Edward - Bis(s) der Tag anbrach von Ricchan ================================================================================ Kapitel 1: Das Erwachen ----------------------- Kapitel 1 Das Erwachen Ein Schmerz packte mich so plötzlich wie die unheilbare Krankheit, einige Wochen zuvor. Das heiße pulsieren meines Blutes dröhnte in den Ohren. Ich konnte nicht mehr atmen, in mir brannte es! Es war ein unlöschbares Feuer, aus Glut und Schmerz. Wie lange ich dem zustand des Feuerrausches erlag, wusste ich schon lange nicht mehr. Jegliche meiner Gefühle wandelten sich, wurden stärker und durchdringender. Ich hörte Rufe, Schreie. Waren es meine? Ich sah Bilder, von Person, unbekannt und doch sehr nah stehend. Unter meiner Haut, in jeder Faser meines Körper, spürte ich auf einmal eine neue Kraft aufsteigen. Und einen neuen, einen fünften Sinn dazu kommen. Vor meinem inneren Auge kreisten die Bilder meiner Vergangenheit, bis sie langsam anfingen zu verblassen und dann ganz verschwanden. Die Vergessenheit siegte über die Angst des nahenden Todes. Ohne zu wissen wer ich noch war, was ich noch war, erwachte ich eines Morgens schweißgebadet und allein. Die Schmerzen waren schon längst verebbt, doch war die Erinnerung noch immer allgegenwärtig. Es war, als schwebte ich immer noch zwischen Leben und Tod. Zunächst spürte ich nichts. Sah nichts. Dachte nichts. Doch war mein Inneres mit einer Unruhe gefüllt. Und dann, so plötzlich wie ich aus dem Leben gerissen wurde, floss langsam ein unglaubliches Gefühl durch meine hohlen Venen, dass jedes meiner Sinne kontrollierte. Der Durst. Der Durst nach etwas unbekannten und doch so vertrauten. Jeder einzelne meiner Sinne konzentrierte sich darauf. Allein dazu waren sie angelegt. Ich merkte die Veränderung meines Körpers, doch konnte ich sie nicht zuordnen. Mir war nur eins bewusst: Ich war Tod! Der Gedanke daran ließ mir ein Lächeln auf meine Lippen huschen. « Na also » dachte ich mir « hab ich es also endlich geschafft, meinen Eltern zu folgen. » Der Gedanke war lächerlich, doch wie sollte ich sonst das merkwürdige neue Gespür meines Inneren beschreiben. Ich musste gestorben und zu einem Engel oder Teufelskind geworden sein. Dies war für mich die einzige logische Erklärung. Doch was war schon logisch? Eine Weile lag ich noch auf dem eiskalten Boden und bildete mir ein, dass die Kälte meiner Haut daher stammte. Und dann hörte ich sie… Die Stimme eines Mannes, so laut und deutlich, dass ich schon vermutete er würde direkt neben mir stehen. « Ob er wohl schon aufgewacht ist? », hörte ich die Stimme überlegen, « Ich sollte einmal nachsehen gehen. » Und mit Ende des Satzes hörte ich, wie sich im Nebenzimmer (denn ich befand mich in einer kleinen Hütte irgendwo im Nirgendwo) jemand sich erhob und auf die geschlossene Zimmertür zuschritt. Mit einem Ruck stemmte ich mich mit meinen Händen am Boden ab und landete in nicht mal eine Sekunde später auf meinen noch wackligen Füßen. Meine Gliedmaßen fühlten sich merkwürdig schwer an und die Schnelligkeit meiner Bewegung, angesichts der immer noch leicht vorhandenen Schmerzen, ließ meine Gedanken im Roulett tanzen. Ich blickte zu Boden und dort, wo ich mich gerade noch abgestützt hatte, waren nun zwei tiefe Löcher im Holzboden. Dann öffnete sich quietschend die Tür und ein kleiner Lichtschein fiel in den sonst so dunklen Raum. Ich blickte zu der Person im Türrahmen und wollte mir schon fast die Frage stellen „Wer ist das?“, doch erkannte ich sie indem Moment. Die große blasse Gestalt mit den schwarz-goldenen Augen und dem schönen Lächeln. „Dr. Cullen.“, stellte ich vorsichtig fest. Mein Arzt trat nun endgültig ins Zimmer wobei er das Licht anschaltete. Die Helligkeit blendete in meinen Augen und ich zock reflexartig den Arm vor mein Gesicht. „Du bist also schon wach.“, sagte Dr. Cullen freundlich und trat noch einen Schritt auf mich zu. « Ich hätte nicht gedacht das er es so gut übersteht. », hörte ich ihn sagen, dich klang es als würde er nicht mit mir reden. Vorsichtig sah ich auf und vergewisserte mich, aber außer uns beiden, war der Raum leer. Ich merkte, wie sein Blick auf die Löcher im Boden fiel. « Wie ich sehe, hat er sich schon mit seiner neu gewonnenen Kraft vertraut gemacht. » meinte er. Oder doch nicht? Denn seine Lippen hatten sich nicht bewegt. Ich schüttelte kurz den Kopf, und ließ das gerade gesehen auf Einbildung basieren. „Dr. Cullen,“ setzte ich an, „wenn sie hier sind, heißt das, dass ich nicht Tod bin?“ Eigentlich war das eine Rhetorische Frage, doch der Doktor lächelte gequält, sagte jedoch nichts weiter dazu. Jetzt erst sah ich mich im Zimmer um, obwohl ich meine Gedanken noch lieber weiter mit seinem Gesichtsausdruck beschäftigt hätte. Es war ein kleiner Raum unter dessen Zimmer ein Bett stand. An der Wand bei der Tür stand eine Kommode und darüber hing ein Spiegel. Sonst war nichts in dem maximal 5m² großen Raum. Unter den Blicken von Dr. Cullen ging ich zum Spiegel und betrachtete mich darin. Ich hatte erwartet einen etwas abgemagerten und blassen Junge, von der tödlichen Seuche gezeichnet, vor mir zusehen. Doch das, was mir mein Spiegelbild zeigte, traf die Vermutung noch nicht einmal im Ansatz. Ja, ich war blass, zu blass. Meine Haut hatte eine Mischung aus weiß und grau, Marmorartig. Meine sonst so grünen Augen waren pechschwarz. Und meine schon immer leicht rötlichen Haare stachen mir jetzt mit einem kräftigen Bronze Ton entgegen. Ich riss meine Augen weit auf und faste mit meinen Handflächen gegen den Spiegel. Dieser zerbrach. « Was? » War meine Bewegung etwa zu hastig gewesen? Nein! Davon könnte kein Spiegel plötzlich zersplittern! Ich zog meine Arme wieder ein und betrachtete meine Hände. Die Glassplitter steckten tief in meiner Haut, doch zeigte sich keine Blut. Plötzlich stand mein Arzt neben mir und hielt mir meine Arme. „Warte. Ich mach das, Edward.“ Mit schnellen Bewegungen, die meinen Augen nicht unbemerkt blieben, zock er mir die Splitter heraus. Mein Körper zitterte und mein Herz schlug stark in meiner Brust…? Nein! Es schlug nicht! Schlagartig riss ich meine Arme frei und faste mir gegen die Stelle, wo eigentlich mein Herz sitzen müsste. Doch fühlte ich nichts! Da war kein Herzschlag! Sofort prüfte ich durch gekonntes Finger anlegen meinen Puls am Hals. Auch dort, nichts!! Ich faste gegen den Puls am Handgelenk. Nichts!!! „Was…was ist das? Was ist mit mir geschehen? Ich bin doch Tod, oder? Ich muss Tod sein!“ schrie ich fast und ein scharfen Unterton lag in meiner Stimme. War es aus Wut oder Trauer über mein Ende. Dr. Cullen sah mir in die Augen. „Edward. Hör mir zu.“ setzte er an. Seine feste tiefe Stimme ließ mich ruhiger atmen. « War es wirklich das was seine Mutter wollte? » hörte ich ihn auf einmal fragen. Wieso, hatte er seine Lippen beim sprechen nicht bewegt? Eine Frage die sofort gegen eine andere verschwand. „Was wollte meine Mutter?“ Dr. Cullen sah mich Verständnislos an. „Edward? Ich habe nichts dergleichen gesagt.“ „Aber…aber sie sagten doch gerade…dass…“ Mir versagte die Stimme. Habe ich es mir doch nur eingebildet? Oder hörte ich jetzt Geister? « Kann es sein, das dieser Junge meine Gedanken versteht? », fragte er sich in meinem Kopf. Ich nickte. „Vollkommen erstaunlich!“ „Was ist daran erstaunlich?! Ich höre Stimmen!“ Das innerliche Beben verebbte erst, als Dr. Cullen beruhigend seine Hände auf meine Schultern legte. „Edward. Es tut mir Leid. Vielleicht hätte ich es nicht tun dürfen!“ Wir sahen uns an. Seine Augen waren heute tief schwarz, so wie die meinigen im Spiegel. Sonst hatten sie immer einen goldnen Touch. „Edward. Versteh mich bitte. Ich hatte keine andere Wahl! Ich war schon zu lange allein und als deine Mutter mir im Moment ihres Todes sagte „Ich solle Alles was in meiner Macht steht tun um dich zu retten!“ setzte ich einen Entschluss!“ Ich schluckte. Wobei der ätzende Speichel in meiner trockenen Kehle die Unruhe in mir zurück rief. „Ich habe dich zu einem von mir gemacht.“ Dr. Cullens Stimme klang ruhig, und doch hatte ich das Gefühl, das ihm das hier viel schwerer fiel als es aussah. „Zu einen von ihren?“ „Ja. Wir sind Wesen der Nacht, weder Tod noch Lebendig. Doch habe ich mich von unserer Natur abgewandt! Ich wollte schon lange jemanden, der so ist wie ich, mit mir dieselbe Philosophie teilt. Ich wollte einen Partner, einen Sohn, Edward.“ Seine Augen vertieften sich in meinen und ich wusste er würde nicht weiter reden, also fragte ich nach. „Was sind sie, Dr. Cullen?“ Doch seine Antwort war gedacht, weil er sich nicht traute sie laut auszusprechen. « Ein Vampir! » Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)