Lost Boys von Angie_Cortez (Well, if you wanted honesty, that's all you have to say) ================================================================================ Kapitel 16: Never thought I'd ever get to you --------------------------------------------- sehen konnte. Brian kam es so vor, als würde für Sekunden sogar die Stille hallen. Never thought I’d ever get to you Sonny blinzelte verstört. Duzen? Ihm war als hätte er das Wort nie vorher gehört. Blecket duzen? Das war, als würde wäre man die Frau des Bundeskanzlers. Irgendwie … wichtig. Unscheinbar, aber wichtig. „Nun guck mich nicht an, wie ein Auto. Ich meine es ernst“, sagte Blecket und legte den Kopf schief, während er Sonny eingehend betrachtete. „Das ist … irgendwie … ungewohnt“, stammelte Sonny nervös. „Kann schon sein. Wer kann von sich schon behaupten, dass er mit seinem Lehrer auf du ist, nicht wahr? Oder möchtest du das nicht?“ Was für eine Frage! Wer würde denn da nein sagen … Sonny jedenfalls wäre eher gestorben, als Blecket irgendetwas abzuschlagen. Er wollte grad den Mund aufmachen, doch ihm fehlten schlichtweg die Worte. „Jedenfalls …“, griff der Schulleiter das alte Thema wieder auf. „Du brauchst dich nicht aufregen. Sie können sagen, was sie wollen.“ Sonny nickte und ging rückwärts auf die Tür so, um sich respektvoll zu entfernen. Doch Blecket hielt ihn noch einmal zurück. „Du solltest die Anzüge lassen. Sie stehen dir nicht.“ Mit hochrotem Kopf verließ Sonny das Sekretariat. „Ich geh jetzt rein“, sagte Aron unvermittelt und hievte sich von seinem Platz auf der Stufe hoch. Selbst durch den Stoff seines Mantels spürte er die Kälte der Steine schon. „Kommst du mit?“ fragte er an Brian gewandt. Brian schüttelte sachte den Kopf und trat frierend von einem Fuß auf den anderen. „Elyas Freund muss auch gleich da sein. Ich muss ihm irgendwie schonend beibringen, was passiert ist und ihn dann hoch bringen. Alex hat gesagt, dass Elya überhaupt nicht ansprechbar ist. Ich glaube nicht, dass er von selbst hier runter kommen wird.“ Aron nickte abwesend. Schön, wie Brian sich doch um Elya sorgte. In seinem Kopf hatte sich ein fieser kleiner Schmerz eingenistet. Direkt an der linken Schläfe lag sein Ursprung. Ohne ein weiteres Wort wandte Aron der Kälte den Rücken zu und verschwand in der Wärme des Internats. Brian sah ihm traurig hinterher. Die Geräusche eines weiteren Autos lenken ihn ab. Mit einem prüfenden Blick richtete Brian seinen Blick auf den Schulhof. Dieses Mal war es ein schwarzer Wagen. Sah ziemlich elegant aus und irgendwie wichtig. Ob das Elyas Freund war? Unruhig trat Brian mit dem Hacken gegen die erste Stufe, der Treppe, auf der Aron eben noch gesessen hatte. Sanft glitt der schwarze Wagen in eine Parklücke. Der Motor wurde abgestellt und jemand stieg aus. Brian begann nun mit der Schuhspitze auf die Stufe zu Trommeln. Der Mann war jung. Er hatte natürlich blondes Haar, das unheimlich hell im kalten Licht der Dezembersonne glänzte. Tatsächlich. Überhaupt nichts für Bleckets Raster. Bluejeans, ein absolutes No Go. Dann die Haare und was dem ganzen die Krone aufsetzte, war die weiße Jacke. Brian hätte einen hunderter darauf verwettet, dass diese Jacke für ein Mädchen bestimmt gewesen war. Trotzdem stand sie Blondie auffällig gut. Brian machte ein paar Schritte vor. Blondie fasste ihn ins Auge. „Hi“, sagte Brian, immer noch die Arme verschränkt und erbärmlich frierend. „Bist du zufällig … Nico?“ „Hi, ja der bin ich.“ Jetzt kam der schwierige Teil. „Ich bin Brian. Also … du weißt schon.“ Nico lächelte. Irgendwie strahlend und irgendwie süß. Trotzdem passte er nicht in Bleckets Muster. Elya hatte Recht gehabt. Nico war bei der Gesichtskontrolle durchgefallen. „Schön dich kennen zu lernen. Elya hat mir viel von dir erzählt.“ Was er wohl erzählt hat? Die Frage schoss Brian ganz unvermittelt durch den Kopf. Unsicher biss er sich auf die Unterlippe. „Es gibt da ein Problem“, fing er an und schob nun die kalten Hände in seine Hosentaschen. „Aber das sollte Elya dir vielleicht selbst erklären. Ich werd dich erstmal zu ihm bringen.“ Besorgnis schlich sich in Nicos Mine. Brian lächelte traurig, als wolle er sagen: „Hey Kumpel, shit happens.“ Zu zweit betraten sie das Internatsgebäude. Leichtfüßig hüpfte Brian die Treppe hoch, Nico folgte ihm weitaus besorgter. Vor der Tür zögerte Brian noch einmal und sah Nico prüfend an. Da musste Blondie jetzt durch. Wozu also alles hinausschieben? Brian klopfte sanft mit den Knöcheln gegen die Tür. Vor drinnen hörte man Schritte. Alexej öffnete. „Hi, Alex“, sagte Brian. „Ist Elya hier?“ „Natürlich“, erwiderte Alexej und betrachtete dann Nico abschätzend. „Wer ist er?“ „Elyas Freund“, sagte Brian und zuckte dabei kaum merklich mit den Schultern. Die wärme des Gebäudes wollte noch nicht recht auf ihn übergehen. Die beiden Jungs betraten das Zimmer unter Alexejs prüfenden Blicken. Elya saß quer auf seinem Bett. Den Kopf und den Nacken gegen die kalte Wand gelehnt, die Hände nutzlos auf seinem Schoß abgelegt und ein Bein angewinkelt. Er sah aus wie ein Häufchen Elend. Brian wandte den Blick ab. „Hey, Elya. Ab nach hause mit dir. Nico ist da um dich abzuholen.“ Keine Reaktion. Nico erbleichte merklich. Was zur Hölle war passiert? „Süßer?“ Unsicher setzte er sich neben seinen Freund auf das Bett. Immer noch reagierte Elya nicht. „Der Arzt hat gesagt, es ist wie eine … Kata – Kata – Katatonie“, sagte Alexej. Er kämpfte mächtig mit dem Fremdwort. „Arzt?“ fragte Nico erschrocken und sah nun wieder Brian an. „Was ist denn passiert? Kann mich mal jemand aufklären?“ Seine Hand mit den hübsch manikürten Fingern griff nach Elyas. Dieser erschrak unverhofft. Nico zuckte zusammen. Eine Sekunde lang sahen sie sich an, dann warf Elya sich in Nicos Arme. „Süßer, was war denn los?“ fragte Nico sanft. Brian sah seine Hände zittern. „Will nicht – drüber – reden“, stammelte Elya und schlang seine Arme nur noch fester um seinen Liebsten. „Will einfach – weg.“ „Es gibt da nur ein kleines Problem“, sagte Alexej leise und jetzt fiel Brian auf, dass der junge Russe mindestens einen Meter neben sich stand. Unsicher stützte er sich mit einer Hand an seinem Schreibtisch ab. Sein Gesicht war fast so blass wie Nicos. Heiliger Strohsack, war ihm etwa auch was passiert? Nein, unmöglich. Alexej konnte sich wehren, dass wusste Brian mehr als genau, aber was war es denn dann? „Jemand muss noch die Abmeldung ausfüllen“, fuhr Alexej fort und mühte sich Nico anzusehen. „Gib her“, sagte Blondie verbissen und hielt Alexej seine Hand hin. „Ich mach das und dann verschwinden wir.“ Liebevoll löste Nico sich von Elya und erledigte den Papierkram. Brian half ihm dabei, Elyas Koffer nach draußen zu tragen. Unten auf dem Flur verabschiedeten sie sich voneinander. „Ich denke, er wird’s dir sagen“, meinte Brian, war sich seiner Sache jedoch nicht sicher. Elya hing wie ein Schluck Wasser an seinem Freund, sah nun aber Brian wenigstens an. Auch wenn dieser Blick unheimlich abwesend wirkte, Brian beruhigte es, dass Elya Reaktion zeigte. Mit einem kleinen Lächeln hob er die Hand zum Abschied für Elya. „Mach’s gut. War schön dich kennen gelernt zu haben.“ Elya lächelte zurück. Sehr beruhigend, wie Brian fand. Er löste sich kurz von Nico und legte die Arme um Brians Schultern. „Danke für alles“, sagte er und küsste Brian auf den Mund. Und das war kein keuscher, unschuldiger Kuss. Etwas geschockt ließ Brian seinen Blick zwischen Elya und Nico hin und her gleiten. Nico schien durchaus zufrieden. Er winkte Brian zu und führte Elya mit einer Hand auf seinem Rücken aus dem Gebäude. Verrückt! Absolut verrückt! Brian fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wandte sich dann zum Gehen um. An Nicos Stelle hätte er das Sicherlich nicht zugelassen. „Ich hoffe du erwartest jetzt nicht, dass ich mich auch bedanke?“ Brian sprang fast einen halben Meter in die Luft vor Schreck. Aron stand unmittelbar vor ihm, dass hübsche Gesicht zu einer steinernen Maske der Wut verhärtet. „Da lässt man dich nur 10 Minuten aus den Augen …“ „Aron, ich bitte dich. Das war nun wirklich …“ „Nur zehn Minuten!“ fiel Aron ihm ins Wort und machte einen Schritt zurück. „Und du hast nichts anderes zu tun, als … Ich glaub es einfach nicht! Aber ich hab geahnt, dass das passiert!“ Brian hob unschuldig die Hände. „Was hast du denn?“ fragte er und versuchte für Aron möglichst reumütig auszusehen. Seit wann schob sein bester Freund – Korrektur: sein Freund – solche Eifersuchtsnummern? „Da lässt man dich ein paar Tage nicht ran und du … du holst es dir gleich woanders. Das ist doch so typisch Brian Moore!“ „Ich hab mir gar nichts geholt!“ verteidigte Brian sich und ließ seine Hände kraftlos fallen. „Aron, das eben ging ganz allein von Elya aus und da war auch nicht mehr.“ Aron verschränkte die Arme fest vor der Brust. Er hatte immer noch seinen schwarzen Mantel an und sah vollkommen durchgefroren aus. Ein leichtes Zittern ging von ihm aus. „Selbst wenn du es dir nicht bei ihm geholt hast. Du hast es dir woanders geholt. Gib es zu!“ sagte er und selbst seine Stimme war unsicher und zittrig. „Ich hab mir gar nichts geholt“, wiederholte Brian und zuckte nun mit den Schultern. „Wie kommst du darauf?“ „Du bist einfach du. Und du bist … bist viel zu geduldig …“ Brian sah seinen Freund traurig an, dem von einer Sekunde auf die andere Tränen in Strömen über das Gesicht flossen. Das war das erste Mal, seit dem besagten Abend, dass Aron weinte. War es nicht höchste Zeit dafür? Brian überbrückte den Abstand zwischen sich und Aron und nahm seinen Freund in die Arme. Aron ließ sich Schutz suchend gegen Brians Schulter fallen. „Ich komm einfach nicht klar damit …“, da war kein Schluchzen und Schniefen, nur die Tränen und die zitternde Stimme und Gestalt. „Das hätte mich auch gewundert“, murmelte Brian und streichelte beruhigend Arons Rücken. „Meinst du irgendjemand kommt einfach damit klar?“ „Ich mach mir solche Vorwürfe“, Aron legte seine Hände auf Brians Schultern und sah ihn mit tränennassem Gesicht an. Grauschwarze Streifen seines Kajals zierten seine Wangen. „Ich will ja mit dir schlafen, aber … es … ich muss jedes Mal daran denken. Und du bist so geduldig und forderst nichts. Ich hatte wirklich Angst, dass du es dir irgendwo anders holst. So wie sonst immer. Und ich war eifersüchtig und …“ „Ganz ruhig“, unterbrach Brian ihn. „Geh die Sache mal langsam an. Du musst nichts tun, was dir Angst macht, auch nicht für mich. Und meinst du nicht, dass selbst ich es verstehe, wenn du einfach Angst hast?“ „Schreib mal Vergewaltigung neben Sex und du wirst sehen, dass da ein großer Unterschied liegt.“ Brians Kopf schoss hoch, Aron fuhr herum. Tovey stand an der nächsten Ecke, gegen die Wand gelehnt, die Hände in den Taschen. „Ich bitte dich“, zischte Brian beleidigt. „Was soll das jetzt wieder werden?“ Tovey stieß sich von der Wand ab und ging auf die beiden zu. „Nennen wir es … Erfahrungswerte austauschen“, dabei blieb er neben Aron stehen und wippte auf den Fußballen auf und ab. „Hat jemand von euch Alex gesehen?“ Brian schüttelte verständnislos den Kopf. „Könntest du mal vorn anfangen? Was denn für Erfahrungswerte?“ „Geht dich nichts an. Hast du Alex gesehen?“ „Oben …“, sagte Brian. „In seinem Zimmer. Danke für das Gespräch.“ Er nahm Arons Hand und gemeinsam verschwanden sie. Tovey blickte ihnen einen Augenblick nach, dann senkte er den Blick wieder auf den Boden. Oben also. In seinem Zimmer. Komisch. Es hatte die ganze Nacht geschneit. In vier Tagen stand der Heilig Abend an, aber noch gab es keine Ferien. Der vierundzwanzigste Dezember fiel dieses Jahr auf den Sonntag. Das bedeutete, dass erst am dreiundzwanzigsten die Ferien begannen. Brian streckte sich seufzend auf seinem Stuhl und beäugte dann wieder seinen Schülersprecher herausfordernd. Auch Tovey und Aron warfen ab und zu einen verwirrten Blick auf ihren sonst so adretten Jackettträger. Leider war da kein Jackett mehr. Und überhaupt: Sonny sah gar nicht mehr aus wie Ronald Blecket. Der Wandel war verblüffend. „Hast du eine Wette verloren?“ fragte Brian endlich. Tovey und Aron wurden hellhörig. Sonny schnaubte beleidigt. Er trug weiterhin ein weißes Hemd, dass locker geknöpft war und doch noch etwas an den Schulleiter erinnerte, dazu eine normale Jeans, blau und ausgewaschen, und eine dünne Lederjacke, die das Jackett zu ersetzen schien. Brian rümpfte die Nase. Sonny sah fast gut aus, aber auch nur fast. „Steht Blecket etwa auf Leder?“ fragte er beiläufig, brachte damit aber Sonny sofort auf 180. „Was hat denn das mit Ro … mit Herr Blecket zu tun?“ fragte er aufgebracht. Brian zog eine Augenbraue hoch. War der Versprecher nur ein zufälliger Versprecher gewesen, oder etwa ein begründeter? Duzten die beiden sich schon? Widerliche Vorstellung, aber das traute Brian Sonny nun wirklich nicht zu. Eine Affäre mit dem Perversling, das wäre wohl zu viel des Guten. „Man kann nie wissen“, sagte Brian und spürte einen kleinen Stoß von Arons Fuß an seinem eigenen. Verwirrt blickte er seinen Freund an, doch Aron tat so, als wäre nichts gewesen. Sonny erhob sich beleidigt und zog von dannen. Keine Minute später beendete auch Blecket sein Essen und verschwand. „Irgendwann polier ich ihm wirklich noch die Visage“, murmelte Sonny wütend und ließ sich auf Bleckets Schreibtischstuhl sinken. Brian ging ihm so auf die Nerven. Es war nicht auszuhalten. Die Tür des Büros wurde sanft geöffnet. Sonny sah hoch. Ronald Blecket lächelte ihn mitleidig an. „Was ist los, Kleiner?“ Sonny seufzte, während sein Lehrer auf ihn zuging und sich auf den Rand des Schreibtisches setzte. „Ich hasse Brian“, sagte er und schlug die Beine übereinander. Ungeduldig stellte er den Kragen seines Hemdes auf und verschränkte missmutig die Arme vor der Brust. „Ein Bild für die Götter“, Blecket lächelte immer noch. „Warum regt dich dieser kleine Wurm denn auf? Er bewegt sich drei Meilen unter deinem Niveau.“ „Mag sein“, erwiderte Sonny. „Aber er sitzt leider jeden Morgen und jeden Abend direkt vor meiner Nase.“ „Du kannst ja mit am Lehrertisch essen“, ein schlechter Witz. Blecket lachte trotzdem. „Komm, Kopf hoch, Kleiner. Der ist es nicht wert, das weißt du.“ Sonny löste die Verschränkung seiner Arme und blickte zu ihm hoch. Fast sehnsüchtig, niedlich naiv. Ein Zug den er vorher vehement unterdrückt hatte, aus Angst nicht ernst genommen zu werden. „Ich hasse ihn aber.“ „Na, na, du bist doch wohl nicht eifersüchtig?“ Sonny zog den Stuhl näher an den Tisch und sah jetzt fast senkrecht zu Blecket auf. „Worauf? Auf sein hübsches Gesicht? Auf seinen tollen Körper? Auf seinen knackigen Arsch? Darauf das er Aron hat? Wie könnte ich?!“ Blecket lächelte immer noch. „Sag bloß … Würdest du den kleinen Aron mir vorziehen?“ Sonny senkte den Blick, schien zu überlegen. „Nicht wirklich“, sagte er dann vorsichtig. „Aber er ist durchaus was Besonderes. Man will ihn einfach haben.“ „Ja … Komm mal hoch da. Das ist mein Thron.“ Sonny spurte sofort und ließ seinen Lehrer Platz nehmen. Blecket hob beide Hände und klopfte damit auf seine Oberschenkel. Sonny sollte sich auf seinen Schoß setzen. Und Sonny gehorchte ohne zu zögern. „Der kleine Aron ist schon etwas ganz exotisches, nicht wahr?“ Blecket streckte die rechte Hand aus und fuhr damit über Sonnys Wange. „Vielleicht sollten wir ihn uns holen und dann einfach verschwinden?“ „Das wäre Entführung“, sagte Sonny. „Tss, wie peinlich“, murrte Tovey und starrte missmutig die Tür an, durch die Sonny verschwunden war. „Unser Oberstreber mutiert zum Fashion Victim? Das ich nicht lache.“ „Ich find das gar nicht so witzig“, meinte Brian. „Es ist einfach nur doof.“ „Lasst ihn doch“, wandte Aron ein und zupfte an dem Ärmel seines schwarzen Pullovers. Er war wie immer Stilecht ganz dunkel gekleidet. Die Ärmel seines Pullovers reichten bis über die halbe Hand. Das Problem kannte Brian. Bei seinem Pulli war das auch nicht anders, doch im Moment hatte er die Ärmel hochgekrempelt. Tovey wandte sich um und betrachtete den Tisch, an dem Alexej mit seinen beiden verbliebenen Zimmernachbarn saß. „Findet ihr nicht auch“, fragte er dann Aron und Brian, „das Alex irgendwie anders ist? Seit er Elya in der verdammten Dusche gefunden hat, wirkt er etwas … weggetreten.“ Brian nickte zustimmend. Das war ihm auch aufgefallen, aber genau genommen hatte er noch keine direkte Verbindung gezogen. „Brian?“ fragte Aron vorsichtig. Brians Blick huschte von Alex Rücken zum Gesicht seines Freundes. „Ja?“ „Kann ich … mal mit dir reden? Unter vier Augen?“ Beleidigt stützte Tovey das Kinn auf die Rechte Hand und stemmte den Ellenbogen auf den Tisch. Fein, dann lasst mich alle allein, dachte er wütend und blickte wieder zu Alexej hinüber, der aufgestanden war und auf ihren Tisch zukam. Die Zimmertür fiel leise ins Schloss. Brian hörte das Geräusch noch hallen. Sein Blick wanderte über die Betten. Es hing noch immer ein leichter Duft im Raum, der ihn an Billy erinnerte. „Was ist denn los?“ fragte er. Draußen hatte es wieder begonnen zu schneien. Brian hasste Schnee. Dieses eklige, nasse, weiße Zeug hatte ihn schon als Kind angewidert. „Ich glaube, ich hab wirklich … wirklich ein Problem.“ Brian wurde aufmerksamer. Sein Kindheitstrauma Schnee war von einer Sekunde auf die andere vergessen. Ein Problem? Natürlich. Oder war eine Vergewaltigung etwa kein Problem? Aron hatte die Ärmel seines Pullovers zwischen Handfläche und Finger geklemmt und sah aus, als friere er. „Was genau meinst du?“ fragte Brian. Aron zögerte einen Moment. Sein Blick schweifte zur Tür, dann zu Brians Gesicht. „Ich möchte, dass du es für dich behältst“, sagte er dann. Brian nickte vorsichtig. Er konnte die Klappe halten, wenn es sein musste. Aron entließ die Ärmel aus seiner Umklammerung und begann den rechten mit der linken hand hochzukrempeln. Verwirrt starrte Brian auf die Oberseite seines blassen Unterarms. Was kam jetzt? Erst als Aron den Ärmel bis zum Ellenbogen hochgekrempelt hatte drehte er seinen Arm so, dass Brian die Unterseite sehen konnte. Brian kam es so vor, als würde für Sekunden sogar die Stille hallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)