Darkness Spring von abgemeldet (Die Quelle des Bösen / überarbeitete Version) ================================================================================ Kapitel 1: Die neue Stadt (2) ----------------------------- Leicht melancholisch sah ich mich in meinem neuen Zimmer um, das so ganz anders war als ich es mir vorgestellt hatte, welches mir schon von Anfang an signalisierte, dass ich hier nicht hergehörte... Okay, es war vielleicht größer als mein vorheriges, aber sonderlich glücklich war ich über den Umzug trotzdem nicht, es stimmte einfach nichts, es passte nicht zusammen! Das merkte sogar meine Mum, wundersamer Weise, sonst war sie ja bei solcherlei Sachen nicht gerade sehr feinfühlig. Aber sie war es ja schließlich gewesen, die mich aus meiner kleinen Stadt gerissen hatte. Ich war wütend, geknickt, enttäuscht und traurig gewesen, obwohl sie eigentlich Recht hatte, auf eine gewisse Art und Weise und das wusste ich einsehen. Leider... "Hilf mit die Sachen auszupacken!", rief sie andauernd durch die Gegend und rannte selbst umher, wie ein aufgescheuchtes Huhn, verbreitete überall ihre gute Laune, die das Haus erdrückend füllte. Was das mir wohl helfen würde... Natürlich, ein wenig Ablenkung würde mir sicher gut tun, mich auf andere Gedanken bringen, vielleicht würde es mir auch alles ein wenig vertrauter machen und trotzdem konnte ich die Idee nicht wirklich gut heißen, lungerte lieber fast schon rein demonstrativ in meinem Zimmer herum und zeigte so meinen Unmut. Kopfschüttelnd lehnte ich mich an die weiße, kalte Zimmerwand und ließ mich langsam daran herab gleiten, kramte dabei gedankenverloren mein Handy aus der Hosentasche - meine derzeit einzige Verbindung zur Außenwelt, das Telefons war ja noch nicht angeschlossen und es würde mich wirklich sehr wundern, wenn es nicht noch drei Wochen dauern würde, bis wir einen bekommen würden... Ohne wirklich zu wissen was ich mit dem kleinen Ding in meiner Hand wollte, starrte ich auf das dunkle Display, nur um meinen Blick irgendwo festmachen zu können. "Mhhhh..." Als ich schließlich wirklich gar nichts mehr "Interessantes" an meinem Handy entdecken konnte, ließ ich meinen Blick wieder über die weißen Wände des Zimmers gleiten. Kalt... Das war das Einzige, was mir dazu einfiel. Leer, ohne Persönlichkeit, überall roch es noch nach frischer Tapete und dem neuen Teppichboden. Was sollte ich hier nur? Ich gehörte hier definitiv nicht hin. Kopfschüttelnd stand ich auf und ging nun doch auf eine der Kisten zu, von deren Sorte noch so einige den Boden des fremden Zimmers füllten. Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt meiner Mutter Folge zu leisten und ihr auch noch zu helfen es hier gemütlicher zu machen, denn das würde es nie für mich sein. Allein dass Wort gemütlich im Zusammenhang mit diesem Haus zu bringen, war Wortschändung, aber auch noch zu versuchen es in die Tat umzusetzen... In wenigen Sekunden hatte ich die Laschen des Kartons auseinander gezogen. Mein Blick fiel auf etwas, dass ich direkt als meine Klamotten identifizieren lies und da der Schrank auch schon da war und als eines der wenigen Möbel das sonst eher kahle Zimmer schmückte, entschloss ich mich die Kiste auszupacken, so dass ich zumindest nicht lange nach etwas zum Anziehen wühlen musste. "Nun, dann mal rein ins Vergnügen...", murmelte ich leise vor mich hin und zog den ersten Pulli aus dem Karton. Wenigstens hatte ich so etwas zu tun und konnte meine Gedankenwelt ein wenig beruhigen. Zwar dauerte das Auspacken meiner Kleider nur knapp eine Stunde, aber das war immerhin schon eine Stunde weniger die ich nötig war um endlich diesen ersten, lästigen Tag hinter mich zu bringen. Aber wenn ich so darüber nachdachte, es war ja nur der erste, nicht auch der letzte Tag... Seufzend ließ ich mich schließlich auf das neue, irgendwie ungewohnte Bett fallen. Bequem - aber anders. Das Zimmer immer noch kalt, weiter ohne jegliche Persönlichkeit. Super. Tolle Idee Mum, Umzug... Nach einer Weile ruhig liegen, wälzte ich mich wie wild auf dem Bett, hoppelte ein wenig drauf herum - kein Quietschen, nichts. Nicht einmal das leiseste Geräusch! Mein altes Bett hatte bei jeder Bewegung ein leises Knarren von sich gegeben, kaum zu hören, aber es vertrieb die Stille der Nacht aus meinem Zimmer. Stille... Etwas, das ich nicht mochte, nein keineswegs. Und hier gab es viel zu viel davon. Langsam wurde es spät und ich bemerkte gar nicht wie die Minuten vergingen, während ich einfach nur dalag und an nichts dachte, nichts tat und auch gar kein Verlangen danach verspürte etwas gegen mein Nichtstun zu unternehmen. Doch nach einigen weitere Minuten, kam mir der glorreiche Gedanke vielleicht doch schlafen zu gehen und somit diesen schrecklichen Tag abzuschließen. Wohl das Beste, was ich in solch einer Situation noch tun konnte. Zum Glück ging der Alltag morgen nicht schon wieder los, obwohl man von "Alltag" hier ja noch gar nicht sprechen konnte. Nicht mal mein Lieblingsschlafanzug konnte mir ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln, führte mich jedoch sanft ins Reich der Träume. Langsam krochen die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster und erreichten meine Nasenspitze, kitzelten mich sanft wach, doch ich konnte dem eigentlich reichlich wenig abgewinnen, so dass ich mich nur schnell wegdrehte und mir brummelnd die Decke über den Kopf zog. Vielleicht war ja alles nur ein böser Alptraum gewesen? Vielleicht würde ich nun die Augen öffnen und feststellen, dass ich wieder in meinem alten Zimmer lag, mein altes Zimmer mit der dunkelbraunen Holzdecke, der sanften, blauen Farbe, mein altes Zimmer, das so voll von Erinnerungen war. Langsam öffnete ich die Lider, blinzelte etwas und klammerte mich an den kleinen Hoffnungsschimmer, doch... Nein. Keine Hoffnung. Mein vorheriges Leben war mit dem gestrigen Tag beendet und das unwiderruflich. Ich rieb mir, immer noch etwas müde die Augen und richtete mich langsam auf, während ich versuchte die Gedanken von meinem Kopf fernzuhalten. Dass es nicht klappen würde war eigentlich klar und immer noch war ich in diesem kalten, kahlen Zimmer, das immer noch keine Persönlichkeit hatte, genauso gut jedem anderen in dieser Stadt gehören könnte. Ein Zimmer, das eher einem Krankenhauszimmer glich, vermuten ließ, dass hier niemand wohnte, sich hier nie jemand wohl und heimisch fühlen würde, wo kein Lachen ertönen würde... Wie wahr. Wie sollte das nur weitergehen? Schnell zog ich mich an ohne es gedanklich wirklich zu erfassen und ging langsam, mit blanken Füßen die kalte, hölzerne Treppe hinunter ins Erdgeschoss und in die Küche, aus der schon der Geruch von frischen Brötchen und Omelett an meine Nase drang. Meine Mutter stand schon da, in Schürze, die haselnussfarbenen Haare sorglich mit einer fliederfarbenen Schleife zurück gebunden und bereitete das Essen zu. "Guten Morgen mein Schatz! Das wird unser erstes Frühstück im neuen Haus und ich dachte, ich mache dir zur Feier des Tages dein Lieblingsgericht!", frohlockte sie. Aber es erschien falsch. Von Grund auf, jedoch wusste ich nichts darauf zu antworten, ohne dass ich sie verletzt hätte. Ich wollte ihr meinen Unmut nicht zeigen, der so schnell nicht verschwinden würde, schließlich gab sie sich ja alle Mühe es mir genehm zu machen, was sie aber wohl oder übel nicht schaffen würde, da bedurfte es schon mehr als einem netten Frühstück. Ich seufzte nur leise resignierend und setzte mich an den Küchentisch, auf einen der neuen, bequemen Stühle und wartete geduldig auf das Essen. Mum versuchte mich zwar pausenlos in irgendwelche Gespräche zu verwickeln, jedoch ging ich nicht großartig darauf ein, beschäftigte mich lieber mit der neuen Tischdecke und ließ gelegentlich meine Blicke ein wenig durch die Küche schweifen. Anders, neu, gewöhnungsbedürftig, wie eigentlich alles in diesem Haus. Aber wie sollte es denn auch anders sein? Wieder schoss mir die eine Frage durch den Kopf, die mich wohl auch die nächsten Wochen lang quälen würde: Wieso? Wieso der Umzug hier her? Wieso diese Stadt? Und wieso auch noch eine alte Villa am Stadtrand?! Sie war etwas Besonderes wie Mutter sagte. Ja, besonders marode, wackelig und ranzig! Zwar war sie erst frisch renoviert worden, aber den Geruch nach alt und staubig hatte dies nicht wirklich vertreiben können. So tief in Gedanken registrierte ich gar nicht, dass meine Mutter mir das Omelette mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf den Teller vor mich gelegt, sich ebenfalls an den Tisch gesetzt und schließlich gut gelaunt angefangen hatte zu essen. Ich wiederum stocherte nur ein wenig mit der Gabel darin rum, während mein Magen bei dem Anblick des Essens schon zu rebellieren begonnen hatte. Ich konnte das nicht! Nein, ein Bissen und alles würde wieder dort rauskommen, wo es rein gekommen war und danach hatte ich im Moment wirklich überhaupt gar keinen Bedarf! Meine Mum plapperte einfach fröhlich weiter, über das Haus, ihren neuen Job, die Stadt, die Umgebung, alles Mögliche. Sogar die Schule schien ein nettes Thema zu sein, wie sie wohl meinte. Ich nickte nur ab und zu und baute Straßen in meinem Ei. Nach einer Weile ließ ich schließlich meine Gabel neben das nicht einmal gekostete Essen fallen, sprang so energisch auf, dass der Stuhl auf dem ich gesessen hatte mit einem lauten Schrammgeräusch zurückrutschte und beinahe umgekippt wäre. "Ich gehe die Kartons zum Altpapier bringen!", schnitt ich meiner Mutter das Wort ab, nicht fähig ihr noch weiter zuzuhören und stürmte die Treppe auch schon hoch, ehe sie noch irgendetwas entgegnen konnte. Eigentlich hatte ich ja nur einen guten Grund gesucht, um mich von der Alles-ist-gut-Phase meiner Mutter in Sicherheit zu bringen. Es war zwar alles lieb und nett gemeint, aber dafür war ich nun wirklich nicht in Stimmung! Ich holte schnell die zusammengefalteten Kartons in denen noch einen Tag zuvor meine Klamotten gelegen hatte und eilte damit wieder die Treppe herunter, darauf bedacht so schnell wie möglich die Tür hinaus zu kommen ehe Mum eine weitere Attacke starten konnte. Schnell noch den Schlüssel eingesteckt und nichts wie raus, raus in die "Freiheit"! Draußen war es angenehm warm, die Luft roch nach Sommer und kleine Wölkchen tummelten sich am Himmel. Alles erschien so friedlich und ruhig, aber anders... Alles war irgendwie anders. Mit den Kartons unter dem Arm ging ich, nun doch langsamer, die lange Auffahrt hinunter. Der knirschende Kies war das einzige Geräusch, das weit und breit zu hören war, ansonsten erschien mir hier alles eher wie ausgestorben, wie als seien wir in einer Geisterstadt gelandet. Dabei war es noch gar nicht so früh am Morgen! Niemand mähte den Rasen, nirgendwo Kinder, die im Garten spielten und kein Hund bellte einer Katze hinterher. Die Papiercontainer befanden sich am Anfang der Straße, also nicht wirklich weit und so beschloss ich mir Zeit zu lassen, so dass ich nicht allzu früh wieder zurück sein würde. Langsam schlenderte ich den Gehweg entlang, sah mich immer wieder um, in der Hoffnung vielleicht doch noch jemanden zu entdecken, der die Hecke schnitt, oder sein Auto wusch. Die Häuser, die Straßen, Bäume, alles war hier anders und es war immer noch weit und breit niemand in Sicht. Seltsames Städtchen. Von weitem konnte ich schließlich schon den Altpapiercontainer sehen, weit war es also nicht mehr. "Mhhhh...", brummelte ich leise vor mich her, nur um mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich nicht taub geworden war. Seltsames kleines Städtchen... Ich brannte zwar nicht unbedingt darauf hier jemanden kennen zu lernen, aber ein Zeichen, dass hier sonst noch jemand lebte, wäre mir schon ganz lieb gewesen. Nur noch wenige Schritte bis zum Container. Ich sah mich weiter um. Ein Haus, ein Garten neben dem anderen. Idyllisch, aber doch irgendwie unheimlich, auf eine seltsame Art und Weise. Ich legte die Kartons neben dem Container ab und stopfte langsam einen nach dem anderen hinein. Wenigstens konnte ich hier ein Weilchen für mich sein. "Hey! Neu hier?" Es kam unerwartet. So unerwartet, dass ich erschrocken zusammenzuckte, mit dem Kopf an den metallenen Altpapiercontainer knallte und ein schmerzerfülltes "Autsch" von mir gab. "Hast du dir wehgetan?", fragte dieselbe Stimme, nun mit einem Anflug von Besorgnis. Nein, überhaupt nicht, sieht nur so aus, als hätte ich das. Vorsichtig rieb ich mir die schmerzende Stelle und drehte mich dann langsam um, damit ich wenigstens sehen konnte wer mich da so erschreckt hatte. Mein Gegenüber erwies sich als großer, braunhaariger Typ mit blauen Augen und zudem sah er noch recht sportlich aus, ganz nett also. Ich beschloss dann auch mal nett zu sein und gab ihm ein "Nein, alles in Ordnung" zur Antwort, wollte ja nicht unbedingt zur ersten, lebenden Person die mir hier begegnete grantig sein. "Dann ist ja gut!" Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. "Ich bin übrigens Kevin. Und du? Bist neu hier, oder?" Das Dorf schien ja nicht wirklich sehr groß zu sein, wenn er schon gleich vermutete, dass ich neu hier war. Wahrscheinlich kannte hier auch noch jeder jeden! "Leila... Mein Name ist Leila und ja, ich bin neu hier.", antwortete ich ihm schließlich, nachdem ich ihn eine Weile lang prüfend gemustert hatte, fast so, als wollte ich herausfinden ob ich ihm Vertrauen schenken konnte und doch klang das Ganze etwas anders, als ich beabsichtigt hatte. Unterkühlt und abweisend. Aber damit er sich nicht gleich umdrehte und wieder ging meiner unglaublichen Freundlichkeit wegen, entlockte ich mir noch ein schwaches Lächeln, was allerdings schwieriger war als ich angenommen hatte. Er hingegen grinste mich nur fröhlich an und reichte mir die Hand, als wäre ihm meine unbeabsichtigte Unfreundlichkeit gar nicht aufgefallen. "Schön dich kennen zu lernen, Leila!" Zaghaft griff ich nach seiner Hand, als hätte ich irgendwie Angst ihm wehzutun, oder Angst, dass er mir wehtun wollte, aber sein sanfter und einfühlsamer Händedruck überraschte mich dann doch ein wenig. "Nun und was führt dich hier her? Wenn ich fragen darf..." Ich zögerte. Nein, ich wollte ihm nicht unbedingt direkt alles auf die Nase binden, woher sollte ich denn wissen ob ich ihm vertrauen konnte? Nach einiger Zeit wird man schon vorsichtig, was fremde, allzu freundliche Menschen angeht, aber vielleicht war ich im Laufe der Zeit auch einfach nur ein wenig paranoid geworden, das war natürlich auch eine Möglichkeit. "Nun... Unser neues Haus? Also, ich bin mit meiner Mum hierher gezogen... Gestern.", gab ich ihm schließlich knapp zur Antwort und hoffte, dass er sich mit dieser einfallslosen Lüge zufrieden gab. "Ach so, na dann. Ich nehme an dann kennst hier noch niemanden?", war Kevins nächste Frage. "Nein, niemanden.", antwortete ich wieder nur knapp und senkte meinen Blick hin zu den übrig gebliebenen Kartons, die immer noch am Container lehnten. Ich sollte mich allmählich wirklich wieder auf den Weg zurück machen, ehe meine Mum noch hysterisch werden würde. Schließlich hatte ich ihr gesagt, dass ich nur kurz zum Altpapiercontainer gehen würde, mehr nicht und wie ich meine Mutter kannte würde sie schier ausflippen vor Angst, wenn ich auch nur ein wenig länger weg sein würde, als das ganze tatsächlich dauerte. Manchmal fragte ich mich was ich denn nun war - Ein kleines Kind, oder eine Sechzehnjährige?! "Wenn du willst kann ich dir ein wenig die Stadt zeigen und ein paar Leute vorstellen! Dann findest du dich wenigstens etwas zurecht." Ich griff nach den letzten paar Kartons und stopfte sie nun schon etwas eiliger in den Container und nachdem ich alle Pro und Contras an Kevins Idee abgewogen hatte, befand ich, dass es wohl nichts schaden könnte, auch wenn ich momentan eigentlich gar keine Lust hatte die Stadt und deren Bewohner hier kennen zu lernen. Aber dieser Kevin schien mir nett, also nickte ich nur leicht während ich den letzten Karton in den Container stopfte. "Okay, wann kann's losgehen? Jetzt gleich oder hast du noch was vor?", fragte er mich immer noch unverändert freundlich. "Ich glaub ich sollte jetzt besser heim. Man sieht sich.", waren meine einzigen Worte, ehe ich mich umdrehte und ihn verdattert stehen ließ. "Tschüß, bis bald!", hörte ich ihn noch rufen, während ich davonging und glücklicherweise versuchte er mir nicht zu folgen. Die Sonne stieg allmählich immer höher über den Horizont und demnach wurde es auch wärmer. Ich folgte wieder der langen Straße zurück, die von den fast schon unheimlich wirkenden Häusern gesäumt wurde, in denen sich immer noch nichts regte. Ich wusste nicht wie lange ich das noch aushalten würde. Diese unheimliche Stille, diese Ruhe... Alles wirkte derzeit wie in einer Geisterstadt und beruhigen tat mich das nicht. Gedankenverloren ging ich schließlich langsam die Auffahrt zur Veranda unseres Hauses hoch. Ein kurzer, leicht abwesender Blick verriet mir, dass Mum schon überall im Haus Gardinen aufgehängt hatte, was es zwar von außen her nun bewohnt erscheinen ließ, aber ihm keinesfalls diesen dunklen und unheimlichen Eindruck nahm. Ich wollte gar nicht wirklich wissen wie dieses Spukschloss bei Nacht aussehen musste, wenn es mir schon bei Tageslicht einen Schauer über den Rücken jagte! Ohne mich dann noch lange mit der Außenfassade unseres Hauses zu beschäftigen öffnete ich die Tür und rief ein "Bin wieder da" durchs Haus, ehe ich müde und nachdenklich ins große, neue Wohnzimmer ging. Es wirkte alles so neu und ungewohnt. Es roch sogar alles neu! Keine Spur von Gewohnheit und Geborgenheit, nur kühle Neuheit, Fremde... Vorsichtig ließ ich mich auf die neue Couch fallen, fast schon besorgt etwas kaputt zu machen. Es war nicht unbequem, aber ziemlich ungewohnt. Wie alles hier.... Wie alles überhaupt! Eine Weile blieb ich so sitzen, schien fast schon auf etwas zu warten, ehe ich nach der Fernbedienung griff. Ich schaltete den Fernseher ein, schaltete ein wenig durch die Kanäle ohne wirklich etwas mitzubekommen. Aber es war ohnehin nichts Interessantes und so blieb ich schließlich bei irgendeiner Talk Show hängen. Als mir dann das ewige Hin und Her und das ganze Gezanke doch zu sehr auf den Geist gingen, schüttelte ich nur den Kopf und schaltete wieder um. Es kam einfach nichts Gutes im Fernsehen. Und diese Stadt... Die machte mich sicherlich noch total psychisch fertig, ich sah es schon kommen! Ein schrilles Piepsen riss mich aus meinem Dämmerschlaf, in den ich schließlich verfallen sein musste. "Mistding! Man hat ja gar keine Ruhe mehr...", brummte ich etwas müde und kramte langsam das Handy aus meiner Hosentasche. Blinzelnd rief ich die SMS ab und richtete meinen Blick auf das Display, um die Buchstaben, die vor meinen Augen verschwammen, irgendwie entziffern zu können. Aber es würde ja ohnehin nichts wichtiges sein, schließlich hatte ich die Nummer erst seit wenigen Tagen. Aber das war es, was mich hätte stutzig machen müssen... "NEIN!" Wie von der Tarantel gestochen sprang ich von der Couch, während mein Handy mit einem Poltern zu Boden fiel. "Nein!" Fast schon panisch stolperte ich einige Schritte rzurück, den Blick immer noch auf das am Boden liegende Handy gerichtet, so als würde etwas Böses von ihm ausgehen. Das durfte doch nicht sein! Nicht jetzt! Nicht hier! Nicht schon wieder, ich hielt das ganze einfach nicht mehr aus! Mein Herz schlug wie wild, während das Blut durch meine Adern pulsierte und meine Augen fast schon panisch den Raum absuchten. Ich konnte nicht mehr klar denken, nicht mehr klar sehen... Und dann fingen auch noch die Wände an zu beben... "Nein hör AUF!!", rief ich verzweifelt und kniff die Augen zusammen. "DU KANNST UNS NICHT ENTKOMMEN! WIR FINDEN DICH!", hatte auf dem Display gestanden und sich sogleich in meine Gedanken gebrannt. Ich zitterte am ganzen Körper und Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Ich spürte die Angst in mir aufbrodeln, die Panik. Aber da war auch Wut und Unverständnis, Fragen die mir durch den Kopf schossen, ein einziges großes Wirrwarr an Gefühlen, das sich in mir ausbreitete und mir jegliche Möglichkeit nahm zu reagieren. Hastig und hilflos sah ich mich um, probierte mit wackeligen Knien einen Schritt. Dass Wände und Boden immer noch leicht bebten, machte die Sache allerdings auch nicht grad leichter und während die Panik mich langsam immer mehr überflügelte, fragte eine verzweifelte Stimme in meinem Kopf: "Was jetzt? Was jetzt?!" Einige Tassen in der Küche fielen mit Poltern zu Boden und zerschellten dort mit einem Klirren und als ich schon aus Verzweiflung anfangen wollte laut zu schreien, drang plötzlich ein fremdes Geräusch zu mir durch. Die Klingel! Stille. Schlagartige Stille. Nichts rührte sich mehr. Scherben lagen auf dem Boden, einige Bilder waren herab gefallen. Ich zog die Luft tief ein, musste mich beruhigen, so tun als wäre rein gar nichts. Natürlich war das nicht so einfach... Mein Blick wanderte zur Tür, an der es schon wieder klingelte. Wer war das? Kapitel 2: Die Clique (2) ------------------------- Immer noch leicht zitternd legte ich die Hand auf den glatten, kalten Türknauf und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Wer war das bloß? Mein Atem stockte. "Kevin...?!" Wie kam er hierher? Woher wusste er bloß wo ich wohne? Das hatte ich ihm doch nicht gesagt! Oder etwa doch? Ich konnte nicht mehr klar denken und mir fiel auch nichts ein, was ich hätte sagen können, so dass ich ihn einfach nur überrascht und immer noch leicht geschockt ansah. "Hi! Ich dachte ich besuche dich mal. Oder stör ich?" Er sah mich forschend an und versuchte durch den Türspalt einen Blick nach Innen zu erhaschen. Ich stellte mich jedoch schnell in den Spalt, so dass ihm der Blick verwehrt blieb. Er sollte das Chaos im Haus besser nicht sehen, das würde nur unnötige Fragen aufwerfen. "Ähm... Nein, nein, schon in Ordnung. Ich wollte eh gerade raus!", log ich. Was Besseres viel mir in der Situation einfach nicht ein, außerdem war dies eine gute Möglichkeit mich abzulenken, denn ich wollte möglichst nicht an vorhin denken. Schnell machte ich einen Schritt nach draußen und zog die Tür hinter mir zu. Kevin tat erst ein wenig verdutzt wegen meines gehetzten Verhaltens, lächelte mich dann aber doch an. "Soll ich dir nun ein wenig die Stadt zeigen?" Mum würde sich sicher Sorgen machen, ich hatte ihr gar nicht bescheid gesagt, aber das war mir im Moment ziemlich egal, ich wollte so weit wie möglich weg von diesem Haus... Ich nickte kurz und blinzelte in den Himmel. Die Sonne hatte sich mittlerweile hinter einigen dicken Wolken verzogen, so dass alles etwas düster wirkte. "Na dann wollen wir mal los.", sagte Kevin und ging langsam voraus. Wieder nickte ich nur und folgte ihm ohne etwas zu sagen. Für ein Gespräch war ich zurzeit nicht wirklich in der Stimmung. Ich musste immer noch irgendwie das vorhin Geschehene verdauen. Wieso hier? Und wieso ausgerechnet jetzt? Ich wollte gar nicht mehr daran denken, mir wurde ganz schlecht! Langsam ging ich neben ihm her die Auffahrt runter bis zur Straße. "Ich zeige dir zuerst das Einkaufszentrum. Da sind immer die Meisten." Ich antwortete wieder nur mit einem Nicken und war weiterhin mit meinen Gedanken beschäftigt. Und was mich immer noch interessieren würde... Woher wusste er überhaupt wo ich wohne? Ich hatte es ihm nicht gesagt, dessen war ich mir mittlerweile sicher. Aber bestimmt hatte es sich einfach herumgesprochen, dass jemand die alte Villa am Stadtrand gekauft hatte. In so einem Kaff... Diesmal beachtete ich die Häuser entlang der Straße nicht. Ich sah nur auf den Gehweg herab, auf die grauen Steine und ging stumm neben Kevin her, der fröhlich plappernd ein wenig von der Stadt erzählte. Wenn ich so recht drüber nachdachte wollte ich gar nicht mehr zurück in mein altes Leben, nicht mehr. Das hieß aber nicht, dass ich mich mit dieser Stadt abgefunden hatte! Nein überhaupt nicht. Es war ein Kaff und eine unheimliche Atmosphäre hatte es auch noch, als würde es nicht schon genug Unheimliches in meinem Leben geben... "So da wären wir!" Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir schon da waren, so tief in Gedanken war ich versunken. Und auf den Weg hatte ich auch überhaupt nicht geachtet. Wir standen nun vor einem großen Einkaufszentrum mit mehreren Stockwerken und Galerien, allem drum und dran eben. Ich hatte mir gar nicht vorstellen können, dass dieses kleine Städtchen so was hatte! Es hier roch ein wenig nach Hot Dogs, so dass mir das Wasser im Mund zusammenlief. Ich hatte aber auch nicht wirklich etwas gegessen heute. Einige Leute liefen rege durch das Einkaufzentrum, besahen die vielen Schaufenster oder unterhielten sich lachend. Es wirkte hier alles so idyllisch und belebt, ganz im Gegenteil zum Rest der Stadt... "Na, wie gefällt es dir?" Ich sah zu Kevin, der sein allseits freundliches Lächeln aufgesetzt hatte. Er schien wirklich ganz nett zu sein, obwohl ich nicht sagen konnte, ob es so gut für ihn war, dass er sich mit mir abgab... "Ist ganz... okay.", erwiderte ich mit vorgespielter Begeisterung, denn der Schock steckte mir immer noch in den Knochen und schließlich hatte ich mich dazu verpflichtet erstmal auf Kriegsfuß mit dieser Stadt zu stehen. "Nun gut. Hmm, willst du hier noch was sehen oder können wir weitergehen?" Irgendwie bekam ich plötzlich ein komisches Gefühl in der Magengegend. Ein kühler Wind war aufgezogen und wirbelte meine Haare durcheinander. Ich fröstelte leicht und sah mich etwas unbeholfen um. Eigentlich bekam ich gerade das dumme Gefühl, dass es besser wäre, wenn ich so schnell wie möglich wieder heim kommen würde... "Lass uns weitergehen...", sagte ich daher entschlossen und das war das erste Mal an diesem Tag, dass ich mir sicher war. Kevin nickte nur, als hätte er meine plötzliche Stimmungsschwankung nicht gemerkt und ging weiter. "Ich zeig dir jetzt mal die Schule, dort hängen viele nachmittags rum.", informierte mich Kevin, während wir uns langsam vom Einkaufszentrum entfernten. Schule... Der Gedanke allein verursachte mir schon Magenschmerzen! Aber ich wollte Kevin nicht vor den Kopf stoßen, er war so nett zu mir, einer der wenigen Menschen, die das auf Anhieb waren, ohne jegliche Andeutungen auf eine Gegenleistung zu zeigen. Auch wenn ich aber immer noch etwas misstrauisch gegenüber dieser Freundlichkeit war, beschloss ich nichts zu sagen, sonder nickte nur leicht. Kevin ging los und erzählte mir weiter fröhlich von der Stadt, der Schule, den anderen Leuten, aber ich hörte wieder nur mit halbem Ohr zu, war in meinen eigenen Gedanken versunken. Nach einer Weile blieb Kevin abermals stehen. "So da wären wir! Willkommen am Ort des Grauens." Seine Äußerung ließ mich zusammenzucken und ich sah mit einem mulmigen Gefühl auf. Das Schulgebäude war nicht so groß wie meine alte Schule und auch wesentlich älter, aber frisch renoviert wie es aussah. Eigentlich wollte ich ja gar nicht wissen wie die Schule hier war. Aber ein wenig gespannt war ich ja irgendwie doch, auch wenn mich die Bezeichnung "Ort des Grauens" ein wenig schaudern ließ. Das Gebäude kam einem Ort des Grauens auch recht nahe, denn es wirkte wie alles andere hier kühl und unheimlich. Eigentlich war die ganze Stadt ein Ort des Grauens! "Komm wir gehen auf den Schulhof, da sind vielleicht ein paar Leute, die ich dir vorstellen kann." Ehe ich etwas dagegen sagen konnte, zog Kevin mich auch schon mit sich. Wir gingen um das Schulgebäude herum, bei dem man, wenn man es von Nahem besaß, trotz Renovierung die Spuren der Zeit sah. Augenblicklich bekam ich Gänsehaut. Kevin zog mich weiter bis um die Schule herum und von dort aus ging er zielstrebig auf einige Bänke und Tische zu. Der Kies hier knirschte unter unsrer beiden Schuhe, während wir auf die Sitzgelegenheiten zugingen. Aber irrte ich mich, oder bewegte sich da etwas? "Oh wies sind hier sogar ein paar Leute!", unterbrach Kevin meine Überlegungen und beantwortete diese damit sogleich. Kevin zog mich weiter auf die kleine Gruppe zu, während seine Schritte ein wenig langsamer wurden. Was war los? Waren es doch nicht diejenigen die er erwartet hatte, order wieso wurde er immer langsamer? Ich versuchte immer noch mehr zu erkennen, aber es war einfach zu dunkel, vor allem im Schatten der Bäume, die um die Bänke herum standen. Das Einzige, was ich erkannte waren drei Gestalten, zwei etwas größer als die andere und je näher wir kamen desto mehr sah ich auch. Es handelte sich um drei männliche Personen, vielleicht in meinem Alter... Kevin blieb nun einige wenige Meter von der Gruppe entfernt stehen. ".... Hi.", begrüßte er die Anderen, was nicht gerade sehr begeistert klang. Was war nur los? Langsam überkam mich ein banges Gefühl. Einer von den Dreien, er saß auf dem Tisch, war hoch gewachsen, hatte schwarze Haare und seltsame grüne Augen, soweit ich das aus der Entfernung erkennen konnte. Er stand langsam auf und sah zu Kevin rüber, schien mich gar nicht richtig wahrzunehmen, was mir im Moment aber auch lieber war. Irgendwie war mir dieses Treffen ganz und gar nicht geheuer. "Na Alter, kommst auch mal wieder vorbei...", entgegnete der Schwarzhaarige Kevin. Er hatte einen seltsamen Unterton in der Stimme, der nicht genau zu deuten war. Konnten die Zwei sich etwa nicht leiden wirklich? Würde es gleich eine Schlägerei geben? Alles bloß das nicht! Nicht heute, ich hatte heute wirklich schon mehr als genug Sorgen gehabt. "Ja. Ich führe Leila ein wenig rum, sie ist neu hier.", antwortete Kevin, nun auch mit kühlem Unterton in der Stimme. Ich musste schlucken, denn jetzt würde der Schwarzhaarige gezwungenermaßen seine Aufmerksamkeit auf mich richten, wo er mich bis jetzt nicht beachtet hatte. Bei dem Gedanken daran schauderte ich, denn er erschien mir im Moment alles andere als sympathisch. Und tatsächlich sah er zu mir rüber und musterte mich mit einem Blick, dem nichts entging. Nach einem kurzen, stillen Moment, der mir allerdings wie eine Ewigkeit vorkam, breitete sich jedoch unerwartet ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er ging ein paar Schritte auf mich zu und schien Kevin gar nicht mehr zu beachten. "Hi! Ich bin Alex." Ich sah zu ihm hoch, denn er war ein kleines Stückchen größer als ich und musste feststellen, dass ich mich nicht verguckt hatte. Das auf seinen Lippen war in der Tat ein Lächeln. "Ich bin Leila." Meine Stimme klang etwas unsicher und mir war das Ganze auch nicht so ganz geheuer. Um ehrlich zu sein wollte ich am liebsten ganz schnell weg von hier. Wieso war ich auch mit Kevin mitgegangen? Ich hätte mir doch so etwas in der Art denken können. Aber solcherlei Gedanken halfen mir jetzt auch nicht weiter, ich sollte besser ruhig bleiben... Alex warf Kevin einen kurzen Blick zu, den ich abermals nicht deuten konnte. "Du bist neu hier?" Ich nickte nur zur Antwort, denn mir war nicht so danach mit ihm zu sprechen. Ich sah nur stumm zu ihm herauf, während ein kühler Wind die Blätter der Bäume rauschen ließ und außer diesem Rauschen war nichts zu hören, eine beängstigende Atmosphäre. Es würde doch jetzt nicht zu einer Auseinandersetzung kommen? "Tja Kev, da hast du mal echt Glück gehabt!", meine Alex plötzlich grinsend und klopfte diesem auf die Schulter. Leicht perplex und total verwirrt sah ich die Beiden an. Ich hatte alles erwartet nur das nicht! Kevin sah Alex mit hochgezogener Augenbraue, jedoch nun auch mit einem freundlicheren Gesichtsausdruck an. "Nun... Wie du siehst bekommt dein kleiner Cousin auch mal was auf die Reihe." COUSIN! Hatte er Cousin gesagt? Alles hätte ich erwartet, nur nicht dass die beiden verwandt waren! Dieses ganze kühle Getue und die Blicke und dann stellte sich heraus, dass die Zwei Cousins waren, die sich bestimmt schon länger nicht mehr gesehen hatte, aus welchen Gründen auch immer. Ich sah weiterhin und verwundert Kevin und Alex an, die sich bei näherem doch ziemlich ähnelten, allerdings bestimmt nicht vom Charakter her, das konnte ich jetzt schon mit Sicherheit sagen. Alex wand sich wieder mir zu, was mich dies Mal nicht schaudern ließ. "Na dann herzlich willkommen bei uns und lass dich nicht von den Zombies fressen!", meinte er grinsend. Irgendwie hatte er eine eigenartige, kühle aber dennoch anziehende Art an sich. Geheimnisvoll eben. "Zombies?" Ich schaute ihn leicht ungläubig an, als eine andere Stimme hinter ihm ertönte und mir ins Gedächtnis rief, dass da noch zwei andere waren. "Ach Alex, lass doch deine Zombiegeschichten!" Ein großer, blonder Junge kam nun zu uns. "Du musst wissen, das erzählt er JEDEM!" Der Blonde hatte ein weitaus freundlicheres Gesicht als Alex, wirkte nicht so kühl und unnahbar, aber auch nicht so interessant. "Ich bin Oliver." Er reichte mir die Hand und lächelte mir zu. Allmählich war das alles zu viel für mich. Ich war verwirrt, sehr verwirrt um genau zu sein. Leicht schüttelte ich Olivers Hand und musterte ihn kurz. Sein Händedruck bereitete mir eine Gänsehaut, obwohl er warm und freundlich war. Ehe ich noch etwas sagen konnte kam noch eine weitere Gestalt aus dem Schatten, während man von weitem die Kirschenglocken hörte, kalt und irgendwie herzlos. "Und ich bin Oz... So werde ich jedenfalls genannt." Oz war ein wenig kleiner als die anderen, wirkte aber nicht minder seltsam auf mich. Ich nickte ihm nur freundlich zu, da ich mittlerweile kein Wort mehr rausbekommen hätte, ohne zu stottern. "Wir sollten nun besser gehen.", meldete Oz sich wieder zu Wort und sah nachdenklich zum Himmel. So spät war es doch noch gar nicht, wieso wollten sie schon weg? Sicher hatten sie noch etwas vor und mir war es ja auch ganz lieb, wenn ich nun endlich wieder nachhause konnte. Doch dann sah aus den Augenwinkeln wie Kevin leicht auf Oz Kommentar hin zusammenzuckte. "Ja...", stimmte er nur leise und etwas unruhig zu. Sogar der ach so coole Alex schien unruhig zu werden. Er warf einen hastigen Blick auf seien Armbanduhr und nickte dann leicht. "Los lasst uns verschwinden!" Ich sah zum Himmel. Auch wenn es noch gar nicht so spät war wurde es immer dunkler und auf einmal war es windstill geworden. Kein Vogel sang mehr, die Blätter rauschten nicht mehr, vollkommene Stille umgab uns und ehe ich mich versah wurde ich abermals einfach mitgezogen. Da sich keiner gerührt hatte, war Alex einfach losgegangen und der Rest hatte sich ihm eilig angeschlossen. Während wir mit ziemlich schnellen Schritten über den Kies gingen, brannten mir zig Fragen auf der Zunge, doch ich fand nicht die rechten Worte. Noch dazu sagte niemand etwas, was es noch unerträglicher machte. Wie waren nun an der Vorderseite der Schule angelangt und gingen eilig den Weg zurück Richtung Einkaufszentrum. Die Straßen waren nun wie leergefegt, die Rollladen der Häuser an denen wir vorbeigingen heruntergelassen. Was war nur auf einmal los? Gab es hier eine Sperrstunde von der ich nichts wusste? Erst nach einer ganzen Weile fand ich meine Stimme halbwegs wieder. "Ähm, wieso... Wieso haben wir es denn so eilig?", fragte ich leise, traute mich kaum es laut auszusprechen, bei der bedrückenden Stimmung. Kevin sah nur stumm zu mir rüber. Seine Augen waren matt und sein Gesicht wie versteinert. Alex sagte ebenso nichts, sonder ging nur zielstrebig weiter. Nach einer kurzen Weile jedoch erbarmte sich wenigstens Oz mir meine Frage zu beantworten. "Es ist besser so, glaub mir. Stelle einfach keine Fragen..." Ich zuckte leicht zusammen und es lief mir eiskalt den Rücken runter. Das hatte zwar meine Frage nicht einmal annähernd beantwortet, doch ich wollte gar nicht weiter nachhaken. Diese kleine, komische Stadt wurde mir immer unheimlicher, da wollte ich gar nicht in düsteren Geheimnissen herumwühlen, schließlich hatte ich schon noch das Verlangen nachts ruhig schlafen zu können, ausnahmsweise. Wir kamen am Einkaufszentrum vorbei, das schon geschlossen hatte und das um diese Uhrzeit schon! Vor die Schaufenster waren Rollladen gezogen und es wirkte verlassen, so als wäre hier nie jemand gewesen. Weiter eilten wir durch die Straßen, während niemand etwas sagte. Nach einer Weile bogen Oliver und Kevin in eine Seitenstraße ein. Sie winkten uns nur kurz ehe sie verschwanden. Ohne ein Wort zu sagen, gingen Alex, Oz und ich weiter und schließlich, es war mir wie eine Ewigkeit erschienen, kam meine Straße endlich in sich. "Da vorne muss ich rein.", murmelte ich nur leise und deutete auf die Seitenstraße, in der die alte Villa stand. Alex nickte nur und fixierte weiter den Gehweg vor uns. "Oz wird dich begleiten, er wohnt auch in der Straße. Ich muss hier rein." Er bog besagte Straße ein und drehte sich noch kurz zu uns um. "Man sieht sich.", waren seine letzten, kühlen Worte, ehe auch er sich umdrehte und die Straße entlang eilte. Was war hier nur los? Aber auch wenn mir einfach keine plausible Antwort auf meine Frage einfiel, traute ich mich nicht sie zu stellen, sondern ging nur weiterhin stumm neben Oz her. Wir waren nun in unsere Straße gekommen. Die Häuser hier kannte ich schon und wie bei allen anderen waren die Läden runtergelassen. Nichts regte sich. Ich schielte zu Oz rüber, den ich bisher noch nicht sonderlich beachtet hatte. Er war nur ein wenig größer als ich, hatte strubbelige braune Harre und tiefblaue Augen, die seltsam dreinschauten. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, aber er schien über irgendwas nachzudenken. Schnell sah ich wieder weg und zu den grauen Pflastersteinen vor meinen Füßen, ehe Oz schließlich stehen blieb und mich ansah. "Dort wohnst du nicht wahr? Ich habe gesehen wie ihr eingezogen seid. Ich wohne direkt gegenüber." Ich sah zu dem großen Haus gegenüber, das mir eigentlich nicht aufgefallen war. "So und nun geh besser schnell rein...", drängte er mich. Ich beschloss jetzt nicht nochmals zu fragen weswegen und meinen Wissensdurst etwas zurückzudrängen. Vielleicht wusste meine Mum ja auch etwas darüber, oder ich konnte es beim nächsten Mal versuchen, heute war wohl eh keiner darauf erpicht mir Antworten zu geben. "Also dann bis demnächst mal." Ein leichtes Lächeln huschte noch über seine Lippen und er drehte sich um. "Tschüß.", murmelte ich, ehe sich meine Augen plötzlich weiteten und ich merkte, dass etwas fehlte. "Verdammt!" schrie ich laut und meine Stimme hallte die ganze Straße herab. Oz dreht sich erschrocken um und sah mich an. "Was ist denn?" Ich schluckte. Mir war ganz schwindelig und ich bekam weiche Knie. "Meine... Meine Kette... Ich muss zurück!" Kapitel 3: Der Friedhof (2) --------------------------- "WAS?! Du kannst nicht wieder zurück!" Oz starrte mich entgeistert an, doch ehe er auch nur zu Ende sprechen konnte, war ich schon weg. Ich hatte gar nicht nachgedacht, sondern rannte los, durch die Dunkelheit, über die grauen, kalten Pflastersteine. Meine Schritte hallten seltsam einsam durch die Nacht, während die kühle Luft mir durchs Gesicht wehte und mich frösteln lies. Immer weiter und weiter lief ich, während mein Atem langsam nur noch stoßweise aus meinen Lungen kam. Ich musste die Kette unbedingt wiederbekommen, ich musste! Auch wenn ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wo ich sie überhaupt verloren hatte. Hinter mir hörte ich eilige Schritte und mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich hastig zurücksah. Es war Oz, der mir hinterher gerannt kam. Wieso versuchte er mich aufzuhalten?! "Warte Leila! Bleib stehen!! Du kannst jetzt nicht zurück!", rief er. Doch ich blieb nicht stehen, rannte einfach weiter. Die Häuser und Bäume in der Straße zogen schnell an mir vorbei, doch ich beachtete sie kaum und schon war ich am Ende der Straße angelangt. Ich sah mich hektisch um. Wo lang? In der Dunkelheit sah alles so anders aus, also rannte ich einfach in die nächst beste Straße. Ich musste weiter, auch wenn Oz mich aufhalten wollte und immer näher kam, ich musste die Kette unbedingt zurückbekommen! Heute noch! Ich hörte ihn hinter mir immer wieder meinen Namen rufen, wollte jedoch nicht hören. Meine Füße flogen förmlich über den Asphalt, so schnell war ich in meinem ganzen Leben bestimmt noch nie gerannt! Plötzlich dachte ich den Weg zu erkennen und bog in eine Straße ein. "Leila nein!! Warte, bleib stehen!", rief Oz abermals und klang dabei ziemlich besorgt. Unsre Schritte halten die Straße entlang, doch sonst war nichts zu hören. Vielleicht hatte er ja Recht? Vielleicht sollte ich doch besser zurückgehen und die Kette morgen suchen? Aber... Nein. Ich schüttelte heftig den Kopf. Nein, ich brauchte sie! Ohne die Kette und das Amulett war es einfach zu gefährlich... Oz ließ nicht nach und folgte mir weiter, bald würde er mich einholen, doch zum Glück war ich schon immer eine gute Läuferin gewesen war, so dass ich noch einen kleinen Vorsprung halten konnte. Doch auf einmal entfernten sich seine Schritte, klangen immer weiter weg. Hatte ich ihn etwa abgehängt, oder hatte er aufgegeben? Nachzusehen jedoch traute ich mich nicht, dennoch schien es mir so, also wurde ich auch langsamer. An einer weiteren Wegkreuzung blieb ich dann gezwungenermaßen ganz stehen. Verwirrt sah ich mich um und wusste nicht wirklich in welcher Straße ich mich überhaupt befand. Ich hätte eindeutig besser aufpassen sollen, als Kevin mich herumgeführt hatte, vor allem da in der Dunkelheit alles so anders aussah. Immer noch konnte ich keinen Laut vernehmen, außer meinen keuchenden Atem, der allmählich in meiner Lunge zu brennen begann. Was nun? Aufmerksam blickte ich jede Straße herab und entschloss mich schließlich eher zufällig für eine. Irgendwo musste ich ja schließlich hin und noch länger wollte ich wirklich nicht trödeln. Gerade als ich wieder loslaufen wollte spürte ich wie etwas eisig Kaltes meinen Oberarm umklammerte. Das Blut schoss mir sogleich in den Kopf und ich stieß einen spitzen Schrei aus, der durch die Nacht hallte. Wie von Sinnen versuchte ich mich loszureißen und schlug wild um mich herum. Wer war das?! Wer um Gottes Willen lief jetzt noch auf der Straße herum? Ich hatte eine höllische Angst und war so in Panik versetzt, dass ich nichts mehr um mich herum wahrnahm, nur der Griff um meinen Arm und die Kälte, die sich in meine Haut brannte. "Lass mich los! Lass mich sofort los! HILFE!", schrie ich verzweifelt und meine Stimme klang panisch. Immer wieder schlug ich um mich, versuchte mich loszureißen, jedoch alles ohne jeglichen Erfolg. Plötzlich wurde ich von einer weiteren Hand ergriffen, die sich auf meinen Mund legte und mich daran hinderte wieder zu schreien. Die Kälte durchströmte mich, ich hatte wahre Todesängste! Verzweifelt zappelte ich weiter, schlug so gut wie es noch ging um mich, meinen Angreifer jedoch schien das alles reichlich wenig zu beeindrucken. Als sich schließlich ein Arm fest um mich legte und mir die Luft abdrückte, gab ich verlassen von meinen Kräften auf. Ich hätte auf Oz hören sollen, aber nun war es zu spät. Ich schloss die Augen und hielt die Luft an, das konnte doch nicht... Nein! Ein letztes verzweifeltes Mal versuchte ich mich zu befreien, als plötzlich etwas zu mir durchdrang. "Psst! Sei endlich ruhig und hör auf damit!" Ich zuckte zusammen und hörte schlagartig auf mich zu wehren, als ich die leise Stimme bei meinem Ohr vernahm. Woher kannte ich diese Stimme bloß?! Mein ganzer Körper zitterte vor Angst und mir war tierisch kalt, jedoch hatte ich aufgehört um mich zu schlagen, irgendetwas sagte mir, dass es nichts bringen würde, oder ich gar keinen Grund dazu hatte. Als die Hand schließlich von meinem Mund wich, holte ich erleichtert tief Luft, bevor ich jedoch auch nur auf die Idee kommen konnte, irgendetwas zu sagen, wurde ich auch schon umgedreht und blickte in ein paar funkelnde, grüne Augen. Mein Atem stockte, ich vermied es jedoch vor Überraschung aufzuschreien und versuchte mich wieder zu fassen und wieder zu Atem zu kommen. "Alex?! Was tust DU denn hier?", waren meine ersten erstaunten Worte, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte. "Das wollte ich dich auch gerade fragen! Verdammt du solltest doch heimgehen!" Alex sprach leise, aber mit einer ernsten und aufgeregten Stimme und sein Blick durchdrang mich förmlich, als wollte er meine Gedanken lesen. Schaudernd zuckte ich zusammen und drehte den Kopf zur Seite, sah in die Dunkelheit, während ich versuchte die passenden Worte zu finden. "Ich ... ich wollte meine Kette holen.... Ich habe sie verloren", murmelte ich. Alex würde bestimmt nicht sehr erfreut darüber sein, dass ich wegen einer Kette hier draußen herumlief, obwohl ich genau wusste, dass es aus irgendwelchen Gründen nicht gut war, obwohl mir alle klar gemacht hatten, dass wir auf dem schnellsten Wege hätten heimgehen müssen. Während Alex mich mit einem undefinierbaren Blick ansah und wohl nach den passenden Worten für eine Standpauke suchte, ertönten plötzlich wieder Schritte hinter uns. Erschrocken zuckte ich zusammen und sogleich stieg wieder die Panik in mir hoch. Wer war das denn nun wieder? Ängstlich versuchte ich einen Blick an Alex vorbei zu werfen. Dieser ließ schnell von mir ab und drehte sich ebenfalls um, damit er sehen konnte, wer da kam. Er wirkte seltsam angespannt und das beunruhigte mich noch mehr. Hektisch sah ich mich um, während die Schritte weiter auf uns zu kamen und plötzlich überkam es mich wieder. Die Panik stieg in mir hoch, die Angst übermannte mich und ohne viel nachzudenken, ohne noch zu warten, lief ich einfach los, bog in die nächst beste Straße ein und hoffte, dass ich schnell genug war. Ich musste sie einfach finden, ich brauchte meine Kette! Von weitem hörte ich die Stimme von Oz und wie er aufgeregt mit Alex sprach, worum es ging konnte ich allerdings nicht hören, rannte einfach kopflos weiter, hoffte dass sie mir nicht folgen würden. "LEILA!", ertönte es dann plötzlich schallend hinter mir und ich hörte wieder Schritte. Panisch warf ich einen Blick zurück und erkannte Alex und Oz, die mir in einem Affentempo folgten. Diesmal würde ich wohl keine Chance haben zu entkommen, aber vielleicht würde ich es zumindest bis zu meiner Kette schaffen... "LEILA BLEIB STEHEN!" Die Panik in Alex Stimme war nicht zu überhören und die Schritte kamen mir immer näher. Ich musste weiter! Während ich mich umsah musste ich erschrocken feststellen, dass ich diese Gegend nicht kannte, sie mir nicht einmal bekannt vorkam! Aber das war jetzt auch egal, ich musste einfach weg, weg von Alex und Oz und meine Kette suchen. Einige Meter vor mir nahm die Straße ein abruptes Ende und ich sah einige Bäume und eine niedrige, leicht zerfallene Mauer. Aber auch das konnte mich nicht aufhalten, ich konnte jetzt nicht aufgeben! Ich war bald am Ende meiner Kräfte, jetzt schon hatte ich meinen Körper mehr abverlangt, als gut war. "Leila bleib stehen! Nicht da lang! Komm zurück!", hörte ich nun auch Oz hinter mir. Doch ich rannte immer weiter, zog tief und erschöpft die Luft in meine Lungen, wollte gar nichts von meinen schmerzenden Muskeln wissen. Endlich kam ich bei der Mauer an, machte einen Satz drüber und landete auf lockerer Erde. Um mich herum waren nur Dunkelheit, Bäume und Steine. Von weitem hörte ich die erschrockenen Rufe von Alex und Oz, verstand aber nicht was sie sagten. Sie kamen weiter auf mich zu und ich dachte nicht nach sondern rannte einfach weiter. Ich strauchelte als ich über eine Baumwurzel stolperte und stieß mir das Schienbein an einem der Steine. "Autsch!" Ein starker Schmerz durchzuckte mein Bein, aber darum konnte ich mich nun nicht kümmern. Ich musste weiter! So schnell es ging rappelte ich mich auf, doch es tat mehr weh, als ich gewartet hatte. Ich kam kaum noch voran und bei jedem Schritt durchzuckte mich ein starker Schmerz. Ich versuchte etwas sanfter aufzutreten, aber es brachte nichts. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und blieb stehen. Erschöpft lehnte ich mich an einen der Steine und verschnaufte, versuchte nicht an den Schmerz zu denken. Ob Alex und Oz mir wohl noch folgten? Ich sah sie nirgends, aber in der Dunkelheit war das wahrscheinlich auch kein Wunder. Trotzdem wollte ich es nicht riskieren, dass sie mich finden, ich brauchte meine Kette JETZT! Auch wenn sie es nicht verstanden. Doch gerade als ich mich wieder aufrecht hinstellen wollte, kippte der Stein an dem ich gelehnt hatte plötzlich um. Von Panik überfallen stieß einen leisen Schrei aus und drehte mich erschrocken um und als mein Blick auf den flach am Boden liegenden Stein fiel, stockte mir der Atem. Erst jetzt fiel mir auf wo ich hingerannt war. Ich starrte den grauen, Moos überwucherten Grabstein an, als hätte ich noch nie einen gesehen. Das konnte doch alles nicht wahr sein, das war alles ein einziger Albtraum! Ehe ich noch irgendwie reagieren konnte, spürte ich wieder eine eiskalte Hand auf meinem Oberarm. Alex... Er hatte mich also aufgeholt, oh nein. Ich drehte mich mit Schwung um, bereit mich loszureißen und starrte meinen Angreifer wütend an. "Alex lass das! Ich geh nicht.....wieder...... zurück..." Die letzen Worte entglitten mir. Es war nicht Alex. Und es war auch nicht Oz... Kapitel 4: Neil --------------- Soooo *pfeif* Hat ein wenig länger gedauert ich weiß -.- Aber ich hatte irgendwie einfach keine Stimmung zum schreiben ... *seufz* Nun ja jetzt gehts aber wieder^^ Ich wollte anfangen zu schreien, aber meine Stimme war wie weggeblasen. Starr vor Schreck sah ich die Person an die vor mir stand. Zerlumpte, alte dreckige Kleider, ein narbenentstelltes Gesicht, dreckverschmierte blasse Haut. Ein Schwall nach Fäulnis riechender Luft kam mir entgegen der mir den Atmen raubte und mich nahe der Ohnmacht trieb. Wieder wollte ich schreien, aber es kam einfach nichts. Ich wich einen Schritt zurück, doch die Gestalt griff mit einer Hand nach mir und erwischte mich am Handgelenk. Der Griff war fest und kalt. Irgendwie knochig. Die Hand schwielig und rau. Wer war das?! Und vor allem, was wollte er!! Endlich schaffte ich es etwas aus mir herauszubekommen. "AAAAAAHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!" Mein Schrei halte durch die Dunkelheit. Ich konnte die Augen der Gestalt nicht sehen, aber ich fühlte dass sie auf mir ruhten. Der Griff um mein Handgelenk verstärkte sich. Der rasselnde Atem jagte mir Angst ein und bei jedem Atemzug bekam ich diesen ekligen Geruch in die Nase. Wir wurde ganz schwindelig davon. Nochmals Schrie ich laut und schrill auf. Gerade als die andere Hand sich meinem Hals näherte vernahm ich eine weitere Gestalt. Das darauffolgende bekam ich nur noch schemenhaft mit, da ich der Ohnmacht nahe war. Die andere Gestalt holte mit etwas aus und traf meinen Angreifer damit am Kopf. Der Griff lockerte sich, so dass ich mich wieder befreien konnte. Ich rieb mein Handgelenk, das ein wenig wehtat und taumelte gegen einen Baum. Die Gestalt sank währenddessen zu Boden. Derjenige der sie niedergeschlagen hatte trat aus der Dunkelheit hervor. Es war Alex. "Ich sagte doch nimm dich vor den Zombies in acht." Alex atmete immer noch schwer. Erschöpft von der Verfolgungsjagd. Er ließ den großen Stock fallen mit dem er meinen Angreifer niedergestreckt hatte und klopfte sich die Hände an der Hose ab. Ich sah ihn nur ungläubig an und wusste nicht was ich sagen sollte. Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Nun trat auch Oz aus der Dunkelheit hervor. "Lass den Mist Alex..." Ich wusste immer noch nicht was ich sagen sollte und starrte nur wieder die Gestalt am Boden an. Vielleicht hätte der Typ mich getötet oder sonst was wenn Alex nicht aufgetaucht wäre... "Das ist der Friedhofsgärtner... Neil oder so heißt er... Ein ziemlich komischer Typ. Es kursieren seltsame Geschichten über ihn. Die meisten denken sogar er wäre schon tot, da man ihn nie zu Gesicht bekommt." Oz sah besorgt zu mir, während sich Alex über den Friedhofsgärtner beugte. "Oh man. Der riecht auch wie tot!" Alex fächelte sich mit einer Hand Luft zu während er mit der anderen seinen Puls fühlte. War er etwa tot? Hatten wir jemanden auf dem Gewissen? Schreckliche Gedanken plagten mich. Fragen über Fragen brannten mir auf der Zunge, aber ich bekam einfach keine heraus. Alex machte ein nachdenkliches Gesicht. "Also... ich kann den Puls nicht finden..." Oz und ich sahen Alex erschrocken an. Oh nein! Das durfte einfach nicht wahr sein! War es nur wieder ein dummer Scherz von Alex oder meinte er es ernst?! Oz dachte wohl das gleiche wie ich. "Alex.... wenn das wieder einer deiner dummen Scherze ist....!" Alex stand auf und fächelte sich immer noch Luft zu. "Dann sieh doch selbst nach wenn du mir nicht glaubst!!" Panik klang nun in seiner Stimme mit, was mir klar machte, dass es kein dummer Spaß war. Geschockt sah ich ihn an. Brachte wieder kein Wort heraus. Mit zitternden Knien rutschte ich den Baum wieder hoch. Mein Schienbein schmerzte und ich verzog das Gesicht. "Und... und nun?!" Oz war genauso geschockt. Panik. Einfach nur Panik. Das war das einzige woran ich denken konnte. "Los weg hier!" Alex warf noch mal einen Blick auf die Gestalt die auf dem Boden lag. Wir konnten doch nicht einfach weglaufen?! Und wie wir konnten! Eigentlich wollten. Denn als ich nur einen Schritt tat sank ich wieder zusammen. Mein Schienbein bereitete mir fürchterliche Schmerzen. Ich verzog das Gesicht und versuchte weiterzugehen. Oz der neben mir stand griff nach mir und stütze mich. "Geht's?" Er klang tonlos. Sogar schon ein wenig ruhig, aber ich wusste das er das nicht war. Seien Augen verrieten ihn. Ich biss mir auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Alex sah sich hektisch um. "Nun macht endlich!" Oz hob mich kurzerhand hoch. Er hatte mehr Kraft als ich es ihm zugetraut hätte. Alex wirkte immer unruhiger und sah nochmals zu uns. "Los lasst uns verschwinden!" Ich hielt mich an Oz fest, der sich nun eiligst einen weg vom Friedhof bahnte. Es war stockfinster und man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Ich konnte immer noch nicht fassen was gerade passiert war. Alex hatte nochmals auf den Friedhofsgärtner geblickt und wollte nun auch weitergehen. Doch das einzige was er tat war schreien... Kapitel 5: Ein neuer Morgen --------------------------- Bin mal wieder schnell *g* So hier Kapitel 5, ehe ich wieder Morddrohungen bekomme ¬.¬ *seufz* Aber nu is gut für heute ich schreibe morgen weiter... is schon sooooo spät^^# Erschrocken drehte Oz sich um und ließ mich runter. Was war da bloß los? Wieso hatte Alex plötzlich geschrieen? Was war passiert?! Für kurze Zeit hatte ich den Schmerz in meinem Schienbein vergessen und sah wie gebannt in die Richtung in der Alex sein sollte. Ehe einer von uns beiden auch nur etwas rufen, oder sich in Alex Richtung bewegen konnte, kam dieser auch schon angerannt. "Los!! Weg hier!" Seine Stimme klang panisch und sein Gesicht war vor Angst verzerrt. Alex scheuchte uns eiligst weiter. Oz hatte mich nun Huckepack genommen und wir rannten vom Friedhof und die Straße entlang. Die Angst trieb uns weiter und Müdigkeit war Zweitrangig geworden. Ich konnte keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen. Immer wieder sah ich nur das Gesicht dieses Friedhofgärtners vor mir und wie er am Boden lag. Die Erinnerung an den Geruch ließ meinen Magen Purzelbäume schlagen. Nach kürzester Zeit hatten wir das Ende der Straße erreicht. Alex und Oz liefen nun langsamer, bis sie ganz zum stehen kamen. Oz setzte mich auf einer niedrigen Mauer ab und verschnaufte erst mal. Ich massierte währenddessen mein Schienbein leicht, das immer noch ziemlich schmerzte. Alex hatte sich an die Mauer gestützt und atmete schwer. Ich glaube so viel wie in dieser Nacht war noch niemand von uns gerannt. Nacht... Alex fiel es wohl auch schnell wieder ein, denn er hob den Kopf und sah zu uns. Seine grünen Augen spiegelten Angst wieder. "Wir sollten jetzt... schnell ... alle nach Hause!" Meine Kette fiel mir wieder ein, aber ich sagte nichts. Nun wollte ich wirklich nach Hause. Die Kette und das Amulett würde ich morgen holen gehen. Für heute waren meine Nerven so sehr strapaziert, das ich wohl schon einen Herzinfarkt bekommen würde, wenn nur eine Motte gegen mich fliegen würde. Nicht auszudenken was noch alles geschehen könnte.... aber daran wollte ich gar nicht erst denken! Ich nickte nur stumm. Oz ersparte sich ein Kommentar und nahm mich wieder Huckepack. Ich schloss vor Erschöpfung die Augen. Versuchte die Angst abzuschütteln die in mir ruhte. Angst... Todesangst... Bei der nächsten Straße bog Alex ab. Er verabschiedete sich nur mit einem tonlosen "Bis morgen". Ich sah ihm kurz nach wie er in der Dunkelheit verschwand. Oz trug mich weiter in unsere Straße. Ich bekam kaum noch etwas mit. Das ganze hatte mich wohl doch mehr erschöpfte als ich wahrhaben wollte. Die Dunkelheit, Stille und die Schritte von Oz wirkten fast wie einschläfernd. Nur noch schemenhaft sah ich die Bäume und Häuser an uns vorbeiziehen. Nach einer Weile blieb Oz stehen. "So den Rest musst du wohl allein hinter dich bringen..." Wie standen vor meiner Haustür. Ich schüttelte leicht den Kopf um wieder ganz wach zu werden. Alles kam mir vor wie ein böser Alptraum. Oz setzte mich wieder ab und stütze mich, bis ich die Schlüssel herausgekramt hatte, was gar nicht so einfach war. Meine Hände zitterten fürchterlich. Der Schock saß mir tief in den Knochen. Bis ich dann noch das Schlüsselloch getroffen hatte war ein weiteres Weilchen vergangen. Ich schubste die Tür auf und taumelte in den Flur hinein. Den Schmerz spürte ich vor Erschöpfung fast gar nicht mehr. Ich drehte mich noch mal kurz zu Oz um. "Danke..." Es war das einzige was ich herausbrachte, zu mehr war ich nicht mehr im Stande. Heute nicht mehr. Heute war ich zu gar nichts mehr im Stande. "Kein Ursache. Bis morgen oder so." Oz klang genauso tonlos und seine blauen Augen die sonst so forsch dreinblickten sahen irgendwie fahl aus. Er wartete noch bis ich die Tür zugemacht hatte und ging schließlich. Ich kämpfte mich mit zusammengebissenen Zähnen bis zur Treppe. Jeder Schritt war eine Qual. Jede Treppenstufe eine Tortur. Ich musste aufpassen, dass ich auf den glattpolierten Stufen nicht ausrutschte, denn dann wäre ich sicher nicht mehr so schnell aufgestanden. Nach einer ganzen Weile war ich endlich oben. Den Rest des Weges, bis zu meinem Zimmer krabbelte ich. Schnell stieß ich die Zimmertür auf und schloss sie hinter mir ab. Ich bekam den kleinen kalten Schlüssel mit meinen zitternden Händen kaum zu fassen. Dann krabbelte ich zu meinem Bett, hievte mich hinein und zog mir die Decke bis zum Hals hoch. Erst jetzt bemerkte ich wie kalt mir war. Ich zitterte förmlich am ganzen Körper. Zum ersten mal fühlte ich mich in diesem Bett wohl und fiel auch schnell in einen tiefen Schlaf. Sonnenstrahlen vielen durch die großen Fenster ins Zimmer und weckten mich unsanft aus meinem tiefen Schlaf. Ich hatte wohl vergessen die Läden runter zu lassen. Dafür hätte ich mich wahrlich ohrfeigen können! Müde gähnte ich und zog mir die Decke übern Kopf, in der Hoffnung vielleicht doch wieder einzudösen. Oh man hatte ich vielleicht wirres Zeug geträumt! Irgendetwas über einen nächtlichen Ausflug und dem Friedhof... Ich wälzte mich zur anderen Seite... "AUTSCH!!!" Ein stechender Schmerz durchzuckte mich. Er kam von meinem Schienbein. Ich öffnete die Augen. Ich hatte ja noch meine Kleider an! ... In diesem Moment wurde mir schlagartig klar, dass es gar kein Traum gewesen war. Es war bittere Realität. Die gestrige Nacht die ich so einfach als bösen Traum abstempeln und aus meinem Gedächtnis streichen wollte war tatsächlich real gewesen. Ich schüttelte den Kopf heftig um die schrecklichen Bilder und Gedanken zu verbannen, aber es half alles nichts. Ich schlug die Bettdecke zur Seite, die plötzlich gar nicht mehr so kuschelig und gemütlich war und hievte mich aus dem Bett. Mühsam trottete ich ins Bad und besah mich erst mal im Spiegel. Das versetzte mir einen weiteren Schock. Ich war dreckverschmiert und hatte einige kleine Schrammen im Gesicht. Dies alles hatte ich gestern vor Panik gar nicht richtig registriert. Schnell zog ich die dreckigen Klamotten aus, warf sie in den Wäschekorb und ließ mir ein heißes Bad ein. Es duftete herrlich und ich beeilte mich hineinzusteigen. Ich wusch den ganzen Dreck ab und hoffte damit wohl auch die Ereignisse der Nacht wegschwemmen zu können, die mich sicherlich noch eine ganze Weile lang verfolgen würden. Vorsichtig besah ich mein schmerzendes Schienbein. Ein riesiger blauer Fleck prangte um eine kleinere Platzwunde herum. Ich wusch das Blut behutsam ab. Es schmerzte weiterhin, aber schon lange nicht mehr so furchtbar wie am Tag zuvor. Tief atmete ich den Duft des Badeschaums ein. Der eklige Geruch von gestern kam mir nun gar nicht mehr o schlimm vor. Lange blieb ich in der Wanne liegen und entspannte einfach nur. Als ich fertig war trocknete ich mich mit einem schönen, großen, flauschigem Handtuch um und wickelte mich in meinen Lieblingsbademantel. Das neue Bad war gar nicht mal so übel. Immerhin war die Badewanne größer als die im alten Haus. Aber trotz allem wirkte hier alles so kalt. Schnell humpelte ich aus dem Bad wieder in mein Zimmer. Meine Mum sollte mich nach Möglichkeit nicht so sehen. Sie würde mir wieder Fragen über Fragen stellen die ich nicht beantworten wollte und konnte. Ich schloss die Tür wieder hinter mir ab humpelte weiter zum Bett und ließ mich. Mit leerem Blick sah ich zur Decke. Ich wollte nicht nachdenken. Meine Gedanken würden nur wieder zur letzen Nacht schweifen... Zu Alex und Oz, zum Friedhof, zu Neil dem Friedhofsgärtner, zu dem Schlag den Alex ihm versetz hatte um mich zu retten, Neil der am Boden lag, unser Entschluss zu fliehen, der Schrei von Alex... Alex.. wie es ihm wohl ging? Ob er wohl gesund nach Hause gekommen ist? Was war mit Oz? Ging es ihm auch gut? Fragen über Fragen. Alles um mich herum drehte sich. Die Nacht hatte mich doch sehr ausgelaugt und gerade als ich beinahe wieder eingedöst wäre, klang eine Stimme zu mir hoch. "Leila!!! Besuch für dich!!" Ich schrak hoch. Was? Besuch? Für mich?? Wer konnte das sein? Wer kam mich besuchen??!! Kapitel 6: Der erste Schultag ----------------------------- Ok, ok, hat mal wieder länger gedauert, aber dafür hab ich mal ein wenig mehr geschrieben, als die letzten Male *gg* Ich versuch mich mit 7 zu beeilen^^# Fast leicht panisch sah ich mich um. Nach einem möglichen Fluchtweg. Ich weiß gar nicht so recht was ich denn so furchtbares erwartete. Erst nach einigen schreckhaften Sekunden bemerkte ich, dass ich immer noch im Bademantel da stand. Schnell schmiss ich mich aufs Bett und zog die Decke hoch, ehe auch schon die Tür aufging. Erleichtert seufzte ich leise. Es war nur Kevin. Ganz ruhig. Verschmitzt grinste er mich an und sah mich aus seinen blauen Augen prüfend an. "Na wie geht's dir?" Ich zog die Decke noch ein wenig weiter hoch. "Na ja... ganz gut... nur müde und ein wenig angeschlagen..." Ich versuchte ein Lächeln, aber es sah wohl aufgrund der dummen Situation ein wenig komisch aus. "Alex hat mir alles erzählt..." Jetzt war ich baff. Hatte er das? Und ich dachte die beiden wären nicht so dicke miteinander. "Ja? Hat er das?" Ich sah ihn leicht verlegen an. Was wohl jetzt kommen würde? Eine Standpauke? Belehrungen? Mittlerweile hatte ich gelernt, dass ich hier besser auf das hören sollte was die anderen mir sagten. "Ja hat er..." Kevin sprach leise. Er sah ein wenig bedrückt aus, wie ich fand. Das machte mich noch ein wenig verlegener. Am liebsten wäre ich ganz unter der Decke verschwunden, oder noch besser... Im Erdboden versunken. "Ähm...." Mehr bekam ich nicht heraus. Ich sah ihn nur wehleidig an. Ich würde so was sicher nicht wieder tun. Dafür hatte mir die letzte Nacht wirklich viel zu viel Angst gemacht. "Tu so was bitte nicht mehr... Damit bringst du vor allem dich, aber auch uns andere in Gefahr..." Er sprach weiterhin nur leise und ich schämte mich immer mehr für mein Verhalten. Was hatte ich mir nur dabei gedacht... So unüberlegt zu handeln. Aber... war es denn wirklich so gefährlich? Vielleicht hatten wir ja nur Pech gehabt?? Ich nickte wieder nur zu Antwort. "So... ich wollte nur mal schnell noch sehen wies dir geht. Ich muss nun weiter. Wir sehen uns ja dann morgen sicher in der Schule." Ein Lächeln huschte noch über seine Lippen, ehe er sich umdrehte und das Zimmer verließ. "Bis dann..." Es war nur ein Murmeln. Ich schlug die Decke zurück und sah nachdenklich zum Fenster. Als ich aufstehen wollte fiel mir wieder mein Bein ein und ich ließ es doch lieber. Ich würde mir sicherlich noch den Hals Brechen, wenn ich das tun würde. Ich gähnte und beschloss doch besser ganz im Bett zu bleiben. Meiner Mum würde ich einfach sagen mir wäre nicht so gut. Und nach der Nacht hatte ich auch nicht sonderlich Lust viel zu tun, so deckte ich mich wieder zurück. Las ein wenig in einem Buch, dachte nach... Vor allem immer wieder über die Nacht... Über Alex, Oz und Oliver. Auch über Kevin. Irgendwann dachte ich auch an den nächsten Tag. Wies wohl auf der Schule werden würde? Wie die Leute da wohl so waren? An meine Kette dachte ich nicht mehr. Hatte sie vergessen... Irgendwann döste ich schließlich ein... Das schrille Klingeln des Weckers weckte mich aus meinem Schlaf. Ich wälzte mich zur Seit und versuchte es zu verdrängen, doch der Wecker schellte einfach schrill weiter. Langsam öffnete ich die Augen und sah mich verwirrt um. Was war den jetzt schon wieder?! Immer noch verschlafen streckte ich die Hand nach dem Wecker aus, der auf meinem Nachttisch stand und fegte ihn prompt auf den Boden. Dort klingelte er allerdings weiter. Murrend rieb ich mir die Augen. Blieb mir wohl nichts anderes übrig... Was war eigentlich? Ach ja... erster Schultag. Die Sommerferien waren leider, leider vorbei... Ich sah dem ersten Schultag mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits war ich tierisch gespannt darauf, wie es wohl werden würde, andererseits hatte ich Angst... Ich setzte mich auf und griff nach dem Wecker, der weiterhin auf dem Boden lag und klingelte und stellte ihn aus. Ich schlug die Decke zurück und streckte mich nochmals ausgiebig. Ich hatte lange und gut geschlafen. Mal abgesehen von diesen Träumen... aber nach dem was geschehen war, war das ja kein Wunder. Irgendwie machte ich mir immer noch Vorwürfe... wegen allem einfach. Ich schwang die Beine aus dem Bett und stand schwungvoll auf, was mich leicht zusammenzucken ließ. Mein Schienbein tat immer noch ein wenig weh. Aber der Tag Ruhepause hatte gut getan, es war nur noch ein Ziehen und ein leichter Schmerz. Vorsichtig humpelte ich zum Fenster uns zog die Läden hoch. Draußen war es schon hell, aber ruhig. Nichts regte sich und nicht mal die Vögel dachten daran den neuen Tag zu Begrüßen. Wenn ich ein Vögel wär hätte ich das sicher auch nicht getan - Nicht in dieser Stadt. Langsam ging ich zum Kleiderschrank rüber und öffnete ihn. Was sollte ich nur anziehen - Oh mein Gott, worüber ich mir wieder Gedanken machte... Dabei war es ja auch unwichtig. Ich zog eine kurze Hose und ein Top heraus. Dann ging ich langsam rüber ins Bad und machte mich fertig. Beim Blick in den Spiegel, stellte ich fest, dass ich keine tiefen schwarzen Augenringe mehr hatte wie am Tag zuvor. Gut. Denn so wäre ich Sicherheit nicht in die Schule gegangen. Als ich wieder aus dem Bad auf den Flur trat, kam mir von unten schon ein Geruch entgegen, der mir das Wasser im Munde zusammenlief. Ich hatte gar nicht bemerkt wie hungrig ich war. Eilig ging ich wieder in mein Zimmer und holte meine Schultasche. Sonderlich viel musste ich für den ersten Schultag nicht mitnehmen... Ich schnappte noch schnell mein Handy... man konnte ja nie wissen... und verließ dann wieder das Zimmer. Behutsam ging ich die Treppe wieder runter und in die Küche. Meine Mum stand am Herd. Sie hatte Pfannkuchen gemacht. Ich stellte meine Schultasche an die Wand und setzte mich schnell an den Tisch. Meine Mum war mal wieder prima drauf. Sie war immer prima drauf. Schon seit dem Umzug. Ich hatte ihr nichts von meinen Erlebnissen in der einen Nacht erzählt... das hätte sie wohl ein wenig nervös gemacht. "Guten Morgen!! Na freust du dich schon auf deinen ersten Schultag??" Ihr Lächeln haute mich um. Wie könnte man nur so fröhlich sein?! Das war ja grausig. Ich nickte nur kurz und wartete dann stumm auf das Essen. Ich wusste nicht warum, aber ihre strahlend gute Laune, hatte meine so gut wie weggefegt, ja förmlich aufgesaugt! Meine Mum legte mir einige Pfannkuchen auf den Teller die ich schnellstmöglich verschlang, nur damit ich auch schnell wieder weg konnte ehe sie mich in eines ihrer Ach-es-ist-jaAlles-so-toll Gespräche verwickelte. Ich musste aufpassen, dass ich mich nicht verschluckte! Schnell stand ich schließlich auf und murmelte etwas, von wegen ich müsse mich beeilen. Dann griff ich meine Schultasche und die Schlüssel und stürmte in den Flur. Meine Gedanken waren nun wieder bei der Schule. Wie würden die Lehrer sein? Wie die Schüler? Ob einer der Jungs von letztens in meiner Klasse seine würde? Wenn, dann wohl am ehesten Kevin... Ich riss die Tür auf, schrie noch schnell ein "Ich geh dann" durchs Haus und knallte sie wieder zu. Ich konnte gar nicht schnell genug die Auffahrt runter kommen. Umdrehen tat ich mich nicht mehr. Der Anblick der alten Villa versetze mir immer eine Gänsehaut. Die Auffahrt heruntergekommen, wollte ich schnell die Straße weitergehen. Ich sah angestrengt auf den Boden und versuchte mir den ersten Schultag vorzustellen. So tief in Gedanken wäre ich beinahe in jemanden rein gelaufen. Abrupt blieb ich stehen und sah hoch. Ich sah in das Gesicht von einem grinsenden Oz. "Guten Morgen!" Ich sah ihn ein wenig perplex an, grinste dann aber doch. "Morgen!" "Ich dachte ich warte auf dich, dann können wir zusammen zur Schule gehen. So verläufst du dich wenigstens nicht." Ich zuckte leicht zusammen. Stimmte ja. Kevin hatte mir zwar schon die Schule gezeigt, aber ich hatte beim Weg dorthin nicht sonderlich aufgepasst, eigentlich überhaupt nicht. Dankbar lächelte ich Oz an. "Gute Idee, danke!" "Na lass und losgehen. Wollen ja nicht, dass du an deinem ersten Schultag zu spät kommst." Ich nickte nur kurz und ging neben ihm her. Es war ein sonniger Morgen. Schönes Wetter. Allerdings war es ruhig. Zu ruhig. Man hörte keinen Vogel singen und kein Blatt rauschte im Wind. Ich zwang mich auf den Weg aufzupassen und nicht wieder in meinen Gedanken aufzupassen. Die Häuser der Straße hier kannte ich ja schon. Alles sah allerdings heute morgen so grau aus... Als wir das Ende der Straße erreicht hatten, meldete sich Oz endlich zu Wort. "Und... wie geht's dir?" Seine Gedanken waren dabei wohl an bei der einen besagten Nacht. "Gut." So gut gings mir nicht. Aber das wollte ich ihm nicht auf die Nase binden. Er würde sich nur unnötig Sorgen machen. Ich würde wohl noch eine Weile lang Alpträume haben. Aber damit kam ich gut zurecht. Ich hatte oft welche, damals... "Und.. was macht dein Schienbein?" Er sah mich prüfend an und dann auf mein Bein herab. Ich hatte um die Platzwunde herum eine lockere Bandage gewickelt. Es sah halt immer noch fürchterlich aus und der blaue Fleck erst! "Es tut nicht mehr allzu weh. Ich kann schon richtig gut auftreten" Bei dem Satz versuchte ich krampfhaft kein bisschen zu humpeln oder das Bein nachzuziehen. "Das freut mich." Oz sah wieder die Straße herab. Ich erkannte die Gegend ein wenig. Wir müssten gleich am Einkaufszentrum vorbeikommen und dann gings weiter bis zur Schule. Stille. Keiner sagte was. Nichts regte sich. Nirgendwo eine Menschenseele. Die Vögel schwiegen. Die Stille war mir unheimlich, deswegen beschloss ich etwas zu sagen. Nur was? Das war gar nicht so einfach. Kevin erzählte immer munter drauf los, aber Oz... Oz war da eher ruhiger und in sich gezogen. Er machte sich viele Gedanken, wie man ihm ansah. "Ähm... und wie geht's den anderen?" Mir fiel einfach nichts besseres ein. "Den Anderen? Ach ja... Alex lässt dich grüßen. Und Oliver war ganz schön geschockt als er von deinem kleinen Ausflug gehört hatte." Oz grinste leicht. Oliver?? Ach ja Oliver. Er war ja letztens mit bei Alex und Oz auf dem Schulhof. "Ahh... und... und er ist nicht sauer auf mich?" Oz sah immer noch die Straße entlang. Seine Augen visierten einen Punkt in der Ferne an. Einen eigentlich unvorhandenen Punkt. "Wer? Alex? Ach was! Der Chaot sieht das auch noch als Abenteuer!" Oz schüttelte leicht den Kopf. Ich schlucke. Abenteuer. Ja so konnte man es auch sehen. Aber ich hatte genug von Abenteuern... Mehr als genug. "Ach dann ist ja gut..." Wir waren nun am Einkaufszentrum vorbei. Ich suchte krampfhaft nach einem Gesprächsthema. "Und... wie sind eigentlich hier die Lehrer und so?" Oz sah nun zu mir rüber. "Na ja... zum größten Teil ganz erträglich. Einige eben mehr als die andern. Dann gibt's noch einige seltsame, aber na ja. Nichts wirklich schlimmes." Irgendwie hörte er sich nicht gerade sehr glaubwürdig an, aber ich wollte nicht weiter nachhaken. Von weitem sah ich schon das Schulgebäude. Einige Schüler standen auf dem Gelände und unterhielten sich. Die Schulglocke läutete. Es war ein kaltes, gefühlloses läuten. Unheimlich. Die Schüler strömten ins Gebäude. "Jetzt aber schnell, sonst kommen wir zu spät!" Oz beschleunigte seine Schritte. Nein zu spät wollt ich nicht kommen. Nicht am ersten Schultag und nicht an meinem ersten Schultag auf dieser Schule. Ich passte mich seinen Schritten an. Und in Kürze waren wir auch schon vor der Schule angelangt. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend stiegen wir die Treppen zum Eingang hoch. Der Hauptflur war schon leer. Die meisten Schüler waren schon in ihren Klassenräumen. Einige lange Gänge zweigten vom Hauptgang ab. Ich sah mich verwirrt um. Wie sollte ich mich hier nur zurechtfinden?! Zu viel neues auf einmal war einfach nicht gut. Verzweifelt sah ich zu Oz der nur breit grinste. Ich nehme mal an du bist ne Klasse unter mir?" Ich nickte nur stumm und glotze weiter die vielen Gänge an. Ich würde hierfür wohl noch nen Lageplan brauchen! "Du musst da entlang und die vierte Tür nehmen." Oz zeigte auf eine Abzweigung. Ich wieder nickte nur stumm. "Gut wir sehen uns dann in der Pause!" Ich lief so schnell es mir möglich war den Gang entlang, kam vor der Tür an und legte die Hand auf die Klinke. Ich wollte sie gerade aufmachen und machte mich auf eine Standpauke über das Zuspätkommen gefasst. Ich drückte die Klinke herab. "NEIN! Nicht diese Tür Leila!!! Lass sie zu!!" Kapitel 7: Ein Geheimnis ------------------------ Doch es war zu spät. Ich hatte die Klinke bereits herabgedrückt und die Tür aufgerissen. Was nun kam geschah in solch kurzer Zeit, dass ich es kaum richtig registrieren konnte. Nachdem ich die Tür aufgerissen hatte, war erst ein lautes, knarrendes Geräusch zu hören und dann kam mir der gesamte Inhalt einer mit allem möglichem Müll zugestopften Besenkammer entgegen und begrub mich unter sich. Es kam so schnell, dass ich noch nicht einmal reagieren konnte. Ich fiel zu Boden und schlug mit dem Kopf auf. Stöhnend blinzelte ich und sah geradeaus hoch. Was ich da in den wenigen Sekunden erblickte ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Direkt auf mich zu, aus der Besenkammer, kam eine Axt gefallen. Alt und rostig und der Griff schon lange nicht mehr aus glattem, griffigem Holz.... Aber würde sie mich treffen, würde sie mir dennoch den Schädel spalten, das stand fest... Und sie würde mich treffen... Wie in Zeitlupe schien sie auf mich zugefallen zu kommen, ich sah dem Tod ins Auge, fürwahr nicht das erste Mal, aber wie jedes Mal schien er mit seiner langen, scharfen Sense an meinem Lebensfaden zu säbeln, ein bösartiges Grinsen auf dem knöchernen Gesicht. Im letzten Moment, kurz bevor sie mich treffen würde, kniff ich die Augen zusammen. ... Stille. Nichts. Kein Schmerz, gar nichts. Einige elend lange Sekunden blieb ich so liegen. Die Augen zusammen gekniffen und jeden einzelnen Muskel des Körper angespannt, ehe ich dann langsam die Augen einen Spalt breit öffnete. Nein. Tot schien ich nicht zu sein. Die Axt hatte mich nicht getroffen. Wieso war mir zwar in diesem Moment zwar nicht ganz bewußt, aber darüber wollte ich mir nun nicht unbedingt Gedanken machen. Vorsichtig öffnete ich meine Augen ganz und schaute mit einer Spur Angst im Gesicht zur Seite, jede Sekunde lang erwartend dass die Axt doch noch treffen würde. Mein Blick viel auf Oz, der mich entgeistert ansah, fast als hätte er einen Geist oder dergleichen gesehen. Ich konnte seine Bestürzung nicht ganz nachvollziehen. Oder war es doch noch der Schreck, dass ich die falsche Tür geöffnet hatte? Nein. Keinesfalls. Es war eine Mischung aus Entsetzen, Verwunderung und Angst. Etliche Sekunden lang, die mir schon wie Minuten, ja fast schon Stunden vorkamen sahen wir uns an. Was hatte er bloß?! Langsam drehte ich meinen Kopf wieder weg und wollte mich gerade erheben, als mein Blick auf etwas viel. Mein Herz rutschte mir in die Hose und schlagartig wurde mir eiskalt. Nun war mir klar, wieso Oz mich so entgeistert ansah. Mein Blick fiel direkt auf die alte, rostige Axt, die knapp über meinem Kopf in der Luft hing, so als hätte man eine Fernbedienung auf sie gerichtet und den Pause-Knopf gedrückt. Wie versteinert starrte ich die Axt an die mich um ein Haar getötet hätte... Um ein Haar. Ich schluckte. Plötzlich löste sich die Starre die meine Muskeln umfangen hatte und ich rollte mich ruckartig zur Seite und sprang auf. Gerade noch rechtzeitig ehe sich die Axt löste und in den Parkettboden einschlug. Genau da wo wenige Sekunden vorher noch mein Kopf gewesen war. Ich spürte wie mein Herzschlag beschleunigte und sich ein unangenehmes Gefühl in mir breitmachte. Das da hätte genauso gut mein Kopf sein können. Aber diese Tatsache war es nicht, die dieses Unwohlsein hervorrief. Langsam drehte ich mich zu Oz um, der mich ,immer noch mit dem gleichen Ausdruck in den Augen, ansah. Ich wollte etwas sagen, doch brach schließlich wieder ab. Ich wäre sowieso nicht dazu im Stande gewesen. Ein dicker Kloß macht sich in meinem Hals breit und machte mir das Schlucken schwer. Oz löcherte mich weiterhin mit diesem verwunderten und erschrockenem Blick, den ich nicht ganz deuten konnte. Aber er bereitete mir Angst... Oder besser Sorge... "Ich..." Ich hatte mich gerade dazu durchgerungen etwas zu sagen, als Oz mir das Wort abschnitt. "Schon gut... lass nur..." Was sollte das nur bedeuten? Unverständig und fragend sah ich ihn an. Er konnte doch nicht...? Oder etwa doch... Woher sollte ich es denn wissen vielleicht... Schnell verdrängte ich die Gedanken daran und sah ihn weiterhin nur in einer Mischung aus Verzweiflung und Unwohlsein an. "Ich kanns mir denken..." Was konnte er sich denken? Doch nicht etwa...?! Nein sicher nicht. Ich sah bestimmt nur wieder Gespenster oder bildete mir etwas ein. Nach all der Zeit bin ich wohl etwas überreizt geworden. "W-was?" Obwohl ich versucht mit fester Stimme zu sprechen zitterte sie mehr als mir lieb war. Zu tief steckte mir noch der Schreck in den Knochen. "Du weißt genau was ich meine..." Oz sah mich nun recht ernst aus seinen sonst immer so freundlich guckenden Augen an. Der Blick bereitete mir ein wenig Angst, so dass ich einen Schritt zurückwich und fast über das Gerümpel hinter mir gestolpert wäre. "Hey keine Panik, schon okay..." Seine Stimme klang nun schon wieder gewohnt freundlich und ich meinte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen. Trotzdem war ich weiterhin nicht im Stande irgend etwas Vernünftiges zu sagen. Vor allem nicht ohne mir dabei die Zunge am Stottern zu brechen. Ich war immer noch zu aufgeregt. Doch Oz schien nicht von mir zu erwarten, dass ich etwas sage. Er musterte eilig das Gerümpel hinter mir und sah mich dann wieder an. "Ich denke es wäre besser wenn wir von hier verschwinden." Ich nickte nur leicht und konnte immer noch keinen klaren Gedanken fassen. Aber er hatte recht. Es wäre wohl nicht sehr vorteilhaft gewesen, wenn uns einer hier bei diesem Trümmerhaufen gesehen hätte. Ehe ich mich versah packte er mich leicht am Arm und zog mich auch schon mit sich durch die Flure. Wie in Trance sah ich mich um. Ich konnte nicht richtig feststellen was schlimmer war. Dass es überhaupt passiert war, dass es hier passiert war, oder dass es vor ihm geschehen ist... Einige Gänge weiter bog er in ein wohl doch etwas älteres, verlassenes Treppenhaus ein. An den Wänden hingen Spinngeweben und es sah sehr danach aus als wäre hier die letzten paar Jahre keiner mehr entlang gegangen und der ganze Staub brachte mich fast zum niesen. Oz setze sich auf eine der Treppenstufen und wies mich an mich neben ihn zu setzen. Langsam und zögernd setzte ich mich auf die kühle und harte Treppenstufe und sah zur Seite. In einigen der Spinngeweben hingen lauerten dicke Spinnen mit langen haarigen Beinen. Schnell sah ich wo anders hin, da der Anblick nicht sehr prickelnd war. "Also..." Oz Stimme ließ mich aus meinen Gedanken hoch schrecken. Kurz sah ich ihn an, wand aber gleich den Blick wieder ab. Was er wohl nun von mir hielt? Aber eigentlich konnte er ja nichts wissen. Eigentlich... Und was wenn doch? "Ich habs mir gedacht..." Erschrocken sah ich zu ihm. Er meinte doch nicht... Nein das konnte er nicht meinen... Oz fuhr unbeirrt fort. "Als du letztens so panisch wurdest, weil dein Amulett weg war..." Ich verstand nur Bruchteile von dem, was er sagte. Konnte es denn möglich sein...?! Langsam ließ Oz seine Hand in die Tasche gleiten und zog etwas an einer langen Kette hervor. Es glitzerte schwach in dem schummrigen Licht. "Und als ich es dann gesehen habe... Nun ja... da wusste ich dass es so sein muss..." Er hielt mir mein Amulett, das an der langen, silbernen Kette baumelte vor die Nase. Meine Augen weiteten sich. Langsam griff ich nach der Kette, nahm sie an mich und steckte sie eilig ein. Ein Glück, wer weiß was noch alles passiert wäre, wenn ich sie nicht zurückbekommen hätte. Aber wie war er bloß daran gekommen?! Und vor allem... woher wusste er es... woher nur? Die Verzweiflung stand mir wohl ins Gesicht geschrieben. Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn. Zu viel schlimmes hatte ich schon im Zusammenhang mit der Sache erlebt... Oz schien dies zu merken. Sanft legte er einen Arm um mich. Ich zuckte erst einmal zusammen, aber es hatte doch etwas beruhigendes an sich... "Hey keine Panik. Es passiert dir nichts..." Er sprach für mich immer noch in Rätseln, aber seine Worte hatten etwas beruhigendes an sich, so dass ich mich langsam entspannte. "Kannst du es kontrollieren?" Er wusste es also wirklich. Leicht schüttelte ich den Kopf. "Ja... deshalb wohl das Amulett..." "Aber woher... wieso...?!!" Ich unterbrach ihn und sah ihn voller Unverständnis an. Es war einfach so aus mir heraus gebrochen. Ich musste es einfach wissen. "Nun... sagen wir ich habe es gespürt. Aber alles zu seiner Zeit..." Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Nur soviel... du bist nicht allein..." Irgendwie fühlte ich mich schon viel besser, auch wenn Fragen über Fragen in mir brannten. Fragen auf die ich gerne eine Antwort gehabt hätte, mehr als alles andere... Aber ich hatte das Gefühl, dass es jetzt nicht der Richtige Zeitpunkt dafür wäre. Gerade als Oz wieder etwas sagen wollte, brachte plötzlich etwas das Treppenhaus zum erzittern. Staub und Spinngewebe kam von der Decke herab, der alte rissige Putz bröckelte und viel ab. Leicht erschrocken sahen wir uns um. "Was war das?!!" Oz war aufgesprungen und sah sich nach allen Richtungen um. Leicht panisch tastete ich nach meinem Amulett. Ein weiteres mal erzitterte das Treppenhaus und noch mehr Staub und Putz kam herunter und brachte mich fast zum niesen. Starr vor Schreck brachte ich es nicht fertig aufzustehen, sondern saß wie festgeklebt auf der Treppenstufe und umklammerte mein Amulett... Und da wusste ich es... da wusste ich was gerade geschah... Ich war unvorsichtig geworden... Ich hatte einen Fehler begangen... Einen großen Fehler... Schon richtig panisch sprang ich auf und sah mich hektisch um. Meine Knie waren weich und ich zitterte am ganzen Körper. Wieder erzitterte das Treppenhaus. Oz sah antwortsuchend zu mir und ich wusste ich musste es ihm nun sagen. Nun war es zu spät noch etwas zu verheimlichen... "Sie kommen..." Kapitel 8: "Sie" ---------------- Wie auf Kommando erzitterte alles um uns herum ein weiteres Mal. Und dann... dann wurde es still. Nervenzerreißende Stille legte sich über uns, nichts gab einen Ton von sich, nicht das leiseste Geräusch war zu hören. Es war solch eine bedrückende, Angst einflößende Stille, dass ich am liebsten laut los geschrieen hätte um dem ein Ende zu setzen. Aber ich wusste, dass es nichts gebracht hätte. Oz sah sich verwirrt und leicht hektisch um. Trotzdem erkannte ich keinerlei Angst in seinen Augen. Wenn er wüsste was uns noch erwartete, würde er sicherlich ganz anders Handeln. Ich wusste es, ich hatte es schon einige Male erlebt, schon oft hatten "Sie" mir nach dem Leben getrachtet, hatten mich gequält, mich zur Verzweiflung gebracht, doch jedes Mal war ich ihnen entkommen. Bis jetzt... Diese Stadt hatte mich irgendwie nur von einem Problem ins andere taumeln lassen und wie es aussah würde es wohl noch eine ganze Weile so weiter gehen. Aufmerksam sah ich mich um während ich nach Oz' Hand griff und ihn mit mir langsam Richtung Wand zog. Abermals erzitterte das Treppenhaus und wieder fiel der Putz und die Spinnenweben nur so von den Wänden. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel davon und vor allem wie viele Spinnen mir nun auf den Haaren landeten, aber um an so etwas zu denken, hatte ich jetzt gar keinen Nerv. Oz sah wieder nur verwirrt und fragend zu mir, sagte aber nichts. Ich glaube ich hätte ihm auch gar keine Antwort geben können, nicht jetzt. Aber sonst wohl auch nicht... Das regelmäßige Zittern, in welches das Treppenhaus verfiel wurde immer heftiger, so dass ich nur noch die Augen zusammenkniff und hoffte, dass es dies Mal nicht allzu schlimm werden würde. Aber was konnten "Sie" schon machen... Im Gegensatz zu früher war ich weit weg. Sehr weit weg, die Distanz gab mir Sicherheit. Jedenfalls ein wenig... Denn dieses Städtchen machte sie mit Sicherheit schneller wieder zunichte als mir lieb war. Nach all dem. Abrupt hörte das Zittern schließlich auf. Langsam öffnete ich die Augen und sah mich um. Na ein Glück, langsam hatte ich befürchtet, dass uns das Treppenhaus auf den Kopf fallen würden, so marode wie hier alles erschien. Oz drehte den Kopf nun langsam in meine Richtung und ich sah wie sich sein Mund öffnete um seine Lippen die Frage formen zu lassen, die ihn wohl quälte. Aber ich wusste, dass ich nichts hören würde, dass kein Ton den Weg aus seinem Mund finden würde, dass einfach alles so stumm bleiben würde wie es war. Und so schüttelte ich nur mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck den Kopf. Ich konnte eben noch schnell tief durchatmen, ehe ein schriller Ton, fast einem bestialischen Schrei ähnlich durch das Treppenhaus zog. Er kam von Oben und zog wie ein Windzug die Treppen herab. Ruckartig schnellte mein Blick dorthin, während ich mir noch beide Hände auf die Ohren presste. So oft ich es miterlebt hatte, ich wusste immer noch nicht wie ich dem entkommen konnte. Das Einzige was ich immer hatte machen können war... Laufen... Ehe der "Schrei" ein zweites Mal ertönt war, war ich losgeprescht und zerrte einen verwirrten Oz hinter mir her. In meinem Kopf pochte ein Schmerz, ein Schmerz, der sich anfühlte als würde mir mein Trommelfell in Fetzen gerissen, als würden tausend Presslufthammer darauf einschlagen. Und dennoch lief ich. Ich lief und lief und wusste eigentlich, dass ich nichts anderes tun konnte als zu laufen, in der Hoffnung, dass es diesmal wieder gut gehen würde. Ich rannte neben Oz her, einen langen Gang entlang, alles um uns herum erschien nur noch dunkel und farblos, seltsam verzerrt, wie in einem bösen Alptraum. Und das war es wohl auch... Nichts anderes, ein bitterer, realer Alptraum... Mein Blick fiel wieder zu Oz, der verwirrt und voller Fragen im Kopf neben mir herpreschte. Sein verwirrter Blick löcherte mich einen Augenblick lang, vielleicht einen Augenblick zu lange. Ich konnte mich nur noch beherzt mit Oz auf den Boden werfen, ehe der dunkle Schatten mit einem Schrei über uns hinwegfegte. Ich stürzte und schlitterte noch etwas über den Boden, kam recht unglücklich auf meinem Bein auf, so dass mich der Schmerz nur so durchzuckte. Die ganze Zeit hatte ich das pochende, schmerzende Gefühl in meinem Schienbein ignoriert, was nunmehr unmöglich war. Ein schneller Blick herab zeigte mir, dass die Wunde wieder aufgeplatzt war und das Pflaster nun durchtränkt von dem Blut war, welches mir das Bein herab rann und auf den Boden tropfte. Ein dunkles, farbloses Blut, farblos wie alles um uns herum, farblos wie der Schatten, der sich nun wieder geräuschlos auf uns zu schlich. Ich zwang mich das schmerzende Gefühl auszuschließen und sah mich um. Oz war schon aufgesprungen und hielt mir seine Hand hin. In seinem Gesicht erkannte ich nunmehr kein Anzeichen mehr von Angst, eher Trotz und Kampfgeist, aber in den wenigen Sekunden konnte ich das auch nicht so genau deuten. Ich ließ mich schnell von ihm auf die Beine ziehen, zuckte leicht zusammen, als mein Gewicht auf mein verletztes Bein fiel. Aber wenn ich eins wusste, dann war es dass ich das jetzt ganz schnell vergessen musste. Nun war es Oz, der mich wieder zurück durch dieses farblose Szenario zog. So war es immer... Erst ein Beben, dann diese erdrückende Stille, weitere Beben, ein schriller Schrei, der Schatten und dann... Dann war man nicht mehr da wo man gewesen ist. Na ja sicher war man es, nur es war anders... Grau, farblos, so als wäre man in einen schwarz-weiß Stummfilm gezogen worden. Alles farblos und düster, unheimlich. Und jedes Mal blieb mir einfach nichts anderes übrig als zu flüchten, zu hoffen, dass es einfach wieder aufhören würde. Bis jetzt hatte es immer wieder aufgehört. Irgendwann... Doch bis jetzt, war ich auch immer allein gewesen und an einem anderen Ort, dort wo alles angefangen hatte... Ich hatte schon längst den Überblick verloren, wusste längst nicht mehr wo meine Füße mich hintrugen, aber es war auch Oz, der mich hinter sich herzog. Immer noch pochte der Schmerz nur so in meinem Bein und in meinem Kopf, machte mich verrückt... Das war immer das Schlimmste gewesen, dieser Schmerz in meinem Kopf, der so unerträglich war, dass ich am liebsten einfach aufgehört hätte zu rennen, mich einfach fallen gelassen hätte, einfach am liebsten aufgegeben hätte... Aber meine Beine trugen mich immer weiter und weiter, bis Oz schließlich in einen Gang abbog - Sackgasse! Ich wollte schreien, bis ich bemerkte, dass es nicht ging, dass keine Silbe über meine Lippen kam. Ich zerrte an meinem Arm, an dem Oz mich festhielt, wollte wieder zurück, weiter flüchten. Bis ich wieder diesen Schrei hörte, direkt hinter uns, fast schon zum fassen nah. Es war vorbei. Doch ehe ich mich schon mit dem Gedanken abgefunden hatte, dass diese eine Flucht meine letzte gewesen war, zerrte mich Oz weiter, zum letzten Winkel des Gangs. Er beugte sich flink herab, drückte eine der Holzbretter mit denen der Boden verkleidet war ein und ehe ich mich versah öffnete sich so etwas wie eine Falltür im Boden. Ich wurde näher gezerrt und Oz gestikulierte zu dem nun entstandenen Loch im Boden. Ich sah herab, erblickte nur tiefes Schwarz, nichts, ein Loch im Boden, das in die unbestimmte Tiefe führte. Er wollte doch nicht etwa, dass ich da rein springe?? Doch anscheinend wollte er das. Ich zögerte weiter. Aber was war besser? Von diesem Schatten eingeholt zu werden, oder wie Alice im Wunderland in ein Loch zu fallen, ohne zu wissen was einen erwartet? Doch ehe ich mir noch weiter Gedanken darüber machen konnte, was wohl schlimmer wäre, ertönte ein weiter Schrei, diesmal direkt hinter uns, fast schon in meinem Nacken. Ich konnte den Windzug schon spüren und meine Nackenhaare stellten sich zu einer Gänsehaut auf. Bevor ich handeln konnte, stürzte Oz sich einfach mit mir in das schwarze Nichts, in die Tiefe, gerade noch rechtzeitig, ehe der Schatten das Loch erreichte und einen weiteren schrillen Schrei ausstieß. Als die Luke sich einfach so schloss, wurde auch noch der letzte Funken Licht genommen und wir stürzten einfach so in die Dunkelheit ... Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so viel Angst gehabt hatte. Nun ja, sehr lange her kann es jedenfalls nicht gewesen sein... Mir kam es vor, als würde ich ewig in die Finsternis fallen, tatsächlich waren es vielleicht wenige Sekunden. Ich landete weich auf etwas, das sich anfühlte wie alte Matratzen, was es tatsächlich war konnte ich allerdings nicht erkennen, da es nach wie vor stockfinster war. Langsam und vorsichtig tastete ich mit meinen zitternden Händen die nähere Umgebung ab, spürte nur etwas stoffartiges unter mir. Mein Schienbein tat nun umso mehr weh und erst jetzt registrierte ich wie intensiv der Schmerz geworden war. Oz saß neben mir, ich konnte seine Wärme spüren. Er schien nach etwas zu kramen. Kurz darauf erschien ein kleiner Lichtkegel und bewegte sich zu meinem Gesicht, so dass ich wegen der plötzlichen Helligkeit die Augen zusammenkneifen musste. "Alles in Ordnung?" "Ähm... Ja mehr oder weniger. Aber könntest du bitte aufhören mich anzuleuchten?" "Oh sorry..." Oz schwenkte den Lichtstrahl der Taschenlampe so, dass ich nicht mehr direkt angestrahlt wurde und mich nun ein wenig umsehen konnte. Wir saßen tatsächlich auf alten Matratzen, in so etwas wie einem kleinen Raum, nicht größer als eine Abstellkammer. In eine Richtung führte ein gewölbter Gang, der nicht sehr hoch war und an diese alten Kellergewölbe aus dem Mittelalter erinnerte. Viel mehr sah ich nicht. Mein Blick fiel zu meinem Bein. Es war recht dreckig und blutverschmiert. Das Pflaster schimmerte im Licht der Taschenlampe dunkelrot. Wir waren also entkommen... "Wo... wo sind wir?", quetschte ich hervor, während ich immer noch dabei war meinen Blutdruck wieder dem eines normalen Menschen anzugleichen und nicht einer durchdrehenden Dampflok. "In Sicherheit würde ich sagen.", murmelte Oz nur vor sich hin und rappelte sich dann auf. Sein Blick fiel zu mir. "Na komm, lass uns hier raus, ich glaube das ist nicht unbedingt der beste Platz um ein Schwätzchen zu halten..." Ja, da hatte er wohl recht. Und ehe ich noch Platzangst bekommen würde, rappelte ich mich unter einiger Anstrengung auf. Ich war noch immer erschöpft von der ganzen Rennerei und mein Bein schmerzte wie in der einen Nacht... Aber ich wollte mir nichts anmerken lassen, biss die Zähne zusammen und sah zu Oz. Dieser nickte nur kurz und drehte sich zu dem Gang um. Ich versuchte irgendetwas in dem Strahl der Taschenlampe zu erkennen, die Oz hielt, allerdings sah ich nichts außer den Wänden des Tunnels, Spinnenweben und einer Menge Dreck und Staub. Wie lange der Tunnel wohl war und wohin er führte? Es machte zwar keinen Sinn sich Gedanken darüber zu machen, aber so konnte ich mich wenigstens von dem eben Geschehenen ein wenig ablenken. Oz tat einen Schritt in den Gang. Er konnte gerade so stehen, ohne sich den Kopf zu stoßen, für mich würde also ebenso genug Platz sein, da ich etwa genauso groß wie Oz war. Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und folgte ihm in den Tunnel. Es hingen mehr Spinnenweben von der Decke als ich auf den ersten Blick gesehen hatte und so musste ich überall aufpassen, dass ich nicht in eine hineinlief. Ich hatte schon wirklich genug Spinnenweben an diesem Tag gesehen. Oz bewegte sich flink durch die Dunkelheit, so als ob er diesen alten, niedrigen und verzweigten Tunnel schon viele Male entlanggegangen wäre. Ich fragte mich ob er das denn wirklich war und woher er diesen Weg kannte. War es so eine Art Geheimgang? Wir gingen so eine Weile lang stumm durch den Tunnel. Ab und an kamen wir an einigen Abzweigungen vorbei. Mittlerweile fragte ich mich wirklich schon, ob wir uns nicht vielleicht verirrt hatten und nun hier noch ewig rumirren würden, aber Oz ging zielstrebig weiter. Allmählich begann mein Bein immer mehr zu schmerzen und ich konnte mich kaum noch darauf halten, so dass ich mich immer wieder mal an den alten, kalten Wänden des Tunnels abstützen musste. Kalter Schweiß rann mir die Stirn herab und ich begann zu frösteln. Oz schien all das hier, kaum etwas ausgemacht zu haben und langsam wurde der Abstand zwischen uns immer größer, da ich nicht mehr wirklich mit meinem verletzten Bein mithalten konnte. Ich spürte schon, wie das Blut wieder meine Wade herab rann und ein stechender und pochender Schmerz machte sich bei jedem Schritt breit. Am liebsten hätte ich mich einfach auf den Boden sinken lassen, aber dann wäre ich wohl hier nie wieder raus gekommen. Zudem war die einzige Lichtquelle Oz' Taschenlampe und ich wollte wirklich nicht dran denken, was nun wäre, wenn plötzlich die Batterien leer wären... "Oz?" Ich wollte gerade total erschöpft kundgeben, dass ich wohl keinen einzigen Schritt mehr gehen könne, weil ich sonst wohl auf der Stelle umkippen würde, aber in dem Moment blieb Oz stehen. Der Gang war zu Ende. Na super, hatten wir uns doch verlaufen? Würden wir hier nun herumirren, bis wir elendig verdursten oder verhungern würden? In der Dunkelheit... Doch wieder hatte ich falsch gedacht, denn Oz ließ sich einmal kräftig gegen die Wand fallen und plötzlich gab diese mit einem Knarren nach und schwenkte zur Seite. In der Dunkelheit hatte ich gar nicht gesehen, dass wir nicht in einer Sackgasse, sondern vor einer alten, halbmaroden Holztür gestanden hatten, die Oz soeben geöffnet hatte. Wieder ging er ohne ein Wort zu sagen vor, durch die Tür hindurch und einen kurzen, jedoch höheren Gang entlang. Ich folgte ihm ohne einen Pieps zu sagen. Mittlerweile war ich nur umso verwirrter. Wie viele dieser "Überraschungen" würden mich denn noch erwarten? So langsam kam mir das ganze wirklich, immer eigenartiger vor. In diesem großen Gang, war es nicht mehr so finster, von irgendwo dran Licht und ich meinte auch irgendetwas zu hören, aber sicher war ich mir da sowieso nicht mehr. Wenige Schritte später, waren wir an einem finsteren, wahrscheinlich recht großem Raum angelangt. So gut konnte ich das jedoch nicht festmachen, da das Licht kaum ausreichte um sehr viel zu sehen. Außerdem versperrten mir einige hochgestapelte Kisten und Regale die Sicht. Von weitem her Drang ein schummriges Licht, aber ich hörte nichts mehr. Was das wohl war? Eine Art Versteck? Oder Unterschlupf für irgendwen... Vielleicht auch ein alter Bunker? Aber woher kam dann das Licht? Und woher kannte Oz den Weg hierhin? Fragen über Fragen stürmten nur so in meinen und ich wusste gar nicht welche ich zuerst stellen sollte. "Ich hoffe wirklich ihr habt eine verdammt gute Erklärung dafür, was ihr hier wollt...!" Kapitel 9: Das Versteck ----------------------- Ein weiteres Mal an diesem Tag stand ich kurz vor einem Herzinfarkt und ich glaube mein Herz hatte wirklich für einen kurzen Moment aufgehört zu schlagen. Zumindest rutschte es mir ganz deftig in die Hose. Und in so Momenten verstehe ich die Menschen einfach nicht, die gerne Angst haben, die sich die schrecklichsten Horrorfilme am laufendem Band ansehen und sich in irgendwelche Spukschlösser einsperren lassen, nur des Adrenalinstoßes willen. Ihr wisst gar nicht wie schrecklich es ist, wenn ihr wirklich um euer Leben bangen müsst! Und das nicht bei einem simplen Spiel, nein, Tag täglich in der bitteren Realität! Da stand ich nun also, dicht gedrängt an Oz, die Augen weit aufgerissen und versuchte etwas an dem großen Schatten auszumachen, was mir sagen würde, ob er schlimmer als das Ding da oben war, oder nicht. Was hatte Oz denn auch mit der Taschenlampe gemacht?! Aber das war im Prinzip ja auch egal, wenn es mir Angst machte, war das schon mehr als genug. Hätten wir doch nicht diesen Weg hier gehen sollen? Woher kannte Oz ihn eigentlich?! Wenn es ein Geheimversteck von irgendeiner Gang war, die uns nun grün und blau schlagen würde, darauf konnte ich jedenfalls verzichten! Ich schauderte wieder und versuchte einige Schritte zurück zu weichen, doch ich stieß nur gegen die Wand. "Ruhig Blut man, ich bin's doch nur!!!", waren die Worte, die zu meinem Entsetzen von Oz kamen. Wobei ich eigentlich nicht so recht wusste, ob ich entsetzt sein sollte, oder beruhigt, allerdings sagte mein Gefühl mir, dass es wohl so oder so nicht gut war. Nicht gut war, dass wir überhaupt hier waren. "Ja, das hab ich schon bemerkt, aber was macht SIE hier?!" Das war eindeutig auf mich bezogen und ich merkte, wie ich unbewusst zusammenzuckte und mich gegen die kalte, klamme Wand drückte. Irgendwie kam mir die Stimme doch recht bekannt vor... "Das ist schon okay... Sie ist eine von uns." ...Schock. Wie, was, wo, BITTE??! Eine von wem?! Ich konnte wirklich nicht verbergen, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wovon Oz da sprach, jedenfalls muss ich ihn wohl recht verwirrt angesehen haben. Von der Gestalt vor mir kam ein Raunen und ich sah, wie sie sich einen Schritt nach vorne bewegte und nun in einem schummrigen Lichtstrahl stand. "ALEX???!!!!!!" Es entrann meiner Kehle einfach so, ohne dass ich eigentlich viel dagegen tun konnte und ich starrte den hochgewachsenen Schwarzhaarigen mit offenem Mund an. Der jedoch schien nicht minder verärgert als zuvor und sah mich mit einem skeptischen Gesichtsausdruck an, als hätte ich ihm gerade erzählt, dass Schweine fliegen könnten. Alex nickte nach einer Weile nur leicht, drehte sich wieder um und verschwand wieder in der Dunkelheit, wohl in Richtung des Raumes, den ich hinter den Regalen und Kistenstapeln ausgemacht hatte. Ich konnte ihm nur weiterhin reichlich verwirrt hinterher starren. Was war denn auf einmal los?! Ich hatte immer den Eindruck gehabt, dass wir uns ganz gut verstanden haben, dass er mich sogar leiden konnte? Aber was sollte nun die kühle Haltung mir gegenüber? Als wäre ich irgendein unerwünschter Gast... Aber vielleicht war ich das ja auch, vielleicht hätte ich hier nicht sein sollen, vielleicht durfte ich das alles hier gar nicht sehen, nichts davon wissen. Aber hey, hätten Oz und ich lieber verrecken sollen?! Von dem kam nach wenigen Sekunden nur ein Seufzen und ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. "Komm, wir gehen auch zu den Anderen." "Zu den Anderen?!" Doch Oz beantwortete meine Frage erst gar nicht, sondern zog mich sogleich hinter sich her, so dass ich fast über meine eigenen, immer noch recht zittrigen Füße gestolpert wäre. Zu welchen Anderen bitte?! Und was sollte das eigentlich vorhin... Sie ist eine von uns?! Langsam begann ich wohl verrückt zu werden. Na ja, dabei dachte ich eigentlich früher, dass ICH abnormal war... Nach wenigen Schritten gelangten wir in einen großen, schummrig beleuchteten Raum. An den Wänden standen überall Regale, voll gestopft mit allem möglichen seltsamen Zeugs, Zeugs das mir Angst machte. Vor allem diese langen, scharf aussehenden schwertartigen Dinger waren mir nicht so geheuer... Aber es waren auch einige weitaus harmlosere Dinge dabei, wie Bücher und dergleichen. Obwohl... Hier war ich mir so langsam auch nicht mehr so sicher, was harmlos war und was nicht... Der Raum war gar nicht so schäbig, wie die Gänge draußen es vielleicht in Erwartung stellten. Die Wände waren in einem dunklen Rot gestrichen und der Boden mit einem Teppich ausgelegt. Auf einer Seite stand ein Tisch und drum herum Sessel und eine Couch aus schwarzem, doch schon etwas verschlissenem Leder. Dahinter war eine Tür aus dunklem Holz, die wohl in einen weiteren Raum führte. Da sie allerdings geschlossen war, genau wie die Tür an der danebenliegenden Wand, blieb mir der Blick verwehrt. Ich war so beschäftigt damit gewesen den Raum mit meinen Blicken auszukundschaften, dass ich gar nicht die anderen Personen bemerkt hatte, die sich darin befanden. Und dabei sahen sie doch alle gespannten, erstaunten und fragenden Blickes zu mir. Oz stand ebenso nur neben mir und war mir keine große Hilfe, da er nur die Hände in den Taschen vergraben hatte und zu mir rüber schielte. An einem wuchtigen Schreibtisch sitzend, der in der Nähe der großen Regale stand, erkannte ich Oliver, der recht erstaunt zu mir rüber sah. Es war das erste Mal, dass ich ihn nach der Nacht am Friedhof sah. An einem Sessel lehnte mit verschränkten Armen Alex und sah mich skeptisch und irgendwie leicht verärgert an, wie mir schien und damit schrumpfte meine Sympathie für ihn abermals um einiges. Hinten auf der Couch tummelte sich ein Mädchen, das mich mit eisigem Gesichtsausdruck ansah. Sie hatte blasse, fast weiße Haut, hellblaue, eisige Augen, die vorzüglich zu ihrem Blick passten und pechschwarze, lange Haare, mit zwei blutroten Strähnen. Zudem war sie so hübsch und hatte solch eine perfekte Figur, dass sie fast schon unwirklich wirkte. Das Einzige was sie tat, war mich anzustarren, jede meiner Bewegungen zu verfolgen und irgendwie fühlte ich mich unbehaglich dabei, wie sie mich ansah. "Ääähhhmm....", war das einzige, was ich nach einigen Sekunden des Schweigens und der Stille hervorbrachte und machte dabei sicherlich keine so gute Figur. Jedenfalls verriet mir dies, das schwache zynische Schmunzeln, das sich auf den wohlgeformten Lippen, der Schwarzhaarigen ausbreitete. Unsre Blicke trafen sich nur kurz, aber ich schwöre, ich wäre ihr an die Kehle gesprungen, hätte Alex sich in dem Moment nicht geräuspert. "Nun, dann erzähl mal..." "Und du kannst es nicht steuern?" "Nein." "Aber du hast diese Macht. Also manchmal Dinge zu tun." "Ja." "Und manchmal kannst du sie schon gezielt anwenden?" "Ja." "Und wieso kannst du sie dann nicht steuern?!" "Ja weil es manchmal eben einfach so passiert, ohne dass ich es will!" "Und wenn du das Amulett nicht bei dir hast, dann tauchen diese Dinger auf?" "Manchmal." "Wie manchmal?" "Nun manchmal tun sie's eben auch nicht." "Acha. Und sonst passiert nichts?" "Manchmal nicht. Sagte ich doch schon." "Und du weißt auch wirklich nicht wer "Sie" sind?" "Nein." "Vorhin sagtest du etwas anderes." "Ja meine Güte, ich habe einige von ihnen schon einmal gesehen, ich weiß aber trotzdem nicht wer sie sind und was sie wollen, verdammt!" "Schon gut. Und wieso bist du hier? Wieso ausgerechnet Spring?" "Ja wieso nicht?! Meine Güte was weiß ich, frag doch meine Mum!" "Du denkst es war also Zufall?" "Vielleicht." "Was vielleicht?!" "Ja was weiß ich denn, ich hab es mir doch nicht ausgesucht hier zu sein!" "Dir ist aber schon klar, dass du gar nicht hier unten sein dürftest?" "Weißt du, darüber hab ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, denn wenn ich nicht hier wäre, dann weiß ich nicht wo sonst, dann wäre ich nämlich jetzt womöglich TOT! Falls dir das Wort irgendetwas sagt. Des weiteren beschwer dich doch bitte bei ihm, dass er sich unter anderem auch seinen Arsch retten wollte!" Schon sichtlich gereizt nickte ich zu Oz rüber, der mittlerweile mit verschränkten Armen auf der Couch saß und nur stumpf und nachdenklich vor sich hinstarrte, während dieses schwarzhaarige Etwas sich daneben räkelte und fast auf ihm lag. Ich wusste mittlerweile nicht mehr wirklich wie lange dieses Kreuzverhör gedauert hatte, aber ich konnte mit Sicherheit sagen, dass ich diesen Alex mittlerweile genauso wenig leiden konnte, wie Grasflecken auf neuen Jeans! Dabei war er mir wirklich die ganze Zeit über recht sympathisch gewesen. Zwar nicht so sympathisch wie Oz und Kevin, aber mit denen hatte ich doch schon etwas mehr zu tun gehabt. In betracht dessen, fragte ich mich momentan schon, wieso Kevin nicht hier war und was diese Tussi, die nunmehr nur noch giftig zu mir rüber sah, an Oz zu schaffen hatte. Alex wand schließlich seinen Blick von mir ab und sah zu Oz, der immer noch ins Nichts blickte. "Hmmm...", ließ Alex vernehmen und sah ihn weiterhin an, bis dieser schließlich zu ihm aufsah. "Ich finde das klingt alles plausibel und schließlich hab ich es auch mit eigenen Augen gesehen Alex. Sie ist eine von uns!" Wow, dass sah ja doch noch nach einer Wendung aus! Wenn nun noch dieses Biest von ihm verschwinden würde, könnte ich ihm auch noch glatt verzeihen, dass er mich hat ins kalte Wasser springen lassen... Mein Blick fiel wieder zu Alex, der jedoch immer noch leicht skeptisch dreinschaute. "Ich seh das auch so...", vernahm ich eine Stimme hinter uns. Es war Oliver, der immer noch an dem Schreibtisch saß und nun mit seinen fast unnatürlich wirkenden, blauen Augen zu uns rüber sah. Noch einer auf meiner Seite. Blieben also nur noch Alex und die Schwarzhaarige, doch von den zwei erhoffte ich mir irgendwie nicht viel. Aber was wollten die schon?! Mich sonst umbringen?? Diese Idee schien mir allerdings im Moment gar nicht so abwegig. Irgendwie erschien mir alles im Moment eher unwirklich, unwirklicher als das was sich vorhin oben abgespielt hatte... Ich hörte ein verächtliches Schnaufen und ohne mich umzudrehen, wusste ich genau, dass es von der Schwarzhaarigen kam. Es war das erste Geräusch, dass sie in der Zeit von sich gegeben hatte und ich hoffte inständig, dass es auch das letzte war, aber meine Hoffnungen sollten wohl nicht erfüllt werden. Sie hatte von Oz abgelassen und erhob sich nun fast schon graziös von der Couch, ohne ihren Blick von mir zu nehmen. Einige Sekunden lang sah sie mich nur mit diesem Blick an, der eine Eiszeit hätte auslösen können und wand sich dann wieder Alex zu, allerdings auf eine Art und Weise, die mich sehr beunruhigte. Eher sanft, lockend, es war eine Art Blick, die jedem Typ einredete, dass er alles für sie tun würde, mit einer Prise Lüsternheit und Sexappell. Auf mich hatte es einfach nur eine angsteinflößende Wirkung. Das Mädchen war nicht ohne, dass sah ich jetzt schon... "Na ich weiß nicht..." Ihr Stimme klang einerseits glasklar und schön, doch andererseits jagte sie mir eine Gänsehaut ein und ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten. Es erinnerte mich irgendwie an die Sirenen, die unwissende Seeleute auf ihre Insel locken, von wo sie dann nie wieder auftauchen. Ja so dürfte es auch in ihrem Fall sein. Einmal in ihrem Bann und es war vorbei. Mit wenigen Schritten war sie bei Alex angekommen und strich nun um ihn herum, wie eine große, schwarze Katze. "... Sie taucht hier einfach so auf, eines Tages und sofort schleppt sie dein Cousin an. Auf einmal passieren seltsame Dinge, alles in Aufruhr, Oz geht beinahe drauf und dann ist sie auch noch hier... Ich denke nicht, dass wir ihr trauen sollte, wer weiß was sie in Wahrheit vor hat!" Ihre Worte machten mich wütend. Wahrscheinlich war das auch der Sinn der Sache, sie wollte mich provozieren und eigentlich gelang es ihr auch vorzüglich, aber dazu hätte sie auch gar nichts sagen müssen. "Hey Miss Ice Age, ich weiß zwar nicht was du vor hast und auch nicht was für ein Problem du hast, außer deinem Übersteigertem Ego und vielleicht bin ich auch einfach in dein Jagdrevier hier eingedrungen, was mir ehrlich gesagt am Arsch vorbei geht, aber falls es dir nicht aufgefallen sein mag, ich versuch hier nur nicht zu krepieren!!" Das wütende funkeln in meinen Augen war nicht zu verbergen. Aber eigentlich fahre ich ja normalerweise nicht so leicht aus der Wäsche, nur die Gegenwart von diesem kleinen Monster, egal wie wenig ich sie erst kannte, die machte mich einfach nur rasend. Sie, ja sie schüttelte nur mit einem süffisanten Gesichtsausdruck und gerümpfter Nase den Kopf und beugte sich von hinten über Alex Schulter, zu seinem Ohr herab, so dass ihre langen, schimmernden Haare leicht seine Wange streiften. "Ich sag's dir, wir sollten ihr nicht vertrauen, ehe sie noch ihr wahres Gesicht zeigt. Das ist doch alles nur Show. Am besten töten wir sie!" Leicht strichen ihre feingliedrigen Finger über seinen Hals, herab zu seiner Schulter und ich sah ganz deutlich, wie Alex tief einatmete und sein Blick leicht abwesend wurde. Ach ja, das hatte ich mir schon denken können, dass das ihre Masche war... Ich biss mir auf die Zunge und krallte die Fingernägel in die Armlehnen des Sessels, um ihr nicht an die Gurgel zu gehen, da gehörte wahrlich ein großes Stück Selbstbeherrschung dazu! "Na ja ich weiß nicht...", kam etwas schwächlich von dem sonst eher großprotzigem Alex. Die hatte ihn ja voll und ganz um ihren kleinen Finger gewickelt. In mir rumorte es ganz gewaltig, aber ich spürte die Blicke der Anderen auf mir und beschloss, dass es wohl besser war, wenn ich mich so weit wie möglich ruhig und friedlich verhielt. Hey ich war hier doch nicht die Böse, DIE war es! "Alex vertrau mir... Ich spüre es, die macht jetzt auf nett und unschuldig und dann sind wir unsre Köpfe los!" Ihre Hand ruhte mittlerweile auf seiner Brust und ihre Wange und Lippen strichen flüchtig über seine Wange. Alex hatte mittlerweile die Augen geschlossen und es sah so aus, als wollte er zu einer Antwort ansetzen, doch ehe er irgendetwas sagen konnte, meldete Oz sich wieder zu Wort. "Hey das geht jetzt ein Stück zu weit Lucy!! Ich glaube weder, dass sie uns umlegt, noch dass wir es tun sollten!!! Wir sollten hier mal ganz deutlich die Tatsachen vor Augen behalten!" Oh danke Oz! Also waren hier doch nicht alle von dieser kleinen Hexe besessen! Oder er war einfach nur eifersüchtig, dass sie gerade an Alex rumfummelte, na ja wie auch immer, es kam mir jedenfalls zu Gute. Aber wenn es nach mir gegangen wäre, ich hätte sie nicht Lucy, sondern gleich Lucifer genannt... Ich sah noch wie sich ein leicht säuerlicher Ausdruck auf ihrem Gesicht ausbreitete, doch ehe sie etwas Zischen konnte, flog die Tür, die zuvor verschlossen gewesen war, mit solch einer Wucht auf, dass sie laut gegen die Wand krachte. Ich zuckte zusammen und wand, wie alle anderen, außer der kleinen Hexe, den Blick dorthin. In der Tür stand ein großer, dunkelhaariger Typ, völlig außer Atem. Ich sah aus den Augenwinkeln heraus, wie Alex sich sogleich erhob, was Lucy ganz und gar nicht zu gefallen schien, denn sie zuckte, einer Schlage gleich ein Stück zurück. "Alex... Schnell...Du musst... Schnell komm mit... Keine Zeit für Erklärungen!!" Ohne ein Wort zu sagen, wollte Alex sogleich zur Tür stürmen, während ich nur verwirrt zu dem Typ in der Tür starrte. Er wurde allerdings von Lucy daran gehindert, die ihm am Arm griff. "Was ist denn jetzt??!!!", zischte sie, während sie ihn wieder so ansah wie zuvor, jetzt aber ein wenig eindringlicher. Alex sah erst drein, als wüsste er gar nicht mehr worum es ging, warf dann allerdings zu meiner Erleichterung ein "Sie bleibt!", ein und verschwand dann mit dem anderen durch die Tür, die wieder knallend zufiel. Lucy starrte die Tür an, als könnte sie sie mit ihrem Blick pulverisieren und wenn mir das jemand gesagt hätte, ich hätte keine Sekunde daran gezweifelt. Schließlich wand sie sich kurz zu mir, sah mich mit einem vernichtenden Blick an, so dass ich abermals eine Gänsehaut bekam, drehte sich mit wehendem Haar um und verschwand schließlich durch die andere Tür, die aus dem Zimmer führte. Ich ließ mich sogleich erleichtert in den Sessel zurücksinken und atmete tief ein. Die Atmosphäre schien sogleich besser, als sie den Raum verlassen hatte. Ich schloss erst kurz die Augen, dankte allem was mir einfiel, dass ich mich hatte beherrschen können und nicht einige nette Dinge an ihr ausprobiert hatte, öffnete die Augen wieder und sah schließlich erwartungsvoll zu Oz, der mit einem skeptischen Gesichtsausdruck immer noch auf der Couch saß. "So jetzt bin ich aber dran mit Fragestunde!!!" Kapitel 10: Unerwünschte Wahrheiten ----------------------------------- "BITTE WAS???!!!!!!", mit aufgerissenen Augen war ich fast ein Stück zurück gesprungen, hätte mir das der große, zerschlissene Ledersessel nicht unmöglich gemacht. Ich sah Oz nur noch aus großen, zweifelnden und leicht panischen Augen an. Wir saßen hier schon eine ganze Weile, Oliver, Oz und ich und die zwei hatten mir schon eine Menge unglaublicher, doch leicht Angst einflößender Dinge erzählt, die ich, wenn ich so drüber nachdachte, lieber nicht hatte wissen wollen. Einerseits, dass das kleine Städtchen, welches mir zwar schon unheimlich gewesen war, aber nicht ganz so wie jetzt, den netten Beinamen "Darkness" trug. Darkness Spring, Quelle des Bösen, nett. Also nichts mit Frühling, keine Blümchen, Schmetterlinge, nein, Zombies, Monster und Vampire, ja danach hörte es sich mittlerweile eher an. Mehr wollte ich eigentlich über meinen neuen Wohnort gar nicht wissen und glücklichweiße hatten sie mir auch nicht mehr erzählt, aber ich war mir sicher, dass das nicht alles war... Keiner wollte mir erklären, wieso sich alle bei Einbruch der Dunkelheit in ihren Häusern verschanzten und wieso Alex von Zombies sprach, was es mit dem seltsamen Friedhofsgärtner auf sich hatte, der selbst wie einer aussah. Aber ich wusste auch nicht genau, ob ich das wirklich wissen wollte, denn eigentlich hatte ich noch vor Nachts schlafen zu können. Was ich mir aber wohl eben gründlich vermasselt hatte. Ich hatte lange genug Rede und Antwort gestanden und nun auch ein Recht darauf zu erfahren, was hier gespielt wurde! Zumindest was es mit diesem Versteck auf sich hatte, oder wieso Alex auf einmal so gereizt war, was diese kleine Hexe namens Lucy für ein Problem und vor allem was dieses "eine von uns" zu bedeuten hatte. Oz war gerade dabei mir letzteres zu erläutern. "Du bist ein WAS???!!!!!" Immer noch starrte ich ihn an wie zuvor: eine Mischung aus Entsetzen, Angst und Überraschung, vielleicht auch ein bisschen Neugier. "Lykanthrop.", wiederholte Oliver für mich, anstelle von Oz, "Umgangssprachlich Werwolf." "Ja mir ist schon klar was ein Lykanthrop ist!!!", leierte ich, "Aber dir ist hoffentlich klar, dass es vielleicht nicht ganz normal ist, WENN MAN MIT EINEM WERWOLF IN EINEM RAUM SITZT????!!!!!!" Oliver zuckte nur mit den Schultern und mein Blick fiel wieder zu Oz. Er saß mittlerweile nur mit gesenktem, stumpfem Blick da und sah nicht gerade recht fröhlich aus. Ja... Das war wohl nicht gerade feinfühlig gewesen, aber mit wem würde es in solch einer Situation nicht durchgehen? Und in so einer Situation konnte ich mir wirklich schwer im Gedächtnis behalten, dass er sich dadurch nicht verändern würde. Ja klar, er war eben ein... Ein bisschen anders und ja ich kannte ihn ja kaum, aber er war immer recht nett und freundlich gewesen, er hatte mir sogar das Leben gerettet und nie versucht mir was böses zu tun, nicht einmal angeknabbert oder so, er hatte sich ja sogar für mich eingesetzt, aber ein... Nein ich wollte gar nicht an das Wort denken! Es war einfach unglaublich, aber in anbetracht der Dinge, ich war ja auch irgendwie alles andere als normal... Trotzdem. Irgendwie war es eine eigenartige Angewohnheit von mir nichts so recht glauben zu wollen, was ich nicht mit eigenen Augen gesehen hatte... So bangte mir schon jetzt vor nächstem Vollmond. "Ähm... Sorry... So hatte ich das nicht gemeint..." Oz behielt weiter den Blick gesenkt und ich ließ nur noch ein Seufzen ertönen. Was hatte ich da nur wieder eingerichtet? Musste ich denn in jedes Fettnäpfchen treten? Langsam erhob ich mich und ließ mich neben Oz auf die Couch sinken, sah ihn forschend an, während ich ihm leicht in die Seite stupste. "Hey... Ich hab's ehrlich nicht so gemeint! Ich mein... Ähm... Ich... Ich hab zwar bis jetzt noch nie einen... Ähm einen Lykanthropen kennen gelernt, aber ich kann dich ehrlich gut leiden. Es ist nur so, dass ich das eben nicht so... Nun, erwartet habe... Ich mein ein Werwolf, das ist, ja wie soll ich sagen...uff!" Ich versuchte ein entschuldigendes Lächeln und hoffte, dass er mir doch wieder verzeihen würde. Denn auch wenn ich nicht genau wusste, wie das so funktionierte, außer aus all den Geschichten, Filmen und dergleichen, aber ich konnte mir wirklich vorstellen, dass es nicht gut war, einen Werwolf als Feind zu haben... "Ich... Ich bin so etwas eben nicht so gewöhnt!", versuchte ich es noch mal entschuldigend. Erst jetzt sah ich, wie Oz aus den Augenwinkeln zu mir rüber schielte und ein schwaches Grinsen sich auf seinen Lippen ausbreitete. "Wirklich, ganz ehrlich und es ändert ja nichts, ich meine du bleibst doch derselbe! Ich mein ich hab dich ja schon so kennen gelernt und..." Ich versuchte nochmals meinen besten Hundeaugenblick aufzusetzen, doch Oz hatte schon längst wieder den Kopf gehoben und schien mir verziehen zu haben. "Schon gut..." Oder auch nicht... Ich schwieg eine Weile... Einerseits war Wissensdurst nur erwacht, doch andererseits wusste ich nicht, ob es nun so gut gewesen wäre weiter zu fragen. Die anderen zwei warteten geduldig und sahen mich erwartungsvoll an, ob ich denn nicht noch etwas sagen würde. Ich überlegte derweil, ob ich das denn wirklich noch konnte und wollte. Werwölfe, was würde noch folgen? Vampire, Zombies, Hexen und Einhörner?? Ich war mir nicht einmal so sicher, dass ich damit total falsch lag. "Nun, war's das?", fragte Oliver schließlich nach einigen geschlagenen Minuten der Stille erwartungsvoll. Mir schien einfach, dass er mit seinem Wissen etwas angeben wollte oder so. Oder er sah es einfach gern, wie ich mir fast in die Hosen machte. "Ähhm... Also...", mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und suchte nach einer Frage, mit der ich keinen von den Beiden irgendwie verletzten würde. "Und was ist mit dieser kleinen Hexe, da von vorhin?", schnaufte ich verächtlich, ohne das wirklich zu beabsichtigt zu haben und sah Oz und Oliver abwechselnd erwartungsvoll an. Ich brannte einfach irgendwie danach ihr Geheimnis zu erfahren! "Nun ich würde nicht sagen, dass sie eine Hexe ist... Gut ich streite nicht ab, dass sie sehr gerne eine wäre, allerdings sind ihre magischen Fähigkeiten eingeschränkter, was ihr natürlich nicht unbedingt beliebt, aber... Sie ist um es genau zu sagen..." Oliver brach ab, als er sah, wie meine Augen sich langsam weiteten, bis sie wohl die Größe von Grapefruits angenommen hatten. "Vampir. Sie ist ein Vampir.", beendete Oz etwas leicht grollend, anstelle von Oliver und blickte auf einen unvorhandenen Punkt direkt auf dem Boden. "Ähm genau, ja das wollte ich sagen." Ich hatte aufgehört zu atmen und schaute wohl genauso geschockt drein, wie kurz zuvor, als Oz mir sein Geheimnis offenbart hatte. Am liebsten wäre ich einfach umgefallen, oder noch besser aus diesem seltsamen Alptraum aufgewacht und angefangen ein ganz normales Leben zu führen, anstelle in dieser bizarren Welt gefangen zu sein, in der es auf einmal von seltsamen Schattenwesen, Zombies, Werwölfen, Vampiren und Hexen zu wimmeln schien! "Und um es ganz genau zu nehmen, die Hexe... Na ja, die bist eigentlich du." Als ich wieder aufwachte, war mir immer noch recht schummrig und die Decke über mir schien seltsam fern zu sein. Das schummrige Licht flackerte etwas, als ein Luftzug die Kerzen traf. Jemand war aufgesprungen, als ich die Augen wieder geöffnet hatte. Wo war ich? Das sah alles jedenfalls nicht wirklich nach meinem Zimmer aus. Ich lag auf einer schwarzen, leicht zerschlissenen Ledercouch und über mich beugten sich nun 2 Gesichter, die genau wie die Decke seltsam fern und verzerrt schienen. "Sie scheint wohlauf.", sagte eines der Gesichter und begutachtete mich weiter mit forschen, seltsam blauen Augen. "Hm ja, aber ihr geht's scheinbar immer noch nicht so gut...", meinte das andere Gesicht. Ich blinzelte. War das ein Traum? Wenn ja, dann ein sehr eigenartiger und real wirkender! "Leila?? Ist alles in Ordnung...?", fragt das zweite Gesicht mich und langsam wurde alles wieder deutlicher um mich herum. Sogar mein Gedächtnis schien klick zu machen, denn schlagartig wurde mir wieder bewusst, wo ich war und wie ich dorthin gekommen bin. Ich fuhr so schnell in die Senkrechte, dass ich mit dem Kopf gegen den von Oz knallte und mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder zurück auf die Couch sank. Abermals schwirrten Sternchen um mich herum und ich fuhr mir instinktiv an die Stirn, wo sich wohl in wenigen Sekunden eine riesige Beule bilden würde. "Auuu...", stöhnte ich, während ich aus den Augenwinkeln sah, wie Oz sich neben mir auf die Couch hatte sinken lassen und sich ebenso benommen die Stirn rieb. Und da kam es wieder. Oz der Werwolf, Lucy, die keine Hexe, sondern ein Vampir war und ich, ja ich die eine Hexe sein sollte, mit magischen Fähigkeiten und was weiß ich nicht alles... Und da wusste ich auch wieder, wieso ich bewusstlos auf der Couch gelegen hatte. Ich hatte wegen all der erschreckenden Tatsachen einfach vergessen zu atmen. "Alles in Ordnung?", fragte Oliver grinsend, dessen Gesicht ich nun wieder klar und deutlich sehen konnte. Ich schwieg. Der war vielleicht lustig, was war denn das bitte für eine Frage?! "Klaaaar, natürlich, was denkst du denn?!", antwortete ich schließlich doch, vor Ironie triefend, als Oliver mich einfach weiter erwartungsvoll ansah. "Nur mal abgesehen DAVON, dass ihr mir gerade erzählt habt, dass ER...", ich wies auf Oz "... Ein Werwolf, diese komische Tussi ein Vampir und ICH eine Hexe bin...Verdammt, was soll da denn noch in Ordnung sein?!!!! Und ehe du noch etwas sagst... WAS bitte bist DU?!" Für gewöhnlich war es ja nicht meine Art so überdreht zu reagieren, aber im Moment kam es einfach über mich. Ich sah Oliver gespannt und vielleicht mit einer Spur Furcht in den Augen an und wartete was er zu sagen hatte. "Ich? Nun..." "Nun sag es ihr schon Oliver, noch schlimmer kannst du's eh nicht mehr machen!" Ich glaube Oz fand das ganze mittlerweile nur noch witzig. Haha, wie amüsant, nur schlecht, dass ich NICHT darüber lachen konnte... "Ja schon gut!..." Oliver wollte es wohl noch weiter herauszögern, aber ich glaube in dem Moment konnte mich sowieso nichts mehr schocken... Was wollte er denn noch so großartiges sein? Wir hatten doch eh schon so gut wie alles durch, Werwölfe, Vampire, Hexen... Vielleicht ein Zauberer? Oder ein Dämon, uhuhu... Gespannt sah ich ihn an und wartete darauf, dass er irgendetwas sagte, doch Oliver zögerte weiterhin. Langsam wurde ich echt ungeduldig. "Nun okay, ich besitze auch magische Fähigkeiten, bin aber nicht ganz Zauberer, na ja überhaupt auch nicht ganz Mensch..." Oliver druckste so vor sich rum, dass ich genügend Zeit hatte die Worte zu verdauen, die er mir da an den Kopf warf. "Du musst verstehen, er tut nicht gern jedem sein Geheimnis kund...", informierte mich Oz unnötiger Weise. Ach ja, aber er warf gerne ahnungslosen Leute an den Kopf, dass sie Hexen waren und gerade mit einer Horde eigenartiger Wesen rumhockten, ja wieso denn auch nicht... Oliver seufzte, ehe er sich wohl endgültig dazu entschied es mir zu erzählen. "Nun, also gut... Ich bin Halb-Mensch, Halb-...", und abermals hielt er Inne. Das konnte sich ja nur noch um Stunden handeln. Ich nahm nochmals tief Luft um ein abermaliges in Ohnmacht fallen zu verhindern, während Oz, Oliver immer böser ansah. "Ja, ja schon okay, ich bin Halb-Mensch, Halb-Elf..." Das einzige was ich fertig brachte, war Oliver mit gerunzelter Stirn anzusehen. Wie kein Dämon? Nichts Böses mit Fangzähnen und riesigen Klauen? Er würde sich nicht auf einmal in ein Monster verwandeln? "Ääähm... Ja... Elf... Also du meinst die mit den Spitzen Ohren, die aber sonst ziemlich aussehen wie Menschen?" Oz nickte für Oliver, da der mich wegen diesem banalen Vergleich recht entsetzt ansah. Aber es war doch so! Außerdem war ich mittlerweile sowieso viel zu verwirrt und aufgewühlt um noch feinfühlig zu sein. "So in der Richtung Herr der Ringe, Legolas und so?!" Bei diesem Kommentar konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen und auch Oz fand es wohl äußerst lustig, denn er schnappte nach Luft und ließ sich zurück auf die Couch sinken. "Ich finde es nicht lustig, wenn du dich über die Legenden meines Volkes lustig machst!", schnauzte Oliver mich nur beleidigt an, erhob sich und trottete wieder zu dem wuchtigen Schreibtisch in der Ecke, während ich ihm entgeistert hinterher starrte. "Der verarscht mich doch, oder?!", raunte ich Oz zu, während sich alles in meinem Kopf nur noch mehr drehte. Das war einfach zu viel für einen Tag. Oz nickte nur grinsend. "Er nimmt das alles viel zu ernst. Es sind alles nur Erzählungen, nicht die Realität, da gibt es einen gewissen Unterschied. Denn das hier ist die Realität, das andere die Erzählungen, das ist alles nie geschehen." Vom Schreibtisch her vernahmen wir ein empörtes Schnaufen und daraufhin das rascheln einiger Blätter. Ich beschloss Oliver einfach zu ignorieren und mir meine Informationen bei Oz einzuholen. Und Elfen schienen mir harmlos genug als dass ich es vertragen konnte mehr über sie zu erfahren. "Na ja und wieso hat er keine... Du weißt schon... Elfenohren?" Oz grinste weiter in sich hinein. "Nun er ist eben nur ein Halb-Elf und das einzige was er mit ihnen gemein hat, ist..." "Lass mich raten, die Besserwissertour?", warf ich ein und Oz nickte bestätigend mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen. "Außerdem hat er magische Fähigkeiten, kann beängstigend gut mit Schwertern und Bögen umgehen, hat ein gutes Auge und da wäre noch diese fast ewige Jugendlichkeit..." Mein Blick fiel wieder zu Oliver, der sich nun in ein Buch vertieft zu haben schien, aber ich wusste genau, dass er uns weiterhin zuhörte. "Ewige Jugendlichkeit? Wie... Wie alt ist er denn?" Ich schluckte. Nach diesem Tag würden sie mich wohl nur mit viel Glück nicht in die Irrenanstalt einliefern. Aber jetzt wollte ich es hinter mich bringen, alles wissen... "176 Jahre.", kam es plötzlich von Oliver. "Und das ist für einen Elf noch recht jung..." Meine Augen nahmen nun wohl das Format von Frisbeescheiben an, während ich meinen Kopf langsam zu Oliver wand. "A-...", wollte ich gerade einwenden, als ich von Oliver unterbrochen wurde. "Wie gesagt, das ist für einen Elf noch wirklich jung, würde man es in Menschenjahre umrechnen." Ich schwieg. Für mich waren 176 Jahre nun einmal 176 Jahre und nicht ziemlich jung oder sonst was, auch wenn er noch so aussah wie 17! Wenn ich schon daran dachte, dass mein Leben mit ungefähr 85 vorbei sein würde, oder wenn das so weiter gehen würde sogar schon mit höchstens 18, wurde mir ganz anders. Wo war ich da nur wieder rein geraten... Oliver schien wegen meiner Sprachlosigkeit wieder etwas besänftigt und sah wieder von seinem Buch auf. "Und um das ganze zu komplettieren, Alex ist auch ein Zauberer, nur er ist etwas anders von seiner Auffassung her wie wir würde ich sagen. Du musst wissen er hat früher an einem anderen Ort gelebt mit seiner Familie. Seine Eltern waren ebenfalls Magier und in dem Dorf in dem sie lebten, gab es noch viele Zauberer, aber auch andere magische Geschöpfe, wie Werwölfe, Kobolde, und ja auch Elfen. Jedoch...", Oliver brach kurz ab und wechselte einen kurzen Blick mit Oz, der mir irgendwie ein komisches Gefühl gab. "Jedoch sind dann Dinge geschehen, über die wir noch bis heute nicht reden. Dinge die dazu führten, dass viele Zauberer und magische Wesen starben, unter anderem auch Alex' Familie. Ich bin einer der letzten meiner Art und fast genauso steht es um die Werwölfe und Vampire, obwohl die sich immer noch meistens gegenseitig versuchen zu eliminieren..." Der verständnislose Gesichtsausdruck auf Olivers Gesicht war kaum zu übersehen und ich hätte darauf geschworen, dass ich ein Knurren von Oz vernahm. "Jedenfalls ist Alex aus diesem Grund gegenüber allem misstrauisch, er hat schon so viel verloren, da kann er sich Fehler nicht mehr leisten..." Ich wartete eine Weile, doch Oliver war wohl nicht darauf aus weiterzuerzählen. Ich hingegen konnte das ganze Wissen, das allmählich über mich strömte nicht so wirklich einordnen und versuchte es auch nach einer Weile gar nicht mehr. "Aber... Was ist mit Kevin? Ich dachte er wäre Alex' Cousin?", japste ich verständnislos. "Hm ja sicher, aber weißt du in ihm steckt kein bisschen Magie, er ist ein gewöhnlicher Mensch.", antwortete Oz mir mit einem belustigten Gesichtsausdruck. Gewöhnlicher Mensch. Wie sich das anhörte. Früher hatte ich ja selbst gedacht ich sei ein gewöhnlicher Mensch, bis mir ein Halb-Elf verkünden musste, ich sei eine Hexe... Wie die Zeiten sich doch ändern... Aber das passte zusammen, daher wohl diese Distanz zwischen Kevin und Alex und deswegen war er wohl im Moment nicht hier. Er wusste mich Sicherheit all das nicht einmal. Ich atmete tief durch. Mein Verhalten kam mir seltsam ruhig vor, für all das, was ich gerade erzählt bekam und unter anderen Umständen hätte ich die beiden ja für verrückt erklärt, aber eigentlich sollte ich ja lieber ganz ruhig sein... "Und... Und was ist mit dieser Lucia da passiert, dass sie so giftig ist?" Na das interessierte mich jetzt wirklich brennend... "Lucy?? Ach die war schon immer so." Oz gähnte und machte es sich auf der Couch bequemer. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah zu mir herüber. "Na ja und ehe du dich tot fragst... Als Werwolf hat man nicht unbedingt eine Familie, obwohl es noch gut sein könnte, dass irgendwo Verwandte von mir existieren, von Lucy wissen wir nichts genaueres, Oliver ist fast der letzte seiner Art und Darkness Spring, egal wie banal es klingen mag, ist wohl noch einer der wenigen Orte, an denen wir leben können, ohne entdeckt zu werden, denn anderorts könnte man..." "Das reicht!!!", unterbrach ihn Oliver in bestimmten Tonfall. "Aber...", wand Oz ein, wurde allerdings wieder durch eine Geste Olivers unterbrochen. Ich verstand nur noch Bahnhof. "Das reicht für heute Oz! Was meinst du wie sie sich fühlen muss, nach all dem, was sie heute erfahren hat? Meinst du nicht, du würdest sie total überlasten, wenn du ihr auch noch den Rest erzählst? Dafür wird auch noch der richtige Augenblick kommen!" Oz brummte etwas vor sich hin, machte jedoch keinen weiteren Versuch mir sonst noch etwas zu vermitteln. Und ich wusste nicht, ob ich froh darüber, oder enttäuscht war. Einerseits war ich neugierig, andererseits fing mein Hirn so langsam an all das zu verarbeiten, was ich erzählt bekommen hatte und ich fing wohl an das ganze für wahnwitzig zu halten. "Ich werde dir noch bei gegebener Zeit alles genau schildern, auch den Grund unseres Aufenthalts hier und dann wirst du so einiges verstehen, aber noch bist du nicht bereit...", setzte Oliver noch unnötigerweise geschwollen hinzu. Ich wusste nicht ob ich je dafür bereit sein würde, oder bereit sein wollte. Ich fühlte mich wie in einem Fantasyroman oder einem schlechten Film gefangen und für so etwas hatte ich noch nie viel Sympathie empfunden. Ich nickte nur leicht und lehnte mich weit auf der Couch zurück. "Und du ruhst dich jetzt besser aus, du siehst äußerst müde aus." Ich sah Oliver an und merkte wie mir allmählich die Augen zufielen. Eigentlich wollte ich nicht schlafen, vor allem nicht hier, aber unaufhaltsam wurden meine Glieder schwerer und die Augen aufzuhalten schier unmöglich. Während ich wegdämmerte kam mir in den Sinn, dass das vielleicht ein Zauber von Oliver sein konnte und sie mir jetzt vielleicht das Gedächtnis löschen oder mich an hungrige Vampire verfüttern würden, aber daraufhin folgte nur leeres Nichts... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)