Dragoons von Faenwulf (Der Krieg der Drachen) ================================================================================ Kapitel 4: Spiralen ------------------- Es war eine Erleichterung. Irgendwie haben wir beide es geschafft Dragoons zu werden. Das hätte unter Umständen sehr böse ausgehen können. Zwei blutleere Leichen in einer Wohnung. Die Kriminalpolizei hätte mit Sicherheit vor einem Rätsel gestanden. Doch eine glückliche Fügung des Schicksals hat sowohl uns davor bewahrt endgültig zu sterben, als auch die Kripo sich mit unseren Leichen herum zu schlagen. Ich löste mich aus der Umarmung, mit der wir das Überleben von uns beiden gefeiert hatten. Die Drachen waren nicht zu sehen. Wie denn auch? Wenn es stimmt, was sie sagten, waren wir mit ihnen verschmolzen. »Das ist richtig.« Ich blickte mich um. Ich habe die Stimme von Silver gehört. Doch sie war nirgendwo zu sehen. »Ich bin in dir!« Ok. Das war’s. Zuerst hatte ich Drachen aus einem Käfig befreit, dann kamen diese zu uns, um uns umzubringen und mit uns zu verschmelzen um Dragoons zu werden und jetzt bin ich schizophren. »Das bist du nicht! Ich kann deine Gedanken lesen!« Sie kicherte. Ich fand das gar nicht witzig. Ich versuchte mich anzustrengen und sagte ihr in meinen Gedanken, dass sie das lassen soll. »Das ist könnte noch ein Problem sein. Da du bisher immer alleine in deinem Körper warst, bist du nicht in der Lage still zu denken oder besser, du hast es nie gebraucht. Ganz im Gegenteil. Deine Gedanken brüllen nur so durch deinen Kopf.« Das mochte sein. Aber wie konnte ich auch jemals damit rechnen, dass irgendwann noch jemand in meinem Kopf rumhaust. Und dazu noch ein schöner Drache. Insgeheim hoffte ich, dass der Zustand des Drachenritters schnellst möglich vorbei ging. »Es ist ja gleich vorbei. Ein paar Sekunden allerdings musst du noch durchhalten. Wir werden bald zusammen lernen, wie man seine Gedanken vor Eindringlingen schützt. Es gibt nämlich auch welche, die mittels Telepathie in deinen Kopf eindringen können, ohne dass du es merkst. Dann ist es hilfreich, wenn du still denken kannst.« Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gesprochen, kam das Glühen wieder. Allerdings nicht so stark wie beim ersten Mal, sondern nur schwach am Rande meines Blickfeldes. Auf einmal wurde es kühler. Ich hatte meine Rüstung verloren und stand wieder nackt da. »Huh? Schon vorbei?« sagte Mike. Ihn hatte ich im Gespräch mit Silver vollkommen vergessen. Mike stand immer noch in seiner schwarzes Drachenschuppenrüstung vor mir starrte mich an. Dann wich sein Blick nach links neben mir und er machte mit seinen Gesichtzügen eine Gestik, die nichts anderes bedeuten konnte als nicht schlecht. Ich folgte seinem Blick und neben mir stand Silver. Nackt, wie Gott sie schuf. Oder sollte ich vielleicht sagen nackt, wie Gott sie geschaffen hätte, wenn sie als Mensch geboren wäre? Ich wollte mich erstmal wieder anziehen. Zumindest frische Boxershorts und ein T-Shirt. Ich drehte mich ab und ging zu meinem Kleiderschrank. »Übrigens, danke für’s Kompliment.« Ich erstarrte. Ich brauche einige Sekunden um zu begreifen, was Silver damit meinte. In meinen Gedanken habe ich sie einen schönen Drachen genannt. Das Blut schoss mir in den Kopf und ich errötete. Ich drehte mich zu ihr um. »Das ist mir jetzt furchtbar peinlich.«, sagte ich. »Ach das muss es doch nicht. Wir hatten eine Symbiose, die über alles Menschliche hinausgeht. So etwas ist intimer als Sex.« Ich hielt es zwar für unmöglich, doch ich errötete mehr. Um meine Anspannung etwas zu lockern lächelte sie. »Was zum... Wovon redet ihr?«, meldete sich Mike. »Nichts!«, sagte ich knapp. Die ganze Situation empfand ich als äußerst kurios. Ich hatte einem Mädchen ein Kompliment gemacht, ohne es zu wollen oder bewusst zu tun. Dabei bin ich unglaublich schüchtern. Und jetzt erzählt sie mir, dass wir sogar intimer wurden als beim Sex. Na ja, an solche Kuriositäten musste ich mich halt gewöhnen. Ich drehte mich wieder zum Kleiderschrank um und zog eine Boxershort aus untersten Schublade, die links in dem Schrank waren. Außerdem noch ein T-Shirt vom Kleiderbügel. Es war ganz schlicht und einfach grau. Ich empfand das als passende Farbe, zweckmäßig für silbern, für meine erst kurz zurückliegende Verwandlung. Ich zog die Shorts an streifte das T-Shirt über. Als ich mich wieder Silver zugewandt hatte, war sie bereits mit ihrem String und ihrem Top bekleidet, hegte aber keinerlei Ambitionen ihre Jeans an zu ziehen. Auch ihr weißer BH lag immer noch auf der Couch. »Wer spricht da?« Mike hatte sich zu Wort gemeldet. »Zeig dich!« Mit dem Rücken zu Mike stehend, musste Silver erneut grinsen. Durch ihre leicht auf und ab wippenden Brüste konnte ich erkennen, wie sie krampfhaft versucht hat ein Lachen zu verhindern. Mike brach inzwischen scheinbar der Schweiß aus. Ich konnte es nicht sehen, doch er verhielt sich leicht panisch. »Sie erlaubt sich einen Scherz.« Silver hatte gesprochen, ohne ihren Mund zu bewegen. Doch ihre Worte lagen klar und deutlich in meinem Ohr. »Was?« Ich schaute verdutzt Silver an. »Ja wie, was? Hörst du es denn nicht?«, sagte Mike. In seiner Stimme klang etwas Panik oder Verzweiflung, vielleicht sogar beides. Ich konnte es nicht raushören. »Ich schick dir meine Worte telepatisch. Also kann Mike sie nicht hören, aber ich glaube Obsidian erlaubt sich mit Mike einen Spaß.« Sofort begriff ich und nickte leicht. Ich wusste nicht, wie ich meine Worte telepatisch zu Silver lenken konnte, also ließ ich es bleiben. Stattdessen reagierte ich auf Mike. »Nein, was denn?«, sagte ich »Diese Stimme!« »Wovon sprichst du?« Ich tat so, als wäre mir das Phänomen, was er gerade durchlitt, vollkommen unbekannt. »Mike, beruhig dich erstmal. Von wo kommt die Stimme denn? Vielleicht hält sich einer versteckt, für unmöglich halt ich jedenfalls nichts mehr.« »Halt die Klappe!«, schrie Mike. »Beruhigen, sagte ich!«, zischte ich Mike scharf an. »Nen tobsüchtigen Drachenritter kann ich gerade nicht gebrauchen.« »Dave. Ich glaube bei mir ist was schief gegangen!« Ja, es war Panik und Verzweiflung. »Ich höre von überall diese Stimme. Und ich kann sie nicht abstellen!« In diesem Augenblick leuchtete Mike schwarz. Er und Obsidian trennten sich voneinander und zurück blieben zwei nackte Personen, wovon die eine schweißnass ist und die andere fast keine Luft mehr vor Lachen bekommt. »Stimme verstellt.« lachte Obsidian. Silver und ich fielen in das Lachen mit ein. Wir wussten ja, was los ist, doch Mike selbst nicht. »Ha, ha! Wie lustig wir doch alle meine Schizophrenie finden.« »Das war keine Schizophrenie.«, erklärte Silver, »Obsidian hat dich nach Strich und Faden verarscht.« Silver und Obsidian lachten erneut auf. Mike allerdings bekam etwas schlechte Laune. Das war mir nichts Neues. Die bekam er immer, wenn jemand ihn auf den Arm nimmt. Auch wenn wir uns erst seit Gestern kannten, so hatte ich doch das Gefühl, als ob die beiden Drachen schon immer unsere Freunde waren. Auch wenn Mike jetzt seinen Miesen schob. Das würde wieder vergehen. Während Obsidian sich ihr Kleid wieder überzog und schließlich ihren Slip, nörgelte Mike ein wenig vor sich hin und streifte sich seine Boxershorts an. »Kann ich nen frisches Shirt haben?«, fragte Mike und deutete auf den Schrank »Mein Haus ist dein Haus.«, entgegnete ich. Während Michael in meinem Schrank rum kramte, setzte ich mich und nahm meine Jeans an mich um dort meine Zigarettenschachtel raus zu holen. Danach schmiss ich die Jeans auf den Boden. Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Feuerzeug und ich entzündete eine Zigarette. Das war genau das, was ich brauchte um jetzt alles zu verkraften. Silver setzte sich neben mich. So nah, dass man glauben mochte, es handelte sich bei uns zwei um ein Liebespaar. Als Mike fertig war, setzte dieser sich auf den Zweisitzer und Obsidian auch direkt daneben. Wir waren nun Partner. Wir würden bis an unser Lebensende mit den jeweiligen Drachen zusammen sein. Der Gedanken beängstigte mich ein wenig. Ein Wesen, dass ich so gut wie gar nicht kannte würde bis in ans Ende an meiner Seite sein. Und dieses Ende ist nicht etwa in einigen Jahrzehnten, sondern in Jahrhunderten, sofern wir nicht früher sterben würden. Silver schien zu merken, was in meinem Kopf vorging. Oder aber sie durchwühlte ihn wieder. Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und machte es sich mehr oder weniger gemütlich. Och, so lässt’s sich doch leben, dachte ich. Die Beziehung, in der ich zu Silver stand, ging über alles Menschliche hinaus, also machte ich mir nichts draus. Ganz im Gegenteil, ich legte meinen linken Arm über ihre Schulter. Mike und Obsidian allerdings waren relativ distanziert zueinander. Das konnte daran liegen, dass er noch leicht sauer auf sie war. Kein guter Start in eine Partnerschaft, bis das der Tod sie scheidet. »Immer noch sauer?«, fragte Obsidian zaghaft »Ja!«, gab Mike knapp zurück. »Entschuldigung. Ich konnte nicht wissen, dass du so reagierst. Aber das ist nun mal mein Humor.« »Grandioser Humor. Ich dachte, ich wäre verrückt geworden.« Obsidian seufzte. Es verging einige Zeit, in der sich die beiden anschwiegen und ich in Gedanken an meine Zukunft versunken war, bis sich Silver zu Wort meldete. »Ich jedenfalls bin froh, dass wir alle überlebt haben.« »Was heißt alle?«, fragte Mike »Ich wills mal so erklären. Wir haben euch sterben lassen, weil es nötig war. Dann haben wir uns mit euch vereinigt und mit allen Mitteln versucht euch wieder zu beleben. Hätte das nicht geklappt, wären wir mit euch gestorben, da ihr ab dem Zeitpunkt der Vereinigung schon unsere Dragoons gewesen seid. Hättet ihr das nicht geschafft, wären wir unmittelbar danach gestorben. Und der Zeitraum ist nicht groß. Wir mussten handeln, solange ihr bewusstlos wart, aber noch nicht hirntot.« Ich drückte meine Zigarette aus. »Heilige Scheiße!«, stammelte ich. »Ihr wusstet also, dass wenn eine von euch einen Fehler macht, ihr euch nie wieder sehen würdet?«, wollte Mike wissen. »Ja, deswegen waren wir so angespannt vorher.«, antwortete Obsidian. »Eigentlich sind wir zwei ganz umgängliche, humorvolle Frauen.« »Japp! Und die Männer laufen uns in Scharen hinterher.«, fügte Silver grinsend hinzu. Wir lachten. Seit langem hatte ich mich nicht mehr so wohl gefühlt, wie jetzt. Unser Leben hatte sich grundlegend geändert. Bis Gestern war ich praktisch alleine. Hatte zwar viele Freunde, doch die eine Frau in meinem Leben hatte gefehlt. Das hat sich Heute geändert. Zwar war es nicht etwas, was man eine normale Beziehung nennen konnte, doch ich fühlte... Nein! Wusste, dass das, was Silver und ich miteinander hatten, mehr ist, als jemals zwei Menschen miteinander haben könnten. Obsidian war es, die meine Gedanken unterbrach. »Welche Berufe habt ihr bisher ausgeführt?« »Ich bin Koch.«, sagte ich. »Arbeitslos, aber bis vor kurzem Soldat gewesen.« Mike klang nicht ganz so erfreut, diese Antwort geben zu müssen. »Gut, wann musst du wieder arbeiten?«, fragte mich Silver »Ich hab derzeit Urlaub. Übernächste Woche geht’s los. Also in acht Tagen um genau zu sein.« »Deinen Job wirst du aufgeben müssen, Dave.« Mir stockte der Atem. »W-Warum?«, stotterte ich. Ich war nichts lieber gewesen als Koch. Das war der Beruf für mich. Auch wenn ich täglich lange weg war und dabei nur gestanden hatte, wollte ich es weiterhin machen. Ich liebte es schließlich zu kochen und ein Beruf, der gleichzeitig dein Hobby ist, ist das geilste was es gibt. Außerdem war da noch das Geld. »Und wovon soll ich leben?«, fügte ich hinzu. »Von uns. Ihr werdet bei uns als Dragoons angestellt sein. Der Beruf wird auf alle Fälle unkündbar sein und demnächst ziemlich gefragt werden.« Mike wurde neugierig. »Und was müssen wir da machen?« »Eure Aufgaben können total unterschiedlich sein. Aber auf jeden Fall müsst ihr kämpfen. Das beinhaltet natürlich ein Training, welches demnächst einen Großteil eurer Zeit beanspruchen wird. Da ist dann keine Zeit mehr für einen weiteren Beruf. Dave, du wirst morgen früh kündigen müssen.«, erklärte Silver. »Und was soll ich denen sagen? Etwa tut mir Leid, aber ich bin kein Mensch mehr, sondern ein Dragoon und ich hab jetzt andere Pflichten und kann nicht mehr täglich einhundertundzwanzig Desserts machen?« »Das könntest du sagen. Ich allerdings würde nicht jedem direkt sagen, dass du ein Dragoon bist. Die Gegenseite schläft nicht.« »Was ist eigentlich die Gegenseite?«, fragte Mike »Es ist Korya. Wir sind von Elantria«, sagte Obsidian »Aha... Und weiter?« »Nun. Das wolltest du doch wissen, oder?« »Ja, schon. Allerdings noch was mehr. Wer sind die Guten und wer die Bösen?« »Bei jedem von uns gibt es gute und böse Drachen. Allerdings haben die beiden Reiche unterschiedliche Konflikte.« »Ah, ok. Die da wären?« »Ein Äonen alter Konflikt. Die wahren Ursachen kennt heute niemand mehr. Allerdings hält die Feindschaft bis Heute an.« »Und was ist mit Frieden?«, wollte ich wissen. »Gibt es. Wenn eines der Reiche aufgibt oder komplett zerschlagen wird.«, erklärte Obsidian weiter. »Ja ganz toll.«, sagte Mike. »Wie sieht unser weiteres Vorgehen aus?« Ich interessierte mich daran, was die nächsten Wochen und Monate auf mich zukommt. Silver zählte auf: »Joa... Erstmal lernen wir zusammen, wie ihr leise denken könnt. Dann Gibt es die Waffen und schließlich trainieren wir eure Fähigkeiten und den Kampf.« »Waffen jetzt!«, sagte Mike knapp. »Später!«, gab Obsidian zurück. »Jetzt!«, setzte Mike nach. »Wie schaffen wir es denn, leise zu denken?«, wollte ich wissen. »Ach prinzipiell ist es ganz einfach.«, sagte Silver, »Du musst nur den Trick raus haben.« »Und der wäre?« »Scheiß aufs Denken! Waffen, Leute!« Mike ließ nicht locker. Silver ignorierte ihn völlig und antwortete auf meine Frage: »Wirst du dann sehen. Ich zeige es dir, wenn wir das nächste Mal Drachenritterform inne haben.« »Na gut.« Mike stand auf und ging aus dem Raum. Ich wusste nicht wo er hin wollte und Obsidian machte auch keine Anstalten hinter ihm her zu laufen. »Zurück zu Elantria.», sagte ich schließlich, »Haben wir ein bestimmtes Gebiet oder so? Und wo liegt der Feind?« »Wir haben fast ganz Europa, einen Teil südlichen Asiens und große Gebiete in Afrika und Südamerika.«, meinte Silver, »Korya hat Nordamerika, Teile von Südamerika und Afrika und außerdem den Rest von Asien und komplett Ozeanien für sich beansprucht.« »Aww, Mist. Also gehört Japan denen?« »Wenn du’s so sehen willst, ja« »Dann will ich an die Asien Front!« »Warum denn?« »Ich kann Japan doch nicht dem Feind überlassen.« »Und warum nicht?« »Japan ist meine Nation of Choice.«, sagte ich, »Da wollte ich schon immer mal hin.« »Ach so. Dann müssen wir mal schauen, ob wir Asien zuerst holen.« Silver grinste. »Mike!«, schrie ich »Ja?« Er schien in der Küche zu sein. »Die Gegenseite hat Japan!« »Was zur Hölle! Moment, ich komm sofort.« »Dass die soviel von Amerika haben ist allerdings unsere Schuld. Wir waren zwar schon durch die Kollonisten aus Europa vorher in Amerika, nur haben wir viel geschludert.«, sagte Obsidian. »Ah ja... Uns fällt ja nicht auf, dass wir da nen ganzen Kontinent für uns haben können.« »Das wissen wir selber zu gut.« Obsidian klang etwas bedrückt. Klar, wenn wir jetzt noch Amerika komplett für uns hätten, wären wir riesig im Vorteil gegenüber Korya. Aber das störte mich gerade wenig. Japan war jetzt Feindesgebiet. Das heißt im Klartext, dass ich da jetzt nicht mehr eher hin kann, als dass es uns gehört. Vorbei du Traum von Japan. Zumindest für eine lange Zeit. »Haben wir schon eine Kriegsstrategie entwickelt?« »Nein.«, sagte Obsidian »Aber unsere Strategen sind schon dran. Und die Arbeiten laufen auf Hochtouren.« »Wie viele haben Drachen haben wir denn?« »Also in Deutschland alleine leben etwas mehr als zweitausend. Dazu muss man aber bedenken, dass hier in Deutschland eines von zwei Hauptquartieren der Drachen in Europa ist. Der Deutsche Hort, wie wir ihn nennen?« »Hort? So ne Höhle mit Goldschätzen?« Silver und Obsidian mussten lachen. »Neee!«, sagte Silver. »Eher ne Kommandozentrale mit viel technischem Schnickschnack.«, fügte Obsidian hinzu. »Und die liegt wo?« Plötzlich kam Mike ins Zimmer und hielt mein Whiteboard aus der der Küche über seinen Kopf. Darauf stand: Waffen für Befreiung Japans, JETZT! Ich musste lachen. Auch das war typisch Mike. Unsere Drachen guckten verdutzt auf das Board. »Das ist ein ganz Eifriger. Das gefällt mir sehr gut.«, sagte Obsidian. »Wollen wir ihnen nicht den Gefallen tun und denen ihre Waffen geben?« Einige Zeit starrten sich die Beiden an, als dann Silver kurz auflachte und sagte: »Ja, so machen wir’s. Gib mir mal deine Arme, Dave.« »Du auch, Mike!«, sagte Obsidian. Ich löste meinen Arm von Silvers Schultern und setzte mich aufrecht hin und hielt Silver meine Arme hin. Sie griff mit ihren Händen um meine Handgelenke und konzentrierte sich. Ich schaute zu Mike und Obsidian tat es Silver gleich. Einige Zeit geschah nichts, als ich plötzlich etwas Kaltes um meinen Unterarm spürte. Sie löste ihren Griff und sagte: »Tada!« Ich schaute an meinen Armen runter. Dort sah ich an jedem Arm eine Spirale, die sich mit zwei Windungen von meinem Handgelenk bis kurz vor meinem Ellenbogen drehte. Sie bestand aus einem hellen Metall, was leicht bläulich schimmerte. »Spiralen.«, sagte Mike, »Wir haben Spiralen. Oh schau mal, ein fürchterlicher Dragoon mit zwei Armspiralen! Rennt um euer Leben! Ja, ihr habt Humor... Wäre ich mal Gestern zu Hause geblieben und hätte grausame Freundschaftsbänder geknüpft. Dave! Lass und Japan erobern mit Armspiralen! Vielleicht kriegen wir noch ne schöne Kette dazu!« Er machte eine kurze Pause, »Und wo sind jetzt die echten Waffen?« »Das da sind eure Waffen.«, sagte Obsidian. »Yeah!«, sagte ich, »Ich kann mit meinen Zigaretten mehr Dragoons töten.« »Das glaube ich nicht.«, sagte Silver, »Dieses Pallantium kann mächtiger sein, als jede Waffe, die du dir vorstellen kannst.« »In wie fern?« »Wir sollten es ihnen zeigen.«, sagte Obsidian. »Ja!« Beide Drachen glühten in ihren Farben und vermischten ihre Körper mit uns. Nach wenigen Sekunden waren wir beide in unseren Drachenritterformen. Die Armspiralen wurden von unseren Armschienen aus Drachenschuppen verdeckt. Sehr gut, dachte ich, noch nutzloser als ohne hin schon. »Du wirst schon sehen!«, meldete sich Silver in meinen Gedanken. Ja wie denn? Soll ich sie ausziehen und damit anderen würgen? »Du kannst sie nie wieder ausziehen.« Auch das noch. Verdammt mein Leben lang diese Spiralen zu tragen. Ich wollte ne Waffe und keinen hässlichen Armschmuck. »Ob er hässlich ist oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Allerdings können Menschen ihn ohnehin nicht sehen.« Na wenigstens das. Nun zeig mal, was die Waffe drauf haben soll. Ich merkte, wie sie das Metall unter meinen Armschienen blitzschnell verformte und in Bruchteilen von Sekunden hielt ich, ohne es vorher zu merken, einen ungefähr ein Meter achtzig langen Speer in meinen Händen. Der Griff und die Spitze waren aus dem selben Metall wie die Armschienen. Es hieß glaub ich Pallantium. Das war sie also. Meine neue Waffe. Ich wirbelte ein bisschen damit rum, ließ mich aber nicht von zu viel Enthusiasmus leiten, denn meine Inneneinrichtung würde es mir sonst nicht danken. »Darf ich vorstellen? Das ist Nachtwind, deine Waffe.« »Verdammte Scheiße!«, schrie Mike, »Ich bin durch die Hölle gegangen, einmal verreckt und als Dankeschön bekomme ich diesen Piss-Speer? Ja Thupa!« Beide Drachen beendeten fast zeitgleich die Drachenritterform und standen neben uns. Unschwer zu erkennen war es, dass wir diesmal alle unsere Kleidung an hatten. Silver hatte also recht, das entkleiden ist nur beim ersten Mal von Nöten. »Was soll der Scheiß?, wollte Mike wissen, »Der Kerl im Traum hatte ein brennendes Schwert und wir bekommen die nutzloseste Waffeart auf Erden. Einen Speer.« »Das ist die Standart Waffe eines Dragoons.«, erklärte Silver, »Die kann sich noch verändern. Zum Beispiel in ein brennendes Schwert, wie beim Dragoon meines Vaters.« »Was bringt mir das, wenn sie sich verändern kann. Was soll ich machen, wenn sie ewig so bleibt? Ich kämpfe nicht mit einem Speer! Ich hasse Speere!« »Das ist dann deine Sache!« Silver war etwas sauer. »Wie heißt er denn?«, wollte ich wissen. »Wer?« Mikes Antwort war sehr gereizt. »Dein Speer, du Trottel! Meiner heißt Nachtwind.« Mike drehte sich zu Obsidian »Wieso hat sein Speer einen Namen und meiner nicht?« »Weil du deine Waffe nicht akzeptiert hast. Er schon!« Mike sprang auf und zog sich seine restlichen Klamotten an. »Was hast du vor?«, fragte ich. »Leck mich, ich bin sauer!« Mike ging zur Tür. Ohne ein Wort zu sagen haute er ab und knallte die Tür hinter sich zu. Obsidian verdrehte die Augen, blickte kurz zu Silver, bis sie nickte. Dann zog sie ihre Schuhe an und verschwand auch zur Haustür. Anders als Mike knallte sie jedoch nicht die Türe. »Ehm... ist der immer so?« »Nein, nur wenn er extrem sauer ist.« »Na ja.« »Und Obsidian ist hinter ihm her?« »Was soll sie machen? Sie sind schließlich Partner.« »Ja, ich hoffe die raufen sich schnell zusammen. Bei uns hat’s doch super geklappt.« »Hat bisher noch bei jedem Funktioniert. Und je besser sie sich verstehen, desto stärker werden sie.« »Wann wird unser Training richtig los gehen?« »Ich würde sagen in etwa einer Woche. Du bist jetzt noch geschwächt von deinem Tod.« »Tja, wenn klein Silver mir gesagt hätte, dass ich auf jeden Fall sterbe, hätte ich abgelehnt. Allerdings bin ich froh, es doch gemacht zu haben.« »Silver klingt so streng... Bitte nenn mich Sil.« »Ok, Sil! Was machen wir Heute noch?« »Ich denke mal auf Mike warten. Ansonsten hab ich so nichts vor.« Ich legte die Beine auf den Tisch und machte den Fernseher mit meiner Fernbedienung an. Im TV lief nichts Besonderes. Allerdings verhalf es mir ein wenig mit den heutigen Erlebnissen fertig zu werden. Silver kuschelte wieder ihren Kopf an meine Schulter und schaute mit mir fern, während wir auf Mike warteten. »Ich bin auch froh.«, sagte sie schließlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)