鼓動 (Kodou) von abgemeldet (Final Fantasy VII: Heartbeat / Kapitel 11 fertig) ================================================================================ Kapitel 3: Meeting ------------------ Laut fluchend warf Naomi ihr Handy auf den kleinen Tisch – so fest, dass das Display einen kleinen Riss bekam. Diese Tatsache entlockte ihr weitere Verwünschungen. Seit drei Tagen versuchte sie nun schon, irgendjemanden zu erreichen. Drei geschlagene Tage lang hatte sie die meiste Zeit damit verbracht, alle möglichen ihr bekannten Nummern zu wählen – immer wieder bekam sie das Gleiche zu hören: nichts. "Das ist aber keine Ausdrucksweise für eine junge Dame", meldete sich eine tiefe Stimme hinter ihr trocken zu Wort. Erschrocken drehte sie sich um. "Vincent!", rief sie aus. "Musst du dich immer so an einen heranschleichen?!" Der Schwarzhaarige trat näher an sie heran, wobei er sich trotz seiner schweren Stiefel annähernd lautlos bewegte. "Ich schleiche nicht", war die knappe Antwort. Sie zog eine Augenbraue hoch, erwiderte jedoch nichts darauf. Sie wusste genau, dass sie lediglich auf taube Ohren stoßen oder gegen eine Wand laufen würde. Auch wenn sie noch nicht lange hier war, so hatte sie doch eines gelernt: Diskussionsversuche mit Vincent waren selten von Erfolg gekrönt und zudem stellten sie eine enorme Geduldsprobe dar. "Wer hat dir diese ganzen Schimpfwörter eigentlich beigebracht?", wollte er von ihr wissen, als er sich zu ihr an den Tisch setzte. Seine Stimme klang gleichgültig, doch das täuschte. Es waren seine Augen, die ihn verrieten. Außerdem würde er sich gar nicht erst die Mühe machen zu fragen, wenn es ihm wirklich egal wäre. Naomi hob die Schultern. "Teils habe ich sie von Freunden und Bekannten, das eine oder andere habe ich so hier und da aufgeschnappt…", meinte sie mit einer vagen Geste. "Aber mein bester Lehrer war mein Ex-Freund." Sie grinste breit. "Glaub mir, den möchtest nicht mal du fluchen hören." Vincent legte die Stirn in Falten. "Viel schlimmer als Cid kann er nicht sein", erwiderte er ruhig. "Von ihm und Barret bin ich so einiges gewohnt." Seufzend fuhr sie sich mit beiden Händen durch die Haare. Von Tifa wusste sie, dass Cid ein Pilot war und sowohl er als auch dieser Barret gut mit ihnen befreundet waren. Es nervte sie irgendwie, dass sie so vieles hier noch nicht wusste oder kannte. Einerseits freute sie sich darauf, dass sich das bald ändern würde, und dennoch gab sie die Hoffnung nicht auf, doch noch nach Hause zu kommen. Ruckartig hob sie den Kopf, wobei ihr Genick sehr unangenehm knirschte. "Kann ich mir mal kurz dein Telefon ausleihen?" Einige Sekunden lang betrachtete er sie regungslos. "Warum?", fragte er, bevor er sein PHS aus der Tasche holte und es ihr reichte. Die Studentin nahm es an sich und griff gleichzeitig nach ihrem eigenen Handy. "Weil meines kaputt zu sein scheint", entgegnete sie abwesend und suchte eine Nummer heraus, die sie in Vincents Mobiltelefon eintippte. Sie hielt es sich ans Ohr und lauschte eine Weile. "Die gewählte Nummer ist nicht existent." Naomi verzog genervt das Gesicht, als sie die überdrehte Frauenstimme hörte. Sie versuchte es mit einer anderen Nummer und schließlich mit einer dritten, doch das Ergebnis war das gleiche. Grummelnd klappte sie das Telefon zu und gab es Vincent zurück. "Danke", murmelte sie. Der Schwarzhaarige sah sie an und seine Mundwinkel zuckten leicht. "Manchmal denke ich, dass du mit deiner Wortwahl Cid oder Reno ernsthaft Konkurrenz machen könntest." Irritiert starrte sie ihn an. Machte er sich etwa lustig über sie? Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Ausgerechnet er? Irgendwie war das für sie nur schwer vorstellbar. Dieser Mann schien tatsächlich Humor zu haben. Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Wenn du das sagst!" Er nickte kaum merklich. "Hast du immer noch niemanden erreichen können?" Sie schnitt eine Grimasse. "Offensichtlich nicht… mit meinem Handy kann ich hier überhaupt nicht telefonieren und wenn ich es mit deinem versuche, sind die gewählten Nummern nicht existent!", murrte sie. "Irgendwas stimmt hier nicht." Ohne ein Wort zu sagen stand er auf und hielt ihr seine Hand hin. Naomi blinzelte und sah dann zu ihm auf. Sie wusste nicht was er von ihr wollte, doch sie ging nicht davon aus, dass es irgendetwas Schlimmes war, daher legte sie ihre Hand in seine. "Was ist?" Noch immer schweigend zog er sie von ihrem Stuhl hoch und ging mit ihr in Richtung Tür. "Wo gehen wir hin?", wollte sie wissen als sie stehen blieb, womit sie ihn dazu zwang das ebenfalls zu tun und sich zu ihr umzudrehen. "Du hast sicher Hunger", erwiderte er nun. "Ich kann nicht so gut kochen wie Tifa, außerdem hast du nichts davon, wenn du den ganzen Tag in meiner Wohnung sitzt und Trübsal bläst." Abwehrend streckte Naomi ihre freie Hand vor sich aus, da er die andere noch immer in seiner hielt und nicht losließ. "Du willst mich doch nicht etwa zum Essen einladen?!", fragte sie ihn entsetzt. "Das kann ich unmöglich annehmen!" "Und von welchem Geld willst du das bezahlen?", gab er trocken zurück. "Erm…" Sie sah ihn entgeistert an. "Aber ich kann doch nicht immer…" Vincent schüttelte seufzend den Kopf. "Im Moment bleibt dir nicht viel übrig", meinte er gelassen. "Es sei denn, du möchtest lieber verhungern." "Nein!", erwiderte sie erschrocken. Ein leichtes amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. "Das dachte ich mir schon." Er öffnete die Wohnungstür und zog die Gitarristin hinter sich her. "Dann lass uns gehen." Vollkommen verwirrt folgte sie ihm aus seinem Appartement und auf die Straße. Dies war das erste Mal, dass sie das Haus verließ, seit sie hier war. Zielsicher führte Vincent sie durch die Straßen, bis sie vor einem kleinen Gebäude stehen blieben. Auf dem Schild über der Tür stand '7. Himmel'. Verwundert legte sie den Kopf schief. Den Namen hatte sie definitiv schon mal gehört. Doch bevor sie die Gelegenheit hatte, sich Gedanken darüber zu machen, legte Vincent ihr seine Hand auf den Rücken, stieß die Tür auf und schob sie hinein. Naomi sah sich neugierig um und fühlte sich irgendwie stark an das 'Starbucks' erinnert, in dem sie mal nebenbei gearbeitet hatte. Allerdings waren Tische und Stühle aus Holz und die große Milchschaummaschine fehlte ebenfalls. Es war auch gar nicht mal so sehr die Einrichtung, die sie an den Kaffeespezialitätenladen denken ließ, sondern eher die Atmosphäre. Sie ließ den Blick in Richtung Theke schweifen und sah dort einen blonden jungen Mann stehen, der sich nun zu ihnen umdrehte. Für einen kurzen Augenblick hatte sie das Gefühl, ihr Herz würde einen oder auch zwei Schläge aussetzen. Doch als sie das Gesicht und vor allem die ungewöhnlich blauen Augen des Mannes sah, wurde ihr erst bewusst, dass es nicht Shinya war – es auch gar nicht sein konnte – und sie entspannte sich wieder. "Alles in Ordnung?", fragte Vincent leise, dem ihre kurzzeitige Anspannung nicht entgangen war. Die junge Musikerin atmete einmal tief durch und nickte dann. Das war nicht Shinya. Der Sänger war nicht hier. Außerdem war er schon seit einer ganzen Weile nicht mehr blond – er war bereits im vorigen Jahr zu seiner Naturhaarfarbe zurückgekehrt. Sie schluckte mühsam den Kloß in ihrem Hals herunter. Gemeinsam gingen die beiden zur Theke, wobei sie den Blonden aus dem Augenwinkel beobachtete. Bei genauerem Hinsehen hatte er keinerlei Ähnlichkeit mit Shinya. "Hallo, Vincent", grüßte er den Schwarzhaarigen. "Lange nicht gesehen! Wie geht es dir?" Der Angesprochene nickte ihm zu. "Wie läuft das Geschäft?" "Bestens. Ich habe mir für heute frei genommen, um Tifa ein wenig zur Hand zu gehen und nach den Kindern zu sehen." Er sah Naomi neugierig an, welche sich irgendwie fehl am Platz fühlte. Vincent legte ihr seine Hand auf die Schulter. "Dies ist Naomi Crescent… und das ist Cloud Strife", stellte er die beiden einander vor. "Crescent?", fragte Cloud irritiert als er ihr die Hand reichte. "Doch nicht etwa…?" "Nein", erwiderte der Schwarzhaarige. "Sie sind nicht miteinander verwandt." Cloud schürzte die Lippen. "Deine Freundin?" In diesem Moment kam Tifa durch die hintere Tür herein. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus als sie Vincent und Naomi sah. "Hey", sagte sie und umarmte die junge Studentin. "Wie geht es dir?" Sie legte ihr eine Hand auf die Stirn. "Dein Fieber ist weg", freute sie sich. "Meine Nerven werden zwischendurch ein wenig strapaziert, aber ansonsten geht es mir hervorragend", grinste Naomi. Tifa zog eine Augenbraue hoch und warf Vincent einen strafenden Blick zu. Dann wandte sie sich wieder an die Pinkhaarige. "Was kann ich für euch tun?" "Naomi braucht etwas zu essen", meinte Vincent trocken. Cloud sah irritiert von Naomi zu Tifa und dann schließlich zu dem Schwarzhaarigen. "Anscheinend habe ich so einiges verpasst." Tifa drehte sich zu ihm um. "Du warst ja auch eine ganze Weile nicht hier", gab sie schlicht zurück, dann begab sie sich wieder zu der hinteren Tür und blieb kurz stehen. "Was möchtest du denn essen?", wollte sie von Naomi wissen. Diese zuckte unbestimmt mit den Schultern. "Irgendwas… am besten etwas Einfaches, das schnell geht." Die Dunkelhaarige lächelte und verschwand in der Küche. Nach wenigen Sekunden wurde die Tür wieder geöffnet und Tifa steckte den Kopf hindurch. "Hast du Lust, mir zu helfen?" Naomi sah sie entsetzt an. "Bist du verrückt? Wenn du deine Küche behalten möchtest, dann solltest du dieses Risiko lieber nicht eingehen und mich möglichst weit davon entfernt halten." Tifa sah sie ungläubig an, zuckte dann jedoch mit den Schultern und schloss die Tür hinter sich. Seufzend ließ sich die Gitarristin auf einen Stuhl fallen, stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab und vergrub ihre Hände in den pinkfarbenen Haaren. "Ich bin wirklich zu nichts zu gebrauchen", murmelte sie deprimiert. Vincent setzte sich neben sie und legte ihr seine Hand auf die Schulter. "Sag das nicht", meinte er leise. "Und wieso nicht?", erwiderte sie bitter. "Bei dem, was ihr alles für mich getan habt… ohne mich zu kennen… und ich kann nichts, was irgendwie von Nutzen wäre…" Sie nahm die Hände herunter und sah ihn verzweifelt an. "Ich kenne mich hier nicht aus und mit meinem Geld kann ich hier auch nichts anfangen… ich bin meinen Job los, von meinen Freunden und Kollegen kann ich niemanden erreichen, ich kann nicht nach Hause… und sowieso ist im Moment alles voll für'n Arsch…" Darauf wusste Vincent nichts zu sagen. Für eine Weile sah er sie ausdruckslos an. "Du kannst nichts dafür", sagte er schließlich ruhig. Naomi schnaubte. "Leider kann ich auch nichts dagegen." Sie fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, dann seufzte sie wieder und legte den Kopf in den Nacken. Nun setzte sich auch Cloud, der die ganze Zeit schweigend zugehört hatte, zu ihnen an den Tisch. Es war mehr als offensichtlich, dass diese Frau mit ihrer momentanen Situation alles andere als zufrieden war. Das Quietschen der Tür und schnelle, leichte Schritte rissen ihn aus seinen Gedanken. "Cloud ist wieder da!", rief Denzel freudig aus und sprang dem Blonden auf den Schoß, der ihm lächelnd durch die braunen Haare wuschelte. "Wo ist Tifa?", fragte nun Marlene, als sie zwischen Vincent und Naomi stehen blieb, welche sich eine Hand über die Augen gelegt hatte. Das kleine Mädchen sah sie verwundert an. "Tifa ist in der Küche", antwortete Cloud. "Und das ist Naomi." "Geht es dir gut, Onee-chan?", fragte Marlene vorsichtig. "Hm?" Die Gitarristin nahm ihre Hand herunter und wandte sich dem Mädchen zu. Lächelnd nickte sie. Schließlich sah sie zu Vincent auf. "Wo sind hier die Waschräume?", erkundigte sie sich. "Durch die Tür und dann rechts", antwortete er. Als Naomi aufstand griff Marlene nach ihrer Hand. "Ich zeig's dir", meinte sie hilfsbereit. Die Pinkhaarige konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und folgte dem Mädchen. Nachdem sie die Tür geöffnet hatte kam ihnen Tifa mit zwei großen Tellern entgegen. "Wo wollt ihr hin? Das Essen ist fertig." "Ich zeige Onee-chan, wo der Waschraum ist", entgegnete Marlene ernst. Tifa lächelte und nickte dann. "Gut, ich stelle das Essen dann auf den Tisch. Möchtest du auch etwas essen, Marlene?" Das Mädchen nickte eifrig. "Und Denzel hat bestimmt auch Hunger!", meinte sie, dann führte sie Naomi zum Waschraum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)