鼓動 (Kodou) von abgemeldet (Final Fantasy VII: Heartbeat / Kapitel 11 fertig) ================================================================================ Kapitel 6: Lonesome ------------------- Die nächsten Tage verliefen recht ereignislos. Zwar ließ sich Reno jeden Abend im '7. Himmel' blicken, doch bisher hatte er keinerlei Neuigkeiten für Naomi mitbringen können. Etwa eine Woche, nachdem sie sich kennen gelernt hatten, betrat der Rothaarige die Bar und fand die Studentin mit einem halbvollen Glas mutterseelenallein an der Theke vor. "Nanu?", wunderte er sich. "So ganz allein hier?" Die Gitarristin wandte sich zu ihm um. Sie verzog das Gesicht und stand dann auf. "Hi Reno", murmelte sie, als sie hinter ihm die Tür abschloss und das Licht bis auf eine Lampe an der Theke ausschaltete. Irritiert zog er eine Augenbraue hoch. "Ist alles in Ordnung?", wollte er von ihr wissen. Sie sah ihn fragend an, dann nickte sie, bevor sie sich umdrehte und zu ihrem Glas zurückkehrte. Seufzend ließ sie sich auf dem Barhocker nieder. Reno folgte ihr und setzte sich neben sie. Besorgt sah er sie an. "Bist du sicher, dass es dir gut geht?" Naomi warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Mit einem erneuten Seufzen hob sie die Schultern. "Ich denke schon…", brummte sie. "Im Moment ist nur alles ein bisschen komisch, verstehst du?" Sie zog eine Grimasse und stürzte den Inhalt des Glases hinunter. Stirnrunzelnd nahm er ihr das Glas ab. "Ist es das nicht schon, seit du hier bist?", wandte er ein. "Wo ist eigentlich Tifa?", erkundigte er sich dann bei ihr. "Mit Cloud und den Kindern in Corel", war die schlichte Antwort. Wieder wanderte eine Augenbraue nach oben. "Und Vincent?" "Irgendwo unterwegs." Der Rothaarige schürzte die Lippen. "Das heißt, du bist ganz alleine?", fragte er sie verwundert. Sie wandte den Kopf in seine Richtung. "Du bist doch hier." Mühsam unterdrückte er einen Seufzer. "Wann kommen sie wieder zurück?" Einen Moment lang betrachtete sie ihn stumm. "Nicht vor morgen Abend. Aber ich vermute, dass sie wahrscheinlich mindestens zwei oder drei Tage länger bleiben werden." Bevor er etwas darauf erwidern konnte, fuhr sie fort: "Tifa hat die Bar meiner Obhut überlassen, weil sie der Meinung ist, dass ich schon zurechtkomme. Und das werde ich auch." Dann stand sie auf und nahm ihm ihr Glas aus der Hand. Reno griff nach ihrem Handgelenk. "Indem du dich betrinkst", gab er sarkastisch zurück. "Vielleicht solltest du lieber nach Hause gehen." Die Gitarristin löste sich von ihm und begab sich hinter die Theke, um sich einen weiteren Drink zu mixen. "Ich betrinke mich nicht. Außerdem kann ich nicht nach Hause, wie du weißt", seufzte sie. Er zog es vor, nichts darauf zu erwidern und stützte die Ellbogen auf dem dunklen Holz ab. Da hatte er mal wieder ein Fettnäpfchen erwischt. "Was wird das?", wollte er wissen, als er ihr dabei zusah, wie sie diverse Säfte und Spirituosen in den Shaker gab. Sie fügte noch ein paar Eiswürfel hinzu. "Sex on the Beach", erwiderte sie, dann stülpte sie den Deckel auf den Becher und begann ihn zu schütteln. "Magst du auch?" Für wenige Sekunden blickte er sie verwirrt an, doch dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. "Klar!" Naomi zog die Augenbrauen hoch, dann schaute sie seufzend zur Decke. "Das ist ein Cocktail, Reno", erklärte sie grummelnd. "Also wirklich!" Er grinste schief und zwinkerte ihr zu. "Das dachte ich mir schon… ich wollte nur wissen, wie du reagierst." Sein Grinsen wurde noch etwas breiter. "Ich hatte gehofft, ich könnte ein bisschen aufheitern." Sie schürzte die Lippen und sah ihn abschätzend an, doch dann konnte sie sich doch noch zu einem Lächeln durchringen. Sie wusste, dass er nichts für ihre Situation konnte und dass er ihr nur helfen wollte. Als sie mit dem Mixen fertig war, nahm sie noch ein zweites Glas und verteilte den Inhalt des Shakers gleichmäßig, schließlich warf sie noch einige Eiswürfel in die beiden Gläser, bevor sie diese auf die Theke stellte. Dann setzte sie sich wieder neben Reno. "In der Hoffnung, dass es auch so schmeckt, wie es soll", meinte sie, als sie miteinander anstießen. "Im Moment experimentiere ich eher ein bisschen, weil es hier nicht unbedingt alle Getränke gibt, die wir zu Hause haben." Der Rothaarige nahm einen großen Schluck, dann verzog er das Gesicht und stellte das Glas ab. Sie legte die Stirn in Falten. "Nicht gut?", fragte sie und nippte testweise an ihrem eigenen Getränk. "Der ist doch okay… wenn auch nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte." Blinzelnd sah er die Studentin an. "Hättest du mich nicht vorwarnen können, dass das Zeug so süß ist?", beschwerte er sich mit einem Grinsen. "Du hast doch gesehen, dass Säfte drin sind", gab sie pikiert zurück. "Was hast du denn erwartet? Dass es salzig ist? Oder bitter?" Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Schon gut, du hast gewonnen." Für einen Moment betrachtete er sie nachdenklich. "Ich stehe zwar auf Süßes, aber das ist wohl doch etwas zu viel des Guten", meinte er dann schulterzuckend. Die Gitarristin zog die Augenbrauen ein wenig zusammen. "Willst du lieber ein Bier?" "Ja, bitte." Sie wollte schon aufstehen, aber er legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Damit meinte ich nicht sofort." Naomi sah ihn einige Sekunden lang stumm an und stand dann trotzdem auf. "Soll ich lieber alleine trinken?" Dann leerte sie erst ihr Glas und dann seines. "Außerdem arbeite ich hier… auch wenn die Bar offiziell geschlossen ist – du sitzt immer noch an meiner Theke." Abwehrend hob er beide Hände. "Ich sag ja schon nichts mehr", erwiderte er lachend. Als sie mit zwei Biergläsern wieder zu ihm zurückkehrte, legte er den Kopf schief. "Wann kommt Vincent eigentlich zurück?", wollte er von ihr wissen. Seufzend zuckte sie mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Er hat wohl irgendwas Wichtiges zu erledigen. Wer weiß, wann er wieder hier ist." "Und du wohnst immer noch bei ihm?" Sie wiegte den Kopf hin und her. "Nicht so richtig. An sich schon." Sie verzog das Gesicht. "Im Moment bleibt mir ja nicht viel anderes übrig…", murmelte sie. "Eine eigene Wohnung kann ich mir hier noch nicht leisten. Außerdem hoffe ich ja eigentlich immer noch darauf, dass ich wieder nach Hause kann. Und undankbar erscheinen, indem ich einfach gehe, will ich auch nicht." Aufmunternd wuschelte er ihr durch die Haare. "Das wird schon wieder…", meinte er. "Und wenn ich dir irgendwie helfen kann…" Sie schüttelte langsam den Kopf. "Ihr helft mir alle schon genug." Nachdenklich neigte sie den Kopf zur Seite. "Du hast aber bisher noch nichts herausgefunden, oder?" "Leider nein", gab er bedauernd zurück. "Sonst hätte ich es dir längst gesagt." Die Studentin seufzte schwer und nahm einen Schluck von ihrem Bier. "Ist okay", brummte sie, als sie leicht das Gesicht verzog. "Ich habe ohnehin nicht damit gerechnet, dass es schnell gehen wird. Oder dass es einfach wäre." Er zupfte an einer ihrer Haarsträhnen. "Wo schläfst du denn heute, wenn hier alle ausgeflogen sind?", erkundigte er sich bei ihr. Daraufhin richtete sie den Blick nach oben. "Hier, wo sonst?" Reno sah sie nachdenklich an und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht… sonst hätte ich dir angeboten, dass du bei mir bleiben kannst." Naomi zog eine Augenbraue hoch. "Das ist nett von dir, aber das kann ich beim besten Willen nicht annehmen." "Warum nicht?", fragte er irritiert. Seufzend fuhr sie sich mit einer Hand durch die Haare. "Weil es mir unangenehm wäre…", murmelte sie. "Ich mag es nicht, wenn ich auf andere Leute angewiesen bin… ich bin für eure Hilfe wirklich dankbar, versteh mich bitte nicht falsch, aber…" Wieder seufzte sie und ließ den Kopf auf die Theke sinken. "Ich komme mir dabei so minderwertig und nutzlos vor…" "Sag doch so was nicht!", gab der Rothaarige bestimmt zurück. "Du hast es nun mal nicht leicht… in einer fremden Umgebung mit Leuten, die du kaum oder gar nicht kennst. Abgeschnitten von deinem Zuhause und deinen Freunden." Er sah sie ernst an. "Ich finde, dass du dich in Anbetracht deiner Situation sehr gut hältst." Sie setzte sich wieder auf und warf ihm einen dankbaren Blick zu. Dann nahm sie wieder einen Schluck von ihrem Bier. "Hm." Reno leerte sein Glas. "Ich glaube nicht, dass Tifa begeistert wäre, wenn wir ihre Bar leer trinken". Er stand auf. Fragend sah sie ihn an. "Glaub mir, das hatte ich nicht vor", versicherte sie. "So viel würde ich nun wirklich nicht vertragen… Willst du schon gehen?" "Eigentlich wollte ich dich mitnehmen", entgegnete er grinsend. Als sie lediglich die Stirn in Falten legte, verdrehte er die Augen. "Offensichtlich willst du jetzt nicht allein sein, sonst hättest du nicht auf mich gewartet und wärst längst im Bett." "Ich habe nicht…", setzte sie zu einem Protest an, wurde aber von ihm unterbrochen. "Trinken können wir auch woanders und Widerspruch ist zwecklos. Willst du lieber alleine hier herumsitzen und Trübsal blasen?" Er schüttelte den Kopf. "Wann musst du die Bar morgen öffnen?" Sie stieß einen frustrierten Seufzer aus. Seine Ähnlichkeit mit Kôji war in diesem Augenblick frappierend. "Am Nachmittag… so um zwei." Er nickte, nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. "Genug Zeit noch etwas trinken zu gehen und morgen einigermaßen auszuschlafen", befand er. "Wenn du willst, können wir auch etwas essen. Aber wenn du alleine hier sitzen bleibst und trinkst, kriegst du nur Depressionen. Das kann ich doch nicht zulassen", zwinkerte er ihr zu. Einen Moment sah sie ihn ausdruckslos an, dann leerte sie ihr Glas und stand leise grummelnd auf. "Lass mich wenigstens eben noch die Theke sauber machen, sonst klebt morgen alles." "Lass dir ruhig Zeit." Nachdem sie fertig war, verließen die beiden gemeinsam die Bar und Naomi schloss sorgfältig alles ab. "Wo willst du denn was trinken gehen?", wollte sie von ihm wissen, als sie schweigend ein Stück gegangen waren und in eine Seitenstraße einbogen. "Hat denn jetzt überhaupt noch etwas auf?" Er warf ihr einen Seitenblick zu. "Wir finden schon was… im Zweifelsfall gehen wir halt zu mir." Die Musikerin blieb stehen und zog eine Augenbraue hoch. Seufzend wandte er sich zu ihr um. "Ich tu dir schon nichts, keine Sorge." Er trat einen Schritt auf sie zu, legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie durch die nächtlichen Straßen. Als sie vor einem recht kleinen Haus stehen blieben, waren sie natürlich an keinem einzigen geöffneten Lokal vorbeigekommen. Naomi überraschte das überhaupt nicht und sie verschränkte die Arme vor der Brust, während er die Tür aufschloss. Mit einer übertrieben theatralischen Geste verbeugte er sich und deutete ins Hausinnere. "Wenn ich Euch nun bitten dürfte, in meine bescheidene Behausung einzutreten." Unwillkürlich musste sie lächeln und mit einem Nicken ging sie hinein. "Es ist schön zu sehen, dass hier nicht alles so grundlegend anders ist als zu Hause", bemerkte sie. Sie folgte ihm in sein Appartement und nachdem er die Tür geöffnet und das Licht angeschaltet hatte, sah sie sich ausgiebig um. Es schien nicht besonders groß zu sein, wirkte aber gemütlich. Reno machte sich unverzüglich auf die Suche nach etwas zu trinken. "Entschuldige bitte das Chaos", meinte er, "aber ich war eigentlich nicht auf Besuch vorbereitet." Amüsiert zog sie eine Augenbraue hoch. "Chaos?" Sie hatte eindeutig schon wesentlich Schlimmeres gesehen. Hier und dort lagen ein paar Zeitungen und andere Sachen verstreut herum. Zumindest waren nirgendwo Lebensmittelreste verteilt. "Man kann noch viel zu viel vom Boden sehen, das ist kein Chaos", grinste sie, als sie sich auf die Couch setzte. "Wenn du das sagst", entgegnete er schmunzelnd und stellte zwei Gläser und eine Flasche auf den Tisch. "Hmm…" Naomi nahm die Flasche in die Hand und öffnete sie, bevor sie prüfend daran roch. "Sieht aus wie Whisky." Sie schenkte ihm etwas ein, schließlich sich selbst. "Riecht wie Whisky." Sie stellte die Flasche zurück auf den Tisch, als er sich neben sie setzte. Dann stieß sie mit ihm an und nippte an ihrem Getränk. "Schmeckt auch wie Whisky", stellte sie mit einem zufriedenen Nicken fest. Der Rothaarige betrachtete sie interessiert. "Mit Alkohol kennst du dich anscheinend aus." Stirnrunzelnd wandte sie sich zu ihm um. "Was willst du damit sagen?!" "Gar nichts", wehrte er ab. "Es war nur eine Feststellung." Sie schürzte die Lippen und nahm noch einen Schluck. "Nun ja", brummte sie und zuckte mit den Schultern. "So viel Ahnung habe ich eigentlich auch nicht… obwohl ich schon ein paar Sachen probiert habe. Irgendwie muss man ja herausfinden, was man mag und was nicht." Er nickte bedächtig. "Stimmt schon…" Dann lehnte er sich gemächlich zurück und legte einen Arm auf der Rückenlehne ab. "Darf ich dich was fragen…?" Naomi schlüpfte aus ihren Schuhen und schlug die Beine unter. "Was denn?" "Dieser Typ, den ich für dich ausfindig machen soll", begann er langsam, "dieser Markus Jansen, oder wie er hieß… Wer ist das eigentlich?" Seufzend fuhr sie sich mit einer Hand durch die Haare. "Mein Ex", grummelte sie. "Wir kennen uns jetzt seit neun Jahren… auch wenn wir uns zwischendurch einige Jahre nicht gesehen haben…" Reno legte die Stirn in Falten. "Und wie kommst du darauf, dass er ebenfalls hier sein könnte?", wollte er dann wissen. Sie nippte an ihrem Glas und lehnte sich zurück. "Weil", erklärte sie und zog den Füllfederhalter aus der Hosentasche, den Vincent in dieser Ruine gefunden hatte, "ich ihm das hier vor langer Zeit einmal geschenkt habe. Deswegen dachte ich, er könnte vielleicht auch hier sein." Sie legte den Kopf schief und sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick. "Und wenn nicht?" Die Studentin hob die Schultern. "Dann ist er halt nicht hier", seufzte sie. "Ich bin mir ehrlich gesagt ohnehin nicht sicher, ob es mir lieber wäre… aber… ich kann absolut nicht vorstellen, dass dieses Ding rein zufällig auch hier gelandet ist." Der Rothaarige kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. Schließlich zuckte er mit den Schultern. "Ich werde sehen, was sich machen lässt", versprach er. Naomi nickte knapp und verstaute den Füller wieder in ihrer Hosentasche. Damit war das Thema für sie vorerst erledigt. "Du vermisst deine Freunde sehr, hm?", fragte er, nachdem sie für einen Moment geschwiegen hatten. Sie leerte ihr Glas und stellte es auf dem Tisch ab, dann legte sie seufzend den Kopf in den Nacken. "Ja", gestand sie leise. "Sie fehlen mir sehr…" Sie sah ihn aus dem Augenwinkel an. "Nichts gegen euch, ihr seid wirklich sehr nett…", versicherte sie, "aber es ist halt nicht dasselbe." "Das weiß ich", gab er ernst zurück, als er ihnen noch etwas einschenkte. "Und ich kann auch verstehen, dass du wieder nach Hause möchtest." Mit einem tiefen Seufzer rutschte sie in eine bequemere Position. "Natürlich... aber dann werde ich euch vermissen." Sie verzog gequält das Gesicht. "Irgendwie ist das alles voll blöd." Er sah sie mitleidig an und reichte der Studentin ihr Glas, dann nahm er seins und lehnte sich zurück. "Das glaube ich dir gerne." Reno legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie zu sich heran. "Je eher du zurück kannst, desto einfacher wird es für dich." Naomi drehte den Kopf in seine Richtung und zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts dazu. Nach ein paar Sekunden lehnte sie ihren Kopf an seiner Schulter an. "Da ist was dran…", murmelte sie schließlich. "Ich versuche zwar mich anzupassen, aber noch ist hier alles ziemlich fremd für mich." Ein zustimmendes Brummen erklang in seiner Kehle und er wuschelte ihr durch die Haare. "Gibt es eigentlich jemanden, den du ganz besonders vermisst?", wollte er dann von ihr wissen. Die Gitarristin holte einmal tief Luft. "Schwer zu sagen", antwortete sie ausweichend. "Am meisten vermisse ich meine beste Freundin und meine Arbeitskollegen… vor allem Kôji und Yûichi. Die beiden sind ja nun auch meine besten Freunde." "Sonst niemanden? Kein Verlobter, Freund, Ehemann… irgendwas?" Er legte den Kopf schief, um ihr ins Gesicht sehen zu können. "Das kann ich mir gar nicht vorstellen." Stirnrunzelnd sah sie zu ihm auf. "Zum Heiraten bin ich wohl noch ein bisschen jung, meinst du nicht? Und von meinem letzten Freund habe ich mich schon vor einer ganzen Weile getrennt…", erwiderte sie grummelnd. "Anfangs war es sehr schwer, aber eigentlich bin ich darüber hinweg." "Eigentlich." Er sah sie nachdenklich an. Seufzend verdrehte sie die Augen. "Okay… hin und wieder fühle ich mich schon ein bisschen einsam. Vor allem seit ich hier bin. Aber auch nicht so viel mehr als vorher", wandte sie ein. "Wir waren beide Musiker, hatten unsere Bands und waren daher viel unterwegs. Da blieb für ein Privatleben nicht so besonders viel Zeit." Sie zog eine Grimasse. "Abgesehen davon hatten wir unterschiedliche Terminpläne, auch wenn wir bei derselben Firma unter Vertrag waren." Nachdenklich nippte er an seinem Glas. "Ich kann mir gut vorstellen, dass das hart war… wenn man sich nicht sehen kann, obwohl man gar nicht so weit weg von dem anderen ist", meinte er schließlich langsam. "Aber leider kann man an solchen Dingen dann auch nicht viel ändern." Sie stieß ein bitteres Lachen aus. "Eher gar nichts, würde ich sagen." Grimmig leerte sie ihr Glas. "Außerdem kann ich es ohnehin nicht mehr rückgängig machen. Ich glaube, ich hätte es auch gar nicht gewollt." Sie seufzte. "Wir hätten uns über Kurz oder Lang ohnehin getrennt. Also besser früher als später, wenn es noch mehr wehtut." Er leerte ebenfalls sein Glas und stellte es auf den Tisch, dann nahm er der Studentin ihres aus der Hand, als sie im Begriff war es wieder zu füllen. "Meinst du nicht, dass du für heute genug getrunken hast?" Daraufhin zuckte sie lediglich mit den Schultern. "Für mich macht es eigentlich keinen großen Unterschied, ob ich jetzt noch was trinke oder nicht. Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich einiges vertragen kann." Als er ihr Glas auf den Tisch stellte und sich dann zu ihr umdrehte, zog sie eine Augenbraue hoch. "Oder hast du einen besseren Vorschlag?" Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Hm." Er tat so, als müsste er erst einmal darüber nachdenken. "Ich glaube, ich wüsste da wirklich etwas viel besseres." Als er das sagte, legte er ihr eine Hand auf den Nacken und zog sie zu sich heran. Im ersten Moment war Naomi viel zu verblüfft um reagieren zu können und so wehrte sie sich zunächst nicht dagegen, als Reno ihr die Haare aus dem Gesicht strich und seine Lippen über ihre legte. Doch endlich überwand sie ihren ersten Schock und wich ein wenig zurück. "Was tust du da?!", murmelte sie leise, wobei sie ihn forschend betrachtete. Er zog die Augenbrauen leicht zusammen. "Das ist doch offensichtlich, oder?" "Ja… aber…", stammelte sie und ihre Wangen färbten sich rötlich. "Ich kann doch nicht…" Nun legte er die Stirn in Falten. "Und wieso nicht?", fragte er leise. "Was spricht denn dagegen?" Sie schlug die Beine unter und senkte den Kopf, so dass ihre Haare das Gesicht verdeckten. "Ich weiß auch nicht…", murmelte sie. "Es ist nur…" Sie fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, als sie nach den richtigen Worten suchte – allerdings fand sie keine Erklärung dafür, warum sie dies für keine gute Idee hielt. Die ganze Zeit über strich er ihr mit dem Daumen sacht über den Nacken, was ihr eine Gänsehaut bescherte, und wartete darauf, dass sie weiter sprach. Nach ein paar Sekunden seufzte sie schließlich. Warum um alles in der Welt zierte sie sich so? Sie fühlte sich einsam – das war Tatsache. Und er sicherlich auch, ansonsten würde er nicht so viel Zeit mit ihr verbringen. Wo war also das Problem? 'Zum Teufel damit', dachte sie und wandte entschlossen den Kopf, um ihn ansehen zu können. Er hatte sich zwischenzeitlich vorgebeugt und füllte gerade ihre Gläser, wovon er ihr eines reichte. Mit einem Nicken nahm sie ihm das Glas ab, schloss kurz die Augen und stürzte dann den Inhalt in einem Zug herunter. Als sie es auf dem Tisch absetzte, hatte er seines überhaupt noch nicht angerührt, also griff sie danach, leerte es ebenso schnell und stellte es neben ihres. "Besser?", fragte er amüsiert und zog eine Augenbraue hoch. "Jep." Sie streckte sich und legte ihm dann die Arme um den Hals. Er wollte gerade etwas sagen, doch augenblicklich verschloss sie seine Lippen mit ihren eigenen. Wenn sie jetzt noch weiter redeten, würde sie der angetrunkene Mut wieder verlassen, das wusste sie genau. Seine Arme glitten um ihre Taille und seine Hände wanderten unter ihr Trägertop, als er sie leicht nach hinten drückte, so dass sie schließlich auf dem Rücken lag. Sacht ließ er seine Finger über ihre Haut gleiten, was ein leichtes Prickeln hinterließ, so dass sie schauderte. Sie schloss die Augen, strich mit ihren Händen durch seine Haare und zerzauste sie somit noch mehr. Dabei blieb sie mit einem Fingernagel an seinem Haargummi hängen, das sie kurzerhand entfernte, damit es sie nicht weiter störte. Achtlos warf sie es zur Seite. Derweil schob er ihr Top ein wenig hoch und löste seine Lippen von ihren. Sanft hauchte er einige Küsse auf ihre Wange und den Hals, während der Stoff immer weiter nach oben wanderte. Wenige Momente später setzte er sich auf und zog sie mit sich hoch. "Lass uns rüber gehen", murmelte er und stand auf. Er hob sie mit Leichtigkeit hoch und trug sie in sein Schlafzimmer, wo er sie auf seinem Bett absetzte. Dann zog er sein Jackett aus und gesellte sich zu ihr. Naomi griff mit beiden Händen nach seinem Kragen und zog ihn ein wenig näher zu sich heran, bevor sie anfing die Knöpfe seines Hemdes aufzuknöpfen. Daraufhin streifte sie es ihm von den Schultern, wobei ihre Finger leicht über die entblößte Haut glitten. Mit einem leichten Grinsen sah Reno sie an und legte seine Lippen über ihre, als er beide Arme um sie schlang und sie mit sich nach unten zog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)