Dragoons von Faenwulf (Der Krieg der Drachen) ================================================================================ Kapitel 1: Kontakt ------------------ Es wäre fast ein normaler Tag in meinem Leben geworden. Ich hatte nach langer Zeit wieder Urlaub und Mike, mein bester Freund, und ich waren gerade mit dem Zug auf dem Weg nach Hause, als der Zugführer eine Nachricht durch den Lautsprecher säuselte. »Sehr geehrte Fahrgäste. Aufgrund von technischen Schwierigkeiten hält dieser Zug im nächsten Bahnhof und wird von dort nicht weiter fahren. Steigen Sie bitte aus warten Sie auf die Übergangsbusse, die Sie zum nächsten Bahnhof fahren. Von dort aus fährt ein Ersatzzug dann weiter durch. Ich bitte um Ihr Verständnis. Ich wiederhole...« »Ja ganz toll!« sagte Mike »Dieser Zug ist die letzte Anschlussmöglichkeit nach Hause.« Das war mir klar. Wir würden wahrscheinlich mitten im Nirgendwo auf einen Bahnhof abgelassen werden, der mit viel Glück einmal am Tag einen haltenden Zug zu sehen bekommt. Ich dachte schon daran, ein Taxi zu bestellen, als die Fahrt sich verlangsamte. Kaum hatten wir den Zug verlassen, bestätigte sich auch meine Befürchtung. Wir standen auf einem herunter gekommenen Bahngleis eines Bahnhofes, der an einen Wald grenzte. Da mir die Strecke des Zuges nicht ganz unbekannt war, konnte ich ungefähr abschätzen, in welchem Wald wir uns befanden. Auch Mikes Blicke verrieten mir, dass er eine Ahnung hatte. »Wenn wir jetzt noch mit dem Bus und dann den Anschlusszügen fahren, sind wir frühestens sieben Uhr zu bei mir.« sagte ich. »Der Wald hier allerdings müsste an die Stadt angrenzen. Würden wir laufen, würden wir in drei oder vier Stunden ankommen.« Mike ergriff das Wort: »Mir ist alles lieber als die ganze Nacht an irgendwelchen Bahnhöfen zu verbringen. Aber ich kenn mich in dem Wald absolut nicht aus. Ne ungefähre Richtung, ja, aber das ist alles.« Nach kurzer Beratschlagung machten wir uns auf den Weg durch den Wald. Es war Sommer und die Nacht war warm. Gepäck hatten wir außer unsere Rucksäcke keines und die Sterne leuchteten klar und deutlich am Himmel. Ich war es, der die Wanderung durch den Wald vorgeschlagen hatte und unter uns, ich hatte es schon nach wenigen Kilometern bereut. Wie konnte ich auch Ahnen, wie unheimlich ein Wald in der Nacht sein kann. Wäre Mike nicht dabei, der stets einen kühlen Kopf in solchen Situationen behielt, wäre ich dem Durchdrehen nahe. Immer tiefer in den Wald vordringend, fernab von jeglicher Zivilisation drang etwas in mein Ohr ein. Ein Rumpeln, welches unter keinen Umständen hier her gehörte. Ich wollte es zuerst ignorieren und legte sogar einen Schritt zu, als Mike inne hielt. »Hast du auch was gehört?« flüsterte er. »Ja, aber ich will es nicht gehört haben!« gab ich knapp zurück. Ich lief bereits weiter und versuchte Mike mit Blicken davon zu überzeugen das Selbe zu tun. Er allerdings rührte sich keinen Meter. Wie gebannt starrt er in den dichten Wald hinein. Ein markerschütterndes Zischen, was kein normales Lebewesen jemals hätte ausstoßen können, hallte durch den Wald und ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Dort ist etwas. Das stand ohne jeden Zweifel fest. Doch weder wusste ich was es war, noch wie groß oder wie gefährlich es ist. Ich schaute mich um und entdeckte auf dem Boden etwas, um mich im Notfall behelfsmäßig verteidigen zu können. Der lange Ast war zwar nicht allzu stabil, doch besser als gar nichts empfand ich. Ich bückte mich und hob ihn auf, als Mike plötzlich nicht mehr zu sehen war. Schockerfüllte ließ ich die Angst fast Oberhand gewinnen. Wo war Mike? Und wie konnte er lautlos verschwinden? Ich raffte all meinen Mut zusammen und kehre zu der Stelle zurück, wo Mike bis vor kurzem inne hielt um nach dem Geräusch zu lauschen. »Mike!« flüsterte ich. »Alter, wo bist du?« Deutlich erkannte man eine Andeutung von Verzweiflung in meiner Stimme, die ich so gut wie möglich zu verstecken versuchte. Das Unterholz hinter mir begann plötzlich zu rascheln. Jemand oder etwas war im begriff sich an mich zu schleichen und zu überraschen. Ich drehte mich langsam um, als ich durch die Sterne, die hier und da durch den Baumkronen blinzelten, eine Reflektion erkennen konnte. Eine Brille. Es muss ein Mensch sein. »Dave, komm mal her!«. Es war Mike. Ich hatte niemals zuvor ein größeres Gefühl der Erleichterung erlebt als zu dieser Minute. »Du hast doch ein Feuerzeug dabei. Ich brauche es mal eben.« Das war richtig. Normalerweise hat jeder Raucher, den ich kenne ein Feuerzeug dabei. So auch ich. Nikotin! Genau das, was ich in der jetzigen Situation brauchte. Ich nahm das Metalletui aus meiner Hosentasche und steckte mir eine Zigarette in den Mund. Mit meinem Feuerzeug zündete ich das braune Gift an und nahm einen erleichternden Zug, bevor ich Mike das Feuerzeug in die Hand legte. »Wiedersehen macht Freude!« sagte ich. »Komm mit! Ich brauch vielleicht deine Hilfe!« entgegnete er. Das hat mir gerade noch gefehlt. Wenn Mike einem Geräusch hinterher gehen wollte, war das eine Sache, aber warum musste er mich da mit hinein ziehen? Mit seinen Blicken überredete er mich zu Folgen, bevor ich auch nur ein einziges Widerwort hätte aussprechen können. Heute betrachtet war das eine Entscheidung, die mein Leben elementar verändert hatte. Nach wenigen Metern erreichten wir einen Käfig aus Metal. Erleichterung durchbreitete schon wieder meinen ganzen Körper. Wahrscheinlich hatte ein Jäger oder Förster diesen Käfig als eine Falle platziert und ein wildes Tier, hoffentlich ungefährlich, hatte sich darin verfangen. Mike bückte sich vor den Käfig und schnippte ein paar Mal mit dem Feuerzeug, bevor die Flamme entfachte. Was wir sahen, verschlug uns den Atem. Nie hatte ich etwas so schönes gesehen. Aus dem Käfig glänzten Schuppen in silbern und schwarz entgegen. Ein röcheln erklang aus dem Käfig und mit blitzschnellen Bewegungen blickten uns zwei Augenpaare an. Das eine war feuerrot und stammte von dem schwarzen Wesen. Das andere eher gelb-orange, fast wie zwei kleine Bernsteine, die von dem silbernen Geschuppten zu uns lugten. »Hilfe« Sofort klingte sich mein Denken aus meiner Umgebung aus. Was waren das für Wesen? Warum konnten sie Sprechen? Ich dachte daran, dass ich wohl nah dem sei, meinen Verstand zu verlieren, und das nur als Halluzination wahrnahm, als plötzlich wieder diese Stimme mein Ohr erreichte. »Helft uns!« Eindeutig! Eines der Wesen hat gesprochen. Das Licht erlosch. Ich schaute zu Mike rüber, der das Feuerzeug auf den Waldboden fallen ließ. Ich wusste, dass er mit der Situation genauso wenig fertig wurde, wie ich. Aber dort im Käfig waren zwei intelligente Lebewesen, die Gott weiß wie lange schon in dem Käfig hockten. Wir waren mitten in einem Wald. Sie können da schon seit Wochen fest sitzen und keiner würde vorbei kommen um ihnen zu helfen oder aber den Verstand verlieren bei ihrem Anblick. Es war dunkel. Demnach konnte mir letzteres nicht so leicht passieren, wie anderen. Allerdings hatte ich wohl gemerkt die Tendenz dazu. Wie gesagt, es war dunkel, ich hatte ne Mordsangst. Vor mir sitzen zwei gefangene Wesen, die sprechen können. Mein klares Denken übernahm langsam wieder die Kontrolle über meinen Körper. Aber klar doch! Da waren zwei... was auch immer, die meine Hilfe brauchten. Ich nahm noch mal einen Zug von meiner Zigarette, die ich dann fallen ließ und instinktiv drauf trat um sie erlöschen zu lassen. Ich versuchte einen Mechanismus an dem Käfig zu finden, um ihn zu öffnen. Schnell fand ich einen Bolzen an der Oberseite dessen, welcher mir verhalf das eiserne Gefängnis zu öffnen. Vorsichtig hob ich eine Reihe verbundener Gitterstäbe an einer Wand des Käfigs an und ließ ihn geöffnet. Nichts geschah. Ich wollte schon hinein greifen als sich das silberne Wesen raus schleppte. Es hatte ungefähr die Größe einer großen Katze. Der Kopf war spitz und es hatte Krallen. Außerdem hatte es an dem Körper so etwas wie angelegte Flügelchen. Es war überall mit einer Schicht glänzender Schuppen übersäht. Ich wusste nicht, was es war, doch ich wusste, dass es mir vorerst nicht gefährlich werden könnte. »Wasser! Bitte!«, stöhnte es. Das waren die einzigen Worte, die ich brauchte um sofort zu handeln. Diese Tiere standen dem Verdursten nahe und ich müsste noch etwas bei mir haben. Ich streifte den Rucksack ab und öffnete den Reißverschluss um eine Flasche Wasser aus dem Gepäck zu holen. Sofort fand ich das stille Wasser und öffnete die Flasche um es dem Geschöpf zu geben. Ich hielt es im Arm und ließ das Wasser langsam ins Maul des Tieres fließen. Die Schuppen waren zwar spitz, doch ich schnitt mich nicht an ihnen. Einen Blick auf Mike gerichtet sah ich, wie er das schwarze Geschöpf ähnlich hielt und mit seinem Wasser aushalf. Wie lange mussten diese Wesen in dem Käfig gewesen sein? Wie kurz vorm verdursten mögen sie gewesen sein? Als meines genug getrunken hatte befreite es sich mit einer knappen Bewegung und setzte sich vor mich. Auch das schwarze Wesen tat es ihm ähnlich. Mit einer knappen Dankesgeste, einem kurzen lecken mit ihren rauen Zungen über unsere Handflächen, verabschiedeten sich die beiden Wesen und spannten ihre Flügel um kurze Zeit später explosionsartig und gleichzeitig in den Himmel zu schießen und in dem Wald zu verschwinden. »Was zur Hölle war das?« fragte Mike nach einigen Minuten »Ich hab nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung, aber gefährlich schienen sie nicht zu sein.« erwiderte ich, »Allerdings will ich hier auch nicht länger bleiben. Wir sollten uns auf den Weg nach Hause machen.« Nach ein paar Stunden des Schweigens erreichten wir schließlich die Stadt. Langsam wurde es wieder hell und man konnte uns die Müdigkeit vom Gesicht ablesen. Fast ohne Worte einigten Mike und ich uns darauf, bei mir zu nächtigen. Anders als Mike besaß ich meine eigene Wohnung und so kam es, dass er mit einer Decke auf der Couch schlief, während ich im gleichen Zimmer auf meinem Bett zur Ruhe fand. Mikes gleichmäßiges atmen verriet mir, dass er vor mir eingeschlafen war. Die fast vollständige Dunkelheit meines Zimmers umgab auch mich bald und wurde immer schwärzer, während ich versuchte darüber nachzudenken, was heute im Wald überhaupt passiert ist. Nach wenigen Minuten schlief auch ich ein. Ich konnte ja nicht ahnen, dass nach diesem viel zu realen Traum meine viel zu kurze Nachtruhe jäh unterbrochen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)