Per aspera ad astra von Zwiesi ================================================================================ Prolog: Vorgeschichte --------------------- Thalia war erschrocken über sich selbst, erschrocken, dass sie zu so etwas überhaupt fähig war, aber vor allem erschrocken, dass sie keine Reue, keinen Ekel sondern fast so etwas wie Freude empfand. Angewidert schaute sie auf den Leichnam des jungen Mannes neben sich. Aietes war sein Name. Aietes! Sie spie den Namen aus. Nie wieder würde er sie oder ihre Mutter Amalthea, die Königin von Kreta, so behandeln können. Dafür hatte sie gesorgt. Langsam zog sie die von Blut triefende Klinge aus seinem Leib. Sie hatte genau das Herz getroffen. Er war sofort Tod. Aber erst, nachdem er sie um sein Leben angefleht hatte. Er hatte geweint wie ein Kind. Er war so ein verzogenes Weichei gewesen. Verächtlich wischte sie die Klinge an seinem Hemd ab. Er hatte ihr alles versprochen, alles was sie wollte. Und da hatte sie es gefühlt. Das erhebende Gefühl der Macht. Wie im Rausch war ihr alles erschienen. Sie hatte ihn ausgelacht, hatte ihm ins Gesicht gespieen und dann, dann hatte sie ihm die Klinge ins Herz gerammt. Und endlich, endlich war sie die Stärkere gewesen. Sie hatte sich rächen können, die Götter waren gnädig gewesen und hatten ihr diese Chance gegeben und die hatte sie genutzt. „Danke ihr Unsterblichen für diese Rache!“, murmelte sie. Dann stand sie auf und verlies das Zelt. Es war noch Mitten in der Nacht, aber sie konnte nicht mehr schlafen. Zu neu waren die Eindrücke. Sie setzte sich vor dem Zelt auf den Boden und dachte zurück an die letzten Jahre. Es waren Jahre voller Schmerz und Demütigungen gewesen. Seit sie denken konnte, war sie die Sklavin von Aietes und seinem Vater Hyperion gewesen, obwohl sie seine und Amaltheas Tochter gewesen war und somit die rechtmäßige Thronfolgerin sein würde. Amalthea war ein aufgewecktes, munteres Mädchen gewesen, aber sehr leichtgläubig. Hyperion hatte ihr die Sterne versprochen und Amalthea war zu verliebt gewesen, um seine Intrigen zu durchschauen. Sie hatte ihn geheiratet und er war somit König von Kreta. Doch schon am nächsten Tag holte er seinen Sohn Aietes, den er Amalthea bis dahin verschwiegen hatte, an den Hof. Und damit begann der Leidensweg ihrer Mutter und schließlich auch ihrer. Hyperion hatte ihre Mutter misshandelt und geschlagen. Er war ein Säufer und dachte nur an sich. Ebenso war sein Sohn. Er vergnügte sich mit den verschiedensten Mädchen von Hof, Edeldamen wie Dienerinnen. Es gab kein Entrinnen. Und wenn sie sich ihm widersetzte, ließ er sie töten. Das hatte zur Folge, dass viele Edelleute die Insel verlassen hatten, aber Sklavenhändler und arme Leute mit schönen Töchtern gekommen waren, um die Frauen und Mädchen am Hof zu verkaufen. Doch eines Tages war Amalthea schwanger geworden und hatte sie, Thalia, geboren. Die ersten Jahre hatte Hyperion sie und ihre Mutter in Ruhe gelassen, doch das Schicksal hatte sie nicht geschont. Kaum hatte sie richtig laufen und sprechen können, war sie von ihrer Mutter getrennt worden und Aietes hatte sie sich geschnappt. Sie war direkt von der behüteten Welt ihrer Mutter in die Hölle der realen Welt geschleudert worden, ohne Hoffnung auf Rettung. Er hatte sie misshandelt, geschlagen und missbraucht. Immer wieder hatte er ihr gezeigt, dass er der Mächtige war und tun und lassen konnte, was er wollte. Das allein hätte sie ertragen. Sie hätte gewartet und wäre irgendwann geflohen, jedoch was man ihrer Mutter antat, konnte sie nicht vergessen. Damals hatte sie Rache geschworen für all das Leid, dass man ihnen angetan hatte. Und dieses Gelübde hatte sie eingelöst. Als Thalia fünfzehn Jahre war hatte Hyperion Aietes, damals zwanzig, auf eine der besten Schulen ganz Griechenlands geschickt. Dort sollte er die Kunst des Kämpfens und der Kriegsführung lernen. Die ersten Tage der Reise war Thalia auf ihr Pferd gefesselt gewesen, doch heute Nacht hatte er sie zu sich gerufen und sie war zu ihm gegangen. Er hatte sie zu sich gewinkt. Als sie sich ihm langsam näherte, war ihr das Messer in seinem Gürtel aufgefallen. Blitzschnell faste sie einen Plan. Bei ihm angekommen hatte sie ihn auf das Bett gedrückt und sich rittlings auf ihn gesetzt. Er hatte gerade begonnen ihre Bluse aufzureißen, als sie das Messer an sich riss und ihm auf die Brust setzte. Sie hatte die Panik in seinen Augen gesehen und die Erkenntnis, dass es sein Leben verlieren würde. Und da hatte sie sich zum ersten Mal stark gefühlt. Es hatte ihr Freude bereitet sein Leben in der Hand zu halten, ihn winseln und betteln zu hören und doch zu wissen, dass alles um sonst war. Und schließlich hatte sie es getan. Sie hatte allem ein Ende bereitet. Sie hatte ihn besiegt. Und wieder überkam sie diese Euphorie, dieses berauschende Glücksgefühl. Sie stand auf und sah sich um. Der Horizont verfärbt sich schon langsam und ein neuer Tag brach an. Bald würden die anderen erwachen und feststellen, dass ihr Herr tot war. Die Wachen und die anderen Frauen würden sicher nicht um ihn weinen. Jedoch für sie tat sich eine neue Möglichkeit auf. Sie konnte zu der Schule gehen und sich dort ausbilden lassen. Schließlich war sie die rechtmäßige Thronfolgerin von Kreta und wenn sie soweit war, würde sie auf die Insel zurückkehren und den Thron besteigen. Von diesen Gedanken beflügelt, eilte sie auf das Lager zu. Sie hatte ihren Plan in die Wirklichkeit umgesetzt. Ihre Mutter und die anderen Frauen waren im nächsten Dorf zurückgelassen worden und sie hatte die Schule besucht. Dort hatte sie viel gelernt. Doch dann war unvermittelt Hyperion gekommen und sie hatte fliehen müssen, da sie ihm und seinen Männern noch nicht gewachsen war. Von da an war sie durch das Land gezogen und hatte ihre ungeheure Kraft eingesetzt, um ihre Macht zu demonstrieren und ihre Kräfte zu mehren. Sie hatte Angst und Schrecken verbreitet und eine Schar Männer, rohe und erbarmungslose Kerle, um sich geschart, die zu allem fähig waren, doch nie hatte ihre Kraft gereicht, um Hyperion von Kreta zu vertreiben. So hatte sie ihren Hass geschürt und war zu einer erbarmungslosen Kampfmaschine geworden, die keine Mitleid kannte, sondern nur das Verlangen nach Macht und dem Blutrausch nach einem Kampf. Sie tötete, weil es ihr Spaß machte. Sie hatte Macht über andere und diese fürchteten sie. Innerlich dankte sie Ares, dass er ihr gewogen war. Nach jedem Kampf brachte sie ihm große Opfer. Ein Mädchen oder einen Jungen, oftmals nicht älter als 10 Jahre. Am Anfang war nichts passiert, doch eines Tages hatte Ares sich ihr gezeigt. Sie hatte ihm gerade wieder eines ihrer Dankopfer dargebracht und wollte den Tempel soeben wieder verlassen, als plötzlich ein Mann vor ihr stand. Er war groß und kräftig, eben wie ein großer Krieger, und von ihm ging so ein seltsames Licht aus. Sofort hatte Thalia gewusst, dass er ein Gott, dass er Ares sein musste. Sie hatte sich vor ihm auf die Knie geworfen, doch er hatte sie wieder aufgerichtet. Er hatte sie gelobt, für die Taten, die sie vollbracht hatte, hatte sich für die Opfer bedankt und ihr einen Platz an seiner Seite angeboten. Sie hatte dankend und überglücklich angenommen. Nach dieser Begegnung war sie wie ausgewechselt gewesen. Sie wusste, dass sie etwas Besonderes war, sie wusste, dass sie stärker war als irgendein anderer Mensch auf der Erde. Ihre Kriegszüge waren erfolgreicher geworden, ihre Opfer größer und Ares hatte mehr und mehr Zeit mit ihr verbracht. Und dennoch hatte er sie nie gegen Hyperion ziehen lassen. Ihr Heer sei zu klein, sie habe keine Flotte... Nun, er musste wissen, was er sagte. Hatte sie jedenfalls geglaubt. Anfangs hatte sie Ares bewundert, hätte alles für ihn getan, doch irgendwann merkte sie, dass er ihr verfallen war, ihrer Schönheit und Wildheit. Da begann das Blatt sich zu wenden. Sie opferte ihm keine Menschen mehr, sondern ließ sich reich von ihm beschenken, und er gab ihr alles was sie wollte. Sie bekam ein Schwert aus der Götterschmiede, ebenso wie einen Brustpanzer, beide unzerstörbar, und das mystische Chakram, dass immer zu seinem Besitzer zurückkehrt. Mit diesen Waffen und unter dem besonderen Schutz des Ares war sie praktisch unbesiegbar geworden. Immer wieder versuchte sie Ares davon zu überzeugen ihr einen Sieg über Hyperion zu gewähren, bis zu der Nacht, als sie ihm seinen größten Wunsch gewährte. Sie gab sich ihm willig hin und wurde schwanger. Nach neun Monaten gebar sie eine Tochter. Sie hatte sie Taliana genannt. Nun wollte nicht mehr kämpfen, sondern sich ganz ihrer Tochter hingeben. Selbst Kreta und ihr Vater hatten sie nicht mehr interessiert. Doch dann war das Schreckliche geschehen. Eines Nachts, sie war mal wieder bei Ares und hatte zwei ihrer fähigsten Männer zum Schutz ihres Kindes dagelassen, denn Ares wollte nicht durch das Kind gestört werden, wurde Taliana gestohlen. Als sie zurückkam, fand sie beiden Wachen gefesselt liegen. Sie erzählten, dass plötzlich ein Mann und eine Frau wie aus dem Nichts vor ihnen gestanden, das Baby genommen hätten und ebenso schnell wieder verschwunden wären. Sie waren gerade fertig mit erzählen und Thalia wollte sie bestrafen, als plötzlich ein Mann mit einem Dolch auftauchte. Doch als er die leere Wiege sah, war er so überrascht, dass sie ihn leicht überwältigten. Nach ein paar Drohungen gestand er sofort, dass sein König Hyperion eine hohe Belohnung für den denjenigen ausgesetzt hatte, der Thalia kleine Tochter tötete. Und da verfiel Thalia wieder in ihr altes Leben. Grausamer denn je zog sie mordend und plündernd durch ganz Griechenland. Doch konnte sie ihren Schwur der Rache an Hyperion immer noch nicht erfüllen. So bekamen die Unschuldigen ihre ganze Wut und Verzweiflung ab und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Immer wieder drängte sie Ares vergebens, ihr gegen Hyperion beizustehen. Viele Jahre vergingen und Thalia hatte die Trauer um das Kind wieder einigermaßen unter Kontrolle. Nach außen hin war sie wieder so unnahbar und hart wie zu vor, aber sie weinte sich manchmal immer noch in den Schlaf. Eines Tages wollte Thalia einen letzten Versuch wagen, Ares für ihren Rachefeldzug gegen Hyperion gewinnen. Sie hatte ihre Haare gekämmt und geölt, so dass sie einen seidigen Glanz hatten. Sie hatte sich gewaschen und auch ihr Brustpanzer war poliert worden. Sie war vor ihn getreten und hatte ihn mit ihrem ganzen Charme und all ihren Verführungskünsten umworben, doch er war hart geblieben. Zuletzt hatte sie ihren vermeintlich größten Trumpf gespielt. Sie hatte ihn daran erinnert, dass Hyperion der Mörder ihres Kindes sei. Sie hatte gedacht, dass er nun auch Rache wollte, doch er sah sie nur verwirrt an und fragte, von welchem Kind sie spräche. Da war sie ausgerastet. Nun, sie verstand es ja, wenn er anderen gegenüber keine Gefühle außer Hass und Rachsucht zeigte, aber dass er ihr Kind verleugnete und keine Rache für den gemeinen Meuchelmord forderte, dass war zu viel. Blass vor Wut machte sie auf ihrem Absatz kehrt und ließ einen verdutzten Ares zurück. Sie musste sich abreagieren und das ging immer am Besten an anderen. Als sie in ihrer Burg angekommen war, nahm sie ein Dutzend Männer und machte sich auf den Weg in ein kleines Dorf in der Nähe. Dieses schuldete ihr noch das monatliche Schutzgeld und das wollte sie sich jetzt holen. Dafür brauchte sie keine große Anzahl an Männern, denn obwohl es eine Stadt war, war sie ihr schutzlos ausgeliefert, dafür hatte sie gesorgt. Alles lief wie geplant. Sie ritten in die Stadt und suchten den Bürgermeister auf. Niemand stellte sich ihnen in den Weg, alle hatten sich ängstlich in ihren Häusern verkrochen. Sie stieg vor dem kleinen Rathaus ab und winke zwei Männern ihr zu folgen. „Lasst uns die Abgaben holen!“ Ihre Männer lachten und ihren Mund umspielte ein grimmiges Lächeln. Sie trat die wuchtige Eichholztür zum Zimmer des Bürgermeisters auf, als wäre sie aus Pappe. Dieser hatte sich hinter seinem Schreibtisch versteckt. „Ich g…grüße euch, H…Herrin Thalia“, stotterte er, doch die Angesprochene unterbrach ihn. „Ihr schuldet mir immer noch die Abgaben für diesen Monat.“ „Wir hatten eine schlechte Ernte und eine schwere Seuche hat uns…“ „Schweig!“, donnerte sie. Sie hasste diese Ausflüchte. „Gebt uns das Geld oder wir suchen uns eine angemessene Entschädigung.“ Ihre Männer lachten dreckig, doch sie brachte sie mit einem Wink zum Schweigen. Dennoch hatte der Mann verstanden. „Ich werde sehen, was ich machen kann!“ Mit diesen Worten eilte er hinaus. Thalia schmunzelte. Sie sah ihm deutlich an, wie froh er war, aus ihrer Nähe entkommen zu sein. Sie liebte dieses Gefühl, den Ausdruck eines gehetzten Tieres in ihren Augen, den Geruch des Angstschweißes, die pure Panik in den Gesichtern ihrer Gegenüber. Das war die Macht, das war ihr Leben. Sie drehte sich um. „Wir folgen ihm. Mal sehen, was er uns zu bieten hat.“ Als sie wieder auf den Marktplatz trat, hatte sich bereits ein kleiner Berg an Juwelen und Geschmeide aufgetürmt. Sie schätzte ihn mit einem schnellen Blick. „Es ist immer noch zu wenig“, knurrte sie. Sie hasste es, wenn man versuchte sie zu betrügen. „Wir haben nicht mehr“, der Bürgermeister war kreide bleich geworden. „Aber bitte verschonen sie unsere Kinder. Wir werden es zahlen, sobald wir können. Es…“ Sie brachte ihn mit einem Blick zu schweigen. Sie durchsuchte die Kostbarkeiten. Ketten, Seide, Ohrringe, Armbänder, irgendetwas fehlte… Sie richtete sich auf. Ihr Blick richtete sich auf einen Punkt am anderen Ende des Platzes. Ein grausames Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Nein, etwas haben sie noch!“ Alle folgten ihren Blick und selbst ihre Begleiter erblassten. „Aber, dass kann doch nicht Ihr Ernst sein, Herrin. Sie wollen doch nicht einen Tempel…“ „Oh doch, dass werde ich. Meine Angst Männer, keiner kann uns etwas antun. Wir stehen unter dem Schutz des Ares und keiner wird sich ihm in den Weg stellen!“ Entschlossen ging sie auf ihr Ziel zu. Die Leute machte respektvoll platz. Doch als sie die Stufen zu Apollos Heiligtum hinaufstieg, stellte sich ihr eine alte Frau in den Weg. Thalia spürte sofort, dass das die Weissagerin und Priesterin des Apollo war, die in diesem Tempel diente. „Apollo wird das Ungeheuer besiegen Und dann wirst du deine Tochter wiederkriegen. Doch der Weg zum Glück ist schwer, du findest ihn alleine nimmer mehr!“ Nachdem sie ihre Weissagung verkündet hatte, brach sie unter krampfhaften Zuckungen zusammen. Thalia schenkte ihr keinen weiteren Blick, sonder betrat den Tempel. An der Schwelle hielt sie Marcos, einer ihrer Männer, zurück. „Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Die Alte…“ „Ich lass mich doch nicht von so einer dummen Weissagung von meinem Recht abhalten“, fuhr diese ihn an. „Das wäre ja noch schöner, wenn ich wegen jeder Drohung meine Truppen zurückpfeifen würde.“ Mit einem entschlossen Schritt trat sie in das Innere des Tempel. Als nichts geschah, drehte sie sich um und sah Marcos spöttisch an. „Und? Ist etwas passiert?“ Mit kritischem Blick schätzte sie den Inhalt auf seinen Wert. Es war nicht viel, aber es würde reichen. Sie durchquerte die Halle und stellte sich auffordernd vor die lebensgroße Götterstatue. „Und was willst du nun tun, oh großer Gott?“ Sie lachte, als sie die Statue mit einem kräftigen Schwerthieb in Stücke schlug. „Du bist machtlos!“ Doch kaum hatte sie das gesagt, wurde sie von gleißendem weißem Licht geblendet. „Du denkst also, dass du ungestraft mein Heiligtum zerstören kannst?“ Die donnernde Stimme fühlte ihr gesamtes Denken aus. Jeder normale Mensch wäre vor Ehrfurcht in die Knie gegangen, doch Thalia war nicht normal. So war ihr erstes zusammentreffen mit Ares auch verlaufen, nur ohne das Licht. „Was willst du?“ Schrie sie. Sie wusste, dass er sie hören konnte. Ein leises Lachen erklang. „Nun, du hast meine Statue zerstört, dafür sollte ich dich töten und nicht einmal Ares könnte es verhindern, aber ich habe andere Pläne mit dir.“ Sie wollte ihn fragen, was er wollte, ihre Männer warnen, irgendetwas tun, doch plötzlich wurde alles um sie herum schwarz. Kapitel 1: Reise in die Vergangenheit ------------------------------------- Also, das hier ist sozusagen nochmal eine kleine Vorgeschichte. Hier wird Dike eingeführt, die auchs ehr wichig ist für die weitere Geschichte. Wennihr das jezt lest, ist es vllt noh etwas konfus, aber glubt mir, es macht alles Sinn. Also viel Spaß beim lesenund feste Kommis schreiben! Es war ein schöner Tag im April. In einem kleinen Tempel im Peloponnes in der Nähe von Mykene stand Dike vor ihrem Meister. Ein paar ihrer Haare hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und klebten in ihrem von Schweiß überströmten Gesicht. Müde lehnte sie sich auf ihren Stock, ihre hoch gewachsene, muskulöse Gestalt leicht nach vorne gebeugt. Obwohl sie nach außen hin einen sehr erschöpften Eindruck machte, blitzten ihre schwarzen Augen unternehmungslustig. Auch ihr Meister zeigte Spuren der Erschöpfung. „Du hast gut gekämpft. Seit langem hatte ich keinen so ausgeglichenen Kampf mehr oder einen ebenbürtigeren Gegner. Es ist wirklich schon eine Ewigkeit her seit jemand die Kunst des Stockkampfes so gut beherrschte.“ Dike verneigte sich angesichts solch eines Lobes. „Ein Schüler ist nur so gut wie sein Lehrer.“ Langsam trat er einen Schritt näher, legte seine Hand auf Dike Schulter und schaute ihr prüfend in die Augen. „Meister, meinst du, dass ich bereit für die Prüfung bin?“ Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit. Dike fürchtete und ersehnte die Antwort gleichermaßen. Von dieser Antwort hing ihr ganzes Leben ab. „Ich wüsste niemand, der je besser vorbereitet gewesen wäre.“ Dike schenkte ihm ein dankbares Lächeln. „Aber nun lass uns zusammen meditieren, damit du gestärkt bist für deine bevorstehenden Prüfungen zum Meister des Stockkampfes.“ Eine Stunde später erhoben sich beide. „Du bist nun stark genug, um die Prüfung zuschaffen.“ Er drehte sich um und winkte Dike ihm zu folgen. „Komm! Ich habe noch ein Geschenk für dich.“ Verwirrt, aber ohne ein Wort zu sagen, folgte sie ihm. Quer durch den ganzen Tempel, vorbei an den Übungsräumen und den Meditierzimmern, führte er sie, bis sie einen Teil erreichten, den Dike noch nie zuvor betreten hatte. Die Räumer der Meister. „Das sind eure Schlafräume“, stellte sie sachlich fest. Sie wusste nicht was sie sonst sagen sollte. Obwohl ihre viele Fragen auf der Zunge brannten, hielt sie diese noch im Zaum. Ihr Meister würde ihr schon alles erklären, wenn die Zeit dafür reif war. „Ja, und bald wirst auch du mit den anderen Meistern hier schlafen und wohnen. Doch noch ist es nicht so weit. Was ich dir zeigen will, befindet sich zu deiner Rechten.“ Er wandte sich in die angegebene Richtung und nun sah Dike eine kleine Tür. Der Meister öffnete diese. Als Dike einen Blick hinein warf, klappte ihr Mund auf. Zum Vorschein kam eine volle Rüstung aus feinem Leinen und dazu einen herrlich verzierten Stab. „Dies ist die Ausrüstung, die ich bei meiner Prüfung getragen habe, und ich möchte, dass du sie heute trägst“, eröffnete er ihr. „Aber...aber, dass kann ich doch nicht… Ich meine, ich denke...“ „...du hast gar nichts zu denken, sondern sollst einfach das tun, was ich dir sage. Und nun geh, und zieh dich um, deine Prüfung fängt in einer halben Stunde an.“ Damit nahm er das Gewand und den Stock aus dem Schrank und gab ihn ihr. Dike stand immer noch wie versteinert an ihrem Platz. „Du solltest dich fertig machen. In einer halben Stunde beginnt die Prüfung!“, hörte sie ihn noch sagen, dann verschwand er und lies sie allein und verwirrt zurück. Erst nach einigen Augenblicken schüttelte Dike den Kopf und wandte sich ihrem Schlafzimmer zu. Und so machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer. Dort wartete schon ihre bester Freund Etoklos. „Hey, wo warst du, ich hab mir schon Sorgen gemacht.“ „Der Meister hat noch mit mir meditiert und dann hat er mir so eine komische Uniform angeboten. Er hat irgendwas von seiner Prüfungsuniform und so geredet. Was?“ Etoklos Gesichtausdruck hatte sich von besorgt in erstaunt verwandelt. „Der Meister hat dir seine Prüfungsuniform gegeben? Weißt du, was das bedeutet?“ „Nein, was denn?“ „Das ist die höchste Auszeichnung, die eine Schülerin nur haben kann. Das ist so was wie ein Orden beim Militär oder so. Außerdem wird gemunkelt, dass diese Uniform von Meister zu Meister weitergegeben wird.“ Er war ganz aufgeregt. Wild fuchtelte er vor ihrer Nase herum. „Mensch, Dike, verstehst du nicht, er will dich zu seiner Nachfolgerin machen.“ Dike legte de Kopf in den Nacken und lachte lauthals los. „Ach was, das ist doch alles nur Gerede. Es ist sicher nur, weil ich mir so etwas sonst nicht leisten kann. Mehr nicht. Ehrlich! Er will wahrscheinlich einfach nur nett sein.“ Beleidigt zog Etoklos eine Schnute. „Wenn du meinst, aber eines Tages, wenn du hier alles in der Hand hast, denk an meine Worte.“ „Klar, Eklo. Aber jetzt muss ich wirklich gehen und mich fertig machen.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Also, wir sehen uns heute Abend bei meiner Feier. Stell schon mal den Champagner kalt“, und damit verschwand sie um die Ecke. IN ihrem Zimmer angekommen schloss sie ihre Tür ab und lehnte sich dagegen. Konnte es wirklich sein? Wollte der Meister sie wirklich als seine Nachfolgerin? Aber das war doch unmöglich, sie war schließlich nur ein kleines Waisenkind und er der große Meister. Verärgert schüttelte sie den Kopf und befahl sich ruhig zu werden. Sie würde jetzt die Prüfung bestehen und dann würde sie weitersehen. Schnell duschte sie, zog sich die neue Uniform an und band ihre Haare mit einem Gummi zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann griff sie sich den neuen Stab und ging hinaus. Mit festen Schritten lief sie quer durch den Tempel. Überall schauten die Schüler ihr hinterher und raunten sich gegenseitig etwas zu. Es war immer ein großes Ereignis, wenn einer der Schüler die Prüfung ablegte. Stolz schritt sie durch das Tor hinaus auf den Hof vor dem Tempel und danach in den Wald. Nun begann ein neuer Abschnitt ihres Lebens! Wenn sie die Prüfung bestand, würde sie Lehrerin werden und weiterhin an der Akademie unterrichten dürfen. Wenn sie nicht bestand, würde sie wahrscheinlich aus der Akademie ausziehen und sich irgendwo einen Job suchen müssen. Das Waisenhaus zahlte die Ausbildung nur bis zum 16. Geburtstag. Plötzlich wurde sie sehr unruhig und nervös. Ihr ganzes Leben hing nun an einem seidenen Faden. Die Vögel zwitscherten in den Zweigen auf der Suche nach einem Partner, der Wind sang in den Blättern und man konnte das sanfte Murmeln eines kleinen Baches hören. Doch all das hörte Dike, als sie durch den Wald schlich, nicht. Sie spähte angespannt nach allen Seiten. Plötzlich schreckte sie hoch. Gerade hatte sie ein Rascheln in den Bäumen über sich gehört. Sie unterzog die umstehenden Bäume einer genauen Prüfung, doch es war nichts zu sehen. Sie blieb noch etwas unbeweglich stehen und versuchte das dicht Blätterdach über sich, das mit seinen saftig grünen Blättern einen wohltuenden Schatten spendete, zu durchdringen. Es war wohl doch nur ein Eichhörnchen oder ein kleiner Vogel gewesen, versuchte sie sich zu beruhigen. Zögernd löste sie ihren Blick von ihrer Umgebung und das war ein Fehler. Ohne Vorwarnung sprang ein dunkler Schatten aus den Zweigen. Blitzschnell warf Dike sich zur Seite und konnte so gerade noch einem gut gezielten Stockschlag ausweichen. Kaum berührte sie den Boden, schnellte sie schon wieder auf und riss ihren Stock herum. Auch ihr Angreifen war nicht tatenlos geblieben. Er setzte ihr nach und griff sofort an. Geschickt wehrte Dike die Schläge ab und griff nun ihrerseits an. Jedoch hatte sie den Gegner unterschätzt. Die ersten Schläge waren nur zum Testen ihrer Stärke gewesen, doch nun wurden die Schläge immer stärker und heimtückischer. Dike wunderte sich, dass ihr Meister ihr einen so starken Gegner geschickt hatte. Sie machte doch nur eine Prüfung, um zu testen, ob sie stark genug war um als Lehrerin zu arbeiten. Sie wurde unsicher. Was hatte das zu bedeuten? Erst das geschickte Anschleichen und dann dieser harte Kampfstil. Die restlichen Gegner waren viel einfacher gewesen. Meist hatte sie sie schon vorher entdeckt, oder wenigstens leicht überwältigen können, aber dieser übertraf die Übrigen bei weitem. Gerade meinte sie, sie würde im nächsten Augenblick nachgeben müs¬sen, da hörte der andere ebenso plötzlich auf, wie er begonnen hatte. Verdutzt schaute Dike ihn an. Auch ihn hatte der Kampf augenscheinlich sehr angestrengt, denn auch er atmete schwer, wenn auch er noch auf seinen Beinen stehen konnte, während Dike sich auf ihren Stock stützen musste. Der Fremde musterte sie von oben bis unten. Er schien zufrie¬den zu sein, denn er nickte ihr anerkennend zu. Jedoch sprang er im nächsten Augenblick plötzlich wieder vor und Dike schreckte zurück. Ihr Fuß verfing sich in einer Wurzel und sie fiel hin. Doch kam sie keines¬wegs auf festem Boden auf, wie sie vermutet hatte, sondern fiel auf harte Bretter, die von Moos und Schlingpflanzen so verdeckt war, dass sie mit dem bloßen Auge kaum entdeckt werden konnte. Sie wollte sich gerade wieder aufrichten, als sie plötzlich ein lautes Knarren vernahm und im nächsten Augenblick der Boden unter ihr wegbrach. Haltsuchend schlug sie um sich und bekam eine herabhängende Schlingpflanze zu fassen. Krampfhaft klammerte sie sich daran fest. Jetzt nur nicht los lassen. Der Fremde wird dir sicher gleich heraushelfen, dachte sie. „Hilfe, so helfen Sie mir doch!“, schrie Dike und der Mann erschien sogleich am Rand. In der Hand hatte er ihren Stock. „Für dich gibt keine Hilfe mehr. Du kannst deinem Schicksal nicht entkommen!“, raunte ihr Gegenüber ihr zu. Er hatte eine harte, kalte Stimme, jedoch war Dike sich nicht sicher, ob er wirklich geredet hatte, oder ob sie sich das nur einbildete. Jedoch schon der nächste Augenblick bewiesen, dass es egal war, ob er es gesagt oder ob sie es nur gedacht hatte. Er beugte sich über das Loch und warf ihren Stock an ihr vorbei in das Loch. Wenig später hörte sie das dumpfe Aufschlagen. Der Boden ist demnach nahe, überlegte Dike. Wenn ich falle, breche ich mir wenigstens nichts. Und durch diese Erkenntnis bestärkt, versuchte sie sich an der Pflanze hochzuziehen. Sie hätte es auch sicher geschafft, wenn der Fremde nicht plötzlich ein Messer mit einem juwelenbesetzten Griff aus der Tasche zog. „Es tut mir leid, aber das ist dein Schicksal. Einmal wirst du es verstehen!“ Mit diesen Worten griff der Fremde nach der Pflanze und trennte sie mit einem Schnitt in zwei Teile. Dike stürzte in die Tiefe. Dunkelheit umfing sie. „Neiiiiiiin!“ Das konnte doch nicht das Ende sein. Sie war noch zu jung zum sterben. Doch plötzlich wurde es wieder hell und sie landete auf einem weichen Untergrund. Langsam richtete sie sich auf und schaute sich um. Sie war in einer Art Tempel oder so gelandet, das stand fest. Der Tempel musste schon sehr alt sein, denn alles, auch der Boden und die Decke, waren von Pflanzen überwuchert. Die hatten dann auch ihren Fall gemindert, denn sonst wäre sie wohl nur mit ein paar blauen Flecken weggekommen. Einen halben Meter neben ihr lag ihr Stock. Sie raffte sich auf, lief zu der Stelle und hob ihn auf. Irgendwie schien er schwerer geworden zu sein, aber da konnte sie sich auch täuschen. Etwas unschlüssig schaute sie sich um, doch dann ging sie auf einer Wand und säuberte ein Stückchen, so dass sie lesen konnte, was darauf stand. Die Buchstaben waren nur noch schwer zu erkennen, aber sie meinte, dass sie griechisch waren. Ja, das war sicher altgriechisch. Sie hatte das in der Schule, aber es hatte sie nie sonderlich interessiert. Mühsam entzifferte sie den Text. „Dieser Tempel wurde zu ehren von...“, murmelte sie vor sich hin. Das nächste fehlte. Aber es war nicht etwa verwachsen, sondern gewaltsam entfernt worden. Sie ging weiter, und übersetzte an immer anderen Stellen, so gut es ging, aber immer fehlte der Name. Als sie einmal im Kreis gegangen war, stellte sie fest, dass es keinen Ausgang zu geben schien. Überall war fester Stein. Plötzlich durchzuckte sie die Erkenntnis. Sie war hier gefangen und es gab keinen Ausweg. Sie würde hier elend verhungern oder verdursten. Aber ihr Meister würde, wenn sie bis zur Abenddämmerung nicht zurückgekommen wäre, sicher nach ihr suchen und er wüsste ja, wo sie sich zuletzt aufgehalten haben müsste, versuchte sie sich zu beruhigen. Erschöpft ließ sie sich zu Boden sinken. Der Tag heute, und vor allem der letzte Kampf, hatten sie sehr angestrengt. Sie wollte sich gegen die Mauer lehnen, doch diese gab mit einem Rascheln plötzlich nach und sie kippte nach hinten um. Sie schlug mit dem Kopf auf, aber da die Pflanzen auch diesen Teil des Tempels nicht verschont hatten, tat sie sich nichts. Entkräftet blieb sie liegen. Heute hat sich wohl alles gegen sie verschworen. Erst dieser schwere Gegner, dann der morsche Boden und jetzt auch noch eine nachgebende Wand. Na toll! Sie war gespannt was noch alles kommen würde. Schlimmer konnte es ja nicht mehr werden, dachte sie. Doch da sollte sie sich irren. Erschöpft schloss sie die Augen. So bemerkte sie nicht, wie zwei Gestalten plötzlich mitten im Raum erschienen und sie interessiert musterten. „Denkst du, sie ist soweit?“ fragte der eine. Es war der Fremde, der sie angegriffen hatte. Doch als dieser die Kapuze zurückschlug, erschien das Gesicht einer Frau mir eben Zügen und langem blondem Haar. „Nun, immer hin warst du ganz schön außer Atem, wenn ich das mal so sagen darf, Schwesterherz.“, entgegnete der andere. „Immerhin hab ich sie auch ausgebildet.“ In ihren Augen glänzte es. Verträumt schaute sie auf das Mädchen zu seinen Füßen. „Ganz die Mutter, aber die Augen sind deine. Ich frag mich nur, warum sie so blonde Haare hat.“ „Wahrscheinlich ihre Großmutter. Aber egal. Soll ich es nun tun, oder nicht? Du weißt, was passiert, wenn sie es nicht ist. Die Zeit läuft uns davon!“, drängte der andere. Spöttisch erwiderte die Angreiferin: „Das musst gerade du sagen. Aber lassen wir das. Ich bin mir ganz sicher, dass sie so weit ist. Mir ist in der ganzen Geschichte Griechenlands kein Mensch wie sie begegnet. Und selbst den vergoldeten Stab trägt sie, wie wenn er aus Papier wäre. Doch, sie muss einfach soweit sein!“ „Gut, auf deine Verantwortung! Der Boss wird schon nervös.“ „Ja, ja! Der Gute ist doch an all dem Schlamassel selber schuld. Hätte er sich nicht von Ares überlisten lassen, müssten wir das nicht machen.“ „Stimmt, an den Trubel kann ich mich noch gut erinnern. ‚Sag mal, Zeus, was müsste eigentlich alles wieder passieren, um aus Thalia wieder das Monster ohne Herz zu machen? Ich meine, sie ist so glücklich mit ihrem Kind, da muss doch fast unmöglich sein.‘ ‚Nein, eigentlich ist es ganz simpel! Man muss ihr nur das nehmen, was ihr am liebsten ist. Ihr Baby!‘ Wie dumm muss man eigentlich sein, um Ares so eine Frage zu beantworten. Hast du damals das glänzen in seinen Augen gesehen?“ Er schüttelte gedankenverloren seinen Kopf. Doch die Frau stieß ihm ungeduldig den Ellbogen in die Seite. Der Mann schreckte aus seinen Gedanken auf. Mürrisch meinte er: „Gut, gut. Ich mach das ja schon. Also, halt dich fest, das wird brutal.“ Dike schlug die Augen auf. Sie fühlte sich beobachtet. Schnell blickte sie sich um, konnte aber niemanden sehen. Sie war sich sicher, dass da jemand war. Als sie sich auf richtete, fiel ihr Blick auf eine Statue. Es war das Abbild einer wunderschönen Frau. Sie hatte lange Haare und trug eine Art Kleid. Ein langes, fliesendes Gewand, das an der Taille mit einem kunstvollen Gürtel zusammengehalten wurde, umhüllte ihren perfekten Körper. In der einen Hand hielt sie ein großes Schwert, auf der anderen saß eine Taube. Aber das faszinierendste war das Gesicht. Es war ein Meisterwerk. Es war glatt, ohne eine einzige Falte, der Mund war ebenmäßig und voll und es sah aus, als ob die Frau sie anlächelte. Und dann erst diese Augen. Einerseits schienen sie sie gütig und freundlich anzublicken, andererseits war in ihnen das Feuer nie verlöschender Leidenschaft und Entschlossenheit. Dike fühlte sich von der Statue angezogen. Langsam ging sie auf sie zu. Sie war von dem Gesicht fasziniert und konnte ihren Blick nicht mehr davon lösen. Als sie ganz dich vor der Statue stand, streckte sie eine Hand aus und berührte zärtlich die Wange der Frau. Da erzitterte der Tempel in seinen Grundfesten. Dike stolperte zurück und fiel zu Boden. Große Brocken fielen von der Decke. Sie versuchte ihnen auszuweichen und warf sich zur Seite. Sie landete sehr unsanft auf ihrem Stock. Schnell packte sie ihn und stemmte sich hoch. Gerade noch rechtzeitig bemerkte sie eine umfallende Säule und konnte ihr ausweichen. Wenn das nicht bald aufhört, würde der ganze Tempel einstürzen und sie erschlagen. Dike wich noch einigen anderen Brocken aus, doch plötzlich konnte sie nicht weiter zurückweichen. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass sie mit dem Rücken zur Statue stand. Gerade war sie einem weiteren Stück Decke ausgewichen und über ein paar herumliegende Steine gestürzt, als sie sah, wie die Statue zu Leben erwachte. Entweder träume sein oder sie war schon Tod. Eine Statue konnte sich doch nicht bewegen. Dike rieb sich verwundert die Augen. Doch sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn sie hatte für eine Sekunde nicht aufgepasst und ein schwerer Brocken schlug sie K.O. und alles um sie herum wurde schwarz. Also ich hoffe, die Story hat euch gefallen. Und wenn nicht, dass bitte trotzdem einen konstruktiven kommi mit Verbessserungsvorschlägen schreiben!!!! Danke schon mal im Vorraus der Autor Kapitel 2: Ein Hauch von Schicksal ---------------------------------- Ich bin mal fleißig gewesen und hab gleich zwei Kapis geschrieben. hoffe, das geällt euch auch. ----------------------------------- „Sie schlägt sich ganz gut, meinst du nicht auch Zeus?“ „Nun, Apollon, da hat deine Schwester aber ziemlich gute Arbeit geleistet. Aber dennoch, sie ist nur ein Mensch und Thalia wird von grenzenlosem Hass geleitet.“ „Was deine Schuld ist!“ „Danke, Apollon! Die Erinnerung an meinen Fehler hätte ich nicht gebraucht! Aber gegen diesen Hass kann ein Kind doch nichts ausrichten.“ „Nun, wenn ich mich mal in dieses Männergespräch einmischen darf, das mag für ein gewöhnliches Kind gelten, aber dies ist kein normales Mädchen. Das kann ich euch als ihre langjährige Trainerin versichern. Sie besitzt etwas, was ihre Macht über Thalia verleiht, und außerdem ist es ihr Schicksal. Apollon hat den Mist verzapft mit seinem Spruch und er wird ihr schon zur Seite stehen. Nicht wahr Brüderchen?“ „Darauf kannst du Gift nehmen. Und außerdem: Wenn sie nicht etwas Besonderes wäre, hätte Hades keine Ausnahme gemacht, oder? Und das mit dem Mist will ich überhört haben. Wenn ihr nicht alle so ein Aufsehen darum gemacht hättet, wäre das alles nicht passiert.“ Es war hell, zu hell. Schnell schloss Dike ihre Augen wieder. Ihr Kopf dröhnte und jede Faser ihres Körpers machte sich schmerzlich bemerkbar. Sie hörte Stoff rascheln und etwas verdunkelte die Sonne. „Hier, trink das!“, wies sie jemand an und hielt ihr einen Becher aus Ton an die Lippen. Gierig trank sie und plötzlich wurde alles leichter. Die Schmerzen ließen nach, ihr Kopf beruhigte sich und auch das Licht schien nicht mehr so grell wie vorher, doch konnte sie immer noch nichts erkennen, außer schemenhaften Schatten. „Wo bin ich und was ist passiert?“, brachte sie schwach hervor. Eine sanfte, wenn auch etwas brüchige und raue Stimme antwortete ihr: „Du bist in Mephistoles, einem kleinen Dorf in der Nähe von Mykene. Einige Männer haben dich bewusstlos im Wald gefunden. Du bist vermutlich überfallen worden. Hattest eine ziemliche Beule am Hinterkopf. Ich habe dich aufgenommen und gepflegt.“ „Wie lange war ich ohnmächtig?“ „Nun, du bist seit 3 Tagen bei mir und wie lange du vorher im Wald warst, weiß ich nicht. Aber jetzt ruh‘ dich noch etwas aus. Du scheinst ziemlich benommen.“ Mephistoles, Mykene? Was war passiert. Wer zum Teufel war sie und wie war sie hierher gekommen. Wohnte sie hier oder war sie nur auf der Durchreise. Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Eine Frage nach der anderen. Wer bin ich? ...Dike...das war glaubte sie ihr Name. Eine Insel im Meer der verlorenen Erinnerungen. Und was machte sie hier? ... Angestrengt grübelte sie nach, doch es wollte ihr nicht einfallen. Sie konnte sich an nichts aus ihrer Vergangenheit erinnern, nur ihren Namen wusste sie. Irgendwie musste sie bei all dem Denken dann doch eingeschlafen sein, denn als sie ihre Augen das nächste Mal aufschlug, war es dunkel. Sie setzte sich auf und schaute sich um. Sie lag auf einem Haufen Stroh, dass ihr als Bett diente und hatte einen dünnen Fetzen Stoff als Decke. Die Wände waren aus Holz gebaut und die Fugen mit Lehm verdichtet. Neben ihr lag noch eine alte Frau. Wahrscheinlich die Stimme von vorher. Das Haus bestand nur aus einem Raum. An der gegenüberliegenden Wand waren eine Feuerstelle und ein Regal mit Kräutern. Vielleicht die Medizinfrau von hier. Die Tür war aus grob behauenen Balken zusammengezimmert. Es gab nur ein Fenster das mit einem Fell verhangen war. Von draußen drangen die Geräusche von schlafenden Tieren und Menschen herein. Als sie leise aufstehen wollte, regte sich die Frau neben ihr. Geräuschlos verharrte Dike und wartete. Als sich die Frau nach einigen Momenten, die sich zu einer Ewigkeit hinzogen, nicht wieder bewegte, wagte sie es ganz auf zu stehen. So leise wie möglich schlich sie sich an der Schlafenden vorbei, doch kaum hatte sie ein paar Schritte getan, fing plötzlich neben ihr ein Hund an zu knurren. Nur leise, aber es erschreckte sie fast zu Tode. „Psst! Sei ruhig! Du weckst ja noch alle auf!“ „Nein!“, ertönte da plötzlich die Stimme wieder hinter ihr, „er weckt nur mich! Ruhig Zeros!“ Sofort war der Hund still. „Ich freue mich, dass es dir so gut geht, dass du wieder aufstehen kannst.“ Sie hörte wie die Frau aufstand und sah im Dämmerlicht die Silhouette einer hochgewachsenen Frau durch den Raum laufen. Dann hörte sie ein Scharren und Klicken und plötzlich erhellte eine kleine Kerze den Raum dürftig. Das Gesicht der Frau, welche die Kerze hielt, war von Leid und Trauer zerfurcht, doch strahlte es etwas autoritäres, erhabenes, aber auch gütiges, mildes aus. Zwei eisblaue Augen musterten sie durchdringend, doch war sich Dike nicht sicher, ob sie sich das nicht nur einbildete, denn schon Augenblicke später lächelte die Frau sie gütig an und ihre Augen blickten freundlich. Trotz ihres Alters, Dike schätzte sie auf Ende sechzig, ging sie aufrecht. Sie war groß und schlank, ihr Gesicht von langen, schneeweißen Haaren umrahmt, und zeugte von ehemaliger Schönheit. Sicher hatten sich die Jungen des Dorfes um sie gerissen. Zu ihren Füßen lag schwanzwedelnd ein großer schwarzer Hund mit seidigglänzendem Fell und buschigem Schwanz. Die Frau war ihrem Blick gefolgt. „Das ist Zeros. Keine Sorge, er beißt nicht, solange ich es ihm nicht befehle.“ Dike sah verwirrt auf, dann lächelte sie. „Keine Sorge, ich mag Hunde.“ Sie hatte keine Ahnung woher sie das wusste, aber sie war sich sicher, dass sie früher einmal einen Hund gehabt hatte. Ohne es zu merken, hatte sie sich neben dem Hund niedergelassen und kraulte ihn hinter den Ohren. Begeistert winselte der Hund und sein Schwanz peitschte heftig die Luft. „Er scheint dich zu mögen.“ „Ja, das scheint er.“ Versonne betrachtete sie den Hund. „Ach, wie dumm von mir! Du hast doch sicher Hunger.“ Die Frau drehte sich um und entfachte mit der Kerze das Holz unter einem Kessel. Erst jetzt bemerkte, dass sie wirklich einen Mords Hunger hatte. „Übrigens“, begann die Frau wieder, „ich heiße Amalthea, aber alle nennen mich nur Thea.“ „Ich heiße Dike.“ „Ich weiß!“ „Woher?“ „Du hast im Schlaf geredet.“ „Und was habe ich alles erzählt.“ „Nicht viel, du hast immer nur das eine Wort wiederholt. Dike!“ „Aha!“, war alles was Dike dazu einfiel. Die restliche Zeit bis das Essen fertig war, verbrachten sie schweigend. Dann reichte ihr Thea eine Schale mit einer dampfenden Flüssigkeit. „Willst du nichts essen?“ „Nein, Kind, ich habe schon gegessen.“ Mit Heißhunger machte Dike sich über die Suppe her, was sich als schwieriger herausstellte, als gedacht. Es gab weder Löffel oder sonst was, und so musste sie logischerweise die Suppe direkt aus der Schüssel schlürfen. Beim ersten Mal verbrannte sie sich fast die Zunge, doch dann wurde sie vorsichtiger und der Rest des Essens verlief schweigend und ohne weitere Zwischenfälle. Als sie ihre Suppe ausgetrunken hatte, fühlte sie sich schläfrig. „Ich glaube wir sollten uns wieder hinlegen und noch etwas schlafen. Ich denke nicht, dass man nach so einem Schlag auf den Kopf sich so anstrengen sollte.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, löschte Thea das Feuer und blies die Kerze aus. Die plötzliche Dunkelheit war Dike sehr willkommen und sie legte sich wieder schlafen. Als sie wieder erwachte, war die Sonne schon lange aufgegangen. Sie hörte das Wiehern von Pferden, das Blöken von Schafen und schnauben von Rindern. Darunter mischten sich das Gackern einiger aufgescheuchter Hühner, das Bellen der Hunde und das Geschrei der Kinder. Und dennoch schien es merkwürdig ruhig in der Hütte. Thea war nirgends zu sehen, nur Zeros beobachtete jede ihrer Bewegungen. Als sie sich erhob, trottete er zu ihr und stieß sie mit der Schnauze an. Sie strich ihm liebevoll über dem Kopf und kraulte ihn hinter den Ohren. „Na, Zeros, wo ist denn dein Frauchen?“ Als hätte Thea nur darauf gewartet, öffnete sie die Tür und trat ein. In der Hand hatte sie einen Korb, der mit frisch gepflückten Kräutern gefüllt war, auf denen ein paar Eier thronten. Sie lächelte, als sie die beiden so einträchtig nebeneinander stehen sah. „Ich habe uns zum Frühstück ein paar Eier besorg. Eine Frau hat mir noch einen Gefallen geschuldet für die Kuh, die ich ihr letzten Monat geheilt habe.“ Als sie den fragenden Blick Dikes sah fügte sie hinzu: „Ich bin die Heilerin dieses Dorfes. Ich heile Menschen und Tiere. Deshalb haben sie dich auch zu mir gebracht.“ „Aber bin ich ja wieder gesund. Was soll ich jetzt machen?“ „Ich werde ein paar Männer beauftragen, dich in die nächste Stadt oder so zu bringen von wo aus du nach Hause fahren kannst.“ Hörte sie da etwas wie Trauer? Nun, egal. Sie musste es ihr jedenfalls jetzt sagen. „Du, Thea, das ist ein wunderbarer Plan und auch bin dir dankbar, dass du das alles für mich tun möchtest,....“ „Aber?“ Thea sah sie erwartungsvoll an. „Aber, ich weiß leider nicht, wohin ich gehöre. Ich weiß meinen Namen, gut, aber ich habe keine Ahnung, wie meine Eltern heißen, wo ich wohne und was ich hier eigentlich mache. Ich habe meine ganze Erinnerung verloren.“ Sie hatte sehr schnell gesprochen, um ja nicht unterbrochen zu werden und senkte jetzt die Augen. Sie wollte nicht, dass Thea ihre Tränen sah. Tränen der Verzweiflung, der Angst und der Ohnmacht. All die aufgestauten Gefühle der letzten Tage brachen aus ihr heraus und sie musste schwer mit sich kämpfen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Thea hatte es geahnt, trotzdem war sie irgendwie erleichtert, aber das Kind tat ihr auch so unendlich leid. Sie sah wie die Kleine um Fassung rang und eilte an ihre Seite. Sie kniete sich neben ihr nieder und nahm sie in den Arm. „Es ist ja gut. Alles wird wieder gut. Du darfst bei mir bleiben solange du willst.“ Die beruhigende Stimme und die Nähe der Frau nahmen ihr den Rest ihrer Selbstbeherrschung und sie fing hemmungslos an zu schluchzen. Sie weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte. Sie blieben noch eine Weile so sitzen, bis es an der Tür klopfte und ein junger Mann eintrat. Langsam lösten sie sich und Thea ging auf den Mann zu. Dem schien das ganze irgendwie peinlich. „Ähm, äh, Thea, ich wollte dir nur ...ähm... sagen...ähm... dass Ekatis jetzt soweit ist.“ „Gut Geros, ich komme mit!“, und zu Dike gewannt fügte sie hinzu, „Geros Frau bekommt ein Baby. Er sollte mich holen, wenn die Wehen einsetzten. Bleib du erst mal hier.“ Und schon war sie mit Geros zusammen aus der Hütte verschwunden. Gedankenversunken schaute Dike Thea nach. Sie durfte bleiben, hatte Thea gesagt, solange sie wollte, oder bis sie sich erinnerte. Ein weiteres Mal versuchte sie vergeblich sich an etwas zu erinnern. Wie so oft war da nichts als Leere, doch diesmal war irgendetwas anders. Diesmal spürte sie den Hauch einer Erinnerung, irgendetwas, an das sie sich erinnern wollte. Krampfhaft versuchte sie sich an diesen Fetzen zu klammern, doch je mehr sie sich anstrengte, desto mehr verblasste er. Sie versuchte lange, die Erinnerungsfetzen, die durch ihren Kopf spukten, zu fassen, doch schließlich gab sie es auf. Immer noch nicht schlauer als vorher, wandte sie sich Zeros zu und kraulte ihn hinter den Ohren. Erstaunt bemerkte sie am Stand der Sonne, dass sie wohl mehrere Stunden lang ihren Erinnerungen nach gehangen war. „So, jetzt sind wir alleine. Und was machen wir jetzt?“ Sie blickte sich suchend im Raum um. Hier musste doch irgendetwas zu tun sein. Sie seufzte. Thea war wirklich fleißig. Der Boden war gefegt, das Feuer brannte gut und auch sonst war hier alles sehr ordentlich. Ihr Blick verharrte auf der Tür. Ob sie wohl rausgehen dürfte? Warum sollte Thea etwas dagegen haben? Andererseits, sie kannte sich hier nicht aus und könnte etwas Falsches oder Verbotenes tun. Doch kaum hatte sie den Gedanken beendet, ging auch schon die Tür auf und Thea kam wieder herein. Dike sprang auf und eilte Thea freudig entgegen. „Das war Gott sei Dank nicht Ekatis erstes Kind. Sie wusste genau, was sie macht und da geht es eben schneller. Aber genug herumgestanden, ich habe Hunger. Ich werde uns etwas zu essen zubereiten und dann zeige ich dir das Dorf. Es wird sich sicher eine Arbeit für sich finden lassen. Kannst du schreiben?“ Fragend sah Thea sie an. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.“, war Dikes verdutzte Antwort. Darüber hatte sie noch nie nachgedacht. „Das werden wir später mal versuchen. Aber jetzt lass uns essen.“ Dike half Thea das Brot zu schneiden und den Tisch, der in einer der Ecken direkt neben dem Feuer stand, zu decken. Bei Tageslicht sah die Hütte irgendwie größer aus, als in der Nacht. Die zwei Fellbetten waren in der Ecke, die der Tür gegenüberlag, ausgebreitet. Daneben war der Tisch mit zwei Stühlen. An der dritten Wand war ein großes Regal mit allerlei Kräutern und Säften. In der Wand zwischen Tür und Schlafplatz war das einzige Fenster, dass, wie Dike jetzt erkannte, nach Süden ging. In der Mitte der Hütte war die Feuerstelle mit dem großen Kessel du darüber ein Abzugsloch für den Rauch. Nachdem sie gegessen hatten, zeigte Thea Dike das Dorf. Aufmerksam versuchte Dike sich alle Namen und Regeln zu merken, die sie zu beachten hatte. Thea führte sie in die verschiedensten Berufe ein, doch keiner sagte ihr zu. Als sie am Rand des Dorfes auf ein paar Jungen trafen, die mit Pfeil und Bogen auf ein etwa 30m entferntes Ziel schossen oder sich mit Holzschwertern im Kampf übten, blieb Dike fasziniert stehen. Doch Thea zog sie sofort weiter und Dike meinte fast so etwas wie Sorge oder Angst in ihre Stimme zu hören, als sie meinte: „Das ist nichts für dich. Nur die Männer dürfen auf die Jagd. Das ist nichts für dich.“ Aufgeregt kam plötzlich ein Junge auf Thea zugelaufen. Nach Atem ringend blieb er vor ihr stehen und berichtete keuchend: „Thea, ihr müsst mitkommen. Schnell!“ Er zupfte an ihrem Rock und deutete Richtung Wald. „Was ist denn passiert?“ „Estos, er hat…da waren ein morscher Baum und er ist eingebrochen. Und jetzt kann er nicht mehr laufen.“ Thea folgte dem Jungen, doch nach einigen Schritten drehte sie sich wieder um. „Dike, bitte hol schnell meine Kräuter, eine Waschschüssel und einige Leinenbänder und dann komm bitte hinter uns her in den Wald.“ Dann verschwand sie auch schon. Einen Moment blickte Dike ihr verwirrt nach, dann eilte sie zur Hütte. Schnell raffte sie verlangte zusammen, dann rannte sie Richtung Wald. Als sie in die Hütte gestürzt war, war Zeros aufgesprungen und hatte aufgeregt gebellt. Dike hatte sich zu ihm umgedreht und ihn beruhigt. „Still jetzt! Dein Frauchen braucht das, denn da liegt ein verletzter Junge im Wald und dem muss sie helfen.“ Dann hatte sie ihm wieder den Rücken zugekehrt und die restlichen Kräuter vom Regal geholt. Sodann hatte sie die Hütte verlassen, dicht gefolgt von dem Hund. Sie hatte sich dem Wald zugewandt, doch schon bald erkannte sie, dass sie keine Ahnung hatte, wohin sie sich wenden sollte. Sie blieb stehen und drehte sich im Kreis. Alles sah hier so gleich aus. „Mist!“, fluchte sie laut und stampfte mit dem Fuß auf die Erde. Frustriert wollte sie wieder umdrehen, doch da zupfte sie etwas an ihrem Kleid. Verdutzt blickte sie nach unten. Da stand Zeros, wedelte mit dem Schwanz und blickte sie auffordernd an. Dike kniete sich neben das Tier und Kraulte ihn hinter dem Ohr. „Weißt du, wo dein Frauchen ist?“ Als Antwort bellte Zeros nur, wirbelte herum und sprang ein paar Sätze voraus. Erleichtert erhob sie sich und eilte ihm hinterher. Schon wenig später erblickte sie eine Gruppe von Menschen zwischen den Bäumen und hörte das Schluchzen eines kleinen Kindes. Ihre Schritte beschleunigten sich noch ein bisschen. Thea drehte sich um, als sie ihren Hund durchs Unterholz preschen hörte. Er blieb kurz vor ihr stehen und warf einen kurzen Blick über die Schulter wie um zu sagen: Da kommt noch jemand. „Das hast du gut gemacht, mein Süßer. Ich wusste, dass du Dike gut herbringen würdest, auf dich ist eben verlass.“ Dann wandte sie sich an das soeben erschienene Mädchen. „Gib Resos die Schüssel, er soll Wasser aus dem Bach bringen. Und gib mir die Kräuter.“ Dike tat wie ihr geheißen und sofort begann Thea vor sich hin murmelnd einige Kräuter zu vermischen und auf eines der Leinentücher zu legen. Jetzt erst bemerkte Dike den kleinen Jungen, der leise vor sich hin wimmernd auf einem umgefallenen Baumstumpf saß. Ein Bein war blutüberströmt und die Wade war seltsam verbogen. „Es ist gebrochen.“, stellte Thea trocken fest, als sie Dikes Blickt gefolgt war. Dann wandte sie sich wieder ihren Kräutern hin und schimpfte leise vor sich hin. „Dieser kleine Bengel, der braucht doch sonst auch nicht solange. Wo steckt er nur?“ Da erschien jedoch Resos schon. Mühsam balancierte er die Schüssel, sorgsam darauf bedacht ja nichts zu verschütten. Als er sie neben Thea abgestellt hatte, tauchte diese ein Tuch ein und tupfte das Bein vorsichtig ab. Doch schon bei der ersten Berührung zuckte der Junge und biss die Zähne zusammen. Thea blickte entschuldigend auf: „Ich kann dir leider nicht helfen. Es wird wehtun, aber das kann ich nicht ändern. Dein Bein muss sofort versorgt werden, sonst könnte es sich entzünden.“ Mitleidig strich Dike dem Jungen über den Kopf. Der Junge tat ihr so unendlich Leid. Sie wollte ihm so gerne helfen, wusste aber nicht wie. Da fiel ihr eine Geschichte ein und da sie nichts Besseres zu tun wusste, fing sie an die Geschichte zu erzählen. „Vor vielen Jahren lebte in einem fernen Land ein König Namens Ägeus. Der hatte einen Sohn, Theseus. Dieser war ein starker und kluger junger Mann. Doch auf dem Land herrschte ein schwerer Fluch…“ Thea hörte nur mit einem Ohr zu. Doch die beiden hingen gebannt an ihren Lippen und besonders Estos zuckte nicht ein einziges Mal, wenn sie sein Bein berührte. Aus den Augenwinkeln nahm sie war, dass Dike aufgestanden war und mit Händen und Füßen wild gestikulierend ihre Geschichte untermalte. Als sie das Bein fertig verbunden hatte, lehnte sie sich zurück und hörte nun dem Mädchen zu. Nach wenigen Sekunden war auch sie ganz von der Geschichte, der Dike Leben einhauchte, eingefangen. Dike hatte alles um sich herum vergessen. Für sie existierte nur noch die Geschichte. Anfangs war sie noch befangen gewesen, aber je länger sie erzählt hatte, desto lebendiger wurde sie und mit ihr auch ihre Geschichte. Erst als die Geschichte zu Ende war, fand Dike wieder in die Realität zurück. In den Gesichtern ihrer Zuhörer, auch dem Theas, spiegelte sich der Zauber wieder, den sie auf ihre Zuhörer ausgeübt hatte. Auch diese fanden erst nach einiger Zeit wieder in die Wirklichkeit zurück. Thea lächelte und stand auf, Estos blickte verwundert auf sein bereites verbundenes Bein, und Resos schüttelte verwundert den Kopf. Noch nie war im so etwas passiert. Selbst Zeros schien aus Trance aufzuwachen, schüttelte den Kopf, streckte sich und trottete dann Richtung Dorf. Thea reichte Estos eine Stock und dieser humpelte, von Resos gestützt, mehr schlecht als recht in Dorf. Dort wurden sie schon aufgeregt erwartet und Estos wurde sofort von seinem Vater ins Haus gebracht. Als sich der Aufruhr gelegt hatte, lächelte Thea Dike zu. „Jetzt weiß ich, was du tun kannst.“ Sie winkte dem Mädchen und obwohl Dike zu gerne gewusst hätte, worum es ging, folgte sie der Frau folgsam. Sie hatte gemerkt, dass man Thea zu nichts zwingen konnte und dass diese alles zur Rechten Zeit sagte. Zudem war sie immer noch von ihrem eigenen Märchen berauscht und alles drang wie durch einen Nebel zu ihr. Als sie wieder in Theas Haus standen, lies sich diese auf einen Stuhl sinken. Sie lies die vorherigen Geschehnisse noch ein Mal vor ihrem geistigen Auge vorbeiziehen. Dikes Vortrag hatte sie sowohl angezogen, als auch abgestoßen. Die glänzenden Augen, das schimmernde Haar, die weichen, fließenden Bewegungen, all das hatte sie an ihre Tochter erinnert. Sie hatte sie vor wenigen Jahren beobachtet, wie sie das Nachbardorf bestraft hatte, weil es sich weigerte Steuern zu zahlen, und was sie gesehen hatte, hatte sie erschreckt. Diese Eleganz, diese Perfektion der Bewegung, das fliegende Haar, das Strahlen der Augen während sie ihre Waffe mit tödlicher Präzision schwang und vor allem die Freude und vor allem die Befriedigung, als sie ihre Gegner entwaffnete und das kalte Stahl am Hals ihrer Gegner glitzerte. Sie hatte zwar keinen getötet, aber Thea zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie es ohne zu zweifeln tun würde. Als die Männer ihr Dike gebracht hatte, hatte sie sich irgendwie zu dem Mädchen hingezogen gefühlt. Doch dann hatte sie den Stock gesehen und sie hatte Angst bekommen, dass das Mädchen das gleiche Schicksal wie ihre Tochter erleiden könnte. Dike wartete ruhig auf eine Antwort, doch Thea schien alles um sich herum vergessen zu haben. Diese schien in nur wenigen Minuten um mehrere Jahre zu altern. Die Feinen Linien um Mund und Augen gruben sich tiefer ein, ihr Rücken verspannte sich und die Hände in ihrem Schoß waren verkrampft. Sie musste sehr viel Leid erlitten haben. Dike wollte ihr so gerne helfen, wusste aber nicht wie. Vorsichtig berührte sie Thea an der Schulter und diese schreckte aus ihren Tagträumen auf. Leicht verwirrt schüttelte sie den Kopf, dann lächelte sie und stand auf. „Vergib mir, ich war in Gedanken versunken. Wir wollten über deine Arbeit reden. Ich habe heute gemerkt, dass du sehr gut mit Kindern umgehen kannst. Du wärst sicher eine sehr große Hilfe für die Mütter. Ich möchte, dass du auf die kleinen Kinder des Dorfes aufpasst und ihren Müttern zur Hand gehst.“ Sie war aufgestanden und bereitete das Abendessen vor. Dann drehte sie sich noch ein Mal um und abends kannst du dir mit deinen Geschichten ein paar Dinar extra verdienen. Die Leute her hören nicht oft Geschichten und werden begeistert sein.“ Dike war überglücklich. Sie mochte Kinder, das hatte sie heute Nachmittag erkannt. Und eine Geschichte zu erzählen ließ sie ihr eigenes Schicksal vergessen. Schon am nächsten Tag fing sie mit ihren Aufgaben an und nach und nach lebte sie sich im Dorf ein. Bald schon bekam sie einen mehr oder weniger geregelten Tagesablauf. Sie stand bei Sonnenaufgang auf, fegte Theas Hütte und bereitete das Essen. Dann ging sie zu der Familie, bei der sie gerade aushalf und tat was anfiel. Und abends erzählte sie in der Versammlungshütte, in der sich die Leute nach der Arbeit zum Reden oder Feiern trafen, Geschichten. Obwohl Dike mittlerweile im Dorf akzeptiert war, dachte sie noch oft an ihre Vergangenheit. Sie wunderte sich, was sie früher gewesen war. Ob irgendwo eine Mutter weinend ihr Kind betrauerte? Der Sommer dieses Jahres war lang und warm und im Winter fanden sie genug Wild für das ganze Dorf. Die Götter schienen es gut mit ihnen zu meinen. Auch im folgenden Jahr hatten sie eine gute Ernte und einen fetten Winter. Das Dorf wuchs und bald schon war die Versammlungshütte zu klein und es wurde eine Gosse Schenke gebaut, in der alle Platz hatten. Diese wurde Dike und Thea, die mittlerweile Dike als ihre Tochter angenommen und von dieser Mutter genannt wurde. Auch hatte sie unter den Mädchen im Dorf einige Freundinnen gefunden und mit ihrer fröhlichen, offenen Art war sie bei allen beliebt. Eines Tages, es war ein wunderschöner Tag Anfang Frühling, der Schnee war gerade am Schmelzen und an eineigen Stellen reckten Blumen ihre Kelche gen Himmel, schlenderte Dike durch den Wald. Die ersten Vögel begannen schon mit dem Nesterbau und überall erwachte die Natur wieder zum Leben. Sie genoss die Sonnenstrahlen, die ab und an durch das dichte Laubdach blitzen, in vollen Zügen. Wie liebte sie doch den Frühlingsanfang. Mittlerweile war es genau zwei Jahre her, seit sie damals in diesem Dorf aufgetaucht war. Zur Feier dieses Tages hatte sie heute frei bekommen und musste einmal nicht irgendeiner Familie helfen, sonder war in den Wald geschickt worden, um für Thea Kräuter und Blumen zu sammeln. Ihr Korb war schon ziemlich voll und sie wollte sich gerade auf den Heimweg machen, als plötzlich vier riesige, dreckige, widerlich stinkende Kerle aus dem Unterholz brachen. „Na, was haben wir denn da?“ fragte der erste anzüglich grinsend und zeigte dabei ein sehr fehlerhaftes Gebiss. „Ein kleines Mädchen allein im Wald.“ meinte der nächste, „und noch dazu so ein hübsches.“ „Weißt du denn nicht, dass es hier draußen gefährlich ist?“ fragte der dritte scheinheilig. Dike wich immer weiter zurück, doch die vier hatten sie schon fast eingekreist. Panik wollte sich in ihr breit machen. Sie fühlte sich wie ein Kaninchen, das von einem Rudel Wölfe umzingelt war. „Dann seid ihr sicher nicht die richtigen, um sie zu beschützen“, mischte sich plötzlich eine weibliche Stimme ein. Alle, auch Dike, fuhren erschrocken herum. ----------------------------------- Wie gesagt, bitte immer schön viele KOmmis schreiben. Selbst wenn nur ein Wort oder so dran steht. Kapitel 3: Ein neuer Start -------------------------- Kaum war das letzte Wort verklungen, begann sich der Raum zu drehen und Thalia schloss ihre Augen. Als sie sie wieder öffnete, erkannte sie sofort, dass sie nicht mehr in ihrem Verlies war. Vorsichtig erhob sie sich und sah sich in dem Raum um. Er sah wie ein ganz normaler Raum eines normalen Dorfes aus. Als sie aufstand, öffnete sich die Tür und ein junges Mädchen trat ein. „Es freut mich zu sehen, dass ihr euch bester Gesundheit erfreut. Wir waren schon in Sorge um euch.“ Verwirrt musterte Thalia den Jungen. Was redete er da? Und warum zeigte er keine Furcht? „Wo bin ich, und was mache ich hier?“ „Ihr seid in einem kleinen Einsiedlerhof in der Nähe von Mystra. Wir haben euch vor ungefähr drei Tagen bewusstlos im Wald gefunden und hierher gebracht. Meine Familie machte sich schon Sorgen um euch, vor allem, da ihre keine Verletzungen oder andere Ursachen für euer Leiden aufzeigtet.“ Plötzlich schien dem Mädchen etwas einzufallen. „Ihr seid sicher hungrig. Ich werde euch sofort etwas zu essen und zu trinken bringen. Das wird eure Lebensgeister wieder wecken.“ Wie gesagt so getan und das Mädchen eilte aus dem Zimmer. Thalia sah durch die geöffnete Tür in einen kleinen Flur, von dem links und rechts mehrere Türen abzweigten. Es schien ein großes Gebäude zu sein, also waren ihre Gastgeber anscheinend keine armen Leute. Durch das spärliche Licht, dass durch eine weitere offene Tür in den Gang fiel erkannte Thalia, dass es früher morgen war. Langsam erhob sie sich gänzlich von ihrem Lager und machte einige unsichere Schritte auf die Tür zu. Tatsächlich fühlte sie sich so schwach wie nach einer langen Krankheit, wenn der Körper nicht mehr gewohnt ist zu laufen. Dennoch schaffte sie es einigermaßen sicher die Küche zu betreten, in der das Mädchen geschäftig herumwerkelte. Thalia sog prüfend die Luft ein. Es roch nach einem leckeren Fleisch Eintopf mit allerlei Extras drin. „Ein Stückenchen Fleisch und eine Scheibe Brot hätten auch gereicht“, kommentierte Thalia diese Bemühungen des Mädchens. Diese wirbelte erschrocken herum und hätte beinahe das ganze Essen verschüttet, doch Thalia war mit einem Satz bei ihr und hielt sie fest. „Nicht so stürmisch, ich tu dir schon nichts“, versuchte sie das Mädchen zu beruhigen. Diese rang sich ein Lächeln ab und schöpfte dann einen Teller voll Essen für sie, den sie ihr mit etwas Brot auf den Tisch neben der Kochstelle stellte. „Ich habe euch nur nicht kommen hören, das ist alles. Ihr habt mich eben überrascht. Aber jetzt esst erst ein Mal. Meine Mutter meint, ihr müsst wieder zu Kräften kommen.“ Suchend sah Thalia sich um und horchte angestrengt. „Wo ist der Rest deiner Familie“ Das Mädchen drehte sich lächelnd um. „Sie sind auf dem Fest.“ Thalia zog verwundert die Augenbrauen hoch. „Ein Fest?“ „Ja, heute ist doch Neujahrestag. Da kommen alle Leute aus der Umgebung, um den besonderen Segen des Göttervaters Zeus zu erhalten. Alle zehn Jahre wird eine Person ausgesucht, die eine besondere Segnung von ihm erhält. Diese Person wird dann seine neue Priesterin.“ Thalia nahm das Mädchen etwas genauer in Augenschein. Es war deutlich zu sehen, dass sich das Mädchen große Hoffnung machte, gewählt zu werden. Sie stand auf. „Dann sollte ich wohl besser gehen. Zeus wäre sicherlich nicht sonderlich begeistert, wenn er mich hier finden würde. Er ist nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen.“ Sie erhob sich, doch das Mädchen hielt sie am Arm zurück. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Vater Zeus liebt alle Menschen.“ Beinahe hätte Thalia lauf aufgelacht, doch sie hielt sich zurück und lächelte das Mädchen nur vielsagend an. „Nein, ich werde gehen. “ Ohne auf ein weiteres Wort zu hören, stand Thalia auf und verschwand in das Zimmer, in dem sie gelegen hatte. Als sie ihre Sachen packte, bemerkte sie, dass ihre ganze Ausrüstung noch komplett war und sie sogar einen Sack mit etwas Geld dabei hatte. Mit einem Schulterzucken steckte sie auch diesen ein. Als sie sich umdrehte, sah sie das Mädchen, das in der Tür stand und sie neugierig beobachtete. „Du solltest die beeilen. Sonst fängt das Fest ohne dich an und das würdest du sicher bereuen.“ Aus einem plötzlichen Impuls heraus holte sie einige Dinar aus ihrem Beutel und drückten sie dem Mädchen in die Hand. „das ist für die Unannehmlichkeiten, die ich euch bereitet habe.“ Dann drängte sie sich an dem Mädchen vorbei in den Flur. Sie wollte sich schon zur Vordertür aufmachen, als das Mädchen sie am Arm zurückhielt. „Der Stall, in dem euer Pferd steht, ist an der Hinterwand des Hauses. Wenn ihr durch die nächste Tür links geht, kommt ihr direkt dort raus. Das Sattel- und Saumzeug liegen in der Box daneben.“ Einen Moment starrte Thalia diese verwirrt an, bis sie die Bedeutung dieser Worte erkannte. Sie hatte also sogar ihr Pferd noch. Sie lächelte schwach und wandte sich in die angegebene Richtung. Im Stall fand sie alles wie es ihr gesagt worden war. Auch ihre gestammte Rüstung und ihre Waffen waren noch da. Doch diese steckte sie alle in eine ihrer Satteltaschen und nach einigem Überlegen auch ihr Schwert. Mit einfachen Straßenräubern würde sie jederzeit fertig werden. Dann warf sie sich ihren schwarzen Umhang über die Schultern, zog sich die Kapuze tief ins Gesicht und stieg auf. Zwar war schon ein Jahr vergangen seit sie in Apollos Tempel eingedrungen war, aber sicher ist sicher. Sie wollte kein Risiko eingehen, erkannt zu werden. So geschah also an diesem Morgen etwas für viele Menschen unfassbares. Der Schrecken ganz Griechenlands zog unbewaffnet und ohne Rüstung, ohne dass es jemand bemerkte, auf ihrem Rappen zur Stadt hinaus und hinein in ein besseres Leben, dass von dem Schutz schwacher, wehrloser Menschen geprägt sein sollte. Thalia hielt sich abseits der Wege und mied die meisten Dörfer. Trotz ihres Sinneswandels war sie nicht gerade versessen darauf in einem Dorf erkannt zu werden und sich ihres Lebens erwehren zu müssen. Zu frisch war in dieser Gegend die Erinnerung an ihre Taten. So zog sie von Mystra, wo das Zentrum ihres Herrschaftsgebietes gewesen war, über Tripolis nach Mykene, was am Rande ihres Machtbereichens gelegen war. Ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen betrat sie zum ersten Mal seit vielen Wochen wieder eine Siedlung. Mykene war damals mit gerade einmal 500 Einwohnern eine kleine Stadt, hatte dafür aber viel anzubieten. Neben mehreren Gasthäusern gab es hier eine große Schmiede, eine Mühle und vor allem ein Bad, was Thalia nach mehreren Wochen Reise auch dringend benötigte. Sie mietete sich ein Zimmer in einem kleinen, schmuddeligen Gasthaus und stellte ihr Pferd im dazugehörigen Stall unter. Inständig hoffte sie, dass niemand sie erkennen würde, doch aus Vorsicht hängte sie sich ihre Chakram an den Gürtel. Sicher war sicher. Es gelang ihr unauffällig das Bad zu betreten und sie fand es fast verlassen vor. Sie zog sich in die hinterste Ecke zurück, entkleidete sich und stieg in das dampfend heiße Wasser. Nachdem sie sich ordentlich gewaschen hatte, wollte sie sich gerade zurücklehnen und entspannen, als plötzlich Schrei von draußen zu ihr herüber gellten und sie erschrocken auffahren ließen. Schnell zog sie sich an und eilte nach draußen. Als sie den Grund der Panik erkannte, stockte ihr der Atem. Auf heranpreschenden Pferden jagten mehrere ihrer ehemaligen Untergebenen hinter ihrem damaligen zweiten Adjutanten Marcos in die Stadt. Auf dem Marktplatz hielt er sein Pferd an und der Rest gruppierte sich finster dreinblickend hinter ihm. Zu ihrer Erleichterung merkte sie, dass sie nicht für kriegerische Auseinandersetzungen oder das Eintreiben von Abgaben gekommen waren. Sie entspannte sich etwas und nahm ihre Hand von ihrem Chakram, die reflexartig dorthin geschnellt war. Erst jetzt bemerkte sie, dass es totenstill um sie herum geworden war. Die angsterfüllten Blicke, die sie früher genossen hatte, versetzten ihr jetzt einen Stich ins Herz. Doch ehe sie ihre Betrachtung fortsetzten konnte, fing Marcos an zu sprechen. „Wie ihr alle wisst, ist es mittlerweile ein Jahr her, dass die Tyrannin Thalia vor einem Jahr von den Göttern für ihre Taten bestraft wurde.“ Er machte eine kleine Pause, um dies Nachricht einwirken zulassen. Doch kaum hatte er aufgehört zu sprechen, begann das Volk verhalten zu tuscheln. Und Thalia bemerkte, dass sie nicht gerade traurig waren. „Ihr Nachfolger“, hob Marcos wieder an und brachte damit das Volk zum Schweigen, „ihr Nachfolger Onestos hat zu Feier diesen Datums einen Monat die Steuern erlassen.“ Nun brandete offener Applaus auf. Anscheinend hatten ihre Männer aus ihrer letzten Niederlage gelernt und wollten die Menschen für sich gewinnen. Sie wollte sich schon wegdrehen, da sie dachte, dass Marcos geendete hatte, als er fortfuhr. „Außerdem hat er dieser Stadt die Ehre zugedacht, seine Braut stellen zu dürfen. Wir werden aus diesem Grund alle in Frage kommenden, heiratsfähigen Mädchen betrachten und die würdigsten unter ihnen heraussuchen. Einer von ihnen wird die Ehre zu teil werden, mit unserem neunen Führer das Bett zu teilen und ihm einen Sohn zu gebären.“ Während dieser Mitteilung war es wieder totenstill geworden. Keiner der Bürger schien recht begreifen zu wollen, was Marcos so eben gesagt hatte. Doch Thalia wusste sofort, worum es ging. Mit der Heirat eines hier ansässigen Mädchens wollte Onestos sein Gebiet noch weiter ausdehnen. Sofort war Thalia klar, dass hier ihre Hilfe gebraucht wurde. Schnell überblickte sie die Lage. Marcos war mit ungefähr 20 schwer bewaffneten Männern gekommen. Für so eine kleine, friedliche Stadt eine eigentlich ausreichende Menge, aber er hatte nicht mit ihr gerechnet. Sie wusste, dass sie nur eine Chance hatte, wenn sie Marcos umbrachte, doch auf ein Mal sträubte sich etwas in ihr dagegen. Doch es musste sein, für das Leben all dieser unschuldigen Mädchen und ihrer Familien. Gerade, als Marcos seinen Männern das Zeichen zum Ausschwärmen geben wollte und die Mütter ängstlich ihre Töchter an sich drückten und die Männer sich schützend vor sie stellten, trat Thalia, die Kapuze wieder tief ins Gesicht gezogen vor. „Nichts desgleichen wirst du tun, Marcos. Du wirst deine Männer nehmen und brav nach Mystra zurück reiten. Ohne die Mädchen!“ Unter dem Rand ihrer Kapuze hervorschielend konnte sie Marcos’ amüsiertes, aber auch erstauntes Gesicht sehen. Er wunderte dich wohl, woher sie seinen Namen wusste und den Sitz der Festung, der streng geheim gehalten wurde. „Und was gedenkt Ihr zu tun, gute Frau, wenn ich das nicht tue?“ „Dann werde ich mich gezwungen sehen, dich daran zu hindern.“ Obwohl Thalia dies in einem nach außen hin ganz ruhigen Tonfall vorbrachte, spannte sie all ihre Muskeln an und ihr Griff um das Chakram verstärkte sich. Marcos wirkte noch belustigter. „Und wie wollt Ihr das anstellen?“ „So!“ beantwortete Thalia seine Frage und schmiss ihm ihr Chakram an den Kopf. Es traf ihn am Kopf und wurde von diesem abgelenkt, prallte an eine Wand und landete wieder in Thalia Hand. Alles war so schnell gegangen, dass kaum jemand wirklich etwas mitbekommen hatte. Thalia hatte ihr Chakram sofort wieder an ihren Gürtel gehängt und stand wieder genauso bewegungslos, ja fasst schon teilnahmslos da, wie vor ihrer plötzlichen Attacke. Auch Marcos hatte sich noch kein bisschen bewegt, nur war sein hämisches Grinsen einem Ausdruck höchster Verblüffung gewichen. Doch plötzlich glitt er seitlich von seinem Pferd und schlug hart auf dem Boden auf. Um seinen Kopf bildete sich rasch eine kleine Blutlache. Verdutzt schauten seine Leute abwechselnd ihren Führer und die vermummte Gestalt, die sich so dreist in ihren Weg gestellt hatte, an. Als sich Marcos nach einiger Zeit immer noch nicht bewegte, stieg einer der Männer hastig herab und untersuchte ihn. Dann wich er plötzlich angsterfüllt zurück und schrie: „Marcos ist tot. Diese Frau hat ihn mit einem Chakram getötet. Das muss der Geist von Thalia sein, der sich für unsere Taten an uns rächen will.“ Dann sprang er auf sein Pferd und galoppierte panisch schreiend davon. Auch die anderen hatten nun offenbar das fliegende Ding als Chakram identifiziert und wollten ebenso wie ihr Gefährte die Flucht ergreifen. Doch da ergriff einer der Älteren das Wort. „Bleibt hier, Männer! Sicher kommt diese Frau aus dem Dorf, in dem Herrin Thalia starb und hat ihr das Chakram abgenommen.“ Amüsiert betrachtete Thalia die offensichtliche Verwirrtheit der Männer. Schließlich trat sie einen Schritt vor und sprach den neuen Wortführer an. „Ich würde sagen, ihr habt beide Recht, Lykeus!“ Als die Männer sie darauf noch verwirrter ansahen, schlug sie ihre Kapuze zurück, so dass ihr noch feuchtes Haar, dass von den letzten Strahlen einer untergehenden Sonne fast schon rot leuchtend, wie ein Strahlenkranz über ihre Schultern hing und ihr tatsächlich das Aussehen einer Göttin gab. Erschrocken wichen die Männer zurück. „Herrin Thalia!“ entfuhr es dem Angesprochenen. Thalia jedoch schnitt ihm schroff da Wort an. „Nein, ich bin nicht mehr eure Herrin Thalia. Sie ist in Astrophiles gestorben. Doch die Götter haben mir das Leben geschenkt und Gnade walten lass. Ich lebe und habe meinen falschen Lebensweg erkannt. Mein Leben gehört nicht mehr dem Morden, sondern dem Beschützen. Richtet das eurem neuen Herrn aus. Sollten sich unsere Wege je wieder kreuzen, werde ich keine Gnade mehr kenn, so wie heute, und jetzt verschwindet.“ Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, zog sie ihr Chakram wieder hervor und hob es Kampfbereit in die Luft. Doch die Männer hatten sie verstanden. Sie rissen ihre Pferde herum und stoben in wildem Galopp davon. Als Thalia darauf hin ihr Chakram wieder verschwinden ließ und sich den Leuten zuwandte, musterten diese sie scheu. Einerseits hatte diese Frau gerade ihre Töchter und das Leben vieler Männer gerettet, andererseits waren die Eindrücke ihrer Gewaltherrschaft noch sehr frisch in ihrem Gedächtnis verankert. Doch Thalia hatte auch keinen übermäßigen Dank erwartet. Schnellen Schrittes hielt sie auf das Gasthaus zu, in dem sie sich eingemietet hatte, um ihr Pferd zu holen. Die Menge machte ihr Platz und sie wurde nicht aufgehalten. Schnell band sie ihr Pferd los und sattelte es erneut auf. „Tut mir leid, Teleos, aber wir müssen weiter!“, flüsterte sie ihrem Pferd zu, dann trieb sie es an und verschwand in die entgegen gesetzte Richtung der Männer. Sie ritt, bis der Abend anbrach, dann suchte sie sich eine verborgene Lichtung, sattelte sie ihren treuen Hengst Teleos ab und vertäute ihn in ihrer Nähe. Danach legte sie sich neben ihm ins Gras und ließ den Tag noch einmal an ihrem inneren Auge vorbeiziehen. Hatte sie richtig gehandelt? Hatte sie Marcos wirklich töten sollen oder hätte ihre bloße Anwesenheit gereicht, um die Männer zu vertreiben? Über all dem schlief sie schließlich unruhig ein. Trotz ihres unruhigen Schlafes war es doch schon später Morgen als Thalia wieder erwachte. Als sie noch überlegte, was sie geweckt hatte, hörte sie Stimmen in ihrer Nähe. „Na, was haben wir denn da?“ fragte gerade einer. Thalia sprang blitzschnell auf die Füße und drehte sich um. Das Gespräch wurde eindeutig in ihrer Nähe geführt. „Ein kleines Mädchen allein im Wald und dazu noch ein so hübsches“, meinte ein anderer. Die Männer mussten sehr nahe sein. Sie griff nach ihrem Schwert und schlich sich vorsichtig an. Als sie einen weiteren Baum umrundet hatte, sah sie die Szenerie vor sich. Vier dreckige, heruntergekommene Männer hatten ein wehrloses, völlig verschüchtertes Mädchen umzingelt. Die Kleine wusste anscheinend nicht, wie sie sich wehren sollte. Thalia beschloss ihr zu helfen. „Weißt du denn nicht, dass es hier draußen gefährlich ist?“ fragte der Letzte gerade scheinheilig. Eben als die Männer das Mädchen angreifen wollten, stand Thalia auf. „Dann seid ihr sicher nicht die richtigen, um sie zu beschützen“ rief sie. Als alle erschrocken herum fuhren, warf sie ihr Chakram nach dem nächst besten Mann und stürzte wild schreiend auf den zweiten. Das Chakram traf denn Mann voll in die Brust, vermochte aber nicht durch sein Lederkleid zu dringen, hatte aber genug Schwung, um ihn nach hinten weg gegen einen Baum zu schleudern. Danach trennte es, abgelenkt von dem ersten, einen schweren Ast von einem Baum, der dem dritten Mann auf den Kopf fiel und diesen zu Boden schlug. Von dort vollendete er seine Runde und wurde geschickt von Thalia, die den Zweiten niedergeschlagen hatte, aufgefangen. Diese wandte sich dem letzten Verblieben zu, doch dieser starrte sie nur mit offenem Mund an und als sie Anstalten machte, ihn mit ihrem Schwert zu attackieren, rannte er laut schreiend davon. Auch die anderen rappelten sich einer nach dem anderen auf und nahmen Reißaus. Dann wandte sich Thalia dem Mädchen zu , das sie mit offenem Mund anstarrte. "So ein hübsches Mädchen wie du sollte nicht allein im Wald umherirren." Sie lächelte schief. Da kam wieder Leben in das Kind. "Du...du hast mir das Leben gerettet." UNd noch bevor Thalia etwas tun konnte, umarmte sie das Mädchen. "Du bist mein Held!" Ein kleines Lächeln huschte über Thalias Gesicht. Vielleicht war sie ihrem Vorsatz doch ein kleines Stückchen näher gekommen. ------------------------------------------------ So, hier ist meine kleine Geschichte jezt erst einmal aus....vielleicht schreib ich später noch mal weiter, wenn ich Lust hab, oder es ein wenig mehr Kommis gab.....Ich überarbeit die Geschichte wahrscheinlich auch nochmal, damit sie in sich mehr Sinn macht....streich eventuelkl das eine ooder andere raus...aber amn und für sich ist es das jetz erst mal also bis denne cu Zwiesi PS: danke an alle meine KOmmischreiber*knuddel* Hab euch lieb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)