Dragoons von Faenwulf (Der Krieg der Drachen) ================================================================================ Kapitel 3: Geburt ----------------- Es klingelte. Schweißgebadet lag ich in meinem Bett. Mike ächzte auf dem Sofa. »Wer um alles in der Welt... David! Mach die verdammte Tür auf!« Ich brauchte einige Sekunden um zu reagieren. Was war geschehen? Ich hatte einen Traum. Allerdings konnte ich mich an jedes einzelne Detail erinnern. Da war ein Krieg, ein Drache und sein Reiter. Feuer überall und... Es klingelte ein zweites Mal. Ich schüttelte meine Gedanken vom Traum ab und stand auf. Nur in Boxershorts bekleidet ging ich an Mike vorbei. Ich konnte sehen, dass auch er schweiß gebadet da lag und verzweifelt versucht hat wieder einzuschlafen, während ich zur Tür ging. Ein kurzer Abstecher ins Bad verhalf mir, nicht nur in Unterwäsche die Tür zu öffnen. Mit meinem flauschigen Bademantel ging ich zur Tür. Ich nahm den Hörer ab und hielt ihn an mein Ohr. »Ja? Wer ist da bitte?« nuschelte ich in den Hörer. Eine bezaubernde Frauenstimme antwortete: »Hallo! Das ist nicht leicht zu erklären. Vor allem nicht hier zwischen Tür und Angel. Wir müssen mit euch sprechen! Euch beiden! Möglichst jetzt gleich.« »Häh? Ich versteh nicht was Sie von mir...« ich wurde jäh unterbrochen. »Wir wissen, dass ihr zu zweit seid. Wir wissen, dass ihr letzte Nacht zwei Wesen im Wald zur Freiheit verholfen habt! Das genügt uns beiden mit euch zu reden.« Ich war schockiert. Wie um alles in der Welt konnte jemand wissen, was wir gestern in dem Wald gemacht haben? Wir waren allein. Das glaubte ich zumindest. Eigentlich wollte ich nicht die Türe öffnen, doch eine innere Stimme hat mir dazu geraten es doch zu tun. »2. Stock, die Tür ist offen!« sagte ich und drückte auf den Knopf mit dem Schlüssel. Durch den Hörer hörte ich ein Summen und ein Klacken. Die Haustür unten im Mietshaus wurde aufgedrückt. Ich legte auf, drückte die Türklinge runter und ließ die Türe einen Spalt offen stehen. Kaum ließ ich die Klinke los, drehte ich mich um und lief schnell ins Wohn- und Schlafzimmer. »Aufstehen Mike! Wir bekommen Besuch! Ich weiß nicht wer das ist, aber sie weiß über die Ereignisse im Wald bescheid!« »Oh scheiße!« entgegnete er »Da kann einiges auf uns zu kommen. Warum hast du auch den Käfig geöffnet?« »Halt dein Maul, das ist nicht der richtige Zeitpunkt! Zieh dir was an! Ich weiß nicht wie viele kommen, aber mindestens eine Frau ist dabei und du musst dich doch nicht von deiner schlechtesten Seite zeigen, oder?« Geschwind ließ ich den Bademantel abgleiten und verstaute ihn unter meiner Decke, setzte mich auf das Bett und zog mein T-Shirt von vergangener Nacht an. Gleich daneben die Hose. Ich beeilte mich, weil ich nicht halb nackt vor irgendwelchen fremden Leuten stehen wollte. Mike kam nicht so Richtig in die Gänge. Ich zog ihm die Decke weg und schmiss sie auf mein Bett. Gleiches tat ich mit seinen Kissen, was unsagbar viele waren. Unter dem Sessel kramte ich ein Paar Hausschuhe hervor, zog sie schnell an und ging wieder Richtung Flur. »Beeil dich verdammt noch mal!« ließ ich noch in den Raum gleiten, als ich die Tür hinter mir schloss. Im Flur selber angekommen, konnte ich gerade noch die Wohnungstür öffnen, als zwei atemberaubend schöne Frauen vor mir standen. Die eine war etwas blass, hatte polanges, graues Haar, muss aber vom Alter her um die Anfang zwanzig gewesen sein. Sie trug eine schwarze Jeanshose, die eng an ihren wohlgeformten Rundungen lag. Ihre Brüste, die sie unter ihrem Top versteckte, würden genau in meine Hand passen und waren prall geformt. Die Augen waren unsagbar schön und tief. Sie waren so blau wie der Himmel. Die andere war etwas kleiner und schwarz. Sie hatte schulterlange Rasterlocken. Das rote Kleid, was sie Trug hörte kurz über ihren Knien auf. Ihr Hintern und ihre Brüste waren, wie man es von Afroamerikanern gewohnt war, üppig und prall. Die vollen Lippen und die tiefbraunen Augen waren einfach nur wunderschön. Wie um alles in der Welt konnten diese beiden Frauen in meine Wohnung finden? Das musste ein Traum sein. Bevor ich von selbst realisiert habe, was da vor sich geht, stand auch schon Mike neben mir. Ich blickte zu ihm rüber und man konnte eindeutig aus seinem Gesicht ablesen, dass er selbe dachte wie ich: Boah, geil! »Entschuldigen Sie unser Auftreten und Aussehen. Wir haben bis gerade geschlafen und waren nicht auf Besuch eingestellt. Ich bin David, das da ist Michael.« Die grauhaarige ergriff das Wort: »Nennt mich vorläufig Silvia. Sie könnt ihr Diana nennen. Ich finde, wir sollten nicht länger im Flur stehen bleiben und uns ins Wohnzimmer setzen.« »Äh, klar doch.« stammelte ich. »Kommen Sie mit.« Mike war immer noch genauso perplex wie ich. Mit so was hatte ich nicht gerechnet. Zwei Frauen, mit einer Schönheit, wie sie im Bilderbuch steht. Ich lief vorweg in mein Wohnzimmer. Diana und Silvia folgten mir und schließlich kam Mike auch. Ich bot ihnen einen Platz auf dem Dreisitzer an, wo bis vor kurzem noch Mike drauf geschlafen hat. Er selbst setzte sich auf den Zweisitzer und ich entschuldigte mich. In der Küche öffnete ich eine Schranktür und holte vier Gläser heraus. Im Kühlschrank fand ich noch einige Tetrapacks Eistee, wovon ich einen öffnete und die Gläser mit füllte. Mit den kühlen Getränken ging ich zurück ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Tisch, gab jedem ein Glas und behielt das letzte für mich selber. Ich setzte mich in den Sessel und nahm einen großen Schluck Eistee. Das war mein Lieblingssessel und im Laufe der Zeit habe ich eine optimale Sitzkuhle für mich geschaffen. Nachdem ich es mir gemütlich gemacht habe, stellte ich mein Glas zurück und blickte auf die beiden Ladies, die vor mir saßen und warteten, bis wir bereit waren. Diana ergriff das Wort: »Am Besten fange ich noch mal von vorne an, da Michael eben nicht mitbekommen hat, was Silvia zu David gesagt hat, als wir vor der Türe standen. Also... Wir wissen, dass ihr beide gestern Abend im Wald wart und dort zwei gefangenen Wesen zur Flucht verholfen habt. Diese Spezies steht in keinem Buch der Welt als tatsächlich existierende Wesen drin. Nun, um es kurz zu machen. Bei diesen Wesen handelt es sich um uns beide. Wir waren es, die ihr gerettet habt. Obwohl man weniger sagen kann, dass ihr uns gerettet habt. Eher haben wir euch auserwählt und ihr habt die Prüfung bestanden. Wir warteten schon seit einigen Jahren darauf, dass zwei Männer in eurem Alter den Wald bei Nacht passieren und uns befreien. Auch wenn wir uns jedes Mal selber in die Lage bringen und uns ohne Probleme befreien können. Jetzt allerdings drängt langsam die Zeit, sodass wir uns entschlossen haben den Zug ausfallen zu lassen. Dass ihr drin wart, war nur reiner Zufall. Allerdings ein sehr glücklicher Zufall für uns alle vier.« Sie nahm einen Schluck Eistee, »Bis hier hin irgend welche Fragen?« »Zur Hölle, ja!« schrie Mike, »Ein Zug hält an einem Bahnhof, an dem er nicht halten sollte, wir latschen durch nen Wald, durch den wir nicht durchlatschen sollten, finden Wesen, die es nicht geben sollte und nur ein paar Stunden später sitzen zwei Mädels bei uns, die uns so mir nichts, dir nichts erzählen, dass sie diese Viecher sind. Wer soll das bitte schön glauben?« »Silver, zeig es ihnen!« Silvia stand auf und ging an Diana vorbei zu der Stelle zwischen der Couch und dem Fernseher. Ich schluckte. Was sollte das alles? Die beiden Frauen kamen früh morgens zu uns mit Dingen, die sie nicht wissen konnten und behaupteten jetzt, dass sie Tiere sind. Gebannt starrte ich auf Silvia, als sich diese hinkniete. Kurze Zeit geschah nichts, doch dann ohne jede Vorwarnung begann sie zu glühen. Kurze darauf verwandelte sie sich in das silberne kleine Wesen aus dem Wald, welches ich befreit hatte und mit Wasser versorgt hatte. Sie stand auf allen Vieren vor uns und grinste uns an. Jedenfalls nahm ich an, dass es ein Grinsen sein sollte, denn die scharfen Zähne sahen eher beängstigend aus. Erneutes Glühen verwandelte sie wieder zurück zu dem, was mir viel lieber war. Silvia stand aus ihrer Hocke wieder auf und setzte sich zurück auf das Sofa. Ich begriff immer noch nicht so richtig, was hier passierte. Mike scheinbar auch nicht, denn er war kreide bleich und kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Diana fuhr fort: »Unsere wahren Namen sind Silver und Obsidian. Wir sind Drachen. Wir beherrschen einen Gewissen Grad alter Magie und sind in der Lage diese zu nutzen. So haben wir euch auch einen Traum geschickt. Könnt ihr euch dran erinnern?« Klar konnte ich mich dran erinnern. Nicht alle Tage wird man Zeuge eines Krieges. Doch hatten wir beide den gleichen Traum? Ich blickte zu Mike, der allerdings beachtete mich nicht und nickte den Drachen nur zu. Langsam drehte ich mich zu den Drachen um und nickte ebenfalls. Diesmal sprach Silver: »Das was ihr da gesehen habt, war unser Vater. Seinerzeit einer der mächtigsten Drachen. Der Mensch, der auf ihm ritt war sein Auserwählter, ein so genannter Dragoon. Das war in der Zeit nach dem letzten großen Drachenkrieg. Damals haben sich Drachen für Reichtum anderen Nationen als Verbündete angeschlossen und haben ihre Kriege zugunsten entschieden. Aufgrund eines absoluten Waffenstillstandes zwischen den beiden Drachenfraktionen allerdings, war es untersagt eine Schlacht zu schlagen, wenn die Gegenseite auch einen Drachen hat. Das gilt für beide Seiten. Später mussten sich die Drachen mehr und mehr raushalten, weil eben die Armeen mit Drachen immer häufiger wurden, während die Armeen ohne Drachen langsam verschwanden und somit später nur noch Nationen mit Drachen da waren. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Drachen entschlossen zu Ruhen und sich der Gesellschaft anzupassen, bis der Waffenstillstand gebrochen wird.« »Waffenstillstand?« fragte Mike. »Ja. In frühen Tagen gab es zwei Seiten. Beide Seiten bekämpften sich bis aufs Blut und es wurden viele Kriege ausgetragen. Der letzte große Drachenkrieg hat beide Fraktionen viele Verluste gekostet und wurde über Jahrhunderte geschlagen. Zwei Drachen allerdings waren so etwas wie Pazifisten. Sie haben den Krieg über alles verabscheut. Hauptgrund dafür war, dass beide Drachen aus den Königshäusern der jeweils rivalisierenden Seiten entsprangen. Zum einen war das Bahamut, Prinz von Elantria und Tiamat, Prinzessin von Korya. Elantria und Korya sind diese beiden Seiten. Wie ihr euch sicherlich denken könnt waren Bahamut und Tiamat ein Paar, konnten allerdings ihre Liebe nicht ausleben, weil sie dazu verdammt waren sich zu jagen und zu töten. Damit sie in Frieden leben konnten, haben beide ihre Eltern getötet und danach geheiratet. Beide als Thronerben ihrer Seiten waren sie in der Lage einen Waffenstillstand zu erlassen. Dieser verbietet jegliche Feindschaft zwischen Elantria und Korya, der noch bis Heute hält. Sollte dieser Waffenstillstand gebrochen werden, sind die Ordnungswahrer, sehr mächtige, aber neutrale Drachen in Aktion getreten und haben den rebellierenden Drachen beseitigt. Ebendieser Waffenstillstand besagt allerdings, dass zur nächsten Jahreswende nach dem Tod von Tiamat und Bahamut dieser Waffenstillstand aufgehoben wird. Ums kurz zu machen. Es ist Juli... Januar wird wieder Krieg herrschen.« Nachdem letzten Satz hatte Silver Tränen in den Augen. Auch Obsidian wirkte mitgenommen. Wenn es wahr war, stand der Welt ein Krieg kurz bevor. Ich schluckte. Ohne vorher zu denken und fast rein instinktiv stellt ich eine Frage, deren Antwort mich fast zu Tode ängstigte. »Und warum erzählt ihr uns das?« Die Antwort war direkt und traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. »Wir erwählten euch, um Dragoons zu werden. Unsere Dragoons.« Mir stockte der Atem. Während ich nach Luft rang, dabei aber versucht habe nach außen so gefasst wie möglich zu sein, blickte Mike mit seinem typischen Funkeln in den Augen zu den Drachen rüber. Wenn er diesen Blick auflegte, hatte er sich schon entschieden. Er wird Dragoon werden. Ich selber hatte da meine Zweifel. In den Krieg ziehen und für Wesen kämpfen, an deren Existenz ich bis vor wenigen Minuten nicht einmal glaubte. Das war nichts für mich. Komme was wolle. »Was müssen wir dafür tun? Was kommt auf uns zu?« Das war wieder so typisch Michael. Er war scheinbar begeistert von der Idee. Jetzt konnte ihn nur noch der Gevatter Tod höchstpersönlich aufhalten. Wenn er sich einmal was in den Kopf setzt, zieht er es solange durch, bis er es geschafft hat oder was Besseres, aber Ähnliches seine Aufmerksamkeit weckte. »Um Dragoons zu werden müsst ihr eigentlich nichts tun.« Obsidian blickte zu Silver, diese nickte. »Außer zu überleben.« Das war es. Ich konnte dabei draufgehen, ohne aktiv daran beteiligt zu sein. Dieser Gedanke missfiel mir. Was nützt es mir, ein Dragoon zu werden zu können, wenn ich von einer Fremden Person, welche natürlich ein Drache ist, mal eben während des Prozesses einer zu werden, den Löffel abgebe? Gar nichts! Mike allerdings ließ sich scheinbar nicht zurückschrecken: »Überleben...«, er zögerte kurz um seine Gedanken zu sammeln, »Ok, wir können bei dem Versuch ein Dragoon zu werden verrecken. Schön und gut. Allerdings will ich erst hören, was ein Dragoon für Vor- und Nachteile mit sich zieht. Und zwar möglichst alles!« Obsidian verdrehte die Augen. Silver bekam das scheinbar mit und ergriff deshalb das Wort: »Wirklich alle Vor- und Nachteile aufzuzählen würde den ganzen Tag und wahrscheinlich noch die Hälfte des nächsten Tages beanspruchen. Deswegen werde ich nur die herausragenden Dinge des Dragoonseins aufzählen. Zum einen wäre da, dass ihr keine Menschen mehr sein werdet. Ihr seid dann Dragoons, welches eine eigene Rasse für sich ist. So etwas wie eine Mischung zwischen Drache und Mensch. Ihr könnt nicht mehr mit menschlichen Krankheiten angesteckt werden. Und wenn doch, besiegt ihr sie sehr schnell. Euer Immunsystem wird denen eines Drachen ähneln. Auch eure Lebensspanne wird um einiges verlängert. Somit solltet ihr locker euren dreihundertsten Geburtstag feiern können. Allerdings lebt ihr nicht ewig und bald befindet ihr euch im Krieg. Ihr werdet zwar erheblich stärker sein, als normale Menschen je werden können, doch es werden andere Dragoons und Drachen auf euch zukommen um euch zu jagen und zu töten. Deshalb ist ein Training unausweichlich, denn als frische Dragoons werdet ihr wohl kaum eine Chance haben, gegen unsere Gegner zu bestehen. Allerdings haben wir noch mindestens fünf Monate Zeit um euch auf Vordermann zu bringen, was für einen Dragoon mehr als genug sein sollte. Einen Nachteil, den sowohl Drachen, als auch Dragoons eingehen ist die Verwundbarkeit durch den jeweils anderen. Sollte der Drache sterben, stirbt auch der Dragoon und umgekehrt. Wir gehen damit sogar einen größeren Nachteil ein, da wir normalerweise älter als zweitausendfünfhundert Jahre werden. Das sollte euch allerdings nicht kümmern, denn wir sind noch sehr junge Drachen im Vergleich zu anderen. Wegen unserer Altersschwäche könnt ihr also nicht sterben. Wir im Gegensatz schon. Weiterhin bekommt jeder von euch Magie, die allerdings bei jedem Dragoon ganz anders ausfällt. Der eine Dragoon hat mächtige Zauber um ganze Berge zu zerstören, der andere hat Zauber um sich selber mit wahnsinniger Geschwindigkeit rennen zu lassen. Wir selber wissen nicht, wie eure Kräfte ausfallen werden, nur kann ich sagen, dass sie nur zu eurem Vorteil sein werden, wenn ihr sie unter Kontrolle habt. Jeder von euch wird auch eine einzigartige Waffe bekommen, die im Laufe der Zeit stärker wird. Sie besteht aus einem Material namens Pallantium. Ihr Aussehen und ihre Kraft können sich verändern, müssen sie allerdings nicht. Ein Drache hat die Möglichkeit mit seinem Dragoon zu verschmelzen. Das macht ihn zu einem Drachenritter. In diesem Zustand vereinen sich die Kräfte beider und werden noch stärker. Diese Symbiose wird meistens dazu benutzt um zu kämpfen. Das Ritual um euch zu Dragoons zu machen an sich, wird fast schmerzfrei sein. Solltet ihr sterben, werdet ihr es friedlich tun.« »Und wie sieht es aus?« woltle Mike wissen. »Wir lassen euch ausbluten und füllen eure Adern mit Drachenblut. Unserem Drachenblut. Die Gefahr dabei besteht, dass ihr einen kurzen Augenblick vollständig Blutleer sein werdet. Sollte dieser kurze Augenblick zu lange dauern, können wir euch nicht zurück holen.« Obsidian sprach so, als ob es das normalste der Welt wäre sich mal eben das gesamte Blut auspumpen zu lassen und neu zu füllen. Das war alles zu viel für mich. Diese beiden Frauen wollten von mir, dass wir helfen einen Krieg zu schlagen, an dem wir nicht einmal beteiligt waren. Wir wurden hier praktisch als Soldaten rekrutiert. Und Mike war so Feuer und Flamme, dass er höchstwahrscheinlich mitmachen würde. Mein bester Freund, mehr noch... Mein Seelenpartner könnte sterben. Seit ich Mike in Spanien das erste Mal getroffen habe, waren wir praktisch unzertrennlich. Damals waren wir beide auf Kursfahrt. Er in der zweijährigen höheren Berufsfachschule, ich in der Dreijährigen. Wir hatten uns zwar schon in dem Bus gesehen, der nach Spanien fuhr, doch wir waren uns praktisch fremd. Warum sollten wir denn auch mit fremden Menschen sprechen? Jedenfalls sah es so aus, dass wir am vierten oder fünften Tag der Kursfahrt in einem kleinen Dorf waren. Damals war diese Stierrennen Saison. Ich hatte mich zwar getraut beim ersten Mal dran Teilzunehmen, doch beim zweiten Mal in dem Dorf war es noch lange hin bis es Abend wurde und die Stiere, beziehungsweise Kühe umher getrieben wurden. Der Aufenthalt in dem Dorf hatte eh nicht lange gedauert. Mein Spanischlehrer, der gute Beziehungen zur Bürgermeisterin des Dorfes pflegte, wollte nur kurz hin und etwas besprechen, bevor wir dann zu unserem nächsten Ziel fuhren und eine kleine Sightseeing machen. Abends dann wurden wieder Kühe durch das Dorf getrieben und wir würden zurückkehren um es zu erleben. Jedenfalls waren wir dazu verdammt für gute zwei Stunden in dem Dorf auszuharren und auf die Weiterfahrt zu warten. Mein Klassenkamerad hatte damals die Idee gehabt zum Bus zurück zu kehren. Dort angekommen war dieser natürlich zu. Meine Videospiele hatte ich in dem Bus. Der Fahrer war weit und breit nicht zu sehen. Dennoch wollten wir warten. Eine halbe Stunde hätte eh wenig gereicht um noch irgendetwas anzustellen. Somit war unser Schicksal besiegelt. Dreißig Minuten Langeweile. Nach kurzer Zeit übernahm selbige allerdings überhand und ich bemerkte, dass die Mauer, an der wir uns anlehnten außergewöhnlich alt war. Der Mörtel war ziemlich bröckelig. Und so kam es, dass ich meinen Finger in ihn steckte. Er gab nach und Staub rieselte herunter, als ich meinen Finger aus dem drei Zentimeter kleinen Loch nahm. Ich selber fand das natürlich cool. Als Animefan zur Zeit wo Ranma ½ im Fernsehen lief, kannte natürlich jeder Anime interessierte diese Szene. Es war die Bruchstellentechnik. Als ich diesen Begriff hinter mir hörte, wie eine Person es zu einer anderen sagte, drehte ich mich um. Das war der Zeitpunkt, an dem ich das erste Mal mit Mike Kontakt hatte. Wir unterhielten uns über Anime. Mehr wussten wir ja auch nicht von einander. Das allerdings sollte sich sehr schnell ändern und mit der Zeit hatte ich in Mike einen Seelenpartner entdeckt. Wir konnten über alles reden, brauchten es aber nicht unbedingt zu machen, da wir eh meistens wussten, was der andere dachte. Wir haben viel gemeinsam unternommen, doch eben dieser Seelenpartner war gerade im Begriff bei einer sehr leichtsinnigen Sache sein Leben zu verlieren. Meine Lippen waren kalt und taub. In meinem Blickfeld klopfte ein schwarzer Schleier an, der sich rasch verbreitete und mir das Bewusstsein raubte. Das nächste woran ich mich erinnern kann ist ein Fächer, der kühle Luft in mein Gesicht wehte. Ich lag auf dem Dreisitzer meiner Couchgarnitur. Mike saß neben mir und fächerte kühle Luft in mein Gesicht. Ein nasser Waschlappen lag auf meiner Stirn. Ich versuchte eine Faust zu ballen, doch es ging nicht. Ich war zu schwach dafür. Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, was eigentlich geschehen war. »Wo sind sie?« fragte ich. »In der Küche. Ich bat sie uns für einen Augenblick alleine zu lassen. Was ist los, Dave?« »Das war alles zu viel für mich. Bis Gestern war meine Welt noch heil. Ich hab einen guten Job, ich hab Freunde, stehe fest im Leben. Dann tauchen diese Drachen auf und erklären uns etwas von Krieg und Macht und die Möglichkeit zu sterben. Ich hab eine scheiß Angst, Mike. Und wenn du mich fragst, ich würde es nicht machen.« »Dave....« Mike unterbrach für einen Augenblick, »Wir sind im Begriff etwas großartiges zu werden. Jemand, der stark ist und in der Lage ist unsere Freunde zu beschützen. Was meinst du eigentlich, was da los sein wird, wenn auf einmal Drachen rumeskalieren und in ihrem Krieg erstmal alles nieder mähen, was in ihrem Weg steht?« »I-Ich weiß es nicht. Woher denn auch?« »Aber ich kann es mir vorstellen. Und das solltest du auch. Denk an Björn, Alex, Mary, Sascha, Alicia und den Rest. Wenn wir so bleiben, wie wir sind, dann werden wir sie verlieren. Nicht unbedingt alle, doch der Krieg wird grausam sein und sehr viel Schaden mit sich bringen. Und das auch in der Zivilbevölkerung. Ich hab Obsidian gefragt. Wenn wir nicht einwilligen, löschen die beiden unser Gedächtnis und manipulieren es. Wir würden uns nicht daran erinnern können, wie wir sie Gestern im Wald gefunden haben oder heute uns besucht haben. Der Traum wird weg sein... Einfach alles was uns warnen könnte, dass demnächst die Hölle auf Erden ausbrechen kann. Wenn wir allerdings Dragoons sind, werden wir in der Lage sein die Clique beschützen zu können.« »Wie stellst du dir das vor? Wir gehen zu denen hin und sagen: Hey! Wir sind zwar keine Menschen mehr, allerdings haben wir jetzt Drachen und ach ja, bald ist ein Krieg, baut eure Bunker!« »Die genaue Ausführung ist noch nicht ausgearbeitet.« Mike grinste. Wenn wir etwas nie verlieren würden, dann war das unser eigenartiger Humor. »Allerdings weiß ich, dass ich nicht ohne dich Dragoon werde!« »Wieso nicht?« »Wenn ich so was werden will, dann mit dir zusammen oder gar nicht.« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mike, der in solcher Hinsicht eigentlich der größte Egoist ist, würde darauf wegen mir verzichten. Langsam bekam ich an meinem Entschluss Zweifel. Wenn wir Dragoons werden würden, hätte das mehr Vorteile, auch wenn wir dabei unser Leben aufs Spiel setzen. Was allerdings viel wichtiger ist, wir wären in der Lage Leute zu beschützen, die uns wichtig sind. An diesen Gedanken konnte ich halten. Das wäre ein Grund Dragoon zu werden. Mike ballte eine Faust und hielt sie in meine Richtung. »United we stand, united we fall.« Ich raffte mich auf und setzte mich hin. »Brothers for life!« sagte ich, ballte meine eigene Faust und schlug auf die seine. Damit hatten wir uns entschieden. Wir würden Dragoons werden. Mike stand auf und ging Richtung Küche um die beiden Drachen zu holen. Ich versuchte meine wackeligen Beine in den Griff zu bekommen und stellte mich hin. Sehr komisches Gefühl gerade eben noch bewusstlos gewesen zu sein. Allerdings kehrten meine Kräfte schnell zurück. Mike kam durch die Wohnzimmer Tür und hatte sein bestes Grinsen aufgelegt. In Anbetracht der Situation war das schon komisch an sich. Silver und Obsidian folgten ihm. Der Gedanke mit eine dieser Frauen den Rest meines Lebens zu verbringen gefiel mir irgendwie. Obsidian blieb stehen und winkte Mike zu sich. Silver hingegen lief in meine Richtung. Bei mir angekommen erklärte sie mir, was geschehen würde: »Zu allererst, die Chance, dass du stirbst, liegt bei ungefähr zwanzig Prozent.« »Ja ganz toll.« sagte ich skeptisch. Zwanzig Prozent. Das heißt eine Wahrscheinlichkeit von zwei zu drei, dass einer von uns beiden drauf gehen würde. Ich versuchte nicht daran zu denken und hörte Silver weiter zu. »Das Ritual selber wird ohne dein Zutun von statten gehen. Du musst nichts machen, außer nicht in Panik verfallen. Wenn du wieder zu dir kommst, wirst du ein Drachenritter sein. Danach dauert es einige Minuten, bis ich mich wieder von dir Trennen kann. Später geht das wie von selbst, allerdings beim ersten Mal noch nicht. Soweit alles klar?« »Klaro, zieh es besser jetzt durch, bevor ich es mir anders überlege.« »Eine Kleinigkeit wäre da aber noch. Das ist nur beim ersten Mal von Nöten, aber Kleidung und Schmuck oder ähnliches kann zu Komplikationen führen.« Ich staunte nicht schlecht. Vor einer guten Stunde sind diese beiden Mädels in meine Wohnung getreten und jetzt wollte eine von mir, dass ich mich ausziehe. Nun gut. Ich zog das T-Shirt über meinen Kopf und warf es auf die Couch, setzte mich hin und zog die Hose aus, die ich gestern schon im Wald an hatte. Auch meine Boxershort streifte ich ab und stellte mich wieder vor sie hin. Sie selber entblößte sich allerdings auch. Unter ihrem Top war ein weißer BH und die ihren Intimbereich hatte sie mit einem schwarzen Stringhöschen verdeckt. Was jetzt kam, erwartete ich allerdings nicht. Sie griff in ihre Augen und holte etwas kleines Blaues hervor. Eine Kontaktlinse. Unter der Linse, die mir nicht als solche aufgefallen ist, trat eine bersteinfarbene Iris hervor. »Tarnung. Es gibt keine bernsteinfarbenen Augen.« sagte sie. In ihrer Hosentasche, die ebenfalls auf der Couch lag, kramte sie einen kleinen gläsernen, zylinderförmigen Gegenstand hervor und öffnete ihn. In ihm war eine Flüssigkeit. Sie legte die erste Kontaktlinse an den dafür vorgesehenen Platz, holte die zweite Linse heraus und tat damit das gleiche. Danach verschraubte sie das kleine Glas wieder und stellte es auf den Tisch. »Ohne diese Flüssigkeit würde die Linse kaputt gehen und das merkt man deutlich, wenn man sie ins Auge legt. Schmerzen, sag ich dir, kannste dir gar nicht vorstellen.« sie lächelte. Danach griff sie mit den beiden Armen hinter ihren Rücken und öffnete den Verschluss ihres BHs um ihn abzustreifen. Sie schmiss auch ihn auf die Couch und vor mir entblößten sich zwei wunderschöne Brüste. Sie griff an ihr Höschen und zog es herunter, während sie in die Hocke ging. Das legte sie allerdings auf den Boden. Vor mir präsentierte sich praktisch ein absolutes Topmodel vollkommen nackt mit einem makellosen Körper. Ich konnte in diesem Moment an nichts anderes denken außer an sie. Sie lächelte mich an. Plötzlich fing sie an etwas zu murmeln. Ich wusste nicht was mit mir geschah, aber ich konnte mich nicht bewegen. Plötzlich fing die Luft an knapp zu werden und ich atmete tiefer, doch es war so, als ob ich keinen Sauerstoff atmen würde. Allerdings atmete ich Sauerstoff, doch leider war kein Blut da, was diesen in mein Hirn transportieren würde. Mein Denken wurde extrem schwer und ich versuchte mich an diese Welt zu klammern. Ihre Augen. Dieser angestrengte Blick und die Schweißperlen auf der Stirn ließen Panik in mir aufkeimen. Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Sie macht das zum ersten Mal. Scheiße klar, wenn sie es schon vorher gemacht hätte, würde sie einen Dragoon haben und nicht uns dafür auserwählt haben. Und wenn sie schon mal einen gehabt hätte und dieser tot wäre, würde sie es auch sein und nicht vor mir stehen. Ich atmete aus Reflex schneller. Der Schleier, der erst vor weniger als einer halben Stunde mein Bewusstsein raubte war wieder da. Ich wollte dagegen kämpfen. Konzentriert starrte ich auf ihre Augen. Irgendwie musste ich mich dazu bringen nicht ohnmächtig zu werden. Doch leider gelang es mir nicht ganz, denn der Schleier wurde immer größer und hatte bereits große Teile meines Sichtfeldes eingenommen und war im Begriff vollkommen Oberhand zu gewinnen als ich meinen letzen Gedanken wahrnahm, bevor dieser sich bewahrheitete. Du stirbst! Als nächstes nahm ich dieses silberne Glühen war. Was war das? Es war so hell. Sollte das der Tunnel sein, wovon so viele berichteten, die bereits tot waren, doch durch moderne Medizin wieder zurückgeholt wurden? Ein greller Blitz durchzuckte meinen Körper und ich riss vor Schmerzen die Augen auf. Ich blickte an mir runter. Nackt war ich nicht mehr. Ich hatte eine Rüstung aus silbernen Schuppen angelegt und schwere Stiefel an, die aus denselben Schuppen bestanden. Eine Rüstung aus Drachenschuppen. Das war es auch, was der Dragoon von Silvers Vater an hatte, als er verschmolzen ist. Es hat also geklappt. Mike! Ich blickte mich um und sah schräg links von mir in der Nähe der Tür eine schwarz glühende Masse, die sich langsam zu einem Menschen verformte. Als das Glühen aufhörte stand vor mir ein Mann in einer schwarzen Drachenschuppenrüstung und starrte wie ich vor wenigen Sekunden an sich runter. Ich lief auf ihn zu. Unter dem Helm, der einem Drachenkopf ähnlich sah, erblickte ich die Gesichtszüge von Mike. Ich war so unglaublich erleichtert. Ich umarmte ihn und er erwiderte meine Umarmung. »Gott sei Dank, du lebst!« schrie er. Ich hatte bereits Tränen in meinen Augen und stammelte: »Ich hatte so Angst, dass du stirbst!« Doch ich wusste es besser. Ich habe es an meinem eigenen Körper gespürt. Wir waren gestorben. Als Menschen. Und wurden wiedergeboren als Dragoons. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)