Hyliar von abgemeldet (Und morgen geht die Sonne wieder auf) ================================================================================ Kapitel 57: die Offenbarung des Wächters ---------------------------------------- Aven starrte durch das frisch geputzte Fenster hinaus auf die belebte Straße vor ihrem Hotel. Stetig gingen die reichen und fein gekleideten Gäste ein und aus, kamen meist mit vollen Tüten wieder, auf denen deutlich der Name eines bekannten Modedesigners prangerte. Auch bei diesen Temperaturen wurden diese Menschen nicht müde ihr Geld verschwenderisch zu verprassen. Was seine Eltern wohl gerade taten? Seit Monaten hatte er nicht mehr an sie denken müssen, war sogar froh gewesen den predigten seiner Mutter entrinnen zu können. Doch nun, nur wenige Stunden nach diesem Verrat, wünschte er sich in sein Elternhaus zurück, in die prächtige Villa, zu seiner Mutter, seinen Bruder, der nur selten zu Hause war, aufgrund seines Studiums und zu ihrer Haushaltshilfe, die zwar viel zu pummelig war, aber immer etwas Süßes für ihn dabei hatte. Aven seufzte schwer und dachte sogar an Kara zurück. Wenn sie doch nur wüsste, was mit Kai in der ganze Zeit geschehen war. Sie hatte Kai geliebt und empfand vermutlich noch immer so für ihn. Es war eine aussichtslose Liebe. Nicht nur, weil der Anführer der Dark Phoenix mit ihr nur gespielt hatte, sondern vor allem deswegen, weil er anscheinend nichts für Frauen übrig hatte, sondern nur für Männer. Der Amerikaner lachte kurz auf. Es war ein abgehackter und verzweifelter Laut. Was sagte man noch über Schwule? Sie seien zu weich, keine richtigen Männer und vor allem so tuntenhaft? Nun, dann war Kai wohl kein Paradebeispiel für dieses klassische Klischee. Aven hob seinen Kopf und verzog das Gesicht zu einer schmerzenden Miene. Binnen weniger Minuten hatte sich ein buntes Mal auf seiner Wange ausgebreitet, die Haut über den Wangenknochen war geschwollen und gaben ein seltsames, deformiertes Antlitz. Fast so als hatte er die Mumps. Vögel kreisten über die Dächer der hohen Häuser, hier und dort legte eines der Wegbegleiter seine Schwingen an und ließ sich in schmal gezogenen Spiralen zu Boden gleiten. Sie verzichteten auf die akrobatischen Sturzflüge und Schrauben. Die Hitze nagte zu sehr an ihren Kräften, ein Wunder, dass die Raben noch flogen. Gerade ihr schwarzes Gefieder musste die Wärme doch noch mehr anziehen. Der Amerikaner konnte beobachten wie ein Fasan auf den Sims des benachbarten Bürogebäudes landete und den Schnabel aufriss. Gierig sog der Vogel die Luft ein um seine Lungen mit den Sauerstoff zu füllen. „Dann stimmt es also wirklich?“. Trotz der Nachricht wirkte Liaens Stimme noch immer gefasst und unverändert, seine Tonlage war voller Güte und doch, lag eine Spur Bitterkeit in dieser. „Wenn ich es selbst nicht gesehen hätte, würde ich es nicht glauben. Aber ja, es stimmt. Kai hat uns verraten. Wenn ihr mir nicht glaubt, dann fragt doch Lee“. Keiner zweifelte an Avens Worte, weswegen auch keiner den Chinesen bis jetzt gefragt, ja sogar beachtet hatten. Die Nachricht des Jungen hatte sie alle zum Schweigen gebracht, selbst die so lebenslustige und kecke Cheyenne saß auf dem Sofa, den Blick auf den weißen Teppich gerichtet. Jenny schüttelte hin und wieder ihren Kopf, öffnen den Mund um etwas zu sagen und schloss ihn wieder, bevor auch nur ein einziger Laut über ihre Lippen kam. Er hatte es ihnen erzählt. Alles? Von dem Verrat, von den Kampf, bei dem Phungs Wegbegleiter schwer verletzt wurde und die anderen Beiden Geschöpfte getötet, von den Kuss mit Alexander und von dem seltsamen Tattoo, welches er in seinen Schlafzimmer gesehen hatte. Es gab keine Geheimnisse mehr zwischen Ihnen, der Amerikaner war zu müde und erschöpft um ihnen noch irgendwas zu verschweigen. Seine Augen brannten, das Weiß war von feinen roten Linien durchzogen. Längst waren die salzigen Spuren der Tränen auf seinen heißen Wangen getrocknet. Er hatte ihn gemocht, er hatte ihn tatsächlich als sein Freund empfunden. Aus diesem Grund schmerzte es nur noch mehr zu wissen, dass er sich derartig gegen sie gewandt hatte. Es war längst nicht mehr nur ein Turnier, auch wenn es für die Zuschauer noch so aussah. „Ich würde gerne etwas anderes sagen, zumal ich die Entscheidungen andere respektiere, aber auch nur, solange sie freiwillig getroffen sind. Kai ist ganz bestimmt nicht freiwillig zu dem russischen Team übergegangen und wenn doch, müssen wir ihn trotzdem zurückholen. Es geht nicht um den Sieg im Finale, es geht um den Jungen selbst. Was er den Jugendlichen aus WV China angetan hat ist unverzeihlich. Ein Wunder, dass er es so aussehen lassen konnte als sei es ein Unfall. Es ist sogar noch eine Frage, ob“. Liaens Worte endeten abrupt, er wollte in der Anwesenheit des Chinesen nicht von Überleben reden. Dabei war es genau dies, Phungs Leben hing am seidenen Faden, keiner der Ärzte wusste, ob sie diese Nacht noch überleben würde. Und wenn doch, so war sie entstellt für ihr Leben. Die lodernden Flammen von Kais Magie hatten sich tief in ihr Fleisch gefressen. Die Haare, Augenbrauen und Wimpern waren auf der Stelle verbrannt, Nase, Ohren und Lippen geplatzt und bis auf Stummel herab gebrannt. Sie sah schrecklich aus, ihr ganzer Körper war aufgedunsen und von blutigen Verbänden bedeckt. Dort hatte er auch ihn gesehen. Phillip, Phungs Freund. Aber dies war momentan nicht von Bedeutung. Er wusste, dass er Phung schon vor sehr langer Zeit verloren hatte. Vielleicht waren sie einfach zu gleich, sie hatten beide zu viele Sorgen und brauchten jemanden, der ihnen die Last abnahm. „Wieso willst du ihn zurückholen? Es ist doch völlig egal, in welchem Team er ist, er wird auch ganz sicher die Russen wieder verraten. Gut, vielleicht erst nach dem Turnier, aber dann sind sie unwichtig geworden für ihn. Er will den Sieg. Bitte, soll er doch glauben, dass die Russen gegen uns gewinnen. Wir sind immer noch drei Kämpfer, ich werde mich Kai schon stellen, wenn ihr alle Angst habt“. Es überraschte den Trainer nicht, diese harten, aber sicheren Worte aus dem Munde der Amerikanerin zu hören. Jenny war zu stolz um jemanden nachzulaufen, sie glaubte ja sowieso nicht auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. In Gewissen Dingen ähnelte sie Kai doch sehr, konnte sich aber auch nicht seinem Bann entziehen. Liebe war ihr fremd, aber das Verlangen nach ihrem ehemaligen Teamleader war noch immer vorhanden. Sie würde ganz gewiss nicht neutral zu ihm stehen, wenn sie als Gegner einander gegenüber standen. „Jenny, auch wenn du es noch immer nicht glauben willst, aber es geht längst nicht mehr nur um dieses Turnier. Ich glaube das haben dir auch schon ganz andere Personen gesagt oder?“. Allein wie der Sozialarbeiter dieses Wort „Personen“ aussprach, ließ sie und auch die anderen die Stirn runzeln. Liaen konnte nichts von Lanson wissen, ganz unmöglich, der Wächter hatte nie erwähnt, auch den Trainer aufzusuchen. Und doch lag etwas in seiner Stimme, was genau danach klang. „Kai muss aus diesen Team raus, er darf nicht länger bei ihnen bleiben, nicht in Caligos Anwesenheit“, sprach er noch einmal ausdrücklich und blickte dabei den Chinesen an. Lee hob den Kopf, sein Blick fiel sofort auf den unscheinbaren Ring an seiner linken Hand. Das silberne Metall glänzte im blassen Licht der bereits starken Morgensonne, die fein eingeritzten Linien des Sonnensymbols waren deutlich zu erkennen. Obwohl der Wächter ihn vor der Sonne gewarnt hatte, war er nun hier, nur wenige Meter von seinen Feind entfernt. Ob er mehr wusste, als er seinen Team vorspielte? Es musste so sein, sonst hätte er nie den Rat erhalten sich von ihn fern zu halten. Es konnte nur so sein, dass die freundliche und selbstaufopfernde Art des jungen Mannes nur gespielt war! „Und wie sollen wir ihn da raus holen? Ich hab nur versucht mit ihn zu reden und schon eine aufs Maul bekommen, was macht er erst dann, wenn wir ihn dort rauszerren wollen? Außerdem glaube ich kaum dass er freiwillig mitkommt, erstrecht nicht wegen diesen Rothaarigen. Ihn lässt er ganz sicherlich nicht allein. In der Arena sah es zumindest so aus, als würden sie sich gar nicht mehr trennen wollen“. „Andere Frage. Was genau ist eigentlich mit Kai? Also ich meine, die Sache mit den Tattoo, das ist doch nicht normal. Was genau geschieht hier eigentlich mit uns? Vor einigen Monaten waren wir nicht mehr als völlig normale Jugendliche, die sich für Mode, Sport, Feiern, Musik, Freunde und solche Sachen interessiert haben, unsere größte Sorge galt der Schule und den guten Noten, um ja keinen Hausarrest zu bekommen. Und nun? Aven kann plötzlich Wasser bändigen, Jennys kleiner Schmetterling wird größer als eine Raubkatze, Lee kann plötzlich elektrische Schläge und Blitze abgeben, Kai beherrscht Feuer und hat ein lebendiges Tattoo, nicht zu vergessen die Besuche des seltsamen – “. „Cheyenne“, schnitt Jennifer der Spanierin scharf das Wort ab, als sie von Lanson erzählen wollte. Sie verstand ja, warum das Mädchen so aufgelöst war, aber es war ganz bestimmt besser, wenn möglichst wenige Menschen von der Existenz des Wächters wussten. Er hatte ihnen doch versprochen immer dann zu erscheinen, wenn es an der Zeit war mehr zu erfahren und sie ihre nächste Aufgabe lösen sollten. „Nein Jenny! Es stimmt doch, was soll das ganze? Ich will mein altes Leben zurück. Ich wollte an ein ganz normales Turnier teilnehmen, aber nicht in irgendwelche Sachen verstrickt werden, von denen wir nichts verstehen können. Mensch, wir sind Kinder, was soll das also? Ich“. Ihre Stimme erstarb in einen Schluchzten. Aven, der sich nun endlich vom Fenster lösen konnte, ging zu der Sitzecke und ließ sich auf das weiche Sofa neben der Spanierin nieder. Behutsam nahm er das Mädchen in den Arm und strich tröstend über ihren Rücken. Es war nicht richtig von Lanson sie so lange warten zu lassen, wo zur Hölle blieb er? Merkte er nicht, dass sie wie Nichtschwimmer auf einem sinkenden Schiff waren? Lee kam sich so fehl am Platz vor, am liebsten wäre er wieder gegangen. In die Kirche, zu Amy und Roberto. Die Spanierin würde ihn mit ihrer optimistischen Sicht der Dinge sicherlich aufheitern und der deutsche konnte ihn noch mehr über die Organisation white Cross erzählen und wie es mit ihm nun weitergehen würde. Vielleicht wäre es auch für dieses Team das Beste aufzugeben. Was, wenn Kai im Kampf genau das gleiche mit ihnen machen würde, wie mit seinen alten Team zuvor? Wie konnte ein Mensch mit so viel Grausamkeit im Herzen überhaupt lieben? Standen diese Gefühle nicht im Gegensatz zueinander? Duldete Alexander diese Grausamkeiten des Schwarzhaarigen? Langsam Schritt Liaen auf die weinende Cheyenne zu und ging vor ihr in die Hocke. „Ich weiß wie schwer das ganze sein muss, aber verzweifle nicht mein Sonnenschein. Man will euch nicht quälen, sondern nur helfen, auch wenn es schwer ist dies zu glauben. Ihr seit auch nicht die einzigen, es gibt noch andere… bald… es ist zu früh um darüber zu sprechen“. Jennifer stand auf, das Misstrauen war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Die Stirn war in Falten Gelegt und die fein geschwungenen Augenbrauen berührten sich beinahe. „Was soll das heißen?“, stellte sie ihren Trainer zu Rede. „Kann es sein, dass du uns irgendwas verheimlichst?“. Der junge Chinese hob seinen Kopf. Seine Zweifel gegenüber Liaen waren also doch begründet! „Jennifer bitte, ich kann jetzt nichts sagen, außer so viel. Vertraut mir, ich will auch nicht antun“. Aven betrachtete den Mann. Seine Worte wirkten ehrlich. Er war gewiss kein Meister der Rhetorik, so ziemlich jeder konnte besser Lügen und jemanden von etwas überzeugen als der Amerikaner. Und doch war etwas in den Blick des Mannes, dass keinen Zweifel zulassen konnte. Diese haselnussbraunen Augen waren so tief und klar, man würde am liebsten in diese Intensiven Farben hinein tauchen. Ein leichter Schleier lag jedoch über seine Augen, ein blasser Schleier der Traurigkeit. Das Leuchten war schwächer geworden, als hätte der Mann an Kraft verloren. Seine Erscheinung war ein wenig armselig, die etwas längeren braunen Strähnen hingen schlaff herab und bedeckten noch gerade so seine Ohren. Auch die Kleidung war nicht die beste, ein Trainingsanzug in den Farben ihrer Nationalflagge bedeckte seinen Leib. Jeder andere Trainer legte sehr viel Wert auf sein Aussehen, selbst der sonst so ungepflegte Adelige gab ein schönes Erscheinungsbild im Fernsehen ab, welches die inoffiziellen Spottlieder über ihnen nicht zu stoppen vermochten. Aber Liaen gab überhaupt nicht viel Wert auf ein prunkvolles Aussehen. Pflege und Sauberkeit war ihm gewiss wichtig, noch nie hatten sie ihn schmutzig erlebt. Aber seine Kleidung war ihm egal, wobei er selbst zugestand, dass er nicht gerne Kleidung von bekannten Marken trug. Ob es eine Paranoia war, oder eine unbekannte Phobie wusste Aven nicht. Aber für den Fall eines festlichen Auftrittes würde er nicht um dieses Opfer herum kommen. „Ach ja? Das kann jeder leicht sagen, selbst Kai war immer ruhig und hatte nie ein Wort gesagt. Und nun? Jetzt hat er uns verraten und vergnügt sich wahrscheinlich mit seinen kleinen Freund im Hotelzimmer, oder treibt sonstige Sachen“, fuhr Jennifer gereizt fort, während ihre Arme wild und wütend gestikulierten. „Kann es sein, dass nur dein Stolz verletzt ist, weil er nicht auf dein geflirte hereingefallen ist? Mensch Jenny, wir haben hier weiß Gott wichtigere Probleme als deinen Stolz“. Es war ungewohnt für die Amerikanerin solch eine scharfe Kritik einzustecken, erstrecht von jemand wie Aven. Verblüfft und nicht in der Lage darauf zu kontern, sah sie ihren Teamkameraden an. „Kinder, ich bitte euch, hört auf zu streiten“, mischte sich Liaen flehend ein. Es hatte lange gedauert sie zu einen Team zusammen zu fügen, Kais Austritt sollte dies nicht wieder zerstören. Der würzige Geruch nasser Erde nach einem schweren Gewitter stieg Lee in die Nase. Es war der gleiche Geruch wie damals auf der Krankenstation. Leises Scharren mischte sich in die Geräuschkulisse aus lauten Stimmen. „Seit Mal ruhig, wir kriegen Besuch“, rief er den Jugendlichen zu um sie auf den Wächter der Erde aufmerksam zu machen. Aven verharrte und hielt die junge Spanierin weiterhin vorsichtig in seinen Armen. So ganz verstand er nicht was der Chinese damit meinte, obwohl ihn der intensive Geruch nicht entgangen war. Fieberhaft suchten seine Augen nach einen Fleckchen Erde. So viel hatte er schon verstanden, der Wächter brauchte ein bisschen Erde um sich daraus formen zu können. Warum es allerdings so war, wusste er nicht. Oder war es am Ende doch nur falscher Alarm, hatte der Schwarzhaarige sich getäuscht? „Ich muss dich loben junger Kater, deine Sinne funktionieren bereits hervorragend“, drang die tiefe Stimme eines alten Mannes aus dem Flur ihres Zimmers. Mit Bedacht langsamen Schritten kam Lanson in den Wohnbereich hinein. Seine Haut war wesentlich dunkler als sonst, fast schwarz. Aven wusste nun woher der Geruch kam. Von der Topfpflanze im Eingangsbereich, es war die Blumenerde die so roch. Als dem Jungen jedoch bewusst wurde, dass sich Liaen noch bei ihnen befand, erschrak er mit einen Mal. „Aber wie? Ich meine…. Er“. Hilflos versuchte der Amerikaner in Worte zu fassen, was er dachte. Hatte der Wächter Lee nicht vor ihren Trainer gewarnt? Wieso tauchte er in seiner Anwesenheit auf, fürchtete er denn keine Feinde? Oder ist Liaen etwa auch in die Geheimnisse eingeweiht? Aber wenn ja, wieso hatte er nie was gesagt und wieso hat Lanson zugelassen, dass Kai sich von ihnen abwendet? „Fragen über Fragen, so kenne ich dich Wassermarder. Aber eines nach den anderen. Wie mir scheint ist es jetzt sowieso Zeit euch alle Fragen zu beantworten“. Seine Stimme klang kratzig und rau, als würde man Stein auf Stein mahlen. „Oder liegt euch etwas anderes im Sinn, Engel?“. Der Trainer senkte seinen Kopf und erhob sich von seiner hockenden Position aus. „Nein. Sag es ihnen ruhig“. „Liaen du… wieso hast du nie etwas gesagt, du hast uns angelogen und für dumm verkauft“, fuhr die Amerikanerin den jungen Mann an. Der Angesprochene reagierte aber nicht drauf, seine Augen waren auf den Boden gesenkt, beinahe schuldbewusst verhielt er sich und schwieg. „Warum hast du nicht gesagt, dass du den Wächter kennst, wir hatten damals solche Panik, dass du ihn findest und was schlimmes passiert, wir… wir hätten vielleicht verhindern können, dass Kai geht, es ist alles nur deine – “. Mit einer scharfen Geste schnitt Lee ihr das Wort ab. „Es reicht“, herrschte er sie an. „Vielleicht solltest du diejenigen ausreden lassen, die mehr wissen als du, anstatt jetzt schon über jemanden zu urteilen. Schon mal daran gedacht, dass es vielleicht seine Gründe hatte, warum man uns nichts gesagt hatte? Der Wächter hatte mir zwar damals eine Warnung gegeben, dass ich mich vor der Sonne hüten sollte und eurer Trainer trägt einen Ring mit einer Sonne, aber spätestens jetzt weiß ich, dass weder ich, noch ihr, ihn zu fürchten habt“. Lanson brach in schallendes Gelächter aus. Zur Verwunderung aller, denn niemand von ihn hatte einen Witz gemacht, sie meinten alles so ernst, wie sie es aussprachen. Was war also so komisch daran? „Kater du überrascht mich immer wieder. Ich sagte du sollst dich vor der Sonne in Acht nehmen, aber doch nicht vor ihnen. Nicht vor white Cross, sie sind die einzigen die euch helfen und zur Seite stehen. Ich meinte die untergehende Sonne auf dem Wappen der Sekte“. So schnell wie die Fröhlichkeit in dem Gelächter gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder in den ernsten Worten. „Soll das etwa heißen…?“. Lee konnte die Frage nicht zu Ende stellen, fassungslos sah er zu dem jungen Mann. „Ja, das soll es heißen. Ich bin Mitglied von white Cross, einer Organisation zum Schutze übermenschlicher Wesen und Bekämpfung der Todsünder, sowie der Sekte“. Aven war erstaunt. Nie hätte er geglaubt, dass ihr langweiliger und zurückhaltender Trainer ein Kämpfer gegen das Böse ist. Irgendwie fand er das cool, weswegen er sogar den Ernst der Lage vergaß und grinste. „Ich weiß wer white Cross ist und ich weiß auch, dass keine normalen Menschen ihnen beitreten. Wenn ich mir die Frage erlauben darf, was bist du?“. „Na, aber das hatte ich doch schon gesagt. Außerdem solltet ihr Liaen nicht mit Fragen bedrängen, es gibt Wesen, die nicht so gerne über ihre Zugehörigkeit reden. Glaub mir junger Kater, manchmal ist es besser seinen Ursprung zu verheimlichen, erstrecht bei solch zerbrechlichen Gestallten“. „Schon gut“, sprach der Trainer und ließ sich auf einen der Sessel nieder. Schwer seufzend knarrte der Stoff unter seinem leichten Gewicht. „Ich bin ein Engel. Und ihr könnt mir immer glauben, egal was ich sage, denn als Lichtgestalt und heiliges Wesen bin ich nicht in der Lage zu lügen. Eine große Schwäche von uns, aber wir sind schweigsam wenn es darum geht, dass Feinde uns foltern um ein Geheimnis aus uns zu entlocken. Wie schon der Messias selbst erleiden wir Qualen schweigend“. Stille breitete sich in den Hotelzimmer aus, nur die leisen Geräusche von draußen drangen durch das geöffnete Fenster zu ihnen herein. „Lee ich weiß, dir mag es unfair erscheinen, dass ich das mit deinen Team zugelassen habe, aber es musste passieren. Du hast es vielleicht nicht gemerkt, aber deine frühere Trainerin Miako steckte tief mit den Sünder Caligo im Bund. Sie erwartet ein Kind, sein Kind. Es wird ein Sohn sein, so wie es jede Brut von diesem Dämon ist. Und es war nicht ihr Wunsch dich beiseite zu räumen, sondern Caligos. Aber sie ist zu seiner willenlosen Sklavin geworden und führt jeden Befehl aus. Vielleicht erklärt dir das so einiges mehr“, sprach der Wächter, bevor er sich auf das Sofa niederließ. Sand bröckelte von seinen Gewand ab und beschmutzte das reine weiß des Bezuges. Eine einzelne Ameise huschte über den Stoff hinweg und verschwand. „Und was ist mit Kai? Musste das etwa auch mit ihn passieren, weil einer aus unserem Team im falschen Bunde zu jemanden steht?“. Es überraschte den Mann, dass die junge Spanierin ihre Stimme wieder gefunden hatte und gerade sie diese Worte aussprach. Sollte etwa doch der Charakterzug der Amy durch Cheyenne hindurch kommen? Undenkbar wäre es nicht, die ESGO macht hin und wieder Fehler, das war menschlich. „Ehrlich gesagt hatte ich darauf keinen Einfluss“. Es war schwer so etwas zu zugeben, da die Kinder doch glaubten, dass der Wächter über alles und jeden stehen würde. „Es war der Wille meiner Brüder. Es gibt insgesamt zwölf Wächter, aber mir ist es als einziges gestattet auf der Erde zu wandeln und aktiv in eurer Leben einzugreifen. Es ist sehr lange her, aber damals, zur Zeit des Umbruchs, ist mir ein Fehler unterlaufen. Ich war der Anführer der Wächter und glaubte an meine eigene Unfehlbarkeit. Ich ignorierte die Leiden eines jungen Propheten, weil ich fest davon überzeugt war, dass es richtig war. Auf den Scheiterhaufen dann hatte er seine letzte Vision und er sprach von euch, von Kriegern, die den Fehler der Wächter beheben und die Welt wieder zu dem machen, was sie einmal war. Ich verstand nicht wovon er sprach, doch als es an der Zeit war unsere Magie zu bannen, und unzugänglich für die Höllenfürsten zu machen, zögerte ich. Mein Ritual schlug fehl und somit zog ich auch meine Brüder in die Finsternis. Die Höllenfürsten, die heute noch in Form der Sekte existieren, gelangten in unser Reich, stahlen die Fragmente und raubten uns unsere Macht. Durch mein fehlgeschlagenes Ritual forderte mein Element meinen Körper als Tribut. Nur deswegen kann ich heute auf der Erde wandeln, weil die Erde mein Körper ist und das Element bestimmt, was mit mir geschieht“. „Aber was hat das mit Kai zu tun?“. Lanson sah den Schmerz in den blauen Augen des jungen Amerikaners. Er versperrte sich noch vor seinem Geständnis, denn die Tragweite seines Erzählten würde ihn lange Zeit nachdenklich stimmen. So dumm war Aven nun doch nicht, wie man vielleicht glaubte. Er wollte wissen was nun mit seinen ehemaligen Teamleader passieren würde, dafür ignorierte er sogar das, worauf er schon die ganzen Monate immer gewartet hatte. Der Grund, warum der Wächter der Erde sie von Zeit zu Zeit heimsucht. „Der Wächter des Eises hatte als einziges noch sein Fragment. Und er hatte seinen Krieger besucht. In dein Träumen des Jungen hatte er nach seinen sehnlichsten Wunsch gesucht und ihn gefunden. Kai sollte zu ihn zurückkehren. Alexis schenkte Kai sein Fragment und brachte damit jegliche Erinnerungen des Jungen zurück“. „Du meinst… der Krieger des Eises ist Alexander?“. „So ist es Wassermarder. Aber nicht nur das, auch Kai ist einer von euch, wie ihr vielleicht schon gemerkt hat. Euer Freund gebietet über das Feuer. Eis und Feuer hatten schon immer eine enge Bindung zueinander, nicht selten waren ihre Seelen im Laufe der Geschichte Liebende. Aber viel schlimmer ist, dass sie zwei der mächtigsten Krieger sind und sich in Caligos Händen befinden. Der Anführer der Sekte ist kein Mensch, er ist ein Todsünder, eine fleischgewordene Sünde, einer der ranghöchsten Dämonen und Untertan des Teufels. Das Turnier und der Sieg ist unwichtig, es geht nicht mehr darum wer gewinnt. Caligo will alle Fragmente an sich reißen, uns vernichten, die Magie zerstören und die Erde zu einer neuen Hölle machen. Deswegen ist es Liaen auch so wichtig den Jungen wieder raus zu holen. Denn sonst wird er nicht nur andere, sondern auch sich selbst vernichten. Und ihr steht leider als nächstes auf Caligos Liste“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)