Von Liebe zerstört von Sitamun (Wir gehörten nie zusammen) ================================================================================ Kapitel 18: Wusstet ihr nicht, dass ... --------------------------------------- Sie schreien. Alle beide. Schrill und einfach zu laut. Sie wissen nichts. Haben keine Beweise. Gar nichts. Einfach nur die Erinnerung an einen geflüsterten Namen, den die Hörerin auch falsch verstanden haben könnte. Aber an diese Möglichkeit denken sie gar nicht. Sie lassen uns nicht einmal zu Wort kommen, um ihnen diese Möglichkeit zu unterbreiten. Es interessiert sie nicht. Nicht im Geringsten. Das einzige, das für sie zählt, ist ihr Glaube daran, dass wir sie betrogen haben. Von der Liebe für uns, die sie gestern noch in ihrem Herzen trugen, scheint nicht einmal mehr eine Ruine übrig. Wenn wir es doch nur aufklären könnten … Ich höre ihnen schon lange nicht mehr zu, denke nach. Denke darüber nach, ob ich es überhaupt will. Ihnen eine Wahrheit erzählen will, die wir uns in diesem Moment ausdenken und die vermutlich nur teilweise der Wirklichkeit entspricht – wenn überhaupt. Sie holen Luft, atmen tief durch, lassen sich auf einen Stuhl fallen, verbergen ihr Gesicht hinter ihren Händen, blicken zwischendurch hinter ihnen hervor, schließen die Augen wieder. Ich glaube, sie weinen. Es tut ihnen weh. Genauso wie ich es mir gedachte habe. Sie beruhigen sich wieder etwas, fangen von vorne an. Und wir lassen sie weiter gewähren. „Kaoru … wie lange treibt ihr dieses Spiel schon?“ Yoshikos Sicht ist von ihren Tränen verschleiert, ihren Augen sieht man deutlich die Tränen an und sie kann nicht anders, als jeden dritten Augenblick den Kopf über diese unglaubliche Tat zu schütteln, die sie bisher nur annimmt und keinerlei Beweise für sie hat. Ich öffne den Mund, will ihr antworten, doch sie bringt mich zum Schweigen. „Halt die Klappe, Hikaru! Mit dir hab ich nicht gesprochen!“ Wie ich bereits sagte, nicht nur wir waren und sind diejenigen, die belügen und schwindeln und sich nicht das Geringste dabei denken. Genauso wie wir ihnen wehtaten, was sie aber nicht wissen, sondern nur glauben, taten sie dasselbe mit uns, was sie auch nicht wissen, niemals hätten wissen können, wenn wir es ihnen nicht sagen. Wir müssen es ihnen sagen, damit sie es erfahren und aufhören, uns weh zu tun. Aber würden wir im Gegenzug auch aufhören, ihnen weh zu tun? Es ist doch nur ein Spiel … Yoshiko starrt Hikaru weiter an, Ewigkeiten lang, so glaube ich, aber es passiert nichts. Mein Bruder antwortet nicht, blickt zu Boden, als würde er versuchen, diesen zu überreden, die Antwort für ihn zu geben. „Kaoru!“ Sie schreit meinen Namen geradezu, doch Hikaru schweigt weiter, während ihr Blick immer verzweifelter wird. Ich weiß, gleich wird er mich ansehen, wird hoffen, dass ich mich endlich einmische und ihm helfe, meine Ehefrau beruhige, damit er die Chance bekommt, seine Frau zur Vernunft zu bringen. Wird sie mir glauben? Es ist egal. Es geht mir nur um ihn, nur um Hikaru. Aber das weiß sie nicht. „Weißt du, Yoshiko … du hast mir mal gesagt, du könntest uns nicht voneinander unterscheiden. Du wärst nur dazu in der Lage, mich zu erkennen …“ „Hikaru! Sei endlich still!“ „ … aber du hast gelogen. Genauso wie du uns jetzt vorwirfst, euch zu belügen. Ihr seid es gewesen, die entschieden, wer Hikaru und wer Kaoru ist. Ihr hättet uns nicht geglaubt, wenn wir sagten ‚Ich bin nicht Hikaru.’ oder ‚Ich bin nicht Kaoru.’! Ihr hättet doch nur gedacht, wir würden uns einen Scherz erlauben, einen großen, schlechten Scherz! Ihr hättet uns niemals auch nur ein Wort geglaubt!“ Yoshiko schreit immer noch, Hikaru solle endlich schweigen, nicht glauben wollend, dass er die ganze Zeit über schwieg und nur ihren und meinen Worten lauschte. Ich verstand nicht, warum es für sie so schwer war. Wir waren doch einst so gute Freunde. Freunde. Mehr nicht. Sie war diejenige gewesen, die den ersten Schritt machte. Sie war diejenige gewesen, die von mir den Heiratsantrag bekam, weil sie es wollte. Und sie war diejenige gewesen, die mir vorwarf, Hikaru zu sein. Ihre verweinten Augen blicken zu meinem Bruder, sehen ihnen so unglaublich verzweifelt an, als würden sie erhoffen, dass er ihr das genaue Gegenteil von dem erzählt, was ich ihr offenbarte. Es ist viel. Es ist ungewöhnlich. Es ist nicht das, was sie hören wollte. Das weiß ich. Aber das interessiert mich nicht. Es ist gesagt. Alles. Es ist wirklich alles gesagt. Hikaru erwidert Yoshikos Blick und er schüttelt den Kopf, sagt die Worte, die ich bereits sagte. „Ich bin nicht Kaoru.“ Und einen Augenblick später, als sie realisiert, dass wir nicht lügen, bricht sie zusammen. Ayame an ihrer Seite, stützt sie und versucht die Tränen ihrer Freundin zu trocknen. „Bitte geht …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)