Im Schatten der Nacht von Glasschmetterling ================================================================================ Kapitel 7: Stolz ---------------- Im Schatten der Nacht Teil 1 Kapitel 7 - Stolz Er blickte seiner Meisterin hinterher, wie sie in eine Nische verschwand, und irgendwie konnte er sich über den Ausflug, den er sich eigentlich so sehr gewünscht hatte, nicht so besonders freuen. Natürlich war es toll, dass er jetzt in der Unterstadt von Coruscant herumstreifen durfte, aber er hätte sich sicherer gefühlt, wenn sie ihn begleitet hätte. Offensichtlich vertraute sie dieser Gruppe hier zwar vollkommen, aber allein war er noch nie in Gefahr geraten, und auch wenn ein Wookie ein beeindruckender Schutz war... Moment. „Äh... Syrar?“ Er hoffte inständig, dass er sich ihren Namen richtig gemerkt hatte, aber anscheinend war die Macht auf seiner Seite, denn die Bothan wandte sich ihm zu. „Ja?“ „Ich verstehe kein Wookie.“ Sie lachte auf, Hrarraar ebenfalls, und er spürte, wie er errötete. Das war ganz bestimmt nicht lustig! „Dini wird für dich übersetzen, sie ist wirklich gut. Also kein Problem. Willst du etwas zu Essen mitnehmen?“ Er nickte, noch immer schlecht gelaunt, und sie drückte ihm eine kleine Dose in die Hand, die er sich an seinen Gürtel hängte. „Und jetzt ab in die Werkstatt mit euch, ich bin mir sicher, die beiden warten schon.“ Der Wookie scheuchte ihn mit einer Handbewegung zur Eingangstür, und auf eine unbestimmte Weise war er froh, von Syrar wegzukommen. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn bemutterte und wie ein Baby behandelte, das man unbedingt beschützen musste, und das, obwohl er doch ein Jedi-Padawan war. Gegenüber den anderen Kindern legte sie diese Verhalten nicht an den Tag, aber er konnte doch viel besser auf sich aufpassen als diese beiden kleinen Mädchen, die er in der Bar getroffen hatte und die jetzt wohl allein losziehen würden, hätte man ihnen nicht den Wookie mitgegeben, der doch eigentlich nur auf ihn achten sollte. Sie gingen einige Meter nach rechts, nur um die heruntergekommene Straße sofort wieder zu verlassen und eine kleine, schäbige Werkstatt zu betreten, die von grellem Neonlicht erhellt wurde. In einer Ecke beugten sich die Twi’lek und ihre Freundin gerade über ein Werkstück, das er nicht erkennen konnte, beide in abgetragenen und geflickten Overalls, die, obwohl sie gekürzt und enger genäht worden waren, noch immer viel zu groß wirkten. Mallae wandte sich um, als sie das Türgeräusch hörte, und grinste. „Hey Hrarraar. Wir sehen uns gerade den kaputten Servierdroiden an. Wahrscheinlich stimmt etwas mit seinen Annäherungssensoren nicht, deswegen ist er wohl gegen diesen Gamorreaner gekracht...“ Sie verkniff sich ein Prusten bei der Erinnerung an diese Szene, dann richteten sich ihre rötlichen Augen auf Adian, und sie schoss einen finsteren Blick auf ihn ab. „Kommst du etwa mit?“ Hrarraar brüllte etwas, das sogar er als Zustimmung erkannte, und sie funkelte wütend. „Na toll.“ Sie glitt fast auf ihn zu und musterte ihn prüfend, und er spürte, wie die Wut in ihm hochkochte. „Verdammt! Warum behandelt ihr mich alle wie ein Baby und nicht wie einen Jedi-Padawan!“ Er brüllte sie an, doch die Tatsache, dass sie nicht einmal mit einem Lekku zuckte, fühlte sich an wie ein Guss Wasser über seinen Kopf. Nur ihre Augen verfinsterten sich, glommen wie rote Kohlen. „Warst du schon einmal in einer Schießerei? Einer echten, in der man stirbt, nicht in einer dieser Simulationen. Einem Kampf mit Vibroklingen? Einer Kneipenprügelei?“ Er musste den Kopf schütteln. „Wir werden davon ferngehalten...“ „Ich weiß. Und trotzdem denkst du, vorbereitet zu sein – aber du bist es nicht, die Realität ist immer anders... hier unten ist ein harter Ort, selbst für jemanden mit der Macht als Verbündeter, und wenn du eine Dummheit machst, sind wir alle in Gefahr.“ Sie warf einen undeutbaren Blick zu Dini, die hinten an der Werkbank lehnte, dann fragte sie: „Kommst du damit klar?“ Er starrte sie nur an, erkannte zwar die Wahrheit in ihren Worten und schämte sich, war aber nicht in der Lage, das zuzugeben. Sie zuckte nur die Schultern, als sie seine Reaktion sah, und verzog sich in eine Ecke, offensichtlich auf der Suche nach irgendeinem Bauteil oder Ähnlichem. Doch er starrte nach vorne, konnte sich nicht entscheiden, ob er wütend oder beschämt sein sollte, bemerkte aus dem Augenwinkel, wie die Freundinnen lachten und alberten, während sie das kaputte Sensorpack reparierten. Offenbar waren die beiden unzertrennlich, und auf eine Weise, die er nicht verstand, schienen sie immer zu wissen, welches Bauteil oder Werkzeug die andere gerade benötigte. Auch wie sie gemeinsam arbeiteten, war ihm vollkommen fremd – wenn einer der anderen Schüler im Tempel einen Auftrag mit ihm erledigen sollte, fühlte er sich immer behindert und überfordert, denn er musste ihm Dinge erklären, die er selbst im Schlaf erledigen konnte. Hier schien es anders, gemeinsam arbeiteten sie effizienter, und fasziniert sah er zu, wie sie den Droiden wieder zusammensetzten und aufsteigen ließen. Dini schlug nach ihm, doch er wich ihrem Arm aus, und sie grinste zufrieden. „So, der läuft wieder!“ Die Mädchen tauschten einen Blick, dann meinte Mallae: „Kommst du damit klar, dass du auf uns hören musst, wenn’s gefährlich wird, Adian?“ Er nickte so knapp und widerwillig wie nur möglich, doch sie schienen sich nicht an seinem fehlenden Enthusiasmus zu stören und packten ihn von links und rechts an den Armen. „Gut, dann spielen wir jetzt mal Schrottsammler!“ Der Padawan, der seine Meisterin am Abend zurück in den Tempel begleitete, konnte zwar kaum seine Augen offen halten und sah aus, als ob der Schmutz auch in zwei Wochen nicht verschwunden sein würde, doch sie lächelte trotzdem zufrieden. Es war ein Tag gewesen, an dem er sicher viel dazugelernt und vielleicht auch ein paar echte Freunde gefunden hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)