James vs. Augie von Angie_Cortez (I'll be gone) ================================================================================ Kapitel 1: I'll be gone ----------------------- You’ll blink your eyes and I’ll be gone … Prolog „I am James“ Ich bin James. Auch bekannt als Mr. Howell, aber von jetzt an nennt mich James. Ich bin sechzehn. Ich trinke. Ich rauche auch manchmal, aber nicht oft. Ich nehme keine Drogen. Ich schmeiße keine Pillen. Ich habe Probleme. Aber dieser Mist ist völlig egal, denn ich habe einen Punkt erreicht an dem ich über all dem stehe. Ich bin taub für das alles. Ich bin taub für viele Dinge. Ich bin taub gegenüber schiefen Blicken, sinnlosem Gelaber, und Händchen halten. Ich bin taub gegenüber Jungs die Dinge versprechen, die sie niemals halten können. Ich bin taub gegenüber Mädchen, die sagen, dass sie dich für deinen Charakter lieben, die dich aber nur wollen, weil du hübsch bist und alle Blicke auf dich ziehst. Manchmal bin ich taub gegenüber meinem eigenen Spiegelbild und dann finde ich zurück in die Realität und merke, dass mein Spiegelbild mich zu dem macht was ich bin. Also spiele ich mit. Ich bin ein Junge. Ich denke das Geschlecht ist nur eine Barriere die es zu durchbrechen gilt. Männlichkeit ist etwas was mir zu fehlen scheint, aber ich habe kein Problem damit. Es ist ja bekannt, dass ich eventuell ein Mädchen mit Penis und ohne Brüste bin. SEXUALTITÄT HAT KEIN LABEL. Ich bin Make-up Artist. Nein, nicht professionell. Wie auch immer. Seit 4 Jahren experimentiere ich mit meinem Make-up. Einige Dinge wurden mir auch beigebracht. Ich mag es andere Leute zu schminken. Kosmetik ist meine Art von Kunst. -1- James warf seine Tasche zur Seite und lauschte dem Lob seiner Eltern, das nicht ihm galt. „Oh Augie, das ist ja großartig.“ „Du bist so ein guter Junge.“ Ja, Augie war ein toller Junge. Ganz toll sogar. So lieb und so überhaupt nicht hinterhältig. James hätte kotzen können. Waren ihre Eltern wirklich so blind? Oder war Augie womöglich auch noch ein guter Schauspieler? Das fehlte ihm eigentlich nur zu seinem „100% perfekt“ – Image. James überlegte ob er da reingehen sollte um seinen Eltern zu eröffnen, dass er wegen Chemie sitzen bleiben würde. Ihre Laune würde von einer Sekunde auf die andere in den Keller sinken. Soviel war klar. Also beschloss James, sie noch ein wenig Augie zu überlassen und packte den Gurt seiner Tasche um in sein Zimmer zu verschwinden. Sein Zimmer lag direkt neben dem seines Bruders. Schlimm genug, aber immerhin mussten sie sich nicht mehr ein Zimmer teilen. Die Tür zu James Zimmer war weiß und irgendwie hasste er diese Tür, aber alles was dahinter lag war sein Reich. Sein Sammelsurium an Make-up, seine Poster, seine Klamotten, seine Sachen, einfach alles seins und nichts davon durfte Augie anrühren. Ob Zwillinge oder nicht. James hasste seinen Bruder, manchmal mehr und manchmal weniger als seine Eltern. Doch eigentlich waren sich Augie und James gar nicht so unähnlich. Beide hatten sie irgendwie wenig abbekommen, was sie als Jungen durchgehen ließ. Doch das was da war reichte vollkommen, fand James zumindest. Sie schminkten sich, sie standen beide auf Kerle, ja sie hatten viel gemeinsam. Nur eins nicht: die Schule. Und das machte einen mächtigen Unterschied. Augie Howell war cool. Augie war der Anführer einer Clique, die in ganz Little Hammington als „cool“ angesehen wurde. Sie konnten alles. Sie waren alles. Es zählte nicht, dass Augie schwul war. Nein, entweder wurde es übergangen oder ignoriert. Er war doch so ein „lieber Junge“. James warf sich auf sein Bett und starrte an die Decke. Sie schien bedrückend nahe zu sein. Ja, da gab es also auch noch ihn. James Howell. Er war ein absoluter „Loser“. Er war nicht gesellschaftsfähig und so unfreundlich. Er konnte nichts, er war nichts. James besuchte nicht die gleiche Schule wie Augie und James war nicht halb so „lieb und gut erzogen“ wie Augie. Nein, ein „Flegel“ war er. Geschminkt! Bei Gott und auch noch schwul. Ja, das war schon mächtig schlimm und mehr als ein Grund ihn gründlich auszugrenzen. James seufzte. Ja, so war es eben. So war es schon lange und für diese Leute war er taub. Sie tangierten ihn nicht mehr wirklich. Er wollte auch nicht zu den „Coolen“ gehören, oder? Es klopfte an seiner Tür. James kannte dieses Klopfen. „Hau ab, Augie!“ rief er halblaut und das schien das Signal für seinen Bruder zu sein die Tür aufzumachen. „Na? Wie sieht’s aus Bruderherz?“ fragte Augie und grinste unschuldig. Hinter sich schloss er die Tür ganz langsam wieder. James sah ihn finster an. Ihn kotzte es an, dass Augie seinen Stil nachahmte, sich von ihm Schminktipps holte und das dann als sein eigenes verkaufte. „Du hast meinen Kajal angefasst, Wichser“, sagte James und sah sich Augie's Augen genauer an. „Wow Süßer, woran erkennst du das?“ fragte Augie in einem gespielt süßen Ton und lehnte sich gegen die Tür. „Geht dich einen Scheißdreck an.“ James war sauer. Wie konnte Augie es wagen? „Na gut. Mh du hast wohl doch einige Talente. Weißt du, warum ich eigentlich hier bin ist folgendes: Ich hab da ein Date. Samstag.“ Augie lächelte so hinterhältig, dass James plötzlich ganz anders wurde. Er schauderte unwillkürlich. „Mit wem?“ fragte er und der Inhalt seines Magens rutschte ein Stück höher. „Mh, sagen wir du kennst ihm. Sehr gut aussehend. Und vor allen Dingen sehr angesagt, nicht wahr? Geht auf deine Schule“, Augie lachte leise. „Jemand namens Ryan.“ James war so schnell auf den Beinen, dass sogar Augie erschrocken wirkte. Es dauerte noch nicht mal Sekunden und James flache Hand traf auf Augie’s hübsches Gesicht. Plötzlich war Augie wirklich sauer. Sein Gesicht wurde feuerrot. Doch James ging es auch nicht besser. Nur war er kurz davor wirklich zu kotzen. „Ja, ganz richtig Loser!“ sagte Augie laut und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich werde mit Ryan ausgehen und ich werde ihn hier in meinem Bett flachlegen. Du darfst zuschauen wenn du willst! Es wird mir ein Vergnügen sein. Oh ja, ich werde es genießen.“ Damit riss er die Tür auf und war schneller verschwunden, als James noch „Arschloch“ sagen konnte. Mit fiesem Vergnügen rannte Augie die Treppe herunter. So, so der kleine James stand also wirklich auf diesen Ryan Bosco. Interessant. Hastig griff er nach seiner Jacke, flötete seiner glücklichen Mutter zu, dass er ein wenig spazieren gehen würde und verließ das Haus. Natürlich ging er nicht spazieren. Das sie ihm das glaubte hielt er für einen Witz. Ein paar Straßen weiter, auf einem demolierten Spielplatz (selbstpersönlich demoliert) traf er seine Kumpels. Allesamt stämmige, mehr oder weniger coole Footballspieler. Augie nahm seinen Platz in ihrer Mitte ein. Es war eine beschmierte Tischtennisplatte. Unter anderem zierten die Worte: AUGIE’S KINGDOM oder AUGIE’S MY BITCH den schmutzig grauen Stein. „Na was läuft so bei dir zu Haus?“ fragte Sam, einer von Augie’s engeren Bekanntschaften. „Mein kleiner Jamie steht auf Ryan Bosco“, Augie lachte. „Zu herrlich. Ich werde Ryan Samstag so auseinander nehmen, dass er keinen anderen mehr ansieht.“ Die Umstehenden lachten. „Aber sag mal Sam. Hast du endlich die Waffen?“ plötzlich war Augie ernst. Er zündete sich eine Zigarette an und zog sein Knie an die Brust. „Klar, die hab ich“, sagte Sam nebenbei. „Aber Augie wir sollten einen anderen Dummen suchen, der das für uns erledigt. Dein Ruf würde ziemlich leiden.“ „Ich weiß“, sagte Augie langsam und dachte nach. Plötzlich leuchteten seine Augen auf. Er begann zu lachen. Seine Freunde sahen ihn fragend an. „Das ist so simpel“, sagte Augie nach einer Weile, schlug nun die Beine übereinander und sah sie fröhlich an. „Warum lassen wir das nicht Jamie machen?“ Jetzt brachen auch die anderen in Gelächter aus. „Psst!“ machte Augie und lenkte so ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ich werde heut Abend noch einmal in sein Loch kriechen und ihm ein kleines Angebot machen, dass er nicht abschlagen kann. Wenn er an unserer Schule ein bisschen Amok läuft, dann lasse ich ihm Bosco. Er springt todsicher an. So todsicher, dass ich ihn dann nur noch auf dem Friedhof besuchen kann.“ Ein Kichern unterbrach Augie’s Ausführung. „Und das Beste ist …“, er machte eine dramatische Pause und wartete bis auch der Letzte ihn gespannt ansah. „Wir können uns als die Helden aufspielen. Tote sind nicht sehr gesprächig wisst ihr? Wenn unser kleiner Jamie die Kugel im Kopf hat, können wir immer noch sagen: Er hat alles geplant und sich dann umgebracht. Man wird uns glauben. So wie man uns immer glaubt …“ -2- James hatte sich wieder auf seinem Bett niedergelassen und starrte geistesabwesend auf den Fußboden. Ryan. Gerade Ryan. Das war nicht fies, das war unmenschlich. James wusste, dass er nie eine Chance bei Ryan gehabt hätte, aber was Augie tat schien ihn endgültig von den Füßen zu fegen. Damit hatte er nicht gerechnet. Aber war er wirklich so naiv gewesen zu glauben, dass Augie ihm auch nur ein einziges Haar von Ryan lassen würde, sobald er Wind von seiner Schwärmerei bekommen hatte? Unwillkürlich spürte er wie seine Wangen feucht wurden. Als er die Tränen wegwischte blieb ein gräulich schwarzer Streifen auf Gesicht und Hand zurück. Doch James war es zum ersten Mal egal. Ihm schien als wäre jetzt endgültig alles egal. Ryan war der Einzige, der je nett zu ihm gewesen war. Er war oft mit Ryan nach dem Unterricht nach Haus gegangen. Und dabei hatte Augie sie wohl gesehen. Es war als hätte Ryan ihn gemocht, doch vielleicht war er auch nur scharf darauf gewesen Augie in die Finger zu kriegen. Ja, das war es wohl, dachte James bitter und vergrub das Gesicht in den Händen. Das war es. Nur ein Mittel zum Zweck, wie immer. Nur ein Loser … wie immer. James fuhr aus dem Halbschlaf hoch. Sein Bruder stand in wartender Haltung neben ihm. Wütend wischte sich James über die immer noch feuchten Wangen und musterte Augie mit ungeleugnetem Hass. „Schön geschlafen?“ fragte Augie und grinste wieder so schmierig. Ja, er ergötzte sich an James Leid. Die Wut in James erreichte langsam den Siedepunkt. „Was willst du?“ fauchte er nur. Augie setzte sich in aller Ruhe neben seinen Bruder und strich sein Hemd glatt. „Ich hab mir die Sache mit Bosco noch einmal durch den Kopf gehen lassen, James“, begann er ruhig und James spürte, dass irgendwas an ihm anders war als sonst. Nicht besser, aber anders. Er rückte vorsichtig ein Stück weg und musterte Augie nervös. „Ich würde ihn dir überlassen, weißt du. Er schien nicht sonderlich interessiert an mir. Na gut, er würde nicht nein sagen, aber halt nicht so ohne Bedingung, falls du verstehst.“ James verstand nicht. Er verstand absolut nicht was hier vor sich ging. „Wie überlassen?“ „Na ja, ich weiß doch, dass du ganz heiß auf Bosco bist. Und ich überlasse ihn dir. Ich sag das Date ab, ganz simpel“, sagte Augie und versuchte es mit einem einnehmenden Lächeln. „Das tust du nicht ohne Bedingung“, sagte James leise. „Stimmt“, meinte Augie knapp und strich schon wieder sein Hemd glatt. Diesmal merkte James, dass etwas darunter war. „Es gibt da schon eine kleine Bedingung. Ein kleiner Gefallen für deinen Bruder, okay?“ James atmete schneller. Das war ihm nicht geheuer. „Das wäre?“ fragte er möglichst ruhig. Jetzt endlich zog Augie das hervor, was er die ganze Zeit versteckt hatte. Eine Waffe. James sprang auf und wich zurück. „Was soll der Scheiß?“ fragte er heftig und starrte auf das schwarze Ding in Augie's Hand. „Ach, weißt du. Ich mag einige Leute, einige Lehrer an meiner Schule nicht. Nein, ich mag sie wirklich nicht. Und ich wäre sie sehr gern los. Könntest du das für mich erledigen?“ Der Ton allein brachte James zum zittern. „ICH soll an DEINER Schule Amok laufen?“ fragte er heftig, hätte am liebsten gebrüllt vor Wut. „Gut erkannt, Schätzchen. Du bist gar nicht so dumm“, sagte Augie heiter und hantierte mit der Waffe herum. „Komm schon. Für Ryan. Du gehst da rein. Du knallst sie ab. Und dann machst du die Biege. Niemand wird dich anschwärzen, wenn du gründlich bist. Ich glaub an dich.“ Etwas an dem letzten Satz ließ James zittern. Eigentlich hatte er schon oft mit dem Gedanken gespielt so etwas zu tun, aber bis jetzt hatte er nie versucht es umzusetzen. Die Aggressionen herauslassen. Ja, das wäre gut. Einfach raus damit. „O – o – kay“, stammelte er und streckte die Hand aus. „Ahh Jamie ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann“, sagte Augie mit sanfter Stimme und gab ihm die Waffe in die Hand. „Morgen um acht, okay? Enttäusch mich nicht. Ich zähl auf dich.“ Augie zwinkerte ihm zu, drehte sich um und ging zufrieden hinaus. James starrte noch lange auf den Fleck an dem Augie eben noch gestanden hatte. Warum tat er das? Für Ryan? Nein … er dachte an etwas anderes. Er wollte etwas anderes und jetzt war es soweit. Augie wollte ihn auflaufen lassen, soviel war klar. Aber soweit würde es nicht kommen. -3- Es war fünf vor acht. James stand verloren vor Augie’s Schule und schien seine Umwelt gar nicht wahr zu nehmen. Es waren schon alle Schüler da drin. Ja und Augie freute sich bereits auf das kleine Massaker. Vor gut einer Stunde hatte er James eine ausführliche Liste mit den Namen der Todgeweihten unter der Tür durchgeschoben. James kannte sie alle. Es waren all die Menschen, die Augie kritisierten. All die, die James nicht niedermachten, ihn aber genauso wenig unterstützten. Doch die Liste war längst in Augie's Papierkorb gelandet. James hatte sie absichtlich dort hinterlassen und nicht in seinem Zimmer. Jetzt setzte er sich langsam in Bewegung. Es war Zeit das kleine Massaker beginnen zu lassen. Es war Zeit das „Baby“ in seiner Tasche zum Einsatz zu bringen. Mit festen Schritten marschierte er los. In den Gängen hallten seine Schritte unheimlich wider. Es war so ruhig hier, dass der Knall die Luft zerreißen würde, da war James sich sicher. Vor dem Klassenzimmer mit der Nummer 3.05 blieb er stehen und spähte noch einmal den Gang hinauf und hinunter. Was jetzt? Alles war still. Es war kurz nach acht. Sicher würde Augie schon ständig nervös auf seine Uhr schauen und James leise verfluchen. Vorsichtig griff James nach der Türklinke, drückte sie herunter und öffnete fast lautlos die Tür. Als er eintrat wurde alles scheinbar noch stiller. Aller Augen ruhten auf ihm. Doch er ließ sich nicht unterbrechen und schloss die Tür ebenso leise wieder. Nun fixierte er Augie, der ihn ansah, als wäre er ein Gespenst. „War so nicht geplant, was?“ fragte James leise und noch immer wagte niemand zu reden. Nicht einmal der Lehrer, der fast unmittelbar rechts neben James stand. Alle sahen ihn einfach nur an. James griff nach der Waffe in seiner Tasche und zog sie hervor. Jetzt schien selbst das Atmen der anderen Schüler zu verstummen. Augie war aufgestanden. Er schien noch nicht ganz zu begreifen was hier vor sich ging. James richtete den Lauf auf seinen Bruder und ging langsam auf ihn zu. „Deine Liste war lang, Bruderherz“, sagte er. „Vielleicht sogar länger als meine eigene.“ „Aufhören!“ mischte sich der Lehrer plötzlich ein und wollte einen Schritt auf James zu machen. „Schnauze!“ brüllte James und sofort war wieder alles Still. Dann setzte er seinen Gang fort in Richtung seines Bruders. „Hör auf!“ flüsterte Augie mit gebrochener Stimme. Todesangst stand in seinen schönen Augen. „Hör auf!“ „Wieso sollte ich? Hast du jemals aufgehört mich zu quälen?“ Sie sahen sich an. Beide kannten die Antwort: Nein. „James bitte, ich …“, Augie’s Stimme klang etwas zu hoch. Also gab es doch etwas wovor er Respekt hatte? Der Tod? James lächelte seinen Bruder, das erste Mal in seinem Leben an. „Was ist? Hast du Angst?“, fragte er und nun war nur noch Augie’s Tisch zwischen ihnen. Augie senkte den Kopf. Seine Hände klammerten sich an den Rand des Tisches, als wolle er ihn gegen James Beine kippen. „Schau mich gefälligst an, Wichser!“ sagte James nun wütend und hielt Augie die Waffe genau unters Kinn. Sofort schoss Augie’s Kopf hoch. Es war ein seltsamer Moment für alle. Augie wurde es das erste Mal in seinem Leben bewusst wie ähnlich sie sich sahen. Er schien in einen Spiegel zu Blicken, einen Spiegel den er immer ignoriert hatte. Einen Spiegel der ihm das zeigte was er nie hatte sehen wollen: „Wie du mir, so ich dir.“ James ging es nicht viel anders. Doch in dieser Situation, verängstigt und zitternd, kam ihm Augie das erste Mal hübsch vor. Das war so abstrakt, dass er am liebsten sofort abgedrückt hätte. „Wir gehören zusammen“, sagte er leise. „Ja“, kam die leise Antwort. Sie schwiegen wieder. „Wir sind eins, Augie.“ „Ja …“ Wieder Stille. „Ich hasse dich.“ Der Satz stand im Raum wie dichter schwarzer Rauch. Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Doch dann ergriff James wieder das Wort. „Ich würde dich gern leiden sehen. Ich würde alles dafür geben. Aber wenn ich dich umbringe leidest du nicht“, das wurde James klar noch während er es sagte. Er zog die Waffe unter Augie’s Kinn weg und ließ sie sinken. „Deshalb versuche ich es anders. Und ich hoffe du leidest. Ich hoffe du kannst nie wieder schlafen. Ich hoffe du springst irgendwann vom Dach dieser Schule. Aber bis dahin …“ Er hob die Waffe wieder und langsam dämmerte es Augie was nun passieren sollte. Wie oft hatte er es herbeigesehnt? Wie oft hatte er darüber gelacht? Wie explizit hatte er das geplant? Jetzt wollte er es nicht. Es zu planen war toll. Aber er wollte es nicht. Nein. „Hör auf“, sagte er, dieses Mal klang es anders, als vor wenigen Minuten. Panisch. James setzte den lauf der Waffe an seine Schläfe. „Nein!“ Langsam zog er den Hahn zurück. „NEIN!“ Augie warf sich nach vorn, doch bevor er James Hand ergreifen konnte löste sich der Schuss. Blut spitzte. Jemand begann zu schreien und Augie realisierte nicht, dass er selbst es war, der schrie, als hätte man ihn getroffen. Sein Kopf fühlte sich leer an. Im Bruchteil einer Sekunde kniete er in James Blut auf der Erde und schrie. Schrie, dass er es nicht gewollt hatte. Nein, er hatte es nicht gewollt. So hatte er es nicht gewollt. Niemals. Er griff nach James Gesicht aus dem ihm leere, tote Augen entgegenstarrten. Ihm war als blicke er von weit weg auf seine eigene Leiche. Seine Hände wären blutverschmiert als man ihn zurück auf die Füße zerrte. Und er schrie immer noch. Es tat ihm nicht leid. Er hatte es ja nicht gewollt. Es war nicht seine Schuld. Er hatte nichts getan. Nie … What felt so good once is breaking me … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)