Papilio von abgemeldet (Buchstabier mir Hoffnung) ================================================================================ Prolog: Ein Blick zurück ------------------------ Disclaimer: Meine Charaktere, meine Story. Ich hoffe, es gefällt. *** Grau und beklemmend reckte sich das Haus in den Himmel. Einige schäbige Rollläden waren halb heruntergelassen und jemand hatte schon wieder einen der verbeulten Briefkästen abgerissen. Der dekorative Schrottplatz gegenüber wurde längst nicht mehr benutzt. Nachts diente er als beliebter Ort für diverse Übergaben von diversen Dingen und natürlich als Platz für etliche Mutproben. Einige Kinder aus dem Häuserblock nutzen ihn tagsüber als Lieblingstreffpunkt. Sie spielten und tobten und schrieen und ihr Lachen klang wie ein bittersüßes Versprechen, das Hoffnung spendete, mitten in diesem trostlosen Ghetto. Doch es war nichts als Illusion. Und Ironie. Über 40 Prozent der Menschen, die hier lebten, konnten das Wort "Hoffnung" noch nicht mal mehr richtig buchstabieren. *** Ich für meinen Teil hatte dieses Viertel von Anfang an gehasst. Und ich hasste auch heute noch jeden einzelnen Tag, den ich dort hatte verbringen müssen. Es war nichts als das dreckige Elend. Ich hasste die grauen, trostlosen Betonwände. Ich hasste den Schrottplatz. Ich hasste die verdammten Briefkästen und die ekligen Treppenhäuser, in denen es nach Zigarettenrauch und Katzenpisse stank. Ich hasste die engen, schäbigen Wohnungen mit den Heizungen, die im Winter ständig ausfielen. Ich hasste die elende Eingangstür, die diesen schrecklichen Kreischton von sich gab, wenn man sie auf und zu machte. Ich hasste den Hausmeister, der nie da war. Ich hasste die Fenster. Ich hasste meinen Vater, der diesem ganzen Mist eines Tages den Rücken zugekehrt hatte. Ohne mich. Ich hasste jeden verdammten Fleck in diesem verdammten Viertel mit seinen verdammten, dreckigen Bewohnern. Es gab nur einen Ort. Einen einzigen Ort, an dem man vergessen konnte. Hätte es ihn nicht gegeben, ich wäre wahrscheinlich genauso geworden wie meine Mutter. Krank. Depressiv. Weinerlich. Unberechenbar. Und Alkoholikerin. Oder ich hätte es so gemacht wie Eddie Dreifinger aus dem Nachbarhaus. Aber Eddie war schon immer ein komischer Kauz gewesen. Schweigsam, unheimlich, mit glasigem Blick und nervösem Zucken im Gesicht. Irgendwann war er sturzbetrunken aus einem Fenster im 10. Stock gesprungen. Die Anwohner beschwerten sich noch Tage später über die unschöne Sauerei auf der Straße. Das Dach des Hochhauses, in dem ich mit meiner Mutter lebte, war schmutzig und flach, man musste eine kleine Luke im Treppenhaus aufstoßen, um es zu betreten. Es war wie jedes Dach in diesem Wohnviertel so grau wie die hässlichen Betonwände. Aber ich liebte es. Hätte es dieses Dach nicht gegeben, säße ich jetzt in einer Entzugsanstalt und würde mit schmierigen Therapeuten über meine Probleme reden. Oder wäre farbiger Matschfleck auf dem Asphalt geendet, dessen Organe man noch nicht mal mehr auf dem Schwarzmarkt loswerden konnte. Und das Allerwichtigste: Ohne dieses Dach hätte ich einen besonderen Menschen weniger kennen gelernt. *** Wenn ich heute an meine Zeit in dem Ghetto zurückdenke, dann sehe ich keine abgerissenen Briefkästen, keine herumliegenden Bierflaschen und auch kein obszöne Sprüche, lieblos an die Wände geschmiert. Nein, ich sehe etwas ganz anderes. Ich sehe Farben. Bunte tanzende Lichter. Ich höre ein Lachen, so hell und rein und doch bitter und herausfordernd zugleich. Ich sehe endlos weiten, blauen Himmel. Braune Augen mit bernsteinfarbenen Sprenkeln. Schmale Schultern, bei denen man denkt, sie würden einfach zerbrechen, sobald man sie berührt. Ich denke an den Duft von Frühling. Und ich sehe ein kleines Brandmal an dem gefährlich schmalen Handgelenk - mit ein bisschen Fantasie erinnert es an zwei tanzende Schmetterlinge. °°° Anmerkung: Dieser Prolog ist nach längerer Zeit des "Nichtschreibens" irgendwann mitten in der Nacht entstanden. Von daher entschuldigt bitte, falls einige Formulierungen ein wenig eckig klingen sollten oder Fehler in der Zeichensetzung auftreten. ^^' Ansonsten gilt natürlich das gleiche Prinzip wie immer: Egal ob Kritik, Lob, Morddrohungen oder Heiratsanträge - ich bin süchtig nach Feedback. |D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)