Hyliar von abgemeldet (Und morgen geht die Sonne wieder auf) ================================================================================ Kapitel 29: Bittere Niederlage ------------------------------ „Es ist so aussichtslos, wir können gleich einpacken. Wenn es diese verdammten Regeln wirklich wollen, dass Drei aus dieser… Mannschaft… antreten sollen, können wir gleich kapitulieren“. Kai machte kein großes Geheimnis darum, dass es um das Team schlecht stand und senkte daher auch nicht seine Stimme. Liaen gefiel das ganze gar nicht, er wollte den Schwarzhaarigen überzeugen dass er sich irrte, aber wie sollte er die Zweifel nehmen ohne zu lügen? Ein Blick zu den Gegnern genügte um zu erkennen, in welch schwieriger Lage sie sich befanden. „Es ist nicht aussichtslos“, begann der Trainer der WV Amerika und richtete seinen Blick entschlossen auf sein Team. Er sah in den Gesichtern der jungen Menschen und erkannte deren Sorgen und Bedenken. Kai war der einzige der so selbstsicher wirkte und es auch war. Zumindest was seine Fähigkeiten betrafen. „Ach, wir haben etwa noch eine Chance auf einen Sieg mit denen hier?“, höhnte der Schwarzhaarige und deutete auf Aven, Jennifer, die beide schwiegen und Cheyenne, die trotz dieser Lage noch lächelte und sich offensichtlich zu freuen schien. Es regte den Jungen auf, dass die Spanierin noch immer nicht begriffen hatte worum es in der WWM eigentlich ging, worum es für ihn ging! Dies war die einzige Möglichkeit für Kai die Antworten auf seine Fragen zu finden und er würde sich diese Chance nicht wegen naiven, verwöhnten, kleinen Kindern, wie er sie bezeichnete, verderben lassen. „Lass uns bitte nicht weiter diskutieren. Ich weiß, du als Teamleader bist in der Position mit mir eine Debatte zu führen, aber lange warten die Herrschaften hier auch nicht gerne. Wie ist dein Plan, wen würdest du als erstes ins Rennen schicken?“, fragte der Engel, sehr darum bemüht, den Konflikt zu schlichten und wieder Ruhe und Zuversicht in sein Team zu bringen. Wenn sie jetzt, vor den Kampf, schon aufgeben, hatte Kai Recht. Dann war wirklich kein Sieg mehr in Sicht. Sie mussten ihren Kampfeswillen und ihre Hoffnung beibehalten, nur so ist es möglich jeden noch so aussichtslosen Kampf vielleicht zu gewinnen. „Aven“, war die knappe Antwort des Teamleaders der, mit vor Brust verschränkten Armen, da stand. Seine rubinroten Augen fixierten den Blick des Trainers, Liaen hatte immer das Gefühl in die Augen eines Raubvogels zu blicken wenn er den Schwarzhaarigen ansah. Ihm war durchaus bewusst, dass die außergewöhnliche Augenfarbe durch Kontaktlinsen hervorgerufen werden musste, aber wusste er das wirklich so genau? Bei Kai konnte sich der Engel alles vorstellen, bei den Jungen galten die Begriffe wie “normal“ und “unnormal“ gar nicht. „Aven? Bist du dir wirklich sicher?“, fragte der Trainer nach und behielt den Jugendlich dabei im Auge. Der Blick des Schwarzhaarigen war nach vorne gerichtete, streng musterte er den ersten Gegner der bereits in der Arena stand und geräuschvoll mit den Fingerknöcheln knackte. Das schadenfrohe grinsen in sein kantiges Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass er sich bereits als Sieger fühlte. Liaen öffnete seinen Mund um noch etwas zu sagen, doch genau in diesem Moment unterbrach ihm der Schiedsrichter:„Entschuldigen Sie, aber bitte wählen Sie jetzt ihren Kämpfer“. Unruhig bis der Engel auf seine Unterlippe und besah sich den Gegner noch Mal genau an. Der Mann war kräftig gebaut, es war unschwer zu erkennen, dass unter den Anzug dicke Muskelstränge in seinem Körper verborgen waren. Nicht nur die Statur, sondern auch die Größe war beeindruckend, der Gegner war um einige Köpfe größer als Aven. Ein hohes Krächzen ließ den Trainer der WV Amerika zusammen zucken. Direkt neben den Kollos von Mann stand sein Wegbegleiter auf stelzenartigen, aber durchaus kräftigen, Beinen. Die weiß – schwarzen Federn verliehen dem Vogel ein humanes Aussehen, wären da nicht die wild abstehenden Federn auf seinen Kopf, die wie Schreibfedern in einem Tintenfass wirkten. ’Ein Sekretär also’, ging es dem Engel durch den Kopf, während er beobachtete wie der Wegbegleiter seine Beine beugte und sein Gewicht nach vorne verlagerte. Drohend hob das Tier seine Flügel und wirkte nun wie ein Jäger, der seine Beute anvisierte. „Also gut, Aven du wirst in der ersten Runde kämpfen. Im Finale der Vorrunden hast du gegen Dranzer gekämpft. Dies hier ist ein Sekretär, hüte dich vor seinen Tritten. Der Vogel hat in seinen Beinen sehr viel Kraft“, warnte der Trainer seinen Schützling vor und warf ihm dabei einen sorgenvollen Blick zu. Es war genau das Falsche und dies wusste Liaen auch, aber was sollte er machen? kalt, herzlos und völlig ohne Gefühl sein und keine Miene dabei zu verziehen wenn er einen seiner Schützlinge in den Kampf schickte? Klar, es gab die Regeln und vielen Vorsichtsmaßnahmen die das Risiko einer Verletzung drastisch senkten, aber dies war keine normale WM, dieses Jahr war einfach nichts normal. Das Startzeichen ertönte, der schrille Pfiff hallte wenige Sekunden nach Abbruch noch immer in dem Gehör beider Teams. Nur die beiden Kontrahenten ließen sich dadurch nicht stören, sie hatten gleich mit dem Pfiff ihren Kampf begonnen. „Er wird gewinnen“. Mit, vor Überraschung, geweiteten Augen sah der junge Mann den Schwarzhaarigen an. Ungläubig blinzelte Liaen und schwieg, als müsste er erst Mal verarbeiten was ihm der Teamleader gesagt hatte. „Wie kommst du darauf, dass Aven gewinnen wird? Er ist doch so völlig unerfahren?“. Ein durchbohrender Blick kreuzte den des jungen Mannes. „Aven hat mich im Finale der Vorrunden einige Sekunden stutzig gemacht. Gegen dieses hässliche Federvieh wird er gewinnen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Gegner danach einen sehr viel stärkeren Wegbegleiter ins Rennen schicken und dann wird Jenny an der Reihe sein, sie wird aufgeben müssen wenn ihrer Lilo nichts passieren soll. Aber danach bin ich dran und selbst wenn sie mir einen Elefanten vor die Nase setzen werde ich diesem Dickhäuter Feuer unterm hintern machen, dass ihn Afrika wie eine Eistruhe vorkommt“, erklärte Kai mit ernster Stimme und blinzelte während des Vortrages kein einziges Mal. Seine Augen müssten austrocknen so wenig wie der Junge blinzelte. Es kam Liaen fast so vor, als hätte der Schwarzhaarige Sorge, oder gar Angst, etwas Wichtiges zu verpassen wenn er für den Bruchteil der Sekunde seine Augen schloss. Es war ein paranoider Gedanke, der so völlig wirr klang, dass es dem Trainer erstaunlicher Weise logisch vorkam. Nicht gerade geschickt wich Aven den flotten Angriffen des Gegners aus. Immer wieder konfrontierte der Sekretär den kleinen Marder mit kräftigen Flügelschlägen und Tritten. Der Blondschopf wusste nicht wer mehr zu kämpfen hatte. Slay, der den Vogel ausweichen musste, oder er selbst, der dem Mann auswich. Dieser Kampf erschien ihm aussichtslos, so wie Kai es gesagt hatte. Aven fühlte sich fast wie in dem historischen Kampf David gegen Goliath, nur dass David am Ende gewonnen hatte und er selbst daran zweifelte. Für den Amerikaner stand der Sieger schon fest, WV Afrika würde gewinnen. ’Du wirst stärker Wassermarder!’, erinnerte sich der Blondschopf mit einem Mal an die Worte des Wächters. Eine Faust grub sich in die Magengrube des Jungen. Der Schlag presste jegliche Luft aus seinen Lungen und raubte ihm die Kraft. Von der Wucht wurde Aven nach hinten geworfen und landete auf den harten Boden der Arena. Auch das kleine weiße Geschöpf wurde von einem Flügel des Sekretärs getroffen und zurück geschleudert. Die Zuschauermenge erhoben ihre Stimmen, das leise raunen stieg an und wurde lauter. Manche riefen dem Amerikaner zu, dass er aufstehen sollte, dass er es noch schaffen kann, andere wiederum feierten den Gegner schon als Sieger und riefen ihm Glückwünsche zu. Aven wollte sich davon nicht klein kriegen lassen. Hustend richtete er sich langsam auf. Erst auf alle Viere und dann auf den Beinen. Mit wackeligen Knien, aber immerhin Aufrecht, stand er wieder da. Ohne eine plötzliche Ankündigung sprang der Junge nach vorne und stürzte sich mit Händen und Füßen auf seinen Gegner. Slay tat es ihm nach. Der Marder schlug seine Krallen und Zähne in das dichte Gefieder des Wegbegleiters und setzte ihm ordentlich zu. Auch dem Blondschopf erging es so. Ohne eine Pause versuchte er den Afrikaner mit unkoordinierten und sichtlich ungeübten Schlägen und Tritten anzugreifen. Doch es zeigte Wirkung! Der Mann war zu sehr damit beschäftigt auszuweichen um in die offensive zu gehen. Kais Aussage sollte sich bewahrheiten. Ein Schrei ging durch Knochen und Mark der Teilnehmer und Zuschauer im Stadium. Aven stürzte mit weit aufgerissenem Mund und Augen nach hinten und schlang vor Schmerzen seine Arme um den eigenen Leib. Der Afrikaner schien im ersten Moment verwirrt, er hatte überhaupt nichts getan, es war der Junge der angegriffen hatte, wie konnte er sich da verletzten? „Besieg ihn du Idiot“, hörte er die metallisch klingende Stimme seines Trainers aus dem Lautsprecher in seinem Ohr. Der Mann zögerte keinen Moment mehr und tat was ihm sein Chef gesagt hatte. Er machte einen Satz nach vorne und wollte den am Boden liegenden Jungen angreifen als ein schrilles Pfeifen ihn stoppen ließ. Der Schiedsrichter hatte diesen Kampf abgeblasen, der Trainer der WV Amerika hatte an Stelle des Jungen aufgegeben. ’Eine kluge Entscheidung’, dachte der Afrikaner und grinste hämisch. Siegreich hob er die, zur Faust geballte, Hand und wandte sich der Menge zu. Sie feierten ihn als Sieger und riefen ihn Glückwünsche zu. „Wie kann das sein, er hatte ihn nicht getroffen, das war doch ganz offensichtlich“, protestierte Jenny, während zwei Sanitäter zu Aven gingen und ihn untersuchten. Der Junge war wieder aufgestanden, doch ließen ihn die Sanitäter erst gehen als sie ihn durchgecheckt haben. Liaen antwortete nicht auf die Frage des Mädchens, sondern suchte die Arena ab. Sein Gefühl bewahrheite sich als er den weißen Schopf von Nikolai gerade um die Ecke gehen sah. Es gab keinen Zweifel, er musste an der plötzlichen Wendung schuld sein, er musste seine Luftmagie eingesetzt haben um Aven auszuschalten. Aber wieso, was hatte der Russe, oder eher gesagt, was hatte Caligo von der Sache wenn er den Amerikaner in dieser Runde verletzte? Welchen Vorteil erhoffte sich der Sektenanführer wenn er dem gegnerischen Team half? „Und was nun? Was sollen wir jetzt machen? Wir müssen die nächsten beiden Runden gewinnen oder wir stehen als Verlierer da“, warf die Blondine erneut ein und sah jeden einzelnen nacheinander ein, doch niemand reagierte. „Hallo? Bin ich die einzige die begreift wie nah wir der Niederlage sind?“. „Kannst du auch ein Mal die Klappe halten? Wir sind nicht so blöd wie du denkst, sofern du denken kannst. Uns ist durchaus bewusst dass die Gegner nah dran sind zu gewinnen. Aber das besser sich auch nicht wenn du nur rumnörgelst. Geh in die Arena und kämpf, aber von dir erwarte ich eh nur eine Niederlage“, fuhr der Teamleader das Mädchen an und sah sie mit seinen rubinroten Augen an. „Wenn du meinst es besser machen zu können Herr Obercool, dann geh du doch raus und gewinne“. „Im Gegensatz zu dir würde ich auch gewinnen“, entgegnete Kai gelassen und sah sie nun völlig ausdruckslos an. „Aber was ist dann? Kannst du mir das verraten? Ein Sieg nützt uns nun Mal nichts und mit Cheyenne werden wir genauso wenig erfolg haben. Ihr zwei bringt es einfach nicht. Also geh endlich raus und bring es hinter dir. Diese peinliche Niederlage will sich kein Mensch lange ansehen“. Man sah es der Blondine an, dass sie vor Wut kochte und Kai am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte. Allerdings erkannte sie in seinen harten Worten und der vielleicht ungerechten Kritik einen Funken Wahrheit. Sie würde nicht gewinnen, nicht gegen solche Gegner. Sie selbst war nur ein zierliches Mädchen dass außer dem normalen Schulsport nur noch Tennis spielte um in Form zu bleiben. Ihr Gegner war ein Mann der, so sah es zumindest aus, täglich mehrere Stunden im Fitnesscenter verbrachte um seine Muskeln zu stählen. Und was sollte ein Schmetterling, der zwar durchaus zwei Meter lang und eine sehr große Flügelspannweite erreichten konnte, gegen einen Büffel ausrichten? Trotzdem widerstrebte es der Amerikanerin mit hängendem Kopf anzutreten. So stolz wie sie war, ging sie erhobenen Hauptes auf ihren Gegner zu und stellte sich kampfbereit hin. Ihr Gegner lächelte mit einer Mischung aus Überheblichkeit und Langeweile. Kaum ertönte das Startzeichen, wurde auch schon die Fahne mitgerissen. Der Afrikaner setzte einen Schritt nach vorne. Sein Wasserbüffel hob den Kopf und schnaubte aus den großen, schwarzen Nüstern. Wild peitschte der Schwanz um seine Beine, während der Wegbegleiter ungeduldig mit den Vorderhuf scharrte. Es war ihm anzusehen, dass er einen Kampf wollte, einen richtigen Kampf wie ihn offensichtlich der kleine Schmetterling nicht bieten konnte. Der Mann nahm keine Rücksicht darauf, er fragte sich auch nicht wieso es dem Mädchen gelungen war mit so einem schwachen und winzigen Wegbegleiter bis ins Weltmeisterteam zu kommen. Ihm war nur eines sicher, er wollte gewinnen und das um jeden fairen Preis. Jennifer lächelte in sich hinein, die Freude war ihr äußerlich jedoch nicht anzusehen. Sie machte einen Ausfallschritt nach hinten. Ihre Arme zog sie ein Stück zur Seite, als würde sie einen imaginären Gegenstand vor sich vermessen wollen. Gleichzeitig schlug Lilo wild mit den Flügeln, Staub von ihren Flügeln stob auf und glitzerte wie Feenstaub aus so vielen Filmen und Märchen. Der Schmetterling breitete sich in dem Glanz des Staubes aus und nahm eine Körpergröße von zwei Metern an. Wie lang die Flügeln waren wusste Jenny nicht, sie wusste nur dass der Körper des Schmetterlings an die zwei Meter maß. Ein erstaunter Ruf, wie von einen Menschen ausgehend, wurde der Menge der Zuschauer entlockt als sie dem wundersamen Ereignis zusehen durften. Auch ihr Gegner blickte nicht minder überrascht und wusste nicht was er davon halten sollte. Der Afrikaner war dies nicht geheuer. Ein Schmetterling, der allein an der Körperlänge an die zwei Meter maß war ihm noch nie vor die Augen gekommen. Der Mann war verunsichert, genauso wie sein Wegbegleiter, in diesem Moment sah es ganz nach einer positiven Wende für WV Amerika aus. Allerdings behielt Kai Recht, Jennifer hatte den Kampf nicht lange geführt, bevor sie aufgegeben hatte. Der Wasserbüffel stellte eine zu große Gefahr für Lilo da, ein Treffer hätte genügt um die Membranartigen Flügel zu zerstören. Liaen stieß lautlos die Luft aus und stützte seinen Kopf in den Händen. So eine offensichtliche Niederlage hatte es in der Geschichte der WWM für WV Amerika noch nie gegeben. Sie gehörten immer zu der obersten Spitze. Ihm war klar, dass die Motivation seines Teams in den Keller gerutscht war. Das winzige bisschen, was sie an Teamgeist besitzt hatten, war nun endgültig verloren. Niemand von ihnen würde sich jetzt noch auf den anderen verlassen. Und genau das war ihr entschiedener Fehler. Das Team mochte gut sein, aber was nützten die besten Kämpfer in einem Team, wenn sie alle Einzelkämpfer waren? Sie mussten als Team zueinander finden und zwar so schnell wie möglich. Der Engel wusste, dass er nur wenig Zeit dafür hatte, aber er gab die Hoffnung nicht auf es gab einen Weg und er wusste auch welchen. Es wäre zwar ein harter Weg aber auch ein effektiver Weg. Schließlich galt es nicht nur die WM zu gewinnen, für dieses Team war es von allen am wichtigsten zu lernen, als Gruppe zu handeln und nicht als Einzelkämpfer. Die WWM war praktisch sinnlos für sie. Was währenddessen passiert und auch danach kommt, war wesentlich wichtiger und von großer Entscheidung für die Jugendlichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)