Red Tears von Alaiya (Ein Vampirroman) ================================================================================ Kapitel 15: Die Richter ----------------------- Kapitel 15: Hier oben waren die Schüsse wesentlich lauter und näher. Vorsichtig ging ich den Gang entlanf. Ich weinte. Ich zitterte. Ich hatte Angst. Aber ich wollte nicht, dass es noch mehr unschuldige Opfer gab. Also bewegte ich mich weiter den Gang entlang. Schritt für Schritt. Raphael, den ich dort unten zurück gelassen hatte, hatte recht: Ich lief in den sicheren Tod. Die Jäger würden nicht zulassen, dass ich, Aube, am Leben blieb. Je weiter ich ging, desto lauter wurden die Schüsse. Außerdem konnte ich ab und zu schreie hören. Langsam kam ich in die Nähe der Eingangshalle, auch wenn ich mich an der Wand festhalten musste, weil meine Beine sonst sicher nachgegeben hätten. Da, plötzlich, kamen zwei Personen um die Ecke, hinter der ich gerade stand. Es waren Jäger. Als sie mich sahen, blieben sie überrascht stehen. Sie musterten mich prüfend, dann sagte der eine etwas zu dem zweiten. Sie sprachen Italienisch. Nun kamen sie auf mich zu, doch ich wich nicht zurück. Mir war klar, dass sie mich erkannt hatten. Wahrscheinlich hatten welche der überlebenden Jäger aus Frankreich mich genau beschreiben können. „Aube...“ sprach mich einer der Beiden an. Dann packte er mich unsanft am Oberarm und hielt mich fest. Jetzt gab es kein Entkommen mehr. Die beiden Jäger führten mich mit festem Griff den Gang hinunter. Auf dem Weg sah ich einige Leichen auf dem Boden liegen. Sowohl Jäger, als auch bedienstete Iubars. Der Jäger an meiner rechten hatte irgendwas auf Italienisch in ein Walkie-Talkie gesprochen. Wahrscheinlich die Nachricht, dass sie mich hatten, denn danach hörten die Schüße auf und die Jäger zogen sich zurück. Auf den ganzen Weg durch den Palazzo sah ich keinen einzigen der Angestellten mehr. Was war mit ihnen passiert? Als wir die Eingangshalle betraten kamen und drei weitere Jäger entgegen. Einer davon war eine Frau mit kurzen, roten Haaren. Sie spach die beiden, die mich gefunden hatten, auf Italienisch an. Nachdem sie geantwortet hatten wandte die Frau sich an mich. „Du bist Aube?“ fragte sie. Ich nickte. „Ja.“ „Warum hast du dich gestellt?“ kam die nächste Frage. „Sie hatten dich doch versteckt. Wärest du da geblieben wärest du in Sicherheit. Warum?“ Irgendwas in ihrem Blick schien mir regelrecht mitleidig. Mir war durchaus bewusst, dass ich einen kläglichen Anblick boten musste, so verweint, wie ich da stand. „Weil ich...“ Ich stockte. „Weil ich nicht zulassen kann, dass noch mehr Menschen für mich sterben. Ich will niemanden in Gefahr bringen. Auch keinen der Vampire.“, antwortete ich unter Tränen. „Um die ist es nicht Schade, glaub mir.“, gab die Frau kalt zurück. „Aber dir ist klar, dass wir dich töten werden?“ „Ja.“ Doch da fing ich an zu schluchzen und meine Beine knickten ein. „Das weiß ich.“, schluchzte ich. Die Jägerin kniete neben mir. „Wir werden dich jetzt erst einmal mitnehmen.“ Sie half mir auf. „Komm mit.! Ich tat wie mir geheißen und verließ zusammen mit den Jägern das Palazzo. Es war doch besser so, oder? Vor dem Gebäude standen rund fünfzehn Militärfahrzeuge. Zu einem davon wurde ich geführt und musste mich dann mit ihren hinten hinein setzen. „Wie ist dein richtiger Name?“, fragte die Jägerin, die nun auch neben mir saß. „Christine...“, antowrtete ich tränenerstickt. „Mein Name ist Myriam.“ Sie legte mir die Hand auf die Schulter. „Beruhige dich. Vorerst wird dich nichts passieren.“ Ich schluchzte. „Aber am Ende werde ich doch getötet.“ „Hätte ich gewusst, dass du noch so jung bist hätte ich mich nicht an der Jagd beteiligt.“, meinte sie. „Aber jetzt ist es ja zu spät. Wie alt bist du?“ „Siebzehn.“ Antwortete ich. Sie sah mich noch mitleidiger an. „Viel zu jung um zu sterben.“, murmelte sie. Ich weiß weder, wo wir lang fuhren, noch wie lange wir unterwegs waren. Das einzigste, woran ich mich erinnern kann ist, dass ich die ganze Zeit weinte und dass Myriam mich die ganze Zeit zu trösten versuchte. Nein, ich wollte nicht sterben! Nicht jetzt, wo ich endlich wusste, was Liebe bedeutete. Doch für diese Erkenntnis war es nun zu spät. Es gab keinen Ausweg mehr. Auf jeden Fall hielt der Wagen irgendwann und die Tür wurde geöffnet. Wir waren irgendwo in der Wallachei, vor einem schon etwas älteren Gebäude, was früher wohl mal ein Teil einer Kaserne gewesen war. Als ich ausstieg griff einer der Jäger nach meinen Händen und zerrte sie hinter meinen Rücken. Trotz des Schmerzes in meinen Schultern sagte ich nichts, im Gegensatz zu Myriam: „Was soll das?“ fuhr sie ihren Kollegen an. „Ich fessle sie.“, antwortete dieser nur. „Und wieso?“ erwiderte sie. „Sie wird sich weder wehren noch versuchen wegzulaufen. In ihrem Zustand...“ „Wenn du die Verantwortung dafür übernehmen willst, wenn sie es doch tut.“ „Das kann ich gerne machen.“ Sie schubste ihn von mir weg. „Komm, Christine.“ Sie legte mir die Hand auf die Schulter und führte mich in das Gebäude. Die anderen Jäger folgten. Das Gebäude war nicht im besten Zustand, jedoch war es innen trocken und die Anlage war gutbefestigt. Überall kamen uns Jäger entgegen. Schließlich kamen wir in einen großen Raum, der früher vielleicht mal ein Schlafsaal gewesen war. Dort saßen an einem längeren Tisch um die zehn Jäger. Myriam führte mich vor den Tisch und die Jäger dort sahen auf. „Wie haben sie gefunden, Commandant.“ Sagte sie zu einem Mann ,der relativ mittig am Tisch saß. „Ihr habt lange gebraucht.“, meinte eine Frau ganz links. „Dafür, dass ihr bei Tag eine Vampirfestung überfallen habt.“ Myriam schwieg. Schmerzhaft spürte ich wie alle Augen im Raum auf mich gerichtet waren, mich die Blicke beinahe durchborten, während ich still zu Boden starrte. Nein, ich weinte nicht mehr. Dazu war ich nicht einmal mehr fähig. „Aube.“ Sprach mich die Frau an. „Ihr Name ist Christeine.“, erwiderte Myriam. „Für uns bleibt ihr Name Aube.“, antwortete ein Mann der rechts neben dem Kommandanten saß. Ich merkte, wie sich die junge Jägerin neben mir verkramfte. „Aube,“ widerholte die Frau. „Sieh mich an.“ Langsam hob ich den Blick und starrte auf sie. Die Frau hatte einen kalten Ausdruck im Gesicht und ihre Augen ließen mich frösteln. Das war das einzigste, was mir an ihr auffiel. „Du,“ begann sie, ja, auch ihre Stimme war kalt. „Bist dir der Gefahr bewusst, die du für die Menschheit darstellst.“ Ich schwieg. „Du bist dir bewusst, was passiert, wenn einer aus diesem untoten Pack, dein Blut trinkt.“ Sie wartete nicht einmal auf eine Antwort. „Du musst dir auch bewusst sein, dass sich dein Tod nicht gegen dich, sondern sie gewendet ist. Glaub mir, es ist uns keine Aufgabe, dich zu töten -du bist immerhin ja noch ein Mensch- doch du gefährdest unsere Mission. Dein Blut muss vernichtet werden, denn wir wollen sie vernichten.“ „Warum reicht es nicht sie einfach zu verstecken?“ fragte Myriam mit unterdrücktem Zorn in der Stimme. „Mrs Belleditino,“ sagte der Kommandant. „Sie wissen, dass niedrige Maßnahmen nicht ausreichen. So leid es uns selbst tut. Aber sie wissen auch wie dieses Pack ist. Grausam, gewitzt und gnadenlos. Wir dürfen einfach nichts riskiren...“ An dieser Stelle unterbrach ich ihn. Ich konnte nicht anders. „Das ist nicht wahr.“, flüsterte ich. „Was wissen sie schon von ihnen? Sie wissen nichts von ihrem Schmerz! Sie kennen die Vampire nicht!“ Meine Stimme war erstickt, als ich verzweifelt versuchte die Gedanken an Raphael zu verdrängen. An seine Berührungen... Seine Küsse... „Ich weiß nichts von Vampiren?“ Die Stimme des Jägers war abwertend. „Ich jage sie schon seit fast 30 Jahren und soll sie nicht kennen? Glaub mir, ich habe schon oft genug gesehen, wie sie töteten, sich am Blut der Menschen labten.“ Er schwieg kurz. „Du bist ihrem Zauber schon erlegen. Auch so könnten wir dich nicht mehr retten.“ Doch ich hörte nicht zu. „Nicht alle von ihnen sind gleich... Nein. Nicht alle sind grausam und gefühlslos...“ Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Nein, im Gegenteil...“ Nun brach sie. „Schweig!“, rief die Frau mit den kalten Augen. „Du hast kein Recht so zu reden. Du eißt nichts über diese seelenlosen Geschöpfe...“ Sie machte einen verächtlichen Laut. „Doch es reicht jetzt. Das Urteil über dich ist bereits gesprochen.“ Der Commandant führte ihre Rede fort.: „Du musst sterben. Und das wirst du auch, in genau drei Tagen. Bei Neumond. Deine Leiche wird zum Fraß der Flammen, bis das Blut zum letzten Tropfen verbrannt ist.“ Wieder schwieg ich nur. Was hätte es auch für einen Sinn zu antowrten? „Aber...“ setzte Myriam an, doch sein Blick ließ sie verstummen. „Bring sie in eine Zelle.“, befahl er dann. Doch sie bewegte sich nicht, wirkte wie erstarrt. Erst langsam sammelte sie sich wieder. „Ai, ai, Sir.“ Sie salutierte. Dann legte sie mir die Hand sanft auf den Rücken und führte mich aus dem saal. „Und sie haben doch eine Seele...“ murmelte ich, als wir den Saal verließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)