Kann ich dich Lieben? von Edphonse15 ================================================================================ Kapitel 25: Alte Bekannte ------------------------- VORletztes Kapitel; neuerer Stil. (nich wundern also xD) [kleine Überarbeitung im Mittelteil bei Tatjana] Enjoy! ___________________________ Kapitel 23: Alte Bekannte Ein langer Tag fand schlussendlich doch noch sein Ende. In ihren Betten liegend, fanden die drei jungen Blader schnell ihren Schlaf, wohingegen Kai und Ray noch ein wenig auf blieben. „Was werden wir jetzt tun?“, unterbrach der Schwarzhaarige die Stille, die sich vor einigen Minuten gebildet hatte. „Ich meine... Die Bladebreakers sind ja nicht mehr und Ken und die anderen haben auch alleine eine erfolgreiche Zukunft vor sich.“ „...“ Während Ray in Gedanken zur Decke sah, blickte Kai immer wieder zu seinem Partner herüber. Er setzte sich auf und drehte sich leicht zu ihm um. „Ist das im Moment deine einzige Sorge?“ Kai klang ein wenig gereizt, sein Blick jedoch war fragend. „Kai?“ Ray tat es dem Blau-Grau-Haarigen gleich und setzte sich ebenfalls auf. „Was... meinst du?“ „...“ Der Angesprochene senkte sein Haupt um ein paar Zentimeter. Wie sollte er Ray darauf ansprechen? „Du weißt doch...“, murmelte er leise, ein wenig stotternd. „Wegen...“ Rays Augen weiteten sich, als er verstand, was Kai sagen wollte. Sie wussten beide, was in der Vergangenheit vorgefallen war – zumindest seit Ray Kai davon erzählt hatte. Und sie hatten gemeinsam beschlossen, eine Therapie zu machen. Zum einen, um die Krankheit in den Griff zu bekommen – vielleicht auch zu heilen – und zum anderen, damit Ray sich wieder sicher fühlen konnte, wenn er mit Kai zusammen war. Vor wenigen Tagen rief der Russe beim Arzt an und vereinbarte einen Termin, der immer näher rückte. Beide hatten sie Zweifel, ob es so einfach ginge, wie sie sich das vorstellten. Aber andererseits war dies wohl der beste erste Schritt. Zumindest hofften sie das. „Wir bekommen das hin...“, murmelte Ray scheinbar zuversichtlich. Doch seine leicht zitternden Hände, welche er gefaltet hatte, zeigten eindeutig, dass er doch bedenken hatte. Kai entging dies nicht. Er legte seine rechte Hand auf die Rays und blickte ihm dann tief in die Augen. „Zusammen...“, begann er. „Zusammen schaffen wir das.“ Er lächelte. „...“ Die roten Augen des Anderen strahlten Wärme aus, was so ganz untypisch war. Und doch liebte er diese Seite an ihm. „Ja“, gab Ray wieder und gab dem Blauhaarigen einen Kuss. Hoffentlich, fügte der Chinese in seinen Gedanken hinzu. Die Angst, welche tief in ihm saß, würde so bald wohl nicht vergehen... Nach einigen Tagen war es schließlich soweit. Gemeinsam machten sich die beiden auf den Weg. Team Destiny war damit einverstanden gewesen, die beiden ziehen zu lassen. Nach einer langen Abschiedsfeier, hatte Ray ihnen noch ein paar Worte mit auf den Weg gegeben. Und mit neuer Zuversicht würden sie auch in Zukunft viele Erfolge feiern – auch ohne sein Beisein. Zusammen mit Kai mietete Ray eine kleine Wohnung am Stadtrand. Dort verbrachten sie ein paar schöne Tage. Doch musste das Ziel in Angriff genommen werden. Ray hatte sich schon vor langer Zeit schlau gemacht, auch wenn das schlussendlich nur wenig brachte. Aber er wusste, eines Tages könnte er die Ergebnisse seiner Nachforschung gebrauchen und nun war es tatsächlich so. Ein Spezialist auf dem Gebiet der Neurologie, Fachbereich psychologische Störungen – Dr. Goichi Sugimoto – würde Kai sicher helfen können, davon war Ray inzwischen überzeugt. Die Praxis war zwar in der nächsten Stadt, doch den Weg dahin nahmen die beiden gerne in Kauf. Ihren Freunden sagten sie einfach, dass sie eine Pause bräuchten. Das Argument, mal kein Training zu geben, war aber ausschlaggebend dafür, dass sie ohne Bedenken gehen konnten. Das Gebäude war auf der Hauptstraße und somit kaum zu übersehen. Im hiesigen Einkaufsviertel war die Lage zwar etwas unkonventionell, aber sicherlich ein guter Standort. Tief durchatmend betraten Kai und Ray das Haus. Die Lobby war geräumig. Es gab eine Rezession, viele Pflanzen und auch einige Stühle. Der Aufzug war hinten Links, eine Treppe nach oben war Rechts des Infoschalters. Ein paar Räume waren auch hier im Erdgeschoss zu sehen, doch befanden sich die meisten wohl in den oberen Stockwerken. Die nette Dame an der Rezession half Kai weiter. Sie mussten in den dritten Stock. Der Lift war gerade unten angekommen, aus welchem auch gleich drei Leute ausstiegen. So entschieden sich die beiden dazu, mit dem Aufzug zu fahren und nicht die Treppe zu benutzen. Im dritten Stock kamen sie nach nur kurzer Zeit an. Der Raum vor ihnen war mit einem dunkelgrünen Teppich versehen worden. An den Wänden hingen verschiedene Bilder, einige zeigten die berühmten „Tintenklecksbilder“. Zu ihrer Rechten führte ein langer Korridor zu drei oder vier Räumlichkeiten, wohingegen zur linken Seite nur zwei Türen zu sehen waren. Vor ihnen erstreckte sich eine Fensterreihe. Stühle, Pflanzen und ein paar Spielsachen waren aufgestellt worden. „Wo mussten wir lang?“, fragte Kai und sah zu dem Schwarzhaarigen, der sich noch immer umsah. „Zweite Tür von Links, hieß es“, antwortete dieser mit leichtem Zittern in der Stimme. Besorgt sah der Russe auf den Chinesen. „Alles okay?“ „Ja…“, murmelte dieser mit dem Kopf nickend und ballte seine Faust. Ich darf keinen Rückzieher machen!, dachte er bei sich und setzte einen eisernen Blick auf. Kai klopfte an besagter Tür an, traten anschließend ein. Eine Frau mittleren Alters kam ihnen entgegen, sie lächelte. Nach einer kurzen Begrüßung führte sie Kai und Ray zu einer Sitzgruppe, auf der sie dann platz nahmen. Es dauerte nicht lange, da kam auch schon ein etwas älterer Herr auf die beiden zu. Er war um die 50 Jahre alt, hatte bereits graue Haaransätze und trug eine kleine Brille. Sein blaues Hemd passte gut zu seinem schlichtem schwarzen Anzug. „Hiwatari-san?“ Seine Stimme klang warm und freundlich. „Ja.“ „Kommen Sie bitte mit.“ Er nickte Ray kurz grüßend zu, als er diesen sah. „Darf Ray mitkommen?“, fragte der Russe unbehaglich. Er hatte nicht das Gefühl gehabt, dass Ray mitkommen dürfe. Der Doktor sah Kai kurz konfus an. Im ersten Moment verstand er nicht, warum die Begleitung mitkommen solle. „Wenn Sie das möchten“, antwortete er schließlich und führte die beiden in sein Büro. Während Dr. Sugimoto sich auf seinem Sessel hinter dem Schreibtisch hinsetzte, nahmen Kai und Ray auf zwei gepolsterten Stühlen vor ihm platz. Spannung lag in der Luft. „Hiwatari-san. Sie sind das erste Mal bei mir in Behandlung“, gab Sugimoto leise zu verstehen und blickte seinen Gast mit ernstem Blick an. „Es besteht die Vermutung einer Schizophrenie?“ Fragte er vorsichtig und überblickte kurz ein Blatt Papier, welches Kais Akte darstellte. Der Angesprochene nickte nur. „Ja.“ Kurz und knapp. „Darf ich Sie fragen, wie Sie zu dieser Vermutung kommen?“ Er setzte seine Brille ab und lehnte sich ein wenig zurück. Kai atmete tief durch, sah Ray noch einmal in die Augen und fing schließlich zu erzählen an. Es vergingen einige Minuten, bis der Russe seinen letzten Satz beendete. Dr. Sugimoto hatte sich alles in Ruhe angehört und zwischendurch auch Ray, der ja der Leidtragende der Geschichte war, ein paar Fragen gestellt. „Ich verstehe. Dann werden wir am besten wie folgt vorgehen und etwa einmal die Woche eine Sitzung einplanen. Zudem werde ich Ihnen ein Medikament verschreiben, dass sie einmal am Abend einnehmen sollten.“ Die Nervosität schwand. Ein erster Schritt war getan. „Wie wird das nun weitergehen?“ Der Doktor setzte seine Brille nun wieder auf und kramte seinen Rezeptblock hervor, auf welchem er dann ein Neuroleptika verschrieb. „Wie gesagt, werden wir in ein paar Sitzungen Ihrer Psyche auf den Grund gehen und Schritt für Schritt Ihrem anderen ‚Ich’ keine Chance mehr geben.“ Der Doktor stand nun auf und führte die beiden zur Türe. „Dürfte ich Sie noch einmal kurz unter vier Augen sprechen?“ Kai und Ray drehten sich noch einmal kurz um. Der Mann sah eindeutig zu Ray. Warum wollte er mit ihm reden? „Ich komme gleich nach“, gab der Schwarzhaarige lächelnd zu verstehen und ging noch einmal in das Büro, schloss hinter sich die Türe. Nervös setzte sich Kai auf die Sitzbank und blickte sekündlich zwischen den Türen hin und her. „Kon-san“, begann Sugimoto leise und sah den Chinesen eindringlich an. „Ich sage das nur ungern, aber ich habe keine andere Wahl. Hören Sie mir bitte zu.“ Wieder nahmen sie Platz, diesmal auf einer kleinen Ledercouch, dem gegenüber ein Sessel stand – auf welchen sich der Doktor hinsetze. „Sicher haben Sie selber schon die Vermutung aufgestellt, dass Sie selbst der Grund für Hiwatari-sans paranoide Persönlichkeitsstörung sein könnten...“ Schluckend nickte Ray seinem Gegenüber zu. Er ahnte übles. „Damit liegen Sie nicht ganz falsch. In den meisten Fällen kann es durchaus dazu kommen, dass sich die betreffende Person durch Ablehnung unvermittelt in ‚jemand anderen’ verwandelt.“ Der Doktor versuchte es Ray möglichst verständlich zu erklären. „Sie sagten, dass Sie schon seit einiger Zeit ein Paar seien. Gab es Anzeichen dafür, dass er sich nach bestimmten Aktionen Ihrerseits veränderte?“ Der Schwarzhaare war etwas überfragt. Einige Zeit überlegte er, was sein Gegenüber meinen könnte, ging auch noch einmal dessen Sätze durch. Ablehnung... „Sie meinen, wenn ich mal nicht wollte...?“ Zögerlich fragte er den Mann mittleren Alters und sah dieses verunsichert an. „Zum Beispiel.“ Sicherlich gab es Tage, an denen Ray nicht wollte. Aber nicht immer kam es dann dazu, dass ER erschien. „Manchmal, ja“, gab Ray leise zu verstehen. „Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll...“ Ein wenig schämte er sich, offen über sich und Kai zu reden. Denn schließlich hatten sie es so lange Geheim gehalten und was sie im Bett machten, das war noch niemanden etwas angegangen. „Wenn ich länger darüber nachdenke, war es wirklich oft dann, wenn etwas dazwischenkam und wir...“ Leichte Röte zierte nun seine Wangen. „Sie müssen nicht weiter reden“, unterbrach Sugimoto den Jüngeren. „Ich verstehe schon. Nun. Was ich jetzt sage, mag hart klingen, aber es ist vorerst das beste für Hiwatari-san.“ Eine kurze Pause machte der Herr noch, ehe er weitersprach. „Sie sollten ein wenig Abstand zu Hiwatari-san bringen. Machen Sie einen Kurzurlaub oder besuchen Sie Ihre Familie. Eine weile Trennung und weitere Behandlung sind erste Voraussetzungen für die Heilung.“ Von diesem Satz überrumpelt, wich jegliche Farbe aus Rays Gesicht. Hatte der Doktor wirklich das gesagt, das er verstanden hatte? Er solle von Kai getrennt sein? „Gibt... Gibt es keine andere Möglichkeit?“, fragte der Chinese leise, kaum hörbar. Er wollte nicht von Kai getrennt sein. Und außerdem... War es nicht genau das, das 'Ihn' zum Vorschein brachte...? „Ich kann mir vorstellen, was Sie nun denken. Sie müssen sich das so vorstellen: Gänzlich von der auslösenden Person Abstand zu haben, bietet dem Betroffenen nicht die gleiche Voraussetzung. Sprich: Es kann zu keiner Unterbrechung kommen, die sein zweites Ich erscheinen lässt. Verstehen Sie, was ich meine?“ Ray nickte nur und blickte auf seine Hände, welche er gefaltet auf seinen Beinen liegen hatte. Sie zitterten leicht. „Also... gut...“, murmelte er leise und schloss für einen Moment seine Augen. „Dann… werde ich wohl einfach einen Kurzurlaub machen...“ „...“ Sugimoto blickte den jungen Mann schweigend an. Er sah seinem Gegenüber an, wie schwer es diesem wohl fallen mochte, gerade nach der letzten Zeit. „Ich hoffe, dass sich alles in baldiger Zukunft bessert.“ Er lächelte kurz und stand dann auf. „Seien Sie zuversichtlich.“ Der Schwarzhaarige nickte leicht und stand ebenfalls auf. Kurz reichte er seine Hand dem Doktor und ging dann zur Tür, Sugimoto folgte ihm unauffällig. „Danke, Sensei“, gab Ray noch leise zu verstehen, lächelte kurz und verließ dann den Raum. Als die Tür wieder ins Schloss fiel, seufzte der Doktor kurz auf. „Ein schwieriger Fall. Hoffentlich geht alles gut.“ „Und? Was hat der Doc noch gesagt?“, kam es gespannt von Kai, der gewartet und nun sichtlich nervös aufgestanden war. Sein Freund schüttelte nur den Kopf. „Nichts wichtiges. Er hat mir nur einen Tipp mit auf den Weg gegeben.“ Dabei versuchte er zu Lächeln. „Das hat aber etwas lange gedauert, für einen 'Tipp'...“, bemerkte der Ältere und sah an Ray vorbei auf die geschlossene Tür. „Keine Sorge.“ Der Jüngere winkte ab und ging voraus. Kai folgte dem Anderen skeptisch. Ein paar wenige Tage waren mittlerweile vergangen und übermorgen würde Kai seine zweite, eigentlich erste richtige, Sitzung bei Sugimoto-sensei haben. Er und auch Ray waren noch nie so nervös gewesen. Beide saßen sie im Wohnzimmer, je eine Tasse Tee vor sich auf dem Tisch habend, und sahen in den Fernseher. Doch auf das Programm achteten sie beide nicht. Jeder war mit seinen Gedanken woanders. Brring machte es plötzlich und sowohl Kai als auch Ray schreckten auf. Es klingelte an der Tür. Der Schwarzhaarige atmete einmal kurz ein, stand dann aber auf und ging zur Haustür. Kai drehte sich ein wenig und beobachtete Ray, wie dieser die Tür öffnete. „Ah! Lange nicht gesehen! Wie gehts denn immer so?“, drang eine schrille, nur allzu bekannte Stimme in den stillen Raum. „Hallo Tala. Danke gut“, antwortete Ray mit einem schwachem Lächeln. „Wie gehts dir?“ „Gut, gut. Darf ich dir Tatjana vorstellen?“ Hinter Talas Rücken hatte sich ein Mädchen versteckt. Sie war etwa 18 Jahre alt, hatte funkelnde braune Augen und lange blonde Haare. Sie verneigte sich höflichst und trat etwas hervor. „Guten Tag. Ich heiße Tatjana“, stellte sie sich vor. „Freut mich dich kennenzulernen. Aber kommt doch erst einmal herein.“ Ray führte die beiden Gäste in die Wohnung. Kai erblickte den Rotschopf gleich und verzog seine Miene. „Was machst du denn hier?“, fragte er schroff und stand auf. „Euch besuchen!“, gab Tala neckisch wieder und streckte seinem alten Kumpel die Zunge heraus. „Außerdem bin ich nicht nur wegen dir hier“, fügte er hinzu und schob das Mädchen etwas nach vorn. „Erkennst du sie noch? Deine Verlobte?“ Kurz musste Kai überlegen, dann aber fiel es ihm wieder ein. „Ta-Tatjana?“ Vor etlichen Jahren hatte sein Großvater noch Pläne mit ihm gehabt und so auch eine Frau für ihn ausgesucht. Ein paar Mal waren sie sich auch schon begegnet, doch bald war Kai seines Weges gegangen, weswegen sie keinen Kontakt mehr zueinander hatten. Das sie nun hier war... „Gu-Guten Tag“, gab sie zu leise verstehen und verbeugte sich. „Nicht so schüchtern“, meinte Tala und schob sie noch ein wenig näher an den Russen heran. „Ihr seht euch ja nicht das erste Mal.“ Er grinste breit. „Du...“, grummelte Kai leise. Doch bevor Kai weiter mit dem Rothaarigem reden konnte, war dieser schon bei Ray und unterhielt sich mit diesem. „Da hat er aber blöd aus der Wäsche gesehen“, gab Tala überheblich wieder und lehnte sich an der Tischkante an. „Wundert mich nicht“, nuschelte Ray und senkte ein wenig den Kopf. Er war gerade dabei, neuen Tee aufzukochen. Fragend sah der Russe zu dem Schwarzhaarigen. „Sag bloß, du hast ihm nichts davon erzählt...?“ Das konnte er irgendwie nicht glauben. Kopfschüttelnd bestätigte Ray die Worte des Gastes. „Na so was. Das hätte ich nicht von dir gedacht. Was führst du im Schilde?“ Ray schwieg für ein paar Augenblicke, ehe er den Rothaarigen wieder ansah. „Ich habe dir ja von seiner Krankheit erzählt. Der Doktor meinte, ich solle ein wenig Abstand zu ihm halten...“ Damit hatte der Russe nicht gerechnet gehabt. Nun schwieg auch er. „Hm... Aber...“, begann er dann doch und blickte ins Wohnzimmer hinüber. „Ich glaube, ich weiß was du vorhast... Aber ist das wirklich okay für dich?“ So Fürsorglich hatte Ray Tala noch nicht erlebt gehabt, weswegen er ihn ein wenig erstaunt ansah. Er wusste nicht so recht, was er nun darauf antworten sollte und sah ebenfalls ins Wohnzimmer hinüber. „Es ist das beste für ihn. Und ich will nicht, dass seine Therapie wegen mir in Gefahr gerät.“ Den Ernst, den Ray an den Tag legte, bewunderte Tala ein wenig. Er hatte den Schwarzhaarigen nicht für so mutig gehalten. „Respekt“, gab er schließlich zu verstehen und lächelte. „Das hätte ich nie von dir erwartet.“ Ray wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte und senkte nur seinen Kopf. Er hielt das nicht für etwas besonderes, eher für notwendig. Sicher fiel es ihm schwer und allein der Gedanke daran, wieder von Kai getrennt zu sein, machte ihn fertig. Aber nur so würde garantiert, dass alles gut verlief. Es musste sein. Nach dem Abendessen hatten sie Kai, Tala und Tatjana wieder ins Wohnzimmer begeben. Ray hatte sich noch um den Abwasch kümmern wollen. Er war gerade mit dem letzten Teller fertig, als Tala sich zu ihm gesellte. „Ich hab nochmal darüber nachgedacht“, begann er und half dem Chinesen beim Abtrocknen. „Wo willst du hin?“ Er sah Ray eindringlich an, wartete gespannt auf dessen Antwort. Ray hielt in seiner Bewegung inne und sah auf. Wo er hin sollte? Darüber hatte er bis jetzt nicht nachgedacht. „Ich... weiß nicht.“ Ob er vielleicht wieder zu Ken und den Anderen sollte? Immerhin hatten sie sich gut angefreundet und sicherlich waren sie bereit, ihn für eine Weile bei sich wohnen zu lassen. Er könnte aber auch wieder nach China und bei Lee, Mariah und den Anderen unterkommen... „Ich habe eine Idee“, unterbrach Tala Rays Gedanken und trat ein wenig näher an diesen heran. „Komm einfach mit zu mir, das heißt, ins Hotel. Zumindest bis du was anständiges gefunden hast.“ Er lächelte breit. Ob er das von Anfang an geplant hatte? Oder wollte er wirklich nur helfen? Kai war ein alter Freund von ihm und sicherlich wollte er nicht, dass es noch weiter mit diesem Bergab ging. „...“ Was sollte er nun machen? „Entscheide doch einfach Spontan. Und sei es nur für eine Woche oder nur ein paar Tage. Du wolltest das doch?“ „... Ich...“ Ray war im Zugzwang. Es stimmte schon, dass er das vorhatte. Aber spontan war er nur ungern. Tala war ein netter Kerl, aber er konnte einem doch Angst machen. „Ich muss erst darüber nachdenken...“, brachte der Schwarzhaarige leise hervor und lächelte gequält. Er wollte doch eigentlich gar nicht weg... „Na gut. Überleg's dir. Mein Angebot steht. Und wenn du dich entschieden hast, sag einfach was.“ Tala lachte sein Gegenüber freundlich an und reichte ihm den letzten Teller. „Und nun komm endlich rüber. Die beiden schweigen sich ja noch zu Tode.“ Ray nickte nur unscheinbar. Das Lächeln auf seinen Lippen war kaum mehr zu sehen. Er wusste nicht, was er nun machen sollte. Er musste weg, aber er wollte nicht. Alles sträubte sich in ihm dagegen. Doch konnte er die Worte des Doktors auch nicht ignorieren. Vielleicht machte er es tatsächlich nur schlimmer, wenn er in Kais Nähe war? Einige Zeit später, nachdem sich alle schlafen gelegt hatten, grübelte Ray immer noch darüber nach, wie er nun verfahren sollte. An Schlaf war im Moment nicht zu denken. Zu viele Gedanken kursierten in seinem Kopf herum. Dennoch. Er musste zu einer Lösung kommen. Kurz vor vier Uhr morgens richtete sich der Chinese auf und begab sich in die Küche, um dort eine kleine Tasse Tee zu sich zu nehmen. Nur wegen ihm, nur weil Kai sich auf ihn eingelassen hatte, war es überhaupt so weit gekommen. Nun war es an der Zeit, die Konsequenzen dafür zu tragen. So schmerzlich das auch war, für sie beide. Obwohl ihm diese Option nicht die liebste war, war sie doch die beste. [Fortsetzung folgt...] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)