Der Fall Caitlin: Gefährliche Leidenschaften von Leia_de_Flourite (Eine Navy CIS-FF [letztes Kap&Epilog lädt]) ================================================================================ Kapitel 22: Der Revolvermann (übersehen) ---------------------------------------- ~ aliene geisteskrank insane elnebajos vansinnig fou atamagoakashii gek dolzinnig hullu gila meschugge nebun dement~ (Das Wort irrsinnig in 14 verschiedenen Sprachen, aus „Puls“ von Stephen King) Ihre Haare waren noch nass, als Gibbs sich schon wieder auf den Weg gemacht hatte, um Evelyn Denton mitzuteilen, wie lange der NCIS schon in ihren Kreisen ermittelte und welche Gründe es dafür gab, in der wagen Hoffnung, die Veranstalterin könne ihnen weitere Auskünfte geben, zum Beispiel ob es noch andere Exfreundinnen von Smith gab, von denen sie nichts wussten. Ziva bezweifelte es irgendwie und solange sie nichts weiter tun konnte als auf die Rückkehr ihres Schein-Ehemanns zu warten (und den darauffolgenden Urlaub, den er versprochen hatte) ging sie die Informationen durch, die man in den Stunden als sie eingesperrt war gefunden hatte. McGee hatte ihr freundlicherweise die ’Tatortfotos’ gemailt. Der Anblick dieses Raumes, der Kacheln auf denen sie gelegen hatte, ihrer Fingerabdrücke auf der Innenseite der massiven Stahltür... es ließ die Israeli nicht ganz kalt, aber sie konnte sich von ihrer Irritation nicht stören lassen. Worauf sie vor allem ihre Gedanken konzentrierte, war dieses eine Bild, das mit dem blutigen Schriftzug. ROSA. Gedankenverloren ließ sie eine kleine Glasphiole zwischen ihren Fingern kreisen, sie war nur eine von zweien; der Inhalt des Pakets, das sie abgeholt hatte. Es vergingen Minuten, bis das Spiel mit der Viole abrupt aufhörte und Ziva hätte den kostbaren Besitz fast fallen gelassen, als sie sich erinnerte. ~*+*~ „j. TULL I WILL SHoW YOU FEAr In A HANDFUL OF DuST P.S.: e ’ Im Land der Erinnerungen ist die Zeit immer das Jetzt. Im Königreich des Vergangenen ticken die Uhren, aber ihre Zeiger bewegen sich nie Es gibt eine nichtgefundene Tür (o verlorene) und das Gedächtnis ist der Schlüssel, der sie öffnet.’ P.P.S: d b/f” Es war perfekt. Die drei Briefe waren eine optimale Einheit, jeder von ihnen korrekt entschlüsselt und mehr noch: die Symbole auf der Leiche der schwangeren Sharon Rowland bestätigten die Bezüge zu Stephen Kings Chronik... „Passt, wackelt und hat Luft“, wie ihr Dad zu sagen gepflegt hat, auch wenn die Erinnerung an in, nun, da Fornell ihr ständig nahe war, besonders schmerzte. Tobias Fornell, Mörder und Petze. Tony hatte mehrmals versucht, mit ihr darüber zu reden, dass Fornells Absichten ihr gegenüber durchaus keine bösartigen waren, was nur eines bedeuten konnte: DiNozzo wusste von ihrem Vater. Wenn Luke die Direktorin des NCIS schon nicht ausstehen konnte, der Hass, den sie auf Fornell hatte stellte das noch in den Schatten. Umso eifriger war Lukretia, was ihren Job betraf, allein die Genugtuung, raffinierter zu sein als das FBI war Inspiration genug. Wie also passte ROSA ins Bild? Luke wusste, sie war die einzige, die wohl ebensoviel Trivialliteratur las wie die Mörderin, die sie suchten, aber die Aufgabe, die man ihr gestellt hatte, war schlichtweg unmöglich. Die Bedeutung eines einzigen Wortes zu entziffern – das war eine Arbeit, die nur der Verstand eines Menschen bewältigen konnte, aber wie sollte man das realisieren, wenn das Gehirn nicht die Speicherkapazität eines Computers besaß? Selbst wenn sie es auf die Chronik des dunklen Turms beschränkte, so konnte sie nicht jedes einzelne Wort des siebenteiligen Bücherzyklus rekapitulieren... Es war ohnehin eine Weile her, dass sie sie gelesen hatte. /Fangen wir also von vorne an... Die drei Botschaften bilden einen perfekten Brief, mit Anrede, Nachwort, dem Nachwort des Nachworts. Die Anzahl der Buchstaben in den Nachwortzeilen gibt den Buchband an, auf den man sich bezieht, die Buchstaben selbst liefern einen Hinweis auf die Lösung des Codes. TULL war der Name der Stadt, die der Revolvermann im ersten Band gnadenlos auslöschte, der Name steht direkt unter der Anrede, zusammen mit dem Rachemotiv...Kann es sein?/ Der jungen Polizistin mit dem auffälligen Namen und dem noch auffälligerem Augenpaar wurde plötzlich klar, dass die Botschaften, die sie vor sich hatte, nicht an die Obrigkeit gerichtet waren, sondern an das letzte Opfer selbst. Wurden dem Revolvermann etwa seine Taten vorgeworfen? Ein ganzes Jahr war vergangen seit dem Zeitpunkt an dem Alecia Skywalker-Caine sich durch den gewöhnungsbedürftigen ersten Band gekämpft hatte [1] und das einzige, was in ihrem Hirn noch hängen geblieben war, waren die langsamen Mutanten, die Opferung des Jungen und nicht zu vergessen einige der durchgenalltesten Bewohner Tulls. Ein Aufschrei der Verzweiflung war geboren. /Warum kann mein Hirn nicht Google sein?/ Luke guckte skeptisch zu ihrem Computer. Es würde sie nur ein paar Sekunden ihrer mit Grübeln verschwendeten Zeit kosten, also was machte es schon? Sie rief Google auf, tippte Tull ein und wartete. Es war erstaunlich, was dabei heraus kam. Man hätte es für einen Zufall halten können, aber sobald sie es sah, erinnerte sie sich auch wieder: dieser letzte Hinweis, er war nicht im ersten Band erwähnt, sondern im sechsten Band, auf den der letzte Zettel sich bezog. Die Briefteile bildeten einen Zyklus, so wie das Buch selbst. Luke kannte das Opfer, die Identität des Revolvermanns. Hatte sie schon die ganze Zeit gewusst und die Frage nach dem „Warum er!“ verblasste vollends unter der Schwere dieser Wahrheit. Die erste Seite, die Google gefunden hatte, enthielt Informationen über eine wohl bekannte Rockband. Sie trug den Namen Jethro Tull. ~*+*~ Kaum dass sich ihre Idee gesetzt hatte, wollte Ziva sie schon verwerfen. Bis ihr Handy piepte. Die Nachricht, die Luke ihr gesendet hatte, lautete simpel: „j. tull = jethro tull.“ Im ersten Moment sagte ihr die Botschaft gar nichts. Sie öffnete am Laptop die Bilddateien der eingescannten Zettel, die man in den ersten drei Opfern gefunden hatte. Das J stand im Briefkopf, der Anrede. Ihr fiel wieder ihre und Lukes Theorie dazu ein, dass der Mord Smith nur eine Ersatzhandlung für den Mord an dem Revolvermann war. Und wie sie bei der Autofahrt zum Tatort Gibbs mit Roland Deschain verglichen hatte: „Roland Deschain ist ein Revolvermann, einer der letzten übrigens, der ihnen übrigens gar nicht mal so unähnlich sehen muss. Groß, übertrieben ernst und akkurat, aber tödlich. Auf wen er schießt, der stirbt auch. Bereits etwas älter, mit ergrauenden Haaren und eiskalten blauen Augen von der Farbe verwaschener Jeans, der auf seiner Suche nach den Turm praktisch alles aufgeben würde, was ihm lieb und teuer ist, bis auf die letzten Menschen, die ihm noch nahe stehen...“ Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, wie recht sie damit hatte. Und es ergänzte perfekt, was sie über ROSA wusste. Im Nachhinein betrachtet machte alles Sinn. Es waren Gibbs’ Exfrauen gewesen, die zuerst gestorben waren. Er war derjenige, der diesen Fall bearbeitete. Smith hatte fast dasselbe Alter, entsprach vom Typus her ungefähr Gibbs: lebte zurückgezogen, hatte kaum Freunde und wäre für seine Tochter gestorben. Sie hätten von vorn herein im Umfeld ihres Bosses nach der Mörderin suchen müssen. ~*+*~ „Was meinst du damit, dass die beiden zurück kommen müssen? Sie sind auf einer Undercover-Mission, wir können sie nicht einfach abziehen, außerdem bin nicht ich der Boss hier, wenn du das mal nicht vergisst!“ Alecia drehte fast durch. Nicht nur, dass Tony sich stur weigerte ihr zuzuhören, es ärgerte sie immer noch, dass sie die erste Botschaft nicht vollständig entschlüsselt hatte. „Aber ich weiß, wer das letzte Opfer ist. Es ist...“ Noch in dem Moment, als sie diese Worte sprach, redete sie sich innerlich ein, dass sie die Verbindung gar nicht hätte heraus finden können, „Jethro Tull“, das war einfach nicht ihre Zeit gewesen, sie war eher ein Kind der Generation von... „Harry Potter!“, rief sie plötzlich aus, einem gewaltigen Gedankensprung folgend. Jeder im Raum starrte sie an. „Das letzte Opfer ist Harry Potter?“, wiederholte Tony ungläubig. “Nein, Stephen King hat im Fünften Band des Zyklus eine Waffe namens „Schnaatz“, Modell Harry Potter eingeführt, so als Insiderwitz. Die Schnaatze sind Waffen der Wölfe der Calla und in eben dieser Calla trifft der Revolvermann auf Rosa. ROSA ist eine Person, in der Logik der Killerin entspricht sie Ziva.“ Es stellte sich heraus, dass die Ungläubigkeit des Teams noch Steigerungsformen besaß. Ihr Handy piepte. Sie hatte eine SMS als Antwort erhalten, die aus ebenso wenig Worten bestand: „rosa = rosalita munoz“ Langsam hob Alecia den Blick vom Display. „Sie weiß es schon.“ ~*+*~ Es gab Momente im Leben, die einfach zu absurd waren. Die Rolle, die die kranke Logik der Mörderin ihr zugewiesen hatte, entsprach viel mehr dem tatsächlichen Verhältnis zwischen ihr und Gibbs als die Täterin wohl selbst geahnt hätte. Denn Rosalita Munoz war die letzte Lebensgefährtin des Revolvermanns gewesen, kaum mehr als eine Affäre zwar, aber von demselben Kaliber. Und das würde eine ganz bestimmte Frau bald zu spüren bekommen. Die Israeli rannte bereits, das Handy an ihren Ohren. Nach langem Klingeln nahm die Mailbox ab, dabei hatte sie doch nur Minuten zuvor noch mit Gibbs gesprochen. Sie kam endlich an dem Ort an, wo sie ihn vermutete. Die Tür war abgeschlossen. Ziva hielt die erste Phiole in die Luft, betrachtete das farblose Gelee darin (viel war es ja nicht) und zertrümmerte das Glas vorsichtig zwischen Türzarge und Tür, auf der Höhe des Schlosses. Die zweite Phiole enthielt die dunkelblaue Flüssigkeit und wurde einige Zentimeter höher zerbrochen. Der Inhalt floss hinunter und entfärbte sich, sobald er in Kontakt mit dem gallertartigen Material kam, Salz kristallisierte aus, das noch an seinem Entstehungsort kleben blieb, während die restliche Flüssigkeit weiter nach unten floss.. Ansonsten passierte nichts. Blieb nur noch zu warten, so lange, bis die trockene Altweibersommerluft das Salz ausreichend getrocknet haben würde. Innerlich wurde sie fast wahnsinnig vor Ungewissheit, aber nach außen hin blieb sie eiskalt. Nach wenigen Minuten fruchtlosen Wartens, beschloss Ziva, dass es nun genug sein müsse und trat so viele Schritte zurück, wie sie nur konnte und zog ihre Waffe, die sie geistesgegenwärtig mitgenommen hatte. Sie zielte auf die Stelle, wo die beiden Reagenzien aufeinander getroffen waren. ~*+*~ Gibbs war noch immer etwas benommen. Man hatte ihn grundlos angeschossen. Der Durchschuss in seinem Bein schmerzte zwar höllisch und blutete dementsprechend, aber selbst das war noch harmlos angesichts all der sinnlosen Anschuldigungen, mit denen er plötzlich konfrontiert wurde. Er war zu Boden gesunken an dem Regal gegenüber der Tür. Genau jetzt befand der Special Agent sich auf Augenhöhe mit Tot. Schwarz. Drei. Glas. Wolfsmond. Susannah. Aber das Buch, was ihm am nächsten war, war ironischerweise „Der Turm.“ (Sie standen, bleiche Schemen, in der Runde, Des Endes harrend, starrend unverwandt Der Opfer jüngstes an. Im Flammenbrand Sah und erkannt’ ich all’ in dieser Stunde, Doch keck führt ich mein Hifthorn hin zum Munde Und blies: »Zum finstern Turm kam Herr Roland!«) Machte eigenartigerweise gerade genug Sinn, um einem eine Gänsehaut zu verpassen. Und das war sicherlich nicht ungewöhnlicher als Evelyn Denton mit einem Revolver in der Hand. „Evey, leg bitte die Waffe weg. Das hat doch keinen Sinn. Lass uns einfach drüber reden...“ „Reden? Wozu, du hörst mir doch ohnehin nicht zu. Du hörst NIE zu, Jethro, aber dieses eine Mal wird dir wohl keine Wahl bleiben.“ Das entsprach fast genau dem, was ihm Exfrau #2 und #3 vorgeworfen hatten, kurz bevor er eines mit dem Golf- bzw. Baseballschläger übergezogen bekommen hatte. Das konnte ja noch ein toller Tag werden! Der Türknauf rüttelte, aber Denton bemerkte es nicht, dabei stand sie genau zwischen der Tür und ihrem massiven Schreibtisch, von dem Gibbs hoffte, er würde die Kugel abfangen. Sie hatte sich geistig ausgeklinkt, war in ihrem eigenen Universum aber ihre Hände hatten nach dem ersten Schuss ziemlich zu zittern angefangen. Ihre Augen sprachen von Fanatismus. Und er bereute zutiefst, dass es ausgerechnet seine Idee gewesen war, dass sie das Büro abschloss, damit sie ungestört reden konnten. Und als wäre das nicht genug, hatte er seine Waffe vergessen, dabei vergaß er die nie. Er wägte die Chancen ab, sich mit seinem Messer zu verteidigen, aber ein Agieren seinerseits würde nur dafür sorgen, dass diese Irre anfing zu schießen. Deshalb hatte er nicht mal nach seinem Handy langen können als es klingelte, obwohl er seiner Exfreundin versichert hatte, dass es viel verdächtiger war, wenn er nicht abnahm. Es war ihr egal, scheinbar scherte sie sich nicht darum, welche Strafen ihre Taten zur Folge hatten. Ihr eigenes Leben schien ihr wohl nicht mehr wichtig zu sein. Und genau das war der gefährlichste Zustand von allen. „Weißt du, John war genauso. Das letzte warum er sich gekümmert hatte, war ich, alles war ihm wichtiger gewesen, seine Arbeit, seine Zukunftspläne. Selbst diesem widerlichen schreienden kleinen Bündel schenkte er mehr Aufmerksamkeit als mir. Aber ich habe es ein für allemal satt gehab, auf eure Gnade angewiesen zu sein. Und jetzt, auf einmal... verhält es sich genau anders herum, nicht wahr? Ihr habt geglaubt, ihr könntet mich einfach ersetzen, durch diese jungen Dinger, aber auch dem habe ich ein Ende gemacht. Du wirst deine kleine Rosa nie wieder sehen. Sag der Welt Lebewohl, Revolvermann.“ Gibbs hörte weder das erste, noch das zweite Klirren von draußen und das Geräusch des Schusses würde übertönt von dem Knall der Explosion, die darauf folgte. Die Wärme, die dadurch frei gesetzt wurde, drang kaum bis zu ihm vor, aber die Wucht reichte aus, um Evelyn gegen den Schreibtisch zu schleudern. Ein Schuss löste sich aus dem Revolver bevor er neben Gibbs zu Boden fiel. Die Kugel würde wenige Stunden später aus dem Boden gepult werden. Als Denton sich kurz darauf aufrappeln wollte, blickte sie in den Lauf einer 22.er Beretta, die von einer äußerst unerfreuten Israeli gehalten wurde. „Wenn ich du wäre, würde ich lieber liegen bleiben!“ ~*+*~ Dank Alecias schnellem eingreifen, war der NCIS etwas mehr als eine dreiviertel Stunde [2] später vor Ort, wo man eine mit Paketband an ihren Schreibtisch gefesselte Veranstalterin in Zivas und den eigenen Boss lauthals protestierend in ärztlicher Obhut vorfand. Evelyn Denton wurde frei geschnitten und abgeführt, ihr Büro als letzter Tatort abgesichert. Natürlich hätte Ziva ihr auch nur Handschellen anlegen können, aber das hätte nicht so viel Spaß gemacht. Und auch wenn Gibbs Oberschenkel nun ein beachtlicher Verband zierte, ließ er sich nicht die Würde nehmen, seinem Team weitere Anweisungen zu geben. „Du musst ja wirklich einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen haben, wenn sie dich all die Jahre lang so gehasst hat.“, bemerkte Ziva in einem ruhigeren Moment. „Irgendwie habe ich diese Wirkung auf Frauen.“ „Und ich musste dir schon wieder das Leben retten.“ „Nicht, dass das noch zur Gewohnheit wird.“ Beide grinsten. Und genau diesen Moment suchte Tony sich aus, um sich nach dem Zustand seines Bosses zu erkundigen. Welcher, so wie es aussah, die nächsten Wochen wohl an Krücken laufen würde, das hieß: Keine Außeneinsätze. Und ein Eintrag in die Krankenakte mehr. „Abby hat an dem explodierten Türschloss Rückstande gefunden von Glassplittern, Ace... Acetü...“ „Acetylen, gebunden in Kieselgur. Wird in größeren Mengen zum Schweißen verwendet. Außerdem noch Reste von Tetraaminokupfer(I)-chlorid, nicht wahr?“, ergänzte Ziva - ohne auf die Aufzeichnungen zu blicken, wohlgemerkt – die Worte, die vorzulesen Tony nicht imstande war. „Ja, woher weißt du das?“ Die Schwarzhaarige hielt stolz ihre Handfläche hoch, an der einige Schnitte zu sehen waren. Die Wunden hatte man schon gereinigt, der Verband würde gleich noch folgen. „Die Zersetzung von Ethin oder auch Acetylen genannt wird durch Kupfer- oder Silberionen beschleunigt, bei Kontakt entstehen instabile Schwermetallacetylide, die bei einer Temperatur von über 140° Celsius oder durch Druck explodieren.[3] Es erschien mir der einfachste Weg, schnell eine verschlossene Tür aufzubekommen.“ „Ich frage lieber nicht, wie du an das Zeug herangekommen bist...“ „Ja, das erscheint mir klug, Tony.“ „Aber wie bist du ausgerechnet auf Denton gekommen?“ „Nachdem Luke mir die Nachricht geschickt hat, dass Gibbs das letzte Opfer sein sollte, fiel mir wieder ein, dass ich all die Bücher, auf die sich die Nachrichten der Mörderin bezogen, in Evelyn Dentons Büro gesehen hatte, bei dem Einführungsgespräch zu dieser Veranstaltung. Und da es jemand ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht für nötig gehalten hat, zu erwähnen, dass er mal eine Affäre mit eben dieser Person hatte...“ Ziva ließ den Satz als Kritik unbeendet im Raum stehen, fixierte dabei aber eindeutig Gibbs. Und wie DiNozzo feststellte, beschwerte der Boss sich nicht mal über dieses Stochern in seiner Privatsphäre... dabei war das nicht einmal das einzig merkwürdige. „Sagt Mal, habt ihr etwa zusammen geduscht?“, platzte die Frage aus dem dienstältesten Agent raus, dem die noch feuchten Haare seines Vorgesetzten und seiner Partnerin auffielen, besonders, da sich Holzsplitter von der explodierten Tür darin fest gesetzt hatten. Beide erstarrten. ~*+*~ Normalität hatte eine ungeheure Macht. Sie stellte sich schneller wieder ein, als man es erwartete, sofern man sie nicht erzwang. Durch die Einbeziehung der Morde an Gibbs Exfrauen im schönen Staate Florida wurde das alles doch noch zum FBI-Fall, sodass Fornell trotz gewonnenem Machtkampf als Verlierer mit einem Riesenstapel Akten zurück nach Langley fahren durfte, wobei er überraschenderweise von Luke begleitet wurde. Nicht, dass sich etwas an ihrer Einstellung ihm gegenüber geändert hatte, aber ihre Mom war gerade dabei, Fornells Besuchsrecht für Emily vor Gericht zu erweitern. Da Emilys Mutter das erste Opfer dieser Mordreihe gewesen war, stand Tobias nun das alleinige Sorgerecht zu. Alecia hatte sich bereit erklärt, für die Dauer des Prozesses auf das kleine blonde Mädchen aufzupassen. Denn im Gegensatz zu deren Vater war sie ganz verrückt nach Emily. Schließlich träumte jedes Mädchen von einer kleinen Schwester. Und Paula wollte noch ein wenig mit Kate in den Urlaub fahren, bevor sie das Kind wohl oder übel der Jugendfürsorge überlassen müsste. Das Schlachtfeld war geräumt, die Wogen vorerst geglättet. „Und, hast du die Direktorin schon um Urlaub gebeten?“, hakte Ziva nach, als Gibbs am nächsten Morgen aus Director Shepards Büro gehumpelt kam. Seine momentane Kondition hatte den unleugbaren Vorteil, dass er sich nicht mehr von hinten anschleichen konnte, was Tony und McGee wiederum für eine epochale Schnipsgummischlacht nutzten, kein Wunder also, dass Ziva die Büroräume vorerst mied. „Nein, noch nicht. Aber du siehst auch nicht gerade aus, wie jemand, der in Urlaubsstimmung ist. Was ist los?“ „Mein Cousin hat angerufen. Sein Sohn Ismael feiert nächste Woche seinen ersten Geburtstag und er möchte gern, dass ich dabei bin. Ich hatte das ganz vergessen.“ „Du willst nach Israel? Obwohl du glaubst, dass dein Vater dich dann nicht wieder zurück lässt?“ „Er wird davon gar nichts erfahren. Er ist ohnehin zu beschäftigt, um selbst zu erscheinen, er hat es ja nicht mal zu meinen Geburtstagen geschafft. Und ich kann nicht absagen, ich war schon zu seiner Beschneidung nicht dabei. Ismaels Mutter rief an meinte zwar, sie würde das verstehen, fing dann aber urplötzlich an zu weinen. Du hast keine Ahnung, wie unwohl mir war, als ich aufgelegt habe.“ Er seufzte. Manchmal vergaß er einfach, dass es Menschen gab, die noch ein Leben und vor allem Familie außerhalb der Arbeit hatten. Ganz im Gegensatz zu ihm. Gibbs wusste, wie es war, einsam zu sein und wünschte es niemandem, dieses Gefühl kennen zu lernen. Deshalb konnte er nicht nein sagen. „In Ordnung, aber beeil dich, damit wir den Urlaub nachholen können, sobald ich wieder gut zu Fuß bin.“ Sie dankte ihm mit einem Lächeln und einem Kuss. „Es sind ja nur sechs Tage.“ Sechs Tage, die wie in Zeitraffer vergingen, ohne jede Art von Kommunikation. Und ohne Rückkehr. Der Mossad verteidigte sich, ihre Offizierin sei nie bei ihnen aufgetaucht und weigerte sich, die persönlichen Daten ihrer Verwandten preis zu geben. Die Fluggesellschaft hatte ihren Namen auf keiner der Listen finden können. Selbst wenn sie unter falschen Namen geflogen war, gab es quasi keine Möglichkeit herauszufinden, wo sie war. Ihr Handy war ausgeschaltet, also bestand weder die Option der Kommunikation noch die Aufspürung per GPS. Und was die Mails betraf, ihr Mailaccount schien gelöscht worden zu sein. „Return to Sender“. Als hätte sie nie existiert. ~This is the way you left me I’m not pretending No hope, no love, no glory No happy ending This is the way that we love Like it’s forever Then live the rest of our lives But not together~ (Mika, “Happy Ending”) ~*End of Investigation. File closed*~ Tja, das ist es. Das Ende des Falls... ohne Happy End. Wie, ihr seid damit nicht einverstanden? Was soll das heißen, „Das kann es doch nicht gewesen sein“? Nun, einer von euch hatte ich bereits mitgeteilt, dass das letzte Kapitel bereits seit einem halben Jahr fertig ist und ganz spontan entstand. Dieses Kapitel hier ist nicht spontan, sondern durchdacht. Ich schätze, es ist klar, worauf das hinausläuft... Es ist noch nicht zu Ende, bis es heißt „THE END!“ Also freut euch auf Verrat, überraschende Wendungen und einen kleinen Auftritt meinerseits im letzten bahnbrechenden Kapitel und einem Epilog, der auch schon fast so lang ist wie ein Kapitel. [1] Mein Deutschlehrer scheiterte am ersten Band. Er ist zwar auch ein großer King-Fan, aber das mochte er gar nicht. [2] Oder wie lang man auch immer von D.C. bis in die Nähe von Maryland braucht... [3] Als trockene Salze. In Lösung sind sie stabil. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob der Kupferkomplex für die Reaktion geeignet ist... aber in jedem Fall gilt: DO NOT TRY THIS AT HOME!!! Finger weg von Schwermetallacetyliden oder – aziden, sonst Finger weg DURCH Schwermetallacetylide/-azide. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)