Das Leben eines längst Gestorbenen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Selbstrichtung ------------------------- 2. Kapitel Selbstrichtung Ich schlage meine Augen auf und sehe… Nichts, nur Dunkelheit. Alles ist voll von ihr. Auf allen vieren irre ich herum. Langsam gewöhnen meine Augen sich an die Schwärze. Leichte Umrisse sind wieder zu erkennen, doch was ist das? Eine Puppe? Sie sitzt in der hintersten Ecke. Ihr lang gelocktes Haar liegt über dem Gesicht. Auch das Kleid sieht nicht gut behandelt aus. Die weißen Rüschen sind zerrissen und der Rest ist voller Farbe. Roter Farbe. Blut. Vor ihr richte ich mich auf die Knie, schaue ihr ins Gesicht. Eine schwarze Spur zieht sich von den ozeanblauen Augen über die Wangen, hinunter zum Kinn. Verschmierte Wimperntusche. Lange Wunden ziehen sich über das Gesicht der Doll und erstrecken sich über ihren wunderschönen Körper. Die Arme, in ihnen sind die tiefsten Schnitte. Sauber über die Pulsader geritzt. Doch aus den Wunden kommt frisches Blut. Die Doll ist ein kleines Mädchen…Sie ist lebendig. Sofort erschrecke ich und rücke ein Stück zurück. „Hallo? Geht es dir gut?“ Ich zucke zusammen. Grade stellte ich meine meist verhasste Frage selber. Es fühlte sich an als würde mein Herz zerquetscht werden. Ein innerer Aufschrei. Nein, ich muss mich zusammen reißen. Das Mädchen braucht Hilfe. Ich strecke meine Hand aus um dem Kind zu helfen, doch plötzlich schlägt sie mir ins Gesicht. Meine Haut fängt an zu brennen und meine Wange wird kalt. Ich streiche mit der Hand über die Wunde, schaue sie mir an. Blut. Meine Hand erfühlt die tiefen Hautrisse. Tief und breit. Warum hat sie das getan. Grade will ich sie böse anschauen, als ich merke, dass sie am ganzen Körper zittert. Meine Gesichtszüge lockern sich auf. Ihre Arme hat sie um ihre Knie geschlungen und zieht sie an sich. Voller Angst, die Augen mit Hoffnungslosigkeit durchzogen. Ich schlage die Augen auf und schließe sie gleich darauf wieder. Grelles Licht scheint mich an. Es ist Tag. Liege vor der Wand, wo ich zuletzt dein Blut sah. War das ein Traum? Eine Berührung meiner Wange beweist mir, es war keiner. Immer noch habe ich tiefe Wunden dort, die sogar noch feucht sind. »Hmm…«, gebe ich überlegend von mir. Plötzlich zucke ich zusammen. Es klingelt, jemand muss vor der Tür stehen. Dieses Geräusch, diese schrecklich schreiende Klingel. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich mich freute sie zu hören. Dann standest du vor ihr. Wieder ein Stich ins Herz. Du. Nebelschwaden ziehen sich die Augen hoch. -Stille- Mein Blick schweift über den Flur, bleibt an der Haustür hängen. Die Ruhe wird wieder vom Klingelschrei durchbrochen. Dieses Mal energischer. Eigentlich habe ich keine Lust zu öffnen, aber das Klingeln schmerzt einfach zu sehr. Langsam und schwer tragen meine Beine mich ihr näher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)