Sanctuary von Tidus17 ================================================================================ Kapitel 7: Das Missverständnis ------------------------------ Das Missverständnis Dieses mal wurde ich nicht vom Wecker geweckt, sondern vom Klingeln des Telefons. Als ich meine Augen öffnete, sah ich zur Uhr hinüber, diese zeigte 14:45 an. Ich hatte die Schule verpennt, was mich nicht störte. Mir ging es zu schlecht, um an solch einen Ort zu gehen. Was wäre, wenn ich wieder diese Typen getroffen hätte. Die Tür ging auf und meine Mutter kam herein. Mir wurde schlagartig noch übler als mir es sowieso schon war. Was hatte die hier zu suchen. „Carola ist am Telefon und möchte dich gerne sprechen.“ Ich staunte, dass sie mal nicht ausrastete, schließlich hab ich blau gemacht. Ich setzte mich aufrecht hin und meinte zu ihr, dass ich diese nicht sprechen möchte. „Carola. Danni ist gerade unter der Dusche versuch später noch mal anzurufen.“ Ich war verwundert, aber bemerkte erst jetzt den Alkoholgeruch in der Luft. Sie hatte wieder mal gesoffen, kein Wunder, dass sie so nett war und nicht bemerkte wie ich aussah. „Montag gehst du wieder zur Schule, haben wir uns verstanden!?“ Ich nickte nur und sah, wie sie aus dem Zimmer ging. Ich hatte keine Lust aufzustehen. So beschloss ich, im Bett liegen zu bleiben und den gestrigen Tag zu vergessen. Wirklich schlafen konnte ich nicht. Mir taten alle Knochen weh und da war es mir recht, mich nicht viel zu bewegen. Im Bett war es sowieso schön angenehm. Mein Handy vibrierte auf einmal und ich schaute nach, wer mich versuchte zu erreichen. Es war Carola. Langsam ging sie mir auf die Nerven. So schaltete ich das Handy aus und kappte die Telefonleitung in meinem Zimmer. Als ich aus dem Fenster schaute, regnete es die ganze Zeit. So als würde das Wetter mit mir leiden. Bei diesem Anblick ging ich schnell wieder ins Bett und versuchte zu schlafen. Doch die Erinnerungen von gestern hielten mich wach. Ich fing an zu weinen. Mein Herz tat unglaublich weh, weil ich mich in eine Sache verrannt hatte, die ich nicht wollte. Dennoch erschien mir ihr Gesicht dauernd vor Augen. Ihr Grinsen ging mir nicht aus dem Kopf und der gestrige Blick war so fürchterlich. So als hätte sie Spaß daran gehabt, diese Leute zu verprügeln, wenn nicht sogar zu töten. Solch einen Blick hatte ich damals nur von Carolas Vater gesehen, als er in seiner Alkoholphase versucht hatte, sie zu erwürgen. Eine Zeitlang starrte ich gedankenabwesend die Decke an. Einige Male fing ich an zu weinen, meine Gedanken kreisten förmlich in meiner Vergangenheit herum. Zu viel hatte ich erlebt, zu viel Leid war darunter gewesen. Den Gnadenstoß traute ich mir nicht zu geben. Was mich davon abhielt, wusste ich nicht. Der Regen prasselte leicht ans Fenster. Mein Zimmer verdunkelte sich langsam. Draußen brach die Nacht heran. So versuchte ich meine Augen zu zumachen und ein wenig zu schlafen. Das Tageslicht schien ins Zimmer hinein. Draußen sangen die Vögel ihre täglichen Lieder aufs Neue. Ich blinzelte leicht mit meinen Augen und starrte auf die Uhr, diese zeigte grad mal kurz vor acht Uhr an. Ich grummelte leicht und drehte mich noch mal um. Dass die Vögel einen immer aus den Schlaf reißen. Obwohl ich wieder einen Alptraum hatte, war ich dennoch ausgeruht. Aufstehen wollte ich um diese Zeit noch nicht und mein Körper war zu schwach dafür. So schloss ich meine Augen wieder und fand erneut den Schlaf der Gerechten. Als ich wieder aufwachte, war es nach elf Uhr gewesen. Ich beschloss aufzustehen und mich frisch zu machen. Als ich aus dem Bad kam, ging ich runter ins Wohnzimmer. Dort sah ich meine Mutter auf der Couch liegen, die ihren Rausch ausschlief. Ich räumte die leeren Bierflaschen weg und lüftete erstmal kräftig in der Küche. In ihrer Alkoholphase ist sie zwar freundlich, aber manchmal noch unerträglicher als sonst. Meine Schwester war seit einigen Tagen nicht mehr zu Hause gewesen, dennoch war die Wohnung sauber. Man könnte sagen, meine Mutter hat einen extremen Putzfimmel. Ich machte mir ein kleines Frühstück zurecht und ging auf mein Zimmer. Dort verschlang ich die Brote und starrte aus dem Fenster. Das Wetter war wieder extrem sonnig, aber dieses Mal war es angenehm. Ich schaltete mein Handy an und sah um die 15 unbeantwortete Anrufe, die alle von Carola stammen. Ich seufzte leicht und wählte ihre Nummer automatisch. Dreimal klingelte es bis sie ranging. „Mensch, was ist denn los? Warum hast du dein Handy ausgeschaltet.“ Auf die Idee zu fragen, wie es mir geht, kommt sie nicht. „Mir geht es gut, danke der Nachfrage.“ „Sorry, aber ich hab mich halt gewundert. Warum warst du gestern nicht in der Schule? Ich muss mit dir über was Wichtiges reden.“ Manchmal ist Carola so was von egoistisch, um meine Sorgen scheint sie sich nicht zu kümmern. „Ich hatte gestern was Falsches gegessen und musste ständig aufs Klo rennen. Montag bin ich wieder da.“ „Aha........ . Weißte was, Lena hatte mich vorgestern ins Gesicht geschlagen und jetzt hab ich eine angeschwollene Backe. *snief* Mein schönes Gesicht.“ Geht es ihr gut? Ich erzählte ihr den Grund, weswegen ich nicht zur Schule gekommen war, was gelogen war und sie interessierte das nicht einmal. „Was geht mich das an?“ „Hallo? Sie schlägt mich ohne Grund ins Gesicht. Ich wollte dich nur warnen. So unschuldig wie sie tut, ist sie gar nicht.“ „.................“ Ich schwieg, die Erinnerungen von Donnerstagabend kamen mir wieder hoch. „Danni? Bist du noch da *snief*.“ „Du, ich muss aufhören, wir reden am Montag weiter.“ „Hallo? hal------.“ Mir ging ihr Selbstmitleid auf die Nerven. Dauernd will sie im Mittelpunkt stehen, wenn es ein anderer versucht, fällt sie diesem ins Wort und schiebt sich davor. Wie es den Anderen geht, fragt sie zwar, aber wirklich interessieren tut sie das nicht. Manchmal ist sie zwar besorgt, aber nur, wenn sie einen Fehler begangen hat. Ansonsten zeigt sie kein Interesse. Ich war irgendwie froh, dass Lena ihr statt mir ins Gesicht geschlagen hatte. Lena ist in den letzten Tagen sowieso merkwürdig. Ob ihr wahrer Charakter zum Vorschein kommt? Wieder seufzte ich und war frustriert, dass ich so blind gewesen war. Warum vergucke ich mich immer in die falschen Leute? In der Wohnung hielt ich es nicht mehr aus, so ging ich nach draußen, auf den Weg zum Café meiner Cousine. Als ich dort ankam, war das Café knüppeldicke voll. Einen Sitzplatz konnte ich hinten in meiner Lieblingsecke noch ergattern. Normalerweise mochte ich die Menschenmassen nicht, aber ich brauchte eine Abwechslung von dem Ganzen, was geschehen war. So beobachtete ich die Leute um mich. Man sah viele Pärchen, die sich ein Eis teilten oder alte Leute, die in der Zeitung lasen und ihr Käffchen tranken. Vor mir saß jemand, der anscheinend schlummerte. Die Karte war vor seinem Gesicht, so dass ich ihn nicht erkennen konnte. Er musste hier schon länger sitzen, wenn ich mir die Eisbecher und die Tassen um ihn herum ansah. Jeden Samstag bekommt meine Cousine Hilfe von Oma, weil da an diesem Tag am meisten los war. Meine Cousine kam auf mich zu und wirkte erleichtert. „Danni, schön dich zu sehen. Gestern warst du ja nicht da gewesen. Was darf es sein?“ Sie begutachtete mich und war erleichtert das es mir gut ging. Sie schaute kurz zu dem Typ und lächelte. „Das übliche. Wieso schmeißt du ihn nicht raus. Der behindert nur einen Sitzplatz.“ Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Es wäre sowieso besser, wenn ihr euch mal aussprecht. Denn du hast sie ganz schön im Regen stehen gelassen.“ Ich verstand nur Bahnhof und sah, wie sie hinter dem Tresen verschwand. Warum sollte ich mich mit einer fremden Person aussprechen? Meine Neugierde war groß, so nahm ich die Karte vor seinem Gesicht weg und sah das Gesicht von Lena. Ich war leicht geschockt und frustriert zu gleich. Am liebsten wäre ich gleich aufgestanden und gegangen. Nun war ich aber hier und eine Erklärung wollte ich auch haben, weil meine Cousine mal wieder in Rätseln sprach. Sonja kam mit meinem Capuccino und hatte wie immer ein freundliches Lächeln aufgesetzt. „Ich weiß ja nicht, was am Donnerstag noch vorgefallen ist. Irgendwelche Typen saßen in der Ecke und hatten dich die ganze Zeit beobachtet und als du aufgestanden bist, sind diese dir gefolgt. Ich rief Lena an, weil ich Angst hatte um dich und mir ist kein anderer eingefallen, der dich suchen könnte. Wegen Lenas Verletzungen hab ich mir Sorgen um dich gemacht, aber du bist ja wieder da. Ein paar Kratzer hast du zwar abbekommen, aber zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Als ich sie gestern nach dir fragte, sagte sie nichts, schmollte nur und seufzte die ganze Zeit herum.“ „Sonja, meine Gute, ich brauche dich am Tresen.“ Oma schrie mit ihrer brüchigen Stimme nach ihr. „Wir reden später weiter.“ So rannte sie schnell zum Tresen und half aus. Durch ihre Worte war ich irgendwie erleichtert und sah Lena an, die immer noch schlief. Ich bin so ein Idiot, wäre ich nicht weggerannt, hätte ich die Antwort bestimmt erhalten, aber ich hatte zu sehr Angst vor ihr. Dass sie gleich aufgebrochen war, um mich zu suchen und Carola im Wind stehen lässt, machte mich irgendwie froh, aber weswegen hat Lena ihr ins Gesicht geschlagen? Das machte mich noch etwas stutzig. So schlürfte ich meinen Capuccino in Ruhe aus und beobachtete Lena beim Schlafen. Meine Depressionen waren im Nu verflogen, hätte Sonja das nicht erzählt, wäre ich immer noch sauer auf Lena. Ich hasse Missverständnisse und war wütend, dass ich solche fiesen Gedanken hatte. Lena murmelte leise und wachte auf. Sie streckte sich und sah mich verdutzt an. „Seit wann sitzt du denn hier?“ Ich lächelte sie leicht an, weil sie immer noch halb verschlafen aussah. „Och, eine ganze Weile schon.“ Sie fing an, etwas zu schmollen, was ich süß fand. „Toll und niemand weckt mich.“ Sie versuchte, sich ihre Haare zu richten, was aber nicht wirklich klappte. „Bist du denn nicht mehr sauer auf mich?“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich muss mich entschuldigen. Ich hatte etwas überreagiert.“ Lena grinste mich an. „Für dich bin ich wohl ein Buch mit 7 Siegeln, was? Wie ich es an dem Abend gesagt habe, hatte ich mal Kampftraining. Ich weiß mich schon zu wehren. Nur manchmal reagiere ich selbst etwas überempfindlich bei dieser Sache und mutiere ab und zu zum Monster.“ Sie lächelte verschmitzt und seufzte kurz auf. „Außerdem war ich wütend. Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst Danni. Zum Glück konnte ich Schlimmeres verhindern, hätte deine Cousine nicht angerufen.“ Ihre blassen, blauen Augen faszinierten mich. In ihnen spiegelte sich Besorgtheit wieder. Ich war froh, dass es wenigsten eine Person gibt, die mich zum Teil versteht und sich um mich kümmert. „Das hat Sonja mir erzählt, als du geschlafen hast. Wann hast du ihr denn deine Handynummer gegeben?“ Ich war leicht eifersüchtig. Versteh einer die Gefühle. Die springen von einem zum anderen Augenblick in andere Stimmungen. Besonders was Lena betrifft, tun sie es oft. „An den Tag, an dem wir ins Kino gegangen sind. Wieso fragst du?“ Also am Dienstag. Ob die öfter telefonieren oder sich gegenseitig SMS schreiben? Irgendwie fing ich an zu schmollen. „Nur so. Woher wusstest du so schnell, wo ich war?“ Sie lächelte mich an. „Ich hab eins und eins zusammengerechnet. Da Sonja meinte, dass du nicht den Weg nach Hause gelaufen bist. Da wusste ich sofort, dass du im Park warst. Schließlich hast du mir ja gesagt, dass dies einer deiner Lieblingsorte sei. Die anderen kenne ich ja nicht.“ Ich hatte ihr nicht direkt gesagt, dass der Park mein Lieblingsort ist, nur dass der Baum im Park mein Lieblingsort war. Dennoch hatte sie recht. Der Park ist mein Lieblingsort vor allen anderen. „Es gibt zwar noch andere, aber die sind nicht so schön wie der im Park. Was mich stutzig macht, warum hast du Carola so schnell verlassen und sie ins Gesicht geschlagen?“ Sie schaute etwas schockiert. „Na hör mal, du warst mir halt wichtiger als Carola und außerdem hatte ich Angst, dass dir etwas passieren könnte. Deswegen bin ich schnellstmöglich aufgebrochen.“ Ich war ihr wichtiger als Carola. Wegen ihrer Worte schlug mein Herz schneller und machte einen Freudensprung. Wenn ich daran denke, dass dieses in den letzten Tagen wegen ihr fast gestorben wäre. „Hat dir Carola gesagt, dass ich ihr ins Gesicht geschlagen habe?“ Ich nickte nur. Jetzt war ich ja gespannt auf ihre Antwort. Sie dachte eine Zeitlang nach, bis sie dann anfing zu reden. „Wie drück ich das milde aus. Sagen wir mal so: Sie konnte ihre Hände nicht bei sich behalten, obwohl ich sie mehrmals gebeten habe es zu tun. Bis ich nur noch die Backpfeife als Ausweg sah.“ Ich hätte genauso reagiert, Pech für Carola. Warum beschwert sie sich überhaupt bei mir? Moment mal, neulich, als sie in Angriffstellung war, meinte sie ja, dass sie alles machen würde, nur um bei Lena zu landen. Hat sie mich mit Absicht angerufen, damit ich schlecht über Lena denke und nichts mehr von ihr wissen will? So weit bin ich jetzt schon mit Carola, aber wenn sie es nicht anders will, spiel ich ihr Spiel mit. „Was macht dein Kopf? Noch alles ganz?“ „Och, der ist standhaft und leidet oft. Für was gibt es denn Verbände. Außerdem war es ja nicht schlimm, war ja nur ne Beule, die ein wenig geblutet hatte. Hab ja kein Loch im Kopf und auch keine Gehirnerschütterung. Mir geht’s prima. Wie sieht es mit deinem Gesicht aus?“ Sie lachte auf und war glücklich. „Dem geht es gut, nur dass die Lippen ein wenig brennen.“ „Na da wird gleich nachgeholfen.“ Sie grinste mich frech an und winkte Sonja zu, welche schnell angelaufen kam. „Was gibt es denn?“ Sie lächelte Lena fröhlich an und war irgendwie froh, dass sie ihr zugewinkt hatte. „Für deine Cousine ein Coup Dänemark und für mich noch eine Eisschokolade.“ Bevor ich etwas sagen konnte, winkte Lena ab und schaute wieder zu Sonja. „Kommt sofort.“ Sie ging wieder hinter ihren Tresen und bereitete Lenas Bestellung vor. „Wieso bestellst du für mich ein Eis, was ich nicht mal kenne.“ Ich war leicht irritiert von Lenas Aktion, war aber gespannt, was mich erwartete. „Glaub mir, deine Lippen werden sich danach sehnen.“ Dieses Mal kam Oma und brachte unsere Bestellung. „Der Coup Dänemark?“ Ich meldete mich und schaute auf den Tisch. Meine Oma konnte mich noch nie wirklich leiden und meine Mutter erst recht nicht. Sie grummelte leise und stellte den Eisbecher plus ein Kännchen schwarzer Masse daneben. „Und für dich ist die Eisschokolade? Wie viel willst du davon noch trinken?“ Sie musterte den Tisch und nahm die leeren Becher mit. „So viel bis ich davon genug habe.“ Sie grinste meine Oma an, welche freundlich zurück lächelte und wieder ging. Ich hatte meine Oma noch nie lächeln gesehen, das war das erste Mal gewesen. Ich musterte meinen Eisbecher, dieser hatte eine Menge Schlagsahne und wenn ich es genauer betrachte, 3 Kugeln Vanilleeis. Für was wohl die schwarze Masse gut war? „Lena, was ist das?“ Sie nuckelte an ihrer Eisschokolade, welche auch massig Sahne aufwies. „Das ist heiße Schokoladensoße, gieß sie über dein Eis und probiere. Der Rest von der Schokolade kannste so schlürfen oder gib sie mir.“ Das war heiße Schokoladensoße. Solch einen Becher hatte ich noch nie gegessen. So tat ich die Soße über meinen Eis und die Sahne fing an zu schmelzen. Ich liebte Schokolade, deswegen machte ich mir etwas mehr Soße auf das Eis. Ich probierte vorsichtig und meine Lippen prickelten leicht vor Freude. Die warme Schokoladensoße konnte man förmlich raus schmecken und dann das kühle Vanilleeis dazu, einfach göttlich. „Und?“ Ich musste noch einen Löffel nehmen und war völlig in Ekstase. „Genau das, was ich brauchte!“ Lena lachte. „Was Schokolade alles anrichten kann.“ Ich grinste sie an und nahm noch einen Löffel. „Man sagt ja nicht umsonst, dass Schokolade Glücksgefühle hervorholt.“ Sie sah mich an und nickte nur. „...oder Lustgefühle.“ Bei diesen Worten verschluckte ich mich leicht an dem zerschmolzenen Eis in meinem Mund. Sie kamen so unerwartet, und ich hustete mich erst mal aus. Lena grinste nur und nuckelte weiter an ihrer Eisschokolade. „Das war fies.“ Ich lief rot an, weil ich spontan an was Perverses denken musste. „Ist doch aber so?“ Sie hatte schon recht, aber musste sie das ausgerechnet sagen, als ich Eis im Mund hatte? So goss ich den Rest Schokoladensoße in meinen Eisbecher hinein und löffelte diesen vergnügt auf. Im Radio kamen gerade die Nachrichten. Dort wurde irgendetwas von Einbrüchen erzählt, aber ich schenkte dem kaum eine Beachtung. „Ich glaube, diesen Eisbecher werd ich mir öfters holen.“ Lena lächelte mich an. „Der ist ja auch sehr gut hier und die Eisschokolade auch. In manchen Eisläden schmecken diese überhaupt nicht. Was schade ist, aber schön, dass es dir geschmeckt hat.“ Ich lächelte sie fröhlich an. „Ja der tat mir und meinen Lippen echt gut.“ Wir fingen beide an zu lachen. Ich schaute ihr ins Gesicht und fühlte mich automatisch wohler. Erst jetzt nahm ich ihr süßes Parfüm war. Es kribbelte wieder in meiner Nase. Ich mochte diesen Duft, er war nicht so extrem wie andere Düfte. „Was hast du heute noch vor?“ „Eigentlich nicht viel, wieso?“ Lena schaute aus dem Fenster und dann mit einen freundlichen Lächeln wieder mich an. „Das Wetter ist so schön draußen und jetzt schon nach Hause gehen bei diesen Wetter? Was hältst du von einen Spaziergang?“ Ich schaute sie etwas perplex an. Hatte sie mich wirklich danach gefragt. „Wenn du gerne willst.“ „Na, sonst hätte ich dich ja nicht gefragt.“ Sie grinste mich wieder an und trank ihre Eisschokolade aus. Sonja schaute kurz vorbei und Lena bezahlte indessen schon mal die Rechnung. „Ich denke mal, du kennst dich hier immer noch nicht wirklich aus, oder?“ Sie schaute etwas verlegen. „Ein wenig, schließlich hatte ich hier mal gewohnt, aber die Ecke kenne ich nicht wirklich. Dafür kenne ich ein paar andere Orte hier.“ „Na da bin ich gespannt.“ Ich lächelte sie an und stand auf. Wir verabschiedeten uns und gingen aus dem Café. Kurz nachdem wir draußen waren, nahm Lena meine Hand in ihre. Ich war leicht erstaunt, aber glücklich. So gingen wir Hand in Hand spazieren. Nach wenigen Minuten ließ sie aber los, was mich etwas irritierte. Sie schaute mies drein und als ich nach vorne sah, kam gerade Carola um die Ecke gebogen. Jetzt war ich leicht erschrocken. Als hätte Lena geahnt, dass diese um die Ecke kommt. Carola und ich sahen uns verdutzt an. Als sie aber Lena an meiner Seite sah, wurde ihr Blick finster. „Was macht ihr beide hier!?“ Sie nahm ihre große Sonnenbrille ab, so konnte man in ihrem Gesicht ein blaues Auge sehen und eine leicht angeschwollene Backe. „Dat gleiche könnt ick dich och fragen.“ Warum musste sie jetzt auftauchen, wo es gerade so schön war. „Ach halt das Maul! Mit dir muss ich sowieso ein Wörtchen reden! Also was macht ihr beide hier?“ Da ist aber jemand extrem angepisst. „Wir hab----„ „Dich hab ich nicht gefragt Danni! Ich warte eine geschlagene Stunde auf dich, wo warst du und warum steht sie da neben dir!?“ Hallo? Was ist in sie gefahren? Lässt mich nicht einmal ausreden. „Mein Gott. Was regst du dich wegen einer Stunde auf. Ick bin zufällig im Café eingedöst und habe eben grad, auf dem Weg zu dir, Danni angetroffen. Wer hat dir eigentlich das blaue Auge verpasst?“ Carola runzelte leicht die Stirn. „Egal. Komm mit!“ Sie zerrte Lena mit und kaum, dass ich etwas sagen konnte, verschwanden die beiden um die Ecke. So war nun mal Carola in echt. Ich denke mal, das blaue Auge war bestimmt wieder ihr Vater. Deswegen überreagierte sie anscheinend auf die Situation, uns beide hier anzutreffen. Den Spaziergang konnte ich mir jetzt knicken. So lief ich wieder nach Hause, wo ich niemanden antraf. Nur einen Zettel, dass Mutter erst am Montag wieder kommen würde. So machte ich mir noch einen gemütlichen Nachmittag vor dem Fernseher und einen entspannten Abend am PC. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)