Verdrehte Welt von DoctorMcCoy ================================================================================ Kapitel 3: Rache ---------------- Rache Durch den Umweg, den sie eingeschlagen hatten, waren sie viel länger unterwegs, als Kagome eigentlich vermutet hatte. Dabei wollte sie doch sehnlichst wieder nach Hause. Die Gegend sah zwar nicht großartig anders aus und doch fühlte sich sich unbehaglich an diesem Ort. Sie konnte sich nicht recht erklären, was es genau war, doch sie spürte eine starke, aber auch dunkle, Aura in der Nähe. Vielleicht war nur das der Grunde für ihr Unbehagen. Auf jeden Fall lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken bei dem Gedanken an diese schreckliche Aura. Sie warf immer wieder verstohlene Blicke in den Wald zu ihrer Rechten. Dort lebte der Dämon, dem diese Aura gehörte, von dem Sesshomaru ihr erzählt hatte. Der so stark sein sollte, dass nicht einmal er ihn zu töten vermochte. Kagome hatte es sich schwer vorstellen können, als Sesshomaru das gesagt hatte. Doch jetzt, wo sie seine Stärke spüren konnte, war sie sich wirklich nicht sicher, ob Sesshomaru ihn besiegen könnte. Kagome hatte sich schon öfters gefragt, was das wohl für eine Art Dämon sein könnte. Sie war nämlich noch nie einer derartigen Aura begegnet. Innerlich dankte sie Gott, dass das noch nicht geschehen war, doch es interessierte sie trotzdem. Außerdem wundere sie sich, dass dieser Youkai nicht aus seinem Gebiet kam. Nach den Aussagen von Sesshomaru stellte sie sich diesen Youkai ziemlich bösartig vor. Doch jetzt liefen sie bestimmt schon eine viertel Stunde hier um sein Gebiet herum und er störte sich nicht weiter daran. Das fand sie schon etwas eigenartig. „Er wird uns nicht angreifen.“, bemerkte Sesshomaru, als er Kagomes zweifelnden Blick in Richtung Wald sah. „Er kommt nicht aus seinem Gebiet heraus. Er wird es nur beschützen, wenn wir es betreten. Er verteidigt nur sein Eigentum.“ Kagome betrachtete Sesshomaru skeptisch. „Das klingt ja fast schon so, als ob du ihn verstehen könntest.“ „Es liegt in der Natur des Menschen, die Dinge zu beschützen, die einem wichtig sind.“, meinte Sesshomaru daraufhin. „Aber da ist dein Fehler. Dämonen sind keine Menschen.“, ertönte von irgendwo eine weibliche Stimme. Kurz daraufhin sprang eine Frau von dem nächsten Baum. Wie es schien, saß sie schon lange Zeit dort und hatte nur auf die zwei Reisenden gewartet. Sie trug eine schwarze Kampfrüstung und sie hatte mehrere Waffen bei sich, so dass man daraus schließen konnte, dass sie eine Kriegerin war. Nicht nur ein Schwert hing an der Seite, sondern sie trug auch noch einen riesigen Bumerang auf ihren Rücken. Kagomes Blick war sofort auf diese Waffe gefallen. Daraufhin hatte sie sich diese Frau etwas näher betrachtet und sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie es wirklich war. Sie sah irgendwie so anders aus. Zwar hatte sie die gleiche Frisur und auch eine ähnliche Rüstung an, doch sie war trotzdem komplett anders. Es war die Aura, die Kagome nicht gefiel. Sie strahlte etwas böses aus. Kagome wollte es nicht glauben, sie wollte diesen Gedanken verdrängen. Doch sie sah die Ausstrahlung ihrer Aura auch in ihren Augen. Sie waren so kalt wie Eis. Keine Wärme war darin enthalten, so als ob sie überhaupt keine Gefühle mehr hätte. Kagome schmerzte es, ihre lange und gute Freundin so zu sehen. Sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, dass das nicht Sango war. Es war nicht die liebe, nette und immer um einen besorgte Sango, die sie kannte. Es war eine Sango, die in einer anderen Welt gelebt hatte, die etwas anderes durchgemacht hatte und ganz anders aufgewachsen war. Einfach eine völlig andere Person. Doch schon wie vorhin bei Sesshomaru gelang es Kagome nicht so recht auf Anhieb zwischen den beiden Personen zu unterscheiden. Sie sah noch immer ihre Sango in ihr und sie wollte es einfach nicht wahrhaben. „Bist du es, Sango?“, fragte sie deshalb zaghaft. Auch wenn sie wusste, dass Sango wahrscheinlich ja sagen würde, konnte sie so zumindest noch einmal ihre Stimme hören. Vielleicht klang auch diese anders und sie könnte sich von den Gedanken loseisen. Sesshomaru blickte kurz zu Kagome, die etwas verwirrt neben ihr stand. Er konnte spüren, dass sie verwirrt und ängstlich war. Dann musterte er die Fremde. Er fragte sich, ob sie wirklich Sango sei. Vielleicht kannte Kagome sie aus ihrer Welt. Doch innerlich hoffte er, dass es nicht Sango war. „Woher kennst du meinen Namen?“, verlangte Sango von dem Mädchen zu wissen und vernichtete so die kleine Hoffnung von Sesshomaru. „Ich habe dich noch nie gesehen. Also woher kennst du mich?“ Sango, die vorher nur Sesshomaru fixiert hatte, wandte sich nun vollständig Kagome zu. Kagome war geschockt, als sie ihre Freundin reden hörte. Diese Stimme war so kalt, wie der Rest von ihr. Sie war gebieterisch und zornig. Kagome wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie konnte ihr wohl schlecht die Geschichte erzählen, dass sie aus Versehen in einer anderen parallelen Welt gelandet war und sie selbst aus ihrer eigentlichen Welt her kannte. Das hatte schon lange genug bei Sesshomaru gedauert und sie fand nicht, dass Sango nach einer sehr geduldigen Zuhörerin ausschaute. Sie warf einen hilfesuchenden Blick zu Sesshomaru. Sie hatte nicht die geringste Idee, was sie jetzt tun sollte und sie musste sich eingestehen, dass sie sogar Angst vor dieser Sango hatte. Doch bevor Kagome sich entscheiden konnte, was sie als nächsten Schritt tun würde oder bevor Sesshomaru die Chance hatte einzugreifen, fuhr Sango an Kagome gewandt fort: „Du bist ein Mensch.“ Kagome war erstaunt über ihre Auffassungsgabe und sie hätte auch einen passenden Kommentar abgegeben, wenn sie nicht so viel Respekt vor Sango gehabt hätte. Diese jedoch bemerkte nicht einmal den spöttischen Blick, den Kagome ganz unbemerkt aufgesetzt hatte. „Du bist ein Mensch.“, wiederholte sie. „Warum bist du dann mit einem Youkai unterwegs? Du unterhälst dich mit ihm, als ob du ihn gut kennen würdest.“ °Gut kennen ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich habe ihn gerade mal vor ein paar Stunden getroffen.° „Du solltest dich nie mit einem Youkai einlassen. Das ist nur ein guter Rat von mir. Es könnte tödlich für dich enden.“ Ihre Stimme klang sanfter und für Kagome schien es wirklich so, als ob sie ihr nur helfen wollte. Sie wollte sie beschützen. Kagome war nun etwas beruhigt, denn nun wusste sie, dass Sango nicht durch und durch böse war. Sie hatte etwas Gutes, so wie Kagome es die ganze Zeit gehofft hatte. Doch trotzdem musste sie ihrer Freundin widersprechen: „Danke, für deine Besorgnis, aber Sesshomaru ist an-“ „Sie sind alle gleich. Du brauchst gar nicht zu differenzieren. Auch wenn sie dir lieb und nett vorkommen mögen, haben sie immer dasselbe vor. Sie hassen die Menschen, das liegt in der Natur von Dämonen. Sie können gar nicht anders. Und wenn du glaubst, dass ich besorgt um dich war, dann hast du dich getäuscht. Ich wollte dir nur eine Chance bieten, abzuhauen. Wenn du bleibst muss ich dich mit aus dem Verkehr ziehen. Denn ein Mensch, der auf der Seite eines Youkai steht, ist um keinen deut besser als ein Youkai selbst.“ Sesshomaru hatte sich bisher nicht eingemischt. Er hatte sich still verhalten und den beiden Mädchen zugehört. Er wollte sich ein Bild über Sango machen, auch wenn er schon vieles über sie gehört hatte. Es hatte ihn sehr gewundert, dass sie Kagome einen Ratschlag gegeben hatte und sich gefragt, ob er vielleicht etwas falsches gehört haben sollte. Doch schon direkt danach hatte ihn Sango wieder vom Gegenteil überzeugt. Sie war wirklich das, was er von ihr wusste: eine skrupellose Dämonjägerin, die nicht davor zurückschreckte, alles, was ihr in den Weg kam, ebenfalls zu vernichten. Er war jedoch erstaunt, dass sie so jung war. Er dachte immer, sie wäre eine starke Frau, doch jetzt sah er, dass sie nur ein unerfahrenes Mädchen war. Jedoch ließ sich Sesshomaru nicht von ihrem Alter täuschen. Er kannte die Namen vieler Youkai, die durch ihre Hand starben und es waren nicht gerade die Schwächsten gewesen. Er hatte also genügend Respekt vor ihr und er war auch klug genug, um zu dem Entschluss zu kommen, ihr besser aus dem Weg zu gehen. „Ich habe nicht die Absicht, dir etwas zu tun.“, versicherte Sesshomaru ihr. Er warf Kagome einen Blick zu, um ihr zu bedeuten, dass sie ihm folgen sollte. Sie nickte, um zu zeigen, dass sie verstanden hatte. Er wollte an Sango vorbeigehen, doch diese trat einen Schritt nach rechts, um ihn den Weg zu versperren. Sie zog ihr Schwert und richtete es auf Sesshomaru. „Du irrst, Dämon. Wenn du mich getroffen hast, kommst du nicht mehr davon, um es irgendjemanden zu erzählen. Und besonders du nicht.“ Ihr Blick wanderte nach oben zu seiner Stirn. Ihre Stimme war ruhig gewesen, doch an ihrer Hand konnte man erkennen, dass sie ziemlich nervös war. Sie zitterte heftig hin und her. Sie versuchte sich zu beruhigen umd umklammerte verkrampft ihr Schwert. Sie holte noch einmal tief Luft und holte dann zum Schlag aus. Sesshomaru packte Kagome und sprang zur Seite. Er setzte sie ab, als sie weit genug entfernt waren. „Bleib hier!“, befahl Sesshomaru und rannte dann sofort wieder zurück zu Sango. Nun stand Kagome da. Ganz allein und verlassen. Sie verschränkte die Arme und beobachtete Sesshomaru mit einem beleidigten Blick. °Na toll. Das ist ja genauso wie mit Inuyasha. Er meint auch immer, mich aus allen Gefahren raushalten zu müssen und er traut mir genauso wenig zu wie jetzt Sesshomaru.° „Wenn sie dir zu Hilfe kommt, werde ich nicht davor zurückschrecken sie zu töten.“, versicherte sie ihn. „Aber das wird dich ja sowieso nicht interessieren. Du bist ein Youkai, und darum werde ich dich jetzt töten.“ Mit der freien Hand griff sie nach ihren Bumerang und schleuderte ihn in Richtung Sesshomaru. Dieser wich ihm ohne Probleme aus, indem er zur Seite sprang. Aber genau an der Stelle raste Sango auf ihn zu mit erhobenen Schwert und ließ es auf ihn niedersausen. Sesshomaru konnte gerade noch eine Drehung machen, sodass er danach hinter Sango stand. Sango jedoch drehte sich ebenfalls um, um ihn zu erwischen. Diesmal rechnete Sesshomaru mit dem Angriff und packte einfach ihr Handgelenk, um ihre Attacke zu stoppen. Sango versuchte sich zu befreien. Sie zog mit ihren ganzen Körpergewicht, doch der Griff von Sesshomaru war zu stark. Sie hatte dem nichts entgegenzusetzten. „Das war es also schon.“, stellte Sesshomaru fest. „Und dabei habe ich soviel Gutes von dir gehört.“ Auf Sangos Gesicht breitete sich ein schelmisches Grinsen aus. „Du hast etwas vergessen, mein lieber Youkai.“ In dem Moment hörte Sesshomaru ein zischendes Geräusch hinter sich. Er brauchte nur ein paar Millisekunden, um zu realisieren, dass der Bumerang zu seiner Besitzerin zurückkehrte. Er ließ sie los und sprang in Sicherheit. Sango fing den blitzschnellen Bumerang mit einer Leichtigkeit auf, als ob man denken könnte, sie hätte gerade ein Blatt daran gehindert, auf den Boden zu fallen. Kagome hatte sich noch nicht vom Fleck bewegt. Auch wenn sie sich über Sesshomarus Verhalten aufgeregt hatte, so war ihr doch bewusst, dass sie ohne Waffe wirklich nichts gegen Sango ausrichten konnte. Außerdem wollte sie gar nicht gegen Sango kämpfen. Immerhin sah sie genau wie ihre Freundin aus. Daran konnte man nichts ändern und Kagome konnte sich nicht dazu überwinden, ihr etwas anzutun. Sie hoffte inständig, dass auch Sesshomaru ihr nichts tun würde. Bis jetzt sah es zumindest so aus, als ob er nicht vorhatte, sie zu verletzten. Jedoch war es nur der Anfang des Kampfes, das war Kagome bewusst, und ihr war klar, dass Sesshomaru Sango irgendwie aufhalten musste. Sie glaubte selbst nicht, dass sie etwas mit Reden erreichen könnten. Diesmal warf Sango den Bumerang nicht. Sie lief einfach auf Sesshomaru los, den Bumerang in der einen Hand und das Schwert in der Anderen. Sesshomaru bewegte sich nicht, weder lief er davon, noch begab er sich in irgendeine Kampfstellung. Er wartete einfach darauf, dass Sango ihre Attacke starten würde. Sango bemerke das und wurde noch wütender. Sie dachte, dass dieser Dämon nicht viel von ihr hielt. Doch sie schwor sich, ihm das Gegenteil zu beweisen. Sie schlug mit den Bumerang auf Sesshomarus rechte Seite, um ihn danach frontal mit den Schwert anzugreifen. Jedoch hielt Sesshomaru den Bumerang mit seinen bloßen Händen auf und wartete nur auf den Frontalangriff. Sango überlegte sich blitzschnell eine neue Strategie. Sie ließ den Bumerang einfach los, sodass er zu Boden fiel und entfernte sich ein paar Schritte von Sesshomaru. Auch wenn er stark war, würde Sango nicht aufgeben. Sie atmete ein paar mal tief ein. Sie holte unter ihren Bauchpanzer drei kleine Kugeln hervor. Ohne Umschweife warf sie diese vor Sesshomaru auf den Boden. Es gab einen lauten Knall und schon war Sesshomaru von Rauch nur so umhüllt. Sesshomaru war sehr überrascht. Mit so was hatte er nicht gerechnet. Doch er würde sich auch nicht aus der Fassung bringen lassen. Er schloss seine Augen, da er jetzt nicht mehr viel sehen konnte. Leider musste er feststellen, dass er sich auch nicht auf seinen Geruchssinn verlassen konnte, da der Rauch einen prägnanten Geruch hatte. Seine Nase war viel zu gereizt, um noch andere Gerüche wahrzunehmen. Also beschloss Sesshomaru, sich auf seine Ohren zu verlassen. Er hörte leise Schritte, doch sie waren noch nicht gefährlich nahe. Sango war gut, das wurde ihm spätensten jetzt klar. Sie war so leise, dass er sie kaum hören konnte. Sie wusste, was sie tat, daran bestand kein Zweifel. Doch Sesshomaru war trotzdem zuversichtlich, dass sie nicht die geringste Chance gegen ihn hatte. Er verließ sich ganz auf seine Instinkte. Er würde sich nicht zur Beute machen lassen. Er würde die Kontrolle behalten und sie immer noch jagen. Das konnten Youkai doch am besten. Er bemerkte, wie die Schritte plötzlich mit einem etwas lauteren Schritt aufhörten. Sie war in die Luft gesprungen. Sie wollte von oben angreifen. Gar nicht mal so dumm, dachte Sesshomaru, während er darauf wartete, dass sie herunterkam. Kurz bevor sie ihn erwischt hätte, sprang er einen Schritt zurück. Ihr Schwert sank in die Erde und blieb dort fürs erste stecken. Sie zog es heraus, doch es war zu spät. Sesshomaru war auf sie zugeeilt und boxte ihr in den Bauch. Sie konnte den Schlag nicht mehr abwehren und sank vor Schmerzen auf den Boden. Sesshomaru hatte bewusst so hart zugeschlagen, weil er sie kampfunfähig machen wollte. Er wollte Kagome so schnell wie möglich nach Hause bringen, und diese Dämonenjägerin hielt ihn davon ab. Sango jedoch stand wieder auf und nahm ihr Schwert. „Ich muss dich leider enttäuschen. Besiegt hast du mich noch nicht.“ Kagome fand es nicht toll, dass sich der Kampf nun ins Innere des Rauches verlagert hatte. So konnte sie dem Kampf nämlich nicht mehr folgen. Sie wurde nur noch nervöser und fragte sich, was sich darin wohl abspielen könnte. Außerdem interessierte es sie, wie die beiden da drinnen überhaupt kämpfen konnten. Zumindest fragte sie sich, wie Sango das schafft, immerhin war sie auch nur ein Mensch. Sie wollte gerade etwas näher hingehen, als Sesshomaru aus dem Rauch gesprungen kam und Sango ihm hinterherlief. Sie schwang ihr Schwert und wollte Sesshomaru treffen, doch selbst Kagome erkannte, dass ihre Präzision von vorhin stark nachgelassen hatte. Sie griff unorientiert an, doch sie selbst schien es nicht zu bemerken. Es schien ihr nur noch wichtig Sesshomaru zu besiegen. Sesshomaru wurde es langsam zu lästig. Er zog sein eigenes Schwert und entwaffnete die perplexe Sango mit nur einem Streich. Das Schwert flog ein paar Meter und kam knapp neben Kagome auf den Boden auf. Auch wenn Sango diese Attacke ziemlich irritierte, gelang es ihr sehr überzeugend nichts von ihrer Schwäche zu zeigen. Sie schaute sich kurz um, um zu erfahren, wohin ihr Schwert geflogen war. Als sie sah, wo es gelandet war, konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte dieses kleine törichte Mädchen schon fast während des Kampfes vergessen. Doch ihren Plan wollte sie beibehalten. Zuerst musste der Youkai dran glauben und dann wollte sie sich um das Mädchen kümmern. Was sie mit ihr anstellen würde, war Sango sich noch nicht sicher. Sango wusste, dass sie ohne ihr Schwert keine wirkliche Chance gegen den Youkai hatte. So war ihr vorrangiges Ziel, ihre Waffe wieder zu besorgen. Sie griff nach ihren Bumerang, warf ihn in Richtung Sesshomaru und lief dann auf Kagome zu. Sie vergewisserte sich nicht, ob ihr Bumerang sein Ziel erreicht hatte, denn sie wusste, dass sie es dann nie bis zu ihrem Schwert schaffen würde. Sie vertraute einfach auf ihr Können und in dem Fall auch einfach auf ihr Glück. Sie war nur noch ein paar Schritte vom dem Schwert entfernt. Ihre Hand konnte schon fast den Griff umklammern. Die Fingerkuppen waren nur noch Zentimeter davon entfernt, als sie im Augenwinkel etwas auf sich zulaufen sah. War es etwa das Mädchen? Oder war es doch dieser dreckige Youkai? Darüber wollte sie sich jetzt keine Gedanken machen. Sie wollte einfach nur ihr Schwert erreichen, dann wäre es ihr nämlich egal, wer da auf sie zukam. Ihre Hand wollte sich gerade um den vertrauten Griff schließen, als ein Schmerz Sangos Körper durchzuckte. Sie spürte nur, wie sie wieder nach hinten geschleudert wurde, doch sie schaffte es noch ihr Schwert zu packen. So kam sie unsanft auf dem Rücken auf. Sie stöhnte, als sie auf den Boden aufschlug, und zu dem Schmerz der aus ihrer Magengegend kam, kam nun noch ein Schmerz von ihrem Rücken dazu. Sie rappelte sich langsam und unter Schmerzen wieder auf die Beine. Mist, dachte sie, da war ich wohl nicht schnell genug. Sesshomaru war sehr erstaunt, dass sie nach dieser Attacke direkt wieder aufstehen konnte. Die meisten Menschen würden nach diesem Schlag erst einmal ein bisschen liegen bleiben. Sesshomaru war von ihrer Kraft sehr beeindruckt, doch trotzdem missfiel ihm ihre Dummheit. Sie musste es doch langsam eingesehen haben, dass sie ihn nicht besiegen konnte. Egal was sie auch noch anstellen würde, er wäre ihr auf alle Fälle überlegen. Sesshomaru hatte jedoch nur noch wenig Lust mit ihr zu spielen. Immerhin hatte er jetzt endlich einiges über die berüchtigte Dämonenjägerin erfahren können, doch er glaubte nicht, dass sie noch mehr zu bieten hatte. Seiner Meinung nach, war sie am Ende ihrer Kräfte angelangt und es war nun ein leichtes ihr noch den Rest zu geben. „Du willst also immer noch weiterkämpfen?“, rief Sesshomaru ihr entgegen. Der Griff um ihr Schwert wurde noch fester und sie hielt es ausgestreckt von sich. „Ich habe dir vorhin gesagt, dass ich jeden Youkai, dem ich begegne, auch töten muss. Das ist meine Aufgabe und das werde ich jetzt auch mit dir tun. Es wird mir ein großes Vergnügen sein.“ Sango rannte auf ihn zu, mit erhoben Schwert. Sie schwor sich, dass dies ihr letzter Angriff werden würde. Jetzt oder nie. Sie fixierte Sesshomaru, wollte ihn bloß nicht entwischen lassen. Doch dieser bewegte sich nicht mal einen Milimeter. Er blieb regungslos stehen. Wartete auf das, was da auf ihn zugerannt kam. Kurz vor ihm, holte Sango noch einmal mit ihrem Schwert aus und ließ es auf ihn niedersinken. In diesem Moment bewegte sich Sesshomaru. Seine eine Hand packte Sangos rechtes Handgelenk und die andere umschloss ihre Kehle. Sie war gefesselt, sie konnte sich nicht mehr bewegen. Das einzige, was sie tun konnte, war der ruhigen Stimme Sesshomarus zu lauschen: „Ich bin sehr beeindruckt von deinen Fähigkeiten. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Mensch so stark werden könnte, das muss ich wirklich zugeben. Betrachte das als Lob von dem Prinzen des westlichen Gebiets. Aber du bist am Ende, Dämonenjägerin. Du hast deine ganze Kraft aufgebraucht. Dein ganzer Körper schmerzt und ohne deine große Willenskraft würde er schon längst nicht mehr auf seinen Beinen stehen. Also, frage ich dich nochmal. Willst du nicht endlich aufgeben?“ Auch wenn Sango kaum Luft bekam, konnte Sesshomaru an ihren Augen sehen, dass sie nie im Leben aufgeben würde. Ihre Augen brannten vor Wut und Zorn. Sesshomaru war dies jedoch egal. Er wollte sich nicht länger mit diesem Menschen beschäftigen. „Sesshomaru!“ Kagome kam auf ihm zugerannt. „Bitte lass sie los.“ Es schmerzte sie, ihre Freundin in einer solchen Lage zu sehen. Und bei diesem Bild fiel ihr es schwer, daran zu denken, dass hier Sesshomaru der Gute und Sango die Böse war. Sie schaffte es nicht, ihre Sango und den Sesshomaru aus ihrer Welt zu vergessen und somit störte sie dieses Bild noch mehr. Sesshomaru ließ sie los. Sango sank auf ihre Knie und rang nach Luft. „Lass uns gehen.“, befahl Sesshomaru Kagome. Er wandte sich ab und fuhr seinen alten Weg fort. Kagome blieb noch einen kurzen Moment stehen und schaute auf Sango herab. Sie war am Boden und Kagome fragte sich, wie man soweit gehen konnte. Sie fragte sich, was Sango wohl in ihrem Leben durchgemacht hatte. Unbeantwortet ließ sie die Frage im Raum stehen und machte sich auf, Sesshomaru zu folgen. „Nein!“ Es war fast nur ein Flüstern, doch Sesshomaru und auch Kagome hatten es gehört. Beide drehten sich zu Sango um. „Ich werde noch nicht aufgeben.“ Sie blickte zu Sesshomaru, auf seine Stirn. Auf dem Halbmond, den ihr Blick nicht mehr verlassen wollte. „Nicht jetzt. Ich habe mein ganzes Leben nach dir gesucht. Und ich werde dich jetzt nicht lebend davon kommen lassen.“ Sesshomaru war verwirrt. Woher kannte sie ihn? Ihm jedenfalls kam diese Frau nicht bekannt vor. „Du hast es getan. Auch wenn ich mich nicht an sein Gesicht erinnern kann, weiß ich noch ganz genau, dass er einen Halbmond auf der Stirn hatte. Du warst es. Mein ganzes Dorf. Nicht einen hast du am Leben gelassen. Und mein Vater hat dir auch noch vertraut. Sogar die Kinder. Wie kann man nur so etwas grässliches tun. Wie kann man damit leben?“ Sango schrie und weinte. All ihre unterdrückte Trauer kam nun zum Vorschein. „Ihr Dämonen seid doch alle gleich. Die Menschen sind doch nur Dreck für euch. Was kümmert euch, dass dann ein ganzes Dorf ausgelöscht wird. Aber warum? Warum hast du es getan?“ Sesshomaru ging ein paar Schritte auf sie zu. Kniete sich runter zu ihr und blickte ihr tief in die Augen. Vorhin waren sie noch dunkel gewesen, voller Wut. Nun waren sie hell und Trauer spielgelte sich in ihnen wider. „Ich habe dein Dorf nicht zerstört. Ich würde mich daran erinnern und das tue ich nicht. Also habe ich dein Dorf nicht zerstört.“ Seine Stimme war ruhig. Seltsam beruhigend, fand Sango und plötzlich erinnerte sie sich an etwas, was sie schon lange vergessen hatte. „Du warst es.“ Es klang dieses Mal nicht mehr nach einem Vorwurf. Sie hörte sich vielmehr verunsichert an. Sesshomaru nickte jedoch auf ihren Satz hin. Er näherte sich ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dann stand er auf und ging wieder seine Wege ohne noch ein einziges Mal auf das kleine Mädchen, was es in seinen Augen nun war, zurückzublicken. Kagomes Blick schweifte zwischen Sesshomaru und Sango hin und her. Sie hatte nicht viel von dem Wortwechsel verstanden gehabt. Sie warf noch einen kurzen Blick auf die bitterlich weinende Sango und folgte dann Sesshomaru. „Was hast du ihr gesagt?“, wollte Kagome wissen, als sie ihn eingeholt hatte. „Die Wahrheit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)