie gefiel ihm sogar sehr! Schon als er sie vorhin kurz aus den Augen verloren hatte, konnte er nicht anders und musste sich ständig nach ihr umschauen und als er sie dann endlich erblickte, hatte er seine Tanzpartnerin einfach stehen gelassen und war zu ihr geeilt, ehe ihm überhaupt bewusst wurde, was er da tat. Nun tanzte er hier mit ihr und hielt sie so besitzergreifend an sich gedrückt, dass er ihre zarten Rundungen an seinem Körper fühlte. Er bemerkte gar nicht, wie er sich im Saphirblau ihrer Augen zu verlieren begann. Er, der immer so stolz darauf gewesen war, dass keine Frau ihm den Kopf verdrehen konnte, fühlte sich nun von ihrer Nähe derart berauscht und konnte einfach nicht von ihr lassen. Ein leichter Schweißfilm überzog ihre Pfirsichhaut und sein Blick wurde von ihrem tiefen Ausschnitt angezogen. In dem verzweifelten Bemühen sie nicht mit Blicken auszuziehen zwang er seine Augen nach oben, blieb dann aber an ihrer Halsschlagader hängen, die sich rasch pulsierend von ihrem Hals abhob. Na toll, das ist nun auch nicht besser. Er schluckte trocken. Ein leises Keuchen entkam ihren Lippen und sie schnappte nach Luft. Hatte er sie zu fest an sich gezogen und sie halb erdrückt?! Nein, das war Blödsinn! Vorsichtig ließ er sie los. Damiana: Lord du Rémy ... ich brauche eine Pause... können wir an die frische Luft gehen? Ach so! Er nahm ihren Arm und führte sie durch die tanzende Menge in Richtung Rosengarten. Damiana: Gehen wir nicht auf den Balkon? Cerubim: Nein. Wenn ihr frische Luft schnappen wollt, sollten wir in den Garten gehen. Der Balkon ist voller alter Damen, denen es drinnen schon zu heiß wird. Es war auch eine recht schwüle Nacht und die feuchte Luft war erfüllt vom schweren Duft der Rosen. Als die beiden den etwas verlassen wirkenden Garten erreichten, holte Damiana ein paar Mal tief Luft und fühlte sich sogleich schon viel besser. Ihre hohen Absätze klackten leise auf dem Boden. Das und die sich immer weiter entfernende Musik im Palast waren die einzigen Geräusche im Rosengarten. Cerubim: Hier scheinen nicht viele Leute unterwegs zu sein. Damiana: Mhm. Sie halten sich eher im anderen Teil der Gärten auf. Sie kamen bei einer Bank an und Damiana setzte sich erleichtert. Cerubim blieb stehen und schaute im Schein einer Laterne auf sie hinunter. Hier war, im Kontrast zu den altmodischen Gebäuden und Kleidern, wieder Technik vertreten. Natürlich gab es überall Überwachungskameras und die Lampen im Inneren des Palastes waren Glühbirnen, die so aussahen, als wären es Kerzen. Damiana konnte Cerubims glühenden Blick auf sich spüren und hielt den Kopf gesenkt. Sie hatte die Veränderung in seinen Augen bemerkt, die eingetreten war, als sie getanzt hatten. Da war kein höfliches Interesse mehr. Sie konnte etwas darin lesen, dass ihr noch recht unbekannt war. War es einfach nur offene Bewunderung oder tendierte der Blick mehr zu... zu... ja Verlangen? Sie fühlte sich verunsichert und wusste nicht wie sie sich ihm gegen über nun verhalten sollte. Cerubim: Prinzessin...? Seine Stimme war tief und volltönend. Kein spöttischer Unterton schwang mehr in ihr mit. Damiana: Ja? Sie hob zögerlich den Blick und fühlte im nächsten Augenblick seine Fingerspitzen an ihrer Wange. Wie von selbst bewegte sich ihre Hand nach oben und legte sich auf die seine. Er nahm ihre Finger und zog sie wieder auf die Beine. Gefangen von seinen hellen Augen schaute sie hilflos zu ihm auf. Cerubim: Ihr schaut so traurig. Damiana: Ich bin nicht traurig. Wirklich nicht... ich bin doch in euerer Gesellschaft. Sein Daumen strich über ihre Fingerkuppen und dann verschränkten sich ihre Finger miteinander. Cerubim lehnte sich vor und schon fühlte er ihren warmen Atem auf seinem Gesicht. Da konnte er plötzlich Schritte hinter sich vernehmen. Sofort richtete er sich wieder auf und zog Damiana mit einem Ruck hinter einen hohen Rosenstrauch. Damiana: Lord du Ré- Er hielt ihr den Mund zu und zog sie fest an sich. Cerubim: Sch! Da kommt jemand... Mit pochendem Herzen wartete sie, bis ein schon recht betrunkenes Pärchen vorbei getorkelt kam. Noch ein Moment verstrich und schließlich zupfte sie an seinem Ärmel. Damiana: Lord? Mein Kleid... es wird an den Dornen zerreißen. Cerubim zog sie mit einem "Oh!" wieder aus dem Strauch. Damiana fürchtete, dass ihre Frisur nun etwas verwüstet aussah und griff in ihre Lockenpracht. Cerubim: Wartet. Ihr habt Blätter im Haar. Damiana: Oh nein! Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie nach den Blättern langte und mit einer Leidensmiene ihre Frisur vollends zerstörte. Leise lachend hielt er ihre Hände fest. Cerubim: Ich mache das... Es tut mir wirklich leid, aber ich dachte... Damiana: Ist schon in Ordnung... *meine Haare!* Vorsichtig zog er die Blatter aus ihrem Haar und bemerkte, dass die kunstvolle Frisur nicht mehr zu retten war. Damiana: SO kann ich doch nicht noch mal rein gehen... *heul* Da musste er ihr zustimmen, was nicht gerade zur Besserung ihrer Laune beitrug. Damiana: Was soll ich denn jetzt machen...? Grinsend führte er ihre Hände an seine Lippen und schaute sie durchdringend an. Damiana konnte sich keinen Reim darauf machen, was er bezwecken wollte, aber im Moment machten ihre Haare ihr mehr Sorgen als sein seltsames Lächeln. Cerubim: SO könnt ihr wirklich nicht mehr hinein gehen... und das bedeutet, ihr müsst draußen bleiben. Damiana: ? Er hielt ihre Hände immer noch fest und zog sie mit sich, noch weiter in den Garten hinein. Sie blinzelte und machte den Mund auf um ihn zu fragen, was er vorhatte, aber er gebot ihr mit einer Handbewegung zu schweigen. Bald kamen sie zu einem Brunnen und dort griff er in ihr verwüstetes Haar und ehe sie reagieren konnte verwuschelte er ihre Mähne. Damiana: Cerubim! Zum ersten Mal hatte sie seinen Vornamen ausgesprochen und als ihr das bewusst wurde zuckte ihre Hand erschrocken zu ihrem Mund hinauf. Eine tiefe Röte zog sich über ihre Wangen. Cerubim lächelte sein unwiderstehliches Lächeln, fuhr ihr noch einmal durchs Haar und presste ihr völlig unerwartet die Lippen auf die Finger, welche noch immer an ihrem Mund lagen. Cerubim: Mit offenem Haar bist du noch schöner, Damiana... Sie riss die Augen auf und schon fand sein Mund den ihren. Ein leiser Seufzer entrang sich ihrer Kehle und im nächsten Moment schlang sie ihm die Arme um den Hals. Dies war ihr erster Kuss und er war wundervoller, als alles was sie sich vorgestellt hatte. Unendlich sanft teilte er ihre Lippen mit seiner Zunge und nahm ihren Mund völlig in Besitz. Ich will für immer so stehen bleiben, für immer diesen Kuss auskosten, für immer in seinen Armen liegen... Cerubim..., diese Gedanken kreisten in ihrem Kopf, als sein Kuss noch zärtlicher wurde und ihre Knie langsam zu Wackelpudding erweichten und ihr Herz aus dem Takt geriet, nur um sofort dreimal so schnell zu schlagen wie vor zwei Minuten. ~*~ Ein ohrenbetäubender Knall ließ die beiden Liebenden auseinander fahren. Damiana schrie leise auf und schaute zum Palast. Nichts... Stille... ...Eine unheimliche Ruhe setzte ein. Massen von aufgeschreckten Vögeln stoben in den Himmel und flogen kreischend davon. Damiana: Was... was war das...? Die... Vögel... Cerubim: ... Cerubim zog sie beschützerisch an seine Seite. Wieder ertönte ein Knall, was die zitternde Prinzessin zusammenzucken ließ. Mit einem Mal war die Hölle los! Flammen schossen aus dem Palast empor und schwarzgeflügelte Gestalten kreisten über diesem. Zunächst glaubte Damiana, es seinen die Vögel, aber sogleich erkannte sie ihren Irrtum. Es handelte sich hierbei tatsächlich um Menschen! Schreiende Frauen und Männer stürzten aus dem Gebäude und wurden von diesen seltsamen Wesen angegriffen. Das ohrenbetäubende brüllen der Flammen bildete den Hintergrund der Geräuschkulisse. Die grässliche Szene war so unwirklich, so unglaublich... Damiana konnte es gar nicht richtig erfassen. Eben noch war sie in Cerubims Armen gelegen und war im 7. Himmel gewesen und nun brach hier ein Massaker los! Die Gestalten waren "Dämonen" und eben diese gingen bekanntlich nicht sehr sanft mit ihren Opfern um. Mit ihren Messern und Schwertern schlitzten sie alles und jeden auf, der ihnen in den Weg kam. Schatten Engel... Cerubim hielt Damiana an den Schultern von sich ab. Cerubim: Geh und versteck dich! Wenn dich eines dieser Monster in die Finger kriegt, bist du tot! Damianas Erstarrung wich von ihr und sie schluchzte auf. Damiana: Mein Vater! Er ist noch da drin! Sie werden ihn töten! Cerubim! Sie wollte sich losreißen und zum Palast laufen, aber er hielt sie umso fester. Cerubim: Bleib hier verdammt! Ich geh ihn suchen! Und ich verspreche dir ich hole ihn raus. Aber du musst dich jetzt verstecken! Sein drängender Tonfall trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Die Schreckensschreie im Hintergrund wurden zu Schmerzensschreien, als die ersten starben oder qualvoll verbluteten. Damiana warf einen gehetzten Blick zurück und sah, wie jemanden die Kehle aufgerissen wurde. Blut schloss einer Fontäne gleich in die Luft. Schnell wandte sie den Blick wieder ab... oh Gott... Damiana: Ich kann mich nicht einfach verstecken! Das- Cerubim: DU WIRST TUN WAS ICH DIR SAGE! *losbrüll* Sie zuckte zusammen und die ersten Tränen rollten ihr über die Wangen. Sofort tat es ihm wieder leid, dass er sie derart angeschrieen hatte, aber sie musste einfach verstehen, dass ihr Leben auf dem Spiel stand. Sie hatte ja keine Ahnung, wie grausam die Schatten Engel wirklich werden konnten. Wenn sie die Menschen einfach nur töteten, war das ja noch gar nichts! Er wusste es umso besser... schließlich war seine eigene Schwester unter diesen Dämonen und das auch noch freiwillig! Gott, er hasste sie dafür, dass sie so tief sinken konnte! Er hatte sie umbringen wollen, als er sie beim letzten Mal gesehen hatte, aber sie war ihm entwischt. Das war bei einem ähnlichen Angriff auf sein Schloss gewesen. Damals hatte Saphira seine und ihre Eltern kaltblütig vor seinen Augen abgeschlachtet und sie hinterher im Schlafzimmer aufgehängt, damit sie schön ausbluten konnten. Nun stand Damianas Leben auf dem Spiel und er würde nicht zu lassen, dass ihr etwas zustieß. Gegen ihren Willen zog er sie mit sich, als er noch tiefer in den Garten ging um nach einem geeigneten Versteck Ausschau hielt. Damiana schluchzte und wehrte sich, aber er bemerkte es gar nicht. Auch ihr Bitten und Flehen, so wie ihre wüsten Beschimpfungen ließen ihn kalt. Er musste sie in Sicherheit bringen. Damiana: CERUBIM! Mit einem wütenden Schnauben blieb er stehen und schüttelte sie grob. Cerubim: Verdammt noch mal! Ich will dich doch nur retten! Ich kann nicht zu lassen, dass dir etwas passiert! Das könnte ich mir nicht verzeihen. Sie schluckte und gab langsam nach. Ein kleines kindliches Schniefen war ihre Antwort. Am liebsten hätte er sie noch einmal geküsst. "So... Du willst sie also retten?" Eine Frau in schwarzen Lederstiefeln, knappem Minirock und noch knapperem Oberteil stand auf einer Laterne. Ihr schwarzes Haar wehte im Wind und ihre ausgebreiteten Flügel ließen sie wie ein schwarzer Racheengel aussehen. Helle goldgelbe Augen bohrten sich in die von Cerubim, dessen Augen dieselbe Farbe hatten. Ein eiskalter Hauch erfasste sie und es war ihr, als würde etwas in ihr auf den Anblick der Fremden reagieren. Eine Ahnung... Ein Schaudern erfasste Damiana, als sie das blutverschmierte Schwert in den behandschuhten Händen der bildschönen Frau wahrnahm. Cerubim: Saphira ... Cerubims Stimme drückte so viel Hass und Bitterkeit aus, das Damiana überrascht zu ihm aufblickte. Da fiel ihr die Ähnlichkeit der beiden auf. Aber natürlich! Saphira! Cerubims Schwester! Dann musste dies ein Angriff der Schatten Engel sein! Damiana holte tief Luft und hoffte, dass man das Zittern in ihrer Stimme nicht hörte, als sie Saphira ansprach. Damiana: Was wollt ihr hier? Warum tut ihr so etwas?! Sie wurde einfach ignoriert... Saphira: ... Gib sie lieber gleich heraus, Bruder! Cerubim: Nein! Wenn du sie willst, dann musst du sie dir mit Gewalt holen! Cerubim zog die zitternde Prinzessin hinter sich und hob seinen Umhang, um ein Schwert hervor zu ziehen. Damiana hatte das Gefühl im falschen Film zu sein. Hatte er das Schwert schon die ganze Zeit über da gehabt? Und warum überhaupt ein Schwert? Mittlerweile gab es so was wie Pistolen, Gewehre und Laserwaffen! Hallo?! Das war hier das 32. Jahrhundert! Als ihr das durch den Kopf ging fielen ihr nun auch die Schüsse auf, die im Palast abgefeuert wurden. Hoffentlich fanden diese Waffen auch ihr Ziel, dachte sie grimmig. Saphira seufzte gereizt auf und hob die Hand. Ein inneres Leuchten erfasste ihren Arm und schon löste sich eine glühende Energie Kugel, die mit hoher Geschwindigkeit auf Cerubim zuraste. Er war nicht darauf vorbereitet und sie traf ihn mit voller Wucht und schleuderte ihn nach hinten. Damiana schrie angstvoll seinen Namen und wollte zu ihm laufen, aber jemand packte ihren Arm und sie wurde vom Boden hochgehoben und in die Lüfte getragen. Erschrocken versuchte sie sich zu wehren, aber die Person war stark wie ein Ochse! Panik überkam sie und sie schrie verzweifelt nach Cerubim, der immer noch am Boden lag und von Saphira ein Schwert an die Kehle gehalten bekam. Da erst wurde ihr klar, dass nicht Saphira sie geschnappt hatte, sonder jemand anderes! Sie schaute auf die Arme und stellte fest, dass diese ebenfalls blutverschmiert waren und die Haut eine außergewöhnlich dunkle Färbung hatte. Der Schatten Engel, welcher sie fest hielt, landete auf einem Gartenhäuschen und schaute stumm zu Saphira, die gerade mit ihrem Bruder abrechnen wollte. Damiana war sich ganz sicher, dass ihr letztes Stündchen geschlagen hatte und versuchte mit ihren Angstzuständen fertig zu werden. Ein heftiges Zittern schüttelte ihren Körper und sie schluchzte gequält. "Meine Güte! Ich will dich nicht fressen!" Eine Frauenstimme. Damiana wand sich in der schon fast brutalen Umklammerung, mit der sie festgehalten wurde. Ein einziges Wort entrang sich ihrer Kehle: "Warum?" Die Frau gab ihr keine Antwort. Und so schaute Damiana wieder zu Cerubim und Saphira. Diese kniete sich nun auf ihren Bruder und lehnte sich zu ihm vor. Cerubim sagte etwas, aber Damiana konnte es wegen dem Lärm und Geschrei nicht verstehen. Zur Antwort zuckte ein kaltes Lächeln um Saphiras Lippen und sie lehnte sich noch weiter zu ihm vor bis ihre Lippen die seinen beinahe berührten und flüsterte etwas, was ihn vor Wut erzittern ließ. Der Schatten Engel hinter Damiana lachte leise. Saphira drehte sich um und zog die Augenbrauen fragend hoch. Saphira: Du hast die Prinzessin, Titus. Ziehen wir ab? Die Dämonenkönigin Titus! Sie war es, die Damiana so fest hielt. Titus: Ja, von mir aus! Hol die Engel zurück. Saphira schaute auf Cerubim hinunter und holte mit der Faust aus und ließ sie mit Übelkeit erregender Heftigkeit auf die Schläfe ihres Bruders niedersausen. Dieser verlor das Bewusstsein. Dann erhob sie sich und breitete die Flügel aus um mit einer Eleganz, die so total fehl am Platz schien, schwang sie sich in die Lüfte und flog voraus. Auch Titus wollte losfliegen, aber in Damiana kehrte wieder Leben ein und sie trat wild um sich. Alles war besser, auch der Sturz in die Rosen, als noch länger von dieser Missgeburt festgehalten zu werden. Titus fluchte, als Damianas spitze Absätze sie schmerzhaft trafen, holte mit einer Hand aus und schlug ihre Handkante in Damianas Nacken. Eine selige Ohnmacht umfing sie und ihr Körper hing schlaff in Titus' Armen. Titus: Ziemlich wild die Kleine. Saphira: ... Titus: ...? Saphira? Saphira: ... Schweigend flogen sie neben einander her und ließen den brennenden Palast hinter sich, sowie die ganzen Leute, die im Sterben lagen und gequält schreien. Es war ein ekelhaftes Blutbad und keine der beiden Frauen wollte es sich näher anschauen. Sie taten diese Morde nämlich nicht aus Spaß. Alles hatte seinen guten Grund... ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)