Schicksalsbande von Arianrhod- ([NejiTen]) ================================================================================ Kapitel 4: Auf der Straße ------------------------- Titel: Schicksalsbande Teil: 5/? Autor: Wolfsorceress Fandom: Naruto Rating: PG-14(?) Warning: AU, (Am Rande wird Shounen-ai vorkommen) Pairing: Neji x TenTen und noch ein paar. Disclaimer: 'Naruto' gehört nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dem Quatsch hier. ~~~~~~~ Soooo... Letztes Kapitel für heute, das ich hochlade. :D *noch zwei andere Sachen geupdatet hat. Jedenfalls... Das Kapitel ist schon wieder länger als das letzte. *nervnerv* Und Lee ist an einer Stelle OOC. >_< Sorry, dass es so langweilig ist, aber ich musste euch erst einmal etwas über die Welt erzählen, bevor das richtig losgehen kann. *drop* Vielleicht interessiert sich ja jemand dafür. Karte wird's wohl - im Gegensatz zur Saga - keine geben, es sei denn, es beisst mich irgendwann und ich schaffe es tatsächlich, das Ding irgendwo zu scannen... Wie auch immer... ~~~~~~~ Auf der Straße Der Wind blies durch ihre Haare und Kleidung und spielte mit den jungen Blättern der Bäume und Sträucher, die die Wegränder zierten. Das Land war hier flach und größtenteils beackert oder wurde als Weide genutzt. Wassergräben und Zäune teilten die Flächen in unregelmäßige Vierecke ein. Menschen arbeiteten darauf, Tierherden – vor allem Kühe – fraßen das junge Gras ab und die Sonne schimmerte auf den Wasserflächen, die die Reisfelder bedeckten, in denen Menschen herumwateten und ihrer Arbeit nachgingen. Der Esel folgte ihnen willig und ohne Trödeleien, die er sonst gerne an den Tag legte. In den letzten zwei Wochen, in denen sie Rinkan, den Tsunadetempel und Shizune hinter sich gelassen hatten, hatte er sie oft genug spüren lassen, dass er auch einen Kopf hatte, den er gerne einmal durchsetzte. TenTen war froh, dass er meistens freiwillig mit ihnen kam. So kamen sie rasch voran, rascher, als sie geglaubt hatte, als sie ihren Weg auf Izumos Karte verfolgt hatte. Sie hatte gedacht, sie würden mindestens vier Wochen brauchen, um an ihr Ziel zu kommen. Jetzt revidierte sie ihrer Meinung und tippte auf drei. Aber das war ihr ganz recht so. Sie waren einige Zeit in Rinkan geblieben, auch wenn sie das Verstreichen der Tage kaum bemerkt hatte. Nicht einmal an die Frühlingstagundnachtgleiche hatte sie sich erinnert, sondern sie in ihrem Zimmer im Tempel verbracht, während sie sich wunderte, warum es auf den Straßen so laut war. Lee dagegen hatte sich Kotetsu und Izumo angeschlossen, die sich ohne ihre ‚Nee-san’ auf den Weg und die Straßen unsicher gemacht hatten. Zuhause hatten sie den Beginn des Frühlings stets mit einem großen Fest gefeiert, auf dem Dorfplatz, mit einem riesigen Feuer, über dem blutiges Fleisch briet, dass das Fett in das Feuer tropfte, und mit den letzten Kartoffeln vom Vorjahr, die in Erde gepackt in der Glut schmorten. Sie hatten getanzt und gesungen, stets war das gesamte Dorf anwesend, selbst Chi und Lee wurden niemals ausgeschlossen. In Rinkan wurde das Fest ähnlich abgehalten, nur ungleich größer, mit Jahrmarksständen, die die Straßen säumten, Gauklern und ziehenden Schaustellern, die den Leuten ihre besten Kunststücke vorführten. Fahrende Musikanten und Barden hatten zum Tanz aufgespielt und das Lachen und Singen der Leute trug bis zum Himmel. So zumindest hatte Lee es beschrieben, mit begeisterten Worten, weiten Gesten und schnellen Bewegungen. TenTen selbst hatte es kam mitbekommen. Einerseits war sie beleidigt, weil Lee sie nicht abgeholt hatte, bevor er mit Kotetsu und Izumo im Gassengewirr verschwunden war, andererseits war es ihr ganz recht so, denn sie hätte sich sicher nicht dazu in der Lage gefühlt zu feiern. Gewissermaßen ging es ihr noch immer so. Die Trauer um ihre Eltern und der Zorn und das Verlustgefühl, das sie wegen PeiPei empfand, lagen ihr noch immer schwer im Magen. Sie hätte den dreien wahrscheinlich nur das Fest verdorben und sie wollte keine Spielverderberin sein. So dagegen hatte sie vor sich hin brüten und nachdenken können, ohne das sie jemand störte, und war zu einigen Schlüssen gekommen neben dem Entschluss den Wassertempel aufzusuchen und die Hexenmeister dort zu bitten, das Tor für sie zu öffnen. Es war jetzt alles leichter zu ertragen und ihr Kopf war wieder klar. Sie konnte sogar über Lees lebendige Beschreibungen von dem Fest und den Ereignissen –währenddessen lachen, wie sie es früher getan hatte, wenn er erzählte. Das war etwas, was er wirklich gut konnte. Er war ihr wie ein Licht in der Dunkelheit. Das war vielleicht etwas drastisch ausgedrückt, aber ohne ihn wäre diese Reise zu etwas verkommen, was sie nicht erleben wollte. Langeweile, ungewollte Avancen und gewalttätige Übergriffe waren nicht das, was auf ihrer Wunschliste der Erlebnisse standen, die sie durchmachen wollte. Auch so hatten sie mit genug Problemen zu kämpfen. Sei es das Wetter, das sich zeitweise verschlechtert hatte, die Straßen, die überfüllt waren von Menschen, das Geld, das ihnen knapp zu werden drohte, weil TenTen ihre Reserven nicht anrühren wollte – sie hatten immerhin noch einen langen, langen Weg vor sich – oder Pöbeleien von Männern, die sicher nicht die großen Krieger waren, für die sie sich hielten. Ihre abgerissene, zusammengewürfelte Kleidung und die alten, wenn auch gut in Stand gehaltenen Waffen sprachen davon, dass sie Söldner waren. Die Straße, die TenTen und Lee nutzten, war eine der größeren Handelsstraßen, die sich quer durch den Kontinent zogen, und das Volk, das sich darauf tummelte, gehörte allen Standesschichten, Nationen und Arten an. Der Abschaum der Gesellschaft fand man hier und TenTen und Lee waren keineswegs erpicht darauf, Bekanntschaft damit zu schließen. Dennoch, es waren weniger ungehobelte Personen, als TenTen gedacht und befürchtet hatte. Die meisten Leute waren freundlich zu ihnen, wann immer man ihnen begegnete, selbst ohne ihre Geschichte von den armen Waisengeschwistern, die auf dem Weg zu entfernten Verwandten im Norden waren. Öfters bot ihnen ein Bauer an, sie auf seinem Heuwagen oder Ochsenkarren mitzunehmen und sie nahmen stets dankend an. Das brachte sie schneller voran, außerdem war es mehr oder weniger bequem und der Esel machte niemals Zicken, wenn er hinter einem Karren herlief. Ihr Weg hatte sie sehr strikt nach Norden geführt. Konoha war das Land, das zwischen Iwa im Osten und Suna im Westen lag und im Norden die Grenze mit Mizu teilte. Diese vier Großmächte beherrschten den Kontinent. Daneben gab es noch eine Reihe von kleineren Ländern, die nahezu abhängig waren von den größeren um sie herum. Natürlich kannte TenTen die Witze über die ‚drei Großmächte und Mizu’, aber die Realität sah dennoch so aus, dass auch das nördlichste, ärmste und kleinste Land in der Außenpolitik etwas zu sagen hatte. Davon wiederum verstand sie so gut wie gar nichts, aber das machte nichts. Einige Dinge konnte sie doch sehen. Das mächtigste Land von Xian-sha’o war Konoha selbst mit seinen weiten Gebieten, die für die Landwirtschaft gebraucht wurden, den hellen Laubwäldern und den niedrigen Bergen an der nördlichen und östlichen Grenze. Es nahm auch die größte Fläche ein, aber wichtiger war, dass es die reichere Fläche war. Bodenschätze und gute Böden für den Ackerbau sowie hervorragende Grundlagen für Viehzucht, das bot Konoha. Im Süden deckte es beinahe den gesamten Küstenstreifen ab und auch die Inselkette davor gehörte zu dem Festland. Damit boten sich auch riesige Fischgründe an ebenso wie die Muschelgebiete, wo auch Perlen gewonnen wurden. Mehrere Volksgruppen lebten vereint unter einer Herrschaft. Die Sukari nahmen den größten Teil der Bevölkerung ein und auch die meisten Adligen – darunter die kaiserliche Familie – gehörten dieser Herkunft an. Im Süden gab es viele Jhorsgader – sie sollten goldene Haare haben, hatte TenTen gehört – aber von denen hatte sie noch nie einen gesehen. Sie hatte auch nie geglaubt, es jemals zu tun. Aber ebenso hatte sie geglaubt, bis an ihr Lebensende in dem kleinen Ecken Konohas zu verbringen, in dem sie geboren und aufgewachsen war. Jetzt fragte sich, wie sich ihre Welt noch vergrößern würde, denn das tat sie Tag für Tag. Das Gebiet, in dem TenTen gelebt hatte, zeichnete sich durch seine hohe Zahl an Toukin aus, dem Volk, dem auch sie und Lee angehörten. Es gab noch mehr Volksgruppen in Konoha, doch im Grunde hatte sie bis jetzt nur zwei davon gesehen, Toukin und Sukari. Im Osten gab es viele Jinkaya, denn dieses Volk machte den größten Teil der Bevölkerung in Iwa aus und die Grenzen auf dieser Seite Konohas hatten sich so oft verschoben, dass manche Leute keine Ahnung hatten, welchem Reich das Land, auf dem ihre Hütten standen, angehörten. Iwa war ein bergiges, zerklüftetes Land voller Wind und Stein und Wäldern. Es war nicht so groß wie Konoha, aber größer als die anderen beiden. Seinen Reichtum gewann es vor allem durch Holzverarbeitung und Bodenschätze – der größte Teil der verbrauchten Metalle kam aus Iwa und diese waren auch die einzigen Vorteile, die die bergige Landschaft zu bieten hatte. Das Leben dort sollte hart sein, hatte TenTen gehört, aber natürlich würde sie nicht darauf schwören. Sie war nie dort gewesen, sondern hatte nur die Geschichten der durchreisenden Händler gehört. Denn trotz allem – Rinkan und ihr Dorf hatten nicht so weit von der Grenze nach Iwa entfernt gelegen, wie es sich angefühlt hatte. Natürlich war sie unerreichbar für sie gewesen, aber sie war näher als der Weg nach Mizu und dem Wassertempel. Die Ausläufer des Gebirges, das Iwa zum größten Teil einnahm – die Krone der Ewigkeit – erstreckten sich teilweise bis nach Konoha. Suna im Westen des mittleren Reiches war beinahe ebenso groß wie Iwa, aber bedeutend ärmer, wenn die Bevölkerung auch zu stolz war, das jemals zuzugeben. Stolz, aggressiv und von hoher Kultur, dies sagte man über die Al Shar, die im Grunde das einzige Volk war, das dieses Reich bewohnte. Einige kleine Stammesgruppierungen, deren Ahnen dort schon gelebt hatten, als die Welt noch nicht einmal von den Al Shar, den Sukari und all den anderen Völkern geträumt hatte, gab es auch noch, aber diese wurden meistens so schnell übergangen wie die Ratten in einem Stall. Die Grenze zwischen Suna und Konoha bildete der größte Fluss Xian-sha’os, der Tir’kesh, der in den Bergen entsprang und sich von Norden nach Süden durch den Kontinent arbeitete. Burgen und Festungen saßen an seinen Ufern und bewachten ihr jeweiliges Gebiet eifersüchtig gegenüber den Nachbarn. Früher hatte es dort so viele Kriege gegeben, dass man das Flussufer beinahe zu einer ständigen Kriegszone erklärt hatte. Schließlich hatten sich der Kaiser von Konoha und der Kalif von Suna zusammengesetzt und einen Vertrag ausgearbeitet. Seitdem herrschte Waffenruhe am Tir’kesh, wenn man von kleineren Scharmützeln hin und wieder absah, denen man kaum Beachtung schenkte. Für Suna bedeutete der Tir’kesh Leben. Suna war eine Wüste, wenn man sich zu weit von dem Fluss entfernte und manche sagten, dass das Land auf der einen Seite so grün und fruchtbar und auf der anderen Seite des Wassers so trocken und leer war, war eine Strafe der Götter. Es gab einige Legenden darüber, Chi hatte sie alle gekannt. Ob dies wirklich so war oder die trockenen Bedingungen des Landes nur von der Natur abhing – vielleicht den Bergen im Norden, die nicht bis nach Suna reichten oder den Wasserströmungen des Meeres auf der westlichen Seite des Reiches – wusste TenTen nicht. Im Süden und Westen zog sich eine zerklüftete Gebirgskette an der Küste entlang, deren Stein rot und gelb sein sollte und aus dem man das begehrte schwarze Metall barg, das man Hrilem nannte. Daraus und aus der Pferdezucht gewann Suna sein Geld, denn außer goldenem Sand und scharfem Wind hatten sie nicht mehr zu bieten. Im Nordwesten, beinahe auf gleicher Höhe mit Mizu, wo das Land kälter, aber nicht weniger rau und trocken war, erhob sich eine ganz besondere Burg, von der TenTen schon geträumt hatte. Jedes Mal, wenn jemand sie beschuldigt hatte, den Männern ihre Arbeit wegzunehmen. Jedes Mal, wenn ihre Eltern enttäusch darüber waren, dass sie nicht wie PeiPei und auch kein Junge war. Jedes Mal, wenn man ihr gesagt hatte, dass sie sich nicht wie ein richtiges Mädchen benahm. Dort stand Hakka’Tha, die Festung der Amazonen, jener Frauen, die sich von ihren Familien, ihren Völkern, ihrer Herkunft losgesagt hatten und sich den wilden Kriegerinnen angeschlossen hatten, die die Burg ursprünglich erbaut hatten. TenTen wusste nicht viel darüber, nur, dass es ein Traum war. Die Amazonen beanspruchten einen Teil Sunas für sich, bebauten ihn, pflegten ihn, beschützten ihn. Der Kalif von Suna sollte nicht ganz so begeistert davon sein, sollte es nie gewesen sein, dennoch ließ er sie gewähren, denn er konnte sich keinen Krieg in seinem eigenen Land leisten, vor allem nicht gegen Gegner wie diese, die sich nicht wirklich als Gegner sahen, eher als eine Art seltsamer Verbündeter. Jedenfalls hatten sie nie gegen den Willen des Kalifes gehandelt, auch wenn sie auf ihre eigenen Rechte bestanden. Eingeklemmt zwischen Suna, Iwa und Konoha lag Mizu. Es war bei Weitem das kleinste und ärmste der vier großen Reiche. Sturmumtoste Hochebenen zwischen einer Kette von Bergen, einen Streifen dichter Nadelwälder und eine endlos erscheinende Tundra machten dieses Land aus. TenTen hatte selten etwas gutes über dieses Land gehört, das sich nur mit Mühe seinen Platz unter den vier Großmächten behauptete und auch nur in dieser Stellung geduldet wurde, weil einer der Vier Tempel der Elemente sich dort befanden, der Tempel des Wassers. Er lag weit im Süden, noch in dem Gebirge, die Mizu von dem südlicher gelegenen Land trennten, den Blaukristallbergen, die im Grunde noch zu der Krone der Ewigkeit gehörten. Die anderen drei Tempel erhoben sich in den anderen drei großen Ländern. Ganz im Süden Konohas, über dem Meer und neben einem Vulkan erhob sich der Tempel des Feuers. Der Tempel der Erde lag in Iwa, tief eingegraben in den Felsen der sturmzerklüfteten Klippen. In Suna lag der Tempel des Windes, hoch in den Gipfeln jenes Gebirges, das man die Drachenklippen nannte, gelb und rot und mit schwarzmetallenem Herzen. Der Wassertempel war der, den sie von Rinkan aus am leichtesten und schnellsten hatten erreichen können, das war der einzige Grund, warum TenTen ihn gewählt hatte. Natürlich gab es Unterschiede bei den Tempeln, das lag in ihrer Natur, denn sie bedienten sich hauptsächlich jenen Elementen, für die sie standen, dennoch machte es für sie keine Differenz. Macht war Macht und das war das einzige, was für sie im Moment zählte. Auch Lee hatte nie gefragt, warum sie genau diesen Tempel genommen hatte. Wahrscheinlich dachte er sich seinen Teil, denn auch wenn manche Leute es glaubten, er war keineswegs dumm. Im Gegensatz zu dem größten Teil der Toukin – TenTen eingeschlossen – konnte er sogar schreiben und lesen. Chi hatte es ihm beigebracht, allerdings wusste TenTen nicht, wo diese es gelernt hatte. Das war eine der wenigen Sachen, die Chi tatsächlich von den anderen Frauen des Dorfes unterschieden hatte. Das Mädchen lächelte leise vor sich hin, während sie an Lees freundliche, starke Mutter zurückdachte und hob den Kopf um in den Himmel zu blicken. Dieser war strahlend blau und die schwache Frühlingssonne schien ungehindert hinab. Allerdings war es dennoch kälter, als TenTen gedacht hatte. Immerhin wurde es Frühling, der Saatmond war schon angebrochen. Vielleicht lag es daran, dass sie nach Norden gingen. Oder daran, dass sie höher stiegen, je weiter sie gingen. Sie bemerkten es kaum, aber einer der Bauern, mit denen sie gefahren waren, hatte es ihnen gesagt. „TenTen!“ Lees Ruf schreckte sie auf und sie blickte nach vorn, wo Lee an einem Wegstein stand und ihr winkte. „Da vorne ist ein Dorf.“, rief er ihr zu. „Lass uns dort Rast machen und etwas essen, ja? Dort gibt es bestimmt ein Gasthaus!“ Sie setzte sich in Trapp und lief ihm entgegen, hinter ihr klapperten die Hufe des Esels auf den harten Boden des Weges. Kurz darauf hatten sie Lee erreicht, der ihr entgegen strahlte. „Nur noch bis hinter den Hügel.“, erklärte er und wedelte mit den Händen in der Luft herum. „Ich kann wirklich etwas zum Essen gebrauchen, du auch?“ Sie nickte. Sie setzten sich wieder in Bewegung, schneller diesmal. Es schien, als beflügelte die Aussicht auf Essen tatsächlich die Füße. Kurz darauf kamen die Häuser des kleinen Dorfes in Sicht. Sie waren an der Straße entlang gruppiert worden und auf der rechten Seite davon befand sich noch eine Ansammlung um einen Dorfplatz, dessen Mitte ein Brunnen bildete. Menschen bevölkerten das Dorf und gingen ihren täglichen Pflichten nach. Aus der Ferne konnte TenTen eine Schmiede sehen, vor der zwei schwere Ackergäule standen, die beschlagen werden mussten, ein Korbmacher, der es sich vor seinem Haus bequem gemacht hatte, und eine Herberge, vor der Tische und Bänke auf dem Platz errichtet worden waren. Ein Sonnendach war über der kleinen Ansammlung Möbel gespannt worden. Anscheinend machten Reisende öfter hier halt um einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen. Auf den zweiten Blick fielen ihr die Sänften auf, die recht von dem Wirtshaus standen, und die Pferde am Brunnen, die von edler Herkunft waren. Einige bewaffnete Männer hatten sich unter die normalen Dorfbewohner gemischt. Sie wechselte einen Blick mit Lee. Sie beide wussten, was das zu bedeuten hatte. Adlige. Es war das erste Mal seit dem Ereignis, dass sie derartig direkt mit ihnen konfrontiert wurden. Zwar war es nie häufig vorgekommen, dass sie wirklich mit Hochgeborenen in Kontakt gekommen waren, aber hin und wieder waren da doch Berührungspunkte. Wenn Wong seine Arbeiten abgeliefert hatte, wenn sie auf der Straße aneinander vorbeigelaufen waren, wenn sie in die Schmiede kamen. Immer wieder, kleine Begegnungen, doch TenTen war ihnen am liebsten ausgewichen. Jetzt noch mehr, zu frisch war noch die Trauer um ihre Eltern, zu tief saß noch die Angst um PeiPei. Lee blickte sie an. „Sollen wir weitergehen und im nächsten Dorf…?“ Sie unterbrach ihn. „Nein. Wir wissen nicht wann ein nächstes Dorf kommt, außerdem scheinen sie nicht in der Herberge zu sein. Wir…gehen einfach hin und essen. Sie werden uns nicht einmal ansehen.“ Sie hatte recht, das wusste sie. Wenn man das so bedachte – was kümmerten ein paar dahergelaufene Kinder diese Hochgestellten? Sie würden ihnen nicht einmal einen zweiten Blick gönnen. Nicht einmal, wenn es dieselben waren, die PeiPei entführt hatten. Oder wenn sie sie kennen würden. Für die Adligen gab es einfach keinen Grund, sie zu beachten. TenTen sah in das Tal hinunter, wo das Dorf lag, und schluckte hart. Sie würde es schaffen. Wenn sie nicht einmal so in die Nähe einer Gruppe Adliger kam, die sie noch nicht einmal kannte, wie würde sie dann je hoffen können, PeiPei aus den Händen der Mörder ihrer Eltern zu befreien? Sie ging wieder los, nicht so schnell wie vorher, aber stetig. Lee und der Esel folgten ihr. Man beachtete sie kaum, als sie das Dorf betraten. Warum auch? Sie waren nur zwei Reisende und ein Esel unter vielen. Rasch suchten sie sich den Weg zum Dorfplatz, wo reger Betrieb herrschte. Plappernde Menschen, Tiere und Kinder, die einem zwischen den Beinen herumrannten. Die Soldaten, die ein Wappen trugen, das TenTen nicht kannte, hatten sich unter die Leute gemischt und sprachen gemütlich mich ihnen. Anscheinend waren ihre Herren nicht in der Nähe, sonst könnten sie sich ein solches Verhalten nicht leisten. Sie atmete auf und hörte, wie Lee ihre Gedanken in Worte fasste: „Ein Glück…“ Die Herberge lag nicht weit entfernt und das beflickte, rote Sonnendach davor warf einen großen Schatten auf den Boden. Die Tische und Bänke waren aus rötlichem Holz und völlig verschrammt, was auf häufige Nutzung schließen ließ. Um die Ecke befand sich ein langer Zaun, der sich an der Mauer entlang zog und an den Tiere gebunden waren, Esel, Maultiere, zwei Ponys. Ihr erster Weg führte zu dem Brunnen, wo sie den Esel tränkten, der begeistert sein Maul in den Viehtrog senkte, als sie ihm Gelegenheit dazu boten. Lee überließ TenTen dieser Arbeit und ging zu dem Wirtshaus hinüber, um sich um ihr Essen zu kümmern. Eines der Schankmädchen, eine dralle Brünette, wies ihm einen Platz in einer Ecke neben einer Hecke zu und er winkte seiner Freundin, ehe er sich dorthin trollte. Bald darauf gesellte sie sich zu ihm. Sie legte die Tasche, in der sie ihre Wertsachen zusammengepackt hatten, neben sich auf die Bank und kletterte darauf, gerade als die braunhaarige Kellnerin ihnen ihr Mittagessen brachte. TenTen zog es vor, sofort zu bezahlen und das Mädchen wünschte ihnen einen guten Appetit. Einen Moment blieb sie noch bei ihnen stehen, dann blickte sie sich hastig um, ehe sie sich zu ihnen beugte. „Ihr seid fremd hier, oder? Ich habe euch noch nie hier gesehen.“ TenTen nickte. „Wir sind auf dem Weg zu unserem Onkel, weiter oben im Norden. Er soll uns aufnehmen.“ Sie blickte verständnisvoll drein und schenkte den beiden ein freundliches Lächeln. „Ihr solltet euch vielleicht beeilen mit dem Essen. Ich will euch ja nicht hetzen, aber…“ Sie warf einen Seitenblick auf die Tür, die ins Innere des Wirtshauses führte, und dann auf die Sänften. TenTen verstand. Sie wollte ihnen raten, den Adligen nicht in die Quere zu kommen. Was sie auch ganz sicher nicht vorgehabt hatte. „Oder wenn ihr es nicht schafft, bleibt ruhig hier sitzen, bis sie weg sind. Sie…können sehr ungemütlich sein.“ „Vielen Dank.“, antwortete TenTen. „Wir werden uns daran halten.“ Das Schankmädchen lächelte und nickte, ehe sie verschwand um weiterhin ihrer Arbeit nachzugehen. Die beiden Zurückbleibenden wechselten einen Blick, der mehr besagte als sie in Worte fassen konnten. Dann wandten sie sich ihren Schüsseln zu, um den Rat der Kellnerin zu befolgen und so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Trotzdem genoss TenTen das Essen, es war warm, beinahe heiß, dicke Brocken Fleisch schwammen zwischen den Nudeln in der Suppe, dazu gab es Brot, das beinahe frisch war, und Tee. Sie waren nicht die einzigen, die sich zu einem kleinen Mittagsmahl in dem Wirtshaus eingefunden hatten und es sich schmecken ließen. Um sie herum herrschte geschäftiges Treiben, aber keine Hetze, eher gemütliches vor sich hin arbeiten. Das Gewirr von Stimmen hing in der Luft, Kinderlachen und Hufgeklapper, wann immer eines der Pferde am Brunnen unruhig wurde. Irgendwo sang ein Vogel und der Wind spielte mit einer losen Ecke des Sonnendaches, dass es hin und wieder laut knallte. Das war etwas, was TenTen ohne Vorbehalte Idylle nennen konnte. Sie konnte für einen Moment ihre Familie vergessen, ihre Eltern, PeiPei, ihre Aufgabe, ihre Zukunft und auch den Wassertempel und alles, was diesen begleitete. Beinahe wünschte sie, es könnte ewig so weitergehen, aber das Paradies machte nur dann einen Sinn, wenn sie es bloß besuchen, nicht bewohnen konnte. Ruhe, Zufriedenheit, Frieden, das waren die Worte, die ihr zu diesem Augenblick einfielen, trotz der drohenden Schatten, die ihre Vergangenheit und ihre Zukunft warfen. Sie fuhr heftig zusammen, als die Tür in das Gebäude mit einem Knall aufflog. Jemand wurde hinausgeschleudert und ein Mann brüllte mit einer dröhnenden, tiefen Stimme: „Was glaubst du eigentlich, wer du bist, du Schlampe?!“ Einen Moment herrschte Stille, dann sprangen einige Leute erschrocken auf, auch Lee. TenTen starrte mit weit aufgerissenen Augen zu der Tür hinüber, erkannte mit einem Blick die Situation. Ein großer Mann mit langem, schwarzem Haar, das er ihm Nacken zusammengebunden hatte, trat aus dem Inneren des Gebäudes hinaus. Er trug reich bestickte Kleidung aus Leder und feinem Leinen, die Säume waren mit Pelz und Borten verbrämt und an der Hüfte trug er ein Schwert und einen langen Dolch. Es gab keinen Zweifel, dieser Mann musste der Adlige sein, der seine Reisegesellschaft durch dieses Dorf führte oder ihr zumindest angehören. Wahrscheinlich war er ein Fürst oder dergleichen. Sein Umhang wallte um seine Füße, als er stehen blieb und verächtlich auf das zusammengekauerte Mädchen hinunterblickte, das er vorhin zur Tür hinausbefördert hatte. Sie war schlank und zierlich und ihr langes, blauschwarzes Haar fiel ihr wie Seide über den Rücken. Ihre bunte Kleidung wies sie als einfaches Mädchen aus, wahrscheinlich die Tochter des Wirtes, wenn man mit einbezog, wo sie gerade herauskam. Ihr Hemd war zerrissen und sprach Bände davon, warum der Adlige so wütend war. Er starrte aus flammenden Augen auf sie herunter, während sie zitternd und beinahe weinend auf dem Boden saß und herumstotterte: „Nei…nein, bi…itte… i…ich…“ Er ließ sie nicht weiter zu Wort kommen, sondern spuckte ihr ins Gesicht, so dass sie zusammenzuckte, als hätte er sie geschlagen, ehe er sie am Kragen ihres Hemdes packte und auf die Beine zerrte. „Hä? Ich habe dich etwas gefragt, du kleines Miststück.“ Die Ohrfeige hallte über den Platz wie ein Donnerschlag. Der Kopf des Mädchens wurde zur Seite gerissen und TenTen sah von ihrem Platz aus genug, um zu wissen, dass sie am nächsten Tag eine geschwollene Wange haben würde. Vorausgesetzt, sie würde diese ganze Situation überhaupt überleben. Die Braunhaarige fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Sie konnte doch nicht einfach sitzen bleiben und nichts tun, oder? Aber sie konnte auch nicht aufspringen und verlangen, dass er aufhörte, denn das würde seine Wut nur auf sie lenken und nachdem er das Mädchen verprügelt hatte, sie zu Brei schlagen und keinem wäre geholfen. Sie sah sich um, vielleicht entdeckte sie etwas, was helfen würde? Aber alles was sie sah, waren geschockte Gesichter von Handwerkern und Bauern, die sich nicht zu rühren wagten, obwohl sie in jedem einzelnen Gesicht sehen konnte, wie sehr sie es störte, was dieser Adlige herausnahm. TenTen fragte sich, warum sie nichts taten. Es waren erwachsene Männer! Kräftige Männer, die durchaus in der Lage waren diesen Mann dort vorne festzuhalten. Aber sie rührten sich einfach nicht! Empörung und Zorn stieg in ihr hoch. Was hatte dieses Mädchen verbrochen? Genauso viel wie PeiPei; sie hatte sich geweigert, den Annäherungsversuchen dieses Hochgeborenen nachzugeben. Ihr war klar, warum sie nichts taten, denn die Bedrohung der Soldaten war gegenwärtig, seit der Fürst das Haus verlassen hatte. Sie hatten Angst. Dennoch konnte, wollte sie nicht verstehen, warum niemand aufstand. Das Geräusch eines zweiten Schlages riss sie aus den Gedanken und sie blickte wieder zu dem Mädchen zurück. „Nun? Schlampe, ich rede mit dir!“ Der Adlige ließ das Mädchen los und stieß sie von sich, dass sie zurückstolperte und schwer über die Bank und gegen den Tisch fiel. Sie schrie auf und sackte zusammen. TenTen sprang auf. Sie wollte etwas sagen, etwas tun, sie wollte verhindern, dass dem Mädchen noch mehr Schmerzen zugefügt wurden und der Fürst oder was auch immer er war, noch länger seinen Willen bekam ohne jemals die Quittung dafür zu bekommen. Doch ihr Ruf wurde von einer schwieligen Hand erstickt, die sich über ihren Mund legte und ihre Bewegung nach vorn gekontert mit einem heftigen Stoß, der sie und Lee zu Boden gehen ließ, wobei sie ihre Schüsseln vom Tisch rissen. Sie spürte Äste und Blätter im Gesicht, weil sie in das Gebüsch gefallen waren, das neben ihrem Tisch wuchs, und Lees Körper lag schwer auf ihrem, ehe er sich zur Seite rollte, ohne sie jedoch loszulassen oder die Hand von ihrem Mund zu nehmen. Sie funkelte ihn wütend an und ihre Augen waren hart. Er sollte sie loslassen! Er sollte sie etwas tun lassen! Ihr Denken war vernebelt von rotem, lodernden Zorn und im Moment spürte sie derartigen Hass auf den Adligen, die Menschen, die nichts taten, die Soldaten, Lee, der sie nichts tun ließ. Nur von Ferne hörte sie, wie der Schwarzhaarige das Mädchen anschrie, dann das Stottern und Flehen eines Mannes, wahrscheinlich ihr Vater, der Wirt, die Unruhe der Zuschauer. Sie konnte die gespannte Atmosphäre beinahe greifen. Niemand kümmerte sich um sie, wie sie am Boden miteinander rangen. „Lass das!“, verlangte Lee und sein Gesicht hatte den sonst so fröhlichen Ausdruck vollkommen verloren. Ernst und mit vor Zorn blitzenden Augen starrte er sie an, doch sie wusste, dass seine Wut nicht ihr galt. „Willst du unbedingt sterben?! Er wird dich einfach umbringen und das Mädchen dazu!“ Sie bäumte sich unter ihm auf. Sie konnte nicht einfach liegen bleiben und das geschehen lassen, wofür sie auszog um es zu verhindern. Wie konnte er nur! „TenTen! Was wird aus PeiPei, wenn du jetzt schon versagst?“ Damit packte er seine stärkste Waffe aus und tatsächlich trug sie Früchte. Der Name ihrer Schwester beruhigte sie beinahe sofort und die Sorge um sie kam zurück. Sie hörte auf sich zu wehren und erschlaffte, so dass Lee die Hand von ihrem Mund nahm und sich aufsetzte. „Tut mir leid.“, murmelte er. „Aber so können wir nichts erreichen.“ Sie wusste, dass er das Richtige getan hatte. Ihr zorniges Eingreifen hätte nichts als Ärger gebracht. Sie wollte trotzdem etwas tun. Von ihrem Platz am Boden konnte sie zwischen den Beinen von Tischen, Bänken und Menschen hindurch sehen zu dem Schauspiel, das sich dort vor der Herbergstür abspielte. Das seidenhaarige Mädchen lag am Boden und zuckte bei jedem Tritt zusammen, schrie… Der Mann würde sie zu Tode prügeln. Sie wandte den Blick ab, starrte Lee wieder an. „Hast du eine bessere Idee?“ Es klang feindseliger, als sie gewollt hatte. Lee kümmerte sich gar nicht um ihren Ton. „Die hab ich.“ Er zeigte nach oben, auf das geflickte Sonnensegel. Das Tuch war schwer, fiel ihr auf und im gleichen Moment wunderte sie sich, wie ihr das in dieser Situation nur auffallen konnte! Hatte sie nichts besseres zu tun?! Dann traf es sie wie ein Schlag. Das meinte ihr schwarzhaariger Freund also. „Lee. Das ist genial!“, stieß sie atemlos hervor. Er grinste triumphierend. „Holen wir es herunter.“ Sie blickten nach oben, musterten das Sonnendach und seine Befestigungen. Das riesige Tuch war an der Hauswand und zwei hohen Stangen befestigt, die mit mehreren Leinen gesichert waren. Wenn sie diese Leinen durchtrennten, würde es hinunterfallen und bestimmt genug Verwirrung stiften, die Aufmerksamkeit des Adligen von dem Mädchen abzulenken. Sie nickte Lee zu und kroch rasch auf die äußere Stange zu. Der Junge übernahm die andere Seite. Niemand beachtete sie, alle waren zu sehr gebannt. Es war leichter, die dünnen Taue zu zerschneiden, als sie gedacht hatte. Sie hielt die durchtrennten Enden mit einer Hand fest, was allerdings schwerer war als sie befürchtet hatte. Trotzdem konnte sie sie halten und sie ließ ihr Messer in den Sand fallen, sobald die letzte Schnur durchtrennt war. Kurz warf sie Lee einen Blick zu, der kurz darauf ebenfalls aufblickte. Sie ließen los. Die Leinen knallten laut, als die Kraft, der sie vorher noch ausgesetzt waren, plötzlich verschwand. Mit einem Geräusch wie rauschende Schwingen ließ sich das Tuch auf die versammelte Gesellschaft nieder und TenTen hätte beinahe gekichert, wenn sie nicht der schweren Stange hätte ausweichen müssen, die auf sie zugesaust kam. Krachend polterte sie auf einen Tisch und ein Schmerzensschrei ertönte. Hoffentlich hatte sie niemanden damit getötet! Verwirrte, erschrockene Stimmen und das Geschrei des schwarzhaarigen Hochgeborenen ersetzten das Geräusch der Tritte und Schläge und die Schreie des Mädchens, die jetzt zu einem lauten, abgehackten Schluchzen verkamen. TenTen seufzte auf, als sie sah, wie der Fürst sich unter dem Sonnendach hervorkämpfte. Die Soldaten halfen ihm oder standen herum, während sie sich ein Lachen verkniffen. Langsam wurde das Sonnensegel weggeschafft, so dass auch der letzte darunter heraus kam. Sie und Lee halfen kräftig mit, damit auch niemand auf die Idee kommen könnte, sie wären an dem ganzen Schlamassel schuld. Obwohl das wahrscheinlich nur den Adligen ärgern würde… Von dem Mädchen war keine Spur mehr zu sehen. Anscheinend hatte jemand den Mut gehabt, sie wegzuschaffen. //Wenigstens etwas.//, fuhr es TenTen befriedigt durch den Kopf. Sie hatten etwas gegen die Adligen getan. Und es schien mit Erfolg gekrönt zu sein. „Macht euch bereit!“, brüllte der Landesherr gerade, mit deutlich schlechter Laune. „Wir ziehen weiter. Und in dieses … Drecksloch werden wir sicher nicht noch einmal einen Fuß setzen!“ Damit würden sie den Bewohnern allerdings einen Gefallen tun. „Du!“, fauchte er einen unschuldig herumstehenden Soldaten an. „Holst gefälligst die anderen her! Und ihr anderen macht die Sänften und Pferde bereit! Ich will hier so schnell weg wie möglich.“ Der Aufbruch vollzog sich bemerkenswert schnell. Man brauchte einige Minuten, um die Pferde zu richten und die Sänften zu holen. Noch einige Minuten mehr, um die beiden Damen und zwei weitere junge Männer aus dem Gasthof zu holen, die anscheinend die Begleitung des Schwarzhaarigen waren. Danach gab es ein großes Wirrwarr, dem TenTen und Lee mit großen Augen zusahen, als sich die Reiter formierten, die Sänften in der Mitte. Kurz darauf setzten sie sich in Bewegung, nicht ohne dass der Anführer noch einmal zornige Blicke in die Runde warf und schwor, nie wieder einen Fuß in ‚dieses verdreckte, stinkende Loch von einem Dorf’ zu setzen. TenTen sah ihnen nach und Verbitterung machte sich in ihr breit. Das alles war so ungerecht! Das Holz knisterte im Feuer und die Flammen tanzten, warfen zuckende Schatten auf die Umgebung. Sie hatten ihr Lager außerhalb jeder Ortschaft aufgeschlagen, denn weder TenTen noch Lee fühlten sich dazu in der Lage, noch einmal so etwas herauszufordern wie am Mittag, als sie in diesem Dorf halt gemacht hatten, um etwas zu essen. Das Mädchen saß auf ihrem Umhang, den sie eng um sich geschlungen hatte, ebenso wie ihre Decke und starrte mit angezogenen Knien ins Feuer. Sie fühlte sich seltsam, ihr Kopf fühlte sich leicht an und sie wollte lachen und weinen zur gleichen Zeit. „Ich fühle mich beschämt.“, sagte sie und sie wusste nicht, woher die Worte kamen, nur, dass sie stimmten. „Weil wir nicht wirklich helfen konnten.“, erklärte sie auf Lees fragenden Blick. Die Müdigkeit saß ihn ihr wie eine Krankheit, aber gleichzeitig war sie hellwach und aufgedreht wie selten. „Aber das konnten wir doch.“, sagte er leise. „Es war alles, was wir tun konnten.“ Sie seufzte und rieb sich die Augen. „Aber es war so wenig. Sie hätte gar nicht verletzt werden dürfen.“ Sie hatten nie den Namen des Mädchens erfahren, dem sie wahrscheinlich das Leben gerettet hatten. Bald nach dem Ereignis hatten sie ihre Sachen gepackt, den Esel genommen und waren wieder auf die Straße zurückgekehrt, die sie zum Wassertempel bringen würde. Menschliche Ansiedlungen waren sie umgangen, die restliche Etappe bis zum Abend hatten sie in brütendem Schweigen verbracht. Jetzt saßen sie vor dem Feuer und starrten in die tanzenden roten und gelben Flammen. „Es hat gereicht.“, erklärte Lee. Sie zuckte die Schultern und verstärkte den Griff um ihre Beine. „Aber was, wenn es einmal nicht reichen wird?“ „Wir tun doch alles, was wir können. Wir werden sogar unsere Seelen verkaufen.“ Er warf einen Blick nach Norden, in die Richtung des Wassertempels. Obwohl er mit seiner Aussage etwas übertrieb, kam er der Wahrheit doch näher als alles andere, was sie hätte sagen können. Sie zuckte die Schultern und enthielt sich jeden Kommentars, aus Angst, unkontrolliert loszuheulen oder zu kichern; aber ihr Beschluss, diesen Weg zu gehen, den sie sich gewählt hatte, wurde stärker. Es war nicht so, dass sie plötzlich ihren Frieden mit den Ereignissen des Tages gemacht hatte, allerdings waren sie nun leichter zu ertragen. Lee konnte so etwas, mit einfachen Worten, einem Lächeln und einem Blick aus den schwarzen Augen. „Was hast du eigentlich zur Bezahlung?“, fragte er dann und schreckte sie aus ihren Gedanken auf. „Hm?“, brachte sie schläfrig heraus. „Um den Tempel zu bezahlen…“ Sie blinzelte. „Schmuck. Von meinem Vater, er hatte es fertig gestellt, kurz bevor…“ Sie brach ab, fühlte sich nicht dazu in der Lage, die Worte zu artikulieren. „Jedenfalls war es für eine hohe Fürstin oder so was bestimmt.“ Sie zuckte die Schultern. „Gold, mit einigen Rubinen, glaube ich, ziemlich wertvoll.“ Es war ihr egal, ob diese Frau damit um ihre Juwelen betrogen wurde. Diese Adligen hatten sie um so viel mehr bestohlen! „Oh.“, machte Lee. „Ich hoffe es reicht.“, sagte sie plötzlich viel zu laut und er zuckte zusammen. „’Tschuldigung.“, nuschelte sie. Sie war betrunken, schien es ihr. Betrunken von Gewalt und Müdigkeit und Triumph und Hass. „Ich weiß nicht, was sie dafür wollen, so ein Tor zu öffnen. Soll ziemlich schwer sein, oder nicht? Vielleicht ist der Schmuck zu wenig.“ Sie kicherte. Ihr Kopf fühlte sich so leicht an… „TenTen. Wir sollten schlafen.“ Lee lächelte ihr schwach zu und sie nickte, ehe sie sich gehorsam einrollte, sicher, dass sie nicht schlafen konnte. Sie fiel ins Land der Träume, kaum dass sie sich in ihre Decke gewickelt hatte. ~~~~~~~ Das nächste Kapitel wird besser. *sich schon lange darauf freu* Neue Charas und ich liebe dieses Trio schon jetzt. *g* Freu mich auf Kommentare ^^ Sorca~ PS. Lest meine andere Naruto-Fic. Und meine IY-Fic. :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)