The Twist of Fate von Tala19 (Laune des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 1: 01- Die Message -------------------------- Kapitel 1 Die Message „In Ihren letzten Romanen wird das Thema Tod sehr oft erwähnt und verarbeitet. Identifizieren Sie sich mit ihren Werken?“ Gegenüber von ihm saß die blonde Moderatorin, welche ihn interressiert ansah. „Ja, könnte man sagen. In letzter Zeit ging mir das Thema sehr oft durch den Kopf und vor allem dieses Thema kann schneller passieren, als einem lieb ist. Man erwartet nicht, dass es einem selbst oder der Person die einem am nächsten steht passiert. Nie würde man sich bereitwillig damit konfrontieren. Wir alle fürchten uns davor!“, gab er bekennend der Moderatorin der bekanntesten Sendung zu. „Ich verstehe und wie kommen Sie zu dem Schluss, dass dieses Thema angesprochen werden muss? Hat es was mit Ihnen zutun?“ Er hörte ihr geduldig zu und nickte schließlich wieder leicht. Dann antwortete er in einem ruhigen und beherrschenden Ton, so als ginge es darum seine Gefühle strikt zu unterdrücken. „Der Grund, warum ich das Thema anderen vorziehe, ist -“, er machte eine kurze Pause und schluckte kurz. Die Gedanken daran rissen die frischen Wunden wieder auf und ließen ihn an seiner Existenz zweifeln. „- Nun… mein bester Freund und Lebensgefährte kam ums Leben. Es ist daher eine Konfrontation an mich, der ich noch gegenüberstehe und mit der ich versuche zu recht zu kommen.“, gab er offen zu und er rechnete schon mit einer Welle von „Ah’s“ und Oh’s“. Welche auch bestätigend aus dem Publikum der Sendung kam. Niemand hätte wohl mit so einer Offenbarung von ihm gerechnet. Man sah enttäuschte und entsetzte Mädchengesichter, deren Traum nun wirklich ein Traum bleiben würde. Andere jedoch lächelten verständnisvoll und hatten nicht vor, ihrem Fanstatus Lebewohl zu sagen. „Sie wollen damit sagen, dass Sie homosexuell sind?“, fragte die Moderatorin überrascht, denn sie rechnete nicht mit so einem Statement. Homosexualität war in Russland bis 1992 strafbar gewesen, dann wurden die Gesetze geändert und es wurde in der Gesellschaft 1999 als Geisteskrankheit angesehen, nun konnte er sich sicher sein, dass für ihn keine Strafe auf dem Spiel stand und sei es das gewesen, so wäre er doch tatsächlich hinter russischen Gittern gestanden und hätte darüber nur sarkastisch gelächelt. Die Kommunisten die in Russland in der Überzahl waren, waren den Homosexuellen in der Zeit schon immer ein Dorn im Auge gewesen und es gingen Gerüchte um, dass Homosexualität doch tatsächlich wieder strafbar werden würde, da Männer bezichtigt wurden, dass sie Aids in Umlauf brachten, während Frauen eine geringere Geburtenrate aufwiesen. Doch ihn ließen diese Gerüchte um Schwule und Lesben kalt und er verteidigte seinen Posten tapfer. Wieso sollte er auch daran denken und seine Liebe für ihn wegen so etwas lächerlichem verstecken. „In der Tat, aber ich nahm eher an, dass der Tod mehr Bedeutung hätte, als die Gesinnung…“, sagte er in einem kritischen Ton, doch seine Stimme blieb ruhig. Er durfte nicht die Nerven und die Sicherheit verlieren. Er würde es nicht zulassen seinen Freund einfach zu verleugnen. Das hatte sein Freund nun wirklich nicht verdient gehabt. Sein Freund stand genauso zu ihm wie er jetzt für ihn stand. „Das ist wahr, nur sehr verwunderlich für mich, denn ich war nicht drauf vorbereitet.“, sagte sie und es sah aus, als würde sie ihr falsches Verhalten entschuldigen. Zugegebenermaßen war es für die Moderatorin auch peinlich, denn sie wurde auf was anderes vorbereitet und davon war nicht die Rede und nun kam dieses Geständnis. Es war sagenhaft, doch es schien nun alle mehr zu fesseln. Sie beruhigte sich in Gedanken und versuchte das positiv zu sehen. Sie sah ihn verlegen lächelnd an. Er hingegen sah sie mit einem durchdringenden Blick an und die Moderatorin schluckte kurz, es war unheimlich für sie, denn sie merkte was für eine Tiefe in dem Jungen vor ihr schlief. Stille Wasser waren tief. Und sie hatte ein gutes Menschenbild um davon auszugehen, dass er dieser Kategorie entsprach. Es war auch für ihren Beruf sehr entscheidend, dass sie gewisse Menschenkenntnisse hatte, denn sie hatte in jeder Sendung mit immer anderen Personen zutun. Die Personen wechselten, doch viele Charakterzüge fanden sich in anderen Personen wieder. Und bei ihm war das der Fall. Er erinnerte sie an einen jungen Autoren, welcher viel in seinem Leben durchgemacht hatte und das größtenteils mit negativen Erfahrungen in Verbindung gebracht werden konnte. Auch erschien er für sie sehr verbittert. Schon in diesem Alter verbittert. Wie viel Spaß würde an ihm vorbeizischen und er würde es einfach ignorieren. Seine Ausstrahlung war eiskalt. So kalt wie die Sibirische Kälte. Ja, sie war sich sogar sicher, dass er diese Kälte überbieten konnte. Sie sah ihn mit einem nachdenklichen Blick an, vorsichtig musste sie mit ihm umgehen, denn sie wollte ihn nicht verärgern und zudem war sie sich auch noch sicher, dass er nicht zu der Konsorte gehörte, die das große Geld mit dem Verlust eines wichtigen Menschen machen wollte. Für sie kam er ihr ehrlich und leidend vor. Aber andererseits musste sie diese Fragen stellen und sie hasste sich dafür. Anderen hätte es bei weitem nichts ausgemacht, doch sie spürte jetzt schon, dass es ihm einen Stich ins Herz versetzen würde. Sie musste es früher oder später fragen, das war ihre Arbeit und das wurde von ihr verlangt. „Wenn man dafür vorbereitet sein muss, tut mir die menschliche Toleranz schon sehr leid…“, kritisierte er schließlich. „Ach was… tut sie mir bereits schon…“ Sie sah auf und sah ihm kurz in die Augen, die weiterhin eine Kälte ausstrahlten. So einfach war er also nicht zu besänftigen, gestand sie sich ein. Auch das sagten ihr ihre Menschenkenntnisse, die sie die Jahre über gesammelt hatte, aus. Welche sie getrost auch hätte nicht haben können, denn ihr Gegenüber machte ihr ohne mit der Wimper zu zucken klar, was er von ihr und dem Rest der Menschheit hielt. „Nun…, was man so von Ihnen hört, könnte man denken, Sie hätten kein besonders gutes Menschenbild mehr.“, traute sie sich zu dieser Feststellung. Ihr war ohnehin schon klar, dass er kein gutes Bild mehr hatte doch das Publikum jeder Altersgruppe musste das auch verstehen. Es hieß nicht, dass das Publikum und die Zuschauer es verstehen würden, wenn sie es schon versteht. Sie seufzte und war es sich leid, ihm das anzutun. „…Ich habe wirklich kein gutes Menschenbild mehr. Nein, nach all dem was passiert ist, habe ich keins mehr…“, gab er verbittert zu. Er musste sich sehr beherrschen, um nicht die Kontrolle seiner Gefühle zu verlieren. All die angestauten Gefühle. Angst, Liebe, Einsamkeit, Trauer, Hass und Wut. Ein Sturm an Emotionen und er musste der Herr der Lage sein. „Und das wegen diesem Vorfall nehme ich an…“, sagte die Moderatorin fast schon scheu, sie ahnte was in seinem Kopf vorging. Die Spannung in ihm wurde ihr klar. Man konnte es schon anhand der geladenen Luft spüren, doch sie durfte nicht damit aufhören. Sie musste immer wieder nachhaken und fragen. „…Womit denn sonst?! Haben Sie eigentlich das Buch selbst gelesen, oder irgendeine Review? Der Roman enthält viel Wahres, zu viel Wahres… – reimen Sie sich doch selber zusammen, ob es nun gerechtfertig ist oder nicht! Am Besten sollte jeder diese Erfahrung machen, damit einem klar wird, wie wichtig ein Mensch für einen werden kann und wie man sich dann fühlt, wenn diese Person einfach vor den eigenen Augen stirbt. Wie hilflos man sich dann fühlt und wie verzweifelt man alles versucht, um die Person am Leben zu behalten – vergebens…“, sagte er nun mit einer gepressten Stimme. Er wollte nicht die Kontrolle verlieren und er hielt sich noch recht gut für das, was in ihm steckte. Kritiker hätten jetzt behauptet er würde in Selbstmitleid zergehen und wer ihn besser kannte hätte das auch denken können. So ein Gefühlsausbruch war man von ihm sonst einfach nicht bekannt. Aber welcher Mensch der seinen Partner nicht verloren hatte, konnte sich haargenau so rein versetzen wie er es tat? Es gab keinen Vergleich, wenn man das nie erleben durfte und er war einer der Menschen der auf dem Boden der Tatsachen stand und schon vieles in seinem Leben durchgestanden hatte. Das allerdings war zu viel für ihn. “Glauben Sie mir, niemand will das durchmachen und wenn einem das passiert, dann verliert man an allem den Glauben…, doch das Leben geht weiter…“, gab er nun von sich und sah sie ernst an. Er wusste, er dürfte nicht aufgeben, nicht vor laufender Kamera, doch es war härter als jede Prüfung in der Abtei. In der Abtei wurde man so getrimmt, dass die Gefühle anderer letztendlich nicht von Bedeutung waren – hier ging es allerdings um Gefühle. Um jede menge Emotionen. „Verstehe… ich möchte Ihnen mein Beileid geben…, es ist sicher nicht einfach für Sie.“ Sie gab sich alle erdenkliche Mühe, ihn nicht aggressiv zu stimmen, doch sie hörte ihn dann daraufhin verächtlich schnaufen. „…danke…“, waren seine Worte, doch er dachte was ganz Anderes. Nämlich, dass ihr Beileid ihn sonst wo konnte. Mitleid brauchte er von niemandem, er war ein Mensch mit Stolz. Nein, dieses elendige Mitleid brauchte er wirklich von keinem. Nach der haarsträubenden Sendung und Moderatorin machte er sich nach außen ins Freie. Er wollte nur noch weg von diesem Studio und den vielen Leuten, die seinetwegen gekommen waren um Auszüge über seinen Hintergrund zu erfahren. Doch das blieb den Leuten verwährt. Wer es wissen wollte, der musste all seine Werke die er in einem halben Jahr geschrieben hatte, lesen. Und das waren stolze vier Werke. Erst dann konnte man sich selber was dazu reimen, doch so einfach wollte er es den anderen nicht machen. Wenn sie schon Interesse zeigten, dann sollten sie es auch verwirklichen und die Bücher lesen. Nicht umsonst hatte er sie geschrieben. Aber der wahre Grund warum er diese Bücher geschrieben hat, war folgender, dass er diesen Vorfall wenigstens etwas verarbeiten wollte und nahe bringen konnte, wie froh man sein sollte, die Nähe eines anderen zu spüren und es nicht als selbstverständlich anzusehen. Er war sich ziemlich sicher, dass er das nie wirklich schaffen würde es zu verarbeiten und er wollte es auch andererseits nicht wirklich. Wenn er über den Vorfall indirekt schrieb, riss er sich immer wieder die seelischen Narben auf, doch das war der Sinn. Er wollte nicht vergessen wie ehrenvoll sein Freund starb. Er wollte auch nicht, dass er ihn vergessen würde und dieser Teil gehörte nun mal leider Gottes zu seinem Geliebten. Seufzend sah er sich um. Alles war verschneit und die Temperaturen ließen erraten, dass es nicht wärmer werden würde, doch das war ihm egal. So kalt wie es jetzt war, so war es sein Herz schon die ganzen sechs Monate über und keine Aussicht auf Besserung war zu sehen. In seiner Manteltasche kramte er nach seinem Handy und zog es vorsichtig raus, um nur den Display erblicken zu können. Dort war zu lesen, dass er eine neue Mitteilung hatte und er konnte sich ausrechnen, von wem diese war. „Nicht der schon wieder…“, dachte er genervt und seufzte auf. Um sicher zu gehen, dass er richtig lag, nahm er das Handy ganz raus und ging in den Kurzmitteilungseingang. „Ich wusste es…“, dachte er und packte das Handy wieder in den schwarzen Mantel mit den roten Schnallen. „Warum muss er mich immer wieder nerven? Ich bin kein Kind… Ich weiß was ich mache und das was ich mache ist für mich richtig…“, ging es ihm weiter durch den Kopf. Er verhielt sich in den sechs Monaten danach immer merkwürdiger und isolierte sich. Seine Freunde machten sich schon Sorgen. Vor allem derjenige, der ihm diese SMS schrieb. Scheinbar vermutete man noch, dass er suizidgefährdet war und wollte alles Erdenkliche nun einleiten, damit er bloß nicht auf solche Schnapsideen kam. Doch so weit konnte er noch auf dem Boden der Tatsachen stehen. Soweit war es mit ihm noch nicht. Nur oft fühlte er dieses Nirvana in seinem Kopf. Diese Leere. Mit einem Mal war sie da und erfüllte sein Leben. Das alles, weil ihm jemand sehr Wichtiges hier alleine ließ. Nachdenklich machte er sich auf den Weg zum Parkplatz. Nur weg von hier und den anderen Menschen. Nur weg von hier und in die Isolation. Das war es, was er wollte und nichts Anderes. Er schritt zu seinem Wagen und sperrte diesen schon in Entfernung auf. Es war ein Mercedes der S-Klasse welcher in schwarz war. Der Wagen sah sehr edel aus. Mit diesem Wagen wollte er eigentlich mit ihm Spritztouren machen. Leider ging das nicht mehr. Viel hatte er mit seinem Freund vor gehabt, doch es sollte nicht sein. Er sah das Auto kurz traurig an, saß sich dann aber rein und schloss die Tür. Erinnerungen kamen in ihm hoch. Immer wieder kamen sie, wenn er in dieses Auto stieg und das war auch gut so für ihn. Er konnte sich noch erinnern, wie sie beide in seiner Wohnung saßen und sämtliche Automagazine durchgegangen waren und dann sah sein Freund diesen Wagen. Der Wagen sah schon vom Bild her sehr viel versprechend aus und als sie die Details lasen, beschloss er diesen Wagen mit und für ihn zu kaufen. Jetzt saß er alleine da und blieb alleine. Eine einzelne Träne kämpfte sich durch sein Gesicht, als die Erinnerung endete. Vorsichtig strich er sie weg und steckte den Schlüssel in sein Gefährt. Es nützte nichts mehr. Vergangenheit war Vergangenheit. Die Erinnerungen an ihn blieben aber. Leicht lächelte er, als er das Gaspedal betätigte. „Für dich fahre ich ihn…“, dachte er und fuhr los. „Einzig und allein für dich…“. Der Plüschball für den Rückspiegel schwank von einer Seite zur anderen, so als würde er was mitteilen wollen. Die Botschaft für ihn war klar. Er sah kurz zu diesem und ein Lächeln schlich sich auf sein sonst so verhärtetes und kaltes Gesicht. Es war als wäre er noch hier bei ihm. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, das war das erste Kapitel. Ich will mich für die lieben Kommentare bedanken und hoffe, die FF wird euch weiterhin gefallen.^^ Wenn ihr Fehler entdeckt, oder euch etwas nicht gefällt, dann ist das natürlich willkommen. Kritisiert mich nur. Ansonsten, ja, ich werde mir weiterhin Mühe geben. Ich hoffe man merkt das auch ein klein wenig. ^^’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)