Eikyû - gesegnetes Land von Alaiya (Die Legende der schlafenden Götter) ================================================================================ Kapitel 28: Der Regent des Westens ---------------------------------- So, ich habe das nächste Kapitel fertig. Jetzt sind es wahrscheinlich noch 4 bis zum Schluss der Geschichte :3 Hoffe, es sind nicht zu viele Fehler drin. Habe über Write or Die geschrieben. ~*~*~*~*~*~*~*~*~ Kapitel 28: Der Regent des Westens Fukuro zog sich am Rand eines Balkons hoch und verschwand dann im Inneren des Palastes, wo Yuki und Shen bereits am Boden gekauert saßen. Sie hatten sich hineingeschlichen und Rufe von draußen verrieten, dass man bereits nach ihnen suchte. Der Saal, der an dem Balkon lag, war komplett dunkel, wie wohl die meisten, der nicht genutzten Räume. In den Gängen würde es wahrscheinlich Kerzen oder Fackeln geben, wie auch Wächter – denn immerhin ruhte hier der Fürst des Landes. Und obwohl sie genau diesen sprechen wollten, wusste keiner von ihnen auch nur seinen Namen. Es war schon beinahe ironisch. „Und nun?“, fragte Shen und lauschte, ehe er vorsichtig in den Raum hineinschlich. Auch Fukuro war sich nicht sicher, was sie nun machen sollten. Sie könnten hier bis zum Morgen warten – sicher gäbe es eine Möglichkeit sich zu verstecken, gut genug, als dass die Wachen, die sie vielleicht auch hier suchten, sie nicht fanden. Doch der Fürst würde ziemlich sicher von Wachen umgeben sein, so dass sie selbst dann vielleicht keine Chance hätten mit ihm zu reden. Doch auf der anderen Seite bezweifelte er, dass ihnen irgendjemand Gehör schenken würde, sollten sie sich einfach ins Schlafgemach des Fürsten schleichen. Egal was sie behaupten würden, sähe dies wohl eher nach einen Attentat aus und nicht nach einer Warnung. Weiterhin schwieg er und sah zu Yuki und Shen, denen zumindest dies auch klar zu sein schien. Die beste Chance wäre es wohl zu warten, bis der Morgen kam und dann mit dem Fürsten zu sprechen. Selbst wenn er sich nicht sicher war, ob er ihnen dann zuhören würde – das war er sich von Anfang an nicht gewesen. Doch zumindest wollte er nicht einfach aufgeben, ohne etwas versucht zu haben. Sie konnten nicht einfach gehen, wenn die Oni kamen. Und der Winter, dachte er nüchtern. Im Winter würden sie nicht weiterreisen können, denn zumindest er und Shen würden erfrieren, wenn sie in den kalten Nächten auf den Straßen schlafen müssten. Und der Winter war beinahe da. „Wir warten“, sagte er schließlich. „Solange uns noch niemand sucht, scheinen wir hier in Sicherheit zu sein.“ Und wenn uns jemand sucht können wir uns ohnehin nicht verstecken, fügte er in Gedanken hinzu. Jedenfalls nicht sehr lange. Sie waren in einem Gebäude und solange sie in der Nähe des Balkons waren gab es zumindest eine Möglichkeit zur Flucht. „Am Morgen werden wir versuchen den Fürsten zu sprechen.“ Erklären, wieso er warten wollte, musste er nicht. Das war auch Shen klar. Es war ihre einzige Chance, und wenn der Fürst nicht auf sie hören wollte, würde es ohnehin zu spät sein noch jemand anderen zu warnen. Das war es schon jetzt. Vorsichtig setzte Fukuro sich auf den Boden und schloss für einen Moment die Augen. Er wusste nicht einmal sicher, ob und wann die Oni einfallen würde. Zwar hatte es das Orakel in Shens Dorf gesagt, zwar sagte es Tsuki und Raiu Akki hatte Tatsächlich ihr Dorf im Frühjahr zerstört. Doch noch immer war er nicht sicher, ob das prophezeite wirklich geschehen würde. Denn bisher war alles ruhig. Außer ihren Kämpfen gegen Raiu Akki war nichts geschehen. Aber wenn nichts weiter passieren würde, wieso hatte Raiu Akki versucht, sie loszuwerden. Ja, wieso? Sie waren zu viert gewesen. Wie konnten sie für den Oni eine Gefahr sein. Selbst gegen ihn allein hatten sie kaum eine Chance gehabt und gegen ein Heer aus Oni würde wohl niemand etwas tun können… Keine Einzelner. Keine kleine Gruppe. Allerhöchstens ein weiteres Heer. Yuki lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Sie war genau so erschöpft wie er, sagte jedoch nichts. Vielleicht hatte sie mit dem, was sie vorher gesagt hatte, was sie die ganze Zeit schon sagte, recht gehabt. Es war sinnlos, was sie taten. Doch es war noch sinnloser nichts zu tun. Kurz wanderten seine Gedanken zu Tsuki. Er wusste nicht einmal, was mit ihr geschehen war. Hatte dieser Mann – Ryuujin – sie wirklich in den Tempel gebracht, von dem ihnen die blinde Miko erzählt hatte? Hatte man ihr dort helfen können? Was machte sie jetzt? Noch immer fühlte er sich schlecht, wusste, dass er die Kitsune seitdem sie aus Pengguo zurückgekehrt waren ungerecht behandelt hatte, auch wenn es sie scheinbar nicht berührt hatte. Sie waren so lange mit ihr gereist, doch eigentlich wussten sie nichts über sie. Doch genug, als dass sein Misstrauen ungerechtfertigt gewesen war. Jetzt würden sie sie wahrscheinlich nie wieder sehen. Ein leises Seufzen kam über seine Lippen. Vielleicht war er nur hier, um etwas zu beweisen. Um sagen zu können, dass er nicht nichts getan hätte. Und trotzdem hatte er Yuki und Shen mitgenommen. Es wäre ihm lieber gewesen, hätten sie ihn verlassen, als sie den Schrein verließen… Fukuro schreckte auf und wusste im ersten Moment nicht wieso. Dann wurde ihm klar, dass die Müdigkeit ihn überwältigt hatte und er eingeschlafen war, während sie sich in dem kleinen, kahlen Raum, der scheinbar nicht einmal genutzt wurde, versteckten. Er war einfach übermüdet, doch wusste auch, dass dies nicht passieren durfte. Was hatte ihn aufgeweckt? Hatte er jemanden gehört? Kurz sah er sich verwirrt um, entdeckte jedoch nichts. Nein, nicht einmal Yuki konnte er sehen, wurde ihm auf einmal klar. Hastig stand er auf und sah sich erneut um und entdeckte seine Schwester auf dem Balkon stehend und in die Ferne blickend, während Shen hinter ihr stand und versuchte sie vorsichtig zurückzuziehen. „Yuki“, flüsterte er warnend. „Komm.“ Nun war Fukuro ganz wach. Er sah, dass mit seiner Schwester etwas nicht stimmte und trat näher zu ihr. Ihre Augen glühten, wie immer wenn die Yokai in ihr die Überhand gewann. Doch ihr Blick war ernst und er legte vorsichtig die Hand auf ihre Schulter, nicht ganz sicher, ob sie sich unter Kontrolle hatte. „Yuki?“, fragte er. „Sie sind da“, flüsterte sie und wandte den Blick gen Osten, wo das Meer hinter einigen Hügeln verborgen liegen musste, im Dunkeln zumindest nicht zu erkennen. Da spürte auch Fukuro, was sie meinte. Er konnte es nicht erklären, wusste nicht was es war, doch es jagte ihm einen Schauder über den Rücken, denn er wusste, dass es gefährlich war. Auch wenn es zuvor kalt gewesen war spürte er, wie die Temperatur schlagartig abfiel und ein kalter Wind über den Palast und die Stadt fegte. Ein kalter Wind, der Eis und Schnee mit sich brachte und die Landschaft vor ihnen innerhalb weniger Augenblicke winterlich kleidete. Zu schnell für einen normalen Wetterwechsel. „Was ist das?“, fragte Shen leise und trat zurück. Fukuro hatte derweil verstanden was vor sich ging. Das da war dieselbe Magie, die zu benutzen auch Yuki fähig war. „Yokaimagie“, erwiderte er leise. Obwohl er noch kurz zuvor daran gezweifelt hatte, dass überhaupt etwas geschehen würde, wusste er jetzt, dass es schon begonnen hatte. Und er verstand noch immer nicht warum. „Sie sind hier“, hauchte Yuki. Ein kräftiger Wind fegte erneut über die Stadt hinweg, stark genug um sicher einige der Häuser zu zerstören. Schreie erklangen aus der Stadt und auch aus der Wachstube nebenan. Jetzt würde zumindest wohl niemand mehr nach ihnen suchen, dachte Fukuro grimmig, als er Flammenschein aus der Stadt wahrnahm und einen riesigen Vogel sah, der Flammen speiend vom Himmel hinabsank. „Wir sind zu spät“, murmelte Shen. „Nein“, erwiderte Fukuro. „Das hier ist nur eine Warnung…“ Damit wandte er sich um und lief zu der Tür des Raumes. Yuki drehte sich zu ihm um. „Wohin willst du?“ „Zum Fürsten.“ Damit öffnete er die Tür und trat in den Gang hinaus. Er wusste nicht, wo er den Fürsten finden konnte, doch er wusste zumindest eines: Jetzt musste er ihnen Glauben schenken. Es waren noch nicht viele Geisterwesen, die dort draußen lauerten, doch er wusste, dass es reichte um bei den mittlerweile so ungläubigen Menschen Verwirrung hervor zu rufen. Doch das, was er gesehen hatte, sah nicht nach einen organisierten Angriff aus, sondern schien tatsächlich nur zur Einschüchterung zur dienen. Zumindest hoffte er, dass es so war. Und er ahnte, dass es in den anderen drei Reichen, vielleicht auch in Pengguo, nicht anders aussah als hier. Der Wind kam vom Meer, das das ehemalige Eikyû spaltete. Von der Mitte zwischen den vier Reichen, wurde ihm klar. Die Oni kamen von dort und die Geschichten, die er über die Insel, die angeblich in jenem Meer lag, gehört hatte, kamen ihm wieder in den Sinn. Die Insel der Götter. In Gedanken versunken rannte er beinahe in zwei Wachen, die auf einem breiten Korridor mit Fackeln in der Hand patrouillierten und ihn nun entdeckten. „Hey“, rief der eine noch als einer von Yukis Winde sie beide zurückwarf, so dass die Fackeln erloschen und beide Männer zu Boden gingen. „Was wollt ihr?“, brachte der eine Mann schwach hervor, während der andere mit dem Kopf gegen eine Wand geschlagen war und scheinbar ohnmächtig war. „Wir wollen mit dem Fürsten von Tengaio sprechen“, erwiderte Fukuro. „Wir haben eine Nachricht für ihn.“ „Aber…“ Der Mann wirkte verunsichert, hatte aber scheinbar nichts von dem, was draußen geschah mitbekommen. Jedoch blieb ihnen keine Zeit ihm die Situation zu erklären, ehe die Wand am Ende des Flures barst und ein hundeartiges Wesen mit Affenkopf auf sie zugestürmt kam. Ein Hoko, erkannte Fukuro, jedoch nicht rechtzeitig, bevor sich die Bretter, aus denen der Gang errichtet war, zu biegen begannen und auf sie zuflogen. Einzig Yuki reagierte und schleuderte einen eisigen Wind in Richtung des Yokai. Eine Raureifschicht überzog die Bretter und das Wesen wurde zurückgeworfen. Kurz blieb es auf dem hölzernen Boden liegen, doch dann stand es mit einem Knurren auf und sprach mit undeutlicher, tiefer Stimme die Schneefrau ihm gegenüber an. „Es sind Menschen. Wieso schützt du sie?“ Yuki antwortete nicht, wahrscheinlich weil sie keine Antwort auf die Frage wusste. Sie wusste wahrscheinlich nicht einmal was die Frage des Hoko zu bedeuten hatte, obwohl Raiu Akki zuvor sie ähnliches gefragt hatte. Kurz wartete das eigentlich friedfertige Wächtertier, doch dann sprang es mit weiterem, lauten Knurren auf sie zu und versuchte das Mädchen zu Boden zu drücken, als Shen vor ihr stand und es mit seinem Stab abwehrte. Dabei sah er selbst nicht wirklich überzeugt von dem aus, was er tat, doch er stellte sich vor Yuki. „Eure Zeit ist vorbei“, murmelte er. „Es ist jetzt an den Menschen.“ „Dann wird diese Welt zu Grunde gehen“, erwiderte der Hoko und auf einmal wuchsen Äste aus den Brettern, die sie umgaben, so als wäre das tote Holz wieder zum Leben erwacht und wollte sich an seinen vermeidlichen Mördern rächen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich der Flur in einen kleinen Wald verwandelt, doch ebenso schnell überzog eine Schicht aus Eis und Schnee die jungen Sprößlinge, um sie erneut absterben zu lassen. Dann erreichte das Eis auch den Hoko, der zurücksprang, während der eine Wächter, der noch bei Bewusstsein war, sie verwirrt und ängstlich anstarrte, so als verstünde er nicht, was vor sich ging. Nun – wahrscheinlich war auch das der Fall. „Wo finden wir den Fürsten?“, fragte ihn Fukuro noch einmal. Er war sich beinahe Sicher, dass dieser Hoko nicht der einzige Yokai war, der sich im Gebäude aufhielt und wenn die Oni, wenn die Yokai wussten, dass der Fürst hier war, versuchten sie vielleicht ihn zu töten. Was den Angriff wesentlich organisierter erscheinen ließ, als zuvor. Vielleicht war das der Plan – die Führer der Menschen auszuschalten? Das würde weiteren Hass schüren, doch was sonst? Wussten diese Geister nicht, dass die eigentlichen Führer die waren, die ein Offizier im Namen trugen. Nicht die Fürsten… Fukuro sah den verängstigten Mann an, welcher schließlich einige Worte stotternd über die Lippen brachte. „Der Fürst… Zwei Stockwerke unter uns.“ Also im Erdgeschoss, von den Steinmauern geschützt, schloss Fukuro. Dort, wo das Feuer nicht so schnell hinkommen würde, wahrscheinlich sogar von einer Steindecke geschützt. Vielleicht war er noch sicher, doch das konnten sie erst wissen, wenn sie es gesehen hatten. Kurz zögerte Fukuro, ehe er ein Messer aus seinem Gürtel zog und damit an Yuki vorbei zum Hoko lief, der ihn mit Überraschung auf dem Affengesicht ansah. Die Magie der Schneefrau hatte ihn geschwächt und er reagierte zu langsam, als der Ninja das Messer am Hals des Youkai ansetzte und durchzog, so dass das Wesen, dass im Gegensatz zu so vielen anderen wirklich lebte und sich nur im Wald am Leben erhalten konnte, sofort starb. „Fukuro“, setzt Yuki überrascht an, doch er wandte sich ihr zu. „Wir müssen gehen“, murmelte er. „Kommt.“ Dabei wusste er, dass dieser Youkai nicht der einzige war, der sterben würde, sollte es wirklich einen Krieg geben. Doch genau so wusste er, dass noch viel mehr Menschen sterben würden, in diesem Krieg. Er rannte den Gang entlang zur Mitte des Gebäudes, wo er vermutete, dass die Treppe lag, und diese schließlich auch fand. Zwei mal fünfzehn ebenfalls hölzerne Stufen führten ihn ins Erdgeschoss und brachten sie direkt vor eine ganze Gruppe Wächter, die mit gezogenen Schwertern hier unten warteten und aufschreckten, als sie die Fremden sahen. „Wer seid ihr?“, fragte einer der Männer. „Eine Yuki Onna“, erkannte ein anderer Mann, woraufhin der, der zuerst gesprochen hatte, reagierte. „Dann gehört ihr auch zu diesen…“ Aber Shen unterbrach ihn. „Wir müssen mit eurem Fürsten sprechen.“ „Natürlich“, knurrte der Anführer von ihnen grimmig, der als einziger einen Vollhelm trug. Er glaubte ihnen nicht – natürlich nicht. „Ich habe eine Nachricht aus Pengguo“, versuchte es der Wolkenkrieger erneut. Die Wachen zögerten, ehe jedoch ein Junger – scheinbar sogar jünger als Shen – unsicher kundtat: „Das Donnerland Pengguo? Das ist doch nur Ammenmärchen.“ Fukuro biss die Zähne aufeinander. „Glaubt ihr immer noch, dass solche Sachen Ammenmärchen sind, nachdem was draußen passiert?“ Weiteres Zögern ging durch die Reihen der Wachen, doch dann stärkte der Anführer seinen Rücken und ging mit erhobenem Schwert auf Fukuro zu. „Ihr kommt hier nicht durch, Eindringlinge.“ Und der Ninja erkannte, dass verhandeln mit ihnen keinen Sinn hatte. Natürlich nicht, eigentlich taten sie nur, was ihre Aufgabe war. „Yuki“, flüsterte er daher nur, da seine Schwester bisher gezögert hatte. Einen Moment später sauste erneut ein Wind durch die Flure hier im Erdgeschoss und warf auch diese Gruppe aus zehn Mann zu Boden, so dass sie über sie hinweg springen konnten, ehe ihnen auch nur eine Möglichkeit zum Reagieren blieb, waren sie doch hart auf den Boden aufgeschlagen.Allerdings wussten sie so immer noch nicht, wo sie den Fürsten fanden. Vielleicht war er nicht einmal hier, kam es Fukuro in den Sinn, während eine der Wachen lautstark um Hilfe brüllte, so dass wahrscheinlich die ganze Etage über die Eindringlinge informiert war. Sie mussten schnell handeln, aber die Frage war wie. Da nahm Shen ihm diese Überlegung bereits ab, als er in den Flur rechterhand von ihnen lief, wahrscheinlich einfach einer Intention folgend. Also setzen Fukuro und Yuki ihm nach und liefen in den Gang hinein, der etwa doppelt so breit war, wie der, dem sie im oberen Stockwerk gefolgt waren. Zudem hingen hier in regelmäßigen Abständen Fackeln schlichten Wänden, die ihnen den Weg erhellten und sie die Gruppe Wachen, die ihnen entgegenkam, schon früh sehen ließen. Ausweichen konnten sie nicht mehr, denn auch hinter ihnen waren zumindest drei der Wachen, die wieder auf die Beine gekommen waren. Zur Seite gab es mehrere Räume, die jedoch wahrscheinlich alle Sackgassen sein würden. An diesem Gang schienen – darauf ließen die schlichten Holztüren schließen – nur Lagerräume zu liegen. Kurz überlegte Fukuro, doch Yuki handelte bereits und schickte auch die ihnen entgegenkommenden Wachmänner zu Boden. Geschrei erklang und sie zogen immer mehr Aufmerksamkeit auf sich, als sie eigentlich vorgehabt hatten. Unbeholfen sich in den hölzernen Rüstungen windend, um erneut auf die Beine zu kommen, lagen die Wachen vor ihnen. Doch als sie über sie hinwegsetzen wollten griff einer der Männer nach Shens Fuß und brachte den Krieger zu Fall. Fukuro fuhr herum, während schon ein anderer der Männer wieder auf die Beine kam und die drei anderen Wachen sie beinahe erreicht hatten. Hinter ihnen erklangen weitere Schritte, so dass es ganz so aussah, als würden sie wirklich in der Falle sitzen. Da erklang aus der Richtung, aus der sie gekommen waren, eine herrische Stimme. „Was geht hier vor?“ Gleichzeitig griff einer der nun wieder stehenden Wachmänner nach Fukuros Armen und hielt ihn fest, während der, der Shen zu Fall gebracht hatte, diesen an den Boden genagelt hatte. Yuki sah zwischen ihren beiden Begleitern hin und her, doch da näherte sich eine weitere Gruppe hinter ihren Verfolgern, die augenblicklich Platz machten für eine aus fünf weiteren Wachen bestehende Gruppe, die einen vermummten Mann umgaben, dessen schlichtes Gewand reichlich verziert war. Obwohl er sich nicht sicher war, ob der vermummte Mann ein Doppelgänger oder eine Falle war, senkte er den Kopf. „Majestät?“, fragte er. „Was geht hier vor?“, fragte der Mann erneut und schob das Tuch, das zum Teil sein Gesicht verhüllte, zur Seite. Er war selbst nicht viel älter als Fukuro – vielleicht dreißig Jahre alt. Hatte jedoch einen aufrechten und selbstbewussten Gang. „Diese Leute sind in den Palast…“, begann der Anführer der Wachen, der nun ebenfalls zu ihnen gelangt war und etwas hinkte, aber bevor er aussprechen konnte, hatte Shen den Mann, der ihn am Boden gehalten hatte, zur Seite geworfen und kniete nun vor dem vermeidlichen Fürsten. „Wir haben eine Nachricht für euch, Majestät“, brachte er keuchend hervor und Fukuro merkte, dass er sich seiner Worte nicht ganz sicher zu sein schien. „Mein Name ist Shen Hou, vom Wolkendorf des Fengshan in Pengguo. Ich habe eine Nachricht unseres Orakels für Euch.“ Niemand reagierte, während die Augen des Fürsten sich in den Nacken Shens bohrten. Schließlich fügte Fukuro vorsichtig hinzu: „Wir wissen, was dort draußen vorgeht.“ Auch wenn dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. Der Morgen graute, als die Geisterwesen so plötzlich aus Ichimori verschwanden, wie sie gekommen waren. Was sie zurückließen waren einige ausgebrannte Häuser in einem eisigen Feld aus Schnee. Es bestätigte den Verdacht, den Fukuro bereits seit ihrem Einfallen gehabt hatte. „Es war nur eine Vorhut.“ Mit diesen Worten sah er aus dem Fenster der kleinen Kaserne der Stadt, aus der sie noch in der Nacht geflohen waren. Der Fürst kniete hinter ihm mit zwei Offizieren und Shen an einem niedrigen Tisch und sah nun zu dem Jungen auf. Ganz offensichtlich misstraute er ihnen, jedoch nicht so sehr wie die Wachen, die immer wieder nervöse Blicke zu Yuki warfen. „Du sagst es werden noch weitere kommen“, erwiderte der Fürst – Tsurai no Chiki genannt. „Woher wisst ihr soviel über diese Dinge.“ „Wir haben es selbst gesehen“, erwiderte Fukuro. „Sie haben bereits einige Dörfer zerstört.“ Er sah zu Shen. „Auch in Pengguo.“ „Ist das wahr?“, fragte der Fürst. Schon die ganze Zeit hatten sie diese und ähnliche Fragen beantwortet – man konnte nicht drum herum den Regenten als gründlich zu bezeichnen. Der Wolkenkrieger ihm gegenüber wurde langsam ungeduldig, wie das Zucken seiner Finger verriet. „Sie haben meine Heimat zerstört“, bestätigte er und seine Stimme wirkte stumpf. Tsurai no Chiki schwieg. „Im Frühjahr zerstörten sie das Dorf, aus dem wir kommen“, fuhr so Fukuro schließlich fort und sah zu seiner Schwester hinüber. „Wir sind die einzigen die überlebten.“ Mehr musste der Mann nicht wissen, wenn er nicht fragte. „Außerdem… Einer ihrer Anführer, ein Dämon, der sich selbst Raiu Akki nennt, hat das Amulett des Südens, die Namida gestohlen.“ Erneutes Schweigen. „Ein weiterer Dämon ist im Besitz von dem Dolch Yaeba“, sagte Shen. Der Offizier, der an der linken Seite des Fürsten saß, sah zwischen ihnen mit einen Blick hin und her, der ausdrückte, dass er nicht sicher war, ob er lachen oder sie anschreien sollte. „Diese Gegenstände – das sind doch nur Legenden!“ „So wie Geister?“, erwiderte Yuki sarkastisch. Tsurai no Chiki sah sie an. „Aber was wollen sie? Wieso greifen sie uns an?“ „Sie wollen sich rächen“, antwortete das Mädchen. „Sie wollen Rache.“ Wieder herrschte Stille und erneut wanderte der Blick des Regenten zwischen ihnen hin und her, weitaus mitdenkender, als Fukuro es erwartet hatte. Währenddessen rang der zuvor von Yuki widerlegte Offizier nach Worten. „Ihr glaubt ihnen doch nicht, Chiki-sama?“, brachte er schließlich hervor, woraufhin der Blick des Fürstens zu ihm wanderte. „Bleibt mir eine Wahl?“, fragte er. Damit sah er zu Fukuro. „Was schlägst du vor, Junge?“ Kurz und etwas überrascht schwieg Fukuro. „Wir können sie nicht mehr aufhalten“, gab er dann leise zu. „Dazu ist es zu spät. Aber eine Armee wird zumindest die Küste des Reiches verteidigen können.“ Noch einmal schwieg er für einen Moment. „Sie werden über das Meer im Osten kommen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)