Der Drachenkrieg von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Die Rückkehr nach Gaia --------------------------------- An den Webmaster: Ich habe möchte diesen Fanfic unter dem Pseudonym "El Jugador" veröffentlichen. Danke. Ich habe keine Rechte an VoE oder an den Figuren (nur an den von mir erfundenen). Ich hab das hier auch nicht geschrieben, um es kommerziell zu verwerten, sondern weil mir nahegelegt wurde, mal eine Fanfic über VoE zu schreiben. Viel Spaß beim Lesen. Der Drachenkrieg Folge 3 - Die Rückkehr nach Gaia Ist es ein Traum oder ist es Wirklichkeit? Während meine Visionen auf der Erde immer häufiger und genauer werden, sorgen sich Millerna, Prinzessin Eries und Dryden um die Sicherheit ihrer Herrschaft. Das Angebot Botschafter Kayds könnte einige machthungrige Asturier vielleicht zu Hochverrat bewegen. Gleichzeitig empfängt Van mit meinem Anhänger einen Hilferuf von mir. Da er selbst in Farnelia gebraucht wird, will er Allen an seiner Stelle zur Erde schicken. Aber ich habe ihn nicht um Hilfe angerufen - noch nicht. Auch diese Nacht hatte Hitomi schlecht geschlafen - diesmal allerdings aus einem weniger bedrohlichen Anlass als ihre Endzeitvisionen. Ständig hatte sie an Amano und Yukari denken müssen, die sie besuchen würden. Und an Yukaris vertrauliche Mitteilung, dass sie ein Kind erwartete. Hitomi, die ihre liebste Freundin nun schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte, brannte darauf, Yukari endlich nach verdächtigen Wölbungen absuchen zu können. Wäre sie selbst schwanger, sie hätte kaum aufgeregter sein können. Hätte es nicht ihr großes Abenteuer auf Gaia gegeben, wäre es gut möglich, dass heute wirklich sie Amanos Kind erwarten würde. Versonnen erinnerte sich Hitomi an die Zeit zurück, in der sie selbst in den jungen Spitzensportler verliebt gewesen war. Sie hatte damals nicht geahnt, dass auch Yukari in den Jungen verknallt war - das war ihr erst später aufgefallen, als sie für kurze Zeit von Gaia zurückgekehrt war. Damals hatte sie ganz normal weiterleben wollen, aber sie hatte erkannt, dass es in Amanos Leben eine andere Liebe gab... und in ihrem auch. Das brachte ihre Gedanken wieder zu Van. Wenn ich bei dir geblieben wäre, überlegte sie stumm, würden wir dann vielleicht auch schon ein Kind haben, Van? Sie wurde ein wenig rot, als sie sich sich selbst mit einem kleinen Baby vorstellte, aus dessen Rücken kleine Flügel wuchsen. Dann kicherte sie und verscheuchte das Bild aus ihren Gedanken. Das war albern! Außerdem musste sie noch einiges vorbereiten, schließlich würden Yukari und Amano in ein paar Stunden da sein. Hitomi schwang die Bettdecke zurück und streckte sich. Sie gähnte unverhüllt und machte ein paar Dehnübungen, wie vor einem Lauf. Dann zog sie sich rasch an, verbrachte ein paar Minuten im Bad und ging in die Küche zum Frühstücken. Dabei überlegte sie, was sie heute machen sollten. Vermutlich wäre es das Beste, wenn sie in der Stadt herumstreifen würden, entschied sie, so wie früher auch. In ihrer kleinen Wohnung konnte man ohnehin nicht viel anstellen. Als sie mit dem Essen fertig war, prüfte sie, ob mit dem Champagner alles in Ordnung war. Damit würden sie den Abend ausklingen lassen. Aber vorher würde sie endlich wieder einmal einen geselligen Tag verleben. Aber was tun, bis die beiden da waren? Am Besten wäre es wohl, noch einige Runden zu laufen, entschloss sie. Die Laufbahn der Universität würde zu dieser Zeit wohl kaum benutzt werden, also würde sie kaum stören. An diesem Vormittag lief Hitomi so schnell wie schon lange nicht mehr. Aber hätte sie geahnt, was sie heute noch erwartete, wäre sie noch schneller gelaufen - und zwar weg von Tokio. Aber zum Glück ahnte sie es nicht, denn sonst wäre diese Geschichte ziemlich langweilig. Hitomi saß wie auf Kohlen. Seit sie vom Lauftraining zurückgekommen war, erwartete sie jeden Moment das Läuten der Klingel, aber Yukari und Amano ließen sich wohl etwas mehr Zeit. Nervös trommelte sie mit den Fingern auf die Lehne des Sessels. Wann kamen sie denn endlich? Sie konnte es nicht mehr erwarten! Dann, endlich, das erlösende Klingeln. Es war kaum zu Ende, da war Hitomi auch schon wie der Blitz bei der Tür und riss sie auf. Die Paar, welches draußen wartete, war anscheinend beeindruckt von dieser Schnelligkeit. "Sieht fast so aus, als wären wir schon sehnsüchtig erwartet worden", bemerkte Amano überflüssigerweise. "Amano!", rief Hitomi und umarmte den jungen Mann stürmisch. Dieser erwiderte es lächelnd, löste sich aber bald wieder von ihr, als fürchte er Yukaris Zorn. "Yukari!" Damit fiel Hitomi über ihr nächstes Opfer her, welches sie ebenso überschwänglich lachend umarmte. "Ihr seid endlich da! Wie schön!" "Na, na", meinte Yukari. Sie strahlte ebenfalls übers ganze Gesicht. "Du tust ja fast so, als hätten wir uns ein Leben lang nicht gesehen." "Mir ist es auch so vorgekommen", gab Hitomi zu. "Kommt rein, ihr beiden. Stellt eure Sachen einfach neben die Tür. Wollt ihr was trinken?" "Nein, wir haben unterwegs etwas zu uns genommen, danke", entgegnete Amano und sah sich in der Wohnung um. Die beiden waren schon einige Male hier gewesen, aber das letzte Mal war immerhin schon ein Jahr her. "Bei dir hat sich gar nichts verändert." "Vermutlich sind auch noch die Dellen in den Sesseln da, die wir das letzte Mal hinterlassen haben", neckte Yukari ihre Freundin. "Wahrscheinlich hast du sie jeden Tag behutsam abgestaubt und konserviert." "Ach, du", schnaubte Hitomi und knuffte ihre Freundin an. "Und auf dich hab ich mich so sehr gefreut. Ich kann's kaum glauben." Dann wandte sie sich wieder an Amano, der das Gespräch der beiden grinsend verfolgte, obwohl er scheinbar einige Bücher studierte. "Und du hast tatsächlich beinahe einen Wettbewerb in Europa gewonnen? Und es mir nicht mitgeteilt? Ich bin sehr enttäuscht von dir, Amano!" Sie machte ein ärgerliches Gesicht. "Tut mir Leid", lachte Amano und griff sich an den Hinterkopf. "Aber Yukari hielt es für besser, es dir erst jetzt zu sagen, damit du mir persönlich gratulieren kannst. War wohl ein Fehler." "Ach was", verzieh Hitomi großmütig. "Das ist einfach großartig, Amano. Ich wusste schon immer, dass du zum Sieger geboren bist." "Na ja, ganz hat's ja nicht gereicht", warf Yukari mit einem schelmischen Blick auf ihren Freund ein. "Vermutlich hat er sich in der Nacht zuvor etwas zu sehr verausgabt." Man sollte es nicht für möglich halten, aber der frühere Schwarm aller Frauen an ihrer Schule wurde tatsächlich rot. Die beiden Mädchen grinsten ihn an. "Sollte man da genauer nachfragen, Amano?", wollte Hitomi mit unschuldiger Miene wissen. "Lieber nicht", wehrte der Junge ab. Er warf der noch immer grinsenden Yukari einen herausfordernden Blick zu und meinte: "Du würdest vielleicht schockiert sein, wenn ich dir erzähle, was Yukari mir abverlangt." "Amano!", protestierte diese und boxte ihm in die Rippen. "Hör nicht auf ihn, Hitomi, er..." Aber Hitomi lachte nur und umarmte die beiden noch einmal. "Ach, ich freue mich so, dass ihr da seid!", rief sie glücklich. Dann sah sie ihre beiden Freunde mit glänzenden Augen an. "Los, kommt mit! Wir sollten unbedingt ausnutzen, dass ihr da seid! Ich lade euch heute auf alles ein, was ihr wollt!" "Vorsichtig, Hitomi", warnte Amano, der sich diesmal vorsichtshalber die Hände vor die Brust hielt. "Yukari hat in letzter Zeit einen gesegneten Appetit. Man könnte meinen, sie äße für zwei." "Egal, dann muss ich dir ohnehin unter die Arme greifen", bestimmte Hitomi, um Amano von der rot gewordenen Yukari abzulenken, die unbewusst auf ihren Bauch gegriffen hatte. Man sah ihr zwar noch überhaupt nichts an, aber diese Geste und ihr Gesichtsausdruck wären doch zu eindeutig gewesen. "Sonst gehst du noch pleite. Das kann ich nicht zulassen... nicht jetzt. Also, kommt ihr? Ich habe heute endlich wieder mal richtigen Appetit!" "Ah, war das gut." Yukari lehnte sich zufrieden zurück. Nachdem sie eine Weile lang durch die Stadt gelaufen waren, waren sie in einem gemütlichen kleinen Café eingekehrt, das Hitomi normalerweise nach der Schule besuchte. Trotz Amanos Versicherung, sie hätten auf der Reise schon etwas zu sich genommen, hatte seine Freundin zwei riesige Eisbecher verdrückt, und das in Rekordzeit. Nun, zumindest würde ihm auf diese Weise nicht so schnell auffallen, WARUM Yukari zunehmen würde. "Das will ich doch wohl hoffen", sagte Hitomi gespielt brummig. "Immerhin wird mich das ein mittleres Vermögen kosten. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Amano euch beide ernähren kann." Amano lachte nervös. "Tja, in letzter Zeit bin ich mir selbst nicht mehr sicher, wie ich das machen soll", meinte er. "Entweder ich gewinne jetzt schnell ein paar große Bewerbe oder ich muss einen Zweitjob annehmen." "Einen Zweitjob?", entgegnete Yukari empört. "Unsinn! Wenn dir das hilft, dann lassen wir einfach Hitomi einfliegen, damit sie dich anfeuert. Oder, Hitomi?" "Ich hätte nichts dagegen", stimmte diese zu. "Aber das wäre vermutlich teuer." "Ach was", widersprach Yukari großspurig und hänge sich an Amanos Arm. "Wenn Amano dadurch zum Siegläufer wird, ist mir das dieses Opfer wert. Du ahnst ja gar nicht, wie sehr sich die Sponsoren um solche Typen reißen. Wir werden im Geld schwimmen!" "Tja, wenn ihr wirklich eine Familie gründen wollt, müsst ihr das vermutlich auch", bemerkte Hitomi doppeldeutig. "Du musst dich anstrengen, Amano." "Ihr vermiest mir den ganzen Spaß am Aufenthalt", maulte dieser. "Ich wollte mich hier erholen, ist das denn zuviel verlangt?" "Nun, wenn du dich schon am Tage erholst, dann musst du eben in der Nacht umso mehr trainieren", schlug Yukari grinsend vor. "Und ich werde dich dabei tatkräftig unterstützen. Was sagst du dazu?" Während sich Hitomi etwas peinlich berührt umsah, gab Amano seiner Freundin statt einer Antwort einen Kuss. Vereinzeltes Murmeln wurde laut, sogar ein leiser Pfiff ertönte, aber die beiden ließen sich nicht stören. Erst als Hitomi sich leise räusperte, lösten sie sich voneinander. "Was ist denn, Hitomi?", fragte Yukari unschuldig. "Bist du etwa eifersüchtig?" "Blödsinn", widersprach diese. "Ich werde mich nicht zwischen dich und Amano drängen." "Stimmt, du hast dir ja schon diesen coolen Typen geangelt. Van hieß er, oder? Hast du in letzter Zeit etwas von ihm gehört?" Hitomi wich dem Blick aus. Natürlich wussten die beiden von ihrem Abenteuer auf Gaia, so wie auch ihre Familie. Nur bei diesen fünf Menschen war sie sich sicher, wegen ihrer Geschichte nicht für verrückt gehalten zu werden. "Nein. Leider nicht." Nun wurde auch Amano hellhörig. "Ich dachte, ihr könntet jederzeit miteinander sprechen." "Das stimmt auch." Das Thema war Hitomi etwas peinlich. "Aber zuerst haben wir wenig miteinander geredet, weil er sein Reich aufbauen musste und ich viel mit euch zusammen war. Und danach... habe ich mich nicht getraut, ihn zu stören. Ich dachte mir, ich würde schon noch genug mit ihm reden können, wenn ich wieder zu ihm gehe." "Heißt das, ihr habt schon seit Jahren keinen Kontakt mehr?", fragte Yukari verblüfft. "So was Idiotisches! Du liebst ihn doch, oder nicht?" "Ja... aber ich..." Plötzlich brach Hitomi mitten im Stottern ab, als die vertraute Umgebung der Cafeteria vor ihren Augen verschwamm. Oh nein, dachte sie erschrocken. Nicht ausgerechnet jetzt! Aber es geschah trotzdem. Wieder stand sie auf der verbrannten Ebene. Und wieder war etwas anders: Jetzt konnte sie auch kleinste Kleinigkeiten erkennen, die sie die anderen Male zuvor nicht gesehen hatte. Jetzt erst wirkte das Bild wirklich echt, so als hätte sich ihre Gabe vom langen Nicht-Gebrauch erst erholen müssen. Der Wind wirbelte schwarzen Staub vom Boden auf. Dabei erzeugte er ein leises Pfeifen zwischen den Häuserschluchten. Der Staub knirschte unter ihren Schuhen. Und diesmal konnte sie die Bestie hinter sich hören! Wieder drehte sie sich um. Und riss die Augen auf. Jetzt wusste sie wieder, woher sie dieses Monster kannte. Sie hatte so etwas schon einmal gesehen, damals, als sie und Van sich zum ersten Mal getroffen hatten. Vor ihr stand in all seiner beeindruckenden Größe und Hässlichkeit ein Drache! Das Monster schien zu wissen, dass sie es erkennen konnte, denn sie hatte den Eindruck, dass der Drache sie böse angrinste. Feuer züngelte in seinem reißzahnbesetzten Maul und spiegelte sich auf grünen Schuppen, die hart genug schienen, um einem Gewehrschuss zu widerstehen. Aber er griff nicht an. "Sieh an", kam plötzlich eine spöttische Stimme von oben herab. "Jetzt siehst du endlich richtig, Mensch." Die Gestalt! Der Draconier, der auf dem Rücken des Drachen gesessen war! Hastig sah Hitomi nach oben und entdeckte die Gestalt sofort. Aber davon hatte sie nicht viel, denn sie sah nur ein weites, weißes Gewand und die noch weißeren Flügel, die gen Himmel strebten, der Rest wurde von einer Tatze des Drachen verdeckt. Hitomi glaubte zu wissen, dass das Absicht war. "Wer bist du?", fragte Hitomi ängstlich. "Habe ich deinetwegen diese... Visionen?" "Nein", entgegnete die Frauenstimme, wie Hitomi jetzt erkannte. Sie klang belustigt. "Das ist deine eigene Gabe, die dich zu warnen versucht. Vor mir. Du wirst sterben, Mensch." "Aber was habe ich Ihnen getan?", rief Hitomi. "Ich kenne Sie doch gar nicht." "Und du wirst mich auch nicht kennen lernen", entgegnete die Stimme ungerührt. Beunruhigt registrierte Hitomi, dass der Drache unruhiger wurde. "Sei lieber froh darüber. Ich habe mich lediglich in deine Vision gedrängt, weil ich dich warnen will. Ich halte es für unfair, dich nicht wenigstens zu warnen, auch wenn du keine Chance hast. Du wirst meine Pläne nicht durchkreuzen, Seherin!" Bevor Hitomi noch etwas fragen konnte, holte der Drache Luft und einen Augenblick später fuhr eine gleißende Flammenlanze auf sie hernieder. Das letzte, was Hitomi hörte, bevor sie in Ohnmacht fiel, waren die erschrockenen Stimmen von Yukari und Amano, die ihren Namen riefen. Als sie wieder erwachte, war das erste, was sie über sich sah, das besorgte Gesicht von Yukari. Anscheinend hatten sie und Amano Hitomi wieder in ihre Wohnung gebracht, also war sie ganz schön lange ohnmächtig gewesen. Aber dieses Mal war die Vision richtig real gewesen... so wie früher. "Hitomi?" Yukaris Stimme war voll von Sorge, als sie die Hand ihrer Freundin drückte. "Bist du wieder in Ordnung?" Gar nichts ist in Ordnung, dachte diese zynisch. Dennoch antwortete sie: "Es geht schon wieder, Yukari. Es war nicht so schlimm, wie es aussah." "Nicht so schlimm?" Yukari schnaubte. "Du warst über eine halbe Stunde lang bewusstlos, Hitomi! Du bist nicht einmal aufgewacht, als Amano uns beide mit dem Auto abgeholt hat!" "Ich bin okay", beteuerte Hitomi und wollte zum Beweis aufstehen, aber Yukari hinderte sie daran. "Du bleibst liegen", entschied sie bestimmt. "Zumindest noch ein paar Minuten." Hitomi gab auf. Es stimmte ja sogar, etwas schwindlig war ihr noch immer. "Wo ist Amano?", fragte sie, um das Thema zu wechseln. "In deinem Schlafzimmer. Er durchsucht grade deine Sachen nach Medikamenten. Wir wussten ja nicht, ob du vielleicht irgendeins benötigst. Amano! Hitomi ist wieder wach!" Kurz darauf kam der Junge wieder ins Zimmer. Auch in seinem Gesicht spiegelte sich die Sorge, aber er wirkte auch erleichtert. "Dem Himmel sei Dank!", meinte er. "Ich dachte schon, wir müssten dich zu einem Arzt bringen. Was ist denn passiert, Hitomi?" "Ich hatte wieder eine Vision", murmelte die junge Frau und presste die Hand auf die Stirn. Langsam wichen die Nebel wieder aus ihrem Kopf. "Eine ziemlich heftige." "Ich dachte, du hättest schon lange keine Visionen mehr", wunderte sich Yukari. "Das stimmte auch... bis vor kurzem. Aber jetzt sind sie wieder da." "Und was hast du gesehen?", fragte Amano beunruhigt. "Es muss ziemlich schrecklich gewesen sein, wenn du deswegen in Ohnmacht fällst." Hitomi zögerte kurz. Sie wollte ihre Freunde nicht mit der Botschaft der Drachenfrau beunruhigen, aber andererseits würden sie auf einer Erklärung beharren. Sie entschloss sich, nicht alles preiszugeben. Sie erzählte den beiden alles, mit Ausnahme der Botschaft der Frau. Darüber würden sie sich zu sehr aufregen. Aber auch so wurden sie blass. "Ein Drache?", fragte Yukari mit zitternder Stimme. "So einer wie damals, als du verschwunden bist?" "Ja, so ähnlich", bestätigte Hitomi. "Aber du sagst, du warst in der Vision auf Gaia?", vergewisserte sich Amano. Er bemühte sich offenbar um eine Lösung. "Dann darfst du auf keinen Fall dorthin, Hitomi. Wenn du dich davon fernhältst, bist du sicher." "Nein, Amano", entgegnete Hitomi kopfschüttelnd. "Wenn ich hier bleibe, dann trage ich Schuld am Tod derer, die der Drache auf Gaia tötet. Ich muss die Menschen warnen." Sie setzte ihre Beine auf den Boden. Sie fühlte sich inzwischen schon wieder kräftig genug, um zu gehen. "Deshalb muss ich mit Van reden." Und weil ich seinen Schutz brauche, dachte sie. Aber sie verschwieg es wohlweislich. "Du willst ihn hier rufen?", fragte Yukari. "Jetzt gleich?" "Nein", meinte Hitomi. "Möglicherweise geht meine gesamte Einrichtung zu Bruch, wenn er hier in einer Energiesäule auftaucht. Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich ihn irgendwo draußen rufe." "Und wo?", fragte Amano spöttisch. "Auf offener Straße wohl kaum. Wenn schon nicht er, dann würde der Lichtstrahl selbst jeden Passanten im Umkreis von einigen Kilometern aufmerksam machen. Kennst du vielleicht einen Ort, wo uns niemand stört?" "Du wirst es nicht glauben, Amano, aber den kenne ich tatsächlich. Würdest du mich hinfahren? Yukari kann ja solange warten. Sie wirkt etwas blass." "Kommt ja gar nicht in Frage", brauste das Mädchen auf. "Am Ende verschwindest du dann für immer! Nein, Hitomi, ich komme mit! Wenn du wieder nach Gaia gehst, dann will ich mich wenigstens von dir verabschieden!" "Lass es, Hitomi", wehrte Amano ab, als sie widersprechen wollte. "Du weißt doch, dass du sie nicht davon abhalten kannst." Er seufzte. "Und ich hatte mich so sehr auf diesen Urlaub gefreut. Na ja, es sollte wohl nicht sein. Kommt, ich fahre." "Ein Sportplatz?", fragte Yukari unbehaglich. Vermutlich erinnerte sie die Laufbahn der Universität unangenehm an den Tag, an dem sie Van das erste Mal getroffen hatten. Und der Drache sie fast getötet hätte. "Muss es dieser Platz sein?" "Hier ist weit und breit niemand, Yukari", erklärte Hitomi, während sie die Augen schloss. "Alle Schüler und Professoren sind heute nicht da und Fremde dürfen nicht auf das Gelände. Es ist perfekt." "Und wie willst du diesen Van erreichen?", wollte Amano wissen, während er Yukari den Arm um die Schultern legte und einen Schritt zurückwich. "Ich werde ihn ganz einfach rufen", antwortete sie. In Wirklichkeit wusste sie selbst nicht, ob das reichen wurde, schließlich hatte sie schon sehr lange nicht mehr mit Farnelias König geredet. Wer wusste, ob er sie noch hören konnte? Aber sie hatte keine Wahl. Van, dachte sie so intensiv wie sie konnte. Sie faltete die Hände und konzentrierte sich auf ihre Erinnerungen an ihn. Hörst du mich? Bitte antworte mir. Ich muss mit dir... Plötzlich wurde sie in ihren Gedanken von Yukaris Schrei gestört. Echtes Entsetzen lag darin und gleich darauf rief Amano "Nein!" und sie hörte einen Schritt, als er sich vor seine Freundin stellte. Sie öffnete die Augen. Und schrie selbst. Vor ihnen wiederholte sich die alptraumhafte Szene von vor 5 Jahren, als der Drache plötzlich aufgetaucht war. Auch diesmal war eins dieser Scheusale auf der Laufbahn erschienen, das zwar nicht so grauenhaft aussah wie das grünliche Monster von damals, aber die Augen blickten die Menschen vor sich genauso böse an wie sein Vorgänger. Die Schuppen dieses Drachen hatten einen eher rötlichen Schimmer und schienen genauso hart zu sein wie die des anderen. Er besaß lederne Flügel, die allerdings viel zu klein schienen, um einen Koloss dieser Größe in die Luft erheben zu können. Trotzdem erzeugten sie kleine Wirbelwinde, als er sie schüttelte. Das war jedenfalls nicht der Drache aus ihrer Vision. Aber der größte Unterschied war der Reiter. Auf dem Rücken der Bestie war ein Sattel befestigt worden, in dem ein Katzenmensch saß, der die Menschen mit einem ebenso verächtlichen Blick musterte wie der Drache selbst. Er besaß so große Ohren wie Merle und auch an seinen Handgelenken wuchsen Fellbüschel. Vermutlich hatte er auch einen Schwanz, auch wenn man ihn nicht sehen konnte. Seine Hautfarbe war etwas dunkler als die von Merle und wo die Gesichtszüge des Katzenmädchens verspielt waren, war bei ihm nur Härte zu lesen. Außerdem war er muskulös, aber schlank und trug schmucklose, feste Kleidung. "Du bist also die berühmte Seherin", sprach er, nachdem er sie einige Sekunden lang betrachtet hatte. "Die im Großen Krieg so unschätzbare Dienste geleistet hat. Ich hatte dich mir älter vorgestellt." "Wer bist du?", bellte Amano, weil die beiden Mädchen vom Anblick des Drachen noch viel zu geschockt waren, um zu sprechen. "Was willst du von Hitomi?" "Sei still, Mensch", entgegnete der Katzenmensch, nahm seinen Blick aber nicht von Hitomi. "Verschwinde, wenn dir dein Leben lieb ist. Ich will nur die Seherin. Wenn du und deine Gefährtin jetzt flieht, werde ich euch nicht verfolgen." "Was hast du mit Hitomi vor?", schrie nun auch Yukari und stellte sich neben ihre Freundin. "Willst du sie entführen?" "Geh aus dem Weg, Mensch", grollte der Reiter und seine Ungeduld schien sich auf den Drachen zu übertragen. Er scharrte mit den Gliedmaßen und sein heißer Atem ging schneller. "Das geht dich nichts an!" "Und ob!", widersprach Yukari heftig. "Hitomi ist meine Freundin! Ich werde sie nicht allein lassen!" "Yukari, lass das!", zischte Hitomi. "Er wird..." "Dann sterbt ihr eben beide!" Gleich nachdem er ausgeredet hatte, riss er an den Zügeln, mit denen er den Drachen bisher unter Kontrolle gehalten hatte. Das Untier bäumte sich mit einem animalischen Schrei nach Blut auf, spannte den Körper und riss das Maul auf. Hitomi, die ahnte, was kommen würde, schrie angsterfüllt auf und warf sich instinktiv zu Boden. Es war grauenvoll. Die Flamme erreichte sie nicht ganz, aber sie spürte trotzdem, wie ihre Haut sich erhitzte und aufplatzte und ihre Kleidung an einige Stellen verkohlte. Sie schrie vor Schmerz und hielt die Hände über den Kopf, obwohl das die wahnsinnige Hitze auch nicht abhalten konnte. Erst, als die Hitze so weit nachgelassen hatte, dass sie den Wind kalt auf ihrer Haut spürte, wagte sie es die Augen zu öffnen. Und hörte Amanos hilflosen Schrei. "Yukari!" Sie drehte ihren Kopf und erschrak. Yukari hatte sie offenbar nicht ducken können. Das Mädchen lebte nur deshalb noch, weil die Druckwelle der Flammenzunge sie offenbar weggeschleudert hatte, aber auch so war ihr Gewand überall schwarz und ihr Gesicht war rot vor Blut. Ihr Haar war vorne verbrannt und sie stöhnte. Zum Glück schien sie das Bewusstsein verloren zu haben, denn von ihrem Körper stieg Rauch auf. Amano kniete sich gerade neben ihr nieder und betrachtete sie völlig erschüttert. Sanft, um ihr nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten, hob er sie hoch. Tränen liefen über seine Wangen. Auch Hitomi musste würgen. "Du Monster!", schrie er den Katzenmann in hilfloser Wut an. "Bestie! Wie konntest du das tun? Sie hatte dir doch nichts getan!" "Ich hatte sie gewarnt, Mensch", erklärte der Katzenmann kalt. "Ich habe den Befehl, die Seherin zu töten und das werde ich jetzt tun. Bring deine Gefährtin jetzt weg oder stirb mit ihr. Noch einmal warne ich nicht." Damit ergriff er die Zügel wieder fester. Hilflos sah Amano zwischen Yukari, dem Katzenmann und Hitomi hin und her, die inzwischen unsicher wieder stand. Sie wusste, dass sie dem Drachen nicht entkommen konnte. Dieses Exemplar war noch gefährlicher als der, den Van getötet hatte, vor allem, weil ein intelligentes Wesen ihn lenkte. Sie war verloren. Aber Amano und Yukari durften nicht wegen ihr sterben. "Geh, Amano", krächzte sie. "Schnell! Bring Yukari weg!" "Aber..." "Verschwinde!", schrie Hitomi mit aller Kraft, die sie hatte. "Er wird euch umbringen, wenn du nicht sofort läufst! Zeig, dass ein Siegläufer in dir steckt! Ich will nicht, dass ihr sterbt!" Einen Augenblick sah es so aus, als wolle er widersprechen, aber dann sah er noch einmal in die kalten Augen des Katzenmannes. Ohne ein weiteres Wort stand er auf, hielt Yukari mit beiden Armen sachte an sich gedrückt und rannte los. Hitomi drehte sich wieder zu ihrem Feind um. Dieser nickte und zog leicht an den Zügeln. "Jetzt wirst du sterben, Seherin. Meine Herrin wird von dir nichts mehr zu fürchten haben. Es wird schnell gehen", versprach er. Hitomi schloss die Augen, aus denen nun wieder Tränen rannen. Sie ließ die Arme hängen. Es hatte keinen Sinn mehr zu kämpfen. Dennoch sandte sie eine letzte, verzweifelte Gedankenbotschaft aus. Van, schrie sie mental. Van, hilf mir! Der Drache hob das Maul und holte tief Luft. "Hitomi!" Der tödliche Flammenstoß kam nicht. Hitomi riss die Augen auf. Der Reiter hatte sich im Sattel umgedreht. Und konnte dennoch nichts zu seiner Verteidigung unternehmen. Ein Schwertstreich traf die linke Seite des Drachen, ließ diesen vor Wut aufheulen und sich aufbäumen. Ein weiterer Hieb, der die ungeschützte Unterseite des Untiers traf, ließ ihn so sehr in Rage geraten, dass er seinen Reiter aus dem Sattel schleuderte. Der Katzenmensch landete hart auf dem Boden und stand nicht wieder auf. Erst jetzt fand Hitomi ihre Sprache wieder und schrie den Namen ihres Retters: "Allen!" "Hitomi! Bring dich in Sicherheit!", rief der Ritter des Himmels ihr zu und wich nach hinten aus, um dem Tatzenhieb des Drachen zu entgehen. Gleich darauf rannte er nach vorne und fügte dem Monster einen Schnitt im Gesicht zu. Der Drache heulte auf und schlug blind nach vorne, konnte den flinken Gegner aber nicht erwischen, da dieser die Krallen an seinem Schwert abgleiten ließ. Dennoch zuckte Allen durch die bloße Wucht zusammen. Ein echter Treffer würde ihn schwer verletzen, wenn nicht Schlimmeres. Dann begann der Drache Luft zu holen. Hitomi ahnte es, bevor er damit anfing. "Allen!", rief sie angsterfüllt. "Er speit Feuer!" Der Ritter begriff offenbar gerade noch rechtzeitig, denn er machte einen Satz zur Seite, als die Flammenlanze aus dem Maul des Drachen schoss. Dennoch wurde seine Hose und sein linker Fuß angesengt. Hastig trat er die Glut aus und rannte zur ungeschützten Seite des Drachen, hob sein Schwert und stieß es zwischen die Schuppen. Leider drang es nicht sehr tief ein, dafür kreischte das Tier, brach sein Feuer ab und schlug wiederum nach Allen, dem nichts anderes übrig blieb, als wieder zur Seite zu springen. Dann wandte der Drache ihm wieder den Kopf zu und holte Luft. "Allen!", schrie Hitomi wieder, ohne nachzudenken. "Der Hals! Du musst ihn am Hals erwischen!" Der Ritter setzte alles auf eine Karte. Obwohl der Drache jeden Moment Feuer speien konnte, hechtete er vorwärts und hieb Hitomis Rat gemäß nach der weichen Haut unterhalb des Kopfes. Das Schwert drang leicht ein und eine Blutfontäne durchnässte den Kämpfer, der sich rasch außer Reichweite brachte. Dort wartete er kampfbereit ab. Aber der Drache war besiegt. Er röchelte ungläubig, während das Leben in großen, roten Stößen aus ihm herausfloss. Er versuchte, einen Schritt auf Allen zu zu machen, brach jedoch ein und blieb liegen. Nur noch leise Knurrlaute drangen aus seinem Maul, während der Blutstrom langsam schwächer wurde. Die schweren Glieder des mächtigen Geschöpfes erzitterten noch ein paar Mal, dann lag es plötzlich still da und rührte sich nicht mehr. Hitomi waren während des Kampfes die Beine eingeknickt, aber sie hatte es gar nicht bemerkt. Sie war einfach viel zu fassungslos gewesen, weil Allen plötzlich da gewesen war und dann hatte sie der Kampf gefesselt. Und jetzt, nachdem er sicher war, dass keine Gefahr mehr bestand, kam der Ritter des Himmels auf sie zu, das Schwert noch immer gezogen, große Teile seines altertümlichen Gewandes blutbefleckt. Aber er war unverletzt und lächelte sogar, als er ihr die Hand zum Aufstehen reichte. "Bist du unverletzt, Hitomi?", fragte er sanft. "A...Allen", stotterte diese völlig überwältigt. Sie nahm die Hand gar nicht zur Kenntnis, sondern starrte ihn an wie ein Gespenst. "Aber... wie...?" "Van hörte deinen Hilferuf", erklärte der Ritter. "Er wollte dir zu Hilfe kommen, aber man brauchte ihn in Farnelia. Deshalb schickte er mich. Kannst du aufstehen?" Jetzt erst nahm Hitomi die Hand und ließ sich aufhelfen. "Aber ich habe doch... erst Sekunden, bevor du kamst, an Van gedacht", fiel ihr plötzlich ein. "Dann hatte Merle vermutlich Recht", redete Allen zu sich selbst. "Sie glaubte, dass der Anhänger deinen zukünftigen Hilferuf übermittelte. Ein Glück, ich bin gerade noch zur rechten Zeit gekommen." Während er Hitomi an sich drückte, starrte er den Kadaver des Drachen an. "Welch eine schreckliche Kreatur. Ist dir auch wirklich nichts passiert, Hitomi?" "Nein... nein", flüsterte sie, während sie langsam realisierte, dass sie nicht tot war. "Aber... Yukari..." Sie riss die Augen auf. "Yukari! Der Drache hat sie schwer verletzt! Ich muss zu ihr, Allen!" "Warte!" Der Ritter hielt sie fest. "Erst müssen wir den Drachen verschwinden lassen. Er wird Aufmerksamkeit erregen. Was hat Van damals getan?" Mühsam riss sich Hitomi zusammen. "Er hat... das Herz herausgeschnitten. Dann ist der Drache einfach verdampft." "Gut." Allen stapfte auf das Monster zu, ergriff sein Schwert fest mit beiden Händen und stieß es ihm in den Bauch. Er schürzte angeekelt die Lippen, sprach jedoch kein Wort und fuhr fort in seiner Tätigkeit. Hitomi sah weg, als er mit der scharfen Klinge den Bauch aufschnitt und das mächtige Drachenherz freilegte. Gleich darauf hörte sie das Geräusch von aufsteigendem Dampf und sah wieder hin. Allen hielt das glühende Herz in der Hand und blickte wortlos den verschwindenden Drachen an. Dann betrachtete er kurz, wie die Blutflecken auf seinem Gewand verschwanden und nickte. Er verstaute den unschätzbar wertvollen Energiestein in seinem Wams und steckte das Schwert wieder in seine Scheide zurück. Er wollte sich gerade wieder Hitomi zuwenden, als sein Blick auf den Katzenmann fiel. Langsam ging er auf den Reglosen zu und kniete bei ihm nieder. "Er lebt noch", teilte er Hitomi mit. "Aber er hat sich leicht am Kopf verletzt und ist bewusstlos von dem Sturz. Ich denke, wir müssen ihn mitnehmen. Er kann uns wertvolle Informationen liefern." "Allen!" Hitomi wurde immer ungeduldiger. "Ich muss zu Yukari! Sie stirbt vielleicht!" Der Ritter schulterte den bewusstlosen Katzenmenschen, der zum Glück leichter war als ein normaler Mensch und lächelte Hitomi an. "Dann führ uns zu ihr. Ich möchte die Freundin, wegen der du uns verlassen hast, gerne kennen lernen." "Amano!" Der junge Mann blickte auf. Die vergangenen Minuten hatte er apathisch im Wartesaal des Krankenhauses verbracht. Nachdem er feige vor dem Drachen geflohen war, hatte er Yukari sofort hierher gebracht. Sie war sofort zur Untersuchung von den Doktoren fortgebracht worden und seitdem saß er hier und bangte um ihr Leben. "Hitomi!", rief er fast erschrocken und sprang auf. "Du lebst noch?" Tatsächlich rannte seine Freundin völlig außer Atem auf ihn zu. Sie schien nahezu unverletzt zu sein, auch wenn ihre Haut noch immer gerötet und ihre Kleidung nur noch Fetzen waren. Hinter ihr erschien nun ein ziemlich seltsamer Typ: Er war noch altertümlicher als damals dieser Van gekleidet und hatte ein Schwert umgeschnallt. Er trug sein blondes Haar sehr lang und wirkte ernst und gefasst. Ein Krieger, das spürten auch die Bediensteten, die ihm sofort Platz machten. Amano zweifelte keine Sekunde lang, dass dieser Mann von demselben Planeten stammte wie Van. "Amano!", wiederholte Hitomi völlig außer Atem. "Was ist mit Yukari?" "Ich weiß es nicht", jammerte er. "Sie wird gerade untersucht. Hitomi, wer ist das da?" "Ach ja." Hitomi atmete tief ein und fasste sich wieder. "Amano, das ist Allen Schezar, der Ritter, von dem ich dir erzählt habe. Er hat den Drachen getötet. Allen, das ist mein Freund Amano. Der, für den ich dich bei unserer ersten Begegnung hielt." "Sehr erfreut", murmelte Amano und schüttelte dem blonden Ritter die Hand. Er sah ihm selbst tatsächlich etwas ähnlich, aber Amano schämte sich sofort für den Vergleich. Er war vor dem Drachen davongelaufen, auch wenn es Hitomis Wunsch gewesen war und dieser Mann hatte ihn alleine besiegt. "Ich danke Ihnen, dass Sie Hitomi gerettet haben." "Es ist mir eine Ehre", erwiderte Allen ernst. "Und ich würde Hitomi niemals im Stich lassen. Sie hat viel für mich und meine Welt getan." Irrte sich Amano, oder warf der Ritter dem Mädchen einen schmerzlichen Blick zu? Ob das wirklich der einzige Grund war, warum er ihr geholfen hatte? "Wird ihre Freundin überleben?" "Ja... ich denke schon", bestätigte Amano mit einem nervösen Blick in Richtung OP. "Der Arzt, dem ich sie übergeben habe, meinte nach dem ersten Blick, es wären nur oberflächliche Verletzungen. Aber seitdem warte ich hier und habe nichts weiteres gehört." Er machte eine Pause. "Was ist mit dem Reiter des Drachen passiert? Ist er tot?" "Noch nicht", antwortete Hitomi. "Wir haben ihn mit einer Springschnur aus dem Geräteraum gefesselt und dort liegen lassen." "Er wird dennoch dafür bezahlen, was er eurer Freundin angetan hat", warf Allen ein, der den düsteren Ausdruck auf Amanos Gesicht richtig deutete. "Ich werde ihn persönlich nach Farnelia bringen, wo König Van sich seiner annehmen wird. Und ich werde ihm erzählen, dass der Katzenmann Hitomi angegriffen und... Yukari verletzt hat." "Danke." Amano nickte dem Ritter ehrlich erleichtert zu. Der Gedanke, dass dieser Unmensch davonkommen könnte, war ihm unerträglich gewesen. "Amano, wir müssen sofort zu Yukari!" Hitomi war nahezu am Durchdrehen. Amano wusste ja nicht, dass nicht nur Yukari in Gefahr war. "Ich muss wissen, ob es ihr gut geht, vorher kann ich nicht von hier weg!" "Von hier weg?" Amano runzelte die Stirn, dann verstand er und seine Miene wurde traurig. "Heißt das, du gehst wieder...?" "Ja." Jetzt verfinsterte sich Hitomis Gesicht. "Das Kämpfen auf Gaia muss endlich aufhören! Ich werde dafür sorgen, dass der Erde nie wieder Gefahr von dort droht." Amano sah hilfesuchend zu Allen, aber der zuckte nur mit den Schultern. Glänzten seine Augen etwa? "Ihr könnt es ihr nicht ausreden, Amano", erklärte er. "Sie gibt sich die Schuld daran, dass eure Freundin leidet, auch wenn dem nicht so ist. Möglicherweise werden ihre Kräfte tatsächlich auf Gaia gebraucht, um die neue Gefahr zu bezwingen." Jetzt war Amano ganz sicher, dass Allen lächelte. "Ganz zu schweigen davon wären Van und wir anderen überglücklich sie wiederzusehen." "Mach dir keine Sorgen um mich, Amano", bekräftigte Hitomi. Auch sie versuchte zumindest zu lächeln. "Irgendwann hätte ich euch ja doch verlassen müssen. So geht es nur etwas schneller, das ist alles." Während Amano noch zögerte, war ein Mann im weißen Kittel an sie herangetreten. Er räusperte sich demonstrativ. "Entschuldigen Sie, sind Sie derjenige, der die junge Dame mit den Brandverletzungen hier eingeliefert hat?", wandte er sich an Amano. "Der bin ich, ja", bestätigte dieser. "Wie geht es ihr?" "Ihre Verletzungen sind nicht lebensgefährlich, wenn Sie das meinen. Aber sie muss noch hier bleiben, bis ihre Verletzungen verheilt sind. Vermutlich noch zwei Wochen." "Doktor, können wir sie sehen?", mischte sich Hitomi ein. "Wir sind ihre Freunde und müssen sehr bald abreisen." Als der Arzt Hitomi und auch Allen abschätzend musterte, kam ihm Amano zuvor: "Ich bin ihr Verlobter, Doktor. Die beiden sind tatsächlich ihre Freunde. Bitte lassen Sie uns zu ihr. Wir bleiben auch nicht lange." "Na schön", ließ sich der Arzt schließlich breitschlagen. "Aber ich komme mit ihnen. Wenn sie sich zu sehr aufregt, fliegen Sie raus." "Das verstehen wir." Der Doktor führte sie durch einige Gänge, die Allen erstaunt musterte. Vor allem das allgegenwärtige elektrische Licht schien ihn zu verwirren, aber Hitomi hängte sich an seinen Arm und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Verhalte dich ruhig, sagte er. Ich erkläre es dir später. Dann waren sie auch schon an einem der Ruheräume angekommen. Hitomi stockte der Atem, als sie Yukari sah. Fast das gesamte Gesicht des Mädchens war von Verbänden bedeckt, ebenso die Hände, mit denen sie sich hatte schützen wollen. Ihr rotes Haar lag offen herum, wie eine Korona um die Sonne. Ihre verkohlte Kleidung hatte man ihr ausgezogen, stattdessen trug sie ein weißes Nachthemd, welches den restlichen Körper bis auf die unverletzten Füße verbarg. Amano stieß einen erstickten Schrei aus und war mit einem Satz bei ihrem Krankenbett. "Yukari", flüsterte er und berührte sanft ihren Arm. "Bitte sag etwas." "Amano?" Das Wort war kaum zu hören, beinahe ein Hauch, aber es war etwas. "Wo... ist... Hitomi? Ist sie...?" "Ich bin hier, Yukari", antwortete die Angesprochene und trat vor. Ihre Augen füllten sich ebenso wie die von Amano mit Tränen. "Mir geht es gut. Aber du musst deine Kräfte sparen." "Wie...?" Hitomi kniete neben der Verletzten nieder und strich ihr Haar beiseite. Yukari konnte die Augen nicht öffnen, deshalb konnte sie auch Allen nicht sehen, der neben dem Arzt bei der Tür stand. "Ein Freund aus Gaia hat mir geholfen", antwortete sie. "Ah." Yukari machte eine Pause, dann fragte sie leise, aber mit kräftigerer Stimme: "Hitomi... was ist mit meinem Baby?" Amano sog erschrocken Luft ein, während Hitomi dem Arzt einen besorgten Blick zuwarf. Dieser wirkte überrascht. "Ich wusste nicht, dass sie schwanger ist", bekannte er. "Wir müssen sie noch einmal untersuchen. Wie alt ist das Kind?" "Etwa einen Monat." "Dann besteht, denke ich, keine Gefahr. Es ist noch nicht groß genug, um ernsthaften Schaden davongetragen zu haben." Er nickte. "Aber das werden wir morgen feststellen." "Ja, Amano", wandte sich Hitomi an ihren Freund, der Yukari ungläubig anstarrte. "Yukari erwartet ein Kind von dir. Sie wollte dich damit überraschen." "Das ist ihr gelungen", hauchte der Mann und schluckte. "Wieso hast du dich dann in solche Gefahr begeben, Yukari?" "Weil... Hitomi..." "Das war wirklich sehr unvernünftig von dir, Yukari", bestätigte auch Hitomi, während sie ihre Freundin zärtlich an der Wange berührte. "Wenn ich dürfte, würde ich dich ohrfeigen." Sie zögerte kurz, dann beugte sie sich vor und küsste Yukari auf die Stirn. Eine Träne tropfte dabei auf das Haar der jungen Frau. "Leb wohl. Bring ein gesundes Kind zur Welt." "Gehst du... fort?", fragte Yukari überrascht. "Ich muss. So etwas wie heute darf sich nicht wiederholen, Yukari. Ich muss wieder zurück nach Gaia und endlich für Frieden sorgen." Hitomi stand auf. Sie wischte die Tränen fort. "Bitte... verlass mich nicht...", flehte Yukari. Wenn ihre Augen nicht bandagiert gewesen wären, hätte sie sicher geweint. "Amano bleibt bei dir, Yukari", versicherte ihr Hitomi. "Er wird dich beschützen. Und wenn du erst dein Kind hast, wirst du mich schnell vergessen. Glaub mir, ich bin nicht unglücklich. Irgendwann hätte ich euch ohnehin verlassen. So habe ich wenigstens einen guten Grund dazu. Pass gut auf sie auf, Amano... und auf das Baby." Der Junge nickte. "Du wirst uns fehlen, Hitomi. Wirst du uns besuchen?" "Wenn ich kann." Sie drehte sich um. Wenn sie noch länger blieb, würde sie nicht die Kraft haben, um zu gehen. "Gehen wir, Allen." Der junge Ritter trat heran und legte seinen Arm um sie. Auch er wirkte betroffen, obwohl er keinen Ton gesagt hatte. Als sie hinausgehen wollte, hielt sie der Doktor noch einmal zurück. "Warten Sie", rief er. "Sie sind auch verletzt! Ich muss Ihre Wunden..." "Lassen Sie nur, Doktor", wehrte Hitomi ab. "Uns fehlt nichts. Kümmern Sie sich um Yukari, wenn Sie mir helfen wollen." "Aber..." "Ich verspreche Ihnen, dass sich noch heute ein Heilkundiger unser annehmen wird", wandte sich Allen an den hilflosen Arzt. "Aber wir müssen jetzt abreisen. Befolgen Sie nur Hitomis Wunsch." Damit ließen sie den Arzt stehen und bogen um die Ecke. Dieser zuckte mit den Schultern. Komische Leute, dachte er bei sich. Was hat er gesagt? "Heilkundiger"? Seltsamer Ausdruck. Aber das schwangere Mädchen ging vor, das war richtig. Damit betrat er das Zimmer, um Amano herauszuholen. Vermutlich würde er das ab heute jeden Tag tun müssen. Beiläufig fragte er sich, was solche Verletzungen wohl verursacht hatte. Unwillkürlich drängte sich das Bild eines weit aufgerissenen Maules, aus dem eine Feuerwalze schoss, in seine Gedanken, aber er schüttelte es ab. Es gab keine Drachen. "Bist du wirklich sicher, dass du nach Gaia willst, Hitomi?", fragte Allen, während er den gefesselten Katzenmenschen schulterte. Er hatte ihn zusätzlich noch einmal mit dem Schwertknauf ins Reich der Träume geschickt, um unangenehmen Überraschungen vorzubeugen. Den Energiestein hielt er in der Hand. "Hier bin ich nicht mehr sicher, Allen", entgegnete diese. Sie war nervös. Sie hatte sich ihre Rückkehr anders vorgestellt. "Auf Gaia könnt ihr mich besser beschützen... und ich kann euch vielleicht helfen." "Das musst du nicht, Hitomi", erklärte Allen lächelnd. "Du hast schon viel für uns getan." "Aber anscheinend nicht genug." Sie machte eine nervöse Pause. "Allen... wie geht es Van?" "Das weißt du nicht?" Er zog überrascht die Augenbraue hoch. "Nun, er vermisst dich sehr, wie du dir wohl denken kannst. Er kann sich nicht einmal mehr auf sein Training konzentrieren. Er wird überglücklich sein, dich wiederzusehen. Vermutlich noch mehr als ich." Wieder lächelte er sie charmant an. Hitomi grinste scheu zurück, sah dann aber weg. Auch Allen war früher einmal in sie verliebt gewesen. Offenbar war das noch nicht vorbei. "Lass uns jetzt gehen", bat sie. "Gut." Er hielt den Energiestein hoch, der zu glühen begann. Gleich darauf erstrahlte die inzwischen wohlbekannte Lichtsäule und die drei Gestalten erhoben sich in die Luft. Ein paar Sekunden später war nichts mehr von ihnen zu sehen. In der nächsten Folge... Hitomi und Allen landen im Herzogtum von Freid... Prinz Chid und Serena begrüßen sie herzlich... Chid erklärt Hitomi die gegenwärtige gespannte Situation... die Zaibacher erhalten ebenfalls das Angebot über eine unbesiegbare Armee... Chid sorgt sich um sein Land, wenn ein neuerlicher Krieg ausbrechen würde... Serena verspricht, ihn zu beschützen... Titel: Die Sorge des Herzogs Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)