Verdrehte Welt von DoctorMcCoy ================================================================================ Prolog: Durch den Brunnen ------------------------- Hallo alle zusammen, das hier ist meine neueste Inu-FF. Mir ist der Gedanke beim Diskutieren mit meiner Schwester gekommen. Ich hoffe, es gefällt euch. Über ein paar Kommis würde ich mich auch sehr freuen. Also, viel Spaß beim Lesen. Kaguyashi Durch den Brunnen Piepiep, Piepiep! Kagomes Hand tastete blind nach dem Wecker. Piepiep, Piepiep! Endlich hatten ihre Finger etwas berührt. Doch es war nur das Buch. Piepiep, Piepiep! Kagome riss entnervt ihre Augen auf. Sofort erblickte sie den piependen Wecker und mit einem kleinen Knopfdruch war er auch schon still. °Das man immer so unsanft geweckt werden muss.° Sie riss die Bettdecke beiseite. Eine Gänsehaut schlich sich über ihre nackten Beine. Sehr merkwürdig, wie sie fand. Denn draußen scheinte die Sonne in all ihrer Pracht und noch gestern hatten sie im Wetterbericht gesagt, dass heute voraussichtlich der heißeste Tag des Jahres werden würde. Also warum war es so kalt in ihrem Zimmer? Noch bevor Kagome sich jedoch überhaupt darüber wundern konnte, war die Kälte auch schon wieder verschwunden. Wie eine kühle Brise war sie aus dem Zimmer verschwunden. Jetzt war es wieder so heiß und schwül, wie an den Tagen zuvor. °Komisch. Habe ich mir das etwa alles nur eingebildet?° Doch diese Sache war schnell wieder vergessen. Sie suchte sich etwas zum Anziehen heraus. Als sie sich endlich für eine dreiviertel-Hose und ein blaues Top entschieden hatte, zog sie sich um. Danach ging sie noch schnell ins Bad. „Kagome, Sota, das Frühstück ist fertig. Kommt ihr runter?“, drang die Stimme von Kagomes Mutter durch das Haus. Kagome hörte, wie die Zimmertür ihres Bruders aufgerissen wurde und tapsende Schritte, die die Treppe runterführten. Kagome, die noch nicht ganz fertig war, rief herunter: „Ich komme gleich.“ Sie band sich noch schnell einen Zopf und lief dann die Treppe herunter in die Küche. Ihre Familie waren schon alle am Esstisch versammelt. Sogar ihre Katze Buyu lag neben ihren kleinen Bruder. Sie setzte sich ebenfalls dazu und fing an, ihren Teller zu füllen. Es war ziemlich still am Tisch. Wie es schien, hatte keiner etwas zu erzählen. °Wenn nicht bald, irgendwer etwas sagt, fängt Opa wieder an, über irgendwelche Traditionen zu erzählen.° So entschied sich Kagome dafür, selbst etwas zu sagen. Und es kam auch nicht zu spät, denn sie sah bei ihrem Opa diesen gewissen Gesichtsausdruck, der für sie nur soviel bedeutete wie, hau schnell ab, oder du bist ein paar Stunden beschäftigt. „Nach dem Essen werde ich wieder in die Sengoku Jidai gehen.“ Sota setzte ein breites Grinsen auf. Mittlerweile war er in diesem Alter, in dem es kleineren Brüdern gefällt, wenn die größeren Schwestern weg sind. Ihre Mutter nickte nur und fragte: „Und wie lange bleibst du diesmal?“ Kagome zuckte die Schulter. „Ich weiß es noch nicht. Kommt drauf an, wie lange mich Inuyasha zwingt, dort zu bleiben.“ Dieses ganze Hin- und Herreisen war schon so zur Gewohnheit geworden, dass es keinen mehr wirklich interessierte. Doch Kagome hatte erreicht, was sie wollte. Denn ihr Großvater schien vergessen zu haben, was er sagen wollten. Mit einem breiten Grinsen auf den Gesicht beendete sie ihr Essen, stand dann auf und ging mit einem „Ich pack dann meine Sachen“ nach oben in ihr Zimmer. Nach einer halben Stunde kam sie wieder herunter. Sie hatte einen großen gelben Rucksack auf den Schultern. Sie verabschiedete sich noch schnell von allen und ging dann hinaus. Als sie die Tür schloss, hörte sie noch ein „Viel Spaß!“ Es war wirklich ein schönes Wetter. Die Sonne strahlte und es war keine einzige Wolke zu sehen. Eine leichte Brise wehte, sodass es einem nicht zu heiß wurde. Kagome hatte schon fast das Bedürfnis, sich einfach nur mal eine Stunde in die Sonne zu legen. Bei Inuyasha würde sie bestimmt direkt zu Arbeit angetrieben. °Es wäre wirklich schön, mal ein bisschen abzuschalten. Gerade fangen die Ferien an, alle freuen sich und ich muss mal wieder kreuz und quer durch die Sengoku Jidai latschen. Selbst wenn ich jetzt hierbleibe, kommt er bestimmt und trägt mich auch zur Not zurück. Dieser sture Hanyou...° Genau in diesem Moment fiel ihr Blick auf den großen Baum vor ihr. Sie hob abwehrend die Hände. „Ist ja schon gut, Inuyasha. Ich mach mich sofort auf den Weg.“ Sie drehte sich gerade in Richtung Schrein, als ihr etwas merkwürdiges ins Auge fiel. Für einen sehr kurzen Moment war die Narbe, die Kikyos Pfeil dem Baum zugefügt hatte, verschwunden. Sie war einfach weg gewesen und der Baum schien gesund zu sein. Als Kagome jedoch nochmals hinblickte, war alles wieder so wie immer. Sie trat auf Goshinboku zu und blieb davor stehen. Ihre Finger glitten über die Narbe. „Komisch. Das ist wirklich seltsam.“, murmelte sie vor sich hin. „Kagome!“ Sie blickte sich hektisch um. Wo war die Stimme hergekommen? Sie konnte niemanden entdecken. Dann starrte sie auf den Baum. Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter und Kagome zuckte vor Schreck zusammen. Sie drehte sich um und blickte in das Gesicht ihrer Mutter. „Wolltest du nicht schon längst gegangen sein?“, fragte diese. „Ja...“, antwortete Kagome abwesend. Sie überlegte noch immer, was das eben gewesen sein könnte. Ein Baum verändert sich ja nicht von einer Minute auf die andere und ist danach dann wieder völlig normal. Irgendetwas ging hier vor, aber was war es nur? Ihre Mutter jedoch musterte sie besorgt. „Vielleicht solltest du nicht gehen. Du siehst irgendwie krank aus.“ „Nein, mir geht es gut.“, kam es sehr schnell von Kagome zurück. Sogar sie selbst war überrascht, wie schnell die Antwort kam. Doch sie wollte jetzt nicht noch länger diskutieren, deshalb verabschiedete sie sich nochmals von ihrer Mutter und ging dann zum Schrein. Als sie im Schrein war, schob sie die Türen hinter sich zu und lehnte sich dagegen. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr. °Was ist nur mit mir los? Warum habe ich denn plötzlich so ein schlechtes Gefühl? Als ob, etwas Schreckliches passieren würde...Und doch habe ich das Gefühl, als ob ich unbedingt durch den Brunnen muss. Was ist hier nur los? Ist das alles nur ein schlechter Scherz meiner Fantasie?° Sie näherte sich Schritt für Schritt dem Brunnen. Mit jedem Schritt wurde dieses beklemmende Gefühl stärker. Es sagte ihr, sie solle auf der Stelle umdrehen und zurück ins Haus gehen. Auch wurde ihr wieder kälter. Sie versuchte sich selbst zu wärmen. „Es ist Sommer und mir ist kalt. Vielleicht bin ich ja wirklich krank.“ °Vielleicht hat Mama ja Recht. Ich sollte vielleicht nicht gehen ... Wer weiß, warum sich so ein mieses Gefühl habe. Es könnte etwas Schlimmes passieren ... oder auch gar nichts. Aber ist es das Risiko wert?° Ohne sich selbst die Frage zu beantworten, ging sie weiter auf den Brunnen zu. Sie starrte in das dunkle Loch und sofort wurde ihr noch kälter. Das beklemmende Gefühl entwickelte sich langsam in Angst. „Was ist hier nur los?“ Kagome klang verzweifelt. Sie hielt sich am Brunnenrand fest. Als sie auf ihre Hände blickte, sah sie, dass sie zitterten. Erst da bemerkte sie, dass ihr ganzer Körper zitterte. Vor Angst. Und Kagome konnte sich nicht einmal erklären, warum sie plötzlich so schreckliche Angst hatte. Die Angst war kaum auszuhalten und trotzdem hatte sie immer noch das Verlangen jetzt auf der Stelle in den Brunnen zu springen. „Beruhige dich, Kagome. Es ist doch alles normal. Und das eben mit den Baum war bloß Einbildung. Er hat sich nicht verändert.“, sprach sie zu sich selbst. Ein Lachen. Ein höhnisches Lachen. Kagome hatte es genau gehört. Da war sie sich ganz sicher. Das hatte sie sich jetzt nicht eingebildet. Sie blickte sich um, doch sie konnte wegen der Dunkelheit nicht viel erkennen. Deshalb rief sie: „Wer ist da?“ Sie horchte, doch keine Antwort kam. „Anwortet mir!“ Noch immer kein Mucks. Kagome war es dann auch schon leid, jemanden zu rufen, der gar nicht antworten würde. So ging sie zur Tür und schob sie auf. Die Sonne kam herein und erhellte den ganzen schrein, doch weit und breit war niemand zu sehen. Auch als sie hinausging, um einmal um den Schrein zu laufen, entdeckte sie keinen. Das wunderte sie nicht besonders. Was war schon ein Lachen, das von einer vermeintlich bösen Person stammte, gegen die anderen Sachen, die heute schon alle passiert waren. Schon wieder stand sie vor dem Brunnen und überlegte, ob sie nun hineinspringen sollte oder nicht. Zum einen waren da die ganzen Ereignisse und ihr schlechtes Gefühl, aber auf der anderen Seite hatte sie ein sehr starkes Verlangen dort hineinzuspringen. °So, Kagome, was spricht denn dagegen? Eigentlich doch nur, die ganzen komischen Dinge, die heute passsiert sind, oder die ich mir auch vielleicht einfach nur eingebildet habe. Auf der anderen Seite muss ich heute sowieso noch dadurch, denn gleich wird bestimmt schon Inuyasha kommen und genervt fragen, warum ich mal wieder so lange brauche. Also ich könnte jetzt auf Inuyasha warten oder ich könnte jetzt auch einfach reinspringen und mir so gleich die peinliche Erklärunge, warum ich hier doof auf ihn gewartet habe, ersparen.° Kagome entschied sich dafür, sich diese peinliche Erklärung zu ersparen, so stellte sie ihr Bein auf den Brunnenrand. Das Gefühl war immer noch da, doch sie versuchte es, so gut es ging, zu verdrängen. °Was kann denn schon so Schreckliches passieren? Auch wenn etwas geschieht, dann ist es doch auf der anderen Seite und da ist doch Inuyasha, der mich beschützt. Also, Kagome, spring endlich.° Dieser Gedanke schaffte es, ihre Erlebnisse des heutigen Tages nicht mehr so schlimm wirken zu lassen. Sie fasste neuen Mut und sprang in den Brunnen. Sofort tauchte sie in ein bläuliches Licht ein und schon im nächsten Moment war sie auf den Boden des Brunnen angekommen. Kagome atmete heftig. Sie hatte es getan. Sie war hineingesprungen. Jetzt hoffte sie nur noch, dass das keine Fehler gewesen war. Doch im Moment konnte sie noch nichts Ungewöhnliches feststellen. Sie blickte hinauf und sah in einen wunderschönen blauen Himmel. Keine schwarzen Wolken verdeckten ihn. Auch als sie horchte, konnte sie nur Vogelgezwitscher hören. Kein Kampfgeschrei oder etwas ähnliches war zu hören. Sie holte noch einmal tief Luft und kletterte aus dem Brunnen. Als sie sich umsah, atmete sie erleichtert aus. „Siehst du, Kagome. Es ist alles ganz normal. Und so friedlich wie immer.“, kam es freudig von ihren Lippen. Doch sie bemerkte nicht die beiden rotglühenden Augenpaare, die sie von weiten beobachteten. Kapitel 1: Verwirrt ------------------- Hallihallo. Da bin ich wieder und bringe gleich ein neues Kapitel mit. Ich hoffe, dass euch auch dieses hier gefallen wird. Und natürlich würde ich mich auch wieder über Kommis sehr freuen. Viel Spaß noch beim Lesen. Kaguyashi Verwirrt! °Wo ist er denn? Sonst kommt er doch immer und holt mich ab?° Kagome zuckte mit den Schultern. °Naja, dann gehe ich ahlt alleine. Ist ja nicht so, als ob ich den Weg nicht kennen würde.° Sie richtete ihren Rucksack zurecht und machte sich auf den Weg in Richtung Dorf. Sie war nur ein paar Meter gegangen und schon tauchte ein Dämon vor ihr auf. Er war mindestens doppelt so groß wie sie und hatte was von einer Mischung aus einem Schwein und einer Echse. Also kurz gesagt, der Dämon war ziemlich hässlich. Kagome griff instinktiv nach ihrem Bogen, doch zu ihrem Bedauern musste sie feststellen, dass sich auf ihrem Rücken nicht anderes befand, als der Rucksack. Und mit dem konnte sie sich schlecht gegen einen Dämon wehren. °Mist ... klar muss ich meinen Bogen bei Kaede lassen. Es ist ja nicht so, als ob mir auf den Weg zum Brunnen nichts passieren könnte. Hier wimmelt es doch überall nur von Dämonen. So dumm kann auch nur ich sein.° Während Kagome sich in Gedanken über sich selbst aufregte, kam der Dämon immer näher auf sie zu. Doch Kagome hatte ihn keinesfalls vergessen. So dumm war sie nun auch wieder nicht. So reagierte sie und wich ebenfalls ein paar Schritte zurück. Sie hatte zwar keinen Bogen, doch das hieß natürlich nicht, dass es völlig aussichtslos wäre. Kagome blieb noch ein kleiner Hoffnungsschimmer. °Er sieht ziemlich dumm aus. Vielleicht kann ich ihn ja irgendwie austricksen.° Wer weiß, wie Kagome auf diesen Gedanken kam. Vielleicht lag es ja an dem Kopf, der so ähnlich aussah, wie der von einem Schwein. Schweine sind zwar an sich ganz klug, aber dieser Dämon sabberte und das verlieh der ganzen Erscheinung des Dämons doch eher einen hirnlosen Aspekt. In Sekundenschnelle dachte sich Kagome einen Plan aus. Sie fand selber nicht, dass er besonders toll war, doch sie hoffte einfach inständig, dass der Dämon einfach so blöd war, wie er aussah. Sie bückte sich, anhm einen großen Stein in die eine Hand und etwas Erde in die andere. Schon da war Kagome froh, dass der Dämon sie nicht genau in diesem Moment angriff. Als sie sich wieder aufrichtete, schmiss sie die Erde in die Augen des Dämons. Dieser schrie sofort vor Schmerz auf und versuchte die Erde, wieder aus seinen Augen zu kriegen, doch das war leichter gesagt, als getan. Kagome hingegen beschäftigte sich nicht mit den sinnlosen Verfahren des Dämons und kam zum zweiten Teil ihres Plans. Nun warf Kagome den Stein weit links von sich. Als sie sah, dass der Dämon auf dieses Geräusch reagierte, sprintete sie so schnell, jedoch so leise wie möglich, in die entgegengesetzte Richtung. Sie wagte es nicht nach hinten zu blicken. Der Gedanke, dass er genau hinter ihr sein könnte, machte ihr nur Angst. Sie lief jetzt schon eine ganzes Stück. Mittlerweile ging ihr langsam die Puste aus. Sie musste einfach anhalten, doch davor wollte sie sich noch vergewissern, ob er wirklich nicht hinter ihr war. Sie drehte ihren Kopf nach hinten und konnte den Dämon weit und breit nicht sehen. °Das gibt es nicht. Ich habe es wirklich geschafft. Ich kann es gar nicht glauben. Das ist wirklich ein dummer-° Dieser 'dumme' Dämon stand plötzlich wieder vor ihr, als ob er vom Himmel gefallen wäre. Jedoch ging das so schnell, dass es Kagome kaum realisieren konnte, geschweige denn ans Bremsen gedacht hatte. So lief sie mit voller Geschwindigkeit gegen das Bein des Dämons und landete unsanft auf dem Boden. Kagome blickte nach oben. Jetzt, wo sie auf den Boden saß, sah der Dämon noch um einiges größer aus. Sie kroch ein paar Meter zurück, sodass sie sich nicht mehr genau unter ihr befand. Der Dämon schien sich nicht daran zu stören. Immerhin hatte er ihr schon bewiesen, dass Weglaufen bei seiner Schnelligkeit nicht nützte. „Du bist ein cleveres kleines Ding, aber das wird dir nicht helfen. Du wirst nämlich heute noch als mein Mittagessen enden!“, verkündete der Dämon mit einer bedrohlich-klingenden, tiefen Stimme. °So dumm kann er also doch nicht sein. Immerhin kann er sprechen-was?° „Was?“, schrie Kagome entsetzt, als sie realisierte, was er soeben gesagt hatte. „Du willst mich fressen?“ Kagome war geschockt und das war ihr auch anzusehen. Der Dämon gefiel es, sie so zu sehen. Bis jetzt war ihr dieses Mädchen doch ein wenig zu mutig gewesen. „Was sollte ich denn sonst mit dir machen?“, fragte der Dämon amüsiert. „Ich weiß nicht.“, stammelte Kagome. „Bis jetzt wollten mich Dämonen immer nur töten.“ „Aber was hätte ich denn davon? Ich töte dich, und was dann? Was soll ich denn dann heute essen? Für mich ist es besser, dich als Mittagessen zu nehmen und für dich macht es sowieso keinen Unterschied. Denn du hast Glück. Ich töte nämlich meine Beute davor. Ich mag es nicht, wenn sie vor Verzweiflung rumschreien und mit diesem Weinen nicht mehr aufhören können. Also ob ich dich jetzt töte und anschließend esse, oder ob ich dich einfach nur töte, macht für dich doch keinen Unterschied.“ Der Dämon hatte zwar Recht, doch Kagome gefiel der Gedanke nicht, überhaupt zu sterben. Sie wollte viel lieber leben, doch sie wusste nicht mehr, was sie machen sollte. °Oh Gott, Inuyasha, wo bist du? Bitte komm. Ich brauche deine Hilfe. Ich brauche sie wirklich dringend.° „Genug herumgespielt. Ich bin hungrig.“, meinte der Dämon. Er packte Kagome mit seiner Klaue und drückte sie, sodass sie kaum noch Luft bekam. Doch der Dämon ließ es langsam geschehen. Wenn er gewollt hätte, hätte er Kagome, mit einem für ihn kleinen Druck, umbringen können, doch er liebte es seine Opfer leiden zu sehen. Schreien konnte sie nicht. Dafür bekam sie nicht genügend Luft. Doch dieser Schmerz war fast unerträglich. Ihre Lungen wurden zugedrückt und es fühlte sich fast so an, als ob sie explodieren würden. Immer weiter zogen sie sich zusammen, je weniger Luft sie bekam. Sie versuchte sich aus den Fängen des Dämons zu befreien, doch das war unmöglich, wie sie schnell darauf feststellte. Sie konnte nicht tun außer hoffen. °Inuyasha, bitte komm endlich. Inuyasha.° Die Luftreserven, die sie noch gehabt hatte, gingen zur Neige. Sie wusste, dass es gleich zu Ende sein würde. Wenn Inuyasha jetzt nicht kam, war es zu spät. Doch selbst jetzt hoffte Kagome noch, dass er kommen würde. „Inu..ya..sha...“, flüsterte sie. Alles verschwomm vor ihren Augen. Den Dämon konnte sie nur noch schemenhaft erkennen. Gleich würde sie nur noch schwarz sehen. Doch bevor dies geschah, spürte sie plötzlich, wie wieder Luft in ihre Lunge gesaugt wurde. Mit einer solchen Geschwindigkeit, das es auch fast schon wieder wehtat. Als sie auf dem Boden aufkam, keuchte sie. Luft. Sie konnte wieder atmen. Doch wem hatte sie das zu verdanken? Sie blickte auf, doch konnte nichts erkennen. Immer war noch alles verschwommen. Sie sah nur, wie irgendjemand mit dem Dämon kämpfte. Kagome war es erst einmal egal. Sie war nur froh, dass jemand ihr zur Hilfe gekommen war. Sie legte hin und atmete die frische Luft. Es tat zwar immer noch weh, doch mit jedem Atemzug wurde es besser. Und mittlerweile konnte sie auch wieder sehen. Das Gras vor ihrer Nase wurde immer klarer, bis es so scharf wie eh und je war. Nun wollte sie unbedingt wissen, wer sie gerettet hatte. Sie setzte sich auf. Jedoch stand ihr Retter noch mit dem Rücken zu ihr und sie konnte nur die langen silbernen Haare sehen. °Inuyasha...also bist du doch gekommen.° Sie wollte gerade aufstehen und zu ihm gehen, als sich ihr Retter umdrehte und Kagome sofort vor Schock wieder zu Boden fiel. °Was? Wieso?° Kagome konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das plötzliche Auftauchen von Sesshomaru brachte sie total aus der Fassung. °Da bin ich nun vor dem einen Dämon gerettet und habe es dann gleich mit dem nächsten zu tun. Das nennt man wohl, vom Regen in die Traufe kommen. Aber was will er denn eigentlich hier? Und warum zum Teufel hat er mich gerettet?° Fragen, auf die Kagome absolut keine Antwort wusste. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sesshomaru besorgt. Kagome fielen fast die Augen aus, oder zumindest sah das so aus. Sie konnte es nicht fassen, was er da gerade gesagt hatte. Hatte er wirklich gefragt, wie es ihr ging? Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Sowas würde Sesshomaru nie im Leben machen. Doch bevor sie ihn fragen konnte, was mit ihm los war, packte er sie am Arm und meinte nur: „Wir müssen hier verschwinden. Er wird bald kommen.“ Kagome verstand nur noch Bahnhof, doch sie wurde einfach von ihm mitgezerrt. Nach endlosen zehn Minuten, wie Kagome fand, kamen sie endlich zum Stehen. Sofort riss sie sich von Sesshomaru los und brachte erst einmal ein paar Meter Abstand zwischen ihnen. Sie wollte hier nur weg, doch sie vergaß dabei natürlich nicht, wie stark Sesshomaru war, deshalb hielt sie sich noch zurück. °Was soll ich denn nur machen? Ich hatte doch gegen diesen zweitklassigen Dämon schon keine Chance. Wie soll ich denn dann vor ihm fliehen?° „Ich habe noch nie gesehen, dass Mädchen Hosen tragen. Das ist mir fremd. Also sag, wo kommst du her und was suchtest du in Inuyashas Wald?“, fing Sesshomaru an. °Was redet er denn jetzt schon wieder? Er weiß doch, woher ich komme. Und was ich in Inuyashas Wald suche, ist ja auch eine selten dämliche Frage. Langsam glaube ich, dass Sesshomaru ganz schlimm auf den Kopf gefallen ist.° Kagome war nur noch verwirrter und bekam kein einziges Wort heraus. Sesshomaru aber dachte, es hätte einen anderen Grund, weshalb sie nicht sprach. So ging er vorsichtig einen Schritt auf sie zu und versuchte sie zu beruhigen: „Ich weiß, ich bin ein Youkai. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dir nichts tun.“ Egal, was Kagome sich vorgenommen hatte. Jetzt konnte sie sich einfach nicht mehr zusammenreißen. „Du hasst doch Menschen. Also mach mir nichts vor.“, warf Kagome ein. Sesshomaru schüttelte seinen Kopf. „Du kennst mich doch gar nicht. Also woher meinst du zu wissen, dass ich Menschen hasse?“ Kagome seufzte. °Also entweder tut er nur so blöd, oder er hat wirklich etwas auf dem Kopf bekommen.° „Ich kenne dich aber. Du bist Inuyashas Halbbruder und jedesmal wenn du uns angegriffen hast, hast du laut rumposaunt, dass du Menschen nicht ausstehen kannst. Vielleicht komme ich deswegen auf die Idee, dass du Menschen hasst.“, konterte sie. Sesshomaru schien konfus. Für Kagome war es eine neue Erfahrung. Sie hatte den Prinz der westlichen Gebiete noch nie verwirrt gesehen und es machte ihr auch irgendwie Angst. Wenn er schon die ganze Situation nicht verstand, wie sollte sie es dann erst verstehen. „Woher weißt du, dass Inuyasha und ich verwandt sind? Und was hast du mit ihm zu schaffen? Du hast doch eben seinen Namen gerufen.“, wunderte Sesshomaru sich. °Er macht mir wirklich Angst. Aber nicht so wie sonst. Er ist irgendwie anders. Er interessiert sich plötzlich für alles. Sonst hat er doch keine Wort gesprochen.° Langsam wurde es zwar für Kagome zu blöd, doch sie beantwortete trotzdem seine Fragen: „Ich reise schon seit einiger Zeit mit Inuyasha durch die Gegend und dann haben wir dich natürlich auch schon ein paarmal getroffen. Daher weiß ich, dass ihr verwandt seid.“ Für Sesshomaru war es eindeutig klar, dass dieses Mädchen nicht mehr alle Tassen im Schrank haben konnte. Sie sprach von Inuyasha, als wäre er ein zahmes Hündchen und ihn verwandelte sie ihn einen gefühlskalten Dai-Youkai. Aber Sesshomaru war natürlich längst schon aufgefallen, dass es besser war einfach mitzuspielen. „Und was macht ihr auf euren Reisen so?“, fragte er also nach. „Wir suchen die Splitter des Juwels der vier Seelen.“ Da sie keine Lust hatte, ihm noch mehr zu erklären, holte sie einfach das Döschen, was sie immer um den Hals trug, hervor. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Splitter merkwürdig leuchteten. Nun waren ihre Gesichtsausdrücke nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Erstaunt und fassunglos starrten sie auf das Döschen. Kagome war darüber überrascht, dass die Splitter so eigenartig leuchteten. Sesshomaru hingegen konnte es einfach nicht fassen, was er dort vor sich sah. „Splitter des Juwels? Aber wie ist das möglich?“, wunderte er sich. Kagome fand, dass er jetzt genauso aussah, wie sie sich die ganze Zeit gefühlt hatte. „Ja, ich habe das Juwel aus Versehen zerstört.“, gab sie kleinlaut von sich. Es war ihr immer noch peinlich, obwohl sie schon alles tat, um es wieder gut zu machen. „Das Juwel ist vollständig und niemand hat es zerstört. Ich wäre der Erste, der davon erfahren würde. Also, jetzt hör endlich auf mit deinem Theaterspiel.“, fauchte er. °Oh, er wird wütend. Das ist nicht gut. Dabei ist doch er derjenige, der nur Mist erzählt. Also was soll ich denn machen? Einfach weglaufen ist zu riskant.° Daher entschied sich Kagome für die noch riskantere Version. Sie sprang auf und brüllte ihm ihren Protest förmlich ins Gesicht. „Du siehst doch hier die Splitter. Ist das nicht Beweis genug. Außerdem bin ich nicht diejenige, die sich eigenartig aufführt, sondern du. Du verhälst dich komisch und dann meinst du auch noch, dass das Juwel noch vollständig sei, was es schon seit mindestens einem Jahr nicht mehr ist. Seitdem reisen Inuyasha und ich gemeinsam auf der Suche nach den Splittern durch die Gegend. Wir wollen auch noch Naraku besiegen, ein hinterhältiger und fieser Halbdämon, der auch versucht, sich das Juwel anzueigenen.“ „Das kann sie nicht alles erfunden haben oder sie hat eine sehr rege Fantasie.“, sprach er zu sich selbst. „Nein, das habe ich auch nicht.“, erwiderte sie. Den zweiten Teil des Satzes überhörte sie einfach. Sie hatte nicht noch mehr Lust auf irgendwelche Streite. „Aber wenn du es nicht erfunden hast, dann erklär mir doch bitte, warum ich in einer völlig anderen Welt lebe als du? In einer Welt, wo das Juwel im Besitz eines sehr mächtigen Dämons ist und ich noch nie zuvor von einm Naraku gehört habe.“, wollte Sesshomaru wissen. Darauf wusste Kagome keine Antwort. Sesshomaru klang nämlich sehr überzeugend. °Also wenn er nicht spinnt und ich nicht spinne, dann möchte ich doch endlich wissen, was zum Teufel hier los ist? Warum ist hier alles so verdreht?° Kagome ließ sich seufzend auf das Gras nieder. Sie war niedergeschlagen und wusste nicht mehr, was sie tun sollte. „Ich weiß doch auch nicht, was hier los ist. Ich bin doch ganz normal durch den Brunnen gekommen und-“ „Durch welchen Brunnen denn?“, war seine einzige Frage, doch Kagome ignorierte ihn völlig. °Der Brunnen! Das ist der Grund. Mein schlechtes Gefühl und die ganzen Zeichen. Es muss irgendetwas mit dem Brunnen zu tun haben, dass ich hier gelandet bin. Aber wo bin ich denn überhaupt? Es ist zwar die gleiche Zeit, aber trotzdem ist alles anders ... oder zumindest Sesshomaru.° Kapitel 2: Erinnerung --------------------- Erinnerung „Das ist ja interessant.“, meinte Sesshomaru, nachdem Kagome ihm alles erzählt hatte. Über ihre Welt und über die Zeitreise durch den Brunnen ins Mittelalter. „Und du hast nichts anders gemacht als sonst, was dein Auftauchen hier erklären könnte?“ „Eigentlich nicht. Man kann ja auch nicht viel falsch machen bei einem Sprung durch einen Brunnen. Aber ich hatte so ein eigenartiges Gefühl.“, gab sie ihm die Antwort. Sesshomaru stutzte. „Was denn für ein Gefühl?“ „Es ist schwer zu erklären.“, fing sie an. „Von der einen auf die andere Sekunde wurde mir plötzlich eiskalt. Tief in mir drinnen wusste ich, dass ich nicht gehen durfte, doch da war auch noch ein großes Verlangen, schon fast eine Stimme, die mir zuflüsterte, ich müsste springen. Außerdem habe ich gesehen, wie sich für einen kurzen Moment der Baum veränderte.“ Sie hielt inne. „Können wir zu Goshinboku gehen?“,fragte sie an Sesshomaru gewandt. „Nein!“, kam es ohne Umschweife von ihm. „Das ist nicht möglich.“ Kurze Zeit später fügte er hinzu: „Es ist sein Gebiet.“ „Wessen Gebiet?“, kam es zögerlich von Kagome. Sie hatte etwas Angst, denn irgendwie fühlte sie sich für kurze Zeit an den Sesshomaru aus ihrer Welt erinnert. Sesshomaru drehte sich um und blickte in den Wald. Die ersten Äste der Bäume konnte man noch gut erkennen, doch schon einige Meter entfernt, verschwanden sie in der Dunkelheit des Dickkischts. Für Sesshomaru jedoch war es kein Problem auch diese zu sehen. Er starrte auf einen Zweig, der eine wunderschöne Blüte trug. Er wollte es ihr nicht erzählen. Er hasste es über ihn zu reden. Der, der ihm um so vieles überlegen war. Denjenigen, den er nicht besiegen konnte. Gegen wen er einfach nur hilflos war. „Dort lebt ein sehr starker Dämon. Es ist zu gefährlich dorthin zu gehen. Er würde uns als eine Bedrohung ansehen und uns angreifen.“ Kagome war verwundert. „Aber kannst du diesen Dämon denn nicht vernichten? Ich meine nur, dass du doch bestimmt stärker als er bist, oder nicht? Zumindest bist du in meiner Welt sehr mächtig. Es gibt sehr wenige, die sich mit dir messen können.“ Er wandte sich Kagome zu und sagte mit klarer Stimme: „Ich bin stark, das stimmt.“ Nun wandte er sich wieder der dunklen, scheinbaren, Endlosigkeit des Waldes zu und fügte um vieles leiser hinzu: „Aber ich kann ihn nicht vernichten.“ Obwohl er sehr leise gesprochen hatte, hatte Kagome jedes Wort verstanden und sie wusste, dass sie auch nichts mehr weiter fragen sollte. Ihr kam es eigenartig vor, wie Sesshomaru sich verhielt. Für ihn war es vielleicht normal, doch sie kannte einen ganz anderen Sesshomaru. Sie fand es sogar ein wenig unheimlich. So hätte sie sich Sesshomaru nicht mal in ihren kühnsten Träumen vorgestellt. °Langsam wird mir das hier echt zu viel. Sesshomaru zeigt Gefühle. Das ist ja schon fast schlimmer, als wenn er dich eiskalt angreift. Es macht einen fast schon Angst. Und das beunruhigt mich noch mehr. Bei so einem netten Sesshomaru sollte ich doch keine Angst haben. Das ist hier alles so verwirrend. Ich will endlich wieder nach Hause.° Als ob Sesshomaru ihre Gedanken gelesen hätte, sagte er: „Wir sollten dich dringend nach Hause schaffen. Du gehörst nicht in diese Welt.“ °Ja, da hat er völlig Recht. Nach Hause klingt gut.° „Und wie sollen wir das anstellen?“, fragte Kagome unschuldig. Sie konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass sie einfach wieder in den Brunnen springen könnte und dann mir nichts, dir nichts wieder in ihre Welt zu reisen. „Auf den gleichen Weg, wie du auch hergekommen bist.“, meinte Sesshomaru nur gleichgültig. Kagome blickte skeptisch drein, da sie sich immer noch nicht vorstellen könnte, dass es funktionierte. Sesshomaru interpretierte ihre Mimik falsch und ergänzte dann unnötigerweise: „Durch den Brunnen!“ Er hatte zwar nicht erwähnt, dass er annahm, dass Kagome ihn nicht verstanden hatte, aber ihr blieb das nicht verborgen. Sauer verschränkte sie ihre Arme und erwiderte trotzig: „Ach, durch den Brunnen? Tut mir leid, mein lieber Sesshomaru, aber ich bin mir nicht sicher, ob-“ Die erhobene Hand und der strenge Blick von Sesshomaru ließ sie verstummen. „Ein Versuch ist es wert. Wenn es nicht klappt, können wir uns immer noch eine andere Möglichkeit ausdenken.“, beendete er somit das Gesprächsthema. °Wo er Recht hat, hat er Recht. So ein Mist, das gefällt mir überhaupt nicht. Aber es stimm ja. Ich würde mich nur ärgern, wenn es geklappt hätte, und ich hätte es nicht ausprobiert. Ich hätte es ja dann auch wahrscheinlich nicht mal erfahren. Kompliziert.° Kagome war noch immer ein wenig eingeschnappt, weil ihr es einfach nicht gefiel, dass Sesshomaru recht hatte. Sie ging an ihm vorbei und machte sich auf den Weg in Richtung Brunnen. Sesshomaru blickte ihr kurz hinterher und folgte ihr dann leise. Kagome versuchte Sesshomaru einfach zu ignorieren, doch dies gelang ihr nicht wirklich lange. Schon nach ein paar Minuten drehte sie sich zu ihm um und blieb stehen. „Du willst mir also helfen?“ „Von wollen ist da überhaupt keine Rede. Ich muss es ja wohl oder übel.“, entgegnete er trocken und würdigte sie dabei keines Blickes. °Er scheint beleidigt zu sein. Da kann man sich doch nur fragen, warum? Ich habe ihm doch nichts getan. Er war doch derjenige, der sich hier so aufgespielt hat.° „Und warum bitteschön? Ich habe dich nicht darum gebeten.“, giftete sie ihn an. „Du würdest doch keine zehn Minuten überleben. Es wäre unverantwortlich, dich alleine gehen zu lassen.“, keifte er zurück. Kagome hätte nicht erwartet, dass er so auf sie eingehen würde. Das war sie nur von Inuyasha gewohnt, jedoch nicht von seinem Bruder. Jedoch hätte sie auch nie im Leben ein solche Antwort erwartet. „Du bist ein Youkai, Sesshomaru, und kein heiliger Samariter. Es dürfte dir eigentlich egal sein, ob ich das Zeitliche segne oder heil zu Hause ankomme.“ Das schien bei Sesshomaru eine Wunde getroffen zu haben. Er verstummte und blickte zu Boden. Erst als er sich wieder etwas gefangen hatte, sagte er ruhig: „Vor dir muss ich mich nicht rechtfertigen!“ Stille. Nach diesem Satz wagte Keiner der beiden noch etwas zu sagen. °Warum habe ich ihn denn so angeschrien. Er wollte mir doch nur helfen und wie danke ich es ihm? Außerdem habe ich lieber Sesshomaru an meiner Seite, als dass ich auf diesen Youkai stoße und das ohne ihn. Ich glaube nicht, dass ich dann noch lange leben werde. Ich sollte mich entschuldigen.° „Es tut mir leid. Es war nicht fair, dich so anzuschreien. Du wolltest mir ja nur helfen. Ich bin dir wirklich sehr dankbar dafür. Weißt du, ich bin es nicht gewohnt, dass sich ein Youkai um einen Menschen sorgt. Außerdem bin ich ziemlich aufgebracht, weil ich einfach nur noch wieder nach Hause will.“ Die ganze Zeit über hatte Kagome betreten zu Boden geschaut. Sie fand es nicht üblich, sich bei einem Youkai zu entschuldigen. Besonders der Gedanke, bei Sesshomaru um Verzeihung zu beten, missfiel ihr sehr, selbst wenn er in dieser Welt so völlig anders war. Es war einfach nur komisch. Diese ganze Welt war eigenartig. Sie wollte unbedingt wieder nach Hause. Zu ihrem störrischen Hanyou, zu ihren liebevollen Freunden und auch zu dem eiskalten Sesshomaru. So war die Welt in Ordnung, so war sie richtig. Hier war alles falsch. Kagome blickte auf, um Sesshomaru gerade zu fragen, ob er sie noch immer begleiten würde, doch er war schon ein ganzes Stückchen weiter vorne, was sie sehr irritierte. „Nun mach mal schneller oder willst du, dass wir noch um Mitternacht unterwegs sind.“, sagte Sesshomaru. Kagome musste lächeln. Er war gar nicht so übel. Man könnte sich vielleicht doch an ihn gewöhnen, wenn man vergessen könnte, dass er Sesshomaru ist. Man müsste ihn einfach nur als einen ganz anderen Menschen sehen. „Ich komme.“, rief sie im hinterher, lief das kurze Stück, um ihn einzuholen und ging dann an seiner Seite. Sie gingen schon eine ganze Weile stumm nebeneinander her, bis es Kagome nicht mehr aushielt. „Ich habe dir doch eben so viel von meiner Welt erzählt. Jetzt würde ich auch gerne etwas von deiner erfahren. Ich wollte dich eigentlich schon die ganze Zeit etwas fragen. Ist Inuyasha hier auch irgendwo oder existiert er hier überhaupt nicht? Du meintest ja auch, dass du einen Naraku überhaupt nicht kennst. Vielleicht hat sich dein Vater nie in Isayoi verliebt.“, löcherte sie Sesshomaru. „Doch, mein Vater lernte sie kennen und verliebte sich in sie. Inuyasha wurde geboren.“, ließ er ihre Zweifel schwinden. Kagome war aufgeregt. Es gab ihn also. Ob er auch anders war? Oder ob er genauso sein würde, wie sie ihn kennengelernt hat? „Wo ist er denn?“, fragte nun Kagome umso nervöser. Ihr war klar, dass sie zwar gleich wieder in ihrer Welt sein würde, wenn alles klappen sollte, und dass sie ihn wohl dann nie zu Gesicht bekommen würde, doch irgendwie war sie aufgeregt. Sie konnte sich selbst kaum erklären, wieso. „Er ist tot.“, kam die knappe Anwort von Sesshomaru. Kagome war geschockt. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust. Es schlug immer schneller, sie versuchte es mit ihrer Hand zu unterbinden, doch es wollte keine Ruhe geben. °Tot?° Zu mehr waren ihre Gedanken nicht im Stande. Nur dieses eine Wort spukt in ihrem Kopf herum. Tot. Sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Sie wusste, dass gleich eine Träne daraus entschwinden würde. Kaum hatte sie das realisiert, passierte es auch schon. Einer winzig kleinen Träne gelang es aus ihren Augen zu treten und bahnte sich ihren Weg über ihre Wange. Bevor sie jedoch auf den Boden fallen konnte, wischte Kagome sie fort. Sie rieb sich einmal über die Augen, um auch die restlich Feuchtigkeit in ihnen zu unterbinden. Sie schluckte noch einmal und fragte ihren Begleiter mit zittriger Stimme: „Wie ist das denn passiert?“ „Ein Dämon hat ihn besiegt.“, kam es schon fast flüsternd zurück. In der nächsten Zeit sprach keiner. Sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Kagome versuchte mit ihren Gefühlen klar zu kommen. Sie konnte es nicht verstehen. Diese Neuigkeit versetzte sie so in Schock, dabei kannte sie Inuyasha aus dieser Welt doch gar nicht. Er hätte ganz anders sein können, vielleicht hätte sie ihn nicht einmal gemocht. Aber schon die Tatsache, zu hören, dass Inuyasha tot ist, ließ sie nicht mehr klar denken können. Sesshomaru hingegen ließ sich in seinen Erinnerungen treiben. Er hatte schon lange nicht mehr an dieses Ereignis gedacht. Auch wenn er immer wieder an seinen Bruder erinnert wurde, so hatte Kagome es geschafft, dass er sich mal wieder damit auseinander setzte. Er blickte zu dem betrübten kleinen Mädchen, das neben ihm herlief. Er hatte es gerade geschafft, wieder normal leben zu können. Ohne diese Schuldgefühle. Er hatte es schon fast vergessen können. Aber dann war dieses merkwürdige Mädchen aufgetaucht und hatte alles wieder verändert. Auch wenn sie erst kurz hier war, hatte Sesshomaru sich in dieser kurzen Zeit wieder mal richtig bewusst schuldig gefühlt. Vielleicht war es deshalb auch der Grund, dass er sie so schnell, wie möglich, wieder in ihrer Welt wissen wollte, überlegte er sich. Vielleicht wollte er einfach nur sich selbst helfen. Er wollte die Sache einfach nur wieder vergessen. Er wollte sich nicht wieder wochenlang Vorwürfe machen. Doch er wusste, dass dies sowieso schon geschehen würde. Dieses Mädchen hatte ihm wieder seine Augen geöffnet. Durch ihre ganzen Erzählungen von ihrer Welt, von den Erzählungen von Inuyasha. Es hatte ihn geschmerzt von Inuyasha zu hören. Auch wenn es nicht sein Bruder war, von dem sie berichtet hatte. Er hatte gemerkt, wie viel Inuyasha Kagome bedeutete und es erinnerte ihn daran, wie wichtig ihm sein Bruder war. Leider hatte er auch zugleich an diesen Tag denken müssen. Und es war schwierig gewesen. Er hatte es verdrängt. All die lange Zeit, auch wenn er es nie wirklich vergessen hatte. Dieses Versprechen, was er seinem Vater gegeben hatte. Er hatte es ihm versprochen und doch nicht gehalten. Er hatte seinen Bruder nicht beschützen können. Er hatte es einfach nicht geschafft. Und dabei hatte sich sein Vater so auf ihn verlassen. Er hatte ihn und seinen Bruder enttäuscht und er könnte es nie wieder gut machen. Er konnte die Vergangenheit nicht ändern. So mächtig er auch war, das vermochte er nicht. „Wo willst du hin?“, holte ihn Kagomes Stimme aus seinen Gedanken. Er war instinktiv dem Weg gefolgt und gerade nach rechts abgebogen. „Zum Brunnen geht es doch geradeaus.“ Sesshomaru hob den Kopf und blickte sich um. Er wusste zwar, dass auf seinen Instinkt eigentlich verlass war, doch er konnte sich nicht ganz sicher sein, denn er war in Gekanken versunken gewesen. Als er sich vergewissert hatte, wo sie waren, meinte er zu Kagome: „Das ist schon der richtige Weg. Du kannst mir vertrauen.“ Er schaute in die Richtung, in die Kagome zeigte. Ob sie ihm wirklich vertrauen konnte? Inuyasha hatte es auch getan. Er hatte sich auf seinen Bruder verlassen und doch hatte er nichts für ihn tun können. Für einen kurzen Moment blieb er so stehen und verlor sich wieder in seinen Gedanken. Kagome betrachtete ihn skeptisch. Er stand fast schon wie eingefroren da. Ganz stocksteif und den Blick nach vorn gerichtet. Doch sie sah etwas in seinen Augen und sie verstand. „Ich verstehe.“, kam es von Kagome. Kapitel 3: Rache ---------------- Rache Durch den Umweg, den sie eingeschlagen hatten, waren sie viel länger unterwegs, als Kagome eigentlich vermutet hatte. Dabei wollte sie doch sehnlichst wieder nach Hause. Die Gegend sah zwar nicht großartig anders aus und doch fühlte sich sich unbehaglich an diesem Ort. Sie konnte sich nicht recht erklären, was es genau war, doch sie spürte eine starke, aber auch dunkle, Aura in der Nähe. Vielleicht war nur das der Grunde für ihr Unbehagen. Auf jeden Fall lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken bei dem Gedanken an diese schreckliche Aura. Sie warf immer wieder verstohlene Blicke in den Wald zu ihrer Rechten. Dort lebte der Dämon, dem diese Aura gehörte, von dem Sesshomaru ihr erzählt hatte. Der so stark sein sollte, dass nicht einmal er ihn zu töten vermochte. Kagome hatte es sich schwer vorstellen können, als Sesshomaru das gesagt hatte. Doch jetzt, wo sie seine Stärke spüren konnte, war sie sich wirklich nicht sicher, ob Sesshomaru ihn besiegen könnte. Kagome hatte sich schon öfters gefragt, was das wohl für eine Art Dämon sein könnte. Sie war nämlich noch nie einer derartigen Aura begegnet. Innerlich dankte sie Gott, dass das noch nicht geschehen war, doch es interessierte sie trotzdem. Außerdem wundere sie sich, dass dieser Youkai nicht aus seinem Gebiet kam. Nach den Aussagen von Sesshomaru stellte sie sich diesen Youkai ziemlich bösartig vor. Doch jetzt liefen sie bestimmt schon eine viertel Stunde hier um sein Gebiet herum und er störte sich nicht weiter daran. Das fand sie schon etwas eigenartig. „Er wird uns nicht angreifen.“, bemerkte Sesshomaru, als er Kagomes zweifelnden Blick in Richtung Wald sah. „Er kommt nicht aus seinem Gebiet heraus. Er wird es nur beschützen, wenn wir es betreten. Er verteidigt nur sein Eigentum.“ Kagome betrachtete Sesshomaru skeptisch. „Das klingt ja fast schon so, als ob du ihn verstehen könntest.“ „Es liegt in der Natur des Menschen, die Dinge zu beschützen, die einem wichtig sind.“, meinte Sesshomaru daraufhin. „Aber da ist dein Fehler. Dämonen sind keine Menschen.“, ertönte von irgendwo eine weibliche Stimme. Kurz daraufhin sprang eine Frau von dem nächsten Baum. Wie es schien, saß sie schon lange Zeit dort und hatte nur auf die zwei Reisenden gewartet. Sie trug eine schwarze Kampfrüstung und sie hatte mehrere Waffen bei sich, so dass man daraus schließen konnte, dass sie eine Kriegerin war. Nicht nur ein Schwert hing an der Seite, sondern sie trug auch noch einen riesigen Bumerang auf ihren Rücken. Kagomes Blick war sofort auf diese Waffe gefallen. Daraufhin hatte sie sich diese Frau etwas näher betrachtet und sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie es wirklich war. Sie sah irgendwie so anders aus. Zwar hatte sie die gleiche Frisur und auch eine ähnliche Rüstung an, doch sie war trotzdem komplett anders. Es war die Aura, die Kagome nicht gefiel. Sie strahlte etwas böses aus. Kagome wollte es nicht glauben, sie wollte diesen Gedanken verdrängen. Doch sie sah die Ausstrahlung ihrer Aura auch in ihren Augen. Sie waren so kalt wie Eis. Keine Wärme war darin enthalten, so als ob sie überhaupt keine Gefühle mehr hätte. Kagome schmerzte es, ihre lange und gute Freundin so zu sehen. Sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, dass das nicht Sango war. Es war nicht die liebe, nette und immer um einen besorgte Sango, die sie kannte. Es war eine Sango, die in einer anderen Welt gelebt hatte, die etwas anderes durchgemacht hatte und ganz anders aufgewachsen war. Einfach eine völlig andere Person. Doch schon wie vorhin bei Sesshomaru gelang es Kagome nicht so recht auf Anhieb zwischen den beiden Personen zu unterscheiden. Sie sah noch immer ihre Sango in ihr und sie wollte es einfach nicht wahrhaben. „Bist du es, Sango?“, fragte sie deshalb zaghaft. Auch wenn sie wusste, dass Sango wahrscheinlich ja sagen würde, konnte sie so zumindest noch einmal ihre Stimme hören. Vielleicht klang auch diese anders und sie könnte sich von den Gedanken loseisen. Sesshomaru blickte kurz zu Kagome, die etwas verwirrt neben ihr stand. Er konnte spüren, dass sie verwirrt und ängstlich war. Dann musterte er die Fremde. Er fragte sich, ob sie wirklich Sango sei. Vielleicht kannte Kagome sie aus ihrer Welt. Doch innerlich hoffte er, dass es nicht Sango war. „Woher kennst du meinen Namen?“, verlangte Sango von dem Mädchen zu wissen und vernichtete so die kleine Hoffnung von Sesshomaru. „Ich habe dich noch nie gesehen. Also woher kennst du mich?“ Sango, die vorher nur Sesshomaru fixiert hatte, wandte sich nun vollständig Kagome zu. Kagome war geschockt, als sie ihre Freundin reden hörte. Diese Stimme war so kalt, wie der Rest von ihr. Sie war gebieterisch und zornig. Kagome wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie konnte ihr wohl schlecht die Geschichte erzählen, dass sie aus Versehen in einer anderen parallelen Welt gelandet war und sie selbst aus ihrer eigentlichen Welt her kannte. Das hatte schon lange genug bei Sesshomaru gedauert und sie fand nicht, dass Sango nach einer sehr geduldigen Zuhörerin ausschaute. Sie warf einen hilfesuchenden Blick zu Sesshomaru. Sie hatte nicht die geringste Idee, was sie jetzt tun sollte und sie musste sich eingestehen, dass sie sogar Angst vor dieser Sango hatte. Doch bevor Kagome sich entscheiden konnte, was sie als nächsten Schritt tun würde oder bevor Sesshomaru die Chance hatte einzugreifen, fuhr Sango an Kagome gewandt fort: „Du bist ein Mensch.“ Kagome war erstaunt über ihre Auffassungsgabe und sie hätte auch einen passenden Kommentar abgegeben, wenn sie nicht so viel Respekt vor Sango gehabt hätte. Diese jedoch bemerkte nicht einmal den spöttischen Blick, den Kagome ganz unbemerkt aufgesetzt hatte. „Du bist ein Mensch.“, wiederholte sie. „Warum bist du dann mit einem Youkai unterwegs? Du unterhälst dich mit ihm, als ob du ihn gut kennen würdest.“ °Gut kennen ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich habe ihn gerade mal vor ein paar Stunden getroffen.° „Du solltest dich nie mit einem Youkai einlassen. Das ist nur ein guter Rat von mir. Es könnte tödlich für dich enden.“ Ihre Stimme klang sanfter und für Kagome schien es wirklich so, als ob sie ihr nur helfen wollte. Sie wollte sie beschützen. Kagome war nun etwas beruhigt, denn nun wusste sie, dass Sango nicht durch und durch böse war. Sie hatte etwas Gutes, so wie Kagome es die ganze Zeit gehofft hatte. Doch trotzdem musste sie ihrer Freundin widersprechen: „Danke, für deine Besorgnis, aber Sesshomaru ist an-“ „Sie sind alle gleich. Du brauchst gar nicht zu differenzieren. Auch wenn sie dir lieb und nett vorkommen mögen, haben sie immer dasselbe vor. Sie hassen die Menschen, das liegt in der Natur von Dämonen. Sie können gar nicht anders. Und wenn du glaubst, dass ich besorgt um dich war, dann hast du dich getäuscht. Ich wollte dir nur eine Chance bieten, abzuhauen. Wenn du bleibst muss ich dich mit aus dem Verkehr ziehen. Denn ein Mensch, der auf der Seite eines Youkai steht, ist um keinen deut besser als ein Youkai selbst.“ Sesshomaru hatte sich bisher nicht eingemischt. Er hatte sich still verhalten und den beiden Mädchen zugehört. Er wollte sich ein Bild über Sango machen, auch wenn er schon vieles über sie gehört hatte. Es hatte ihn sehr gewundert, dass sie Kagome einen Ratschlag gegeben hatte und sich gefragt, ob er vielleicht etwas falsches gehört haben sollte. Doch schon direkt danach hatte ihn Sango wieder vom Gegenteil überzeugt. Sie war wirklich das, was er von ihr wusste: eine skrupellose Dämonjägerin, die nicht davor zurückschreckte, alles, was ihr in den Weg kam, ebenfalls zu vernichten. Er war jedoch erstaunt, dass sie so jung war. Er dachte immer, sie wäre eine starke Frau, doch jetzt sah er, dass sie nur ein unerfahrenes Mädchen war. Jedoch ließ sich Sesshomaru nicht von ihrem Alter täuschen. Er kannte die Namen vieler Youkai, die durch ihre Hand starben und es waren nicht gerade die Schwächsten gewesen. Er hatte also genügend Respekt vor ihr und er war auch klug genug, um zu dem Entschluss zu kommen, ihr besser aus dem Weg zu gehen. „Ich habe nicht die Absicht, dir etwas zu tun.“, versicherte Sesshomaru ihr. Er warf Kagome einen Blick zu, um ihr zu bedeuten, dass sie ihm folgen sollte. Sie nickte, um zu zeigen, dass sie verstanden hatte. Er wollte an Sango vorbeigehen, doch diese trat einen Schritt nach rechts, um ihn den Weg zu versperren. Sie zog ihr Schwert und richtete es auf Sesshomaru. „Du irrst, Dämon. Wenn du mich getroffen hast, kommst du nicht mehr davon, um es irgendjemanden zu erzählen. Und besonders du nicht.“ Ihr Blick wanderte nach oben zu seiner Stirn. Ihre Stimme war ruhig gewesen, doch an ihrer Hand konnte man erkennen, dass sie ziemlich nervös war. Sie zitterte heftig hin und her. Sie versuchte sich zu beruhigen umd umklammerte verkrampft ihr Schwert. Sie holte noch einmal tief Luft und holte dann zum Schlag aus. Sesshomaru packte Kagome und sprang zur Seite. Er setzte sie ab, als sie weit genug entfernt waren. „Bleib hier!“, befahl Sesshomaru und rannte dann sofort wieder zurück zu Sango. Nun stand Kagome da. Ganz allein und verlassen. Sie verschränkte die Arme und beobachtete Sesshomaru mit einem beleidigten Blick. °Na toll. Das ist ja genauso wie mit Inuyasha. Er meint auch immer, mich aus allen Gefahren raushalten zu müssen und er traut mir genauso wenig zu wie jetzt Sesshomaru.° „Wenn sie dir zu Hilfe kommt, werde ich nicht davor zurückschrecken sie zu töten.“, versicherte sie ihn. „Aber das wird dich ja sowieso nicht interessieren. Du bist ein Youkai, und darum werde ich dich jetzt töten.“ Mit der freien Hand griff sie nach ihren Bumerang und schleuderte ihn in Richtung Sesshomaru. Dieser wich ihm ohne Probleme aus, indem er zur Seite sprang. Aber genau an der Stelle raste Sango auf ihn zu mit erhobenen Schwert und ließ es auf ihn niedersausen. Sesshomaru konnte gerade noch eine Drehung machen, sodass er danach hinter Sango stand. Sango jedoch drehte sich ebenfalls um, um ihn zu erwischen. Diesmal rechnete Sesshomaru mit dem Angriff und packte einfach ihr Handgelenk, um ihre Attacke zu stoppen. Sango versuchte sich zu befreien. Sie zog mit ihren ganzen Körpergewicht, doch der Griff von Sesshomaru war zu stark. Sie hatte dem nichts entgegenzusetzten. „Das war es also schon.“, stellte Sesshomaru fest. „Und dabei habe ich soviel Gutes von dir gehört.“ Auf Sangos Gesicht breitete sich ein schelmisches Grinsen aus. „Du hast etwas vergessen, mein lieber Youkai.“ In dem Moment hörte Sesshomaru ein zischendes Geräusch hinter sich. Er brauchte nur ein paar Millisekunden, um zu realisieren, dass der Bumerang zu seiner Besitzerin zurückkehrte. Er ließ sie los und sprang in Sicherheit. Sango fing den blitzschnellen Bumerang mit einer Leichtigkeit auf, als ob man denken könnte, sie hätte gerade ein Blatt daran gehindert, auf den Boden zu fallen. Kagome hatte sich noch nicht vom Fleck bewegt. Auch wenn sie sich über Sesshomarus Verhalten aufgeregt hatte, so war ihr doch bewusst, dass sie ohne Waffe wirklich nichts gegen Sango ausrichten konnte. Außerdem wollte sie gar nicht gegen Sango kämpfen. Immerhin sah sie genau wie ihre Freundin aus. Daran konnte man nichts ändern und Kagome konnte sich nicht dazu überwinden, ihr etwas anzutun. Sie hoffte inständig, dass auch Sesshomaru ihr nichts tun würde. Bis jetzt sah es zumindest so aus, als ob er nicht vorhatte, sie zu verletzten. Jedoch war es nur der Anfang des Kampfes, das war Kagome bewusst, und ihr war klar, dass Sesshomaru Sango irgendwie aufhalten musste. Sie glaubte selbst nicht, dass sie etwas mit Reden erreichen könnten. Diesmal warf Sango den Bumerang nicht. Sie lief einfach auf Sesshomaru los, den Bumerang in der einen Hand und das Schwert in der Anderen. Sesshomaru bewegte sich nicht, weder lief er davon, noch begab er sich in irgendeine Kampfstellung. Er wartete einfach darauf, dass Sango ihre Attacke starten würde. Sango bemerke das und wurde noch wütender. Sie dachte, dass dieser Dämon nicht viel von ihr hielt. Doch sie schwor sich, ihm das Gegenteil zu beweisen. Sie schlug mit den Bumerang auf Sesshomarus rechte Seite, um ihn danach frontal mit den Schwert anzugreifen. Jedoch hielt Sesshomaru den Bumerang mit seinen bloßen Händen auf und wartete nur auf den Frontalangriff. Sango überlegte sich blitzschnell eine neue Strategie. Sie ließ den Bumerang einfach los, sodass er zu Boden fiel und entfernte sich ein paar Schritte von Sesshomaru. Auch wenn er stark war, würde Sango nicht aufgeben. Sie atmete ein paar mal tief ein. Sie holte unter ihren Bauchpanzer drei kleine Kugeln hervor. Ohne Umschweife warf sie diese vor Sesshomaru auf den Boden. Es gab einen lauten Knall und schon war Sesshomaru von Rauch nur so umhüllt. Sesshomaru war sehr überrascht. Mit so was hatte er nicht gerechnet. Doch er würde sich auch nicht aus der Fassung bringen lassen. Er schloss seine Augen, da er jetzt nicht mehr viel sehen konnte. Leider musste er feststellen, dass er sich auch nicht auf seinen Geruchssinn verlassen konnte, da der Rauch einen prägnanten Geruch hatte. Seine Nase war viel zu gereizt, um noch andere Gerüche wahrzunehmen. Also beschloss Sesshomaru, sich auf seine Ohren zu verlassen. Er hörte leise Schritte, doch sie waren noch nicht gefährlich nahe. Sango war gut, das wurde ihm spätensten jetzt klar. Sie war so leise, dass er sie kaum hören konnte. Sie wusste, was sie tat, daran bestand kein Zweifel. Doch Sesshomaru war trotzdem zuversichtlich, dass sie nicht die geringste Chance gegen ihn hatte. Er verließ sich ganz auf seine Instinkte. Er würde sich nicht zur Beute machen lassen. Er würde die Kontrolle behalten und sie immer noch jagen. Das konnten Youkai doch am besten. Er bemerkte, wie die Schritte plötzlich mit einem etwas lauteren Schritt aufhörten. Sie war in die Luft gesprungen. Sie wollte von oben angreifen. Gar nicht mal so dumm, dachte Sesshomaru, während er darauf wartete, dass sie herunterkam. Kurz bevor sie ihn erwischt hätte, sprang er einen Schritt zurück. Ihr Schwert sank in die Erde und blieb dort fürs erste stecken. Sie zog es heraus, doch es war zu spät. Sesshomaru war auf sie zugeeilt und boxte ihr in den Bauch. Sie konnte den Schlag nicht mehr abwehren und sank vor Schmerzen auf den Boden. Sesshomaru hatte bewusst so hart zugeschlagen, weil er sie kampfunfähig machen wollte. Er wollte Kagome so schnell wie möglich nach Hause bringen, und diese Dämonenjägerin hielt ihn davon ab. Sango jedoch stand wieder auf und nahm ihr Schwert. „Ich muss dich leider enttäuschen. Besiegt hast du mich noch nicht.“ Kagome fand es nicht toll, dass sich der Kampf nun ins Innere des Rauches verlagert hatte. So konnte sie dem Kampf nämlich nicht mehr folgen. Sie wurde nur noch nervöser und fragte sich, was sich darin wohl abspielen könnte. Außerdem interessierte es sie, wie die beiden da drinnen überhaupt kämpfen konnten. Zumindest fragte sie sich, wie Sango das schafft, immerhin war sie auch nur ein Mensch. Sie wollte gerade etwas näher hingehen, als Sesshomaru aus dem Rauch gesprungen kam und Sango ihm hinterherlief. Sie schwang ihr Schwert und wollte Sesshomaru treffen, doch selbst Kagome erkannte, dass ihre Präzision von vorhin stark nachgelassen hatte. Sie griff unorientiert an, doch sie selbst schien es nicht zu bemerken. Es schien ihr nur noch wichtig Sesshomaru zu besiegen. Sesshomaru wurde es langsam zu lästig. Er zog sein eigenes Schwert und entwaffnete die perplexe Sango mit nur einem Streich. Das Schwert flog ein paar Meter und kam knapp neben Kagome auf den Boden auf. Auch wenn Sango diese Attacke ziemlich irritierte, gelang es ihr sehr überzeugend nichts von ihrer Schwäche zu zeigen. Sie schaute sich kurz um, um zu erfahren, wohin ihr Schwert geflogen war. Als sie sah, wo es gelandet war, konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte dieses kleine törichte Mädchen schon fast während des Kampfes vergessen. Doch ihren Plan wollte sie beibehalten. Zuerst musste der Youkai dran glauben und dann wollte sie sich um das Mädchen kümmern. Was sie mit ihr anstellen würde, war Sango sich noch nicht sicher. Sango wusste, dass sie ohne ihr Schwert keine wirkliche Chance gegen den Youkai hatte. So war ihr vorrangiges Ziel, ihre Waffe wieder zu besorgen. Sie griff nach ihren Bumerang, warf ihn in Richtung Sesshomaru und lief dann auf Kagome zu. Sie vergewisserte sich nicht, ob ihr Bumerang sein Ziel erreicht hatte, denn sie wusste, dass sie es dann nie bis zu ihrem Schwert schaffen würde. Sie vertraute einfach auf ihr Können und in dem Fall auch einfach auf ihr Glück. Sie war nur noch ein paar Schritte vom dem Schwert entfernt. Ihre Hand konnte schon fast den Griff umklammern. Die Fingerkuppen waren nur noch Zentimeter davon entfernt, als sie im Augenwinkel etwas auf sich zulaufen sah. War es etwa das Mädchen? Oder war es doch dieser dreckige Youkai? Darüber wollte sie sich jetzt keine Gedanken machen. Sie wollte einfach nur ihr Schwert erreichen, dann wäre es ihr nämlich egal, wer da auf sie zukam. Ihre Hand wollte sich gerade um den vertrauten Griff schließen, als ein Schmerz Sangos Körper durchzuckte. Sie spürte nur, wie sie wieder nach hinten geschleudert wurde, doch sie schaffte es noch ihr Schwert zu packen. So kam sie unsanft auf dem Rücken auf. Sie stöhnte, als sie auf den Boden aufschlug, und zu dem Schmerz der aus ihrer Magengegend kam, kam nun noch ein Schmerz von ihrem Rücken dazu. Sie rappelte sich langsam und unter Schmerzen wieder auf die Beine. Mist, dachte sie, da war ich wohl nicht schnell genug. Sesshomaru war sehr erstaunt, dass sie nach dieser Attacke direkt wieder aufstehen konnte. Die meisten Menschen würden nach diesem Schlag erst einmal ein bisschen liegen bleiben. Sesshomaru war von ihrer Kraft sehr beeindruckt, doch trotzdem missfiel ihm ihre Dummheit. Sie musste es doch langsam eingesehen haben, dass sie ihn nicht besiegen konnte. Egal was sie auch noch anstellen würde, er wäre ihr auf alle Fälle überlegen. Sesshomaru hatte jedoch nur noch wenig Lust mit ihr zu spielen. Immerhin hatte er jetzt endlich einiges über die berüchtigte Dämonenjägerin erfahren können, doch er glaubte nicht, dass sie noch mehr zu bieten hatte. Seiner Meinung nach, war sie am Ende ihrer Kräfte angelangt und es war nun ein leichtes ihr noch den Rest zu geben. „Du willst also immer noch weiterkämpfen?“, rief Sesshomaru ihr entgegen. Der Griff um ihr Schwert wurde noch fester und sie hielt es ausgestreckt von sich. „Ich habe dir vorhin gesagt, dass ich jeden Youkai, dem ich begegne, auch töten muss. Das ist meine Aufgabe und das werde ich jetzt auch mit dir tun. Es wird mir ein großes Vergnügen sein.“ Sango rannte auf ihn zu, mit erhoben Schwert. Sie schwor sich, dass dies ihr letzter Angriff werden würde. Jetzt oder nie. Sie fixierte Sesshomaru, wollte ihn bloß nicht entwischen lassen. Doch dieser bewegte sich nicht mal einen Milimeter. Er blieb regungslos stehen. Wartete auf das, was da auf ihn zugerannt kam. Kurz vor ihm, holte Sango noch einmal mit ihrem Schwert aus und ließ es auf ihn niedersinken. In diesem Moment bewegte sich Sesshomaru. Seine eine Hand packte Sangos rechtes Handgelenk und die andere umschloss ihre Kehle. Sie war gefesselt, sie konnte sich nicht mehr bewegen. Das einzige, was sie tun konnte, war der ruhigen Stimme Sesshomarus zu lauschen: „Ich bin sehr beeindruckt von deinen Fähigkeiten. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Mensch so stark werden könnte, das muss ich wirklich zugeben. Betrachte das als Lob von dem Prinzen des westlichen Gebiets. Aber du bist am Ende, Dämonenjägerin. Du hast deine ganze Kraft aufgebraucht. Dein ganzer Körper schmerzt und ohne deine große Willenskraft würde er schon längst nicht mehr auf seinen Beinen stehen. Also, frage ich dich nochmal. Willst du nicht endlich aufgeben?“ Auch wenn Sango kaum Luft bekam, konnte Sesshomaru an ihren Augen sehen, dass sie nie im Leben aufgeben würde. Ihre Augen brannten vor Wut und Zorn. Sesshomaru war dies jedoch egal. Er wollte sich nicht länger mit diesem Menschen beschäftigen. „Sesshomaru!“ Kagome kam auf ihm zugerannt. „Bitte lass sie los.“ Es schmerzte sie, ihre Freundin in einer solchen Lage zu sehen. Und bei diesem Bild fiel ihr es schwer, daran zu denken, dass hier Sesshomaru der Gute und Sango die Böse war. Sie schaffte es nicht, ihre Sango und den Sesshomaru aus ihrer Welt zu vergessen und somit störte sie dieses Bild noch mehr. Sesshomaru ließ sie los. Sango sank auf ihre Knie und rang nach Luft. „Lass uns gehen.“, befahl Sesshomaru Kagome. Er wandte sich ab und fuhr seinen alten Weg fort. Kagome blieb noch einen kurzen Moment stehen und schaute auf Sango herab. Sie war am Boden und Kagome fragte sich, wie man soweit gehen konnte. Sie fragte sich, was Sango wohl in ihrem Leben durchgemacht hatte. Unbeantwortet ließ sie die Frage im Raum stehen und machte sich auf, Sesshomaru zu folgen. „Nein!“ Es war fast nur ein Flüstern, doch Sesshomaru und auch Kagome hatten es gehört. Beide drehten sich zu Sango um. „Ich werde noch nicht aufgeben.“ Sie blickte zu Sesshomaru, auf seine Stirn. Auf dem Halbmond, den ihr Blick nicht mehr verlassen wollte. „Nicht jetzt. Ich habe mein ganzes Leben nach dir gesucht. Und ich werde dich jetzt nicht lebend davon kommen lassen.“ Sesshomaru war verwirrt. Woher kannte sie ihn? Ihm jedenfalls kam diese Frau nicht bekannt vor. „Du hast es getan. Auch wenn ich mich nicht an sein Gesicht erinnern kann, weiß ich noch ganz genau, dass er einen Halbmond auf der Stirn hatte. Du warst es. Mein ganzes Dorf. Nicht einen hast du am Leben gelassen. Und mein Vater hat dir auch noch vertraut. Sogar die Kinder. Wie kann man nur so etwas grässliches tun. Wie kann man damit leben?“ Sango schrie und weinte. All ihre unterdrückte Trauer kam nun zum Vorschein. „Ihr Dämonen seid doch alle gleich. Die Menschen sind doch nur Dreck für euch. Was kümmert euch, dass dann ein ganzes Dorf ausgelöscht wird. Aber warum? Warum hast du es getan?“ Sesshomaru ging ein paar Schritte auf sie zu. Kniete sich runter zu ihr und blickte ihr tief in die Augen. Vorhin waren sie noch dunkel gewesen, voller Wut. Nun waren sie hell und Trauer spielgelte sich in ihnen wider. „Ich habe dein Dorf nicht zerstört. Ich würde mich daran erinnern und das tue ich nicht. Also habe ich dein Dorf nicht zerstört.“ Seine Stimme war ruhig. Seltsam beruhigend, fand Sango und plötzlich erinnerte sie sich an etwas, was sie schon lange vergessen hatte. „Du warst es.“ Es klang dieses Mal nicht mehr nach einem Vorwurf. Sie hörte sich vielmehr verunsichert an. Sesshomaru nickte jedoch auf ihren Satz hin. Er näherte sich ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dann stand er auf und ging wieder seine Wege ohne noch ein einziges Mal auf das kleine Mädchen, was es in seinen Augen nun war, zurückzublicken. Kagomes Blick schweifte zwischen Sesshomaru und Sango hin und her. Sie hatte nicht viel von dem Wortwechsel verstanden gehabt. Sie warf noch einen kurzen Blick auf die bitterlich weinende Sango und folgte dann Sesshomaru. „Was hast du ihr gesagt?“, wollte Kagome wissen, als sie ihn eingeholt hatte. „Die Wahrheit.“ Kapitel 4: Nach Hause? ---------------------- Nach Hause? „Wann sind wir denn endlich da?“ Wie ein kleines Kind trottete Kagome Sesshomaru schon seit ungefähr einer halben Stunde nur noch hinterher. Sie war es zwar gewöhnt längere Strecken zurückzulegen, aber meist fuhr sie mit ihrem Fahrrad. Zu Fuß, musste sie jetzt feststellen, war es wesentlich anstrengender. „Wir sind doch noch gar nicht lange unterwegs.“ Dies war der einzige Kommentar, den Sesshomaru dazu gab. Eigentlich hätte er jetzt eine Pause eingelegt, aber für das kurze Stück, was noch vor ihnen lag, wollte er nicht die Zeit verschwenden. Er hoffte einfach, dass Kagome noch durchhalten würde und er war auch ziemlich zuversichtlich. Denn er hatte eins über Menschen gelernt: sie waren sehr zäh und sie gaben nicht so schnell auf. Seine Gedanken schweiften kurz zu Sango. Er hatte sie wirklich nicht wieder erkannt, obwohl es doch erst etwas fünfzehn Jahre her war. Der Grund war wahrscheinlich, dass sie sich so stark verändert hatte. Sesshomaru hätte nie gedacht, dass sich das kleine, glückliche und lebensfrohe Mädchen derart entwickeln würde. Er hatte schon damals gesehen, dass etwas in dem Mädchen gestorben war. Sie hatte keine einzige Träne vergossen. Jedoch hätte er sich nie träumen lassen, dass sie den Rest Menschlichkeit, den sie noch besaß, so tief in ihrem Inneren begraben würde. Jetzt, nach all den Jahren, hatte sie es geschafft. Sie hatte das Loch ausgehoben und die kleine Truhe herausgeholt. Es war schwierig gewesen, da war sich Sesshomaru sicher, doch es war das Beste gewesen. Als sie das Ziel, was sie sich gesetzt hatte, nicht erreichen konnte, begann ihre Überzeugung zu brechen. Es war seit langer Zeit das erste Mal, dass sie sich Gedanken darüber machte, warum sie dies alles überhaupt tat. Und sie hat sich an die Stimme erinnert, die ihr beruhigend entgegen geflüstert hat, die sie schon ganz vergessen hatte: „Es ist vorbei. Du kannst nichts mehr für deine Familie tun.“ Sango, die bis dahin versucht hatte, sich von dem Mann loszureißen, sackte in sich zusammen. Sie schaute zu ihrem Retter hinauf. Konnte es nicht fassen, was er gerade gesagt hatte. Schaute noch einmal auf das zerstört Dorf und war dabei ganz still. In diesem Moment hatte sie alles verloren, was sie kannte und alles, was sie liebte. Sogar das Leben, so wie sie es bisher gelebt hatte, würde nie mehr so sein. Und sie sagte nichts dazu. Kein einziges Wort. Sie beweinte diese Tatsache nicht. Sie nahm sie einfach nur so an, wie sie war. Sie war allein. Daran konnte sie nichts mehr ändern. Von dieser Erkenntnis an, veränderte sich alles für das sechsjährige Mädchen. Sie hatte nur noch ein Ziel vor Augen: Rache. Denn sie konnte ihre Familie und ihre Freunde nicht zurückholen, doch sie konnte ihnen zeigen, dass der Übeltäter bestraft wurde. Sie tat alles um ihr Ziel zu erreichen und ihr war es gleich, was sich ihr in den Weg gestellt hatte. Sie hatte alles vernichtet, egal ob Youkai oder Mensch. So skrupellos wie ein richtiger Youkai. Das wurde Sango schlagartig bewusst, als Sesshomaru ihr die Wahrheit zugeflüstert hatte. Und sie tat das, was sie schon damals hätte tun sollen. Sie weinte und schrie. Sie weinte um die vielen Menschen, die an jenem Tag gestorben waren und sie schrie ihren Schmerz heraus, den sie tief in sich sitzen hatte. Doch vor allem weinte sie über das, was sie geworden war. Sesshomaru fragte sich, was Sango nun jetzt tun würde und ob er sie je wiedersehen würde, als: „Na endlich, da ist ja der Brunnen. Ich dachte schon, wir würden nie ankommen.“ Bevor er richtig hinschauen konnte, war die schon fast am Boden kriechende Kagome aufgesprungen und sprintete nun den Weg zum Brunnen. „Halt!“ Kagome blieb abrupt stehen. Sie drehte sich langsam um. Schaute zu Sesshomaru. Dieser jedoch schien nichts weiter sagen zu wollen. Kagome wurde ein bisschen ungeduldig. Sie tippte mit dem linken Fuß auf den Boden und wartete auf Sesshomaru. Als er neben ihr angekommen war, fragte Kagome direkt: „Und, warum sollte ich jetzt warten?“ Sesshomaru bemerkte sofort, dass Kagome etwas gereizt war. Doch das interessierte ihn nicht wirklich. Er wollte nur, dass sie auf den letzten Metern nach Hause nicht doch noch umgebracht würde. Er hatte sich schon wieder ablenken lassen, war mit seinem Gedanken ganz woanders gewesen und hatte überhaupt nicht gemerkt, dass sie schon so nah waren. Sein Leben war seit heute morgen ziemlich turbulent geworden. Die Frauen, die er in letzter Zeit traf, schienen ihn nur unnötig aus dem Konzept zu bringen. Er ließ sich viel zu leicht ablenken. „Es ist gefährlich.“ Dies schien Kagome nicht gerade ruhig zu stimmen. „Okay, ich habe verstanden. Aber könntest du dich dann einfach ein bisschen beeilen und nicht so rumtrödeln. Ich will endlich nach Hause, wenn es dir nichts ausmacht.“ Sesshomaru hatte zwar keine Ahnung, was das Wort 'rumtrödeln' bedeuten sollte, doch er wollte auch, dass Kagome schnellstmöglich nach Hause kam. Vielleicht hätte er dann endlich wieder ein bisschen Ruhe. Jedoch beunruhigte ihn das, was vor ihnen lag. Er hatte sich eigentlich vorgenommen, diesen Ort für immer zu meiden, doch für Kagome gab es keine andere Möglichkeit. Und wenn er Kagome loswerden wollte, musste er wohl oder über in dieses Gebiet gehen. Er hoffte nur, dass der Youkai gerade auf der anderen Seite seines Terrains patrouillieren würde. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, hätte er womöglich noch mehr Probleme, als die, die er bisher gehabt hatte. Kagome bemerkte, dass Sesshomaru seit sie Sango begegnet waren, etwas abwesend wirkte. Ihr ging es schon die ganze Zeit durch den Kopf, was Sesshomaru wohl mit ihr zu tun hatte. Wie es aussah, schien Sango ihn zu kennen. Und seit dem Treffen war Sesshomaru ziemlich nachdenklich geworden. Höchstwahrscheinlich schien auch er sie zu kennen. Kagome hatte sich nicht getraut, nachzufragen. Die knappe Antwort, als sie ihn gefragt hatte, hatte ihr verdeutlicht, dass er nicht darüber reden wollte. Seit sie ihn aus ihren Gedanken wieder herausgerissen hatte, schien er endlich wieder bei der Sache zu sein. Er schaute sich zu allen Seiten um und Kagome kam es so vor, als ob er alle seine Sinne auf höchste Alarmbereitschaft gestellt hatte. Diese Vorsicht beunruhigte Kagome ein wenig. Wenn ein Dai-Youkai schon Vorsicht walten ließ, dann sollte sie erst recht aufpassen. „Du hast doch eben gesagt, dass der Youkai nicht aus seinem Gebiet herauskommen wird. Warum bist du dann so angespannt?“ Kagome wollte eigentlich gar nicht die Antwort wissen. Sie wusste schon jetzt, dass sie ihr nicht gefallen würde. „Aber es ist etwas anderes, wenn wir in sein Gebiet hineingehen.“, antwortete Sesshomaru. „Du meinst-du meinst-?“, stammelte Kagome vor sich hin und blickte gleichzeitig zum Brunnen. Sesshomaru nickte. „Der Brunnen befindet sich in seinem Gebiet. Und deshalb sollten wir uns auch beeilen, bevor er uns entdeckt. Denn das willst du bestimmt nicht miterleben.“ Er selbst wollte genauso wenig dem Youkai begegnen. Kagome gefiel der Gedanke ebenso wenig. Wenn es nach ihr ging, musste sie diesen mächtigen Youkai, den sogar der Herrscher der westlichen Gebiete unterlegen war, nicht unbedingt kennen lernen. Sie drehte sich zu Sesshomaru um und lächelte ihm entgegen. „Dann springe ich jetzt schnell in den Brunnen und du kannst dann sofort verschwinden.“ Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit sich. Wie konnte sie in so einer Situation noch lächeln? Sesshomaru verstand es nicht. Erstens hatte sie nicht die Sicherheit, dass ihre Idee funktionierte, außerdem konnte sie jede Minute von einem skrupellosen und gefährlichen Dämon angegriffen werden. Und über so etwas konnte sie lachen? „Hast du de keine Angst?“, fragte Sesshomaru Kagome. Sie waren nur noch ein paar Meter von dem Brunnen entfernt. „Warum sollte ich denn? Ich habe doch einen starken Youkai bei mir, der mich beschützen wird.“ Sie musste an Inuyasha denken. Er hatte sie auch immer beschützt, sogar mit seinem Leben. „So meine ich das nicht.“, warf Sesshomaru ein. Kagome blieb stehen. Sie waren am Brunnen angelangt. Kagome stützte sich auf den Rand und blickte in die dunkle Tiefe. °Ja klar, habe ich angst. Angst, dass es nicht klappen wird. Dass ich nie wieder zurückkomme. Dass ich meine Freunde nie wieder sehe. Dass ich ihn nie wiedersehen werde. Dabei kann ich mir ein Leben ohne sie doch gar nicht mehr vorstellen.° Sie starrte immer noch in den schwarzen Abgrund. Plötzlich wurde ihr etwas schlagartig bewusst, was sie davor noch gar nicht bedacht hatte. „Oh, nein.“, stieß sie aus. „Was ist los?“, wollte Sesshomaru wissen. Eben war sie noch scheinbar glücklich gewesen und nun wurde sie schon fast panisch. „Was ist denn, wenn ich zwar in meiner Zeit lande, aber nicht in meiner Welt. Also in der parallelen Zukunft. Was soll ich denn dann machen?“ Sie klang verzweifelt, das war nicht zu überhören. Sesshomaru legte seine Hände auf ihre Schulter. Drückte sie sanft. „Mach dir keine Sorgen. Wenn das der Fall sein sollte, kommst du einfach zurück. Ich werde hier in der Nähe warten und wissen, wenn du wieder da bist. Ich komme dich dann holen.“ Kagome wurde dadurch nicht nur beruhigt, sonder vergaß sogar all ihren Kummer für einen Moment. Es warf sie vollkommen aus der Bahn, wie sich Sesshomaru verhielt. Er war hilfsbereit, zuvorkommen und so nett. Selbst hier hatte sie ihn eher ein bisschen kühler eingeschätzt. Da hatte sie sich wohl geirrt. Sie blickte auf sein Hände, die immer noch auf ihrer Schulter ruhten. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Sie war froh, dass er bei ihr war. Sie wäre sonst wahrscheinlich verzweifelt. Sie hätte nicht gewusst, was sie tun sollte, wenn sie überhaupt solange überlebt hätte. Sie hätte nämlich gar nicht gewusst, dass dies nicht ihre Welt ist und wäre diesem Youkai in die offenen Arme gelaufen. Doch Sesshomaru war an ihrer Seite. Er hatte ihr das Leben gerettet, ihr geholfen und sie beschützt. Und jetzt wollte er sogar noch auf sie warten. Sie war froh und überaus dankbar. Er tat dies alles ohne Hintergedanken. Er hätte sie auch einfach ihren Schicksal überlassen können. Doch er hatte es nicht. Wieder einmal musste sie an Inuyasha denken. Sie vermisste ihn und sie hatte Angst, dass ihr Plan nicht funktionieren würde. Sie merkte, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. Sie wollte sie verdrängen, was ihr auch gelang, denn sie schaute zu Sesshomaru. Irgendwie wusste sie, dass er ihr weiterhin helfen würde. Er würde sie mit sich nehmen und gemeinsam würden sie eine Lösung finden. Das glaubte sie ganz fest. „Danke!“, kam es schon fast flüsternd von ihr. „Danke, dass du mein Leben gerettet hast. Dass du mir geholfen hast und dass du mir auch weiterhin helfen willst. Ich kann dir nicht-“ Kagome verstummte. Sie hatte bemerkt, dass Sesshomaru ihr nicht mehr zuhörte. Er blickte auf und schaute sich aufmerksam um. Und kurze Zeit später spürte sie es auch. Diese dunkle Aura, die sie schon die ganze Zeit beunruhigt hatte, kam auf sie zu. Und sehr schnell dazu, musste Kagome feststellen. Sesshomaru konnte ihn riechen und das war kein gutes Zeichen. Er war schon viel zu nahe. Es würde nicht mehr lange dauern, dann wäre er auch schon bei ihnen. Das einzige, was man jetzt noch tun konnte, war so schnell wie möglich zu verschwinden. Er wandte sich an Kagome, blickte sie ernst an. Kagome verstand sofort, trotzdem sagte Sesshomaru: „Du solltest jetzt gehen. Falls du zurückkommen musst, warte unten im Brunnen. Sonst ist es zu gefährlich.“ Kagome nickte. Sie hatte jetzt keine Zeit mehr, großartig darüber nachzudenken, ob der Plan jetzt funktionieren würde oder nicht. Sie setzte ihren Fuß auf den Rand und mit einem kleinen Sprung war sie auch schon in die Tiefen verschwunden. Mittlerweile konnte Sesshomaru ihn sogar schon hören. Er hörte die entfernten Schritte, die durch das Gras liefen, und auch das leise Knurren, was aus seiner Kehle drang, weil er Eindringlinge nicht leiden konnte. Sesshomaru wusste das. Und diese Erfahrung sagte ihm auch, dass er sofort verschwinden sollte, bevor es zu spät sei. Doch davor wollte er sich noch vergewissern, dass Kagome auch wirklich durch den Brunnen in ihre Welt zurückgekehrt ist. Er schaute in das Schwarze des Brunnens. Kagome spürte, wie sie fiel. Tiefer und tiefer. Doch schon direkt zu Beginn, wusste sie, dass es nicht klappen würde. Das Licht war nicht da. Und auch das Gefühl, was sie sonst immer hatte, fehlte. Sie reiste nicht durch die Zeit und besonders nicht in ihre Welt zurück. Gerade als sie das realisiert hatte, kam sie hart auf den Boden auf. Ihre Beine gaben unter dem Schmerz nach und sie sank zu Boden. Ihre Hände gruben sich in die weiche Erde. „Warum? Warum klappt es nicht?“, murmelte sie vor sich hin. Tränen fielen auf ihre Hände. Sie konnte sie jetzt nicht mehr zurückhalten. Die ganze Verzweiflung und Angst kamen nun in ihr hoch. Sie hielt ihre Augen geschlossen. Wollte nicht sehen, wo sie war und wo sie nicht weg kam. °Ich will nach Hause. Inuyasha, bring mich nach Hause.° „Wir sollten jetzt gehen.“ Sie wurde am Arm gepackt und hochgezogen. Im nächsten Augenblick waren Sesshomaru und Kagome auch schon aus dem Brunnen heraus. Kagome öffnete nun die Augen. Denn sie spürte die böse Aura so stark wie noch nie zuvor. Er musste doch schon fast vor ihnen stehen. Und da hatte sie gar nicht so Unrecht. Man konnte ihn bereits schon sehen und er lief mit Höchstgeschwindigkeit auf sie zu. Je näher er kam, desto größer wurden Kagomes Augen. Sie warf einen Blick zu Sesshomaru, doch dieser schaute sie nicht an. Sie vernahm nur von ihm: „Halt dich gut fest.“ Im nächsten Augenblick spürte sie, wie sie den Boden verließ und in die Lüfte aufstieg. Doch wieder schaute sie auf dem Youkai, der sie angreifen wollte. Der immer kleiner wurde. Bis er nur noch ein winziger schwarzer Punkt war. Er hatte noch einige Male versucht zu springen, doch Sesshomaru war schon zu weit oben gewesen. Kagome jedoch ging der Youkai nicht mehr aus dem Kopf. Sie warf immer wieder Blicke zu Sesshomaru, doch dieser sagte dazu nichts. Kagome beließ es vorerst auch dabei, denn sie wollte vorher erst einmal wieder Boden unter ihren Füßen spüren. Kaum waren sie gelandet, fiel Kagome auch schon über Sesshomaru her. „So, und jetzt erzähl mir endlich, wer dieser Youkai ist.“, schloss sie ihre lange Predigt. Kapitel 5: Blicke in die Vergangenheit -------------------------------------- Hallo alle zusammen, ich weiß, es hat sehr lange gedauert und ich schäme mich auch wirklich deswegen. Ich hoffe jedoch, dass ihr mir das verzeihen könnt und dass euch dieses Kapitel gefallen wird. Wie der Kapiteltitel schon zeigt, wird hier ein wenig von Sesshomarus Vergangenheit offenbart, jedoch auch nicht zuviel. Also, dann wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. Und nochmals vielen Dank für die lieben Kommis, die ich immer von euch kriege. HEL Kaguyashi Blicke in die Vergangenheit Sie schritt über eine weite Wiese. Ihr langes rotes Haar wehte leicht im Wind. Im Hintergrund konnte man ein großes Schloss erkennen, von dem sie höchstwahrscheinlich herkam. Sie ließ ihren Blick über die ganze Gegend schweifen, als ob sie jemanden suchen würde. So machte sie ein paar Minuten weiter, bis sie resigniert ihren Kopf hängen ließ. „Er ist ja noch schwieriger aufzufinden als sein Bruder, der ständig nur Unsinn macht. Aber immerhin macht Inuyasha-sama es laut genug, sodass man ihn aus kilometerweiter Entfernung hören kann. Sesshomaru-sama hingegen verschwindet einfach, ohne jemanden etwas zu sagen. Schrecklich. Und an mir bleibt es immer hängen, ihn dann zu suchen. Aber wer könnte es ihm denn verübeln. Ich würde auch am liebsten öfters mal aus diesem lauten Schloss raus.“ Sie trottete noch einige Zeit weiter vor sich hin, ohne darauf zu achten, wohin ihre Füße sie trugen. Dann blieb sie plötzlich stehen. „Ach, zum Teufel mit der Höflichkeit.“ Sie machte kurz Pause, um noch einmal tief Luft zu holen. Dann rief sie in die ihr umgebene Stille hinein: „Sesshomaru-sama! Sesshomaru-sama, wo sind sie? Ich suche sie schön überall. Bitte kommen sie her. Ich habe eine Nachricht von ihrem Vater.“ Talina musste nicht einmal eine Minute warten, schon stand der von ihr Gerufene direkt vor ihr. „Sie haben mich gehört.“ Sie lächelte und verbeugte sich dann vor ihrem Herrn. Sie schien erleichtert zu sein, dass sie Sesshomaru jetzt nicht mehr weiterhin suchen musste. „Du warst auch nicht zu überhören. Dich hätte man auch noch hinter den Bergen dort gehört.“, meinte dieser aber nur. Talina biss sich auf die Lippe. Sie wollte jetzt nichts Falsches sagen. Dieser Sesshomaru schaffte es immer wieder sie zur Weißglut zu treiben. Das Schlimmste war, dass sie ihm nicht einmal ihre Meinung sagen konnte, da sie sonst auf jeden Fall ein hohe Strafe erhalten würde. Und darauf hatte sie nun überhaupt keine Lust. Da schluckte sie doch die Wörter, die sie ihm jedes mal am liebsten an den Kopf werfen würde, lieber herunter und riss sich zusammen. Sesshomaru hingegen liebte es, sie zu ärgern. Er genoss es jedes mal sie bei ihrem inneren Kampf zu beobachten. Er wusste, dass sie ihm am liebsten mal gehörig die Meinung gegeigt hätte. Doch sie traute sich nicht und das zu Recht. Ihm gefiel es, ihre Gesichtsausdrücke dabei zu verfolgen. Erst kochte sie vor Wut und würde ihm am liebsten an den Hals springen. Dann versuchte sie sich davon abzuhalten und schließlich beruhigte sie sich wieder und tat so höflich wie davor. Talina verbeugte sich ein weiteres Mal, um ihre restliche Wut auch noch verschwinden zu lassen. „Entschuldigt meine unpassende Vorgehensweise, aber euer Vater schickt mich mit einer dringenden Botschaft. Er sagte, dass ihr sofort zu ihm kommen sollt.“ Dies ließ sich Sesshomaru nicht zweimal sagen. Er wandte sich zum Schloss und erhob sich in die Lüfte. Seine Dienerin beachtete er nicht weiter. Doch das ließ sich Talina nicht gefallen. Sie stampfte vor Zorn mit dem Fuß auf und schrie ihm hinterher: „Und wie soll ich jetzt zurückkommen? Etwa zu Fuß?“ Sesshomaru drehte sich noch einmal um. „Warum nicht? Ein Spaziergang würde dir nicht schaden. Außerdem...“, er grinste breit. „je später du ankommst, desto weniger Arbeit musst du heute noch erledigen.“ Talina verschrenckte die Arme und seufzte laut. Sie musste zugeben, dass Sesshomaru nicht gerade unrecht hatte. Desto mehr Zeit sie mit dieser Aufgabe brauchte, desto weniger weitere Aufgaben würden ihr heute noch gestellt werden. Vielleicht hatte sie sogar Glück und man würde ihr heute überhaupt nichts mehr auftragen. Da sie jemand war, der nicht mehr Arbeit als nötig tat, beschloss sie kurzerhand, doch zu Fuß zurück zu gehen. Es dauerte nicht lange, bis Sesshomaru im Schloss angekommen war. Und sofort wusste er, warum er eigentlich weggegangen war. Inuyasha kam auf ihn zugesprungen und stoppte noch im letzten Augenblick, bevor er in seinen großen Bruder rein gerannt wäre. „Na, Brüderchen, wo warst du denn mal wieder? Talina war echt sauer, als sie gehört hat, dass sie dich mal wieder suchen durfte. Vielleicht solltest du uns mal Bescheid sagen, wenn du das nächste Mal abhaust.“ „Jetzt tu nicht so, als ob du immer alles richtig machen würdest. Außerdem ist es Talinas Aufgabe, hier die anstehenden Arbeiten zu erledigen. Sie arbeitet, dafür bekommt sie etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Aber jetzt entschuldige mich, ich muss zu Vater.“ Sesshomaru hatte keine Lust, sich noch weiter mit seinen Bruder rumzuärgern, deshalb verschwand er so schnell wie möglich. Kaum war er um die nächste Ecke gebogen, hörte er auch schon den verzweifelten Schrei einer Frau: „Inuyasha-sama, bitte geben sie das wieder zurück. Ich muss doch-“ Da verstummte die Stimme der Frau. „Die Angestellten hier tun mir echt leid. Die müssen sich mit einem pubertierenden Hanyou herumschlagen und bekommen dafür nicht einmal extra Lohn.“ Sesshomaru konnte nur den Kopf schütteln, über den Unsinn, den Inuyasha hier tagtäglich veranstaltete. Sesshomaru hatte schon öfters seinen Vater auf dieses Problem angesprochen, doch dieser fand das alles nur zu komisch und tat nicht das geringste für eine ordentliche Erziehung. Er kam dann immer mit Ausflüchten, wie „Lass ihn doch!“ oder „Er ist noch jung. Um erwachsen zu werden, hat er noch genügend Zeit.“ Sesshomaru fragte sich nur, wie lange das noch dauern könnte. Kaum trat Sesshomaru in den großen Saal, in den sein Vater seine Arbeit erledigte, schickte Inu No Taishou auch schon direkt die üblichen Wachen raus. Wie es schien wollte er mit Sesshomaru unter zwei Augen sprechen. Und das zeigte ihm, dass die bevorstehende Sache ziemlich ernst sein musste. Doch er hatte nicht die geringste Ahnung, was es sein könnte. „Setze dich, Sesshomaru.“, forderte ihn sein Vater auf. Sesshomaru tat, wie geheißen, und setzte sich seinem Vater gegenüber. Doch Inu No Taishou fing nicht sofort an zu reden, sondern trank erst noch einen Schluck Tee. Und selbst danach dauerte es noch eine ganze Weile, bis er fort fuhr. „Ich möchte mit dir etwas Wichtiges besprechen.“, meinte er dann. „Das habe ich mir schon gedacht.“ Sesshomaru zeigte kein Anzeichen von Neugier. Es war nicht ungewöhnlich, dass ihn sein Vater rufen ließ. Und diesen Satz hatte er schon oft von seinen Vater gehört und meistens waren es nur Belanglosigkeiten. Doch irgendetwas in der Art seines Vaters sagte ihm, dass es dieses Mal ernst war. Und darum hörte Sesshomaru aufmerksam zu. „Ich muss bald für eine kurze Zeit weg. Es ist nichts besonderes und du brauchst auch nicht wissen, wo ich hingehe. Ich will nur, dass du mir davor etwas versprichst. Ich denke, es wird langsam Zeit dafür. Ich möchte, dass du, wenn ich irgendwann nicht mehr hier sein sollte, auf jeden Fall auf deinen kleinen Bruder Acht gibst. Du sollst ihn beschützen, wenn ich es nicht mehr kann.“ „Aber, Vater-“ „Kein aber. Ich weiß, er kann manchmal ein bisschen nervig sein.“ Der Inu No Taishou lächelte gezwungen, doch das hielt nicht lange. Kurze Zeit später war er wieder so ernst wie vorher. „Aber ich möchte, dass du es mir versprichst, Sesshomaru.“ Sesshomaru gefiel es nicht, worüber sein Vater da sprach. Er wollte so etwas gar nicht hören, und doch wusste er, dass es jederzeit geschehen könnte. Immerhin war sein Vater der Herrscher über die westlichen Gebiete und sein Tod konnte plötzlicher kommen, als ihnen allen lieb war. „Mir gefällt zwar das heutige Thema unseres Gespräches nicht, aber ich werde es dir versprechen, Vater. Ich werde Inuyasha beschützen, egal, was auch kommen wird.“ ******************************************************************************* „Sesshomaru.“ Kagomes Stimme ließ Sesshomaru aus seinen Gedanken hochschrecken. Die Erinnerung war noch so frisch, als ob es gestern gewesen wäre. Er konnte sich noch zu gut an diesen Tag erinnern. An das Versprechen, das er seinem Vater gegeben hatte und doch nicht gehalten hat. Und an Talina, die immer so fröhlich gewesen war, selbst wenn er sie mal wieder geärgert hatte. Kagome fand, dass Sesshomaru ziemlich abwesend wirkte. Er sah so aus, als ob er an weit entferntes denken würde, doch sie wollte endlich Gewissheit haben. „Ist der Youkai, der, für den ich ihn halte?“ „Ja.“ Sesshomaru wirkte noch immer sehr abwesend. Er schaute Kagome auch gar nicht an, sondern starrte unentwegt in die Richtung vom Brunnen. „Aber, du hast doch gesagt, dass-“, wollte Kagome einwerfen, doch sie war nicht mal in der Lage, diesen Satz auszusprechen. Es fiel ihr immer noch schwer. „Für mich ist mein kleiner Bruder gestorben.“ ******************************************************************************* „Sesshomaru-sama.“ Die großen Türen des Saales wurden aufgedrückt und ein Diener kam herein. Während der Abwesenheit des Hundefürsten, hatte Sesshomaru das Sagen auf dem Schloss. So hielt er sich auch die meiste Zeit im Saal seines Vaters auf. Der Diener trat näher an ihn heran und ging in die Knie. Dann stand er wieder auf. Sesshomaru wusste, dass dieser Mann mit seinem Vater unterwegs gewesen war und wunderte sich, dass er zuerst kam, anstatt sein Vater selbst. „Sesshomaru-sama. Ich habe eine schlechte Nachricht. Der Inu No Taishou ist-“ Sesshomaru sprang auf. „Was ist mit meinem Vater?“, verlangte er zu wissen. „Euer Vater... der Inu No Taishou... ist... ist... tot.“ Endlich war es raus. Er konnte es selber noch nicht ganz fassen und jetzt musste er auch noch die schlechte Nachricht dem Sohn mitteilen. „Ich bin extra vorgegangen, damit sie Bescheid wissen, bevor die Leiche eintrifft.“ Sesshomaru aber hörte gar nicht mehr zu. Sofort als der Diener die Nachricht ausgesprochen hatte, war Sesshomaru wieder auf seinen Sessel gesunken. Nun blickte er völlig abwesend in die rechte hintere Ecke des Raumes. Wie konnte das möglich sein? Sein Vater war doch ein Dai-Youkai. Er war stärker als alle anderen. Und doch war er tot. „Wie?“, fragte er ganz leise. Er wollte nicht, dass der Diener vielleicht seine brüchige Stimme erkennen konnte. Der Diener schüttelte den Kopf, doch Sesshomaru sah dies sowieso nicht. „Es tut uns leid, Herr, doch das wissen wir auch nicht. Inu No Taishou-sama hat sich an einem Abend von dem Lager entfernt. Am nächsten Morgen kam er mit schweren Verletzungen zurück. Er hat uns nicht erzählt, was passiert ist. Und unsere Heiler konnten nichts mehr für ihn tun.“ Der Diener fragte sich, was wohl in Sesshomaru vorgehen mochte. Er konnte es sich nicht vorstellen, da sein Vater noch lebte. Der Inu No Taishou selbst hatte ihm das Leben gerettet. Er wusste nur, dass es sehr schlimm für seinen Herrn sein musste. „Habt ihr Inuyasha schon davon erzählt?“ Sesshomaru wirkte wieder etwas kräftiger. Anscheinend hatte er den Schock überwunden und überlegte jetzt schon, was zu tun war. Der Diener schüttelte abermals den Kopf. „nein, Herr. Ich bin direkt zu ihnen geeilt.“ „Dann sucht ihn und bringt ihn her.“, befahl Sesshomaru. „Aber sagt ihm nichts.“ Der Diener erhob sich nun, verbeugte sich noch kurz und verließ dann den Raum. Kurze Zeit später trat Inuyasha in den großen Saal. Sesshomaru hatte den Wachen bereits schon befohlen den Raum zu verlassen, sodass die beiden nun ganz alleine waren. Inuyasha grinste breit. „Na, Brüderchen. Ich weiß, ich hätte das nicht tun sollen, aber kannst du nicht-“ Plötzlich hielt Inuyasha inne. Er betrachtete seinen Bruder. „Was ist los, Sesshomaru?“ Es war selten, dass Inuyasha Sesshomaru bei seinem Namen nannte. Er tat dies nur in ernsten Situationen, wenn er sich mal erwachsen verhielt. Inuyasha war nicht blind und sah, dass mit Sesshomaru etwas ganz und gar nicht stimmte. So hatte er seinen großen Bruder noch nie erlebt und es bereitete ihm ein Unbehagen, was er nicht ganz zu deuten wusste. „Ich muss dir etwas Wichtiges sagen, Inuyasha.“ Seine Stimme war auch komplett anders, doch Inuyasha konnte nicht sagen, wie sie sich verändert hatte. Er hatte nur ein schlechtes Gefühl, schon als er seinen Bruder gesehen hatte. Er war auf alles gefasst. „Vater ist tot.“ Doch das hatte Inuyasha nicht kommen sehen. Er war zwar auf alles gefasst gewesen, doch diese Möglichkeit hatte sein Unterbewusstsein schon ausgeschlossen, weil es wusste, dass es Inuyasha nicht gefallen würde. Und diese Nachricht gefiel Inuyasha ganz und gar nicht. Von einer Sekunde auf die nächste war er wie ausgewechselt. Seine Augen starrten leer in die Ferne und er schien überhaupt nicht mehr anwesend zu sein. Sesshomaru trat an Inuyasha heran, wollte seinen Arm auf seine Schulter legen, doch Inuyasha schlug diese weg. „Du lügst!“ Inuyasha klang bedrohlich, doch Sesshomaru wusste, dass er dies nicht so meinte. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie Inuyasha sich verhalten hat, als seine Mutter gestorben ist. Er hatte ähnlich reagiert. Genau genommen war er total aus gerastet. Alles, was er finden konnte, hat er kurz und klein geschlagen. Doch diese Phase hatte nicht lange an gedauert. Schon nach kurzer Zeit hatte er damit aufgehört, nach dem Gespräch mit seinem Vater. Sesshomaru hoffte nur, dass er dies auch so hin bekommen würde, wie sein Vater. Hoffentlich konnte er seinem Bruder genauso gut beistehen. „Ich weiß, es ist schwer. Ich kann es auch kaum fassen. Aber Vater hätte nicht gewollt, dass wir um ihn trauern. Wir sollten vorausschauen und seine Aufgaben übernehmen. Nicht ich alleine, sondern wir.“ Inuyasha blickte auf, schaute seinen Bruder direkt in die Augen. Sesshomaru konnte Wut in Inuyashas Augen sehen, doch auch tief drin erkannte er die Trauer. Inuyasha verharrte kurz so und lief dann ohne ein weiteres Wort aus dem Saal heraus. **************************************************************************** „Für mich ist mein kleiner Bruder gestorben.“, erklärte Sesshomaru. „An dem gleichen Tag, an dem auch mein Vater gestorben ist.“ „Warum hat er es getan?“ Kagome wollte es unbedingt wissen. Irgendwie hatte sie schon in ihrer Dimension nie so richtig verstanden, warum er ein vollwertiger Youkai werden wollte. „Der Tod von unseren Vater hatte ihn schwer getroffen. Das hat ihn vor Augen geführt, wie kurz das Leben sein kann. Unser Vater war mächtig, der stärkste Youkai, den Inuyasha kannte. Und dieser war einfach so gestorben.“ Sesshomaru hielt kurz inne, bevor er weiter sprach. „Er wollte einfach nur stärker werden und den Schmerz zugefügt.“ Sesshomaru wirkte wieder total abwesend. „Was ist damals passiert?“ Kagome ahnte, dass es nicht leicht für Sesshomaru war, darüber zu reden, doch es würde ihm bestimmt helfen. Da war sich Kagome sicher. ***************************************************************************** Einen Tag nach der Bestattung berichtete eine Wache Sesshomaru, dass Inuyasha nirgendwo mehr aufzufinden sei. Sesshomaru wusste sofort, dass er weggelaufen war und er konnte sich auch gut vorstellen, wohin. Talina bestand darauf, Sesshomaru begleiten zu dürfen. Sie meinte, dass sie Inuyasha gut kannte und ihn vielleicht zur Vernunft bringen könnte. Sesshomaru gefiel dieser Gedanke zwar nicht, aber er wusste, dass Talina, nach dem Inu No Taishou, Inuyasha am besten unter Kontrolle hatte, sogar besser als er selbst. Daher hat er sie kurzerhand mitgenommen. Als Sesshomaru und Talina im Dorf ankamen, war es schon zur Hälfte zerstört. Bei den Häusern waren die Dächer teilweise durchlöchert oder das Haus war fast komplett abgerissen. Manche konnte man nicht mal mehr als Häuser erkennen. Ein Haus brannte sogar und es konnte nicht mehr lange dauern, bis das Feuer auch auf die andern Hütten übergehen würde. Bald würde diesen Dorf nur noch ein einziges Feuermeer sein. Die Bewohner des Dorfes flohen panisch in alle Richtungen. Mütter hatten ihre Kinder auf die Arme genommen und versuchten nur so schnell wie möglich, irgendwie heil aus dem Dorf hinauszukommen. Inmitten dieses ganzen Chaos stand Inuyasha. Ruhig, gelassen und bewegte sich nicht. Er stand einfach nur da, als ob er auf etwas bestimmtes warten würde. Sesshomaru ging einen Schritt auf ihn zu. Die Menschen gerieten nur noch mehr in Panik, als sie den nächsten Youkai durch ihr Dorf schreiten sahen. Inuyasha hob seinen Kopf und sah seinen Bruder in die Augen. Schon da wusste Sesshomaru, dass sie zu spät gekommen waren. Tiefrote Augen, wie Blut, hatte er und sie strahlten eine Kälte aus, die nur ein vollwertiger Youkai besitzen konnte. „Inuyasha!“ Und trotzdem versuchte Sesshomaru es. Was sollte er auch anderes tun? „Bitte, höre auf damit. Vater hätte das nicht gewollt.“ Er ging noch einen Schritt auf ihn zu, doch Inuyasha rührte sich nicht. Er machte auch keine Anzeichen, dass er Sesshomaru verstanden hatte. Er stand einfach nur da. Talina ging auch einen schritt vor, doch Sesshomaru bedeutete ihr, stehen zu bleiben. Er schaute sie an und schüttelte den Kopf. „Das ist viel zu gefährlich für dich. Ich möchte, dass du sofort, dieses Dorf verlässt. Ich befehle es dir.“ Sesshomaru wusste, dass Talina nie weggehen würde, nur weil er sie darum bat. Aber einen klaren Befehl konnte sie nicht verweigern. Man merkte ihr an, dass ihr der Befehl von Sesshomaru nicht gefiel, trotzdem nickte sie und wandte sich zum Gehen. Sesshomaru vertraute ihr und wandte sich deshalb wieder Inuyasha zu. Dieser schien ohne eine Regung an der gleichen Stelle verharrt zu haben. Auf jeden Fall sah es so aus. Sesshomaru fragte sich, was er als nächstes tun würde. So wie er da stand, hätte man niemals vermutet, dass er für dieses Chaos verantwortlich war. Er sah – blickte man ihm nicht ins Gesicht – wie ein verängstigter Mensch aus, der so gelähmt war, dass er sich nicht einmal mehr bewegen konnte. Doch Sesshomaru wusste, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. Mittlerweile hatte sich das Feuer auf drei weitere Hütten ausgebreitet. Die meisten Menschen waren bereits erfolgreich aus dem Dorf geflohen. Zumindest hatte Sesshomaru Inuyasha so lange ablenken können, dass er sich nicht weiter auf die Dorfbewohner konzentriert hatte. Plötzlich hallte ein Ruf von weit entfernt. Es hörte sich an, wie die Stimme eines junges Mädchens. Und Sesshomaru hatte sich nicht geirrt. Als er sich umschaute sah er ein etwa zehn Jahre altes Mädchen in einem Mikogewand, dass mit einem Pfeil auf Inuyasha zielte. Kaum hatte Sesshomaru sie erblickt, schnellte auch schon der Seil von der Sehne. Er steuerte auf Inuyasha zu, doch kurz bevor er sein Ziel erreichte, wurde er von Inuyashas Krallen zu Kleinholz verarbeitet. Es war das erste Mal, dass Sesshomaru sah, wie Inuyasha sich bewegte und es erschreckte ihn. Es war unglaublich schnell. Der Blick, den Inuyasha nun den kleinen Mädchen zuwarf, sagte Sesshomaru, dass er sofort etwas unternehmen musste. Denn offenbar war er nun richtig sauer. Kaum hatte Sesshomaru das realisiert, war Inuyasha auch schon auf die Kleine zu gestürmt. Sesshomaru hatte überhaupt keine Zeit zu überlegen, was er nun tat, sondern musste direkt hinterher. Er hatte Schwierigkeiten, mit ihm schritt zu halten. Doch kurz bevor Inuyasha an das Mädchen ran kam, konnte Sesshomaru ihn noch überholen und ihn mit einem Schlag in die gegen gesetzte Richtung schleudern. „Bist du verrückt? Du solltest längst mit den anderen geflohen sein.“ Auch wenn Sesshomaru wütend klingen wollte, gelang ihm das nicht so recht. In seiner Stimme lag eher Erleichterung und Besorgnis. Doch das Mädchen schüttelte vehement den Kopf. „Ich bin die Miko dieses Dorfes. Ich muss es beschützen.“ Sesshomaru konnte nicht anders, doch irgendwie verspürte er ein wenig Bewunderung für dieses Mädchen. Sie war noch so klein, und trotzdem war ihre Aufgabe ihr schon sehr wichtig. Ganz anders als Inuyasha. Und daher wusste er, dass sie sich gut entwickeln würde, falls sie das hier überleben werden. Daher kniete er sich hin, um auf der gleichen Augenhöhe zu sein. „Das hast du auch gut gemacht. Du bist wirklich sehr tapfer. Aber den Rest werde ich jetzt übernehmen, okay?“ Das Mädchen schaute ihm in die Augen und wusste, dass sie ihm trauen konnte. Sie hatte zwar keine Ahnung, woher dieses Gefühl kam, doch sie wusste, dass es sie nicht betrog. Sie nickte ihm entschlossen zu, drehte sich um und rannte in die Richtung, in der auch die anderen Dorfbewohner verschwunden waren. Sesshomaru war froh, dass sie so schnell nachgegeben hatte. Er hatte schon befürchtet, dass sie sich weigern würde. Als er sich aufrichtete, um nach Inuyasha Ausschau zu halten, durchfuhr ihn einen Schock. Ganz plötzlich war ihm der Geruch von Blut in die Nase gestiegen, und diesen Blutgeruch kannte er nur zu gut. Talina! Sofort hatte er Inuyasha erblickt, der vor Talina stand. Sie hatte einen kleinen Kratzer auf dem Gesicht, doch sonst schien sie unverletzt. Doch das Entsetzten war ihr ins Gesicht geschrieben. Sie wusste, dass sie gleich sterben würde. Inuyasha packte sie am Hals und hob seinen anderen Arm in die Luft, bereit zum Angriff. Nein, durchfuhr es Sesshomaru. Wie ein Blitz durchfuhr ein stechender Schmerz seinen ganzen Körper. Sein Magen verkrampfte sich und sein Herz setzte für einige Sekunden aus. Er lief los. Doch es war schon zu spät. Er sah nur noch ihre schockgeweiteten Augen, als Inuyasha sie durchbohrte. Dann verloren sie all ihren Glanz und sie sackte leblos zu Boden. ***************************************************************************** „Er hat das ganze Dorf zerstört.“, antworte er. Seine Stimme war leise und zitterte. Für einige Sekunden herrschte Stille zwischen den beiden. „Der Youkai hat mir an diesem Tag alles genommen, was mir nach dem Tod meines Vaters noch geblieben war: Inuyasha und ... Talina.“ Kagome musterte ihn für kurze Zeit. Dann nickte sie. Sie hatte Sesshomaru verstanden und würde ihn auch nicht länger ausfragen, nicht solange bis er selbst wieder darauf zu sprechen kam. Kapitel 6: Verzweiflung ----------------------- Verzweiflung Kagome saß immer noch vor Sesshomaru und hing ihren Gedanken nach. Auch wenn sie Inuyasha mit eigenen Augen gesehen hatte, konnte sie es immer noch nicht so recht verstehen, warum er es nun endgültig getan hatte. Doch eigentlich interessierte sie das Warum gar nicht zu sehr. Am Schlimmsten fand sie die Erscheinung selbst. Er war so anders gewesen. Diese böse Aura, die sie die ganze Zeit gespürt hatte, kam von ihm. Kagome konnte es nicht fassen. Und so wollte er auch in ihrer Dimension werden. Es versetzte ihr einen Stich. Sie fand es schrecklich und sie schwor sich, dass sie gehen würde, bevor es passierte. Doch innerlich hoffte sie, dass Inuyasha sich noch um entscheiden würde. Dass er erkannte, dass ein Hanyou zu sein, gar nicht so schlimm war. Dass es vollkommen in Ordnung war ... für sie. Sesshomaru kam die Stille von Kagome auch sehr gelegen. Er war noch halb auf Wanderschaft in seiner Vergangenheit. Er hatte so lange nicht mehr an die damaligen Erlebnisse gedacht. Doch jetzt, wo er diesen Youkai wieder gesehen hatte, kam alles wieder hervor, als wäre es gestern gewesen. Und jetzt fiel ihm auf, wie lange er nicht mehr an Talina gedacht hatte. Erst nach ihrem Tod war ihm aufgefallen, wie viel sie ihm bedeutete. Plötzlich war da eine Leere gewesen, die er sich nicht erklären konnte. Noch schlimmer als bei seinem Vater. Er war für Wochen wie ausgewechselt gewesen und dazu kam noch, dass niemand mehr da war, mit dem er darüber reden konnte. In seinen Träumen hörte er immer wieder ihren fröhlichen Ruf: „Sesshomaru-sama!“ Und dann sah er ihr von Zorn gerötetes Gesicht, weil sie sich mal wieder von ihm hatte ärgern lassen. Doch von Traum zu Traum wurde dieses Bild unschärfer. Es verschwand immer mehr. Und irgendwann kam es nicht mehr vor, nur noch die Stimme, die aus der Schwärze nach ihm rief. Doch diese war auch dumpf und hörte sich so weit entfernt an, dass es Sesshomaru schon fast zum verzweifeln brachte. Er hatte sie geliebt, das war ihm im Nachhinein klar, doch das änderte nichts daran, dass sie tot war. Er würde sie nie wieder sehen und damit hatte er sich abgefunden. Seit damals hatte er sich noch viel mehr um die Menschen gekümmert und ihnen geholfen, wenn sie es nötig hatten. Er hatte sogar Allianzen mit Dämonenjägern geschlossen. Nur so, dachte er, konnte er das mit Talina wieder gut machen. Seither ist er als der barmherzigste Herrscher aller Zeiten bekannt, sogar noch verständnisvoller als sein Vater soll er gewesen sein. Sesshomaru hatte sich nie um seinen Titel geschert. Es war ihm gleich, wie ihn die Menschen nannten. Er hoffte nur, dass Talina ihm verzeihen würde, dass er sie nicht retten konnte. Und er hoffte, dass sein Vater ihm verzeihen würde, dass er nicht sein Versprechen gehalten hatte. Er wollte einfach nur sein schlechtes Gewissen bereinigen. Doch ganz gleich, wie viel Gutes er getan hatte, er hatte nie gedacht, dass es ausreichen würde. Schließlich hat er die Erinnerung an diesen Tag so gut es ging verdrängt, was auch funktioniert hatte, bis heute. Er wusste nicht wieso, doch seit Kagome bei ihm war, musste er immer wieder über Inuyasha und Talina nachdenken. Und er musste feststellen, dass es nicht leicht war, nach all der Zeit, wieder daran zu denken. Doch auch wenn Kagome der Auslöser dafür war, machte sie es dennoch viel erträglicher. Er hatte bis jetzt mit niemanden darüber gesprochen und Kagome hatte er es einfach erzählen können. Sie war anders, als alle, die er bis jetzt kennen gelernt hatte. Und trotzdem erinnerte sie ihn irgendwie ein wenig an Talina. „Wir sollten darüber nachdenken, wie wir dich wieder nach Hause schaffen können.“, durchbrach Sesshomaru die fast schon endlos scheinende Stille. Kagome schreckte hoch, doch sie hatte schon damit gerechnet, dass diese Aussage irgendwann von ihm kommen würde. Sie ließ ihren Kopf sinken und murmelte vor sich hin: „Ich wüsste nicht, was wir noch probieren könnten. Ich bin immer nur auf diesem Weg durch die Zeit gereist.“ In Kagomes Augen sammelten sich Tränen, doch sie versuchte, sie zurückzuhalten. Sie wollte nicht die Verzweiflung überhand gewinnen lassen. Sie wusste, wenn das geschah, konnte sie nicht gewinnen. Sie würde sich nicht wehren, da sie schon jetzt bereits die Hoffnung aufgegeben hatte. „Kagome...“ Sesshomaru sprach ganz leise. Er spürte, dass mit ihr etwas nicht in Ordnung war. Er wollte sie nicht zu sehr angreifen. Kagome hob ihren Kopf. Sesshomaru konnte nun direkt in ihre Augen sehen. Sie sahen sehr feucht aus, als ob sie gleich anfangen würde, zu weinen. „Machen wir uns doch nichts vor, Sesshomaru.“ Sie wollte ihre Stimme fest klingen lassen, doch es gelang ihr nicht wirklich. Ihre Stimme zitterte leicht und die Worte kamen nur langsam aus ihrem Mund. „Ich werde nicht mehr nach Hause kommen. Ich werde meine Freunde nie wieder sehen.“ Jetzt konnte Kagome es nicht länger zurückhalten. Ihre Tränen brachen aus ihren Augen und bahnten sich ihren Weg über ihr Gesicht. Sie fing an zu schluchzen und murmelte weiter vor sich hin, auch wenn alles nur stockend kam. „Sango ist meine beste Freundin ... ich habe noch nie jemanden wie sie getroffen ... sie ist so verständnisvoll ... und Miroku ... er ist ... einzigartig ... Shippo und Kirara ... die beiden haben immer miteinander gespielt ... und dann noch Inuyasha ...“ Die Tränen kamen nun so stark und so viel, dass Kagome nicht mehr weiter reden können. Sie versuchte, sie wegzuwischen, doch es kamen immer mehr. Sie konnte sie einfach nicht stoppen. „Meine Familie ... sie wird sich große Sorgen machen ... sie werden sich alle Sorgen machen ... besonders Inuyasha ... er macht sich immer Sorgen um mich ... dabei sollte er das gar nicht ...“ Die Stimme versagte ihr wieder unter dem Schluchzen. Sesshomaru konnte das nicht länger mit ansehen. Er setzte sich neben sie und zog sie an sich heran. Kagome sagte nichts, sie ließ es einfach geschehen. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und weinte. „So darfst du nicht denken, Kagome.“, flüsterte er ihr leise ins Ohr. „Sonst klappt es wirklich nicht. Du musst daran glauben, das ist wichtig. Du musst daran glauben, dass du es schaffst.“ Sesshomaru spürte, wie Kagome den Kopf schüttelte oder es wenigstens versuchte. „Nein, es ist sinnlos. Es gibt keinen Weg für mich nach Hause. Es ist sinnlos. Es geht einfach nicht.“ Sie vergrub ihr Gesicht in sein Gewand und krallte ihre Hand in den edlen Stoff. Sesshomaru streichelte über ihr Haar. „Kagome, bitte. Zusammen finden wir schon eine Lösung.“ Kagome machte keine Anzeichen, ob sie jetzt überzeugt war. Doch Sesshomaru hatte noch ein Ass im Ärmel. „Inuyasha würde nicht wollen, dass du aufgibst. Er würde wollen, dass du alles versuchst, um wieder zu ihm zurückzukommen.“ Sesshomaru spürte, wie der Stoff auf seiner Haut noch nasser wurde und direkt danach schluchzte Kagome laut auf. Er hatte also richtig vermutet, dass Inuyasha ihr viel mehr bedeutete, als ihre anderen Freunde. Er streichelte sie sanft. „Scht.“, gab er beruhigend von sich. Kagome wurde zunehmend ruhiger und bald schon war kaum noch etwas von ihr zu hören. Sesshomaru dachte schon, dass sie eingeschlafen wäre, doch dann: „Ich will wieder nach Hause. Sesshomaru, bitte ... bring ... mich ... heim ...“ Kaum hatte sie den letzten Satz gesagt, fielen ihre Augen zu, als ob sie erschöpft wären, von dem ganzen Weinen und sie versank in tiefen Schlaf. Sesshomaru spürte, dass sie nun schlief, da ihr Brustkorb regelmäßig auf und ab sank. Er blieb noch kurze Zeit so sitzen, bis er sich sicher sein konnte, dass sie wirklich tief schlief und legte sie dann auf den Boden. Er wischte noch eine einzelne Träne, die noch auf ihrer Wange saß, weg, und setzte sich dann neben ihr an dem Baum. Er nahm sich vor, sich auch etwas auszuruhen, denn der nächste Tag würde anstrengend werden. Er musste Kagome wieder nach Hause bringen. Er schwor sich, dass er diesen Versprechen diesmal halten würde, egal was kommen würde. Kagome machte langsam die Augen auf. Die Helligkeit der Sonne blendete sie. Erschrocken darüber schlug sie die Augen wieder schützend zu. Nach einer Weile versuchte sie es ein weiteres Mal. Ganz langsam öffnete sie ihre Augen, sodass sie sich Stück für Stück an die Helligkeit gewöhnen konnte. Kaum konnte sie ihre Umgebung erkennen, durchfuhr sie schon die Frage, wo sie war. Sie konnte sich daran erinnern, zuletzt mit Sesshomaru in einem kleinen Wald gesessen zu haben. Und jetzt saß sie mitten auf einer grünen Wiese. Doch irgendwie kam es ihr auch bekannt vor. Und schon in der nächsten Sekunde wusste sie, wo sie war. Denn kaum hatte sie nach hinten geschaut, sah sie auch schon den Brunnen des Knochenfressers. °Der Brunnen? Was mache ich denn schon wieder am Brunnen?° Ohne noch länger darüber nachzudenken, stand sie auf und ging auf den Brunnen zu. Sie schaute in die tiefe Finsternis. °Ob ich es nochmal versuchen soll?° Doch sie schüttelte den Kopf. Es würde sowieso nichts bringen. Sie schaute sich um. Warum war sie hier? „Sesshomaru?“, rief sie laut in die stille Umgebung. Doch nichts geschah. Weder kam Sesshomaru, noch rief er zurück. Kagome war unwohl zumute. Sesshomaru würde sie doch nicht alleine lassen, besonders nicht an diesem Ort. Sie schlang die Arme um ihren Körper und ging einfach los. Sie achtete gar nicht darauf, wo sie hin ging. Sie wollte nur weg von den Brunnen, der ihr so viel Verzweiflung bereitete. Sie konnte nicht dadurch und sie wusste immer noch nicht, wieso. Sie war doch auch auf diesem Weg hierher gelangt, warum also konnte sie nicht zurück? Ihre Füße trugen sie immer weiter, bis sie zum Goshinboku kam. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie in diese Richtung gelaufen war. Sie blickte auf und konnte ihren Augen nicht trauen. Dort saß... „Inuyasha!“ Kagome rief so laut, dass er sie gar nicht überhören konnte, doch er bewegte sich kein Stück. Nun rannte Kagome die letzten Meter, bis sie genau unter dem Baum stand. Es war kein Trugbild gewesen. Dort saß wirklich Inuyasha auf einem Ast, in seinem roten Suikan und den Blick in die Ferne gerichtet. Sie war so froh, ihn wieder zu sehen. Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen. Es kam ihr so vor, als ob ihr Bauch Luftsprünge machen würde. Sie fühlte sich so, als würde sie fliegen und sie wusste, wie sich das anfühlte. „Inuyasha.“ Kagome versuchte es erneut, doch schon wieder kam keine Antwort von Inuyasha. Er saß einfach nur da und starrte in den Himmel. Kagome folgte seinem Blick, doch sie konnte nichts Interessantes erkennen. Nur weiße Wolken bedeckten den blauen Himmel. Etwas weiter in der Ferne bahnte sich ein Gewitter an, denn dort wurden die Wolken zusehends dunkler. Doch das interessierte Kagome wenig. Sie wollte nur mit Inuyasha sprechen. „Inuyasha, ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.“ Noch immer keine Reaktion. °Was hat er nur? Denkt er etwa, es wäre lustig, mich zu ignorieren?° Kagome wurde es langsam zu lästig, deshalb ergriff sie den erstbesten Ast, den sie entdecken konnte und kletterte hoch. Es war schwieriger als sie gedacht hätte, denn es gab kaum Möglichkeiten sich festzuhalten. Immer wieder rutschte sie ab. Und nicht nur einmal wäre sie fast wieder vom Baum gefallen. Deshalb war sie umso erleichterter als sie endlich auf dem gewünschten Ast ankam. °Und Inuyasha schafft das mit einem Sprung. Irgendwie beneidenswert...° Sie schaute ihn an und erschrak. Jetzt wusste sie, warum er nicht geantwortet hatte. Er starrte völlig ins Leere, als ob er gar nicht hier wäre. Kagome erinnerte dieser Blick an Sesshomaru, wenn dieser an Talina dachte. Es versetzte ihr einen Stich, Inuyasha so zu sehen. Sie würde liebend gern wissen, was los war, doch er redete ja nicht mit ihr. Doch dann öffnete er den Mund und hauchte leise, immer noch den Blick in die Ferne gerichtet, vor sich hin: „Kagome, wo bist du nur?“ Er wiederholte den Satz immer und immer wieder. Als ob der Wind ihn irgendwann eine Antwort liefern würde. Kagome wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie saß doch direkt vor ihm, und trotzdem fragte er sich, wo sie war. Sie schüttelte den Kopf. „Inuyasha, ich bin doch hier. Genau vor dir. Du musst mich doch sehen.“ Sie hob ihre Hand und streckte sie aus. Sie wollte seine Wange berühren, doch anstatt seine Haut zu fühlen, spürte sie nichts. Ihre Finger wurden nicht von der Haut gebremst, sondern drangen einfach in die Materie ein. Blitzartig zuckte sie zurück. Sie betrachtete ihre Hand skeptisch. °Was ist hier los? Warum kann ich Inuyasha nicht berühren? Bin ich etwa ein Geist?° Sie schaute wieder zu Inuyasha. Dieser jedoch hatte sich nun verändert. Sein Blick war nun klarer. Jetzt war sich Kagome sicher, dass er wirklich vor ihr saß. Er schaute sich um, als ob er jemanden suchen würde? Dann hielt er inne und schaute direkt in Kagomes Richtung. „Kagome?“, fragte er. Kagome nickte heftig mit ihrem Kopf. „Ja. Ich bin hier Inuyasha. Endlich hast du mich bemerkt.“ Dann ließ Inuyasha wieder seinen Kopf sinken. „Sie ist nicht hier, Inuyasha. Bild dir bloß nichts ein.“, sprach er zu sich selbst. Kagome verlor langsam die Geduld. Sie wollte ihm widersprechen, als von irgendwo her ein Schrei ertönte: „INUYASHA!“ Kagome blickte nach unten und erkannte Sango. „Komm ins Dorf. Wir wollen etwas mit dir besprechen.“ „Ok, ich komme.“, kam es von Inuyasha, auch wenn er nicht gerade begeistert klang. Sango hingegen schien überrascht zu sein, dass er überhaupt antwortete. Dann legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie schien froh zu sein. Kagome wusste zwar nicht warum, doch auch sie war froh, als sie ihre glückliche Freundin sah. Sie winkte ihr zu, doch auch Sango schien sie nicht zu sehen. Inuyasha sprang vom Baum und machte sich mit Sango auf den Weg in Richtung Dorf. Kagome ließen sie einfach alleine zurück. Sie schaute nach unten. Es war zu hoch, um zu springen. Doch auf Klettern hatte sie auch keine Lust mehr. °Wenn mich keiner sieht, bin ich vielleicht doch irgendeine Art von Geist. Aber dann dürfte mir auch nichts passieren, wenn ich einfach runter springe.° Kagome schaute nochmals nach unten. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was passierte, wenn sie kein Geist war. Sie kniff die Augen zu und sprang. Zu ihrer Überraschung kam sie wirklich heil unten an. Sie hüpfte noch ein paar Mal auf und ab, um wirklich sicher zu gehen, dass ihr nichts weh tat. Dann rannte sie los, in die gleiche Richtung, in der auch Sango und Inuyasha verschwunden waren. Sie saßen alle in Kaedes Hütte. Inuyasha saß etwas abseits an die Wand gelehnt. Miroku und Sango sprachen auf ihn ein, Inuyasha jedoch schien ziemlich desinteressiert. Sie versuchten ihn aufzumuntern, indem sie sagten, dass Kagome schon wieder auftauchen würde. Kagome saß genau neben ihnen und fand dies alles ein wenig merkwürdig. Sie saß hier und die anderen redeten davon, dass sie nicht aufzufinden sei. Sie verstand immer noch nicht, wie und warum sie hier war. Anscheinend war sie irgendwie wieder in ihre Dimension gelangt, jedoch war ihr Körper wohl nicht mitgekommen, denn die andern konnten sie weder hören noch sehen. Außer Inuyasha. Er schien sie für einen kurzen Moment wahrgenommen zu haben. Doch dies hatte sich schnell wieder gelegt. Kagome hatte es inzwischen aufgegeben, sich bemerkbar machen zu wollen. Sie hatte noch die geringe Hoffnung gehabt, dass Kaede sie vielleicht sehen würde, doch das war auch nicht der Fall gewesen. Nun saß sie neben ihren Freunden und verfolgte ihr Gespräch. „Ich mache mir ja auch Sorgen um Kagome, Inuyasha. Ich kann dich also gut verstehen. Aber wir dürfen uns nicht so hängen lassen.“ Sango schien schon der Verzweiflung nahe, doch sie wollte nicht aufgeben. „Sie ist stark. Sie wird schon einen Weg zu uns zurück finden.“, kam Miroku seiner Freundin zu Hilfe. „Wir müssen einfach auf sie vertrauen.“ Inuyasha blickte zu Boden, schien zu überlegen. Kagome hatte ihn noch nie so traurig erlebt. Sie musste ihm wirklich viel Sorgen bereiten. Sie ging zu ihm hin und kniete sich neben ihn. Sie strich sanft über seine Wange, um zu zeigen, dass sie dort war. Vielleicht funktionierte es ein zweites Mal. Dann beugte sie sich vor, bis sie ganz nah an seinem Ohr war und flüsterte: „Vertrau mir. Ich werde zu dir zurückkommen. Das verspreche ich.“ Auf Inuyasha Lippen legte sich ein kleines Lächeln. °Hat er mich wirklich gehört?° „Ihr habt Recht. Wenn Kagome eins ist, dann stur und dickköpfig. Sie wird solange an einer Lösung suchen, bis sie wieder hier ist.“ Jetzt lachten auch die anderen. Sie schienen froh zu sein, endlich mal wieder einen typischen Satz von Inuyasha zu hören. Doch schon im nächsten Moment war Inuyasha wieder sehr ernst. „Mich würde aber trotzdem interessieren, wo sich Kagome befindet. Hier ist sie ja nie angekommen. Und ihre Mutter sagt, dass sie gesehen hat, wie sie durch den Brunnen gesprungen ist. Hast du vielleicht eine Idee, wo sie sich befinden könnte, Kaede?“ Inuyasha wandte sich an die alte Miko, die sich bisher aus den Gespräch herausgehalten hat. Sie räusperte sich. „Ich kann natürlich nur Vermutungen anstellen. Nun ja, ich glaube, dass sie-“ Kagome schlug ihre Augen auf. Nur spärliches Licht fiel durch die dichten Baumkronen, sodass man denken könnte, es wäre noch Nacht. Jetzt befand sich Kagome wieder an dem Ort, an dem sie sich befinden sollte. °Also war das alles nur ein Traum. Hätte ich mir ja auch gleich denken können. Aber warum musste er gerade an dieser Stelle aufhören?° Sie setzte sich auf und sah, dass Sesshomaru neben ihr, an einem Baum gelehnt, saß. Er lächelte sie an. „Na, gut geschlafen?“ Kagome sprang auf. „Ja, sehr gut sogar.“ Sie klopfte sich den Dreck von ihrer Hose. „Können wir weiter? Ich muss immerhin nach Hause. Und ich will meine Freunde ja nicht ewig warten lassen.“ Sesshomaru stand ebenfalls auf, jedoch nicht so sprunghaft wie Kagome. „Von mir aus gerne. Wo soll es denn jetzt hingehen?“, fragte er teilnahmslos, doch im Innern freute er sich, Kagome wieder mit solchem Elan zu sehen. „Ich hoffe, dass du mir das sagen kannst. Ich suche jemanden, der in dem Dorf nahe des Waldes gewohnt hat. Sie heißt Kaede und müsste jetzt so um die Mitte sechzig sein. Weißt du vielleicht, wo die Dorfbewohner hin sind?“ Zu Kagomes Erleichterung nickte Sesshomaru. „Ja, die meisten haben sich nicht weit entfernt in einem anderen Dorf niedergelassen. Dort sollte unsere Suche auf jeden Fall beginnen.“ Kagome strahlte über das ganze Gesicht. „Das ist ja toll.“ Sie nahm ihren Rucksack, warf sich ihn auf den Rücken und stellte sich neben Sesshomaru. „Dann führe mich zu dem Dorf.“ Kapitel 7: Kaede ---------------- Hi, alle zusammen. Hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. Es hat zwar ein wenig gedauert, dafür erfährt man mal endlich ein bisschen. Ich widme dieses Kapitel meiner lieben Schwester Sarah. Sie hatte ja Geburtstag und hiermit wünsche ich ihr nochmal alles Gute nachträglich. Und natürlich ist der Auftritt von Miroku nur für dich. Du musstest ja solange darauf warten. Also viel Spaß beim Lesen. LG Kaguyashi Kaede Kagome und Sesshomaru betraten das Dorf. Es herrschte reger Verkehr und keiner bemerkte die Neuankömmlinge. Kagome hatte noch nie ein Dorf gesehen, in dem so viel los war. Und trotzdem hatte sie das Gefühl, als ob sie hier schon einmal gewesen wäre. Doch sie war sich nicht sicher. Auf jeden Fall wusste sie, dass sie in dieser Dimension noch nicht hier gewesen war. Das stand unumwindlich fest. „Ist es das Dorf?“, fragte Kagome. Sie klang ziemlich aufgedreht und das war sie auch. Sie konnte es kaum noch erwarten, zu Kaede zu gelangen und endlich wieder nach Hause zu kommen. Sesshomaru nickte. „Ja, aber es heißt nicht, dass sie hier ist“, holte er sie in die Gegenwart zurück. Kagome war für ein paar Sekunden wieder nachdenklich, doch das verflog schnell wieder. Selbst wenn sie nicht hier wäre, dann würde sie einfach weiter nach ihr suchen. Sie hob ihren Kopf und lächelte Sesshomaru an. „Aber ich habe es irgendwie im Gefühl.“ Dann rannte sie los, hielt bei dem ersten Dorfbewohner an und fragte ihn, ob er eine alte Frau namens Kaede kenne. Zu Kagomes Enttäuschung verneinte er. Doch Kagome gab noch nicht auf. Sie ging von einem Einwohner zum nächsten. Jedoch kam sie nicht weiter. Jeder der Einwohner schien sie nicht zu kennen. Langsam schwand die Hoffnung. Vielleicht war Kaede doch nicht in diesem Dorf. Und es wurde langsam auch schon dunkel. Kagome spürte plötzlich, wie müde sie eigentlich war. Sesshomaru blieb dies nicht verborgen und schaute sich um. Dann hielt er Kagome auf und zeigte auf ein Gebäude, das sehr groß war und aus dem Lärm drang. „Wie wäre es, wenn wir es für heute dabei belassen und uns dort ein Zimmer nehmen.“, schlug er vor. Kagome war einverstanden. Außerdem sah die Gaststätte nicht schlecht aus. Es war eine von denjenigen, über der Miroku sofort wieder eine ominöse schwarze Wolke entdeckt hätte. Kagome musste bei diesem Gedanken schmunzeln. Und dabei fragte sie sich, ob Sesshomaru überhaupt Geld dabei hatte. Oder brauchte er sowas gar nicht? Kaum waren sie eingetreten, beantwortete sich auch schon die Frage. Der Mann, der die Gäste am Eingang begrüßte, machte sofort eine überschwängliche Verbeugung, als er Sesshomaru sah, und murmelte irgendetwas, wie: „Eine überaus große Ehre, Sie hier zu sehen, Sesshomaru-sama. Ich hoffe, der Aufenthalt gefällt ihnen.“ Schnurstracks kamen jede Menge Diener und geleiteten sie zu ihrem Zimmer. Als Kagome eintrat, konnte sie ihren Augen nicht trauen. Das musste wohl das beste Zimmer im ganzen Haus sein. Es war riesig und die Möbel waren aus dem besten Holz. Sofort kamen weitere Diener herein und brachten alle möglichen Speisen und Getränke. Dann verschwanden sie sofort wieder, um sie nicht weiter zu stören. Kagome setzte sich hin und langte nach den Speisen. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie großen Hunger hatte. Sie hatte außerdem noch nie eine so große Auswahl gehabt und es machte ihr richtigen Spaß. Als sie fertig war, legte sie sich auf den Boden, Arme und Beine von sich gestreckt. „Also wenn du hier schon so verwöhnt wirst, wie sieht es denn erst in deinem Palast aus?“ Kagome seufzte. „Wenn ich nicht mehr nach Hause komme, habe ich keine Bedenken, bei dir zu bleiben. An so etwas könnte ich mich glatt gewöhnen.“ Sie schaute zu Sesshomaru. Er lächelte. Kagome setzte sich auf und betrachtete ihn skeptisch. „Warum lächelst du so?“, fragte sie argwöhnisch. „Es ist schön, mit dir hier zusammen zu sein. Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Und es tut richtig gut“, antwortete er wahrheitsgemäß. Kagome wurde ein wenig rot. „Außerdem war es richtig lustig, wie du alles in dich hineingestopft hast“, fügte er noch hinzu. „Ich habe nicht alles in mich hineingestopft, ich habe ganz normal gegessen“, verteidigte sie sich. „Außerdem hatte ich Hunger. Wenn du mich den ganzen Tag durch die Gegend schleppst und dann nicht einmal etwas Essbares dabei hast...“ „Ist ja gut. Das war doch nur ein Scherz gewesen. Dass du dich gleich so aufregen musst. Das erinnert mich sehr an ...“ Doch da hielt Sesshomaru inne. Er wollte nicht an sie denken, nicht jetzt, wo er gerade so glücklich war. Kagome bemerkte den Stimmungswandel von Sesshomaru. Sie stand auf, setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. „Diese Talina hat dir viel bedeutet, oder?“ „Ja.“, kam es zögerlich von Sesshomaru. „Erzähl mir etwas von ihr. Sie war also so wie ich? Da möchte ich auf jeden Fall mehr hören“, forderte Kagome ihn auf. Und Sesshomaru fing an zu erzählen. Bis spät in die Nacht schwelgten sie in Erinnerungen. Sesshomaru erzählte ihr von seiner Vergangenheit, von Talina und Inuyasha. Kagome hingegen erzählte ihm von ihrer Dimension, von Inuyasha, ihren Freunden und natürlich von Sesshomaru. Sesshomaru fand es eigenartig, von einer anderen Person zu erfahren, die er aber trotzdem auch irgendwie war. Irgendwann schlief Kagome ein und Sesshomaru legte sich auch schlafen. „Kagome, wach auf“, weckte Sesshomaru sie. Kagome drehte sich verschlafen und mürrisch, die Decke über ihren Kopf ziehend, wieder um. Sie war noch nie ein Frühaufsteher gewesen. Und dann waren sie gestern auch noch so lange aufgeblieben. „Lass mich noch ein bisschen schlafen“, murmelte sie. „In Ordnung“, meinte er. „Wenn du nicht hören willst, was ich schon alles herausgefunden habe...“ Und plötzlich war Kagome hellwach, sie sprang auf und stand in der nächsten Sekunde neben Sesshomaru. „Du hast etwas rausgefunden?“, fragte sie ungeduldig. Dabei hibbelte sie von einem Bein auf das andere. Sesshomaru musste sich ein Lachen verkneifen. Kagome sah einfach zu komisch aus, wie sie da total verschlafen rumhibbelte. „Ja, ich brauche nich viel Schlaf und da habe ich mich mal etwas umgehört.“ „Dann sag es mir doch endlich“, drängte sie ihn. „Ess doch erst einmal etwas.“ Sesshomaru deutete auf den Tisch. Mal wieder war er mit jede Menge Speisen bedeckt. Kagome ließ sich das nicht zweimal sagen und setzte sich. Erst als der erste Hunger gestillt war, fragte sie erneut: „Jetzt erzähl es mir doch endlich.“ „Also, nachdem ich das Frühstück organisiert hatte ...“ Er deutete auf den Tisch und zog es dabei noch schön in die Länge. „... habe ich mich unten mit dem Geschäftsführer unterhalten. Das ist wirklich ein komischer Kerl. Auf jeden Fall habe ich ihn nach Kaede gefragt. Er meinte, dass er diesen Namen noch nie gehört hätte. Und dabei betonte er, dass er jeden Dorfbewohner persönlich kenne, sogar die alte Frau die auf den Hügel etwas abseits des Dorfes lebe und sich kaum hier blicken lässt. Das hat mich hellhörig gemacht und ich fragte etwas mehr über die alte Dame. Er erzählte mir, dass sie schon ziemlich lange hier lebt, aber hier nicht geboren ist. Sie kam mit einigen Flüchtlingen. Sie ist eine Miko und heißt Arashi.“ „Aber das könnte doch -“, rief Kagome freudig aus. Sesshomaru nickte bestätigend. „Genau das habe ich auch gedacht. Vielleicht ist es wirklich die Kaede nach der du suchst. Oder sie kann uns zumindest helfen. Immerhin ist sie ja auch eine Miko.“ So verließen sie das Gasthaus, in der Hoffnung durch diese mysteriöse Arashi etwas mehr herauszufinden. Doch dies geschah nicht ohne ein entsprechendes „Auf Wiedersehen“ von dem Hausbesitzer. Als dieser sah, dass Sesshomaru gehen wollte, stellte er sich ihn kurzerhand in den Weg und verbeugte sich tief. „Es war mir eine große Ehre, Sie hier bedienen zu dürfen, Sesshomaru-sama. Ich hoffe, dass es ihnen gefallen hat.“ Kagome konnte sich bei dem Anblick des Besitzers nur schwer ein Lächeln verkneifen, doch sie schaffte es, ein einigermaßen ernstes Gesicht aufzusetzten. Sesshomaru antwortete in einen ähnlichen höflichen Singsang, doch das interessierte Kagome nicht zu sehr. Sie war voll und ganz auf den Hausbesitzer fixiert. Dann bemerkte dieser auch Kagome. „Ich wusste gar nicht, dass sie Begleitung hatten“, richtete er den letzten Satz an Sesshomaru und wandte sich dann vollkommen Kagome zu. „Und dann auch noch so eine Schöne. Ich hoffe, dass es Ihnen hier auch gefallen hat. Wenn Sie gestatten, würde ich ihnen gerne noch eine Frage stellen, wenn es gestattet ist.“ Kagome nickte. Sie war schon gespannt, was es sein würde. „Könnten Sie sich vielleicht vorstellen, meine Kinder zur Welt zu bringen?“, fragte er direkt. Kagome verfiel in ein lautes Gelächter. Sesshomaru sah sie nur verdutzt an, doch der Hausbesitzer lächelte auch leicht. „So hat noch niemand auf meine Frage reagiert. Ist das jetzt ein Ja?“ Doch Kagome ging an ihn vorbei ins Freie. „Du bist wohl in jeder Dimension ein Frauenheld. Da kann man wohl nichts gegen tun. Aber wenigstens hast du ja ein eigenes Gasthaus.“ So gingen Sesshomaru und Kagome davon und ließen einen sehr perplex schauenden Miroku zurück. Das Haus von Arashi war nicht sehr weit vom Dorf entfernt, doch schaffte es durch diese Entfernung ein ruhiges Plätzchen zu garantieren. Kagome musste zugeben, dass es ihr sehr gut gefiel. Etwas abseits, also sehr ruhig. Doch als sie ankamen, stellte sie fest, dass es gar nicht so ruhig war. Denn viele Kinder tobten draußen herum. Zwei von ihnen spielten fangen, soweit es Kagome erkennen konnte. Es waren ein Junge un ein Mädchen, etwa so um die fünf Jahre. Etwas weiter entfernt stand ein ungefähr zehn Jahre altes Mädchen mit einem Bogen in der Hand. Sie zielte auf eine Zielscheibe. Kagome schaute ihr interessiert zu. Als das Kind den Pfeil losließ und das Ziel fast in der Mitte traf, war Kagome sehr beeindruckt. Das Mädchen war sogar besser als sie. Sie wollte gerade weitergehen, als sie bemerkte, dass Sesshomaru beim Anblick des Mädchens total erstarrt war. Er stand dort wie ein Fels und starrte auf das Kind. Kagome war es fremd, ihn so zu sehen. Sie wollte gerade etwas zu ihm sagen, als das Kind sie ebenfalls wahrnahm und rief: „Hallo. Kann ich ihnen helfen?“ Sesshomaru wurde aus seiner Starre gerissen, doch er war immer noch nicht fähig etwas zu sagen, darum ergriff Kagome das Wort: „Wir suchen eine Miko namens Arashi. Sie soll hier wohnen.“ Das Mädchen nickte und verschwand im Haus. Kagome drehte sich zu Sesshomaru. „Was ist denn mit dir los? Hast du etwa einen Geist gesehen?“ Sesshomaru schüttelte den Kopf. „Nei ... Nein“, fing er an. „Ich dachte nur, dass ich das Mädchen kenne, doch das ist unmöglich...“ „Wieso? Vielleicht hast du es ja irgendwo schon einmal gesehen“, schlug Kagome vor. „Du hast bestimmt ein gutes Gedächtnis.“ Sesshomaru schüttelte erneut den Kopf. „Sie sieht so aus, wie die junge Miko, die ich damals in den Dorf gerettet habe. Doch das ist fünfzig Jahre her, und somit unmöglich. Wahrscheinlich sieht sie ihr nur ähnlich.“ In dem Moment kam das Mädchen wieder heraus. „Meine Oma kommt gleich“, sagte sie. Kagome lächelte, als sie begriff. „In dem Fall ist es wohl Familienähnlichkeit.“ Kurz darauf kam Arashi aus dem Haus. Und Kagome stellte mit großer Erleichterung fest, dass es wirklich Kaede war. Ohne größer darüber nachzudenken, stürmte sie auf sie zu. „Kaede! Wie geht es dir?“ Arashi sah sie kurz etwas verwirrt an, doch dann lächelte sie. „Diesen Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört. Woher kennst du denn meinen wahren Namen, Mädchen?“ „Das ist eine lange Geschichte“, antwortete sie. „Dann setz dich erst einmal.“ Arashi deutet auf die Wiese. „Mein Name ist übrigens Kagome“, fügte sie noch rasch hinzu. „Und das ist-“ „Sesshomaru!“, kam ihr die alte Miko zuvor. „Ich konnte mich gar nicht wirklich bei dir bedanken. Dann tue ich es jetzt: Vielen Dank, dass du mir das Leben gerettet hast. In meinen kindlichen Leichtsinn wäre ich sonst noch gestorben.“ Sesshomaru nickte ihr zu. „Das war selbstverständlich.“ Dann setzte er sich neben Kagome. Zuletzt setzte sich Arashi. „Dann erzählt mal. Ihr seid bestimmt nicht hier, um euch ein nicht gehörtes 'Danke' abzuholen.“ Kagome schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind gekommen, um sie um Hilfe zu bitten. Ich habe nämlich ein großes Problem.“ Und somit erzählte Kagome ihre Geschichte. Es dauerte lange, doch Arashi stellte sich als gute Zuhörerin heraus. Nach und nach setzten sich auch die Kinder dazu und Kagome kam es schon fast wie eine Märchenstunde vor. „Und jetzt weiß ich nicht, wie ich wieder nach Hause kommen soll“, endete sie ihren langen Prolog. „Ja, das hört sich ja schwierig an“, murmelte sie vor sich hin. „Es ist das erste Mal, dass ich von so einem Fall höre. Natürlich habe ich das alles theoretisch schon gewusst, doch noch nie ein lebendes Exemplar dafür gehabt, wenn ich das so ausdrücken darf. Also wird alles, was ich dir jetzt erzähle, nur rein theoretisch sein. Ich kann für nichts garantieren.“ Kagome nickte. Das war auch schon mehr, als sie sich erhofft hatte. „Mir würde bestimmt alles weiterhelfen.“ „Du sagtest, dass du nicht durch den Brunnen wieder zurück konntest. Ich denke, dass in dieser Dimension dort einfach kein Zeitportal ist.“ „Aber ich bin doch durch den Brunnen auch hierher gelangt“, widersprach Kagome ihr. „Ja, aber das war ja auch kein Zeitportal. Es war ein Tunnel zwischen zwei Dimensionen. Und wahrscheinlich kamst du im Brunnen an, weil du im Brunnen gestartet bist. Das wäre die einfachste Erklärung dafür.“ „Das hört sich ziemlich logisch an“, unterstützte Sesshomaru die alte Frau. „Doch leider bringt uns das keinen Schritt weiter.“ „Doch, tut es“, kommentierte Arashi. „Denn sobald man das Problem erst einmal verstanden hat, kann man anfangen, nach einer Lösung zu finden. Und in unserem Fall ist die gar nicht so schwer. Wir müssen einen anderen Zeittunnel finden, wo Kagome dann hindurch muss.“ „Aber würde ich dann nicht nur wieder durch die Zeit reisen?“, fragte Kagome. „Ja, deshalb muss jemand dabei sein, der eine bestimmte Formel spricht. Eine andere Art durch Dimensionen zu reisen ist mir nicht bekannt. Du brauchst dafür eine Beschwörungsformel, die nur wenige kennen und du brauchst ein bereits aktives Portal, in diesem Fall ein Zeitportal. Du würdest dann sozusagen durch die Zeit und durch die Dimensionen reisen. Genauso wie du hergekommen bist.“ „Theoretisch klingt das ja alles schön und gut, aber praktisch sieht das doch wieder ganz anders aus“, sagte Kagome enttäuscht. „Erst einmal müssen wir dieses Zeitportal finden. Falls wir das sogar geschafft haben sollten, brauchen wir noch jemanden, der diese bestimmte Beschwörungsformel kennt.“ „Bei dem Zeitportal kann ich euch nicht helfen, doch eine Person zu finden, die die Formel kennt, wird kein Problem sein. Meine Enkelin Kaede kann euch begleiten. Sie hat schon vieles gelernt“, meinte Arashi. Kagome drehte sich verwundert zu dem Mädchen um, auf die Arashi deutete. „Du heißt also Kaede?“ Das Mädchen nickte. „Warum hast du deinen alten Namen abgelegt, Arashi?“, fragte sie nun die alte Miko. „Es war weit verbreitet, dass ich das Shikon No Tama behüte. Da ich es dann aber nicht mehr hatte, wollte ich nicht, dass noch irgendwelche Dämonen kommen, die das nicht mitbekommen haben. Daher habe ich kurzerhand meinen Namen geändert und dabei ist es geblieben. Mich hat nie wieder ein Dämon angegriffen“, verkündete sie mit einem Lächeln. „Du hast das Shikon No Tama beschützt? War das nicht eigentlich die Aufgabe von Kikyo? Zumindest in meiner Dimension ist es so.“ „Ja, das stimmt. Kikyo war eigentlich für diese Aufgabe vorgesehen. Doch sie ist an einer Krankheit gestorben, bevor sie überhaupt diese Aufgabe übernehmen konnte. Sie war damals zwölf Jahre alt. Daher hat man mich als ihre Schwester mit dieser Aufgabe betreut. Als meine Mutter starb, habe ich das Juwel übernommen. Damals war ich neun Jahre alt. Doch wie ihr wisst, habe ich es nicht lange beschützen können.“ Arashi klang ein wenig wehmütig. Kagome konnte sich vorstellen, dass sie sich immer noch große Vorwürfe machte. „Tut mir leid, dass ich diese alte Wunden aufgeschürft habe. Das wollte ich nicht“, entschuldigte Kagome sich. „Nein, das ist schon in Ordnung. Ich habe mich damit abgefunden. Manchmal muss man die Sachen so hinnehmen, wie sie passieren.“, meinte sie. Kagome beließ es dabei. Sie wollte die alte Frau nicht noch mehr an Vergangenes erinnern. Arashi lud Sesshomaru und Kagome ein, über Nacht bei ihnen zu bleiben. Kagome nahm es herzlich an und auch Sesshomaru hatte nichts dagegen. Kagome übte den restlichen Tag mit Kaede Bogenschießen. Die Kleine hatte viele nützliche Ratschläge. Zum Beispiel fand Kagome heraus, dass sie bisher immer falsch gestanden hatte. Als sie es dann richtig ausprobierte, fiel es ihr viel einfacher und es war nicht nur mehr reine Glückssache. Bis zum Abend hin, war sie fast so gut geworden, wie Kaede. Das Mädchen war begeistert. „Du hast wirklich viel Talent. Ich habe viel länger gebraucht, um so gut zu werden. Aber jetzt sollten wir reingehen, es gibt gleich Abendessen.“ Drinnen roch es herrlich und Kagome hatte mal wieder einen riesigen Hunger. Arashi verteilte die Schüsseln mit der Suppe. Als jeder eine hatte, wurde gegessen. „Du kannst genauso gut kochen, wie in meiner Dimension“, stellte Kagome fest. Daraufhin fingen alle an zu lachen, sogar Sesshomaru zeigte ein Lächeln. Plötzlich fiel Kagome etwas ein, was sie Arashi noch hatte fragen wollen. „Arashi, ich habe noch eine Frage. Ich hatte vor zwei Nächten einen eigenartigen Traum. Ich habe geträumt, dass ich wieder in meiner Dimension wäre. Und es war alles so real. Es war so, als ob ich als Zuschauer da war, denn keiner konnte mich sehen und ich konnte auch nichts anfassen. Ist denn so etwas überhaupt möglich?“ Arashi überlegte kurz. „Möglich wäre es bestimmt. Doch du bräuchtest schon besondere Kräfte, um das zu schaffen.“ „Ich habe es dir nicht erzählt, aber ich bin eine Wiedergeburt einer Miko und damit habe ich auch ihre Kräfte geerbt. Würde das reichen?“, fragte sie. Arashi nickte. „Ja, das würde reichen, aber um eine solche Reise zu begehen, müsste man auch noch einen besonderen Bezug zum Ziel haben. Entweder du hast eine besonders starke Bindung zum Ort oder auch eine besondere Bindung zu einer gewissen Person. Sonst könnte ich es mir nicht erklären.“ Kagome wurde ein wenig rot. Sie war sich jetzt absolut sicher, dass sie diese eine Nacht Inuyasha besucht hatte. „Danke. Das hat mir sehr geholfen.“ Kapitel 8: Aufbruch ------------------- Hallo alle zusammen, ich weiß, es ist schon Ewigkeiten her, seit ich an dieser FF geschrieben habe. Ich hatte nur irgendwie die Lust daran verloren, sowohl an der FF, als auch an Inuyasha selbst. Doch seit kurzem bin ich wieder voll dabei und habe meine alten Projekte wieder aufgenommen. Ich hoffe doch trotzdem, dass es euch noch gefällt. Viel Spaß beim Lesen Eure Lady_Sharif Aufbruch Sie wachte auf, ganz normal, von irgendeinen Geräusch erschreckt und aus den tiefsten Ruhen des Schlafes gerissen. Kagome machte langsam die Augen auf, erst orientierungslos, doch schon ein paar Sekunden später wusste sie, wo sie sich befand, und welches Geräusch sie gestört hatte, denn das war unverkennlich. Ein junges Mädchen saß neben ihr und beugte sich über sie. „Ich wollte dich nicht wecken. Tut mir leid“, kam es viel zu hoch für Kagome an diesem frühen Morgen aus Kaedes Mund. Kaede sah dabei sehr glücklich aus und klang dazu auch noch euphorisch, sodass Kagome ihr diesen Satz nicht so ganz abkaufte. Doch einmal wach, kann man sowieso nicht wieder einschlafen. Deshalb stand Kagome nun auch vollständig auf. Kaede war schon längst wieder aus dem Zimmer verschwunden. Kagome suchte ihre Sachen zusammen und zog sich an, doch dies ging alles nur sehr langsam vonstatten. Ihre Gedanken waren nämlich ganz woanders. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was sie in der letzten Nacht geträumt hatte. Denn seit dem Gespräch mit Arashi am vorigen Abend hatte sie gehofft, dass sie es vielleicht noch einmal schaffen könnte, als Geist in ihre Dimension zu reisen. So hatte sie vor dem Einschlafen ganz fest an Inuyasha gedacht, wie bei dem letzten Traum. Doch nichts war passiert. Sie hatte noch nicht einmal normal von ihm geträumt. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich auf ihr provisorisches Bett fallen. „Ach, Inuyasha, ich hoffe nur, dass ich bald wieder bei euch bin. Es ist zwar wirklich lustig, hier mit einem lieben Sesshomaru durch die Gegend zu laufen, doch auf die Dauer fehlt ihr mir einfach zu sehr. Besonders-“ Ein Klopfen an der Tür ließ Kagome in ihrem Selbstgespräch inne halten. Die Tür ging auf und ein Kopf wurde durch den kleinen Spalt gesteckt. Kaede schaute sich vorsichtig um. Als sie Kagome erblickte, die wohl nicht mehr so schlecht gelaunt schien, wie kurz nach dem Erwachen, grinste sie über das ganze Gesicht. „Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass das Frühstück fertig ist. Du kannst dann runter kommen.“ „Ja, danke“, sagte Kagome und versuchte dabei zu lächeln, doch wie es schien, war dies nicht sehr überzeugend, denn schon direkt danach kam von Kaede: „Ist etwas nicht in Ordnung? Du siehst irgendwie so traurig aus.“ „Nein, nein.“ Kagome schüttelte ihren Kopf. „Ich habe nur an meine Freunde gedacht, das ist alles.“ „Ach so, du vermisst sie sicher.“ Kaede ließ betrübt ihren Kopf hängen. Als Kagome das sah, bekam sie sofort ein schlechtes Gewissen. Sie wollte dem Mädchen doch nicht die gute Laune verderben. Sie wollte gerade etwas sagen, als Kaede ihren Kopf hob und sie wieder mit diesem breiten Grinsen anlächelte. „Aber mach dir keine Sorgen. Nach dem Frühstück brechen wir sofort auf und bevor du überhaupt das Wort Dimensions-Zeit-Reise sagen kannst, bist du auch schon wieder zu Hause. Du wirst schon sehen, alles wird gut“, versicherte ihr Kaede. „Ich bin wirklich froh, dass du mir hilfst. Mit der Hilfe von so einem klugen und starken Mädchen kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen“, meinte Kagome und schenkte Kaede ein aufrichtiges Lächeln. Kaede sah sofort, dass es ihrer Freundin besser ging und wandte sich zum Gehen. „Warte, ich komme mit dir“, rief Kagome ihr hinterher. Kaede blieb stehen, Kagome ging auf sie zu, nahm ihre Hand und gemeinsam verließen sie das Zimmer. Das Frühstück verlief ziemlich eigenartig, wie Kagome fand. Als erstes war dort Kaede. Obwohl sie zuvor noch sehr gesprächig war, sogar eher wie ein großer Wasserfall gesprudelt hatte, so sagte sie jetzt kaum etwas. Das einzige, womit sie beschäftigt war, war das Essen. Sie schlang es so schnell herunter, dass sie sich nicht nur ein paar Mal verschluckte. Kagome fragte sich, wie man überhaupt so schnell essen konnte und hoffte gleichzeitig, dass Kaede keine Bauchschmerzen bekommen würde. Denn das konnten sie wirklich auf ihrer Reise nicht gebrauchen. Arashi hingegen konnte gar nicht mehr aufhören zu erzählen. Sie sagte, dass sie es schön fände, wenn sie mitkommen könnte, doch dass ihr Alter das wohl nicht mehr zulassen würde. Dann erzählte sie von ihrer Jugend und den ganzen Abenteuern, die sie da erlebt hatte. Sie war zwar nicht scharf darauf, noch einmal einen Dämon zu begegnen, doch eine Reise würde sie schon locken, meinte sie. Kagome fand es ungewohnt, dass die alte Miko so viel redete. Zwar erzählte sie immer fiel, wenn man sie um Rat fragte, doch von ihrem Leben hatte Kagome bisher noch nie etwas zu hören bekommen. Sesshomaru war dagegen ziemlich ruhig und Kagome war froh, dass sich wenigstens einer an dem Tisch normal verhielt. Sie war nämlich schon aufgeregt genug. Nun hatten sie ein Ziel vor Augen, einen Plan, wie sie in ihre Welt zurückfinden könnte. Doch dieser Plan musste auch funktionieren, sonst war alles umsonst. Und ein Zeitportal zu finden, war bestimmt keine leichte Sache. In ihrer Welt war sie eher durch Zufall darauf gestoßen. Nun musste sie gezielt danach suchen. Sie befürchtete, da sie jetzt, mehr Hoffnungen besitzend als zuvor, später nur noch mehr enttäuscht würde, wenn es nicht klappte. Die Anderen, die sich so merkwürdig verhielten, wühlten sie noch mehr auf. Sesshomaru war der Einzige, der ihr ein bisschen Stabilität versprach, auch wenn er es selber gar nicht wusste. Kagome blickte kurz zu ihm. Er war so wie immer. Still und ernst, so wie in ihrer Dimension. Doch hier hatte er noch einige andere positive Grundzüge. Er war nett, freundlich und hilfsbereit. In dieser kurzen Zeit war er für Kagome ein guter Freund geworden. Und sie wollte ihn auch nicht mehr missen. Sie war froh, dass sie ihn auf ihrer Reise bei sich hatte. Sie wüsste gar nicht, was sie ohne ihn getan hätte. Wahrscheinlich wäre sie schon längst getötet worden und gar nicht erst so weit gekommen. Kagome lehnte sich zu Sesshomaru herüber und flüsterte ihm ins Ohr: „Vielen Dank für alles.“ Sesshomaru sah verwirrt aus und wollte gerade wohl etwas erwidern, als Kaede aufsprang. „So, können wir jetzt endlich aufbrechen? Es wird doch langsam mal Zeit.“ Kagome bemerkte, dass der Teller von Kaede leergefegt war. Dieses Mädchen hatte wirklich einen gesunden Appetit. Aber etwas stürmisch schien es auch zu sein. Etwas zu stürmisch. Kagome malte sich schon die gemeinsame Reise mit diesem Flummiball aus. Das konnte nur nervenaufreibend werden. Sie schielte kurz zu Sesshomaru, der wohl auch nicht so begeistert schien. Aber ändern konnte man das auch nicht. Sie brauchten Kaede, egal wie nervend sie sein würde. „Setz‘ dich wieder hin“, befahl Arashi ihrer Enkelin. Ihre Stimme war ruhig und sanft, jedoch hatte sie einen schneidenden Unterton, sodass Kaede sofort aufs Wort gehorchte. Sie blickte ertappt auf ihren leeren Teller. Arashi bedachte sie mit einem mahnenden Blick. Auch wenn Kaede sie nicht ansah, spürte sie diesen Blick förmlich auf sich ruhen. „Es tut mir leid“, sagte sie kleinlaut. „Ich bin nur so aufgeregt.“ Jetzt fing Arashi an zu lachen. Sie wuschelte ihrer Enkelin über den Kopf. „Ja, das kann ich gut verstehen. Ich war früher auch so stürmisch.“ „Wirklich?“ Kaede riss begeistert wieder ihren Kopf in die Höhe. Kagome war erstaunt, wie sie so schnell ihren Gemütszustand wechseln konnte. Innerlich wünschte sie, dass sie das auch könnte. „Warum bist du denn so aufgeregt?“, wollte Kagome dann von der kleinen Miko wissen. Kaede hatte den Satz von ihrer Großmutter sofort vergessen und wandte sich zu ihrer neuen Freundin um. „Naja, weißt du, das ist sozusagen meine erste richtige Reise.“ Erst schien sie etwas verlegen, doch dann sprudelte sie wieder wie ein Wasserfall los. „Meine Oma erzählt mir immer so viel von ihren früheren Abenteuern und meine Mutter ist fast auch nur die ganze Zeit unterwegs. Doch mitkommen, durfte ich noch nie. Und jetzt ist es endlich soweit und das dann auch noch ganz alleine. Jetzt kann ich es kaum noch erwarten, dass es los geht.“ „Dann würde ich sagen, dass wir uns auf den Aufbruch vorbereiten sollten“, meinte Sesshomaru. Kagome blickte fragend zu ihm. „Je früher wir losgehen, desto mehr schaffen wir heute noch“, erklärte er ihr. Doch Kagome vermutete, dass da noch mehr dahintersteckte. Je früher sie losgingen, desto früher würde Kaede wieder stiller werden. Und Kagome gab ihm dabei völlig recht. Sie stand auf. „Das klingt ziemlich logisch, wie ich finde“, bestätigte sie. „Dann sollten wir uns fertigmachen.“ Gerade wollte sie sich zu Kaede wenden, um sie zu fragen, ob sie alles zusammengesucht hatte, doch die stand schon mit Gepäck und bewaffnet vor der Tür. Kagome fing an zu lachen. „Schnell ist sie, das muss man ihr lassen.“ Es dauerte noch etwa eine halbe Stunde, bis sie das restliche Proviant eingepackt und sich von allen verabschiedet hatten. Kagome bedankte sich noch einmal herzlich bei Arashi für ihre Hilfe. „Und vergiss nicht meiner Mama zu sagen, dass ich auf einer sehr wichtigen Mission bin“, sagte Kaede noch zu ihrer Oma, bevor sie Kagomes Hand ergriff und sie in Richtung Süden zog. Sesshomaru blieb alleine zurück. Er wandte sich noch einmal kurz zu Arashi. „Machen sie sich keine Sorgen. Sobald wir Kagome in ihre Dimension zurückgeschickt haben, werde ich Kaede sicher nach Hause geleiten.“ Ganz wie es Sesshomarus Art war, wollte er eigentlich keine Antwort darauf hören und war bereit zu gehen. Doch Arashi meinte: „Ich mache mir keine Sorgen, solange du dabei bist. Ich weiß, dass du gut auf die beiden aufpassen wirst.“ Sesshomaru nickte verständigend und machte sich auf den Weg, den beiden Mädchen zu folgen. Er blieb immer einen Schritt hinter den beiden, doch wollte er nicht neben ihnen laufen, weil sie ihn sonst wahrscheinlich mit ins Gespräch eingefügt hätten. Kagome war sehr neugierig und fragte die junge Miko aus: „Du hast doch eben von deiner Mutter erzählt, und dass sie immer auf Reisen ist. Was tut sie denn da so?“ Kaede kicherte und verschränkte die Arme hinter den Kopf. „Meine Mutter ist eine richtige Miko, genau wie meine Oma. Doch sie ist ein bisschen verrückt.“ Kaede hielt kurz inne und schien zu überlegen. „Ja, so könnte es man wohl am besten bezeichnen. Sie hat ihr Leben den Kampf gegen Dämonen gewidmet, dabei ist sie jedoch Pazifistin. Sie glaubt, dass sie jeden Dämon überzeugen kann, nicht mehr böse zu sein. Bis jetzt hat das jedoch nicht so wirklich geklappt. Aber eines muss man ihr lassen: Davon lässt sie sich nicht einschüchtern. Sie macht immer weiter und gibt nicht auf. So ehrgeizig möchte ich auch gerne mal werden.“ Kaede blickte in den Himmel und dachte an ihre Mutter. Es war mal wieder lange Zeit her, seit sie zu Hause gewesen war. Kagome fand das jedoch sehr interessant. Das war mal eine andere Methode, Dämonen aus dem Weg zu räumen. Das Positive daran war, dass es mehr gute „Menschen“ geben würde, die dann dazu auch noch sehr stark wären. „Wie macht sie das denn genau?“, hakte sie weiter nach. „Ich war ja noch nie dabei“, meinte Kaede. „Aber sie hat mir schon öfters von ihren Reisen erzählt. Meist kommt sie da mit dem Grund Geschenk des Lebens her und das man nicht über Leben und Tod bestimmen dürfte. Wie schon gesagt, gewirkt hat es bisher nicht wirklich.“ Kagome blickte ebenfalls wie zuvor schon Kaede in den Himmel und ging das Gehörte noch einmal durch. Eine Frau, die mit ihrer Methode kaum Erfolg hatte und sie trotzdem weiter beibehielt. Kagome spürte große Bewunderung für diese Miko und wünschte sich, sie vielleicht einmal treffen zu können. Aber wer wusste schon, wem sie noch alles auf ihrer Reise über den Weg laufen würden. Kagome kam wieder in die Wirklichkeit zurück und fragte weiter: „Und was ist mit deinem Vater? Wie hat deine Mutter ihn kennengelernt?“ Nun machte sich noch ein breiteres Grinsen als schon zuvor auf Kaedes Gesicht breit. „Naja, mein Vater ist einer der wenigen Exemplare, bei dem dieser Schwachsinn funktioniert hat.“ „Dann bist du also ein Halbdämon?“, kam es äußerst überrascht von Kagome, die nun genauestens das kleine Mädchen inspizierte. „Du siehst nämlich gar nicht so aus“, meinte sie, als sie die Untersuchung abgeschlossen hatte. Nun drehte sich Kagome das erste Mal auf dieser Reise zu Sesshomaru um. „Hast du das etwa gewusst?“, wollte sie von ihm wissen. „Natürlich“, kam es kurz von Sesshomaru. Der darauffolgende vorwurfsvolle Blick von Kagome, nach dem Motte „Warum hast du mir denn nichts davon gesagt?“, ließ ihn kurz schmunzeln, aber auch wirklich nur für einen kurzen Augenblick. „Ich habe nicht viel von meinem Vater“, erklärte Kaede und rettete so Sesshomaru vor allerlei Ausreden, damit er von Kagome nicht umgebracht würde. „Eigentlich bin ich fast zu Hundertprozent wie meine Mutter. Ich habe nur die wilde Art von meinen Vater geerbt.“ Kaede strahlte übers ganze Gesicht. Man sah ihr deutlich an, dass sie darauf sehr stolz war. Den Rest des Tages passierte weiter nicht sehr viel. Kein einziger Dämon lief ihnen über den Weg oder sonst etwas Spektakuläres. Kagome und Kaede erzählten sich gegenseitig viele Geschichten und lachten miteinander. In dieser kurzen Zeit wurden sie gute Freundinnen. Als es langsam auf den Abend zu ging, suchten sie sich einen geeigneten Schlafplatz. Kagome lieh Kaede ihren Schlafsack, weil es an diesem Abend sehr kalt war. Sesshomaru machte ein Feuer an. Nach etwa zehn Minuten war Kaede bereits eingeschlafen. Auch wenn sie es nie zugeben hätte, war der Tag für sie bestimmt sehr anstrengend gewesen. Nun war es Zeit für Erwachsenengespräche. Kagome und Sesshomaru saßen vor dem Feuer. Kagome starrte tief hinein und Sesshomaru sah in die Ferne. „Weißt du mittlerweile, wo wir hingehen könnten?“, kam es dann von dem Hundeyoukai. Die kleine Gruppe war den ganzen Tag nur durch die Gegend geirrt, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Kagome wollte dieses Thema nicht vor Kaede besprechen und Sesshomaru hatte das gespürt. Kagome schüttelte auf Sesshomarus Frage hin nur den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wo wir ein solches Portal finden könnten. In meiner Welt bin ich immer nur durch den Brunnen gereist.“ Sie machte eine kleine Pause und schien zu überlegen. Sesshomaru drängte sie keineswegs und ließ ihr so viel Zeit, wie sie brauchte, was Kagome sehr zu schätzen wusste. „Ich weiß nur, dass ich es auf jeden Fall erkennen werde, wenn wir schließlich dort sind. Wie es aussieht können wir nur auf gut Glück durch die Gegend reisen.“ Sesshomaru schüttelte den Kopf. „Das könnte Jahre dauern, Kagome. Nur weil man an etwas glaubt, heißt es nicht, dass es auch passiert.“ Sesshomaru hatte Recht und trotzdem traf die Wahrheit Kagome wie ein Schlag. „Aber was sollen wir denn sonst tun?“ Eine kleine Träne trat aus ihren Augen. „Wir werden jede Miko, jeden Mönch und auch jeden Schamanen befragen, ob sie etwas über ein Zeitportal wissen. Irgendjemand wird schon eine gute Information für uns haben.“ Sesshomaru klang zuversichtlich, doch Kagome wusste, das dem nicht so war. Zumindest konnte sie selbst darin keinen viel besseren Plan als ihren sehen. „Könnte das nicht genauso lange dauern?“, fragte Kagome verzweifelt. „Bis wir jemanden gefunden haben, der etwas weiß, könnten auch Wochen vergehen.“ „Ja, ich weiß“, gab Sesshomaru zu. „Aber wenigstens hätten wir ein Ziel vor Augen.“ Kagome zog ihre Beine an ihren Körper, denn plötzlich wurde es ihr ganz kalt. Das Feuer schien sie nicht mehr zu wärmen. Es war unfair. Es war einfach unfair, dass man mit Leichtigkeit in ein Schlammassel hineingeraten konnte, doch nur mit größter Mühe wieder hinausgelangte. Gestern Abend hatte sie noch Hoffnung gehabt, weil sie einen Schritt weiter gekommen waren. Nun zeigte sich durch das Gespräch mit Sesshomaru, wie unglaublich schwer es werden würde, wieder nach Hause zu gelangen. Diese Tatsache hatte sie bis jetzt, so gut es ging, verdrängt. Wer wollte schon wissen, wie auswegslos seine Mission war? Sesshomaru blieb nicht unbemerkt, dass Kagome nichts mehr sagte. Wie sie ihre Beine angezogen hatte, wirkte sie auch ziemlich hilflos und verloren. „Wir werden einen Weg finden, das verspreche ich dir.“ Kagome hob ihren Kopf und sah ihn durchdringend an. „Wie kannst du mir ein Versprechen geben, was du vermutlich gar nicht halten kannst?“ Die Stimme von seinem Vater kam ihm plötzlich in den Sinn: „Aber ich möchte, dass du es mir versprichst, Sesshomaru.“ Danach erschien ein Bild von Inuyasha vor seinen Augen, wie er blutrünstig das ganze Dorf zerstört hatte, nur um an das Juwel zu kommen. Dieses Versprechen hatte Sesshomaru auch nicht halten können und er hatte es sich nie verziehen. Wie also konnte er Kagome jetzt ein Versprechen geben? Er wusste es selber nicht so genau, doch dann sah er ihr noch einmal in die Augen, und ihm wurde klar, dass er nicht mehr diese traurigen Augen sehen wollte. Er wollte sie wieder lachend wissen und das würde nur der Fall sein, wenn sie bei ihren Freunden war. „Ich werde dich nach Hause bringen, auch wenn es mein Leben kosten sollte.“ Damit war für Sesshomaru das Gespräch beendet und Kagome beließ es auch dabei. In ihrem Inneren war sie sehr dankbar darüber, was Sesshomaru gesagt hatte. Es gab ihr neuen Halt. Sie wollte sich bedanken, doch wusste nicht so recht, wie sie das anstellen sollte, deshalb zeigte sie ihm nur ein Lächeln. „Eins muss ich noch wissen“, fing Sesshomaru erneut an. „Hast du dir überlegt, wer es getan haben könnte?“ Kagome war verwirrt. „Was meinst du?“ „Ich meine, wer dich in diese Dimension geschickt haben könnte. Miko Arashi hat doch gesagt, dass jemand einen Spruch aufsagen müsse. Schlussfolgernd heißt es, dass du nicht durch Zufall hier gelandet bist.“ Kagome ließ sich das kurz durch den Kopf gehen und schalte sich, dass sie nicht selbst darauf gekommen war. Und dann fiel ihr wieder dieses Lachen ein, was sie kurz vor ihren Sprung in den Brunnen vernommen hatte. Ein höhnisches Lachen. Und ihr fiel spontan nur einer ein, der sie so weit weg wissen wolle, wie nur möglich. „Wahrscheinlich war es Naraku.“ Sesshomaru nickte verständigend und meinte: „Vielleicht solltest du es Kaede gleich tun und etwas schlafen. Morgen wird wieder ein anstrengender Tag.“ Kagome sagte nichts mehr, legte sich aber hin und schloss die Augen. Wenige Minuten später war sie eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)