Runen der Macht von kaighley1002 (Neues Kapitel wird sein: Getrennte Wege) ================================================================================ Kapitel 25: Familientreffen --------------------------- Hey, bin wieder da^^ hat auch lange genug gedauert... Viel Spaß mit dem Kapitel lg Familientreffen Es war dunkel in ihrem Zimmer. Nur das ruhige Atmen ihrer Freundin war zu hören. Ein rhythmisches Ein- und Ausatmen in der sonst vollkommenen Stille. Ihre Augen waren auf die Zimmerdecke geheftet. Den Versuch zu schlafen hatte sie endgültig aufgegeben. Wie lange sie schon in dieser Position lag, wusste sie nicht. Doch trotz allem bewegte sie sich keinen Millimeter. Irgendwas war anders. Doch Kaighley konnte nicht sagen,was es war. War sie es selbst oder die Luft um sie herum,die Atmosphäre in dem Zimmer oder etwas draußen in der Stille der Nacht und in den dort verborgenen Ruinen? Oder lag es vielleicht an dem Traum der vergangenen Nacht, der sie wohl doch mehr verunsichert hat, als es den Anschein gehabt hatte? Irgendetwas fühlte sich anders an. Wie eine sonderbare Spannung die ihren Körper befallen hatte, wie eine Vorahnung, dass etwas geschehen würde,und ihren Körper einfach nicht zur Ruhe kommen ließ. Und trotz allem,während sie weiterhin an die Zimmerdecke starrte, weiterhin dem sanften Klopfen ihres Herzens lauschte und sich weiterhin Gedanken über das machte,was sie vom Schlafen abhielt, schlief sie ein,ungewollt und plötzlich. Ließ sich davon tragen,an einen Ort, an dem sie heute Nacht nicht allein sein würde. Sanftes Licht umhüllte Kaighley, tröstend und warm. Sie spürte den Wind mit ihren Haaren spielen und fragte sich,wo sie hier war und was aus ihrer Zimmerdecke geworden war, die sie nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatte. Plötzlich war sie hier gewesen. Wo genau „hier“ war, wusste sie auch nicht. Sie wusste nur, dass sie sich in einem hellen Zimmer befand.Rechts,links und hinter ihr befanden sich feste, weiße Wände, an denen verteilt ein paar Gemälde hingen. Die Einrichtung des Zimmers war schlicht, das einzig Merkwürdigste war die vierte Wand. Die Wand, die genau vor ihr war,oder besser gesagt, hätte sein sollen. Doch da war nichts! Nun ja, nicht unbedingt „nichts“, denn dort, wo eigentlich eine stabile vierte Wand hätte sein sollen, befand sich eine große Öffnung,so groß wie die eigentliche Wand selbst, die in einen Garten führte. Eigentlich hätte Kaighley verwirrt sein sollen. Doch dieser Raum kam ihr so unglaublich bekannt vor. Und dann dieses Licht. Es war ganz anders, so vertraut. Sacht schloss sie ihre Augen und genoss nur für einen Augenblick die Wärme der Sonne,die durch die Öffnung in der Wand kam. „Kaighley…“ Sanft vernahm sie ihren Namen im Wind. Sie wusste nicht, aus welcher Richtung er kam oder wer ihn ausgesprochen hatte, und doch betrat sie nun ohne zu zögern den großen Garten. Sofort spürte sie die Wärme der Sonne noch mehr. Der Anblick,der sich ihr bot, raubte ihr für einen Moment den Atem. Alles war friedlich, absolut vollkommen. Überall um sie herum waren Blumen. Was für Sorten es waren, wusste sie nicht. Mit Blumen oder Pflanzen hatte sie sich noch nie viel beschäftigt.Aber so viele, mit so vielen unterschiedlichen Farben und Formen hatte sie noch nie zuvor gesehen. „Kaighley“ Überrascht, ihren Namen jetzt so klar und deutlich nicht weit vor sich zu hören,zuckte sie im ersten Moment zusammen, ehe sie nach rechts sah. Auch hier bot sich ihr ein vollkommener Anblick. Nicht weit von ihr entfernt stand ein kleiner, runder Gartentisch mit vier Stühlen. Doch diese waren keineswegs leer. Stumm betrachtete sie die drei Personen. Zwei männliche und eine weibliche. Die Frau und der junge Mann,der mit dem Rücken zu ihr saß, hatten beide blaue Haare. So blau wie ihre eigenen. Nur der Mann auf dem rechten Stuhl stach aus der Gruppe heraus. Seine Haare waren schwarz und etwas länger.Sie reichten ihm bis zu den Schultern. Doch das Auffälligste an ihm waren seine Augen. Sie waren blau, blau wie die ihrigen. Sie hatte nie gewusste, dass ein Mensch so plötzlich und so stark zwei verschiedene Gefühle erleben konnte. Doch hier stand sie nun. Sollte sie weinen? Oder sich freuen? Sie wusste es nicht. Und auch der Gott in ihrem Innern konnte ihr nicht helfen. War er überhaupt noch da? Seit sie hier gelandet war, fühlte sie sich so anders. Am Anfang hatte sie gedacht, es läge an der neuen Umgebung oder an diesem komischen Traum, doch das Gefühl war nicht verschwunden. Das Gefühl befreit zu sein, eine schwere Bürde verloren zu haben. Sie fühlte sich leicht und unbeschwert. Einfach ganz anders als sonst. „Setz dich zu uns.“ Die tiefe,freundliche Stimme des schwarzhaarigen Mannes riss sie aus ihren Gedanken. Verunsichert blieb sie jedoch erst einmal stehen. Sie wusste genau, wen sie vor sich hatte. Ihren Vater,ihre Mutter und Keelin. Keine Zweifel,sie wusste es einfach. Aber warum? Ihr Bruder wollte sie töten, wollte die Menschheit vernichten.Oder zumindest wollte das die Göttin in seinem Innern. Aber er war ihr verfallen. Also konnte es einfach nicht sein, dass er jetzt hier saß.So friedlich. Was war das hier? Ein Traum? Ein Trugbild? „Kaighley, komm bitte her. Wir haben nicht viel Zeit. Dir wird nichts passieren. Ich verspreche es dir.“ Ihre Mutter blickte ihr entschlossen entgegen. Hier waren sie, ihre Eltern,ihre ganze Familie versammelt an diesem unwirklichen und doch friedlichen Platz und sie wusste nicht,wie sie sich verhalten sollte. Sie spürte ihre Gefühle, stark sogar, aber irgendetwas hinderte sie daran, sie wirklich auszuleben. Zu schreien, zu weinen, sich zu freuen. Es konnte doch nicht sein, dass sie jetzt so ruhig war. Hier saßen ihre Eltern! Ihre Eltern! Was hielt sie zurück, ihnen hemmungslos schluchzend in die Arme zu fallen. Zu sagen, wie leid es ihr tat, für alles was sie ihnen jemals angetan hatte, zu sagen, wie sie sie vermisst und dass sie versuchte stark zu sein, für sie und ihren Bruder. Warum lief sie nicht auf Keelin zu? Redete mit ihm. Entschuldigte sich und versuchte zusammen mit ihm und ihren Eltern einen Ausweg zu suchen. Irgendetwas. „Es ist schwer zu verstehen, oder?“ Augen, die ihren so ähnlich waren, sahen sie verständnisvoll an. „Hier sind wir frei.Zumindest für ein paar Minuten, wenn wir Glück haben vielleicht auch für ein paar Stunden. Wir müssen nicht kämpfen. DU musst nicht kämpfen. Weder mit Farth in deinem Innern noch mit mir hier.“ Das Gefühl,das sie durchströmte, war mit keinem Wort zu beschreiben. Sie war frei. Deswegen hatte sie sich zu Beginn so verändert gefühlt. Farth war weg. Aber das war noch lang nicht alles. Hier bot sich ihr zum ersten Mal die Möglichkeit mit ihrer Familie zu reden.Ihnen zu erzählen wie sie sich fühlte, wie es sich anfühlte, für das Ende der Welt verantwortlich zu sein und dabei allein zu sein. Diese Menschen verstanden sie. Und doch konnte sie die Ironie dieser Begegnung nicht aus ihrem Kopf vertreiben. Die Hälfte der Anwesenden hatte sie schon getötet oder zumindest hatte das ein Teil von ihr getan und den anderen Teil musste sie noch töten um die Menschheit zu schützen, die eigentlich der Gott in IHREM Innern vernichten wollte. „Kaighley. Ich weiß, es ist jetzt schwer zu verstehen, aber wir haben euch aus einem bestimmten Grund hergeholt und wir haben nicht viel Zeit!“ Ihre Mutter sah sie eindringlich an und deutete energisch auf den noch freien Stuhl zu ihrer Rechten. Im ersten Moment begriff sie noch nicht ganz, was ihre Mutter von ihr wollte, viel zu sehr war sie noch in ihren eigenen Gedanken gefangen. Doch nach ein, zwei Sekunden verstand sie und setzte sich in Bewegung. So zwischen ihrer Familie zu sitzen,war im ersten Moment neu und merkwürdig für Kaighley. Wie lange hatte sie von diesem Augenblick geträumt? Wobei, sie wusste noch nicht einmal, ob sie überhaupt je von diesem Moment geträumt hatte, so fantastisch war alles. „Wir verstehen sehr gut, wie schwer es für euch ist zu verstehen, was ihr hier sollt und warum wir euch gerufen haben. Und wie wir überhaupt die Möglichkeit und Fähigkeit besitzen, euch zu rufen. Deswegen lasst mich eins sagen, dies ist nicht unser Verdienst. Wer es genau ist, können und wollen wir euch nicht sagen, aber ihr müsst uns jetzt sehr genau zuhören, denn wie eure Mutter schon gesagt hat, haben wir nicht viel Zeit.“ Eindringlich sah er zwischen den beiden Geschwistern hin und her. Und Kaighley hing nur gebannt an seinen Lippen. Sie wollte sich kein noch so kleines Detail ihres Vaters entgehen lassen. Die Art wie er sprach, wie er lachte und wie sich eine kleine Falte über seinem linken Auge bildete, wenn er angestrengt nachdachte. Das alles war zu kostbar um es zu vergessen. „Wir wissen, dass ihr auf der Suche nach euren Amuletten seid. Doch hört uns zu.Sie sind nicht mehr hier. Nicht mehr hier in unserem alten Dorf und auch sonst nirgendwo auf der Erde mehr. Sie verschwanden.Wann und warum hat er uns nicht gesagt. Fakt ist aber, dass sie weg sind.“ Für einen Moment vergaß Kaighley, ihren Vater versonnen zu mustern. Wenn das stimmte, was ihre Eltern sagten – und an dessen Wahrheitsgehalt zweifelte sie keine Sekunde lang – was sollten sie dann machen? Dies war die einzige Möglichkeit gewesen,Farths und Farinas Seele einzufangen und diesen verdammten Fluch endlich zu brechen. „Und was sollen wir jetzt unternehmen?“ Sie hatte die Stimme ihres Bruder nur selten vernommen und doch war sie immer wieder erstaunt darüber, wie sanft und melodisch sie sich eigentlich anhörte, wenn nicht gerade eine verrückte Göttin aus ihm sprach. „Ihr müsst eine andere Möglichkeit finden.“ Das blauhaarige Mädchen saß wie versteinert auf ihrem Stuhl. Irritiert musterte sie die Frau mit den blauen Haaren und den braunen Augen zu ihrer Rechten und bevor sie es verhindern konnte, bahnten sich Wörter aus ihrem Mund, die sie nicht aufhalten konnte, „Eine andere Möglichkeit finden? Wisst ihr was wir durchgemacht haben, um hierher zu kommen? Wie oft wir verwundet wurden? Wie müde wir sind? Und jetzt sitzt ihr hier und sagt uns, wir sollen eine andere Möglichkeit finden? Was für eine? Das war unsere einzige! Wir haben nichts anderes! Der Fluch wird sich immer wieder wiederholen ohne diese Amulette. Weder Farth noch Farina werden je Ruhe finden.“ Mit einem Mal flammte so etwas wie Mitleid für den Gott in ihrem Innern und dessen Schwester auf. Sie waren auf ewig dazu verdammt, gegeneinander anzutreten, ohne Hoffnung auf Erlösung oder Rettung. Ihr Blick wanderte zu ihrem Bruder, der sie stumm musterte. Allein bei der Vorstellung, für immer in diesem Kampf gegen ihn gefangen zu sein,überkam sie Grauen. Und Farth und Farina hatten keine andere Möglichkeit, sie konnten nicht sterben. „Kaighley, beruhig dich. Ich weiß es hört sich zwar schlimm an...“ „Schlimm? SCHLIMM?“ Ohne dass sie es bewusst tat, sprang sie von ihrem Stuhl auf und funkelte die zwei Menschen, die ihr eigentlich alles bedeuteten, wütend an. „Ihr wisst nicht, was das für uns bedeutet! Ihr kommt her und nehmt uns unsere ganze Hoffnung und das Einzige,was ihr dann darauf zu erwidern habt, ist‚dass es sich schlimm anhört! Es hört sich nicht nur so an, so ist es auch! Was wird aus Keelin? Was soll ich jetzt verdammt noch mal machen?“ Die Verzweiflung packte sie so unbarmherzig, dass sie zitternd und schluchzend wieder auf ihren Stuhl zurück sank. Das alles hier hatte so wunderbar begonnen. Ihr wurde die Möglichkeit geboten, ihre Eltern wieder zu sehen, mit ihnen zu reden, sie anzufassen. Und jetzt das? „Kleines, hör mir zu. Wir wurden nur hierher geschickt, um euch diese Nachricht zu übermitteln. Wir wissen selbst, wie grausam und ungerecht das ist. Kaighley, du hast schon so viel erreicht. Du wirst das schaffen.“ „Aber wie? Einerseits wartet in meinem Innern ein bösartiger Gott, der sofort die Kontrolle über meinen Körper übernimmt, wenn ich nicht stark genug bin, und andererseits versucht mich mein eigener Bruder zu töten. Ich habe Feinde, wohin das Auge reicht. Mir bleibt nicht eine ruhige Minute. Und dann sagt ihr, ich werde es schon schaffen. Was ist,wenn nicht? Was ist,wenn ich versage? Was wird dann? Könnt ihr mir das sagen? Ich habe einfach keine Kraft mehr. Ich kann das nicht. “ Kaighley war wütend und gleichzeitig verzweifelt. Sie dachte an all die Kämpfe, an alle die Verfolgungen und an all die Entbehrungen, die ihre Freunde auf der Suche nach den Amuletten hinnehmen mussten. Sie waren ihr gefolgt, in dem Glauben, sie hier zu finden und damit wenigstens ein Stück dem Schicksal zu trotzen und alles vielleicht zum Guten zu wenden. Kaighley merkte nicht, wie die Tränen langsam ihre Wange hinunter liefen und mit einem kaum wahrnehmbaren Geräusch auf den kleinen Tisch tropften. Alles schien mit einem Mal so aussichtslos, so sinnlos. hr Tod würde sinnlos sein. Alles würde sich wiederholen. Auf ewig gefangen in diesem grausamen Kreislauf. „Es tut mir leid.“ Sanft strich ihr Vater ihr über den Kopf. „Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.“ Hilflos sah sie ihrem Bruder zum ersten Mal offen ins Gesicht, „Was werden wir jetzt machen?“ Tiefe Verzweiflung sprach aus ihren Augen. Keelin sah sie eine Zeit lang nur stumm an, ehe er seinen Mund öffnete, „Wir müssen ohne die Amulette weiter machen. Uns bleibt nichts anderes übrig. Was wäre dein nächstes Ziel gewesen?“ Verwirrt hielt sie für ein paar Sekunden die Luft an. Was genau war ihr nächstes Ziel gewesen? Was hatte Meredith noch gleich gesagt? Nachdem sie die Amulette geholt hatte, musste sie noch dieses komische Tagebuch finden, in das die Sekte das Ritual geschrieben hatte. Na toll, das hieße ja ihr nächstes Ziel wäre Vindaya. Und von Vindaya wusste sie leider nur so viel,als dass es als eines der grausamsten und unwirklichsten Länder jenseits des Großen Flusses verschrien war. Herrlich,wenn dass nicht wieder einmal ein tolles Ziel war! Und mit ihrem Glück würde sie, wenn sie an den Mauern des ehemaligen Hauptquartiers dieser komischen Sekte stand, wieder so einen Traum haben und irgendjemand würde ihr wieder sagen, dass das Tagebuch unter mysteriösen Umständen einfach verschwunden wäre. Hach ja, genau so würde es kommen. Kaighley fand es einerseits beruhigend,dass sie ihren Sarkasmus nicht verloren hatte, auf der anderen Seite fand sie die bloße Vorstellung so verstörend, dass sie krampfhaft versuchte an etwas anderes zu denken. Deswegen sah sie ihren Bruder weitere Sekunden lang stumm an, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. Doch ihr Vater kam ihr zuvor. „Kaighley, behalte dein Ziel für dich.Keelin, wie leid es mir tut, aber wenn du erwachst, wird Farina wieder die Kontrolle über deinen Körper übernehmen und somit wird sie auch alles erfahren, was wir hier besprochen haben. Kaighley muss so viel wie möglich für sich behalten.“ Sie sah nur zu deutlich das kurze Aufflackern von Schmerz in seinen Augen, bevor ihr Bruder verstehend nickte. „Wenn das so ist, muss ich dir noch etwas erzählen, Kaighley.“ Ihr Bruder sah ihr ernst in die Augen. Kaighley sah ihn aufmerksam an und bekam deshalb nicht mit, wie sich die Landschaft um sie herum zu verändern schien. Erst langsam und wahrscheinlich zu winzig, als dass sie es überhaupt bemerken konnte, doch stetig und ohne zögern. „Kinder, wir müssen gehen!“ Ihre Eltern waren von ihren Stühlen hochgesprungen. Kaighley war wie vor den Kopf gestoßen. Sie hatte zum ersten und wahrscheinlich zum letzten Mal die Gelegenheit ihre Eltern zu sehen und so sollte alles enden? Ohne wirklich darüber nachzudenken, stolperte sie auf ihren Vater zu und umarmte ihn. Etwas so Einfaches hatte sie sich ihr Leben lang gewünscht. Sie wollte sie jetzt nicht schon hergeben, nicht nachdem sie sie so lange vermisst hatte. „Ich weiß, du wirst es schaffen. Du bist so viel stärker, als wir jemals gehofft. Ich bin stolz auf dich.“ Zärtlich strich er Kaighley über ihr Haar und jede einzelne Berührung sog sie gierig in sich auf. „Mein kleines Mädchen.“ Unbemerkt war ihr Mutter zu ihnen gestoßnen und zog sie jetzt ihrerseits sanft in die Arme. „Ich liebe dich. Vergiss das nie. Du und dein Bruder, ihr bedeutet uns alles. Ich wollte niemals, dass euch so etwas widerfährt.“ Sie spürte, wie die Tränen ihrer Mutter sanft auf ihren Kopf fielen. „Ich will nicht, dass ihr geht!“ Kaighley wusste selbst, dass sie wie ein kleines Kind klang und sie wusste auch, dass ihr Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde. Aber diese Gewissheit tat so unendlich weh. „Es tut mir leid. Wir haben keine andere Wahl. Aber Kaighley, kannst du mir noch einen Gefallen tun?“ Die blauen Augen ihres Vaters ruhten besorgt auf ihrem Gesicht. „Sag Lazar, dass es nicht seine Schuld war. Maela geht es gut. Sie vermisst ihn, aber sie ist sehr stark.“ Kaighley blickte ihren Vater verständnislos an, nickte aber um ihm zu zeigen, dass sie es ihrem Freund mitteilen würde. „Danke“, hauchte noch einmal die Stimme ihres Vaters ehe beide wieder von diesem sanften Licht umhüllt wurden. Kaighley versuchte so lange sie konnte, ihre Eltern nicht aus den Augen zu lassen. Egal wie schmerzhaft das Licht langsam in ihren Augen brannte. Aber ihr Versuch scheiterte und schon bald stand sie allein mit ihrem Bruder in diesem wunderschönen Garten. „Wie es aussieht, ist es vorbei.“ Keelin stand dicht neben ihr und zum ersten Mal genoss sie die Nähe ihres Bruders. „Wenn wir erwachen, wird es wieder so sein wir zuvor,oder?“ In ihren blauen Augen lag ein Flehen, das sie nicht verbergen konnte. „Ja. Alles wird wieder so sein wie immer.“ Auch in seiner Stimme konnte sie den Schmerz erkennen. „Kannst du mir etwas versprechen?“ Fragend sah sie ihn an, bevor er weiter sprach. „Töte mich bitte bald. Ich bin es leid, so zu leben.Wenn man das überhaupt leben nennen kann. Weißt du, zuvor hab ich mich nicht beschwert, ich kannte nichts anderes. Ihr Hass war immer da. Ich musste einfach ihren Befehlen folgen. So war es immer. So hat er es mir immer gesagt. Aber seit ich hier bin … Zum ersten Mal fühle ich mich frei, ungezwungen. Ich kann allein entscheiden.“ Seine Stimme war so erfüllt von Traurigkeit, dass es Kaighley den Atem raubte. So hatte sie ihren Bruder noch niemals reden hören.Wobei sie zuvor auch noch nie die Gelegenheit gehabt hatte, sich mit ihm zu unterhalten ohne dass Farina die Macht hatte. Es war irgendwie schön. Hier in diesem Garten hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, wirklich eine Familie zu haben. „Ich tu mein Bestes.“ Sie versuchte ihre Stimme mit Hoffnung und Optimismus zu füllen. Kaighley spürte mit einem Mal wieder den Wind in ihren Haaren und die sanfte Wärme der Sonne. „Wie es scheint, geht jetzt alles zu Ende.“ Überrascht öffnete sie wieder ihre Augen und sah Keelin verwirrt an. „Merkst du nicht das Licht?“ Etwas überrumpelt sah sie an sich hinunter und bemerkte, dass sie von einem hellen Licht umgeben war. „Du wachst auf.“ „Aber hey, warte. Ich will noch nicht!“ Verzweifelt versuchte Kaighley dem Licht zu entkommen, bevor sie ein amüsiertes Lachen seitens ihres Bruders vernahm. „Du kannst dich nicht wehren. Also hör lieber auf so herum zu zappeln.“ „Pff, warum verdammt muss ich gerade jetzt aufwachen. Ich will nicht!“ Das blauhaarige Mädchen bemerkte, wie das Licht immer heller wurde und sich langsam über ihren ganzen Körper ausbreitete. Jetzt spürte sie auch, wie irgendjemand sanft an ihrer Schulter rüttelte und ihren Namen flüsterte. „Ahh, Keelin warte. Ich wollte dir noch so viel sagen!“ „Das muss wohl warten. Wir werden uns aber wahrscheinlich schon bald wieder sehen. Pass in der Zwischenzeit gut auf….“ Kaighley spürte wie sie wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte und verfluchte die Person, die gerade an ihrer Schulter rüttelte. „Verdammt, was sollte das?“ Ärgerlich schob sie die störende Hand beiseite und setzte sich kerzengerade in ihrem Bett auf. Lilithel blickte ihr verwundert entgegen. „Alles in Ordnung? Saemil sagte, ich solle dich wecken.“ „Ach, und seit wann tust du alles,was Saemil sagt?“ Wütend stierte sie ihre Freundin an und wusste im selben Moment, dass sie ihr nicht die Schuld dafür geben konnte. „Ähm ich…“ Lilithel wusste nicht was sie sagen sollte. Kaighleys morgendliches Temperament machte ihr Sorgen. Doch die Erbin Farths war zu sehr in ihren Gedanken vertieft, als dass sie noch sonderlich auf ihre Freundin achtete. Der letzte Satz Keelins brachte sie zum Nachdenken. Wenn das wirklich stimmen sollte… „Lilithel, geh runter und sag Saemil, er soll alle zusammenrufen. Ich hab etwas mit euch zu besprechen!“ Ohne Zögern verließ das blonde Mädchen das Zimmer. Kaighley war viel zu unberechenbar und schlecht gelaunt, als dass sie noch länger als unbedingt nötig bei ihr im Zimmer bleiben wollte, außerdem war sie neugierig, was Kaighley mit ihnen zu besprechen hatte. Irgendwie hatte sie nachdenklich gewirkt. Kaighley erhob sich langsam und zog sich an. Dabei achtete sie kaum auf ihre Umgebung. Viel zu sehr waren ihre Gedanken mit dem beschäftigt, was passiert war. Der letzte Satz ihres Bruders. War das die Wahrheit? „Pass in der Zwischenzeit gut auf deine Gefährten auf, beobachte sie genau. Nicht jeder unter ihnen ist das, was er vorgibt zu sein.“ Hosted by Animexx e.V. 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