Ein regnerischer Sommertag von Ana-Vi ================================================================================ Kapitel 8: Er - Teil 8 ---------------------- Okay nach der Uhr zu urteilen und der Dunkelheit draußen war es etwas spät fürs Essen, aber ich war hungrig wie ein Wolf und sie bestimmt auch. Dennoch war es rätselhaft, da ich hier unten schon seit fünfzehn Minuten war und sie immer noch nicht kam. Ob sie womöglich doch geflohen war? In meiner Entscheidung jetzt endlich doch nachzusehen, wo sie blieb, kam ich schnell wieder zurück in die Küche. Denn an der Tür angekommen, hatte ich gehört wie sie die Treppen herunter kam. Die Nudeln in der einen Hand und die Gabel in der anderen, konnte ich jetzt meinen Blick nicht von ihr abwenden, als sie sich an der Küchentür blicken ließ. Das schwarze Kleid hatte sie ausgezogen und trug stattdessen eine von meinen kurzen Sommerhosen und ein viel zu großes T-Shirt. Ihre roten Haare waren nicht mehr zusammengebunden, sondern lagen jetzt locker über ihre Schultern verteilt. Ein wahrlich himmlischer Anblick, wie ich feststellen musste. "Was soll ich tun?" Oh man, bei diesen Worten ließ ich die Gabel und auch die Nudeln fallen. Ich weiß, dass sie eigentlich die Worte darauf gerichtet hatte, wie sie sich in der Küche nützlich machen konnte, doch mir kam leider etwas ganz anderes in den Sinn. "Nein, schon okay. Ich bin schon fast fertig, setz dich hin." Stotterte ich irgendwie zusammen. Grauenvoll, ich benahm mich wie ein Schuljunge, was war nur mit mir los? Dieses Mädel raubte mir den Atem. Wenigstens saß sie jetzt friedlich am Tisch, dachte ich. Zu meinem Unglück ließ sie mich nicht aus den Augen und beobachtet mich ständig. Etwas was mir überhaupt nicht gefiel, denn ich war dadurch grauenvoll nervös und erledigte die Handgriffe beim Kochen, als ob ich das alles zum ersten Mal tue. Dabei hatte ich schon hundert Mal Nudeln gekocht. Irgendwann schaffte ich es dann doch alles auf den Tisch zu legen ohne auch einen Teller oder ein Glas zu zerbrechen. Sie jedenfalls sagte während dieser Zeit gar kein Wort. Ohne weiter auf sie zu achten, begann ich zu essen. Der Tag war anstrengend gewesen und ich hatte genau wie sie seit gestern nichts mehr zu mir genommen. "Wie heiße ich?" "Anna Maria Magdalena." Merkwürdige Frage die sie mir plötzlich stellte, dennoch beantwortete ich sie. "Und wie alt bin ich?" Warum saß sie nur so steif da und nahm nichts zu sich, sie müsste doch verhungern. Und was sollten denn diese blöden Fragen. "Sechzehn. Du bist am..." "Es reicht! Ich will jetzt endlich die Wahrheit wissen, dabei wäre es nicht schlecht, wenn du dich erst mal vorstellen würdest." Ach, daher weht der Wind, ich weiß alles und sie weiß gar nichts. "Na schön, ich heiße Mario Vendetta, ich bin der Sohn von Don Giuseppe Vendetta und auch sein rechtmäßiger Nachfolger. Ich bin neunzehn Jahre alt und du bist nur dazu da um mich an das Ziel meiner Träume zu bringen." "Onkel George ist...?" "Er ist mein rechtmäßiger Onkel und der Halbbruder meines Vaters, plus dazu trägt er zur Zeit den Titel des Dons." "Ein Don, was ist das?" "Ein Don ist das Oberhaupt der Mafia. Plus dazu ist es ein Titel der vor Generationen an die Familie Vendetta verliehen wurde." Mein Zusatz schien sie immer noch nicht zu besänftigen, irgendwie war es ihr egal, dass der Titel eines Dons etwas besonderes war. Und ich wusste auch warum. Denn als ich Mafia gesagt habe, da wurde ihr Gesichtsausdruck plötzlich sehr ängstlich. "Du meinst Onkel George ist ein Mafioso." "Ja, so könnte man es sagen." Ich leerte endlich meinen Teller und fühlte mich satt, aber ich sah auch das sie nicht einen Bissen heruntergekriegt hatte. "Mana, willst du nichts essen?" "Oh, ja schon, doch..." Sie klang verwirrt und ich sah auch das es ihr nicht so sehr gefiel, als ich ihr gesagt habe, dass Onkel George ein Mafiaboss war. Dennoch war ich froh als sie sich jetzt ihre Gabel schnappte und zu essen begann. Eine Geisel zu haben war doch etwas zu anstrengend, vor allem wenn sie nicht essen wollte. Zum Glück langte sie jetzt kräftig zu, also hatte ich Recht gehabt, dass sie auch fast am verhungern gewesen war. Wenige Minuten später, die wir beide in tiefem Schweigen verbracht hatten, war sie auch fertig und ich konnte die Teller vom Tisch wegräumen. Das die Befragung ihrerseits noch nicht abgeschlossen war, konnte ich sehen, als sich ihr Blick wieder etwas klärte und sie mich wieder mit einem gewissen Mistrauen gemischt mit Angst und Zorn ansah. In dem Augenblick hatte ich das Gefühl, dass diese Nacht sehr lang werden wurde, und ich wurde auch nicht enttäuscht. "Das heißt wir sind über Ecken und Kannten miteinander verwandt? Und ich habe tatsächlich Familie die als Mafia tätig ist?" Und da war schon die erste Frage die sie mir stellte. "Ecken und Kannten sind die richtigen Wörter, denn wie du schon weißt, ist Onkel George nur der Halbbruder meines Vaters, sie beide hatten verschieden Mütter. Und jemanden in der Familie zu haben der was mit der Mafia zu tun hat ist doch nicht schlecht, außerdem ist dein Vater auch ein Mitglied der Vendettafamilie." "Du lügst!" Der Schrei von ihr war markerschütternd, und ich sah ein, dass ich wohl etwas zu viel geplappert hatte. Ich hasste es, denn mein Onkel hatte mir immer gesagt, dass sei eine meiner größten Schwächen, etwas was ich bekämpfen musste, wenn ich doch irgendwann ein richtiger Don werden wollte. Und warum ging es mich überhaupt an, dass es diesem Mädchen nicht passte, dass ihr Vater ein Mitglied unserer Organisation war. Sie sollte es stolz akzeptieren. "Nein, ich lüge nicht." Ich sagte das ruhig und beherrscht, aber mit ihrer folgenden Reaktion hatte ich nicht gehofft. Sie sprang vom Stuhl auf, gab mir eine schallende Ohrfeige. Irgendwie hätte ich den zweiten Teil ja sehen kommen müssen, nur hatte ich anscheinend wieder vergessen wie gut sie zuschlagen konnte. Und dann, ja als nächstes lief sie weg. Es dauerte eine Weile bis ich zu mir kam und mir bewusst wurde das sie gerade aus der Küche geflohen war und ich ihr vielleicht folgen sollte, damit sie nicht auch noch aus dem Haus floh. So war es dann doch etwas u spät als ich mich selbst erhob und ihr folgte. Und wie es weitergeht, hmmm ja, das erfährt ihr beim nächsten Mal. Jedenfalls erwarteten mich auf meinem Weg noch viele Überraschungen, das kann ich jedem versichern, sogar danach als meine brennende Wange nach dem Schlag nachgelassen hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)