Schicksalsbande von Arianrhod- ([NejiTen]) ================================================================================ Kapitel 1: Ankunft in Rinkan ---------------------------- Titel: Schicksalsbande Teil: 2/? Autor: Wolfsorceress Fandom: Naruto Rating: PG-14(?) Warning: AU, (Am Rande wird Shounen-ai vorkommen) Pairing: Neji x TenTen und noch ein paar. Disclaimer: 'Naruto' gehört nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dem Quatsch hier. ~~~~~~~ Ich glaub, so schnell war ich noch nie mit dem nächsten Kapitel. Oder vielleicht kommt's mir auch nur so vor? =/ Naja, egal... Jedenfalls gab's für mich beim Prolog/1. Kapitel auch noch nie so viele Kommentare! O___O Ich mein, 17 Stück sind eine Menge, mehr als ich für die meisten meiner Kapitel kriege. *freu* Ich danke noch einmal allen meinen Kommentarschreiben. :3 (Vielleicht war ich deswegen so schnell? Kommentare sind doch der größte Antrieb für einen Schreiberling... Zumindest mir geht's so. u_u) Zu dem Kapitel... Es ist viel inhaltsloser geworden, als ich gedacht habe. *lol* Eigentlich wollte ich da noch den Besuch mit einbeziehen und einige Dinge in die Wege leiten, aber... Das Kapitel war schon so lang und dann hab ich's eben beendet. *drop* Noch ein Kapitel mehr auf Neji warten. ;__; Und auf Hidan ♥. Arg. >_< Okay, da bin ich wohl selber Schuld... >__> ~~~~~~~ Ankunft in Rinkan Rinkan war eine große Stadt, genauer gesagt, die größte dieser Gegend. Und die einzige, die wirklich bedeutend genug war, in den Landkarten angezeigt zu werden. TenTen war nur selten hier gewesen, hin und wieder mit ihrem Vater, um besonders wertvolle und kunstfertige Stücke an den Mann zu bringen. Wong war ein sehr guter und dementsprechend auch bekannter Schmied gewesen. Manche reichen Leute schickten ihre Diener extra in das kleine Dorf oder kamen gar höchstpersönlich um Waffen und Schmuck bei ihm zu bestellen – beides Gebiete, auf denen Wong sich ausgekannt hatte. TenTen hatte ihm stets nachgeeifert, doch seine Meisterschaft hatte sie nie auch nur annähernd erreicht. Wong hatte diese bestellten Waren stets persönlich abgeliefert, um sich davon zu überzeugen, dass seine Kunden auch wirklich zufrieden damit waren. Diese reichen Leute brachten viel Geld und ihre mündliche Werbung war für ihn beinahe ebensoviel wert. Er war gut und machte erstklassige Ware. Sie empfohlen ihn weiter. Er bekam mehr Kunden. So einfach war das. Oder war es gewesen. TenTen verwarf den Gedanken. Sie durfte nicht diesen Erinnerungen nachhängen, denn das würde sie töten, innerlich und sehr, sehr langsam. Auf den meisten von Wongs Ausflügen in die Stadt hatte sie ihn begleitet. Er wusste, wo ihre Begabungen lagen und auch wenn er wünschte, sie wäre ein Junge oder mehr wie PeiPei – er ignorierte es nicht. TenTen war froh und dankbar darum, auch wenn sie sich wünschte, er würde sie gänzlich so akzeptieren, wie sie war, nicht wollen, dass da etwas anders war. Trotzdem – es war mehr, als andere Mädchen von ihren Eltern erwarten konnten. TenTen war dankbar gewesen, jedes Mal, wenn ihre Eltern sie auf den Markt geschickt hatten, jedes Mal, wenn sie in der Schmiede half, jedes Mal, wenn Shou sie hinausschickte um dort Dinge zu erledigen, jedes Mal, wenn Wong sie mit nach Rinkan nahm. Die Stadt selbst war riesig. Nirgendwo anders sah TenTen derartige Menschenmengen, die sich gegenseitig durch die Straßen schoben. Tiere, Wagen, Marktstände dazwischen. Die Stadt umfasste einige hundert Häuser und ihr Mittelpunkt bildete der riesige Marktplatz mit dem Stadthaus des Fürsten, der dieses Gebiet beherrschte, sowie die Markthalle. Jedes Mal, wenn TenTen in die Stadt kam, so erschien sie ihr aufregend neu und unbekannt und interessant. Trotz des Lärms und Gestanks der vielen Tiere und Menschen und der Massen an Leuten – es war aufregend. Abenteuerlich. Etwas anderes als der normale Trott zuhause im Dorf. Heute erschien es ihr jedoch nur trist und gehetzt. Was würde sie alles eintauchen, im Dorf zu sein, ihrer Mutter in der Küche oder ihrem Vater in der Schmiede zu helfen oder bei PeiPei zu sitzen und zu nähen und sich wie immer in den vielen Fäden zu verheddern. Wie immer, wie eh und je, wie ‚seit sie sich erinnern konnte’. Den Alltagstrott wollte sie zurück. Doch sie wusste, dies war jetzt nicht mehr ihres. Der Weg zurück war verschlossen, die Zeit ließ sich nicht zurückdrehen. Wie sehr man Dinge zu schätzen wusste, wenn sie erst einmal dabei waren… Wie sehr Wünsche schmerzen konnten, wenn sie erst einmal erfüllt waren. Wie sehr man es sich zurückwünschte, wenn das Alte verloren und das Neue gewonnen war. Sie seufzte und starrte zur Stadt hinüber, die dort unschuldig und doch so sündig inmitten einer Talmulde lag, umgeben von Feldern, Weiden und Wald. Alle Wege führten auf die große Stadt zu, die offen und schutzlos mitten in der Gegend stand. „TenTen?“ Lees Stimme war leise neben ihr, aber laut genug um sie aus den Gedanken zu reißen. Sie fuhr zu ihm herum. „Was?“ Ihre Stimme klang bissiger, als sie beabsichtig hatte und Lee zuckte zusammen, als hätte er etwas falsch gemacht. TenTen ließ die Schultern hängen. „Tut... Tut mir Leid. Ich bin nur... etwas... etwas...“ „Traurig?“, fragte Lee. TenTen nickte und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Sie wollte nicht weinen. Nicht hier und nicht jetzt und auch nicht aus diesem Grund. Die letzten Tage hatte sie lange und oft genug geweint. Fünf Tage hatten sie gebraucht vom Dorf bis auf die Hügelkuppe um Rinkan. Es waren eintönige Tage gewesen, an denen sie nur gelaufen waren. Abends hatten sie meiste einen freundlichen Bauern gefunden, der ihnen die Scheune – oder, wenn sie Glück hatten, sogar eine Kammer – zur Verfügung gestellt hatte. Sie hatten bei den stets gastfreundlichen Familien gegessen, die sie zuvorkommend behandelt hatten. In dieser Gegend gab es nicht viele Fremde und Reisende, aber die Gastfreundschaft wurde noch groß geschrieben. Sie hatten nicht einmal einen Grund angeben müssen, warum sie nach Rinkan wollten. TenTen hatte ihnen allen trotzdem dieselbe Geschichte aufgetischt. Vor einigen Tagen, so hatte sie erzählt, war eine Karawane in ihrem Dorf vorbeigekommen. Adlige, die Herren von Soundso. Man wüsste hier bestimmt von ihnen. Auf das Nicken ihrer Gastwirte hin hatte sie weitererzählt: „Sie...nun, sie haben etwas liegen lassen. Ich bringe es ihnen hinterher. Vielleicht erwische ich sie noch in Rinkan.“ Dass das die Adligen – Angehörige des Hauses Terouk – nicht mehr in Rinkan waren und man ihr sagte, dass sie besser umkehren sollten – die Adligen hatten doch sicher Ärger gemacht, das taten sie schließlich überall – hatte TenTen nicht gelten lassen wollen. Sie waren ehrliche Leute. Sie mussten es zumindest versuchen. Immerhin – was würde geschehen, wenn es jemand herausfand? Darauf folgte stets ein verstehendes Nicken und die ganze Sache war vom Tisch. Ansonsten gab es keine Fragen, die ihren Gastgebern ins Gesicht geschrieben standen und niemand bemerkte, dass TenTen trauerte. Der Schmerz, der ihr Innerstes auffraß wie ein Parasit, der in ihr wühlte wie ein Wolf in dem Gedärm seiner Beute, war so übermächtig, dass sie Angst hatte. Angst um sich selbst, dass sie sich verlor in all der Trauer und dem Schmerz und der Verzweiflung und dem Hass. Dem Hass, der manchmal so übermächtig war, dass er sie drohte zu verschlingen. Die Verzweiflung, die manchmal so tief war, dass sie drohte, hineinzufallen wie in einen bodenlosen Abgrund. Der Schmerz, der manchmal so stark war, dass sie sich wunderte, warum sie nicht aus allen Poren blutete. Manchmal hatte sie das Gefühl nicht mehr atmen oder sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Manchmal hatte die das Gefühl, sie müsste schreien und toben, damit alles aus ihr herauskam. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie still und heimlich weinen und jammern musste, damit niemand von ihrer Trauer erfuhr. Manchmal hatte sie das Gefühl, sie müsste auf irgendetwas oder irgendjemanden einprügeln, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach. Sie tat nichts von alledem. Nur Lee. Lee war immer für sie da, hielt sie nachts, wenn sie von Schluchzern geschüttelt wurde, keine leisen, still und heimlich, sondern laut und klagend, unterstützte sie tags, wenn sie drohte, zusammenzubrechen. Er war bei ihr, ihre Stütze, ihr Helfer, ihr Retter. Ohne ihn hätte sie es nicht geschafft. Sie wäre wohl irgendwann zusammengebrochen und wäre einfach liegengeblieben. Der Tod hätte sie schon irgendwann geholt, er holte jeden. Er kümmerte sich um jeden. Wie viel einfacher wäre es, sich einfach in die warmen Arme des Todes zu begeben und zu warten, bis sie vergaß? Doch Lee war da und Lee erwartete von ihr, dass sie stark war und nicht aufgab, denn er vertraute auf sie. Und auf ihre Stärke, nie aufzugeben, wie sie es immer tat. Oder eben nicht tat. TenTen, Tochter von Shou, gab nicht auf. Das hatten sie im Dorf alle gewusst und darauf hatten sie alle vertraut, Lee am meisten. Und darum war er jetzt hier und unterstützte sie, damit sie weitermachte. Dabei wusste sie, dass er selbst ebenfalls trauerte. Shou und Wong waren wie enge Verwandte für ihn gewesen und PeiPei brachte er eine seltsame Art von Verehrung entgegen. Es war nicht wie Liebe, es war eher… Bewunderung. TenTen hatte sich bereits des öfteren gefragt, wo das herkam und wo es enden würde und was es überhaupt bedeutete. Doch sie hatte ihn nie darauf angesprochen und auch ihre Schwester – die den vaterlosen Jungen auf ihre eigene Art bewunderte – nicht. Und weder Lee noch PeiPei hatten je von sich aus darüber gesprochen, also hatte sie darüber geschwiegen und gegrübelt und war zu keinem Ergebnis gekommen. Wenn sie es von dieser Seite her betrachtete, war es kein Wunder, dass Lee sich ihr angeschlossen hatte. „Lee…“, begann sie und starrte weiterhin auf die Stadt, die Zügel des Esels fest in der Hand. „Ja?“ Er sah sie an, doch sie erwiderte den Blick nicht, sondern schien die Häuser Rinkans und die scheinbar nie versiegenden Menschenströme unglaublich faszinierend zu finden. „Lee… Woher…woher wusstest du, dass ich… ihnen folgen würde?“ Lee sagte einen Moment nichts. Er senkte nachdenklich den Kopf und sie hörte, wie er mit den Füßen scharrte. Stille herrschte zwischen ihnen und auch der Esel und der Wind und die Vögel und der ferne Lärm der Stadt konnten diese Ruhe nicht zerstören. TenTen fühlte sich, als müsse sie sich auf der Stelle ins Gras fallen lassen und den Moment einfach genießen, diesen Moment, der so ohne Sorgen und Trauer und Hass schien. So wunderbar einfach, dass es ihr fast die Tränen in die Augen trieb. Aber gleichzeitig hatte sie ein schlechtes Gewissen. Ihre Eltern waren tot und ihre Schwester entführt und entehrt und ihr bester Freund befand sich wegen ihr in Gefahr und sie selbst war auf einer Reise, die kein Ziel hatte und keine Hoffnung, zu einem erfolgreichen Ende zu kommen. Sie befand sich auf einer Reise in den Tod. Und Lee und PeiPei würden sie begleiten, wenn sie versagte, was sein würde. Denn niemand, niemand hatte eine Chance gegen die, gegen die TenTen anging. Denn all das… All das waren göttliche Gesetze. Sie zuckte zusammen, als Lee neben ihr anfing zu sprechen, seine Stimme fest und klar und ernst. Und vollkommen von dem überzeugt, was er sagte. „Weil ich dich kenne, TenTen. Weil du nicht sitzen bleiben und darauf warten kannst, dass sie deine Schwester zurückbringen. Weil du keine Ungerechtigkeit einfach so hinnimmst, ohne etwas zu tun. Weil du TenTen bist.“ Sie blickte zu ihm auf und senkte dann den Kopf wieder. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war nicht glücklich oder fröhlich, das wusste sie, sondern eher… resignierend. Lee glaubte wohl immer an das Gute im Menschen. Dabei wusste sie nicht einmal selbst, warum sie aufgebrochen war. Natürlich wollte sie PeiPei zurückholen. Aber… war es wirklich der Grund, warum sie aufgebrochen war? Vielleicht wollte sie auch nur etwas anders. Rache. Gerechtigkeit. Ihre Wut auslassen. Sie wusste es nicht. Sie wusste nicht einmal mehr, wie sie zu dem Entschluss gekommen war, aufzubrechen. Vielleicht war es tatsächlich der Gedanke daran gewesen, dass PeiPei dort draußen in den Händen von Leuten war, die sie zu Dingen zwingen würden, die niemand ertragen sollte. Wer konnte, wer würde ihr helfen, wenn nicht TenTen? Sie hatten doch sonst niemanden mehr. Beinahe hätte sie Lee gefragt, warum er glaubte, dass sie tatsächlich so… makellos war, wie er glaubte und sie es ganz sicher nicht war. Aber dann schüttelte sie nur den Kopf und ging ohne ein Wort los. Ihr Freund blickte ihr für einen Moment verdutzt nach, dann rannte er hinter ihr her. „Hey! TenTen!“ Er hatte sie rasch eingeholt und fiel neben ihr wieder zu einem normalem Tempo zurück. „TenTen?“, fragte er vorsichtig. Sie schüttelte nur den Kopf, sie wollte jetzt nicht darüber reden. Vielleicht später, wenn sich alles etwas beruhigt hatte. Vielleicht gar nicht. Aber auf jeden Fall nicht jetzt. Lee verstand. „Keine Sorge, TenTen!“, erklärte er ihr strahlend. „Wir holen PeiPei zurück!“ Irgendwie zumindest. Sie lächelte hin sich hinein und setzte ihren Weg zur Stadt fort. Rinkan hatte keine Tore, aber vor den ersten Häusern waren in einer kleinen Hütte ein paar Wachposten in den schwarzroten Uniformen der Stadt stationiert, die mit gelangweilten Blicken die Menschen beobachteten, die in die und aus der Stadt strömten. TenTen beobachtete die drei Männer, die an einem kleinen Tisch saßen und Karten spielten, bedächtig. Noch ehe der Plan ganz in ihrem Kopf ausgereift war, hatte sie die Zügel des Esels fester gepackt und marschierte auf die Soldaten zu. Lee folgte ihr verdutzt, stellte aber keine Fragen. Er wusste, dass sie weder dumm noch voreilig war und für diese Handlung einen Grund hatte. Die Wächter blickten erst zu ihr, als sie zwei Meter entfernt war. Sie wirkten freundlich, aber nicht so, als hätten sie erwartet, dass jemand zu ihnen kam. Einer von ihnen – groß, dunkelhaarig, gutaussehend – erhob sich und kam zwei Schritte auf sie zu. „Gibt es ein Problem?“, wollte er wissen und seine Stimme war tiefer, als TenTen gedacht hatte. Einen Moment zögerte sie. Was, wenn sie ihr die Lüge nicht abnahmen? Dann straffte sie die Schultern und verwarf die Gedanken. Was hatten sie für einen Grund, zu zweifeln? Es war nicht so, als ob TenTen ihre Absichten im Gesicht geschrieben hatte. „Verzeihung.“, begann sie und verbeugte höflich. „Wir sind auf der Suche nach Karawane des Hauses Terouk. Sie ist hier doch vorbeigekommen?“ Der Soldat hob eine Augenbraue und wirkte etwas verwirrt, meinte aber freundlich: „Vor ein paar Tagen sind sie hier vorbeigekommen, stimmt schon.“ Er nickte bekräftigend. „Gibt es einen besonderen Grund für eure Reise?“ Er blickte von ihr zu Lee und wieder zurück. „Sie haben vor einigen Tagen bei uns im Dorf Rast gemacht. Und etwas vergessen.“, log TenTen und hoffte, dass man ihr diese Lüge nicht ansehen würde. Aber scheinbar klappte es. Sie schien Übung zu haben nach den letzten Tagen, an denen sie diese Geschichte mehreren Leuten aufgetischt hatte. „Man hat uns losgeschickt, es hinterher zu bringen.“ „Dann tut es mir Leid, euch sagen zu müssen, dass sie schon weitergezogen sind. Vor zwei Tagen um genau zu sein. Soweit ich weiß, wollten die wieder nach Teroukan zurück.“ „Oh…“, machte TenTen enttäuscht und wechselte einen Blick mit Lee, der genauso mutlos aussah wie sie in diesem Moment. Eigentlich hatten sie gehofft, die Karawane in Rinkan einzuholen und dann… Ja. Was dann? Was hatten sie eigentlich vorgehabt? Es war nicht so, als ob sie es zu zweit mit dem Haus Terouk aufnehmen konnten. Oder gar mit dem gesamten Adel, worauf es hinauslaufen konnte. Oder – wenn TenTen die Sache realistisch betrachtete – hinauslaufen würde. Wie hatten sie vorgehabt, PeiPei zu befreien und dem Adel eine Lektion zu erteilen? Sie waren bestimmt nicht die ersten, die es versucht hatten. Aber sie hatte nie von irgendwelchen erfolgreichen Aktionen gehört. Hieß das, dass ihre Reise von vornherein zum Scheitern verurteilt war? Weil es einfach keine Möglichkeit gab, gegen ihre Obrigkeit anzukommen? Sie seufzte. Ihr Gegenüber fasste ihre Besorgnis etwas anders auf, als sie eigentlich gemeint war. „Ich würde euch vorschlagen, kehrt wieder um und geht nach Hause.“ Er blickte kurz über die Schulter zurück. „Die werden das, was sie vergessen haben, sicher nicht vermissen.“ Seine Tonlage ließ keinen Zweifel daran, was er von dem Adel hielt. „Zumindest nicht allzu früh.“ „Ja… Ja, wahrscheinlich.“, murmelte TenTen. „Dann… Vielen Dank.“ Sie verbeugte sich. „Auf Wiedersehen.“ Zusammen mit Lee, der dem Soldaten noch kurz zuwinkte, kehrte sie dem Wachhaus den Rücken und reihte sich wieder in die Menschenmassen auf der Straße ein. Sie waren wieder zwei Menschen unter vielen. Sie würden nicht auffallen. TenTen seufzte erneut. „Und was jetzt?“, fragte Lee neben ihr. Sie zuckte die Schultern. „Ich…ich weiß nicht. Ich weiß nicht einmal, was ich vorgehabt hätte, wenn sie noch da gewesen wären. Ich weiß gar nichts mehr.“ Es war ihr, als müsste sie sich einfach hinsetzen und losheulen. Sie schluckte und drängte mühsam die aufkommenden Tränen zurück. Es war einfach zu viel für diesen Moment. Zu viel für sie. Sie bemerkte nicht Lees mitleidigen Blick, aber sie war froh um den Arm, den er um sie legte. „Weiß du was? Wir gehen jetzt erst Mal etwas essen. Es ist Mittag und ich habe Hunger und danach sieht die Welt sieht nachher sicher etwas besser aus!“ Er grinste sie aufmunternd an und sie konnte sehen, dass auch er nicht mit der Lage klar kam. Aber er versuchte es wenigstens. „In…Ordnung.“, murmelte sie und ließ sich von ihm mitziehen. Lee fragte sich zu einem Gasthaus durch, in dem man gut speisen konnte, weil sie, wie er sagte, sich nach all dem etwas verdient hatten. Es dauerte allerdings seine Zeit, ehe sie etwas gefunden hatten, das zwar gut, aber nicht zu teuer war. Nun befanden sie sich in einem großen, gepflasterten Hinterhof, der mit Tischen und Bänken ausgefühlt war. Die meisten der Tische waren besetzt und der Lärm von fröhlichen, lauten Menschen beim Mittagessen hing über dem Hof und drang bis auf die Straße. Hohe Mauern umgaben ihn, von denen eine zum Gasthof gehörte. Eine weitere war mit Efeu bewachsen, dessen dicke Stränge, bewachsen mit dunkelgrünen Blättern über die Tische hingen, die direkt daneben standen. TenTen fegte einige beiseite und klemmte sie hinter weitere Äste, damit sie sie nicht beim Essen störten. Der Esel stand angebunden zwischen weiteren Tieren, ein paar Mulis, sowie zwei Ponys, alle bewacht von einem großen Hund, der wohl zum Wirtshaus gehörte und den Gästen zeigen sollte, dass ihr Besitz vor Diebstahl geschützt war. Lee bestellte bei einem jungen, hübschen Schankmädchen für sie beide und TenTen versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Wenn man überhaupt von einer ‚Aufgabe’ sprechen konnte. Hatte sie es sich nicht selbst auferlegt? War sie nicht selbst zu dem Entschluss gekommen, sich dieser…Angelegenheit anzunehmen? Sie seufzte und rieb sich die Schläfen. Es war alles so viel und so groß und so verwirrend. Was konnte sie allein schon ausrichten? Sie war nur ein Mädchen, das nicht so war, wie es sein sollte. Bei sich hatte sie nur einen verrückten Freund, der auch nicht so war, wie er sein sollte. Und wer stand ihnen gegenüber? Adlige. Mehr noch, ein gesamtes Adelshaus, denn das war es, was sie gegen sich aufbringen würden, wenn sie PeiPei zurückholen wollten. Und das wollten sie. Sie konnte es in Lees funkelnden Augen sehen, in seinen Bewegungen und seinen Gesichtsausdrücken. Er war entschlossen, ihre Schwester zu befreien und würde er dabei sterben. Sie wollte es auch. Auch wenn sie im Moment zweifelte und sich fühlte, als würde sie unter all der Last zusammenbrechen. Tief im Inneren spürte sie, dass sie nicht aufgeben und an dieser…Aufgabe scheitern wollte. PeiPei war ihr viel zu wichtig. Und sie selbst – wie würde sie sich selbst in Zukunft in die Augen schauen können, wenn sie jetzt aufgab ohne es wirklich versucht zu haben? Wie konnte sie noch an ihre Schwester denken, ohne deren Erinnerung zu beschmutzen? Außerdem – es gab für sie keinen Weg darum herum, denn nur der Gedanken, PeiPei in den Händen dieser…dieser Monster zu lassen, schüttelte sie. Das konnte sie nicht. Das wollte sie nicht. Nicht PeiPei. Wie viel mochte sie bis zum jetzigen Zeitpunkt schon ertragen haben? TenTen wollte dafür sorgen, dass ihr so wenig angetan wurde, wie möglich. Und dafür musste sie sie da raus holen. Aber wie? Was konnten sie zu zweit schon ausrichten? Sie merkte selbst, dass ihre Gedanken sich im Kreis drehten. „TenTen?“ Lees Stimme riss sie aus den Gedanken und sie zuckte heftig zusammen. „Tut mir Leid.“, meinte er. „Was… was werden wir jetzt tun? Wie können wir mit ansehen, wie…“ „Shhh.“, machte sie. „Ich war am Überlegen.“ „Und?“ Sein Gesicht wirkte erwartungsvoll. „Nichts.“, murmelte sie betrübt. „Wir… wir können nichts tun.“ „Aber…!“, begann er, doch TenTen unterbrach ihn scharf: „Ich habe nicht vor, jetzt umzudrehen. Ich bin nur realistisch.“ Sie legte die Hände flach auf die Tischplatte und blickte ihn ernst an. Wenn er sie weiterhin begleiten wollte, musste er begreifen, wie die Dinge standen. Er konnte nicht weiterhin so tun, als wäre alles in Ordnung, als müssten sie nur an die Tür klopfen um PeiPei zurückzuverlangen. Und glauben, ihrer Forderung würde man nachkommen. „Wir sind zu zweit. Unsere…“ Sie warf einen Blick um sich, damit sie sicher war, dass niemand in Hörweite war. Sie senkte die Stimme etwas. „Unsere Gegner gehören zum Haus Terouk. Wir wissen beide, dass sie nicht zu den mächtigsten Adligen Konohas gehören. Aber sie sind dennoch Adlige und stehen damit weit über uns. Nicht nur im Rang, auch in der Macht. Sie haben mehr Möglichkeiten und mehr Fähigkeiten als wir. Sie haben Geld und Macht. Wir haben gar nichts. Sie werden PeiPei nicht einfach so herausgeben. Sie haben das Recht dazu, sie festzuhalten und mit ihr zu tun, was sie wollen.“ Lees Gesichtsausdruck verlor diesen Enthusiasmus, den sie so an ihm schätzte, und er wirkte, als hätte man ihm mit einem Stock eines übergezogen. Fast bereute sie es, was sie gesagt hätte. Fast hätte sie etwas hinzugefügt, das ihm die Sorgen wieder nehmen sollte. Aber sie schwieg. Sie durfte nicht unrealistisch werden. Optimismus war nicht angebracht, nicht jetzt und nicht hier. Die Kellnerin unterbrach ihr Gespräch, indem sie ankam und ihnen das Essen brachte. Es waren zwei große Schüsseln mit Reis, Gemüse und Fleisch und TenTen war erleichtert, sich für einen Moment ablenken zu können. Auch Lee schwieg, während er sich das Essen in den Mund schaufelte. Erst, als sie ihre Schüssel halb geleert hatte, erlaubte sie sich, wieder an die bevorstehende Aufgabe zu denken. „Du weißt, dass das alles bedeutet, dass wir zwei keine Chance haben.“ „Aber…“, begann Lee, doch sie unterbrach ihn ein weiteres Mal. „Wir müssen uns halt überlegen, wie wir das angehen können, ohne dass es zum Selbstmordkommando wird.“ „Wir müssen uns halt jemanden suchen, der uns helfen kann.“, erklärte der Junge. Sie starrte ihn an. Das war ein Gedanke, der ihr noch nicht gekommen war. Sie wollte auch niemand anderen dabei haben. Niemand sollte sich wegen ihr einer solchen Gefahr aussetzen. Dass Lee dabei war, war schon an der äußersten Grenze. Aber noch mehr Unbeteiligte? Nein. Sie schüttelte den Kopf und setzte zum Sprechen an. „Nein, hör zu, TenTen.“ Jetzt war er es, der ihr das Wort abschnitt. „Du hast recht. Ich bin dumm, dass ich noch nicht daran gedacht habe. Aber… Mir fällt nichts anderes ein, als um Hilfe zu bitten. Lass uns zum Tempel gehen.“ „Zum Tempel?“, wiederholte sie verdutzt. „Was sollen wir da?“ „Wir erbitten den Beistand der Götter.“ Er strahlte. „Ich weiß, dass das Dreigestirn selbst diese Gesetze ins Leben gerufen haben, die den Adligen uneingeschränkte Macht verleihen. Nur sie können diese Gesetze wieder aufheben.“ Vielleicht…sah Lee doch mehr, als sie gedacht hatte. Denn soweit waren ihre Gedanken nicht gegangen. „Nun?“ Er strahlte und TenTen nickte. Fürs erste war es keine schlechte Möglichkeit. Der Beistand der Götter konnte nie schlecht sein. ~~~~~~~ Also gut... Noch eine Sache: es wird kein Lee x PeiPei geben. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich Pairs mit OCs absolut verabscheue. Außerdem kriegt Lee schon jemand anderen. :3 Das nächste Kapitel wird hoffentlich etwas länger... Um Kommentare bitte ich auch wieder. ^^~ Sorca~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)