Absinths Erinnerungen von Graeflicher-Trottel (Eine tragische Liebesgeschichte) ================================================================================ Kapitel 6: Verschwinden ----------------------- Absinth wachte auf, drehte sich um und sah direkt in Bridgets schlafendes Gesicht. Wie schön sie doch aussehen konnte, sie lächelte sogar, von was sie nur träumte? Er setzte sich auf und weckte sie sanft. „Wach auf, kleine Königin, die Zeit der Träume ist vorbei.“ Er küsste sie sanft auf die kleine Nase. Es sah witzig aus, wie diese sich danach kräuselte. Kurz darauf schlug Bridget die Augen auf. „Wo bin ich?“ gähnte sie. „In meinem Bett“, erwiderte Absinth grinsend. „Dann habe ich ja nichts Schlimmes zu befürchten, oder?“ „Nein, das hast du wirklich nicht“ Er streichelte ihr über das Haar. „Ich habe irgendwie leichte Kopfschmerzen, ich glaube, ich habe gestern Abend ein, zwei Gläser Wein zu viel getrunken“ Absinth schaute sie verwirrt an, Bridget aber grinste. „Nein, quatsch, mir geht es super.“ „Dann bin ich ja beruhigt.“ Er atmete hörbar erleichtert aus. „Keine Angst, ich trinke nicht viel.“ „Das will ich auch von einer Königin erwartet haben“, antwortete er vorwurfsvoll. „Selbst wenn es nur eine kleine Königin wie du ist.“ „Ich kann machen, was ich will“, sagte Bridget entrüstet. „Ich weiß“, er stupste gegen ihre kleine Nase. „Aber trotzdem solltest du das nicht tun. Du sollst doch ein Vorbild für dein Volk sein, glaube mir, ich habe Erfahrung in solchen Dingen.“ Absinth lächelte sanft. „Doch nun gehe und kleide dich an, ich habe dir zwar meinen heutigen Tag geschenkt, aber ich möchte ihn nicht im Bett verbringen und du sicher auch nicht.“ Er schubste sie mit sanfter Gewalt aus dem Bett und sprang hinterher. Dann schlüpfte Bridget aus dem Zimmer, Absinth schloss die Tür und lehnte sich gegen diese. Dort rutschte er dann auf den Boden und fasste sich an die Brust, in der sein Herz mit solch einer Intensität schlug, wie er es in seinem Leben noch nie erlebt hatte. Wieso? Was besagte dieses Herzklopfen? War es wegen Bridget? Nein, das konnte nicht sein, das war purer Zufall. Dass sein Herz so schlug, lag nur daran, dass er in diesem Menschenhaus war, diese verdammten Menschen waren Schuld. Ja, genau, diese Menschen unter dieser süßen Bridget waren Schuld. Bridget… Absinth musste seufzen. Bridget… „Nein, Absinth, reiß dich zusammen, alter Knabe…“ murmelte er, schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Doch er konnte es nicht, vor seinem geistigen Auge tauchte immer wieder dieses Gesicht mit dieser süßen Nase auf, Bridgets Gesicht. Absinth kniff sich in den Arm, dann ging es wieder, und er zog sich an. Der Dämonenkönig klopfte an die Tür – wieder einmal – und trat ein. Ein flüchtiger Blick und er ging wieder hinaus. Das, was er gesehen hatte, hatte ihm zwar gefallen, aber trotzdem wusste Absinth nicht, ob es Bridget recht war, wenn er beobachten würde, wie sie sich umzog. Also schloss er leise die Tür und wartete. Absinth fasste sich eher zufällig an die Wange und merkte, dass sein Gesicht glühte. Fieber? Oder konnte es wirklich sein, dass dieses Menschlein Schuld war? Nach einiger Zeit, er war sich sicher, dass sie nun komplett angezogen war, klopfte er abermals sanft an und trag hinein. Seine Vermutung hatte sich bestätigt, Bridget saß an ihrem Schminktischlein und Absinth trat hinter sie. „Soll ich dir wieder helfen?“ grinste er. „Nein, aber du kannst mir gleich die Haare bürsten, wenn du willst.“ „Aber mit Vergnügen, meine kleine Königin.“ Er machte eine leichte Verbeugung und löste Bridgets Zöpfe. Das lange Haar fiel ihr über die Schultern und Absinth musste es aus einem ihm unbekannten Trieb heraus in die Hand nehmen und küssen. „Du hast wunderschönes Haar, meine kleine Königin.“ „Danke“ Absinth konnte im Spiegel auf Bridgets Wangen eine leichte Rötung erkennen. Warum das denn? So heiß war es doch gar nicht in dem Zimmer?? Er nahm die Haarbürste, die Bridget ihm gab, und für einen kurzen – zu kurzen - Moment berührten sich ihre Fingerspitzen. Da merkte es Absinth, er wollte die kleine Königin nicht nur mal kurz an den Fingern berühren oder ihre Haare berühren, nein, das war ihm zu wenig, er wollte mehr, länger. Doch er spürte auch, dass die Zeit dazu noch nicht gekommen war, also seufzte er innerlich und kämmte das schöne rote Haar. Das Haar, dessen Farbe, er bei Bridgets Vater so verabscheut hatte… Ja, das Leben kann schon seltsam sein… „Dich bedrückt doch etwas. Sag es mir!“ Diese Worte rissen Absinth aus seinen Gedanken. „Nein, kleine Königin, es ist nichts. Auf jeden Fall nichts, dass sich geziemen würde, von dir gehört zu werden.“ Er versuchte zu lächeln, doch das, was er zustande brachte, sah sehr seltsam aus. Offensichtlich fand dies auch Bridget, denn sie musste kichern. „Halte bitte still, sonst kann ich dich nicht richtig kämmen.“ „Ja, gut… Absinth?“ „Ja?“ „Ach nichts…“ Bridget schaute nicht in den Spiegel, während sie dies sagte. Sie sind schon seltsam, diese Menschenweiber… Dann legte er die Haarbürste fort und half der jungen Königin auf. „Den Verlauf des Vormittages dürft Ihr bestimmen, meine kleine Königin. Ihr habt die vollkommene Macht über mich.“ Dabei verbeugte er sich tief und Bridget sagte ihm, er solle sich gerade hinstellen, so ein Verhalten wäre ihr peinlich. Dann schlichen die Beiden sich aus den Räumlichkeiten der Königin, wie Absinth erstaunt und doch begeistert bemerkt hatte, hatte Bridget seine Hand umfasst. Bridget legte einen Finger auf ihre süßen Lippen und Absinth ging schweigend hinter ihr her. Er hörte, dass einige Menschen im nächsten Gang marschierten und sich leise über ihre Königin unterhielten. Die Wachen konnten froh sein, dass Bridget sie nicht hören konnte, dieses Gespräch würden ihr gar nicht behagen. Absinth schwieg weiter, da Bridget ihm ja befohlen hatte, zu schweigen. Das Mädchen blickte um die Ecke, sah die Wachen und schlug einen anderen, unbewachten Weg ein. Nun standen sie vor einer Wand, an der ein Bild eines Absinth unbekannten Künstlers hing. „Was sollen wir hier? Hier geht es nicht weiter...“ „Das sagst du“, antwortete Bridget grinsend. Schon schob sie das Bild zur Seite und eine lange dunkle Treppe wurde freigelegt. Der Dämonenkönig hob eine Augenbraue. Bridget lachte. „Ich war auch einmal Kind, habe das Schloss erkundet und wollte raus.“ Sie trat vorsichtig auf die erste Stufe und zog Absinth hinter sich her. Damit hatte Absinth nicht gerechnet und er stolperte auf Bridget, die die Treppe hinunter gefallen wäre, hätte Absinth sie nicht festgehalten. Dann schob Absinth das Bild wieder vor das Loch und es wurde ganz dunkel um sie herum. „Kannst du was sehen?“ fragte Bridget, als sie sich an Absinths Arm klammerte. „Ja“, antwortete dieser, während er mit einem Lächeln bemerkte, dass Bridget leicht errötete. Er konnte dies zwar nicht sehen, aber er spürte die Wärme in ihrem schönen Gesicht. Dann gingen sie los. Wie lang diese Treppe wohl sein, fragte sich der Dämon. „250 Stufen“, murmelte die künftige Menschenkönigin ungefragt. Absinth hoffte, diese Treppe würde ewiglich dauern. Doch irgendwann war sie leider zu Ende und sie gingen ein Stück auf ein Licht zu. Vor einer runden Öffnung war ein rostig-braunes Eisengitter, welches ganz leicht von Absinth raus genommen wurde. Er ließ Bridget hinausgehen und folgte ihr auf eine Wiese. Wenn es nach Absinth gegangen wäre, hätten sie ruhig dort bleiben können, doch Bridget ging quer über die Wiese und schaute einige Male leicht verunsichert zum Schloss zurück. Vielleicht wollte sie nur sicher gehen, ob sie nicht verfolgt würden. Hinter der Wiese lag ein großer, recht alter Wald. Erst als sie einige Meter in diesem waren, fühlte sich das Mädchen richtig frei, ja, geradezu erleichtert, dass sie das Schloss hinter sich gelassen hatten. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)