Chronik des Feuers von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Am Abgrund --------------------- Manch einer freut sich, wenn er auf der Erde liegt, denn er glaubt, dass es nicht mehr schlimmer werden kann. Dabei kann doch immer noch der Boden wegbrechen. „Das ist also der berühmte Anführer der roten Garde. Wer war der Mann in blau?“, Keetann saß auf dem Boden eines der wenigen Zelte und lockte Kumm mit einem Stück Käse, doch der Rabe blieb still auf einem niedrigen Schemel sitzen und sah ihn nur traurig an. Lieard nickte und lief von der Eingangsplane zu seinem Lager und wieder zurück. Immer im Kreis, ohne Ziel und Sinn… „Der wahre Herr der roten Garde, der Marionettenspieler, der im Hintergrund die Fäden zieht. Er scheint Macht über den Heerführer zu besitzen. Und er war plötzlich weg“, meinte Arla, die auf dem schmalen Feldbett saß und faltete die Hände in ihrem Schoß. Sie dachte an den heutigen Nachmittag zurück und schauderte. So viel Macht… „Ein Magier, denke ich… Oder irgendetwas in der Art, was genau, ist mir und meinen Brüdern allerdings schleierhaft. Es tut uns Leid“, der oberste Druide der Elben, aufrecht und kühl wie eine Birke im Frost, klang tatsächlich leicht bedauernd. Keetann drehte sich überrascht zu ihm um und musterte ihn. Wann zeigte eines dieser uralten, allzeit beherrschten Wesen schon einmal Gefühle? „Zumindest wissen wir inzwischen, was der Heerführer ist“, der Druide hielt eine Hand hoch und eine durchsichtige Perle hob sich in die Lüfte. Man schien ein Bild darin gebannt zu haben. Lieard stoppte mitten in der Bewegung und wandte sich neugierig der schimmernden Kugel zu. „Wir kamen auf die Idee ihn durch einen in einer Vollmondnacht durch Eis gehärteten Türkis auf ihn zu sehen und konnten so seine wahre Gestalt erfassen. Er ist ein Wesen aus den alten Legenden. Ein mächtiges Wesen jenseits unserer Vorstellungskraft. Er ist die Essenz des Feuers, ein Balrog!“, eine gewisse Bewunderung schwang in seiner Stimme mit und zeigte den Menschen, dass es selbst für einen langlebigen Elben keine Alltäglichkeit war einen Balrog zu treffen. Sie starrten auf die Perle, die sich mit einer einzigen, riesigen Flamme füllte, die immer mehr an Gestalt gewann. Dort, wo vor wenigen Stunden noch ein gerüsteter Krieger auf einem Pferd gesessen hatte, ritt nun eine einzige große Lohe auf einem Haufen funkelnder Sterne, die die Silhouette eines Pferdes formten. Funken und Glut tanzten um einen nur um wenige Nuancen dunkleren Körper in hellrot und glühendweiß. Muskel, wo kein Fleisch bestehen könnte, Adern, durch die Lava rann und die sanft zu pulsieren schienen, ein gleißendes Leuchten dort, wo die Organe liegen sollten und stechend grüne Schlitze als eine Art Augen. Weder Ohren, noch Mund, noch Nase waren erkennbar. Der Elbendruide ließ die Kugel schweben und erklärte den sowohl faszinierten als auch zutiefst besorgten Menschen, was er selbst nur aus Legenden über diese lange vergessenen Wesen wusste… Roike stand am Rand seines Lagers und blickte hinüber zum Rand des Talkessels. Über dem Hügelkamm leuchtete der Horizont blassrosa vom Licht der vielen Lagerfeuer und dutzende Rauchschwaden schlängelten sich in die sternenlose Nacht. Kein Mond stand am Himmel und doch erschien zumindest Roike die Nacht heller als jemals zuvor. Irgendetwas lag in der Luft, noch nicht greifbar, aber so endgültig wie der Tod. Etwas würde geschehen – und er hatte Angst davor… Nicht weit von seinem Standpunkt beobachtete ihn Largon aus dem Schatten eines Zeltes heraus. Dunkle Augen folgten jeder seine Bewegungen und wurden dann geschlossen. Unbemerkt von jedem anderen in diesem und dem gegnerischen Lager, streckte Largon sein Bewusstsein aus und erspürte jede noch so kleine Erschütterung im Netz der Magie. Da war er selbst, ein strahlende Ansammlung von Fäden, die mit vielen anderen innerhalb dieses Lagers verbunden waren. Roike gehörte nicht dazu: Wie eine rote Sonne, gebildet aus einem durch die immense Leuchtkraft kaum noch wahrnehmbaren Knoten, hätte er jeden anderen Magiefaden an sich gerissen und ebenfalls in Brand gesteckt… Unkontrollierbar. Jenseits der Hügel fanden sich zahlreiche schwache und mittelmäßige Magier, sowie ein Druidenring der Elben, großartige Magier ihrer Zeit – und in den Epochen, aus denen Largon stammte, nicht mehr als naive Stümper. Und doch waren sie nicht zu unterschätzen. Doch was den blau gewandeten Herrn der roten Garde tatsächlich interessierte waren zwei Fäden, die von ihm in direkter Linie zu zwei etwa zwanzigjährigen Zigeunern führten. Sie waren intakt und von großer Leuchtkraft, allseits bereit ihren Zweck zu erfüllen und die beiden Menschen zu töten, sollte Roike einen zu großen Fehler machen. Der junge Balrog war noch ahnungslos, wem er vielleicht gegenüberstehen würde und Largon hatte auch nicht vor das zu ändern. Allerdings musste er zugeben, dass diese Entwicklung alles andere als in seine Pläne passte. Wenn die Beiden starben, würde er sein Druckmittel gegenüber Roike verlieren und der Balrog war inzwischen ein ernstzunehmender Gegner, auch wenn er sein volles Potential noch immer nicht auch nur im Ansatz entfaltet hatte. Er musste also Vorsorge treffen… Kurz vor Morgengrauen erwachten beide Heere zu stillem, fieberndem Leben. Rüstungen wurden angelegt, Pferde gesattelt und die Aufstellung noch einmal durchgegangen. Während die rote Garde sich knapp vor ihrem Lager sammelte, zogen die Soldaten der vereinten Völker über den Hügel und postierten sich am Fuß. Roike stand allein im Inneren seines Zeltes und schloss die letzten Schnallen seines Brustharnischs. Die Bewegungen wirkten langsam und widerwillig. Er wäre am liebsten weit weg, fernab des Kampfes, der so ganz gegen das verstieß, was ihn die Zigeuner vor Jahren gelehrt hatten. Jeder im Lager der roten Garde war vollkommen davon überzeugt auf der richtigen Seite zu stehen und wenn auch nur, weil diese Seite mehr Gewinn versprach. Nur er wusste genau, dass er hier falsch war. Wenn überhaupt gehörte er ins Lager der vereinten Völker. ‚Du machst das für Keetann und Arla! Sie werden sterben, wenn du dich weigerst! Vergiss das nicht! Du rettest sie!“, beschwor er sich selbst und setzte sich den golden schimmernden Helm auf. Lieard schritt vor seinen Leuten auf und ab und stimmte sie mit teils tröstenden, teils versprechenden Worten über Mut und Ehre, die er selbst nicht einmal im Ansatz glaubte, auf die kommende Schlacht ein. ‚Jeder Krieg beginnt mit Verrat’, hatte sein alter Lehrer einmal gesagt. ‚Und wenn es nur der unbewusste Verrat an dir selbst, deinen Wünschen, Idealen und Vorstellungen ist.’ Arla umarmte ihren Bruder noch einmal und wischte sich ein paar letzte, sorgenvolle Tränen aus den Augenwinkeln. Dann versuchte sie ihn anzulächeln und die kommende Gefahr zu verdrängen. Lieard und Keetann hatten sie dazu überredet als Bogenschützin an der Schlacht teilzunehmen und, wenn ihr die Pfeile ausgehen sollten, bei den Katapulten und Ballisten der Zwerge zu helfen. Das hielten sie für sicherer als eine Schlacht an vorderster Front. Arla hatte zwar letzten Endes zugestimmt, doch die Vorstellung von ihrem Bruder getrennt zu werden und ihn vielleicht nie wieder zu sehen, schmerzte sie sehr. „Komm ja wieder, ja? Lass dich nicht töten, wir müssen am Ende des Krieges aus einem der Gefangene herauspressen, wo sie Roike versteckt halten! Vergiss das nicht!“, die Worte sollten gespielt streng klingen, wirkten aber mehr flehend. Keetann zog sie noch einmal zu sich. „Ich werde nicht sterben. Wir finden unseren Bruder und leben wieder wie früher bei unserem Clan. Alles wird gut werden! Versprochen“, flüsterte er ihr zu und drückte sie. Dann ließ er sie los, strich Kumm noch einmal über das Gefieder, und verschwand zwischen den Kriegern. Eine bedrückende Stille lag über dem Talkessel. Die Luft war schwer und es war heiß. Der matte Wind brachte Staub und den Geruch von Feuer mit sich. Niemand bewegte sich und die Anspannung schien fast greifbar zu sein. Selbst die Tiere verhielten sich still und warteten auf das alles entscheidende Signal. Der Heerführer der roten Garde saß auf seinem großen, magiegeschaffenen Fuchs und ließ seinen Blick über die Reihen seiner Gegner schweifen. Es waren mehr als angenommen, aber immer noch weniger als seine eigenen Leute. Aber sie waren entschlossen. Sie wollten jene schützen, die ihnen etwas bedeuteten, genauso wie er. Langsam hob er den Arm und hinter den Fußtruppen wurden Bögen gespannt. Lieard tat es ihm, hunderte Meter entfernt, gleich. Auch Arla legte einen hell gefiederten Pfeil auf die Sehne, zog an und spähte am Schaft entlang auf die Reihen der Feinde. Keetann packte sein Schwert fester. Beide Arme wurden zeitgleich gesenkt und zwei Wolken von Pfeilen ergossen sich über beide Heere und tränkten den ausgetrockneten Boden mit dem ersten Blut des Tages. Die unsichtbare Schwelle war überschritten: Beide Heere setzen sich brüllend und Waffen schwingend in Bewegung. Während sich Lieard und Keetann in die Schlacht stürzten, blieb Roike zurück und ritt den Hügel sogar noch ein Stück hinauf um alles besser im Blick zu haben: Largon wollte seinen Trumpf noch nicht ausspielen und die gegnerische Armee erstmal in Sicherheit wiegen. Von oben hatte er einen guten Blick über das Schlachtfeld und die sich immer weiter ineinander verkeilenden Heere. Wie seltsam das von fern aussah: Die Zugehörigkeit der Einzelnen war nur noch aufgrund immer weiter verwischender und von Staub verschluckt werdender Farben zu erkennen. Nur die Monster und Scheusale, die Largon aus ihren Verstecken gelockt hatte, stachen deutlich heraus und ihre Schreie überlagerten alles. Die Staubschwaden stiegen immer höher und tauchten das Licht der Sonne in einen milchigen Dunst, der Roike sofort an den unterirdischen Hof Largons erinnerte. Nichts schien hier mehr echt zu sein. Alles wirkte wie durch einen schmutzigen Film verzerrt und irgendwie unecht. Und doch war alles Realität… Die funkelnden Schwerter, gut geputzt, geschärft und so oft voller Hoffnung und Sorge angesehen, dass ihre Besitzer sie inzwischen in- und auswendig kennen müssten, färbten sich blutig rot und ihr helles Strahlen wurde durch ein trübes, zufälliges Glitzern ersetzt. Die vereinten Völker stürzten sich gemeinsam auf die Monster: Elben, Zwerge, Menschen, Baumgeister, Elfen und was sonst noch auf ein Recht in Freiheit zu leben beharrte und dafür kämpfen wollte, vergaßen ihre alten Streitigkeiten und fochten gemeinsam für ihre Zukunft. Lieard kämpfte an der Flanke, einige Leute um sich gescharrt. Der Schweiß lief seine Stirn und seinen Rücken herab und machte seine Handflächen gefährlich feucht. Sein Atem ging flach, doch noch hatte er Reserven, das wusste er. Die Leute an seiner Seite nicht: Es waren junge Männer und Frauen ohne viel Erfahrung und riesig erscheinenden, furchtsamen Augen. Ihr Atem klang hohl und schwer, Blut lief aus zahlreichen kleineren Verletzungen und ihre Hände zitterten. Sie würden nicht mehr lange durchhalten. Er zwang sich fort zu sehen und die Gesamtsituation zu überblicken. Er hatte leider auf mehr zu achten als nur auf zehn Halbwüchsige. Doch bisher schien die Schlacht ganz gut zu laufen. Der roten Garde war es nicht gelungen schwere Kriegsgeräte über die Hügel zu bringen und ihr Anführer hatte dafür ebenfalls keine Kraft verschwendet. Vermutlich hatte er gedacht, dass die Untiere vollkommen ausreichen würden. Doch inzwischen schien die Armee der vereinten Völker die meisten Untiere niedergezwungen zu haben. Selbst der Himmel war von den fliegenden Schatten gesäubert worden. Überall lagen die massigen Kadaver herum und wurden bereits von den ersten Fliegen umschwärmt. Doch neben ihnen türmten sich auch ihre Opfer… Lieard ließ seinen Blick schnell weiter wandern und fand Keetann mitten im Gewühl wieder. Er schlug sich gut, auch wenn er bereits einen stark blutenden Schnitt an der Wange hatte einstecken müssen. Um ihn schien sich Lieard keine Sorgen machen zu müssen. Ein schneller Blick noch, dann wandte er den Blick zu den Kriegsmaschinen, die etwas den Hügel hinauf standen um Salve um Salve ihrer todbringenden Geschosse auf das feindliche Heer abschossen. Er meinte eine Wolke brauner Haare im Wind wehen zu sehen, der über dem Schlachtfeld zu wehen schien. Hier unten, zwischen Eisen und Tod, schien sich kein Lüftchen zu rühren und nichts verschaffte Erleichterung vor dem Blutdunst, der über allem hing und dem grausig-süßen Odem des Todes, der sich in den Staub gemischt hatte. Lieard war froh, dass er Arla das alles erspart hatte, auch wenn die Aussicht vom Hügel aus vermutlich auch nicht schön war. Ein großer, stumpf wirkender Pfeil wurde von einer der Ballisten abgefeuert und flog weiter als jeder andere zuvor. Er überwand die gesamte Breite des Schlachtfeldes und begann erst kurz vor dem Hügel auf der feindlichen Seite sich zu senken – direkt auf die Brust des wartenden Heerführers zu. Hoffnungsvolles Gebrüll war aus den Reihen der Verteidiger zu hören und für einen Moment schienen alle Kämpfe stillzustehen… Roike sah den Pfeil – eigentlich erinnerte ihn das Geschoss mehr an einen gigantischen Bolzen – auf sich zu fliegen und hob eine Hand. Kaum berührte die trügerisch stumpf wirkende Spitze das rote Metall der Handschuhe, zerfiel der hölzerne Schaft zu Asche und wehte dem junge Heerführer entgegen. Seine Rüstung hellte sich kurz auf, dann gingen die Ascheflocken endgültig in Rauch auf und vermischten sich mit dem dunklen Qualm, der von dem verdampfenden Metall der Pfeilspitze ausging, die eine Feuer umhüllte Hand aufgefangen hatte. Der junge Balrog folgte den ekelerregend stinkenden Schwaden auf ihrem Weg zum wolkenlosen Himmel, dann blickte er wieder auf seine Hand und konzentrierte sich. Ein winziger schimmernder Punkt schwebte knapp über seiner Handfläche und wuchs schnell auf die gut zehnfache Größe, ohne die Rüstung jemals zu berühren. Doch erst, als die feurig schimmernde Kugel den Durchmesser eines Kürbis erreicht hatte, hörte das Wachstum auf und sie begann sich langsam um sich selbst zu drehen. Immer wieder brachen flammende Bänder und Funkenschübe aus der ansonsten perfekten Form. Roike führte die Hand mit dem Feuerball an die Lippen und holte tief Luft. Kurz zögerte er, dann hauchte er sanft, beinahe zärtlich, auf die Feuerkugel: Wie ein Geschoss raste sie davon, überwand das Schlachtfeld in Sekunden und schlug in einem der Katapulte ein, das in tausend winzige, brennende Splitter explodierte. Noch bevor die Schreie der Helfer an den Belagerungswaffen über das Tal hallten, schlug ein zweiter Feuerball in eine der Ballisten ein. Die Verteidiger sahen mit Grauen zu wie immer mehr Stützen ihrer Hoffnung in Flammen und Splitter aufgingen. Zwischen den Lohen torkelten Brandopfer umher und mehrere Aschehaufen lagen am Boden. Lieard war kreidebleich geworden und zeitgleich mit Keetann, der mitten in der Schlacht inne gehalten hatte und von einem Pfeil gestreift wurde, durchzuckte ihn ein einzelner Gedanke: Arla! Sie richteten ihre Blicke dorthin, wo sie noch vor wenigen Minuten ihre braunen Haare zu sehen geglaubt hatten. Das Katapult stand noch, doch eine Kugel aus Feuer raste bereits darauf zu. Lieard glaubte Keetanns verzweifelten Schrei bis zu seinem Standpunkt aus hören zu können… Wie in Zeitlupe schien die Kugel auf das Holz zu treffen und sich kurz anzuschmiegen, dann wurde alles in einem Umkreis von mehreren Metern von dem Inferno ergriffen, mit dem der flammende Ball zerplatzte. Lieard glaubte noch einen brennenden Haarschopf und ein helles, schmerzhaft bekanntes Gesicht zu sehen, vom Glutfunken umkränzt wie ein Albtraum, dann hallte ein Schrei über das Schlachtfeld, wie ihn keines der kämpfenden Wesen jemals zuvor vernommen hatte. Der Herr der roten Garde zeigte erstmals seine wahre Gestalt, so schien es: Er hatte die Fäuste geballt und den Rücken überdehnt, während Feuer um seine Gestalt leckte und seine Silhouette immer mehr zu verschwimmen schien. Rauch stieg auf und die Flammen wurden immer deutlicher, während der gerüstete Heerführer in den Lohen verschwand. Sein Gebrüll war grauenhaft, tief und hoch zugleich, und erfüllte die Herzen der Verteidiger mit Furcht und Schrecken. Sie wichen zurück und suchten ihr Heil in der Flucht. Doch auch ihre Gegner waren von Angst erfüllt und scheuten die Verfolgung. Wie gelähmt blieben sie stehen und starrten zu ihrem Herrn, die Gesichter bleich, die Augen voller grauenerfüllter Erkenntnis, was sie da seit Monaten anführte. Für heute war die Schlacht beendet… Kurz zuvor, Sekunden bevor der Feuerball explodierte, hatte Roike sie erkannt… Das Gesicht, von dem er seit Jahren träumte, war etwas älter geworden und die Mähne braunen Haares wesentlich länger, doch die Bewegungen, die bunten Bänder, das Gefühl, das er mit ihr verband… Seine Schwester stand an dem Katapult – das in einem Meer von Flammen verging. Der junge Balrog sah das vertraute Gesicht blass im Feuer verschwinden und schrie seinen Schmerz heraus: Das durfte nicht sein! Nicht das! Nicht, nach all den Jahren, die er in Leere, Kälte und Dunkelheit verbracht hatte, nur um sie zu schützen! Sein Herz schien zu zerspringen und mit Arla zu sterben. Er wollte sterben! Er wollte mit ihr in den Tod gehen und gab seine menschenähnliche Gestalt auf um mit ihr zu verbrennen, doch es gab kein Feuer, das seinem Wesen gefährlich werden konnte, und so blieb ihm nichts anderes übrig als seinen Schmerz hinauszuschreien und zu spüren, wie flammende Tränen seiner Schwester dorthin folgten, wohin er sie nicht begleiten durfte: In den Tod, den ihr großer Bruder ihr gebracht hatte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)