Der Drachenkrieg von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Fatales Missverständnis ---------------------------------- An den Webmaster: Ich habe möchte diesen Fanfic unter dem Pseudonym "El Jugador" veröffentlichen. Danke. Danke an alle, die bisher durchgehalten haben. Ich werd mich bemühen, in gewohnter Qualität weiterzuschreiben, auch wenn die Kapitel ab jetzt langsamer kommen werden. VoE gehört mir nicht, nur der Plot. Der Drachenkrieg Folge 7 - Fatales Missverständnis Ist es nur ein Traum oder ist es Wirklichkeit? Nachdem Merle mich durch halb Farnelia geschleppt hat, sehen Van und ich uns endlich wieder. Gleichzeitig sieht das Katzenmädchen den gefangenen Katzenmenschen, der mich töten wollte und scheint von ihm sehr angetan zu sein. Allen ist über diese Schwärmerei besorgt. Gleichzeitig rät Prinzessin Eries Millerna und Dryden, Asturia aufgrund von Attentätern zu verlassen. Mich und Van stört das nicht. Wir verleben einige sehr romantische Momente an Escaflownes "Grab", bis ich plötzlich eine weitere Vision erlebe... Hitomi hatte schlecht geschlafen in der restlichen Nacht. Immer hatten die gehässigen Worte der Drachenfrau und vor allem Vans kalte Augen sie hochschrecken lassen. Dementsprechend müde sah sie aus, als sie neben Van die Treppenstufen hinunterstieg. Er achtete darauf, in ihrer Nähe zu bleiben, um sie nötigenfalls auffangen zu können, achtete jedoch darauf, sie nicht zu berühren. Aber sein besorgter Blick sprach Bände. Hitomi war ihm jedoch sehr dankbar, dass er sie nicht drängte. Sie schenkte ihm dafür ein mattes Lächeln. Allen, der hinter ihnen ging, wusste zwar nicht, was vorgefallen war, aber er war zu taktvoll, um sie zu fragen. Allerdings zeichnete sich die Neugierde auch auf seinem Gesicht deutlich ab. Hitomi war aber der Ansicht, dass ihn das, was gestern vorgefallen war, nichts anging, ebenso wenig wie Merle. Das Katzenmädchen schien seltsam aufgeregt zu sein, während es hinter dem Ritter des Himmels die feuchten Stufen hinuntertappte. Es lag wohl daran, dass sie das erste Mal einem männlichen Exemplar ihrer Rasse begegnet war, vermutete Hitomi. Aber sie hatte jetzt andere Sorgen als Merles Hormone. Allen hatte den Gefangenen in einem Kerker unter dem Palast untergebracht und ihn strengstens bewachen lassen. Man wusste schließlich nie, was ein Feind noch für Asse im Ärmel hatte. Der Katzenmann hatte bis jetzt jedenfalls keinen Ausbruchsversuch unternommen, sich noch nicht einmal an die Wächter gewandt, um zu erfahren, wo er war. Entweder war er zu stolz, um danach zu fragen oder es interessierte ihn nicht, was mit ihm geschah. Beides waren keine günstigen Vorraussetzungen für ein Verhör. Dennoch - oder vielleicht auch von ihrer Vision aufgeschreckt - hatte Van beschlossen, den Katzenmenschen heute über seine Situation aufzuklären. Zunächst hatte Allen gebeten, nur mit ihm zu gehen, woraufhin sich Merle angeblich aufgeregt hatte. Nun, das an sich wäre ja nichts besonderes, aber anscheinend hatte sie einige Argumente vortragen können, warum auch sie mitkommen sollte, als hätte sie sich länger auf dieses Gespräch vorbereitet. Zum Beispiel hatte sie angeführt, dass der Gefangene in der Nähe einer Artgenossin vielleicht gesprächiger werden würde. Hitomi schließlich war auf Vans Bitte hin mitgekommen. Er hatte behauptet, den Gefangenen demoralisieren zu wollen, indem er ihm zeigte, dass sie nun in Sicherheit war, aber Hitomi wusste, was er wirklich dachte. Er wollte in ihrer Nähe sein, falls sie eine neuerliche Vision hatte. Als sie zum schweren, hölzernen Tor kamen, das den Katzenmann vom Rest der Welt trennte, verbeugten sich die grimmig drein sehenden Wachen sofort vor dem König und traten zur Seite. Van nickte, trat vor und wartete, bis die Wächter die Riegel gelöst und die Tür geöffnet hatten. "Wartet hier draußen!", wies er die beiden an. "Aber behaltet den Kerl im Auge, während wir drinnen sind." Dann traten sie ein. Zunächst fiel Hitomi nur der Gestank von verfaulendem Stroh auf. Sie rümpfte die Nase. Und da sollte noch jemand etwas gegen die Gefängnisse bei ihr zuhause sagen. Allerdings gestand sie Van zu, dass der Gefangene immerhin eine Bank zum Sitzen und Schlafen hatte, auch wenn er mit einer gusseisernen Kette an die Wand gefesselt war. Sie atmete erleichtert auf. Trotz Vans und Allens Begleitung war ihr nicht wohl bei dem Gedanken gewesen, sich diesem Gegner zu nähern, der sich blitzschnell bewegen konnte. Der Katzenmann sah ihnen mit Interesse und Misstrauen entgegen. Er musterte alle vier Ankömmlinge einige Sekunden lang, dann sah er wieder zur Wand und ignorierte sie nach Kräften. Van schürzte ärgerlich die Lippen. "Du!", rief er. "Wie ist dein Name?" Eisiges Schweigen. Van wollte schon sein Schwert ziehen, aber Allen hielt ihn davon ab. "Weißt du, wo du hier bist?", fragte er den Gefangenen. Dieser ignorierte auch ihn, aber man konnte sehen, dass sich seine großen Ohren bewegten. Er hoffte dennoch auf eine Antwort. "Du bist im Königreich Farnelia. Dieser Mann hier", sprach der Ritter weiter und legte seinen Arm auf Vans Schulter, "ist König Van Farnel. Er hat die Macht dich freizulassen und dich zu töten - je nachdem, wie du dich verhältst." "Na und?", fragte der Katzenmann gleichgültig. Jedenfalls schien es so. "Dann tötet mich doch. Das ändert nichts an eurem Schicksal." Hitomis Blick verdüsterte sich. Schicksal... sie hasste dieses Wort! "Welchem Schicksal?", verlangte Van sofort zu wissen. "Eurem Tod." Keine Regung im Gesicht und die Stimme klang entspannt. "Alle, die sich der Herrin nicht anschließen, werden sterben." "Wer ist deine Herrin?", fragte Hitomi weiter. "Und warum wolltest du mich töten?" Jetzt sah der Katzenmann sie an. Seine rötlichen Augen waren völlig frei von Gefühlen. Das überzeugte sie mehr als alles andere davon, dass er sie nur zu töten versucht hatte, weil er den Befehl dazu erhalten hatte. "Die Herrin trug es mir auf", war alles, was er sagte. "Du solltest Gaia nicht erreichen, Seherin." "Nun, dann hast du versagt", triumphierte Van. "Hitomi ist hier und sie ist in Sicherheit. Deine Herrin, wer immer sie auch ist, wird sie nicht in die Hände bekommen." "Glaubt doch, was ihr wollt", antwortete der Katzenmann lächelnd und schloss die Augen. "Schon bald werdet ihr eines Besseren belehrt werden." "Verdammt noch mal, drück dich endlich etwas klarer aus!" Wieder legte er seine Hand auf den Schwertgriff, aber Hitomi hielt ihn zurück. "Nein, Van", sagte sie eindringlich. "Keine Gewalt - bitte." "Das war dumm, Seherin", ließ der Katzenmann vernehmen. "Ohne Gewalt werdet ihr nichts aus mir herausbringen." "Lass es, Van", schloss sich nun auch Allen Hitomis Meinung an. "Er will dich nur dazu bringen, ihn töten zu lassen. Wir können ja später auf dieses Angebot zurückkommen." Hitomi schauderte, als sie den kalten Unterton in der Stimme hörte. Allen meinte es ernst. Er wandte sich wieder an den Gefangenen. "Was kannst du uns sonst noch sagen?" "Unterwerft euch meiner Herrin, wenn sie kommt", empfahl dieser. "Und sie wird kommen. Mehr erfahrt ihr nicht. Und jetzt lasst mich allein." "Van", erklang auf einmal Merles Stimme hinter den anderen. Das Katzenmädchen hatte bisher nichts anderes getan, als der Unterhaltung zu lauschen und den Gefangenen zu mustern. Hitomi fiel erst jetzt auf, dass sie nicht einmal eingegriffen hatte, als der Katzenmann Van so abfällig behandelt hatte. Höchst ungewöhnlich. "Lass mich mit ihm reden", bat das Katzenmädchen." Der König von Farnelia wirkte unschlüssig, dafür sah der Gefangene wieder auf. Und diesmal konnte Hitomi in seinen Augen Wut aufblitzen sehen. Kannte er Merle etwa? "Verschwinde, Verräterin!", grollte er. "Ich will mit dir nichts zu schaffen haben!" Das Katzenmädchen prallte zurück, als habe er sie geschlagen. Pure Bestürzung war auf ihren Zügen zu lesen. Van nutzte Hitomis Abwesenheit, die Merle sorgenvoll betrachtete, um sein Schwert endgültig zu ziehen und es dem Gefangenen an die Kehle zu halten. Beide beschossen sich mit eisigen Blicken. "Was willst du damit sagen?", fragte Van. "Kennst du Merle etwa? Ich rate dir, rede, denn ich kenne eine Menge Sachen, die ich dir mit dem Schwert antun kann, ohne dich zu töten!" Dem Gefangenen war zwar keine Angst anzumerken, jedoch schob er seine linke Augenbraue in die Höhe. Offenbar schien er zu dem Schluss zu gelangen, dass Van seine Drohung durchaus ernst meinte. Und dass sturer Trotz das nicht wert war. "Ich kenne sie nicht", antwortete er und warf Merle einen weiteren geringschätzigen Blick zu. "Aber wenn sie sich in deiner Nähe aufhält, König von Farnelia, dann muss sie deine Verbündete sein. Und das heißt, dass sie eine Verräterin am eigenen Volke ist. Sie hat der Herrin den Rücken gekehrt und hat sich bei MENSCHEN eingeschmeichelt!" Er betonte das Wort, als wäre es etwas Giftiges. "Auch du wirst deine Strafe erhalten, Verräterin, und zwar schon bald. Zusammen mit deinen Freunden." Merle sah aus, als wäre sie kurz davor, loszuheulen. Hitomi nahm das Mädchen zur Seite und streichelte sanft das Haar ihrer Freundin. Es musste furchtbar sein, nach 15 Jahren einem Vertreter der eigenen Rasse zu begegnen und dann festzustellen, dass man gebrandmarkt war. Aber irgendwie kam es ihr vor, als ginge der Schmerz des Katzenmädchens sogar noch tiefer, obwohl sie sich nicht sicher war. Denn trotz allem hatte Merle nicht den Blick von ihm abgewandt. Konnte es sein...? "Bist du fertig?" Vans Stimme hätte eigentlich die Luft gefrieren lassen müssen. "Dann wirst du mir jetzt genau zuhören!" Er machte eine schnelle Bewegung mit dem Schwert und plötzlich hatte der Gefangene eine leichte Schnittwunde, die seine Wange verunstaltete. Er stieß ein tierisches Grollen aus, aber Van ließ sich nicht beeindrucken. "Da du ja so stolz auf dein Volk bist, will ich dir jetzt was sagen: Merle wurde als Baby ausgesetzt! Von deinen verdammten Leuten! Und mein Vater, König Gaou Farnel, ein Mensch, war es, der ihr ein Zuhause im Palast gab!" Dann senkte er das Schwert, steckte es weg und drehte sich um. "Denk darüber nach! Zeit dazu solltest du ja haben!" "Du scheinst Treue und Mut hochzuschätzen", vermutete Allen, der unter all dem Zorn die leichte Unsicherheit auf den Zügen des Katzenmannes gesehen hatte. Auch der Blick, den er Merle zugeworfen hatte, schien nicht mehr die gleiche Wut zu beinhalten wie die letzten. "Dann solltest du wissen, dass Merle im Großen Krieg nicht von der Seite König Vans gewichen ist. Und du solltest auch bedenken, dass er die einzige Familie war, die sie jemals hatte." Er erwiderte den Blick des Gefangenen ernsthaft. "Du kannst den Wachen jederzeit Bescheid sagen, wenn du uns etwas zu sagen hast." Damit verließ er mit Van den Raum. Auch Hitomi wollte mit Merle gerade folgen, als sie ein Wort des Gefangenen zurückhielt: "Mädchen!" Beide drehten sich um, aber man sah sofort, dass der Katzenmann Merle mit undefinierbarem Blick anstarrte. Sie erwiderte ihn, so fest sie konnte. Sie würde keine Schwäche zeigen. Eine halbe Minute beäugten sie einander, dann zeigte der Mann ein knappes Lächeln. "Mein Name ist Llorin", teilte er ihr mit. Dann legte er sich wieder hin und schloss die Augen. Hitomi ließ sich noch etwas Zeit, um Merles teils freudigen, teils verdatterten Blick zu genießen, dann zupfte sie das Katzenmädchen am Ärmel. Sie deutete auf Van und Allen, die schon etwas weiter oben an der Treppe auf sie warteten und Merle nickte. Hastig drehte sie sich um und ging weiter, damit die Wärter die Tür wieder schließen könnten. Aber Hitomi hatte das sanfte Erblühen ihrer Wangen sehr wohl gesehen und grinste in sich hinein. "Nun?" Eine einfache Frage. Aber sie hallte bedrohlich in den großen Hallen nach, in der die Sprecherin sich befand. Die beiden Personen, die am Boden knieten, blieben äußerlich zwar gelassen, innerlich waren sie aber nicht halb so ruhig. Die Tatsache, dass sie gute Nachrichten überbrachten, schien auf einmal nicht mehr so viel zu bedeuten wie draußen. Der Mann, der inzwischen in den meisten Ländern dieser Welt als Botschafter Kayd bekannt war, hob als erster den Kopf. Sein knochiges Gesicht wirkte im fahlen elektrischen Licht der Guymelef-Werkstatt der Ispano noch fahler, dafür stach das dunkelbraune Haar, welches er hinten zu einem saloppen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, ebenso wie seine dunklen Augen hervor. Momentan trug er außer seinen Schuhen nur die Hose aus asturischem Stoff, welche er noch vor kurzem in diesem Land getragen hatte. Der Oberkörper, aus dem zwei leuchtend helle Schwingen emporwuchsen, war frei. Einige Federn waren bereits wieder ausgefallen und erhellten den glatten, sterilen Metallboden. Kayd hatte ebenso wie Siran, der neben ihm kniete, eine Hand auf dem Boden abgestützt. Dieser glich seinem Bruder, bis auf die Tatsache, dass er blondes Haar hatte und etwas älter war, sehr stark. "Farnelia hat Euren Vorschlag abgelehnt, Majestät", verkündete er bedauernd. "Freid ebenso. Die beiden Herrscher waren strikt gegen einen neuerlichen Krieg." Er machte eine kurze Pause. Als die Frau, der er Bericht erstattete, nicht antwortete, fuhr er fort: "Auch Millerna und Dryden von Asturia haben offiziell Eure Armee zurückgewiesen. Aber in diesem Land gibt es dennoch Kräfte, die Euch nicht feindlich gesonnen sind." "Was heißt das?" Die Stimme klang interessiert, allerdings schien sie ihn auch zu warnen. Wenn er sie enttäuschte, würde er das bereuen. "Erklär das genauer!" Er schluckte unmerklich. An seiner Stirn formten sich langsam Schweißtropfen. "Ich konnte von einer Gruppe asturischer Kaufleute und Adeliger erfahren, die anscheinend planen, die beiden Regenten abzusetzen. Alle von ihnen hätten großes Interesse an einem Krieg mit Zaibach. Es sollte ein Leichtes sein, ihnen Eure Armee schmackhaft zu machen." "Bist du sicher, dass sie überhaupt die Möglichkeit haben, die beiden vom Thron zu fegen?", fragte die weibliche Stimme weiter. "Ich will nichts mit einer Gruppe größenwahnsinniger Verschwörer zu tun haben, die nicht wissen, wie sie ihre Pläne umsetzen sollen!" "Keine Sorge, Majestät", beeilte er sich zu sagen und warf seinem Bruder einen schnellen Seitenblick zu. Dieser musterte ihn besorgt. Auch er wusste, dass es um Kayd nicht sehr gut stand, wenn er die Herrin nicht überzeugen konnte. "Aus den Hinweisen, die mir diese Leute gaben, konnte ich schließen, dass die offenbar einige Morphe gedrungen haben. Diese sollen Millernas und Drydens Platz einnehmen und dann die Befehle ihrer Herren aussprechen." "Morphe?" Die Stimme klang amüsiert. "Interessant. Ich wüsste gerne, wo sie die gefunden haben. Aber egal, solange sie es schaffen, Kontrolle über Asturia zu erlangen, können sie auch mit Dämonen paktieren, wenn sie wollen. Wann wollen sie ihre Revolution durchführen, Kayd?" "Sehr bald, Majestät", sagte er, nun etwas beruhigt. Offenbar hatte er das Schlimmste überstanden. "Als Ihr mich rieft, wurde gerade erläutert, auf welche Weise die beiden Morphe in den Palast eindringen sollen. Es sollte alles bald vorbei sein." "Sollte?" Kayd zuckte zusammen. Wieder dieser fordernde Tonfall. "Gibt es Hindernisse?" "Eines", gestand er zähneknirschend. "Prinzessin Eries, die Schwester Regentin Millernas, hat offenbar ein Auge auf diese Gruppe von Verschwörern geworfen. Es wäre möglich, dass sie den Plan vorzeitig erfährt und etwas dagegen unternimmt. Aber sobald ich zurückkehren kann, werde ich mich darum kümmern", versprach er schnell, als er sah, wie sich das Gesicht der Herrin verfinsterte. "Ich schwöre, sie wird Euren Plan nicht stören." "Gut." Das Wort sollte eigentlich positiv sein, aber es drückte "Wag es nicht zu versagen!" aus. Kayd neigte den Kopf. Dafür hob ihn nun Siran. "In Zaibach gibt es keine Probleme, Majestät", verkündete er triumphierend. "Die Hexer haben gar keine andere Wahl, als Euch zuzustimmen, wenn sie nicht irgendwann von den anderen Staaten überrannt werden wollen. Sie brauchten lediglich einen Tag, um sich darüber klar zu werden. Von dieser Seite her wurde Eure Idee mit großer Begeisterung aufgenommen." "Sei dir nicht zu sicher", mahnte auch ihn die Frau. Sie klang diesmal nachdenklich. "Die Hexer sind nur solange sicher auf Zaibachs Thron, wie sie alles kontrollieren können. Die Leute beginnen langsam zu realisieren, dass dieser Wahnsinnige Dornkirk tot ist... und sie müssen vor allem die Armee kontrollieren, um die Menschen unter Kontrolle zu halten. Sie werden dich im Auge behalten, Siran." "Ich verstehe, Majestät." Auch er senkte den Kopf. "Ich werde von nun an vorsichtiger sein." "Ihr beide könnt euch jetzt zurückziehen", verkündete die Frauenstimme. "Morgen brecht ihr wieder nach Asturia und Zaibach auf, um die Fortschritte im Auge zu behalten." "Jawohl, Majestät", antworteten die beiden simultan, standen auf und verließen den Raum. Die Frau blieb nachdenklich zurück. Sie streichelte die Schuppen des noch nicht ganz ausgewachsenen Drachen, den sie in das Innere des Ispano-Schiffes hatte schaffen lassen, um ihr Gesellschaft zu leisten, obwohl er das nicht einmal bemerkte. Sie brauchte nicht viel Gesellschaft. Seit ihre Schwester gestorben war, hatte sie sich sogar von ihrem eigenen Volk mehr und mehr abgesondert, auch wenn sie immer noch die Kontrolle über ihre Untertanen besaß. Untertanen? Sie lächelte spöttisch. Die paar Dutzend, die es noch gab? Das Drachenvolk war nahezu ausgestorben, das war die bittere Wahrheit. Und die ganze Zeit, seit es auf diesem verfluchten Planeten war, hatte es sich vor den Menschen verstecken müssen, diesen... Kreaturen, die es gewagt hatten, sich gegen ihre Herren aufzulehnen. Aber damit würde sie Schluss machen... ein für alle Mal! Bald würde die alte Ordnung wieder hergestellt sein. Die Draconierin setzte sich auf und konzentrierte sich kurz. Ihre großen Flügel erschienen in einem wahren Lichtblitz, da das schwache Licht der elektrischen Lampen der Ispano darauf hundertfach widergespiegelt wurde. Ohne Mühe erhob sie sich in die Luft und schwebte von ihrem Schoßtier herab. Der junge Drache würde bei diesem Kampf nichts zum Sieg beitragen können... leider. Aber es gab genug ausgewachsene Tiere, die seinen Platz füllen würden. So würde er eben im kommenden goldenen Zeitalter von Gaia Schrecken in die Herzen der Menschen säen. "Freid", murmelte sie, während sie die langen, sterilen Gänge entlang wandelte, welche die Ispano ihre Heimat nannten. In ihrem schönen Gesicht arbeitete es. Sie war in Menschenjahren gemessen alt. Aber das Drachenvolk hatte den Vorteil, dass sich das Alter bei ihnen nicht nach außen hin zeigte, auch wenn sie nicht länger lebten als die normalen Menschen. Ihre Haare waren ebenso schwarz wie die ihrer toten Schwester, auch wenn sie sie etwas kürzer, etwa bis zum Becken und zu einem Zopf geflochten trug. Ihr langes, vielschichtiges und im Wind der Klimaanlagen flatterndes Kleid im zartvioletten Ton von blühenden Heidesträuchern verlieh ihr ein mystisches Aussehen und ihre Flügel unterstützten diesen Eindruck gewaltig. Es zeigte die Königin in ihr. Die Königin des Drachenvolkes. "Freid", wiederholte sie lauter. "Und Farnelia. Nun, das ist keine Überraschung." Sie erinnerte sich an das, was sie über Herzog Chid wusste. Er war im Grund nur ein kleiner Junge. Sie schürzte die Lippen. Wie dumm von den Menschen, ihr Schicksal einem Kind anzuvertrauen, das noch nicht einmal das Erwachen des eigenen Körpers gespürt hatte. Dennoch hatte der Kleine den Großen Krieg miterlebt, was hieß, dass er wusste, was seinem Volk in einem weiteren Konflikt zustoßen würde. Es war verständlich, dass er abgelehnt hatte. Die Königin wäre vielleicht sogar enttäuscht gewesen, wenn er zugestimmt hätte. Van Farnel allerdings... ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen der Draconierin. Nun, bei ihm war sie einigermaßen überrascht gewesen, dass er Kayd so resolut abgewimmelt hatte. Sie hatte ihn lange Zeit beobachtet und sein Jähzorn hatte ihn bis vor wenigen Jahren noch oft in Schwierigkeiten gebracht. Offenbar hatte sich das geändert. Nun, er war ein Sonderfall, da er zu ihrem Volk gehörte. Er sollte nicht sterben. Sie würde einen Weg finden müssen, um ihn auf ihre Seite zu bringen. Das sollte nicht allzu schwer sein. Asturia und Zaibach würden hingegen beide für sie arbeiten, ohne es zu merken. Die beiden großen Länder würden sich gegenseitig vernichten und die restlichen Menschen konnten bald unter Kontrolle gebracht werden. Danach würde die goldene Ära Gaias beginnen. Das Volk der Atlanter würde mit Hilfe der Drachen über die normalen Menschen herrschen! Die Königin blieb stehen und sah aus einem der Fenster. Die beiden Monde standen hoch über ihrem Kopf, allerdings nur schwach sichtbar, da die Nacht noch nicht hereingebrochen war. Es würde aber nicht mehr lange dauern, bis sie in ihrer gesamten Pracht erstrahlen würden. Plötzlich runzelte die Königin die ebene Stirn. Ja, die Seherin vom Mond der Illusionen! Sie könnte vielleicht ihre Pläne gefährden, wenn ihre verfluchten Visionen sie warnten. Darum würde sie sich kümmern müssen. Sie musste einen Weg finden, sie und Van Farnel zu trennen, dann würde sie beschäftigt genug sein. Aber das hatte noch etwas Zeit. Bis die Vorbereitungen abgeschlossen waren. "Bald", verkündete sie den Sternen, die sich allerdings nicht herabließen, ihr zu antworten. Etwas sehr Seltenes geschah: Das Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich in einer Träne, die aus den Augen der Königin floss. "Bald bin ich bereit. Bald werde ich dich rächen, geliebte Schwester. Dann werden die Menschen dafür bezahlen, was sie dir angetan haben!" Van Farnel, der König von Farnelia, Held des Großen Krieges, Kind einer Draconierin und Besitzer eines Guymelefs aus dem legendären Ispano, fragte sich, ob es irgendein Gesetz gab, das ihm verbot durchzudrehen. Seit einigen Minuten starrte er an die Decke seines Schlafzimmers, die allerdings auch schön langsam langweilig wurde. Er hatte ein Himmelbett, wie es anscheinend gang und gebe in jedem Königsschlafzimmer von Gaia war, strengstens abgelehnt und auf einem normalen, wenn auch großen und relativ weichen Bett bestanden, so wie sie auch in den Häusern seiner Untertanen standen. Seine militärische Erziehung unter Vargas, dem Kendo-Meister, und den anderen großen Kämpfern der Stadt Farnelia hatte keinen Luxus enthalten. Man hatte ihn Demut gelehrt und er hatte nicht vor, sich davon zu trennen, nur um besser zu leben als die Menschen in der Stadt. Manchmal hatte er sich gefragt, ob er das Bett dennoch austauschen lassen würde, wenn Hitomi zu ihm zurückkehrte. Er hatte zwar nicht weiter gedacht und sich gefragt, wozu man ein größeres und bequemeres Bett zu zweit wohl nutzen konnte - zumindest nicht, wenn jemand dabei war und seine Leistengegend beobachten konnte - aber irgendwie war es für ihn selbstverständlich gewesen, dass sein Leben sich grundlegend ändern würde, wenn seine Geliebte mit ihm zusammenleben würde. Und jetzt sah es so aus, als würde das selbst jetzt nicht geschehen, obwohl Hitomi wieder in Farnelia war, verdammt! Den ganzen Tag über war sie ihm zwar nicht direkt ausgewichen, aber im Vergleich zu den tiefen Gefühlen, die sie am Tage zuvor geteilt hatten, war der rein freundschaftliche Umgang heute wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Van hatte für ihn erstaunliche Geduld bewiesen, indem er Hitomi fünf Jahre gegeben hatte, um von der Erde Abschied zu nehmen. Er wusste nicht, ob er jetzt noch sehr viel länger warten konnte, bis sie ihm erzählte, was sie in ihrer Vision gesehen hatte. Selbst Allen und Merle, denen er sich sonst immer anvertrauen konnte, waren heute, so seltsam es auch war, ziemlich beschäftigt gewesen. Merle eigentlich nicht, aber sie hatte Van auf einen anderen Tag vertröstet, als er mit ihr ein Gespräch hatte anfangen wollen. Irgendwie schien sie ziemlich abgelenkt zu sein, und das sicher nicht wegen Hitomi, sonst wäre sie bei ihr gewesen. Und Allen hatte nach ihrer traditionellen Kampfstunde auch eher schweigsam gewirkt, als mache er sich um etwas Sorgen. Was war hier nur los? "Was hast du nur gesehen, Hitomi?", fragte er die Decke, die dafür zweifellos der falsche Ansprechpartner war. "Was hat dich so sehr erschreckt, dass du mir ausweichst?" Konnte es sein, dass auf der Erde irgendetwas vorgefallen war, das sie ihm nicht erzählen wollte? Aber was konnte so schlimm sein, dass sie es nicht einmal ihm anvertrauen konnte? Er schloss die Augen. Er liebte sie. Er wusste, dass er ohne sie keine echte Freude im Leben empfinden konnte. Und er hatte sich schon lange zuvor eingestanden, dass er ihr sogar dieses Leben anvertrauen würde. Warum konnte sie das nicht? Einen Moment lang blieb Van Farnel noch im Bett liegen und ließ diese Gedanken auf sich einwirken, dann fluchte er kurz und setzte sich schwungvoll im Bett auf. Was nutzte es, wenn er hier herumlag und düster in die Zukunft blickte? Er würde jetzt das einzige tun, das ihm wirklich Klarheit verschaffen konnte. Er würde mit Hitomi reden. Hitomi schloss die Augen und überließ es dem sanften, warmen Wind, ihren Körper etwas abzukühlen. Es schien wohl zur Gewohnheit zu werden, dass sie in letzter Zeit kaum mehr schlafen konnte. Nachdem sie sich einige Stunden lang in dem durchaus bequemen Bett herumgewälzt hatte, das in dem Raum stand, den sie auch im alten Palast bewohnt hatte, hatte sie beschlossen, etwas herumzuwandern. Schließlich war sie auf eine große Plattform gelangt, an deren Geländer sie sich nun lehnte. Dennoch ließen sie ihre depressiven Gedanken nicht los. Warum nur schien es dauernd in Probleme auszuarten, wenn sie Gaia besuchte? Instinktiv musste sie an die Worte denken, die Vans Mutter im Tal der Wunder an sie gerichtet hatte. Dass Hitomis Ängste die Zukunft von Gaia beeinflussten und stets das Schlechteste heraufbeschworen. Mit Gewalt verdrängte sie diese Gedanken wieder. Sie hatte keine Angst um Van oder die anderen gehabt, als ihre Visionen wieder begonnen hatten, also war sie diesmal auch nicht Schuld an der Gefahr. Zumindest redete sie sich das ein. "So spät noch wach, schöne Dame?", fragte plötzlich eine galante Stimme im Hintergrund. "Gibt es irgendetwas, das Euch den Schlaf raubt?" Hastig zog Hitomi das Nachtgewand, welches sie ebenfalls von Serena bekommen hatte, eng an sich und drehte sich um. Es war jedoch nur Allen, der hinter ihr in der Tür stand und sie amüsiert anlächelte. Sein Oberkörper war nackt und zeigte wie bei Van einen athletischen, aber nicht mit Muskeln überfüllten Körperbau. Außerdem trug er eine leichte Hose, die oben locker zugeschnürt war (und für alle, die jetzt gewisse Gedanken bekommen: PFUI! HENTAI!!!!). Hitomi entspannte sich wieder. "Dasselbe könnte ich dich fragen, Allen", entgegnete sie. "Hast du keine Angst, dass Van uns finden und dich zum Duell fordern könnte?" "Wenn du willst, bleibe ich die ganze Zeit hier stehen", bot der Ritter an und zuckte mit den Schultern. "Allerdings könnten wir auch reden. Zwischen dir und Van ist gestern doch etwas vorgefallen, nicht?" Hitomi senkte den Kopf und drehte sich wieder um, damit sie den Wind wieder auf dem Gesicht spüren konnte. "Ja", gab sie zu, während Allen unaufgefordert neben sie trat. "Weißt du, ich... ich hatte... ich hatte wieder eine Vision." Allens Kopf ruckte herum. Plötzlich wirkte er sehr angespannt. "Eine Vision? Wann?" "Gestern. Als Van und ich... beim Grünen Drachen waren." Alles musste der Ritter nun auch nicht erfahren. Es war auch so schon schwer genug. "Ich habe Van gesehen, der von einer Frau seines Volkes umarmt wurde. Sie sagte, er würde ihr gehören und ich würde wie die anderen Menschen untergehen. Und dann spie ein Drache Feuer nach mir... er hat nicht einmal versucht, mich zu retten, Allen!" "Nicht alles, was du gesehen hast, ist auch wirklich eingetroffen, Hitomi", versuchte Van sie zu beruhigen. "In Zaibach hast du gesehen, dass Gaia durch die Schicksalsmaschine zerstört werden würde, aber Van und du haben das verhindert." "Aber was ist, wenn die Vision diesmal Wirklichkeit wird?", rief Hitomi in hilflosem Zorn. "Was ist, wenn Van wirklich von dieser Drachenfrau beeinflusst wird?" "Hitomi, hör auf!", sagte Allen streng und packte das Mädchen an den Armen. Er wartete, bis sie sich etwas beruhigt hatte. "Welchen Liebesbeweis verlangst du eigentlich noch von Van, Hitomi? Er hat fünf Jahre lang auf dich gewartet und es gab weiß Gott genug Mädchen, die versucht haben, zu ihm vorzudringen! Glaube an ihn, dann werden deine Ängste nicht zur Realität werden!" "Aber das ist so schwer, Allen", jammerte Hitomi und drückte sich weinend an den Asturier. "Du hast die Augen von Van in der Vision nicht gesehen... sie waren kalt und verachtend. Ich möchte ja an ihn glauben, aber dieses Bild lässt mich nicht mehr los." Allen schluckte und umarmte Hitomi zögernd. Dann sprach er beruhigend auf sie ein: "Aber das sind nicht die Augen des Van, der hier ist, Hitomi. Jedes Mal, wenn er dich ansieht, entdecke ich Sorge in ihnen. Er ist ruhelos seit gestern, weil er nicht weiß, wie er dir helfen kann. Denk nicht an die Augen dieses Traumbildes, Hitomi. Sieh in die Augen des wahren Van und du wirst nur Liebe vorfinden. Glaub mir, ich musste fünf Jahre lang mitmachen, wie er jeden Tag nach dir Ausschau hielt." "Du hast... wahrscheinlich Recht, Allen", schniefte Hitomi, löste sich aus der Umarmung und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Ich sollte es wirklich besser wissen. Ich bin wirklich ein Schaf." "Nein, du hast einfach Angst, dass du etwas verlieren könntest, was dir viel bedeutet", beruhigte sie Allen. Auch ihm war wohler, nachdem die Umarmung vorüber war, obwohl er sie genossen hatte. Die Regeln der Liebe waren sehr grausam. "Du solltest mit Van darüber sprechen. Wenn ihr euch völlig vertraut, wird keine Vision der Welt euch auseinanderbringen können." "Du bist ein richtiger Schatz, Allen", bemerkte Hitomi liebevoll. "Was würde ich nur ohne dich anfangen?" "Trauern, verzweifeln, jede Hoffnung verlieren und Selbstmord begehen", behauptete der Ritter völlig ernst. "Und dann müsste ich mir bis ans Ende meiner Tage Vans Wehgeschrei anhören. Ich mache das aus reinem Eigennutz, Hitomi!" Das Mädchen lachte und legte ihre Hand auf Allens. "Danke, Allen, das hatte ich wohl nötig." Dann sah sie wieder zum Himmel hinauf und wurde ernst. Allerdings war die Verzweiflung von vorhin aus ihrem Gesicht verschwunden und darüber war Allen sehr froh. "Aber das war nicht der einzige Grund, warum ich hier herausgekommen bin", gestand sie dem Ritter. Allen legte kurz den Kopf schief. Ihm war gewesen, als hätte aus Richtung Tür etwas gehört. Nein, wer sollte um diese Uhrzeit noch hier herumstreichen? Er musste sich getäuscht haben. "Du hast mehr Sorgen als alle anderen Menschen auf Gaia, weißt du das?", fragte er lakonisch. "Nun, da ich schon mal da bin, kannst du mir ja auch davon erzählen." "Weißt du, ich sorge mich ja nicht nur wegen Van", gestand ihm Hitomi. "Auch wegen Merle, dir, den anderen Freunden... ist dir eigentlich aufgefallen, dass Merle etwas für diesen gefangenen Katzenmann empfindet?" "Ob mir das aufgefallen ist?" Allen schnaubte. "Das war ja wohl nicht zu übersehen! Noch ein bisschen auffälliger und sogar Van, der blind für alles ist, seit du da bist, hätte es gemerkt!" "Was ist, wenn er sie ins Unglück stürzt, Allen?", fragte Hitomi. "Oder wenn der Krieg losbricht und du kämpfen musst? Oder wenn diese Draconierin noch einen Drachen zu Yukari und Amano schickt?" Sie blickte traurig zu Boden. "Was ist, wenn dem Baby etwas zustößt, Allen? Das könnte ich nicht ertragen. Wieso muss nur immer wieder ein Krieg ausbrechen?" "Ich weiß es nicht, Hitomi", entgegnete Allen und wischte ihr eine weitere Träne von der Wange. "Vermutlich liegt es im Wesen der Menschen. Aber du und Van, ihr habt gezeigt, dass die Menschen unter den widrigsten Umständen zusammenstehen können." Er zwickte sie spielerisch in die Wange und lächelte ermutigend. "Keine Angst. Wir werden alle gemeinsam ein Auge auf Merle haben. Wenn wir tatsächlich kämpfen müssen, werden Van und ich Seite an Seite stehen und uns gegenseitig beschützen. Deine Freunde sind auf dem Mond der Illusionen in Sicherheit, seit du hier bist und auch dem Baby wird nichts zustoßen. Hab Vertrauen." Hitomis Gesicht war zunehmend zuversichtlicher geworden, während er gesprochen hatte. Jetzt lächelte sie tapfer und beugte sich zu Allen hinunter, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Der Ritter sah verwundert zu ihr auf und griff zögernd an die Stelle. "Danke, Allen", flüsterte sie. "Du findest wirklich immer die richtigen Worte. Du hast Recht, ich sollte mich nicht so gehen lassen." "Es ist die Pflicht eines Ritters, Damen Trost zu spenden", merkte Allen mit einer leicht spöttischen Verbeugung an. "Sollten wir jetzt nicht lieber wieder auf unsere Zimmer gehen, Hitomi? Langsam wird mir hier etwas kalt." "Dann sollten wir wohl", schloss sich Hitomi an. Plötzlich grinste sie. "Oder soll ich dir mein Nachthemd leihen?" Während Allen hastig den hochroten Kopf wegdrehte, horchte Hitomi plötzlich auf. Hatte sie nicht von der Tür her schnelle Schritte gehört? Nein, sie musste sich getäuscht haben. Jetzt war außer Nachtvögeln wie Allen und ihr niemand mehr auf. Dennoch sollte sie sich bald wünschen, besser hingehört zu haben. Langsam sank Van zu Boden und vergrub sein Gesicht in den Armen. Auf dem Weg von Hitomis Zimmer war er an einer der Terrassen des Palastes vorbeigekommen und hatte auf einmal ihre Stimme gehört. Er hatte schon aus der Tür hervortreten wollen, als auch Allens Stimme erklungen war. Da hatte er sich entschlossen zu warten, bis der Ritter wieder gegangen war. Als er stillstand, hatte er gemerkt, dass er der Unterhaltung folgen konnte, wenn er sich ruhig verhielt. Einen Augenblick lang hatte er gezögert, dann siegte allerdings die Neugier. Vielleicht konnte er so herausfinden, was Hitomi bedrückte, beruhigte er sein Gewissen. Dann konnte er ihr gleich hier helfen. "... wenn er sie ins Unglück stürzt, Allen?", erklang Hitomis Stimme gerade. Von wem sprach sie da? "Oder wenn der Krieg losbricht und du kämpfen musst? Oder wenn diese Draconierin noch einen Drachen zu Yukari und Amano schickt?" Yukari und Amano? Ach ja, das waren ihre Freunde, die er damals auf dem Mond der Illusionen bei ihrem ersten Treffen gesehen hatte. Sie schienen ihr immer noch viel zu bedeuten, aber deshalb konnte sie gestern nicht zusammengebrochen sein. Beim nächsten Satz allerdings zuckte er zusammen. "Was ist, wenn dem Baby etwas zustößt, Allen? Das könnte ich nicht ertragen." Baby? Das Wort hämmerte im Kopf des jungen Königs wie ein tollwütiger Zwerg. Hitomi... erwartete... ein Kind? Sein Herz krampfte sich zusammen und schrie ihm zu, dass sie ihn liebte, dass sie niemals ein Kind von einem anderen haben würde. Aber vor seinen realistischeren Augen erschien das Bild von gestern, als sie ihn geküsst hatte. Ein krampfartiges Zucken, sie krallte ihre Finger in sein Fleisch, dann versagte ihre Kraft und sie glitt ohnmächtig zu Boden. Keine Vision. Kein einfacher Schwächeanfall. Ein Baby. Van hörte nicht auf die kleine Rede, die Allen ihr hielt, auch nicht auf den Rest des Gesprächs. Er verwendete seine ganze Kraft auf die kaum machbare Aufgabe, nicht laut loszuschreien. Statt dessen biss er die Zähne zusammen und ließ die Tränen der Wut und der Trauer ungehindert über sein verborgenes Gesicht fließen. Warum?, fragte er sich. Warum nur? Wieso bestrafte ihn das Schicksal so grausam? Plötzlich hörte er, wie Allen vom Zurückgehen in die Zimmer sprach. Nein, sie durften ihn nicht hier finden. Nicht in diesem Zustand. Hastig stand der König von Farnelia auf, fuhr sich mit der behandschuhten Hand ruckartig über die Augen und lief leise in Richtung Palastausgang weg. Van schrie nicht. Er machte kein einziges Geräusch, während er Escaflowne über die Wiesen und Wälder seines Reiches lenkte. Der Drache schien seine Todesqualen gefühlt haben, denn als er beim Grabhügel angelangt war, hatte der rosa Energist an der Brust des ispanischen Guymelef in alter Stärke geleuchtet und die Pflanzen in seinem Umkreis zu Asche verbrannt. Den Rest hatte Vans Schwert besorgt, welches mit dem grünen Bewuchs von fünf Jahren kurzen Prozess machte. Es war nicht wirklich das gewesen, was Van brauchte, aber immerhin dämpfte es seine rasende Wut ein bisschen. Sofort hatte er den Guymelef wieder reaktiviert, ihn gestartet und in einen Drachen verwandelt, mit dem er jetzt flog, um sich abzukühlen. Was nicht wirklich gelang. Er erhöhte die Geschwindigkeit, damit seine ganze Konzentration dafür gebraucht wurde, um den Drachen sicher zu lenken, aber bald wurde er wieder langsamer. Nein, auch das war nicht das Richtige. Er sah zu Boden. Dort. Ein kleiner Hügel, der anscheinend unbewohnt war. Er riss an den Drahtseilen, die ihm erlaubten, Escaflowne vom Rücken aus zu steuern und veranlasste ihn so zu einem raschen Schwenk. Dann senkte er den Winkel und hielt auf den Boden zu. Noch immer zeigte sein Gesicht keine Regung, als er den Guymelef nur wenige Meter über dem Boden mit einem heftigen Ruck an den Seilen abfing und in einen Kampfroboter zurückverwandelte. Langsam öffnete er das Visier und stieg aus. Neben den Füßen des Guymelef ließ er sich zu Boden gleiten. Die heißbrennende Kraft der Wut verschwand und machte der Leere unendlicher Trauer Platz. Wieder sank sein Kopf nach unten und gleich darauf tropften im Licht der beiden Monde glitzernde Wassertropfen zu Boden. Van Farnel weinte. Still vergoss er seine Tränen und versuchte, an nichts zu denken, was seinen Schmerz noch anstacheln konnte. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Mit einem Ruck stand er auf und warf den Kopf gen Himmel. "Warum?", schrie er mit allem, was seine Stimmbänder hergaben. "Warum?" Das Echo hallte in den Tälern wider und geisterte wie der Schrei eines verwundeten Tieres durch die Nacht. "Hitomi, sag mir, dass es nicht wahr ist!" Aber natürlich konnte sie nicht antworten. Nun hat sie dich also doch betrogen, Van, hörte er plötzlich eine Stimme in seinem Kopf. Er sah sich so schnell um, dass weitere Tränen in hohem Bogen wegflogen, aber niemand war in seiner Nähe. "Wer bist du?", rief er laut. "Ich bin nicht in der Stimmung für Versteckspielchen!" Ich bin wie du, Van, erklärte die Stimme geheimnisvoll. Sie war eindeutig weiblich. Ich bin vom Volk des Drachengottes und teile deinen Schmerz. "Wie willst du meinen Schmerz verstehen können?", fragte er bitter. "Du hast doch keine Ahnung." Da irrst du dich, widersprach die Stimme. Auch ich habe jemanden verloren, den ich geliebt habe. Zwar wurde ich nicht betrogen wie du, aber dennoch habe ich sie verloren. Ich weiß, wie schmerzhaft das ist. "Warum nur?", fragte Van und seine Knie knickten ein. "Hitomi. Unsere Liebe kann doch keine Lüge gewesen sein!" Anfangs hat sie dich mit Sicherheit geliebt, gestand die Stimme ein. Aber die Menschen kennen die ewige Treue nicht, Van. Sie werden sich immer gegen uns wenden, wenn wir sie nicht kontrollieren. "Soll das heißen, dass sie sich auf dem Mond der Illusionen gelangweilt hat und deshalb ein Baby erwartet?", verlangte Van wütend zu wissen. Er krallte seine Finger ins lockere Erdreich. "Nein! Sie hätte es mir gesagt, wenn sie mich nicht mehr lieben würde! Sie hätte mich nicht geküsst, wenn es so wäre!" Ach, tatsächlich? Aber sie konnte nicht sicher sein, ob du ihr deinen Schutz gewähren würdest, wenn sie dir das gesagt hätte, oder? Hättest du ihn ihr gewährt? "Natürlich!", schrie er, aber seiner Stimme fehlte es an Überzeugung. "Ich liebe sie!" Aber sie liebt dich nicht, Van!, stellte die Stimme hart fest. Sie erwartet ein Kind von einem anderen! Sie hat dich betrogen! Sie will nur, dass du sie beschützt, dann wird sie wieder auf den Mond der Illusionen zurückkehren! Van konnte nicht mehr antworten. Schluchzend sank er auf die Erde und hämmerte mit den Händen auf den Boden. Eine Stimme in ihm flüsterte ihm zu, dass alles gelogen war, was die Frau ihm erzählte, aber er spürte dennoch, dass etwas Wahres daran war. Er hatte Hitomi vertraut. Wieso hatte sie ihn so grausam getäuscht? Die Stimme verschwand nun taktvoll, aber ihre Worte klangen in Vans Kopf nach, sogar beim Rückflug. "Die Menschen kennen die ewige Treue nicht! Sie hat dich betrogen, Van!" In der nächsten Folge... Ein Drache bricht aus seinem Trupp aus und fliegt auf Farnelia zu... Van schickt die Jungen, die unbedingt Krieg wollten, aus... Merle bittet ihn, das Verhör mit dem Katzenmann allein durchführen zu dürfen und er stimmt zu... Allen fragt Van, wieso er die jungen Männer in den sicheren Tod schickt... wütend nimmt er Escaflowne und besiegt den Drachen... er sagt Allen, dass Hitomi genau weiß, warum er so wütend ist... Titel: Das Feuer eines Drachen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)