Anubis Black von Autumn (JadenxChazz, AtticusxZane (Kapitel 22 ist da!!!)) ================================================================================ Kapitel 21: Das Geheimnis der Anubiskrieger ------------------------------------------- Hallihallo!^^ Ja, ich lebe noch! Tut mir leid, dass so lange Ebbe war, aber ich hatte in der Endphase des Semesters genug um die Ohren, da habe ich das Hochladen völlig vergessen!-____-° Aber jetzt geht es weiter! Das große Geheimnis der Anubskrieger wird also gelüftet und hinterher werdet Ihr mich vermutlich alle hassen! *hinter Stahlwand verschanz, um den in Kürze fliegenden Tomaten zu entgehen* Trotzdem viel Spaß! Kapitel 21: Das Geheimnis der Anubiskrieger Die übrigen Anubis Black starrten Bastion an, als wäre er verrückt geworden. Der Wächter des Fünften Tores schob sein beeindruckendes Krummschwert in die Scheide zurück und setzte sich wieder auf eines des Kissen zurück, während seine Freunde jede seiner Bewegungen genau verfolgten. „Es erscheint euch seltsam, dass Tutangaton seinen eigenen Tod geplant haben könnte? Nun, er tat es dennoch - mit einer kleinen Einschränkung allerdings, die euch bisher entgangen ist: Dass er beabsichtigte, am Leben zu bleiben." „Aber... aber das ist unlogisch!" „Keineswegs, Zane. Gerade dir, der du einen ähnlich scharfen Verstand besitzt wie ich, sollte die schlichte Genialität dieses Vorhabens einleuchten. Der Pharao ist in Gefahr. Drei Krieger des Anubis sind bereits gefallen, sein Sohn ist zum Feind übergelaufen, seine Position und vor allem seine Existenz sind gefährdet...er muss also verschwinden. Und was könnte endgültiger sein als der eigene Tod? Seine Idee ist einfach, denn sie erfordert nur einen Mann, der ihm in Alter und Typ ähnelt, das genügt. Er findet ihn unter den Priestern des Anubis und weiht ihn vordergründig in ein Täuschungsmanöver ein, mit dem die Attentäter, die Schwarzen Skorpione, hinters Licht geführt werden sollen. Und der Priester, als der treue Diener, der er ist, gehorcht dem königlichen Befehl. Er zieht die Kleidung des Pharaos an und dreht dessen abendliche Runde durch den Palast, während sich Tutangaton im Gewand des Geistlichen in einem der Räume verbirgt, die an sein Gemach angrenzen. Die Schwarzen Skorpione schleichen sich ein, und Don Zaloog trennt sich von seinen Leuten, um das Attentat zu verüben. Er schneidet dem vermeintlichen Pharao von hinten die Kehle durch und will fliehen, rennt aber im nächsten Korridor in Sokats Arme und wird mit einem Schwall Pfeile gespickt. Die Wache ist alarmiert und stellt die anderen Skorpione. Sie werden gefangengenommen und in den Kerker geworfen. Noch weiß keiner, dass Zaloog einen Mord begangen hat, doch als Sokat ihm seine Waffen abnimmt, entdeckt er eine blutige Klinge. Als er von dem hohnlächelnden Schattenreiter erfährt, dass er den Pharao getötet hat, kehrt er sofort zum Tatort zurück, folgt dem Flur, aus dem Zaloog gekommen war und findet die Leiche mit dem verstümmelten Gesicht. Anares, Nefretaria und ich werden benachrichtigt und eilen zu unserem Freund. Was geschah in der Zeit, in der Sokat und die Palastgarde die Attentäter dingfest machten? Pharao Tutangaton schlüpft aus seinem Versteck, verstümmelt das Gesicht des unglücklichen Priesters, der unwissentlich für ihn sterben musste, kehrt in sein Gemach zurück und eilt von dort durch einen Geheimgang nach draußen, wo bereits ein Pferd auf ihn wartet. Der Plan ist geglückt." Alexis schüttelte wild den Kopf. „Das ist doch Unsinn, Bastion! Natürlich klingt das alles plausibel, aber die Person, die du da schilderst, kann unmöglich Pharao Tutangaton sein! Er war weder skrupellos noch grausam und hätte nie etwas so Widerwärtiges getan, um sich feige aus der Affäre zu ziehen! Außerdem, welchen Grund hätte er haben sollen?!" Er sah sie ruhig an. „Gestatte mir eine Gegenfrage. Warum ist unsere Kennfarbe Schwarz?" „Warum? Na, weil das Fell des Schakals schwarz ist und der Schakal ist das Symboltier von Anubis..." „Eine etwas seichte Erklärung, oder nicht?" Das Mädchen kräuselte die Lippen und suchte nach einer angemessenen Antwort. Jaden indessen, verkrampfte seine Hände ineinander, unsicher und verwirrt. Er spürte die durchdringenden blauen Augen des Prinzen auf sich ruhen und schämte sich zutiefst, dass ihm dieser intensive, lebendige Blick und das Bild dieses sinnlichen Mundes eine erregende Erinnerung bedeuteten. Sein Herz klopfte heftig. »Nein, das ist nicht richtig! Kail hat Abidos geliebt, aber ich liebe Chazz! Ich darf mich von diesen alten Gefühlen nicht beeinflussen lassen! Umso mehr, als er Kail verraten hat, indem er sich auf Onuris‘ Seite schlug! Auch wenn ich nicht begreife, wie er das mit seinem Gewissen vereinbaren konnte! Ich verstehe es einfach nicht! Ich...« Seine Gedanken wurden rüde unterbrochen, als Bastion damit begann, seine Theorie über Licht und Dunkelheit zu erläutern. „Chick hat uns anvertraut, dass die sieben Schlüssel ursprünglich Götter und keine Ungeheuer beschützten. Wenn es demnach die Aufgabe der Schlüssel war, mit Hilfe der göttlichen Kraft, die sie erhalten hatten, Slifer, Ra und Obelisk zu verteidigen, was ist dann mit den Heiligen Bestien? Und wie passt die Prophezeiung dazu, die von Licht und Schatten spricht? Das ist höchst simpel. Die Göttermonster sind die Verkörperung des Lichts - und die Ungeheuer stehen für dessen Gegenteil: Für die Finsternis. Deshalb tragen wir Schwarz, denn Schwarz ist die Farbe der Finsternis." „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Tutangaton einen Kriegerbund gegründet hätte, nur um Kreaturen zu bewachen, die die Dunkelheit verkörpern?", bemerkte Chazz spöttisch. „Warum auch? Er war Pharao! Ihm gehörte die Macht der Göttermonster, die Macht des Lichts! Wieso hätte er sich da mit den anderen abmühen sollen? Was hätte er mit der Macht der Schatten anfangen können? Das ist lächerlich!" „Aber vielleicht besaß er gar nicht das Recht, die Göttermonster zu kontrollieren? Vielleicht blieben ihm nur die Schatten, weil sich ihm das Licht entzog?" „Bist du taub?! Nochmal langsam zum Mitschreiben: Er - war - der - Pharao! Als Pharao besaß er sehr wohl das Recht, die drei Götterwesen zu beherrschen...!" Er hielt plötzlich inne, bestürzt und erschrocken. „Es sei denn...!" „Oh ja, es sei denn. Es sei denn, er hatte sich den Thron unrechtmäßig erworben! Ihr kennt bisher nur die Variante, die Kanzler Sheppard euch erzählt hat! Er hat es natürlich so dargestellt, als wäre Tutangaton von den Ministern des Reiches zum neuen König gewählt worden, aber das ist nicht wahr! Tutangaton war ein Usurpator und er erwarb den Thron durch einen Putsch! Er hat seinen Vorgänger gestürzt und ihn ermorden lassen! Wer Pharao wird, indem er Blut vergießt, verliert den Respekt und den Schutz der Götter! Um seine Herrschaft zu festigen, konnte er nicht auf die Macht des Lichts hoffen, da er sie niemals hätte nutzen können! Um sich zu unterwerfen, was er sich angeeignet hatte, gab es nur eine Möglichkeit: Die Macht der Finsternis - die Heiligen Ungeheuer!" „Um sich zu unterwerfen, was er sich angeeignet hatte", wiederholte Atticus leise. „Du meinst, er war ein... er war ein Tyrann?" Sein Gegenüber zögerte und der Brünette las in seinen Augen den Schmerz und den Kummer eines Menschen, der sich um den Wert seiner Loyalität und Tapferkeit betrogen fühlt, weil er einem Mann die Treue geschworen hat, der sie für seine persönlichen Ziele missbrauchte. „Ja. Er war ein Tyrann. Wie wir bereits in Erfahrung gebracht haben, hat der Gott Amun vor langer Zeit, als Ägypten noch jung war, sechs magische Geschöpfe geschaffen, die für das Gleichgewicht von Gut und Böse in der Welt verantwortlich waren. Amun schuf sie als ebenbürtige Wesen, damit Licht und Schatten sich stets die Waage halten sollten. Zu seinem eigenen Entsetzen stellte sich jedoch heraus, dass die Menschen dem Bösen gegenüber nur allzu anfällig waren und die Heiligen Bestien, Uria, Hamon und Ravel, dadurch sehr viel stärker wurden als ursprünglich vorgesehen. Eine menschliche Seele trägt sowohl Licht als auch Schatten in sich - manche werden mit einem großen Anteil an Finsternis geboren, manche mit einem großen Anteil an Licht und manche mit einer ausgewogenen Mischung aus beidem, die allerdings nicht konstant ist und irgendwann in eine der beiden anderen Möglichkeiten kippt. Um zu verhindern, dass die Heiligen Ungeheuer die Göttermonster weiter schwächten, versiegelte er alle sechs Kreaturen in steinernen Tafeln und schenkte Slifer, Ra und Obelisk dem ersten Herrscher Ägyptens, damit sie sich von König zu König vererben und das Land und sein Volk beschützen konnten. So wurden diese Tafeln im Tempel des Amun eingeschlossen und hinter sieben Kammern verborgen, die bis tief ins Erdreich hinein gebaut worden waren. Um sie zu bewachen, hinterließ Amun außerdem die sieben Schlüsselamulette, die von den uns bekannten Gottheiten gesegnet worden waren. Daher rühren ihre magischen Kräfte. Die Tafeln mit Uria, Hamon und Ravel hingegen wurden dort in der Wüste vergraben, wo dereinst Hamunaptra, die Stadt der Toten, entstehen sollte. Gebannt durch sieben Schutzflüche, schlummerte diese dunkle Macht viele Jahre unter dem Sand, bis Tjaty Tutangaton, der Hohepriester des Anubis, durch einen Zufall auf sie stieß. Natürlich hat er diesen Zufall später als schicksalshafte Fügung umgedeutet, in der festen Überzeugung, es sei ihm hiermit bestimmt, der neue Pharao zu werden!" „Nein.", erklang ein verzagtes Stimmchen. „Was, nein?" „Ich glaube dir kein Wort, Bastion!", würgte Syrus hervor und sprang auf die Füße. Sein weiches, rundes Antlitz schien von einer Sturmflut an Emotionen durchwühlt zu werden; seine Hände waren zu Fäusten geballt, das Haar zerzaust, die Augen brannten vor unterdrückten Tränen. „Prinz Abidos hat sich gegen seinen Vater gestellt und Amnael, der zum Beraterstab des Pharaos gehörte, hat ihn immer nur belogen und manipuliert! Die beiden haben dir eine Gehirnwäsche verpasst, oder sowas! Wie kannst du nur so abscheuliche Dinge über Seine Majestät sagen?! Wie kannst du sein Andenken beschmutzen?!" „Ototo...!" „Nein, du hältst dich da raus, Zane! Ich habe Seiner Majestät aufrichtigen Herzens gedient! Er war ein guter und gerechter König, auf den das Volk stolz sein konnte! Onuris war es, der das Verderben über unsere Heimat brachte! Er war es, der alles zerstört hat, was schön und edel und großartig war! Ich glaube dir nicht! Ich glaube dir nicht!!" Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er sich auf den Älteren stürzen, doch dazu kam es nicht. Der Hüter des Dritten Tores trat dazwischen und nahm seinen widerstrebenden kleinen Bruder in die Arme. „Beruhige dich, Ototo... ich verstehe deinen Schmerz und deine Angst. Du willst nicht wahrhaben, dass das, woran du damals wie heute geglaubt und wofür du gekämpft hast, sich plötzlich in Staub verwandelt. Niemand von uns will das, auch Bastion nicht. In seinen Augen steht dieselbe Verzweiflung geschrieben, die ich in deinen erkenne. Die ich... in allen anderen erkenne. Aber wem wäre mit Vorwürfen und Anschuldigungen geholfen?" „Keinem", schluchzte der Türkishaarige und klammerte sich an die Schultern des Meisterduellanten. „Keinem... aber... aber... es tut weh! Ich fürchte mich vor der Wahrheit! Wie könntest du das verstehen? Du bist doch immer so mutig!" Zane wischte ihm ein paar Tränen ab und erwiderte: „Ich verstehe dich, Syrus... ich verstehe dich vollkommen." Und in dieser Sekunde wurde ihm bewusst, dass es das erste Mal war, dass er diesen Satz sagen konnte. Sein jüngerer Bruder, früher ein von ihm belächeltes, nicht ernstgenommenes Kind, schüchtern und ohne viel Selbstvertrauen, hatte im Laufe ihres Abenteuers seine Stärken entdeckt - und er, der Star der Akademie, hatte durch sein Beispiel gelernt, endlich seine eigenen Schwächen zu akzeptieren. Sie verstanden einander. Während er den Kleinen umschlungen hielt, wandte er sich an Bastion und bat ihn, fortzufahren. „Um ehrlich zu sein... meiner Meinung nach sollte nun Mr. Sheppard übernehmen. Schließlich ist er auf sehr persönliche Weise von dieser Angelegenheit betroffen." „Bitte? Aber Mr. Sheppard ist verschwunden!" „Sein Körper, ja. Aber nicht seine Seele.", meldete sich Amnael zu Wort und in seiner rechten Hand materialisierte sich eine Schattenkugel, die sich in eine Art Halsband verwandelte. Hieroglyphen waren darauf abgebildet, in der Mitte prangte ein kreisrunder schwarzer Edelstein mit einer Gravur, die einen Ibisvogel zeigte. Der Ibis war - neben dem Pavian - das Tier des Gottes Thot. „Was ist das?" „Das, Jaden, ist ein Thot-Amulett. Er ist der Gott der Schrift, und somit auch der Sprache und Gelehrsamkeit. Ich musste mein gesamtes alchemistisches Können aufwenden, und habe Wochen dafür gebraucht, dieses Stück anzufertigen. Es ist immer eine heikle Sache, wenn man sich an göttlichen Beschwörungsformeln versucht. Einmal hätte ich fast mein Labor in die Luft gejagt! Ich hoffe, dass es diesmal seinen Zweck erfüllt." Er winkte seinem dicken Kater, Pharao lief zu ihm hinüber und ließ sich ohne Weiteres das Halsband anlegen. Kaum war dies geschehen, glühte der Edelstein in einem gleißenden Licht auf, das langsam auf die Hieroglyphen übergriff. Als das Strahlen nachließ, fragte der Professor besorgt: „Geht es Ihnen gut, Sir?" Der Kater antwortete mit der Stimme des Kanzlers: „Alles in bester Ordnung, mein Freund. Es ist sehr befriedigend für mich, endlich wieder sprechen zu können. Meine lieben Schüler - verzeiht, dass ich euch in diese schreckliche Geschichte hineingezogen habe." Sechs Augenpaare glotzten ihn staunend und fassungslos an. Der Direktor... war gefangen im Körper einer Katze?! Aber wie konnte das sein?! „Seit wann... seit wann stecken Sie da drin?" „Sei nicht so taktlos, Onii-san!" „Na hör mal, Schwesterchen..." „Seit jenem Tag, da ich euch zu mir ins Büro rief, um euch in euer Schicksal einzuweihen. Es passierte kurz nachdem ich dich zum Frühstück geschickt hatte, Jaden, mein Junge. Ich fühlte die Präsenz der Schatten und nahm an, dass es sich um einen Dämon handelte. Tatsächlich tauchte an diesem Tag noch ein Dämon auf, der Bastion attackierte, aber diese erste Präsenz, die ich damals spürte, war nicht die einer Schattenkreatur. Es war Tutangatons Seele. Als Bestrafung für die Vergehen seines früheren Lebens wurde er in einem kranken und schwachen Körper wiedergeboren, zerbrechlich und anfällig in der Jugend, todgeweiht und dahinsiechend im Alter. Seiner Rache war dieser Körper nicht dienlich und so erlernte er über die Jahre hinweg die Fähigkeit, seinen starken Geist von seinem Leib zu lösen und ihn auf Wanderschaft zu schicken. Als ehemaliger Priester und Pharao, der einstmals mit den Mächten der Heiligen Bestien verbunden war, besaß er alle nötigen Voraussetzungen dafür. Er überwältigte mich, da ich ihn ohne Anubis-Zepter nicht abwehren konnte, besetzte meinen Körper und vertrieb meine Seele. Ich irrte eine Weile als heimatloses Licht herum, bis Pharao mich verschluckte - ungewollt natürlich. Und Tutangaton? Nun, er spielte die Rolle seines Lebens, um euch zu täuschen. Er hat euch seine Version der Geschichte aufgezwungen... und er hat euch benutzt, genauso, wie er euch damals benutzt hat! Amnael hat als Doppelagent viel riskiert. Tutangaton wusste nie, dass sein Berater in Wirklichkeit auf der Seite von Onuris stand und hat ihn meist in seine Pläne eingeweiht..." Der Anführer der Anubiskrieger erhob sich, ernst und gemessen. „Wenn ich Sie richtig verstehe, so heißt das, Onuris wollte die Tyrannei der Finsternis beenden und hat deshalb die Schattenreiter gegründet? Warum hat er sich dabei für so zwielichtige Gestalten entschieden?" „Die Macht der Göttermonster ist jenen von königlichem Blut vorbehalten. Auch Onuris, obwohl neuer Tjaty des Reiches und Oberpriester des Amun, konnte sie nicht für sich nutzen. Er musste Schatten mit Schatten bekämpfen. Und um euren sieben Schlüsseln etwas entgegensetzen zu können, kreierte er die Schattentalismane. Diese Artefakte können nur von Menschen oder Geschöpfen getragen werden, in denen entweder die Finsternis dominiert oder deren Willenskraft und Charakter stark und stabil genug sind, um sich nicht korrumpieren zu lassen. Dazu muss das Licht in ihnen sehr stark sein - und solche Menschen gibt es nicht oft. Euer Wille ist stark, Prinz Abidos, und der deine ebenso, Amnael... ihr habt große Gefahren auf euch genommen, um euch Tutangaton zu widersetzen." Abidos wagte ob dieses Kompliments ein schmales Lächeln. „Mein Vater war ein Diktator. Sicher lässt sich nicht bestreiten, dass der alte Pharao dumm und einfältig war, aber er hatte wenigstens ein mitfühlendes Herz. Es gab zwar einige, die als treue und besonders ehrgeizige Freunde hinter der unrechtmäßig erworbenen Regierung meines Vaters standen, deren Wohlwollen er sich zu erhalten wusste... doch er hatte selbstredend auch Feinde, die ihn mit der gleichen Begeisterung hassten. Er durfte nicht zulassen, dass einer von ihnen die Macht der drei Heiligen Ungeheuer in die Hände bekam, denn sonst wäre er die längste Zeit Pharao gewesen. Er stahl die Schlüssel, die eigentlich die sieben Kammern im Amun-Tempel beschützen sollten, ließ den Heiligen Bezirk errichten, wo er die Steintafeln verwahrte und rief die Krieger des Anubis ins Leben. Unter der Führung des neuernannten Hohepriesters des Anubis, Kardasch, festigten sie seine Herrschaft, indem sie gnadenlos gegen all seine Gegner vorgingen - unter ihnen auch Onuris." „Augenblick mal! Sagtet Ihr ‚Kardasch‘? Das war mein... ich meine, Kails Vater!" „Ja, mein Schöner. Wir stammen beide aus einem schlechten Elternhaus. Was nun Onuris betrifft, so verlor er sein Amt als Tjaty und musste untertauchen, um seine Haut zu retten. Als die Anubiskrieger unter Kardasch allmählich dem gesetzteren Alter entgegensahen, wurde beschlossen, eine zweite, junge Generation von Kämpfern herbeizuschaffen. Man rekrutierte sie aus dem Volk und sprach von echtem Kriegertum und der Sicherheit des Landes, von gutem Sold und großer Ehre. Wer ihr Anführer werden würde, war klar: Kail, der Sohn von Kardasch, an den die Position einfach weitervererbt wurde. Diese Krieger waren mutig und voller Ideale. Sie wussten nichts von Tutangatons zweifelhafter Vergangenheit, zumal sie abgeschottet von der Außenwelt im Heiligen Bezirk lebten und ihn nur höchst selten verlassen durften. Sie dienten ihm, weil sie an das glaubten, was er zu sein vorgab und weil sie auf die Macht der drei Heiligen Ungeheuer vertrauten, ohne zu ahnen, dass es die Finsternis war, die sie verteidigten. Auch ich begriff lange Zeit nicht, was gespielt wurde... Eure vordergründige Aufgabe war es, die Schlüssel zu bewachen, aber das war nicht eure eigentliche Pflicht. Eure eigentliche Pflicht bestand darin, Tutangatons Feinde unschädlich zu machen, wie es einst eure Vorgänger getan hatten. Die Sieben Krieger des Anubis... waren die Auftragskiller seiner Regierung!!" Lastendes Schweigen dehnte sich aus. „Die Wahrheit... das ist sie?!", flüsterte Jaden, zitternd, bebend. „Das kann nicht sein!! Sowas kann doch unmöglich sein!!!" Er machte kehrt, stolperte blindlings über den Steg ans Ufer und rannte wie von Furien gehetzt in den Wald. Chazz stürzte ihm in wilder Hast nach und auch Abidos schickte sich an, ihm zu folgen, als Amnael ihn am Arm packte. „Haltet Euch raus, Hoheit!" Aber der Prinz riss sich zornig los und verschwand. Währendessen schienen die Zurückgebliebenen nur langsam aus ihrer Betäubung zu erwachen. Der Unglaube und der Schock in ihren Zügen waren mehr als evident, und Mr. Sheppard in seiner Katzengestalt fühlte sich nutzloser als je zuvor. Welchen Trost konnte er seinen Schülern spenden? Was konnte er tun oder sagen? Nichts, so musste er sich eingestehen. »Ich wünschte, es wäre nie so weit gekommen. Ich hätte nicht so leichtsinnig sein dürfen! Tutangaton war seit jeher gefährlich und grausam - mir hätte klar sein müssen, dass er sich irgendeinen Plan zurechtgelegt hatte! Gabriel, mein Bruder... du bist zu früh aus dieser Welt geschieden. Dir war die Aufgabe zugeteilt worden, diesen Kampf zu bestreiten, nicht mir... eine Verantwortung, die ich nie gewollt habe. Aber nüchtern betrachtet - was bringt es mir, zu lamentieren und zu seufzen... jetzt? Sie haben alle so viel Mut bewiesen, trotz ihrer Jugend. Ich hoffe, sie sind stark genug, auch mit der Wahrheit fertig zu werden...« „Sir?" „Ja, Alexis? Hast du noch etwas auf dem Herzen?" „Bastion meinte, Sie wären persönlich von dieser... Angelegenheit betroffen. Inwiefern?" Professor Banner zauberte eine weitere Schattenkugel herbei, die eine gerahmte Fotografie hervorbrachte. Der Kanzler, obwohl jünger als heute, war leicht darauf zu erkennen, doch der Mann neben ihm... Das Mädchen stieß einen gepressten Schrei aus. „Das... das ist Onuris...?!" „Ja und nein. Das ist Gabriel Sheppard, mein älterer Bruder, die Reinkarnation von Onuris. Er starb vor seiner Zeit in einem Verkehrsunfall und gab seine Mission, die Anubiskrieger in diesem Leben auf den richtigen Weg zu führen, an mich weiter... und ich habe versagt. Ihr müsst wissen, nicht alle Priester des Anubis waren ihrem neuen Hohepriester oder ihrem neuen Pharao so hörig, wie sie behaupteten. Eine kleine Enklave von ihnen hielt treu zu Onuris und mit der Hilfe einiger seiner Amun-Priester konnte er erfolgreich untertauchen, als das Verhängnis ihn erreichen sollte. Die Priesterschaft Amuns wurde daraufhin erbarmungslos verfolgt und fast gänzlich ausgerottet, aber ein paar Mitglieder der Anubis-Priesterschaft, die seit Tutangatons religiöser Bevorzugung des Totengottes einen höheren Status genossen, konnten sich retten - und das über Generation zu Generation, bis in die Gegenwart hinein. Es ist kein Zufall, dass ich ein Anubis-Zepter besitze... ich gehöre zum ‚Geheimbund der Schakale‘, einer eingeschworenen Gemeinschaft von Abkömmlingen dieser Priester, die es als ihre Pflicht betrachten, das Wissen um die Vergangenheit zu bewahren und die Tafeln mit den Heiligen Ungeheuern sowie die magischen Schlüssel zu bewachen... bis zu dem Tag, da die Sieben Krieger des Anubis zurückkehren... Die Schlüssel und die Tafeln befinden sich in der Obhut des gewählten Oberpriesters. Das war mein Bruder. Nach seinem Tod ging sein Amt auf mich über und so versteckte ich die Tafeln unter dem Gebäude der Duellakademie, abgeschirmt durch sieben Tore, die ich mit der Kraft der Schlüssel versiegelte..." „Hm. Aber eines begreife ich immer noch nicht... wenn die Schattenreiter zumindest als Gruppe diejenigen sind, die das Recht auf ihrer Seite haben, warum haben sie dann versucht, uns zu töten? Wir hätten ihnen die Schlüssel doch einfach aushändigen können!" „Nein, das wäre unmöglich", widersprach der Dozent und sein Gesicht zeigte einmal mehr die lächelnde Einfalt, wozu seine geisterhafte, bedrohliche Erscheinung mit dem silberweißen Haar und der Rüstung einen seltsamen Gegensatz bildete. „Vergesst nicht, dass die Schlüssel von Göttern gesegnet wurden, um die Macht von Göttern zu schützen. Wenn man sie einfach so hergeben könnte, wäre es für jeden beliebigen Dieb ein leichtes Spiel, sie zu ergattern. Denkt an das göttliche Gesetz! Um einen Schlüssel muss gekämpft werden - nur wenn der Wächter stirbt, kann er an einen anderen übergehen. Das ist auch der Grund, warum Kardaschs Mitstreiter nach Antritt ihres Ruhestandes nicht mehr allzu lange gelebt haben." „Haben... haben wir sie getötet?" „Ja. Das war Teil eurer ‚Ausbildung‘: Das Beseitigen eines angeblichen Staatsfeindes. Dass ihr sie umbringen musstet, um die Schlüssel zu erhalten, wusstet ihr nicht. Man hat euch nur mitgeteilt, dass es sich um bereits verurteilte Verbrecher handelte, als deren Vollstrecker ihr fungieren solltet, um euch die Kaltblütigkeit anzueignen, über die jeder Krieger bis zu einem gewissen Grad verfügen muss. Ein Krieger kämpft und tötet. Es ist nichts Heroisches an ihnen, da auch der Krieg nicht heroisch ist. Kail hingegen hatte Glück. Eine Blutsverwandtschaft zwischen den Schlüsselträgern ist die einzige Ausnahme, bei der das göttliche Gesetz nicht greift. So ist es ihm erspart geblieben, seinen eigenen Vater töten zu müssen..." In den Augen der Blondine blitze es. Rasch hatte sie einen ihrer Dolche gezückt und drückte die kalte Klinge gegen Amnaels Kehle. „Die Duelle sind also noch nicht vorbei? Sie und der Prinz... sind bereit, uns herauszufordern, wenn es sein muss? Uns zu vernichten, wenn es sein muss?" „Nicht, wenn ihr bereit wärt, die Heiligen Ungeheuer freizulassen." „Was?! Die Bestien... freilassen!?" Von all diesen weiteren Enthüllungen ahnte Jaden nichts. Sein irrer Lauf hatte ihn ermüdet, aber der Schmerz in seinem Herzen war nicht gemindert worden. Attentäter! Die Krieger des Anubis waren Attentäter! Er erinnerte sich daran, auf Befehl des Königs getötet zu haben, aber er hatte immer geglaubt, dabei das Beste für das Reich zu tun, indem er die Feinde des Pharaos eliminierte, den er bewunderte und respektierte. Dass die meisten von ihnen in Wirklichkeit die Feinde eines Tyrannen waren, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Wie viele von ihnen mochten unschuldig gewesen sein? Alle? Wie viele von ihnen waren einfach nur gestorben, weil sie mit der Diktatur nicht leben konnten? Er starrte seine Hände an, voller Angst, das Blut seiner... seiner Opfer könne sie plötzlich besudeln. Tutangaton hatte sie auf grausame und brutale Weise für seine üblen Zwecke missbraucht, sie benutzt wie Werkzeuge... und sie waren ihm gefolgt, naiv, vertrauensselig, idealistisch, gutgläubig... er hielt inne, und in einem wilden, überschäumenden Aufwallen von Zorn, Verzweiflung, Entsetzen und Abscheu vor sich selbst begann er, blindwütig mit seinen Fäusten auf einen Baumstamm einzuschlagen, hart und ohne Pause. Er schürfte sich die Finger auf und holte sich Kratzer und blaue Flecken, kümmerte sich jedoch nicht darum. Wie eine Maschine, gleichgültig, verdrossen, hämmerte er auf das Holz ein, bis seine Hände blutig aufgerissen waren. Er sank vor dem Baum auf die Knie und schluchzte leise vor sich hin, wie ein Kind. So fand ihn Chazz. Der Anblick erschütterte ihn tief. Auch er war entsetzt, traurig, fassungslos über das, was sie soeben erfahren hatten... aber was spielte das für eine Rolle, wenn Jaden, sein Jaden, am Rande eines Abgrunds stand? Er eilte zu ihm hinüber, packte ihn an den Schultern und drehte ihn energisch zu sich herum. „Cha-Chazz...? Was... was willst du?" Der Dunkelblauhaarige betrachtete ihn und der schwimmende, unbestimmte Ausdruck in seinen Augen machte ihn ganz krank. „Was ich will? Was ich will?! Ich will dich nicht so sehen!! Es passt nicht zu dir, dich so aus der Bahn werfen zu lassen! Du bist tapfer, optimistisch, stark, fröhlich! Du kannst nicht aufgeben! Was zum Teufel ist los mit dir?!" „Das fragst ausgerechnet du? Du warst doch dabei! Begreifst du denn nicht, was es für mich bedeutet, damals wie heute an eine Lüge geglaubt zu haben?! Einem Mann treu gewesen zu sein, der gewissenlos und hartherzig war, wenn er denn überhaupt ein Herz hatte?! Zu erfahren, dass man ein Attentäter, ein... ein Mörder gewesen ist?! In unserer Zeit erscheint es fast lächerlich, noch an Dinge wie Freundschaft, Ehrlichkeit oder Loyalität zu glauben, wo Ehrgeiz und Geld und Macht so viel wichtiger sind als echte Werte, und vielleicht halten mich die meisten Menschen genau deshalb für naiv und kindlich, aber wenn es das ist, was ich dagegen eintausche, dann will ich das nicht! Ich hätte mein Leben für den Pharao gegeben!! Und jetzt? Jetzt ist alles... falsch! Man hat uns fürs Blutvergießen benutzt, dafür waren wir gut genug! Wir sind Krieger... Jäger! Oh ja... ‘Um zu erkennen, ist eines vonnöten: Der Schakal ist ein Jäger. Ein Jäger muss töten.‘ Nun wissen wir, woran wir sind!" Er lachte höhnisch auf. Chazz tat es weh, dieses bittere Lachen zu hören. „Jaden, ich verstehe, dass du verletzt und enttäuscht und wütend bist... ich bin es auch! Denkst du etwa, für mich wäre das leichter, nur weil ich weniger idealistisch bin als du?! Nein! Ich fühle mich genauso verraten und betrogen, aber was ist schon gewonnen, wenn wir uns im Selbstmitleid verlieren oder in Raserei hineinsteigern? Das führt zu nichts! Sich durchbeißen, Mut haben, Niederlagen akzeptieren, Weitermachen, egal, wie schlimm es kommen mag... das ist es, was uns helfen kann! Im Schmerz zu stagnieren, sich stur ins Leid zu verrennen, was bringt das? Wir konnten vor viertausend Jahren nicht ändern, was wir sind, weil wir es nicht wussten! Aber wir können es jetzt ändern! Wir können den Namen unserer Generation von Anubiskriegern reinwaschen, wenn wir Tutangaton in diesem Leben gegenübertreten und ihn besiegen! Soll man aufgeben, sobald es die entscheidende Schlacht zu schlagen gilt? Bisher hast du das nie getan - willst du plötzlich damit anfangen? Ich schwöre dir, ich verpasse dir eine Ohrfeige, wenn du ‚ja‘ sagst! Kämpfe, verdammt nochmal!! Du hast mir das doch beigebracht! Also halte dich dran!" Der Hüter des Siebten Tores starrte ihn offenen Mundes an. Die Entschlossenheit des anderen durchdrang seine Trance und umgab ihn mit einem seltsamen Fluidum, einem köstlichen Trank gleich, der einem halb Verdursteten gereicht wird. Die grauen Augen erglühten in einem Feuer und einer Leidenschaft, die Jaden vage an seine eigene Begeisterung und Zuversicht erinnerten; die weißen Hände umklammerten ihn wie ein Tier, das gebändigt werden muss und die Stimme klang fest und befehlend, keinen Widerspruch duldend. „Ich... ich weiß nicht, ich..." Mehr konnte er nicht hervor stammeln, da ihm ein heißer Kuss das Wort abschnitt. Zunächst überrumpelt, hatte der Brünette nach einer Weile das Gefühl, ohne diesen Kuss hätte er zerbersten müssen, angefüllt von seinem Entsetzen und seiner Angst, doch die Kluft, die sich unter seinen Füßen aufgetan hatte, verschwand langsam, unnachgiebige Arme hielten ihn über dem Abgrund, Kraft und Liebe sog er fast gierig von diesen Lippen, die sein Inneres wärmten und sein Ich bestärkten. Als sie sich keuchend voneinander lösten, hauchte Chazz matt: „Du bist mir... so oft beigestanden... nun bin ich an der Reihe... Ich bin für dich da. Du bist mein Licht gewesen, jetzt will ich das deine sein. Darf ich? Darf ich deine Stütze sein?" Sein Liebster schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. „Wer sonst, wenn nicht du?" „ICH!!" Die beiden wandten sich überrascht um. Abidos stand zornbebend vor ihnen, eine Hand am Griff seines Schwertes, die schönen Augen zu Schlitzen verengt, ein Abbild reiner Eifersucht. „Nimm deine Finger von ihm, Shezar! Vergiss nicht, dass meine Rechte älter sind als deine! Kail war mein, ist mein, und wird mein sein - jetzt und für immer!" Die majestätische Würde war von ihm abgefallen, er war nur noch ein zurückgewiesener Jüngling, darauf aus, seinem Rivalen zu schaden. „Ist das eine Herausforderung, Euer Hoheit?", fragte der besagte Rivale kühl. „Ja!!" „Gut. Ich nehme an!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)