Follower von Rejah (Harry x Draco) ================================================================================ Kapitel 25: Fall ---------------- Kapitel XXV : Fall Es geht bergab mit mir. Dieser Gedanke kam mir eines Nachts, als ich wie so oft in den letzten zwei Wochen noch lange wach lag und in die Karte des Rumtreibers sah. Es bewegte sich nichts in Hogwarts, so weit ich sehen konnte, denn natürlich konnte ich nicht alle Stockwerke auf einmal im Blick behalten. Es waren wirklich keine guten Zeiten angebrochen. Die Zeit, die ich normalerweise bei Grey zugebracht hatte, füllte sich nun mit gähnender Leere, ließ nur noch Trostlosigkeit und Langeweile zu - und jede Menge Zeit zum Nachdenken. Und nachdenken musste ich wirklich. Über Grey und warum er mir weitere Treffen mit ihm untersagt hatte. Über Malfoy - wieso er sich mir seit meiner Attacke nicht mehr genähert hatte. Über Hermine, die es irgendwann aufgegeben hatte, nach dem Grund meines Miesepetrigseins zu fragen. Was die Sache mit Grey anging, so war ich mir inzwischen schon ziemlich sicher, dass er wusste, dass ich in ihm nicht länger nur einen Lehrer sah. Kein Wunder also, dass er lieber auf Distanz ging, damit meine Gefühle vielleicht irgendwann versiegen würden. Oder damit ich mir meiner Grenzen bewusst wurde. Und es schien geklappt zu haben. Denn obwohl ich mich in den ersten Tagen nach ihm verzehrt hatte, ihm im Unterricht hinterher schmachtete und mir deswegen ein Trank nach dem anderen misslang, hörte dies schon nach kurzer Zeit auf. Meine Noten wurden trotzdem nicht besser - und damit wären wir schon beim nächsten Thema. Ich meldete mich eigentlich gar nicht mehr im Unterricht. Und wenn ich gar nicht meine, meine ich auch gar nicht. Es war wie anfangs, bevor mir Grey durch unsere Gespräche neuen Mut gemacht hatte, ich war zu nichts mehr nütze und döste den ganzen Tag lang, hörte gerade noch soviel zu, dass ich mich nicht in meinen Gedanken verlieren konnte. Lustlos blätterte ich eine Seite der Karte um und starrte auf einen der Türme - ja, es war genau der Turm - und beobachtete den kleinen Schriftzug von Grey, an dem ich keine Fußspuren wahrnahm; nur wenige Meter entfernt, durch eine Wand getrennt, konnte ich Remus sehen. Meine Augen waren kurz davor zuzufallen, und ich war froh, dass die lang ersehnte Müdigkeit anscheinend doch noch vorhatte, mich zu erreichen, als ich einen kleinen, mit einem Namen versehenen Fußstapfen vor Greys Büro sah. Auf einmal wacher als zuvor blinzelte ich mir den körnigen Schlaf aus den Augen und entzifferte die verschlungenen Buchstaben, deren Besitzer gerade das Büro betrat. Draco Malfoy. Ich merkte, dass meine Finger sich fester in das alte Pergament krallten und kleine Falten darauf hinterließen. Wieso ist er bei Grey? Mein Lehrer konnte ihn schlecht erwarten, denn laut der Karte befand er sich unbeweglich in seinem Schlafzimmer, und da würde er mit Sicherheit nicht auf Malfoy warten. Das Gleiche galt für Remus. Ich überlegte nicht lange, was zu tun war. Ich schwang mich über das Bett und zog mir schnell ein Hemd über meinen nackten Oberkörper; eine Schlafanzughose hatte ich an. So leise und gleichzeitig schnell wie ich konnte, verließ ich den Schlafsaal und schlich mich hinunter in den Gemeinschaftsraum, ignorierte das Gezeter der Fetten Dame, die mir irgendetwas über die Unreife der heutigen Jugend hinterher rief und eilte zum höchsten Turm Hogwarts‘. Der Weg kam mir unendlich lange vor, was wohl daran liegen mochte, dass ich nicht mehr so schnell laufen konnte oder aber auch, weil die Angelegenheit so dringend war und mir mein Unterbewusstsein einen Streich spielte. Als ich ohne eine Unterbrechung endlich ankam, war ich erschöpft und wäre am liebsten wieder zurückgegangen oder besser noch einfach hier eingeschlafen, doch ich riss mich zusammen. Die Tür zum Klassenzimmer war offen und so tapste ich leise hinein, nachdem ich durch den Türspalt gelugt und mich vergewissert hatte, dass die Luft rein war. Die Tür zu Greys trautem Heim war geschlossen, stellte ich fest; Malfoy musste sie zur Sicherheit wieder hinter sich zugezogen haben. Ich lauschte an der Tür. Ich hörte Stimmen. Dann ein lautes Poltern und Krachen. Geschockt riss ich einen Moment später die Tür auf, den Zauberstab, den ich zur Sicherheit und mangels einer Taschenlampe mitgenommen, hatte erhoben und sah mich einer ungewöhnlichen Szene gegenüber. Im Büro befanden sich genau zwei Personen - Grey und Malfoy, wobei Letzterer halb auf dem Schreibtisch lag; Grey über ihn gebeugt. Mein Mund stand offen. „Das …“ Meine Stimme war leise, doch als sich die beiden aus ihrer Starre lösten, ihre Köpfe zu mir drehten und mich mit grauen beziehungsweise schwarzen Augen ansahen, war es um mich geschehen. „Das ist nicht wahr!“ Grey schien ein Stück seiner Fassung wieder gefunden zu haben, denn auf einmal richtete er sich auf, warf dem zerzausten Malfoy noch einen kurzen Blick zu und richtete ihn dann wieder auf mich, die Arme beschwichtigend erhoben. „Harry, ich kann alles erklär-“ wollte er anfangen, doch ich schnitt ihm das Wort ab. „Erklären? Verdammt, trampeln Sie nicht so auf meinen Gefühlen herum!“ schrie ich ihn an, und ich sah mit Genugtuung, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. „G-Gefühle?“ stotterte er. „Was meinst du?“ Seine Stimme hatte einen gehetzten Ton angenommen. Ich verschwendete keine Zeit in große Worte, sondern stürmte wutentbrannt auf ihn zu, drückte mit meiner rechten Hand seinen Nacken zu mir hinunter und küsste ihn mit aller Kraft. Ein Blitz durchfuhr mich von oben nach unten und ich spürte das Aufstellen meiner Nackenhaare, das seltsame Gefühl in der Gegend unter meinem Bauch. Gerade wollte ich ihm meine zweite Hand um den Hals legen, als er mich mit Gewalt von sich stieß und ausholte. Klatsch. Verdattert stand ich da, konnte nicht begreifen, was er gerade getan hatte. Meine Wange brannte und war mit Sicherheit rot; der Schlag hatte mir die Tränen in die Augen getrieben. „Pro-Profes…“ Meine Stimme zitterte. „Was in Merlins Namen geht hier vor?“ Remus stand in der Tür zu seinem eigenen Zimmer, nur in Schlafsachen gekleidet und starrte mit großen Augen auf die Szene vor sich. Während weder ich noch Malfoy - der sich übrigens die ganze Zeit nicht um einen Millimeter bewegt hatte - zu einer Antwort fähig waren, drehte sich Grey langsam um, musterte Remus mit einem bedächtigen Blick und sagte schließlich mit rauer Stimme: „Wir … hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ Ich sah, wie er seine Augen senkte und sich zugleich eine sanfte Röte über seine Wangen legte, als er sich wieder mir zuwandte. Einen Schritt trat er auf mich zu und legte mir die Hand auf die Schulter. Ich wich nicht zurück, vielleicht, weil ich doch noch die schwache Hoffnung hatte, dass er nur aus Reflex gehandelt hatte, und nicht, weil er es Ekel erregend gefunden hatte, was ich getan hatte. „Tut mir Leid, Harry.“ sagte er ohne mich anzublicken und ich spürte, wie mein Herz schneller zu schlagen begann. „Ich … hätte dich nicht schlagen sollen.“ Mein Atem ging stoßweise. Dann sah er auf. Seine Augen waren wie immer dunkel und leer und nicht ein bisschen der Wärme, die ich erwartet hatte, war in ihnen zu sehen. Gleichzeitig machte sich beißende Enttäuschung in mir breit. „Du solltest besser wieder in deinen Schlafsaal. - Sie auch, Mr Malfoy.“ fügte er ohne den anderen auch nur anzusehen hinzu. „Sie haben ebenfalls nichts hier zu suchen. Wir sprechen uns morgen.“ Er ignoriert mich! Dies wurde mir in jenem Moment bewusst. Er ignorierte es einfach, dass ich ihn geküsst hatte - einen Lehrer, einen Mann, ihn selbst! - und redete weiter, als sei nichts geschehen. Die Frage, aus welchem Grund Malfoy hier war, die mich dazu bewogen hatte, überhaupt hierher zu kommen - was ein Fehler gewesen war, wie ich mir jetzt eingestehen musste - schien keinerlei Bedeutung mehr für mich zu haben. In mir war nichts mehr. Meine Wange brannte immer noch und ich spürte ein heißes Gefühl in meiner Kehle, das mir sagte, dass ich gleich anfangen würde zu weinen. Vor Grey. Vor Remus. Vor Malfoy. Das wollte ich ihnen nicht geben. Ohne ein weiteres Wort stürmte ich hinaus aus dem kleinen, auf einmal viel zu engen Raum und rannte die Treppe hinunter. Meine Augen waren mittlerweile tränenvernebelt, ich zitterte unkontrolliert und mein Herz raste. Dann knickte ich um und fiel in die Dunkelheit. ~~~~~*~~~~~ Hab ich euch wieder geschockt? *fg* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)