鼓動 (Kodou) von abgemeldet (Final Fantasy VII: Heartbeat / Kapitel 11 fertig) ================================================================================ Kapitel 9: Moving ----------------- Die Gitarristin schulterte gerade ihre Tasche als sie die Bar wieder betrat, in der Reno auf sie wartete. "Ich bin fertig", sagte sie in einem undefinierbaren Tonfall, den sie sich von Shinya angewöhnt hatte. "Können wir?" Überrascht wandte er sich zu ihr um. "Sicher." Grinsend wuschelte er ihr durch die Haare, woraufhin sie ihren Kopf wegzog und ihn lediglich abschätzend ansah. Er zog eine Augenbraue hoch und das Grinsen wich langsam von seinem Gesicht. "Gut, dann wollen wir mal." Tifa umarmte Naomi zum Abschied. "Passt auf euch auf", meinte sie. "Und viel Spaß." Die Musikerin nickte knapp und tippte ihrer Freundin leicht gegen die Stirn. "Wenn ich wieder zurück bin, müssen wir zwei uns mal unterhalten." Mit diesen Worten drehte sie sich um und folgte Reno zur Tür. Dieser legte ihr einen Arm um die Schultern, öffnete die Tür und führte sie nach draußen. "Was ist los? Hast du schlechte Laune?", wollte er von ihr wissen. "Nein." Sie blieb stehen und bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. "Es ist nichts", murmelte sie schließlich. "Lass uns gehen." Er legte die Stirn in Falten, sagte jedoch nichts dazu. Nachdem sie ein kurzes Stück schweigend nebeneinander her gegangen waren, bog er nach rechts ab. "Wie kommen wir überhaupt zu dieser… Gold Saucer?", brach sie letztlich doch noch das Schweigen. "Wir nehmen einen Goldenen Chocobo, das geht jetzt am schnellsten", antwortete er, wobei er erleichtert klang. "Einen… was bitte?" Sie wandte sich irritiert zu ihm um. "Ist das irgendein spezielles Auto?" Er konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen, das in ein halbwegs unterdrücktes Husten überging. "Das ist kein Auto", erwiderte er schließlich. "Komm, ich zeig's dir." Verwirrt folgte sie ihm die Straße entlang bis zu einem kleinen Gebäude, das so aussah wie der Stall eines Bauernhofs. "Ist es ein Pferd?", vermutete sie als sie sich die hölzerne Doppeltür ansah. Fragend sah er sie an. "Was ist denn ein Pferd?", wollte er wissen. "Anscheinend kein Chocobo", konterte sie. Sie tauschten einen herausfordernden Blick aus, bis er nach einer Weile seufzend nachgab. Er schob den Riegel zur Seite und zog die linke Türhälfte auf. Reno bedeutete ihr leise zu sein und ging hinein. Leicht irritiert folgte sie ihm ins Innere und sah ihm zu, wie er irgendein Gemüse aus einer großen Kiste herausnahm. Sie traute sich nicht etwas zu sagen, als er zu einem größeren Verschlag ging und vorsichtig die Tür öffnete. Währenddessen blieb sie vorne am Eingang stehen und beobachtete den Rothaarigen schweigend. Es waren Momente wie dieser, in denen ihr wirklich bewusst wurde, dass er Kôji durchaus weniger ähnelte als es anfangs den Anschein gehabt hatte. Nach einer Weile schaute er um die Ecke und winkte sie zu sich heran. Sie kam dieser Aufforderung nach, legte den Kopf schief und sah ihn aufmerksam an. Als sie bei ihm ankam, legte er ihr einen Arm um die Schultern und schob sie vorwärts, direkt auf einen großen Laufvogel zu, dessen Schnabel, Krallen und Gefieder golden schimmerten. Beeindruckt legte sie den Kopf zurück und zog die Augenbrauen leicht zusammen. "Das ist ein Chocobo?", flüsterte sie leise. "Sieht irgendwie aus wie ein Vogel Strauß, nur größer." Er klopfte dem Tier leicht gegen den Hals. "Ja, das ist ein Chocobo", antwortete er ebenso leise. "So kommen wir am schnellsten zur Gold Saucer. Und Sam kennt den Weg." Naomi schaffte es nicht ganz, sich ein Lachen zu verkneifen. "Sam? Wer hat sich den Namen ausgedacht?", fragte sie amüsiert, dann fand sie ihre Fassung wieder. "Wenn du es sagst… werde ich dir einfach mal glauben müssen." Er wuschelte ihr durch die Haare, dann überprüfte er die Satteltaschen, bevor er sich wieder zu ihr umwandte. Der Rothaarige half Naomi dabei aufzusteigen, schließlich setzte er sich direkt hinter sie und legte beide Arme um die Studentin. Sie wandte sich halb zu ihm um und warf ihm einen undefinierbaren Blick zu, bevor sie wieder nach vorne sah, sagte allerdings nichts dazu und lehnte sich leicht an ihn. "Und der ist auch wirklich zahm?", erkundigte sie sich unsicher. "Ist sie", raunte er ihr beruhigend ins Ohr. "Mach dir keine Sorgen." "Mach ich nicht", entgegnete sie indigniert. "Aber Vorsicht ist nun einmal besser als Nachsicht." "Schon klar", murmelte er. "Aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Selbst wenn ich Tifa nicht hätte versprechen müssen, dass ich gut auf dich aufpasse, würde ich es trotzdem tun." Sie zog eine Augenbraue hoch. "Warum?" "Warum was?", entgegnete er als sie sich etwas bequemer hinsetzte. "Warum sie mir dieses Versprechen unter fürchterlichen Drohungen abgerungen hat? Das ist doch offensichtlich, oder? Sie macht sich Sorgen um dich." "Das meinte ich nicht", grummelte sie. "Obwohl sie manchmal eine recht seltsame Art hat mir zu zeigen, dass sie sich Sorgen um mich macht." Ein leises Lachen erklang in ihrer Kehle. "Das ist wohl wahr." Für eine Weile ritten sie schweigend dahin, schließlich seufzte sie. "Was ist nun? Willst du meine Frage nicht beantworten?" Reno ließ sich ein paar Sekunden Zeit, bevor er etwas sagte. Seine Arme schlossen sich unwillkürlich ein wenig fester um ihre Taille. "Weil ich nicht will, dass dir etwas passiert", meinte er ruhig. "Und das könnte hier sehr schnell passieren, wenn man nicht vorsichtig ist." Naomi ließ sich seine Aussage durch den Kopf gehen. "Was soll denn passieren?", erkundigte sie sich bei ihm. "Lauern hier irgendwo Banditen? Ich glaube, wenn es nicht zu viele sind, könnte ich mit denen noch fertig werden." Sie knackte mit den Fingerknöcheln. "Nicht dass ich stolz darauf wäre, aber bis vor wenigen Jahren hatte ich einige Schlägereien. Und ein paar davon habe ich auch selbst provoziert." "Du hast dich mit anderen geschlagen?", fragte er amüsiert. "Das kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen." Dann wurde er wieder ernst. "Wann hast du denn damit aufgehört?" "Nach dem Unfall meiner Familie", antwortete sie düster. "Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du meine Fragen nicht immer mit Gegenfragen beantworten würdest…" Wieder seufzte sie. "Tut mir leid", murmelte er, wobei er offen ließ, was er genau meinte. "Banditen gibt es hier auch, aber ich zweifle nicht daran, dass du ihnen Angst einjagen könntest…" Er lehnte seinen Kopf gegen ihren. "Ich meinte eher, dass es hier teilweise vor Monstern nur so wimmelt. Unbewaffnet hat man ohne Chocobo so gut wie keine Chance." Das erklärte einiges. Nun verstand sie auch, warum Tifa ihr die Handschuhe und diese Materia mitgegeben hatte. Weshalb sie Reno gebeten hatte, auf sie aufzupassen und dass sie mit diesem Chocobo unterwegs waren. Und natürlich auch warum Tifa sie nach ihrer Kampferfahrung gefragt hatte. Sie sprach Reno darauf an. Dieser schien nicht im Geringsten überrascht zu sein. "Natürlich kann ich dir zeigen, wie man Materia benutzt", meinte er. "Ich hatte ohnehin vor, gleich eine Rast einzulegen. Ansonsten wären wir die ganze Nacht unterwegs und ein bisschen Schlaf würde uns beiden sicher auf nicht schaden." Naomi gab ein zustimmendes Brummen von sich. "Aber ist es nicht zu riskant, irgendwo unter freiem Himmel zu übernachten?", fragte sie und legte den Kopf zurück, damit sie ihn ansehen konnte. Reno erwiderte ihren Blick. "Uns wird schon nichts passieren…", meinte er leise. "Man merkt, dass du hier nicht aufgewachsen bist, ansonsten wäre das alles für dich genauso selbstverständlich wie für uns andere auch." Als sie eine Augenbraue hochzog, schüttelte er leicht den Kopf. "Ich mache dir keinen Vorwurf. Nur kann es hin und wieder vorkommen, dass ich bei manchen Dingen einfach nicht daran denke, dass du sie nicht kennst." "Ich weiß", brummte sie. "Ich muss mich auch erst noch daran gewöhnen." Sie rutschte in eine bequemere Position und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. "Ich bin euch auch dankbar dafür, dass ihr mir helft… ohne euch wäre ich hier wahrscheinlich hoffnungslos verloren." Langsam fielen ihr die Augen zu. Der Alkohol, die Arbeit, die vorangeschrittene Uhrzeit und auch der gleichmäßige Rhythmus des laufenden Chocobos sorgten dafür, dass sie sich kaum noch wach halten konnte. Es dauerte auch nicht lange, bis sie eingeschlafen war. Sie konnte sich nicht daran erinnern, irgendetwas geträumt zu haben, als sie irgendwann von Reno geweckt wurde. "Hey…", meinte er leise, als er sie leicht rüttelte. "Aufwachen, Süße… sonst kann ich unser Nachtlager nicht aufschlagen." "Hmm…", grummelte sie und setzte sich einigermaßen gerade hin. Mit einem halbwegs unterdrückten Gähnen rieb sie sich die Augen und wandte sich zu ihm um. "Sind wir schon da?", fragte sie verschlafen. Grinsend strich er ihr eine Strähne aus der Stirn. "Nein, sind wir nicht. Aber eine Rast wäre angebracht, wenn ich dich so ansehe." Er zwinkerte ihr zu. "Bleib einfach da sitzen, dann wird dir auch nichts passieren." Reno stieg ab und suchte irgendwelche Sachen aus den Satteltaschen heraus, wobei sie im Halbschlaf kaum mitbekam, was er tat. Sie konnte auch nicht abschätzen, wie lange es dauerte, bis er sie antippte. "Ich bin fertig. Komm, ich helfe dir runter." Mit der Unterstützung des Rothaarigen schaffe sie es, von dem Chocobo herunter zu kommen, ohne sich ernsthaft zu verletzen. "Was passiert denn mit Sam?", nuschelte sie als sie sich zu dem Laufvogel umdrehte. "Um Sam musst du dir die wenigsten Sorgen machen… es leben genug Chocobos in freier Wildbahn", erklärte er. "Sam ist zwar ein Zuchttier und daher zahm, aber sie wird schon zurechtkommen." Daraufhin führte er sie in das Zelt, das er zwischenzeitlich aufgebaut hatte. Darin lagen je zwei Thermomatten, Kissen und Decken. Sie blinzelte verschlafen und ging in die Hocke, um sich die Schuhe auszuziehen. Bis sie es geschafft hatte, diese von den Füßen zu streifen, war sie schon fast wieder wach. Naomi kniff die Augen zusammen und sah zu Reno auf, der bis auf seine Boxershorts schon gar nichts mehr anhatte. "Das ging schnell", murmelte sie verwirrt. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Eigentlich nicht, du bist nur so langsam", zwinkerte er ihr zu. "Das bin ich von dir gar nicht gewohnt." Das Grinsen wurde noch breiter. "Wenn du willst, kann ich dir auch gerne helfen." Die Studentin zog eine Augenbraue hoch und widmete sich ihren Socken. "Das hättest du wohl gern", grummelte sie und massierte kurz ihre strapazierten Füße. "Du hast doch bestimmt wieder irgendwelche Hintergedanken." "Wieso wieder?", fragte der Rothaarige verwirrt, als er sich auf seine Matte setzte. "Ich wollte nur nett zu dir sein, das ist alles", schmollte er. "Und letztes Mal hatte ich eigentlich auch keine Hintergedanken, das kam eher… spontan. Und du hättest ja auch 'nein' sagen können, oder nicht?" Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen. "Tut mir leid", flüsterte sie. "Es ist nur alles so verwirrend, verstehst du… ich weiß, dass ich das nicht an dir auslassen sollte…" Seufzend wandte sie sich zu ihm um. "Es tut mir wirklich leid." Er betrachtete sie nachdenklich. "Das weiß ich", erwiderte er schließlich. "Wenn ich das nicht wüsste, hätte ich dich wahrscheinlich längst zum Teufel gejagt", fügte er mit einem Zwinkern hinzu. "Aber eigentlich mag ich dich so, wie du bist." "Eigentlich", gab sie belustigt zurück, zog sich bis auf ihr Shirt aus und tapste dann zu ihrer Matte rüber. "Das ist ja immerhin schon mal was", grinste sie, als sie unter die Decke kroch. Er stützte sich auf einem Ellbogen ab und blickte auf sie herab. "Du kannst mich ja auch nicht unbedingt hassen, ansonsten wärst du sicher nicht hier", entgegnete er, dann rutschte er näher an sie heran. "Wer behauptet denn, dass ich dich hasse?" Sie verzog ungläubig das Gesicht. "So ein Blödsinn!" Naomi schüttelte den Kopf. "Aber du hast Recht, dann wäre ich tatsächlich nicht hier. Dann würde ich auch nicht mehr mit dir reden als unbedingt notwendig wäre." Sie gähnte herzhaft. "Zeigst du mir dann morgen, wie das mit dieser Materia funktioniert?" "Sicher." Reno streckte einen Arm aus und zog die Studentin zu sich heran. Diese drehte sich auf die Seite, mit dem Rücken zu ihm, und kuschelte sich in die Decke. "Ich verstehe gar nicht, wie du mich ertragen kannst", murmelte sie schläfrig. "Ich gehe mir ja selbst manchmal tierisch auf die Nerven… wie du das aushältst, ist mir wirklich ein Rätsel." "Tja... irgendwie schaffe ich das halt", antwortete er vage und drückte sie leicht an sich. "Du kannst ja selbst versuchen herauszufinden, wie ich das mache." Sie brummte genüsslich. "Hmm… vielleicht werde ich das auch", meinte sie leise. "Irgendwann mal. Aber bestimmt nicht jetzt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)