Hyliar von abgemeldet (Und morgen geht die Sonne wieder auf) ================================================================================ Kapitel 23: Schlechte Nachrichten --------------------------------- Alle Zeitungen waren am darauf folgenden Tag des Bebens voll gepackt mit Schwarzseherei und apokalyptischen Prophezeiungen, die die Unruhe der Menschen in New York erneut erweckte. Die Politik liebte es heißes Öl ins Feuer der Angst zu gießen um die Furcht der Menschen zu schüren um sie wieder an sich zu binden. Vor allem Sekten, aber auch die Kirche, nutzten dies schamlos aus um den Glauben der Menschen an die Sekte oder Kirche wieder zu festigen. Besonders gut hatten es die so genannten Untergangs-Sekten, die schon seit Jahrzehnten immer wieder das Ende der Welt predigten und dieses seltsame Beben, für das es keine Zeichen gab, als Prestige nutzte. Erdbeben in New York – Die Natur rächt sich Wissenschaft am Ende – zurück zu den Wurzeln? Vorzeichen der Apokalypse – betet solange ihr noch könnt! Mit Wucht schlug Marco die Zeitung auf den extra aufgestellten Tisch in der kleinen Kirche in der Bronx. „Fast… fast hätten wir ihn gehabt… wir hätten beinahe eine Spur gehabt, ich kann es nicht glauben dass die mir einfach entwischt sind. Diese verdammte Schlange“, fluchte der beste Agent der spanischen ESGO – Zentrale und fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare. Er stieß einen knurrenden Laut aus und zog an seine kurzen und gegelten Haare als würde er sie ausreißen wollen. „Mit Schlange liegst du gar nicht Mal so falsch“, bemerkte Rene mit ruhiger Stimme um seinen Kollegen nicht noch weiter in seiner Raserei anzustacheln. Er war auch so schon wütend genug um die Beherrschung zu verlieren, da musste wenigstens der Messdiener einen kühlen Kopf behalten um einen klaren Gedanken zu fassen. „Kann es sein, dass dich dieser Misserfolg überhaupt nicht stört? Du sitzt schon seit wir zurück sind an diesem lächerlichen Buch und liest, hast du überhaupt eine Ahnung was wir heute hätten erreichen können?“. Hörbar zog der Messdiener die Luft ein und richtete seinen Blick auf den Schwarzhaarigen. „Sei vorsichtig Marco, es heißt zwar sprichwörtlich Engelsgeduld aber wenn du noch ein Mal das Buch des Herrn als lächerlich bezeichnest, dann wirst du auch die sprichwörtliche Rache Gottes zu spüren bekommen“, warnte der Franzose betont langsam vor und wandte sich dann wieder der Bibel zu. „Ich habe dir doch einiges über die, wie du es nennst, Schlange erzählt. Du kannst die Lektüre der ESGO getrost im Koffer lassen, wir brauchen jetzt nur eine bestimmte Sorte von Büchern, nämlich die von unserer Seite. Wir haben Leviathan schon ein Mal, vor sehr langer Zeit, in den ewigen Schlaf geschickt und es wird uns auch ein zweites Mal gelingen“. „Schlaf, schlaf, schlaf, kannst du nicht ein Mal wie ein richtiger Mann handeln und dieses Ding erschlagen? Es ist ein Monster und solch eines gehört getötet, es stellt für die Menschheit das höchste Maß an Gefahr da… Ok, vielleicht nicht DAS Höchste, aber es ist eine große Gefahr für die Menschheit. Es sollte sowieso alles ausgelöscht werden was nicht menschlich ist“. „Dann müsstest du dich selbst umbringen Marco!“. Eine bedrückende Stille legte sich über die beiden Menschen in der Kirche, selbst von draußen drang kein einziger Laut in die Mauern des heiligen Gebäudes. „Wie bitte?“, fragte der Agent der ESGO nun wesentlich leiser aber auch hörbar verwirrt nach. Er hatte Renes Aussage, dass Marco sich dann selbst umbringen müsste, nicht verstanden und bezog diese auch nicht auf sich. Dabei hatte Rene diese Bemerkung über den Agenten absichtlich fallen gelassen. „Ach so, nein, so hab ich das nun auch wieder nicht gemeint. Du weißt doch was ich meine, man sollte natürlich alle schlechten, nicht menschlichen Wesen ausrotten“, korrigierte er seine Aussage und sah den Messdiener an. Doch dieser seufzte nur und schloss die Bibel behutsam. Mit einer fahrigen Bewegung fuhr er sich über die müden Augen. „Du verstehst es einfach nicht. Ich habe damit dich gemeint Marco, nicht mich oder meine Art. Bitte hör auf zu fragen, denk einfach Mal selbst darüber nach. Aber erkläre mir doch bitte Mal was der Unterschied zwischen schlechten und guten Wesen ist“, verlangte der Messdiener und richtete seine, vom lesen erschöpften, Augen auf seinen Freund. „Das ist leicht zu erklären, die schlechten Wesen bringen Menschen um, gefährden ihre Sicherheit und geben ihre Fähigkeiten öffentlich Preis“, erklärte er und sah Rene ratlos an. Manchmal und dieses manchmal wurde in den letzten Tagen immer häufiger, verstand er seinen Kollegen, von einer, ihn bis vor kurzen, noch unbekannten Organisation nicht. „Du hast Liaen gestern doch gesehen oder? Er hat das mit dem falschen Kardinal geregelt und hat auch schon öffentlich von seiner Fähigkeit gebrauch gemacht. Letzteres habe auch ich schon getan. Sind Liaen oder ich also ein schlechtes Wesen?“. Die Frage ließ den Schwarzhaarigen grübeln, denn Liaen hatte so gesehen einen Unschuldigen in den Tod geschickt, einen echten Kardinal und das Leben vieler anderer auch, aber gerettet. War das Leben eines Menschen etwa weniger kostbar, wenn man dafür das Leben vieler Menschen retten konnte? Lag Gut und Böse, Sieg und Niederlage einfach nur in der Quantität der geretteten Leben? „Ich…“. „Ruhe jetzt, sie kommt“, unterbrach Christian, Renes Partner aus der gleichen Organisation, den Agenten bevor er noch ein weiteres Wort sagen konnte. „Agent!“. Amys Stimme hallte durch die Kirche als die junge Spanierin eine der beiden Flügeltüren öffnete und eiligen Schrittes die Kirche betrat. Atemlos blieb sie vor Christian und Rene stehen. In ihrer Hand hielt sie eine Zeitung, dessen Seiten verknittert waren und in Mitleidenschaft gezogen sind. „Hier“, sagte sie leise und nach Luft schnappend, während sie ihrem Vorgesetzten die Zeitung reichte. „Anwärterin Amy ich verlange sofort dass Sie die passende Haltung annehmen. Selbst wenn der Teufel persönlich hinter ihnen her war und den personifizierten Tod bei sich hatte, wenn sie noch ein Mal den nötigen Respekt mir gegenüber nicht aufbringen, dann sehe ich mich gezwungen meinem Vorgesetzten davon in Kenntnis zu setzen und Sie zurück nach Spanien zu schicken“, bellte der Agent das Mädchen an und sah aus seinen grünen Augen streng auf sie herab. Amy stutzte und wusste im ersten Moment nicht womit sie diese Verwarnung verdient hatte, doch sie stand als Praktikantin nicht in der Position Fragen zu stellen. Sie straffte ihren Oberkörper, die Brust raus und der Bauch rein, den Blick nach vorne gerichtete, in dem Falle genau auf die Brust des Agenten und holte tief Luft. „Agent ich habe in den Medien eine Nachricht gesehen die Ihren Fall erschweren könnte, ich bitte um Berichterstattung Sir“, sprach die junge Spanierin mit fester Stimme obwohl ihr Herz, vom rennen, noch immer wild gegen ihre Brust schlug. „Marco“, warf der Messdiener den Namen seines Kollegen in den Raum und sah teils erschrocken über seine Verbissenheit gegenüber den Regeln, den Spanier an. „Erstatten Sie mir bericht“, gestattete Marco ohne auf den Protest von Rene einzugehen. Es war eine Sache des Respekts und die Rekruten in der ESGO mussten als erstes wissen wo sie standen, nämlich ganz unten. Erst wenn sie begriffen hatten, dass sie als Rekruten keinerlei Rechte, sondern nur Pflichten hatten, konnte ihre Ausbildung zu den besten Agenten Europas beginnen. Amy war nur eine Anwärterin auf den Rekrutenplatz. Anwärter wurden meist nur junge Menschen, die sich durch besondere Fähigkeiten, sei es nun psychisch oder physisch, hervorstachen und somit etwas Besonderes waren. Die Anwärter kamen auf eine Liste und wurden mindestens ein Jahr rund um die Uhr beobachtet, bevor man ihnen ein Angebot machte zur ESGO zu gehen, sofern sie das nötige Alter schon erreicht hatten. Amy war für diese Ausbildung noch zu jung und nur dank ihrer Eltern, die die spanische Zentrale leiteten, stand sie bereits seit Jahren auf der Anwärterliste um ein Rekrut zu werden. „Ich weiß dass es nicht unüblich ist, doch wie mir scheint hat das Erdbeben Ihre Ermittlungen beeinträchtigt oder zumindest erschwert, denn die Sekte “Die Wiedergeborenen“ nutzen das Unglück von Gestern als Freischein für den Eintritt in ihre Sekte. Irgendwas hat die Menschen dazu bewegt sich ihnen anzuschließen, die Zahlen der Mitglieder sind von gestern auf heute stark angestiegen, es gibt so was ähnliches wie einen Boom bezüglich dieser Sekte. Aber es kommt noch besser, dieser Caligo verspricht nicht etwa den Seelenheil der Menschen wenn sie beitreten, wie die anderen Anführer, er gibt den Menschen einfach nur Trost und Hoffnung, er beschwichtigt sogar die Wichtigkeit seiner Taten“, berichtete die junge Spanierin und reichte auf Aufforderung ihres Vorgesetzten Marco die Zeitung. Der Agent musste nicht lange suchen, denn auf der ersten Seite grinste ihn mit Hohn ein großes Bild von Caligo entgegen. Wie immer trug der Mann eine Kapuze, Sonnenbrille und einen Rollkragen Oberteil um möglichst unerkannt zu bleiben. „Ich glaub mein Schwein pfeift, jetzt wird dieser Teufel sogar schon als Heiliger gefeiert“, fluchte der Schwarzhaarige und drehte sich zu dem Messdiener um. „Hör dir das hier Mal an:“ … So dachten wir noch bis zum jüngsten Tag, dass Sekten etwas Schlechtes seien und den Menschen nur Unheil bescherten, da wurde die Meinung vieler Bürger von heute auf Morgen geändert. Der Gründer der Sekte “Die Wiedergeborenen“ versprach gestern Abend feierlich in einem Interview, dass er um das Wohl der Bürger New Yorks besorgt sei und dass solch eine Katastrophe wie sie uns gestern heimgesucht hatte, nicht noch ein Mal überrennen sollte. Er danke dem Herrn für dieses noch milde Beben und sah es als Zeichen. Caligo spendete einen recht großzügigen Betrag seiner Einkommen einem wissenschaftlichen Team zur Forschung und Früherkennung von Erdbeben. Viele Bürger New Yorks rechnen es ihm hoch an, die Hauptzentrale seiner neuen Glaubensrichtung sei zwar groß, hielt den großen Ansturm der neuen Mitglieder jedoch nicht stand, sodass sich Warteschlangen bildeten, die von Helfern der Sekte mit Trinken und Snacks versorgt wurden. Laut einer Information zur Folge, soll ein Kardinal der heiligen katholischen Kirche, Caligo einen wohl gesonnenen Besuch abstatten wollen… „Er versteht es den Menschen das zu sagen was sie hören wollen. Damit hat er trotz der Niederlage, die er durch uns eigentlich hätte erfahren müssen, doch noch den Sieg davon getragen“, bemerkte Rene mit seltsamer ruhiger Stimme. Es schien, als würde es dem Messdiener nicht stören, dass immer mehr Menschen auf die verlogenen Reden und Versprechungen des Mannes reinfielen und jetzt sogar noch die katholische Kirche hinter ihnen stand. Doch dem war nicht so, der Engel gab sich nur nach Außen hin ruhig, innerlich aber loderte die Wut in ihn auf. „Wir müssen noch drastischer Vorgehen, ziehen wir die Samthandschuhe aus und packen dieses störrische Ungeheuer am Schopf“, schlug der Agent vor und legte die Zeitung auf den Stapel der restlichen Zeitungen, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben. „Was willst du machen? In die Zentrale reinmarschieren und Caligo erschießen? Oder eine Briefbombe schicken?“, fragte Rene und stand dabei von seinen Stuhl auf. Er nahm sich die Zeitung, aus der Marco gerade eben noch vorgelesen hatte und blättert darin herum, als würde er weitere Hinweise finden oder vielleicht sogar die Antwort auf ihre Frage. „Wenn es sein muss gehe ich wirklich persönlich hin und erschieße ihn“. „Ich dachte die ESGO legt soviel Wert darauf geheim zu bleiben? Du würdest ihnen nur Ärger machen wenn du versuchst Caligo einfach so zu erschießen außerdem würde es nicht Mal klappen. Du hast Leviathan schon nicht erschießen können und er ist bei weitem noch lange nicht so mächtig wie Caligo“, erklärte Rene ihm und blieb bei der Seite mit den Todesanzeigen hängen. „Ein Gutes hat das Ganze, er und Leviathan scheinen zu beschäftigt zu sein um weiter zu morden. Zumindest was diese Schlange angeht so bin ich mir sicher dass er nichts mehr gemacht hat. Ich kenne die meisten meiner Art und von ihnen ist bis jetzt keiner wieder verstorben“. Amy verstand kein Wort, sie wusste zwar etwas über den Sektenanführer, verstand jedoch nicht was der Messdiener mit dem Namen Leviathan meinte und seiner Art. Irgendwie kam das junge Mädchen sich fehl am Platz vor, was sie eigentlich auch war. Die Spanierin wusste sowieso nicht weswegen ausgerechnet sie mit Marco mitgehen sollte, sie war doch nur eine Anwärterin, die noch zu jung war. Marco wollte gerade etwas auf die Worte des Messdieners erwidert haben, als ein klingelnder Ton ihn daran hinderte. Das Klingeln kam von seinem Handy, was einzig und allein den Zweck hatte mit der spanischen Hauptzentrale der ESGO in Verbindung zu bleiben und etwas Neues zu erfahren. Der Agent hatte schon kein gutes Gefühl als er sein Handy aus der Tasche seiner schwarzen Weste holte und das Gefühl wurde durch die schlechte Nachricht bestätigt. „Ok, ich verstehe. Vielen Dank für die Information“, verabschiedete er sich nach einem recht knappen Gespräch und ließ das Handy zurück in die Tasche wandern. „Nun, von meinen Leuten kann ich leider nicht behaupten, dass sie verschont werden“, sprach der Mann mit ernster Stimme und sah seinen neuen Kollegen von der Organisation “white Cross“ an. „Die Zentrale hat ein Packet erhalten, welches jedoch ohne Absender war, es hat auch niemand gesehen wer das Paket gebracht hat. Natürlich wurde es sofort unter größten Sicherheitsvorkehrungen gestellt, bis einer unserer Wegbegleiter Agenten uns mitteilte, dass ein schwacher Geruch von Blut und Verwesung wahrzunehmen war“, begann Marco mit seinem Bericht, welchen er gerade erst von seinen Vorgesetzten erhalten hatte. Der Schwarzhaarige warf einen viel sagenden Blick zu Amy, doch entschied er sich, dass sie als Praktikantin so etwas durchaus vertragen musste. Er hatte zwar eine Bitte bekommen, dies nicht in Anwesenheit der Spanierin zu sagen, doch dies war ihm egal. Wenn sie wirklich den Wunsch hatte später das Leben einer Agentin zu führen, so war es nur richtig, sie jetzt nicht zu schonen. „Unsere Spezialisten haben sich dem Paket angenommen und dieses geöffnet. Ich glaub ich brauch nicht zu erwähnen dass unsere Spezilisten, die so was täglich miterleben, sich bei dem Anblick und den Geruch übergeben haben. Das Paket war wegen dem Geruch extra versiegelt worden, damit man vorher nichts roch. Auf jedenfall befand sich in dem Paket einer unserer Agenten der zuletzt an diesem Fall gearbeitet hatte und mit dem ich mich in New York noch treffen sollte. Man hatte seinen Körper durch den Fleischwolf gejagt, nur eine DNA – Analyse hat ergeben dass die Ansammlung von zerhackten Menschenteilen unser Agent war“. Eine bedrückende Stille legte sich über die Kirche, während jeder der Anwesenden seinen Überlegungen nachhing. Rene bekreuzigte sich und schenkte dem verstorbenen Agenten in Gedanken ein Gebet. „Eindeutig die Handschrift der Sekte“, bemerkte der schweigsame Christian, der sich die meiste Zeit im Hintergrund hielt und eigentlich nur als Assistent für Rene diente. Er trug keine wichtige und tragende Rolle bei white Cross, aber er war dennoch eine Hilfe, auf die der Messdiener nicht verzichten konnte oder wollte. „Wie sieht es eigentlich mit Liaen aus?“, fragte Marco und wechselte von der einen Sekunde auf die andere das Thema. „Wie soll es schon mit ihm aussehen? Er ist beschäftigt und da du die Zeitung liest weißt du auch womit“, antwortete Rene und sah den Schwarzhaarigen verwirrt an. So ganz verstand er den Wechsel nicht, aber der Spanier war ein kluger Mann und hinter dieser Frage musste irgendein Sinn stecken. „Das meine ich nicht, ich meinte damit ob er uns noch ein Mal helfen kann. Ich traue diesen Menschen zwar nicht so ganz da er einen Unschuldigen in den Tod geschickt hat, aber eines muss ich zugeben, er ist gut wenn er Caligo hinters Licht führen kann. Allerdings muss er ihn dann ja gut kennen wenn Liaen weiß wie Caligo denkt“. Während der Agent und der Messdiener sich unterhielten, glaubte Amy, dass man ihr den Boden unter den Füßen wegriss. Die Stimmen der beiden Männer erklangen immer leiser in ihren Ohren als wären sie sehr weit weg. Sie verstand schon längst kein Wort mehr deutlich, dafür halten aber noch immer die letzten verstandenen Worte von ihrem Vorgesetzten in ihrem Gedächtnis. ’Liaen soll einen Menschen den Tod gebracht haben? Unmöglich? Das kann nicht sein, so ist er nicht’, dachte sich die junge Spanierin und weigerte sich zu glauben, dass der junge Mann der ihr geholfen hatte, tatsächlich zu so etwas in der Lage war. Sie hatte doch sein freundliches Lächeln gesehen, seine Augen, die bekanntlich immer der Spiegel der Seele war, so etwas konnte ein Mensch nicht einfach nur vorspielen, Liaen war kein schlechter Mensch. „… das werde ich übernehmen. Es wird riskant, aber ich denke, dass…“. „Liaen ist kein schlechter Mensch“, rief Amy laut in die Kirche hinein und unterbrach dabei ihren Vorgesetzten mitten in der Unterhaltung. Auf den Respekt und den Gehorsam gegenüber der ESGO gab sie momentan nichts, sie hatte ihre Pflichten vollkommen vergessen. „Wie bitte?“, fragte Marco unverkennbar aufgebracht nach, nahe daran die Beherrschung zu verlieren und das Mädchen in ihre Schranken zu weisen um ihr endlich Mal zu zeigen auf welcher niedrigen Sprosse in der Karriereleiter der ESGO sie eigentlich stand. „Ich habe gesagt, dass Liaen kein schlechter Mensch ist, er wäre nie dazu in der Lage einen Menschen, einen Unschuldigen noch dazu, in den Tod zu schicken. Nehmt das sofort zurück, ihr könnt doch nicht einfach so was behaupten. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten dass Liaen einer der wenigen Menschen ist die anderen noch aufrichtig helfen ohne dafür etwas zu verlangen“, antwortete Amy mit sicherer Stimme. Bei fast jedem Wort in ihrem Satz wurde ihre Stimme lauter und deutlicher, sie hatte keine Angst vor eine Strafe von ihrem Vorgesetzten oder gar ihren Eltern. „Miss del an Angel, ich verlange augenblicklich dass Sie ihre Stimme senken und den nötigen Respekt mir gegenüber bringen, Ihr Verhalten wird ansonsten große Konsequenzen mit sich ziehen, haben wir uns da verstanden“, fuhr Marco mit strenger Stimme die Spanierin an und hob drohend seine Hand. Bei dem Agenten war es nicht einzuschätzen ob die erhobene Hand nur eine leere Drohung war oder er wirklich in der Lage wäre das Mädchen zu schlagen. Trotzig schob Amy ihr Kinn vor und sah dem Spanier ohne Angst in die Augen, während sie sprach:„Er ist kein schlechter Mann“. Marcos Hand schnellte vor und hätte auch das Gesicht des Mädchens getroffen, hätte eine starke aber dennoch sanfte Hand seinen Arm fest im Griff. Überrascht über die Einmischung in seine Erziehungsmethoden, drehte der Agent seinen Kopf und sah in die grünen Augen des Messdieners. „Erhebe nie eine Hand gegen die Geschöpfe Gottes“, sprach er mit ruhiger Stimme und entgegnete den verwirrten Blick des Agenten. Ein heller Schrei ertönte von dem Glockenturm, eine schwarze Gestallt ließ sich von einen der hölzernen Balken fallen und segelte zu Boden, zumindest schien es so. Marcos Wegbegleiter flatterte mit den ledernden Flügeln zu seinen Menschen und setzte sich auf die Schulter des Agenten. Das Tier sah aus seinen schwarzen Augen zu dem Spanier hoch, die großen Ohren dabei aufmerksam auf ihn gerichtet. „Es gab einen Einbruch in die Zentrale“, verkündete die Fledermaus mit ihrer hellen Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)