Die Macht Böses zu tun von Azra ================================================================================ Kapitel 3: Künstler ------------------- Warnings: Dark, angst, lime, light torture Vorwort (ja, endlich hab ich was zu sagen ^^°): Kaiba ist ein abgedrehter Psycho? *am Kopf kratzt* Ähm… ja, ist er. I’m sorry, aber mal ehrlich, wir mögen ihn doch ein bisschen… bedrohlicher *schnurrr*. Und warum ist er nun ein abgedrehter Psycho? Das kommt im Laufe der Geschichte hoffentlich noch zum Ausdruck ^^. Es herrschte die Ruhe nach dem Sturm. Kaiba schien sich müde geredet zu haben. Die Augen geschlossen und wieder in seine Festung aus Ablehnung und Gleichgültigkeit zurückgezogen, spielte er mit dem silbernen Stift herum, ließ ihn in seinen bleichen Fingern hin und her wirbeln. Und ich… nun ja, ich war damit beschäftigt, seine Worte in einen für mich logischen Zusammenhang zu bringen. In einen anderen, als den, dass ich an einen komplett Wahnsinnigen geraten war. Es war ja immer noch Kaiba, nicht wahr? Mein Klassenkamerad, der mich zwar nie gemocht hatte, aber eigentlich viel zu abgeklärt und gelangweilt war, um sich auf diese Psychospielchen einzulassen. Er hatte was Besseres zu tun- Millionen scheffeln, zum Beispiel. Oder seine Angestellten zur Schnecke machen. Verdammt, es wuselten hundert Leute um ihn herum, die er nach Lust und Laune bis auf’s Zahnfleisch ausbluten lassen konnte! Warum, WARUM, WARUM, WARUM verfickt und zugenäht gerade MICH?! Scheiße Gott! Das ist nicht witzig! Abrupt hörte Kaiba auf, seine Finger um den Metallstab zu wickeln. Jetzt sah ich auch, dass es gar kein Stift war sonder… „Hey, was machst du da?“ „Wie fühlt es sich denn an?“ „Nimm das Messer da weg.“ Er lächelte blasiert. “Es ist ein Skalpell.“ “Das macht es nicht besser!“ fauchte ich wütend, versuchte nach ihm zu treten. Wenigstens die Füße hatte ich frei- man muss sich auch über die kleinen Dinge freuen. Doch Kaiba saß zu weit oben und drückte meine Knie herrisch wieder hinunter. „Nun stell dich doch nicht so an“, er sah genervt aus. „Ich möchte dich mal sehen, wenn man dir ein Messer an die Kehle hält!“ gab ich schrill zurück. Ungnädig schüttelte ich seine Hand ab. Die blitzende Klinge an meinem Hals motivierte mich mehr als alle Wut und aller Ärger, mich gegen meine Fesseln zu werfen. Es gab ein lautes, eisernes Scheppern, als die Handschellen zum zweiten Mal gegen das Gitter knallten. Es wackelte und für einen Moment sah selbst Kaiba mit kritisch verengten Augen zum Kopfende, doch es hielt. Er lächelte mich freudlos an und ich glaubte, eine gewisse Häme in den hellen Augen wahrzunehmen. „Gib es auf, du kommst nicht frei.“ „Das werden wir ja sehen“, Saftsack, setzte ich in Gedanken hinterher, bevor ich mich erneut gegen die Eisen stemmte, dass das Bett wackelte. Cool wäre es jetzt, Superman zu sein. Von mir aus auch Hulk- lieber grün als tot. Das Klirren von Stahl auf Eisen hallte mir in den Ohren wieder, ein eigener, beständiger Rhythmus, brutal und schmerzhaft, aber hoffnungsvoll. So lange ich mich wehrte, hatte ich eine Chance, nicht wahr? So lange ich nicht aufgab, hatte er nicht gewonnen und ich würde nicht schon wieder gegen Kaiba verlieren. Schon gar nicht mich selbst! Die Titel konnte er haben, DuellMonsterschamp soundso, aber nicht mich! Er saß neben mir, das silberne, schlanke Messer wieder zwischen den Fingern drehend, und schaute mir interessiert zu. Während ich mich verausgabte, schien mein Gegenüber gelassen, beinahe entspannt, als genieße er sein ungewöhnliches Abendprogramm. Meine Handgelenke schmerzten und meine Schultern fühlten sich an, als würden sie brechen. Ich kam mir wie eines dieser armen Viecher vor, die sich in einer Bärenfalle selbst die Pfote abreißen, um zu überleben. Außerdem hatten die Ringe hatten mir die Haut aufgescheuert. Es brannte fies und tat auch sonst übel weh, aber ich hörte nicht auf. Lieber fügte ich mir selbst Schmerz zu, als es ihm zu gestatten. Seine Augen wanderten meine Arme hinauf, blieben an den wunden Gelenken hängen und mit einer dieser ruckartigen, blitzschnellen Bewegungen, die er hin und wieder aus keinem bestimmten Anlass zu machen schien, schoss seine Rechte vor, umklammerte sie hart. Zischend stieß ich die Luft zwischen den Zähnen aus, funkelte vernichtend in sein blasses Gesicht, das unmittelbar über mir schwebte. „Das bringt doch nicht“, seine Stimme klang verdächtig weich und mitleidig. Alles nur gefakt! Meine Zähne gruben sich in meine Zunge. Seine Finger sandten gleißenden Schmerz meine Arme hinab, doch die Genugtuung, ihn an meinem Leiden teilhaben zu lassen, würde ich ihm nicht gewähren. Kaiba sah mich an, runzelte die Stirn und ließ mich unvermittelt wieder los. „Wirst du stillhalten?“ „Einen Dreck werde i-“, seine Faust traf mich unvorbereitet und erschreckend brutal im Gesicht. Mein Kopf flog zur Seite und Schmerz explodierte in meinem Unterkiefer. Ein dumpfes Pulsieren breitete sich über meiner Wange aus. Ich blinzelte unfokussiert die Wand an, versuchte meine Sinne wieder zu sammeln. Ein Gutes hatte die Sache, ich registrierte das Brennen an meinen Händen nicht mehr. Nur unterschwellig bekam ich mit, wie er das Messerchen wieder ansetze, dann wurde es kühl. Ich spürte die teuflisch scharfe Klinge über meine Haut kratzen, ohne sie dabei auch nur zu ritzen. Kaiba musste Übung in so was haben und ich wollte gar nicht wissen, woher. Mir drehte sich alles. Finger, so kalt, dass sich mein Körper protestierend zur Seite wand, glitten über meine Brust. „Ganz ruhig“, hörte ich ihn irgendwo über mir, dann bohrte sich etwas Spitzes in meine Haut. Ich schrie auf, mehr aus Wut und Verzweiflung, denn wirklicher Qual, und riss erneut so hart an meinen Ketten, dass ich mir sicher war, entweder das Gitter oder meine Knochen müssten bersten. Kaiba zischte ärgerlich, zog die Waffe rasch wieder zurück. „Jetzt halt still! Ich will dich nicht verletzten.“ „Nicht verletzen?“ echote ich schrill. „Du bist dabei, ein Messer in meinen Körper zu rammen!“ „Skalpell“, belehrte er mich gewohnheitsmäßig kühl, während seine Augen in fanatisch-fiebrigem Glanz nach der besten Stelle für den ersten Schnitt suchten. „Das ist mir herzlich egal!“ Ich bog meinen Oberkörper, so gut es ging, weg. Er drehte mich zurück, seine spinnenartige Hand glitt über meine nackte Haut, wie rasend warf ich meinen Kopf hin und her. „Tu das nicht! Wenn du das machst, werde ich es dir nie verzeihen.“ Einen Moment lang hielt er inne, lächelte dann blass. „Nie ist eine verdammt lange Zeit, Wheeler.“ Anfangs schloss ich die Augen, dann stellte ich fest, dass nur eines schlimmer war, als bei lebendigem Leibe aufgeschlitzt zu werden- es nicht sehen zu können. Nur zu fühlen, wie die Klinge sich unter meine Haut schob, sie säuberlich in lange, gerade Schnitte zerteilte, machte mich halb wahnsinnig. Ein seltsames Gemisch aus schierer Panik und gnadenloser Wut brannte sich mindestens ebenso heiß durch meinen Körper, wie die Klinge sich ihren blutigen Weg über ihn hinweg. Das kalte Metall nicht aus den Augen zu lassen, gab mir wenigstens die Illusion, ich könne irgendetwas an seiner Bahn ändern, durch reine Willenkraft. Kaiba war die ganze Zeit über beinahe verdächtig still, studierte den Lauf des Skalpells mit höchster Konzentration und doch irgendwie weggetreten, als würde er jemand anderem über die Schulter schauen. Das Blut, das aus den haarfeinen Rissen quoll und einen geradezu obszönen Kontrast zu seinen leichenblassen Fingern bot, schien ihn unheimlich zu faszinieren. ,Kaiba ist so ziemlich der unfreiste Mensch, den ich kenne’, schossen mir Teas Worte durch den Kopf und während er mich nach allen Regeln der Kunst auseinander nahm, pflichtete ich ihr im Stillen bei. Vielleicht konnte er nichts dafür, dass er so ein verdammtes Arschloch geworden war. Das machte es nicht wirklich besser und es half mir auch nicht weiter, aber der Gedanke tröstete mich irgendwie. Denn wenn Kaiba echt einen an der Scheibe hatte, dann war ich der Klügere, der Vernünftigere von uns beiden. Unglaublich, dass ich das einmal behaupten können würde. Allgemein war ich nicht gerade für meine bedachten, wohlüberlegten Reaktionen bekannt, aber mit Geistesgestörten sollte man sich ja nachsichtig zeigen. Es machte es für mich leichter, von Kaiba als Opfer zu denken, es verdrängte meine Hilflosigkeit. Abrupt ließ Kaiba das Skalpell sinken, betrachtete sein Werk. Ein scheinbar sinnloses, hochgradig wirres Gespinst aus kleinen und größeren Schnitten spannte sich über meiner Brust und einem Teil des Bauches. Die meisten waren so schmal, dass sie jetzt schon aufgehört hatten, zu bluten. Die rote Flüssigkeit war an der kühlen Luft getrocknet, hatte den Ton von rostigem Eisen angenommen; es war unwahrscheinlich, dass sie länger als zwei Tage sichtbar blieben. Ich hatte mir in meinem bewegten Leben genügend Schrammen und Kratzer zugezogen, um zu wissen, welche Narben hinterließen. Mein Gegenüber legte den Kopf schief, begutachtete das Gebilde kritisch, doch auch mit der grimmigen Zufriedenheit eines Künstlers, der ein langwähriges, kompliziertes Projekt bezwungen hatte. Er sollte sich nicht zu früh freuen, ich war wesentlich härter als Marmor und zäher als Kleister! Ganz sicher ließ ich mich von seiner kleinen Vorstellung nicht einschüchtern… nicht zu sehr jedenfalls. So versuchte ich auch, weitestgehend unbeteiligt auszusehen, als er seinen bleichen Zeigefinger in einen noch blutenden Schnitt drückte, ihn eine Sekunde länger auf meiner Brust liegen ließ, als nötig gewesen wäre. Es brannte nicht sehr, zumindest nicht mehr, als alles andere, doch ich glaubte seine Berührung noch zu spüren, als längst wieder fort war. Fasziniert betrachtete er das grelle Rot auf seiner blassen Haut, dann bohrte sich sein glaskalter Blick in meine Augen und er entließ mich auch nicht aus ihm, als er seine Hand langsam an die schmalen Lippen führte. „Damit wirst du niemals durchkommen.“ Er klang gelangweilt: „Das tue ich doch schon.“ „Man kann sich nicht einfach einen Menschen schnappen, wenn man gerade Lust dazu hat.“ „ ,Man’ nicht, ich schon.“ Er schenkte mir ein beinahe mitleidiges Lächeln, schüttelte den Kopf, als ich widersprechen wollte. „Du wirst dich schon daran gewöhnen.“ „An deine psychopatische Ader?“ gab ich beißend zurück. Er lachte, als hätte ich etwas ganz besonders Amüsantes gesagt. „Daran, dass das Leben nicht so fair ist, wie dein bunter Kindergarten gern glauben möchte. Nein“, wiederholte er langsam und sein Blick glitt ins Leere, „das ist es nicht.“ „Oh“, zischte ich ärgerlich, „glaubst du, du wärst der Einzige mit einer Scheißkindheit? Hör auf, dich so aufzuspielen! Es ist einfach erbärmlich!“ Erstaunlicher Weise schien in meine Beleidigung gar nicht zu erreichen, er zuckte unbeteiligt mit den Schultern. „Ich will es auch gar nicht auf den frühen Tod meiner Eltern, die wirklich unschöne Zeit im Waisenhaus oder Gozaborus noch grässlichere Erziehung…“ „Ich werde dich jetzt nicht bemitleiden!“ „… schieben“, strafend, weil ich ihm ins Wort gefallen war, sah er mich an, dann bleckte er die Zähne, „ich bin von Natur aus so ein Ekel.“ „Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung“, murmelte ich lahm, während mir dieses gemeine Grinsen den Magen zusammenschnürte. „Warum Besserung? Mir gefällt mein Leben, für mich läuft doch alles glänzend.“ „Du hast keine Freunde, nur Arbeit und bist ständig allein“, sprach ich die niederschmetternde Wahrheit aus. Einen Moment lang schien er ernsthaft darüber nachzudenken, dann schlich sich ein feines Lächeln auf Kaibas Lippen. „Jetzt habe ich ja dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)