鼓動 (Kodou) von abgemeldet (Final Fantasy VII: Heartbeat / Kapitel 11 fertig) ================================================================================ Kapitel 4: Mistake ------------------ Im Laufe des Nachmittags füllte sich die Bar beträchtlich und Tifa hatte alle Hände voll zu tun, die Gäste zu bedienen, und somit nicht viel Zeit sich mit Cloud, Vincent und Naomi zu unterhalten. Denzel und Marlene waren zwischenzeitlich gegangen, um mit ein paar anderen Kindern draußen zu spielen. Cloud und Vincent unterhielten sich über irgendwelche Dinge, von denen Naomi keine Ahnung hatte. Zunächst hatte sie ihnen begeistert zugehört, doch nach einer Weile hatte sie das Interesse daran verloren. Gelangweilt betrachtete sie die Leute an den anderen Tischen, bis es ihr schließlich zu dumm wurde. Seufzend stand sie auf und ging zur Theke, hinter der Tifa gerade ein paar Drinks mixte. Sie hoffte, der Brünetten irgendwie behilflich sein zu können. Zum einen, weil sie sich auf irgendeine Art revanchieren wollte, zum anderen, weil sie sich furchtbar langweilte. Zunächst lehnte Tifa ihre Hilfe freundlich ab, mit der Begründung, dass sie es auch ganz gut alleine schaffte, aber nach einer kurzen Diskussion willigte sie schließlich doch ein. Da sie noch nicht wusste, wo sich alles befand, beschränkte sich Naomi zunächst darauf, leere Gläser und Teller einzusammeln und zu spülen, wobei sie die Gelegenheit nutzte, sich den Inhalt der Schubladen und Schränke einzuprägen. Wann immer es möglich war, beobachtete sie Tifa beim Mixen und fragte, wie sie die Getränke nannte. Irgendwann ging sie schließlich dazu über, die Gäste zu bedienen, wobei sie das Kassieren der Brünetten überließ, da sie mit der hiesigen Währung noch nicht so ganz zurecht kam und auch die Preise nicht kannte. Nach etwa zwei oder drei Stunden leerte sich die Bar wieder einigermaßen, so dass nur noch fünf von den dreizehn Tischen besetzt waren und ein Gast an der Theke saß. Naomi war gerade dabei, hinter der Theke ein wenig sauber zu machen, als Tifa ihr eine Hand auf die Schulter legte. Die Studentin hatte nicht damit gerechnet und zuckte kurz zusammen, bevor sie sich zu der anderen umwandte. "Sag mal", begann Tifa, "hast du nicht Lust, mir hier öfter zu helfen?" Die Pinkhaarige zog die Augenbrauen hoch. "Du willst, dass ich hier arbeite?" Tifa zuckte mit den Schultern. "Nur wenn du möchtest", erwiderte sie. "Aber es wäre eine gute Lösung, meinst du nicht? Einerseits hast du so die Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen, und außerdem kommst du unter Leute." Nachdem die junge Gitarristin für ein paar Sekunden darüber nachgedacht hatte, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. "Klar!", freute sie sich. "Vor allem komme ich mir dann nicht mehr so nutzlos vor", fügte sie nach einer kurzen Pause leise hinzu. Die Brünette sah sie mitleidig an und umarmte sie. In diesem Moment trat Cloud an die Theke und räusperte sich, um die beiden auf sich aufmerksam zu machen. Naomi löste sich aus der Umarmung und die beiden Frauen wandten sich zu ihm um. "Kann ich was für dich tun?", wollte Tifa von ihm wissen. Der Blonde schüttelte leicht den Kopf. "Ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass Vincent und ich beschlossen haben, zu dieser Ruine zu fahren und uns dort ein wenig umzusehen. Vielleicht finden wir dort einen Hinweis, wie wir Naomis… Problem lösen können." Tifa sah ihn kurz verwirrt an, warf einen Blick in Vincents Richtung, dann nickte sie. "Okay, aber seid vorsichtig." "Natürlich, wir sind immer vorsichtig", erwiderte Cloud mit einem Schmunzeln, wofür er ein ungläubiges Schnauben von der Brünetten erntete. "Wir werden schon lebend wieder zurückkommen. Was kann in einer einfachen Ruine schon großartig passieren?" Mit diesen Worten kehrte er zu Vincent zurück, welcher dem Blonden zunickte und aufstand. "Ich hole dich nachher ab, sobald wir wieder da sind", meinte Vincent zu Naomi und verließ dann mit Cloud die Bar. Tifa legte besorgt die Stirn in Falten und starrte für eine Weile auf die Tür, nachdem diese sich hinter den beiden Männern geschlossen hatte. Naomi sah sie fragend an. "Was hatte das jetzt zu bedeuten?", wollte sie wissen. "Muss ich mir Sorgen um die beiden machen?" Tifa schüttelte den Kopf. "Ach was. Ihnen wird schon nichts passieren", versuchte sie die Musikerin zu beruhigen. "Es gibt keinen Grund zur Sorge. Die beiden wissen, was sie tun und können durchaus auf sich aufpassen. Außerdem…" Mitten im Satz unterbrach sich die Brünette selbst und seufzte. "Lass uns später darüber reden", meinte sie mit einem Blick auf die besetzten Tische. "Im Moment haben wir noch genug andere Dinge zu tun." Naomi war zwar noch nicht wirklich beruhigt, aber es brachte nichts sich jetzt verrückt zu machen. Außerdem hatten sie ja wirklich noch genug zu tun. Nach einer Weile hatte sich die Bar bis auf den Gast an der Theke geleert. Dieser bezahlte gerade seine Drinks und stand dann auf, wobei er die Studentin aufmerksam betrachtete, was ihr eine Gänsehaut bescherte. Kaum hatte er sich von ihr abgewandt, verschränkte sie die Arme vor der Brust und schauderte. Tifa stellte mit einem Seufzer das Glas des Gasts weg und warf einen Blick auf die Uhr. Cloud und Vincent waren nun schon recht lange unterwegs, doch im Grunde wunderte sie das nicht weiter. Sicher wollten sie sich diese Ruine genau ansehen und Tifa wusste weder wo noch wie groß sie war, oder in welchem Zustand sie sich befand. Womöglich konnten sie sich nur sehr langsam bewegen, um nicht verschüttet zu werden. Nachdem sich die Tür hinter dem letzten Gast geschlossen hatte, verzog Naomi kurz das Gesicht und begann, die Gläser zu spülen. "Wie sieht es denn mit den Öffnungszeiten aus? Schließt du die Bar zu festen Zeiten oder wenn die letzten Gäste gehen?" "Üblicherweise um Mitternacht. Aber wenn nichts los ist, auch schon mal früher oder wenn viel los ist, auch später", antwortete die Brünette. "Und wenn du nicht auf Vincent warten möchtest, kannst du auch gern über Nacht bleiben. Dann werde ich ihn anrufen und Bescheid sagen, dass du bei mir übernachtest." "Wenn es dir nichts ausmacht, dann würde ich gern noch ein wenig warten", gab die Studentin zurück. "Wenn er in einer Stunde nicht zurück ist…" "Du machst dir Sorgen, hm?" Tifa lächelte aufmunternd. "Okay, warten wir noch ein wenig. Falls er in einer Stunde nicht zurück sein sollte, rufe ich ihn an." Naomi nickte und machte sich daran, die Stühle an den Tisch zu rücken und diese abzuwischen. Derweil räumte Tifa in der Küche auf. Die Gitarristin hatte sich gerade zur Theke begeben um diese ebenfalls zu wischen, als sich hinter ihr die Tür öffnete. Naomi wandte sich zu den Neuankömmlingen um, in der Hoffnung, dass es Cloud und Vincent waren. Doch sie wurde enttäuscht. Zwar waren es zwei Männer, die hereinkamen – jedoch war der eine gut gebräunt, hatte eine Glatze und trug eine dunkle Sonnenbrille. Der andere hingegen war eher schlaksig und hatte zerzauste rote Haare. Vor Schreck fiel Naomi der Lappen aus der Hand und sie wich einen Schritt zurück. Das konnte nicht sein… Wie war das nur möglich?! Die beiden hatten etwa die Mitte des Raumes erreicht – der Gebräunte mit ernstem Gesichtsausdruck, während der Rothaarige sie breit angrinste – als Naomi ihren ersten Schock überwand, welcher in unbändige Freude umschlug. "Kôji!", rief sie aus und hatte innerhalb von Sekundenbruchteilen die Distanz zwischen ihnen überbrückt, um ihren Freund zu umarmen. Stürmisch fiel sie ihm vor lauter Wiedersehensfreude um den Hals, so dass er das Gleichgewicht verlor und sie beide auf dem Boden landeten. "Ich hatte schon befürchtet, dass ich dich nie wieder sehe", wisperte sie, wobei sie nicht mal auf die Idee kam, wieder aufzustehen oder den Rothaarigen auch nur loszulassen. "Wo um alles in der Welt hast du nur gesteckt? Wie bist du hierher gekommen? Was ist mit den anderen passiert? Wie geht es Yûichi? Rikuo? Luca?" Der Mann unter ihr ächzte und versuchte, ihre Arme um seinen Hals vorsichtig zu lockern. "Ich hasse es, dass ich dir jetzt den Spaß verderben muss", meinte er atemlos, "aber ich befürchte, dass du mich da mit irgendwem verwechselst." Naomi blinzelte. Das war eindeutig nicht Kôjis Stimme. Sie setzte sich verwirrt auf und betrachtete den Mann nun eingehend. Erst jetzt fiel ihr auf, dass seine Augen nicht braun, sondern aquamarinblau waren, außerdem hatte er Sommersprossen und zwei Narben auf den Wangenknochen, die durch sein schelmisches Grinsen – das wiederum dem von Kôji sehr ähnlich war – kaum zu sehen waren. In diesem Augenblick traf sie die Erkenntnis, dass sie in ein ihr vollkommen fremdes Gesicht blickte, wie ein Schlag. Sie lief rot an und stand nun endlich auf, wobei sie verlegen eine Entschuldigung vor sich hin murmelte. Nun rappelte sich auch der Rothaarige mit Hilfe seines Kollegen auf und wuschelte der Studentin durch die pinkfarbenen Haare. "Ist schon okay, ist ja nix passiert", entgegnete er mit amüsiertem Unterton in der Stimme. "Du darfst mich auch gern öfter verwechseln, wenn du mir versprichst, dass du nicht wieder versuchst mich zu erwürgen." Naomi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich noch ein wenig. "Ich werde es mir merken." Der Rothaarige legte ihr einen Arm um die Schultern und dirigierte sie zur Theke als Tifa aus der Küche kam, sich wundernd, was der Lärm zu bedeuten hatte. Als die Brünette die beiden Männer in den dunkelblauen Anzügen sah lächelte sie. "Reno! Rude! Schön euch zu sehen!", grüßte sie die beiden, die gerade an der Theke Platz nahmen, während Naomi Renos Arm wegnahm und den Lappen aufhob, den sie zuvor hatte fallen lassen. "Hallo Tifa", gab Rude mit tiefer Stimme zurück. "Lange nicht gesehen." "Was ist passiert?", erkundigte sich diese, dann fiel ihr Blick auf Naomis gerötetes Gesicht. "Reno…", meinte sie langsam, "hast du Naomi etwa geärgert?" Die Missbilligung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Der Angesprochene hob abwehrend die Hände. "Wie kannst du nur so etwas von mir denken?!", rief er mit gespieltem Entsetzen. "Es war nur ein Missverständnis!" Tifa verschränkte die Arme vor der Brust. "Tatsächlich?" "Es war meine Schuld", mischte sich Naomi ein. "Ich habe ihn mit einem Freund von mir verwechselt", fügte sie etwas leiser hinzu und senkte den Kopf ein wenig. Die Brünette bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. "Wenn das so ist…", gab sie nach. "Kann ich etwas für euch tun?", wandte sie sich an die beiden Männer, die einen kurzen irritierten Blick austauschten. "Wir wollten eigentlich nur mal vorbeischauen und uns erkundigen, wie es euch geht", antwortete Reno. "Schließlich haben wir uns wirklich lange nicht mehr gesehen. Und gegen ein Bierchen wäre sicher auch nichts einzuwenden", fügte er breit grinsend hinzu. Rude sah von Tifa zu Naomi und wieder zurück, sagte jedoch nichts. Die Gitarristin wollte gerade hinter die Theke gehen, aber Reno hielt sie zurück. "Moment, junge Dame, du schuldest mir noch etwas." Sie sah ihn verwirrt an. "Wofür?" Ein schelmisches Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. "Für den Anschlag." Er zwinkerte ihr zu. "Das Mindeste, das du tun kannst, ist etwas mit mir zu trinken!" Rude schnaubte. "Gib doch zu, dass es dir gefallen hat", murmelte er. Renos Grinsen wurde noch breiter. "Klar, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als von einem süßen Mädel angesprungen zu werden." Naomi zog eine Augenbraue hoch und drehte sich irritiert zu Tifa um. Die allerdings schüttelte nur lächelnd den Kopf. "Mach dir nichts draus, der ist immer so", meinte sie. "Aber setz dich ruhig, im Moment ist ja ohnehin nichts zu tun." Mit einem Seufzer ließ sich die Studentin auf dem Barhocker neben dem Rothaarigen nieder. "Gut, ein Bier könnte jetzt wirklich nicht schaden." "Du brauchst doch keine Erlaubnis, um mit mir etwas zu trinken?!", wunderte sich Reno. "Ich arbeite erst seit heute hier", erwiderte Naomi und nahm ein großes Bierglas von Tifa entgegen. "Außerdem kann man bei dir nie vorsichtig genug sein", warf die Brünette amüsiert ein. Reno sah sie kurz an und zuckte dann mit den Schultern, bevor sie miteinander anstießen. "Ich habe dich noch nie hier gesehen", sagte er zu Naomi, als Rude ein Gespräch mit Tifa begann. "Kunststück, ich wohne ja auch erst seit ungefähr einer Woche hier in… der Stadt und bin auch zum ersten Mal in dieser Bar", antwortete die Studentin. "Und bisher kenne ich hier kaum jemanden." "Aha?" Der Rothaarige lehnte sich interessiert in ihre Richtung. "Und wo kommst du her?" "Aus…" Sie schluckte schwer. "Du hast sicher noch nicht davon gehört, es ist verdammt weit weg." Reno legte die Stirn in Falten, doch bevor er ihr noch weitere Fragen stellen konnte, klingelte Tifas Telefon. Das Gespräch dauerte auch nicht sehr lange und als die Brünette auflegte, sah sie Naomi aufmerksam an. "Was ist los?", wisperte die Gitarristin kläglich. "Ist etwas passiert?" Ihr wurde leicht schwindelig und sie hielt sich an der Theke fest, um nicht mit dem Barhocker umzufallen. Reno und Rude wurden sofort hellhörig. "Vincent geht es gut", erwiderte Tifa. "Den beiden ist nichts passiert und sie sind auf dem Weg hierher", beruhigte sie die Studentin, die kreidebleich geworden war. "Aber sie haben… einige merkwürdige Dinge gefunden, vielleicht gehören sie ja… nun ja… sie wollen etwas davon mitbringen, damit du es dir ansiehst." Reno legte Naomi eine Hand auf die Schulter. "Wo haben sie was für Dinge gefunden?", wollte er wissen. "Und wer sind 'sie'? Was hat Naomi damit zu tun?" Tifa wandte sich seufzend zu ihm um. "Das ist eine verdammt lange Geschichte. Willst du sie wirklich hören?" Er warf einen Blick auf das schneeweiße Gesicht der Musikerin, die sich mit zitternden Fingern an die Theke klammerte, dann nickte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)