Die Blutfehde der Youkaifürsten von Weissquell ================================================================================ Kapitel 24: Im Schloss des Ostfürsten ------------------------------------- Irgendwann hat Kagome sich wieder gefangen. Es gelingt ihr, ihren Beinen zu befehlen, aufzustehen und den Ausgang des Gartens zu suchen. Innerlich hofft sie an die tausendmal, dass ihr weder Tenmaru noch Arashitsume begegnet. Sie kann nicht sagen, wie sie dann reagieren würde. Von all dem müssen unbedingt ihre Freunde erfahren. Schließlich findet sie die Tür, die sie gesucht hat. So geräuschlos wie möglich schiebt sie sie auf und betritt wieder den Palast. Ja, von hier aus findet sie den Weg zurück zum Speisesaal des Personals. Eilig läuft sie los. Diese langen, dunklen Gänge sind ihr noch immer unheimlich. Man hat immer den Eindruck, als würde einem das Atmen schwerer fallen und als würde sich der ganze Körper schwer wie Blei anfühlen. Kaum zwei Minuten dauert es, bis sie den Eingang zum Speisesaal erreicht hat. Überrascht hält sie inne. Die Feuer sind heruntergebrannt und kein einziger Youkai ist mehr zu sehen. Nur an einer einzigen Feuerstelle, brennt noch Licht und daneben sitzen regungslos zwei Gestalten. Kagomes Augen weiten sich überrascht: „Sango, Kirara, was macht ihr hier? Wo sind die anderen?“ Die Dämonenjägerin erhebt sich. „Sie sind bereits in ihre Quartiere gegangen. Wir wussten ja nicht, wann du zurückkommen würdest. Ich habe noch auf dich gewartet, damit du dich nicht wunderst wo wir sind.“ Erleichtert läuft Kagome zu ihrer Freundin hin. Sie ist heilfroh, endlich wieder einer befreundeten Person zu begegnen. „Das ist lieb von dir, Sango-chan!“, sagt sie, „Und Kirara von dir auch!“, fügt sie mit einem Blick auf die große Katzendämonin hinzu. Wie als Antwort, reibt diese ihren Kopf kurz an Kagomes Handrücken. „Kirara, fühlt sich sehr unwohl hier“, erklärt Sango ernst, „Aber das ist auch verständlich, denn hier wimmelt es ja nur so von Hundeyoukais. Ich lass sie nur ungerne alleine hier, also haben wir gemeinsam gewartet. Du warst ja ziemlich lange weg. Hast du Inu Yasha gesehen?“ Kagome stutzt unwillkürlich. Natürlich Inu Yasha! Schon fast hat sie den Grund ihres Aufbruchs vergessen. „Ja, ich war bei ihm. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut.“ Während sie reden setzen sich die beiden Mädchen und Kirara in Bewegung und machen sich auf den Weg in ihr Quartier. „Sie haben ihn in einem Felsenkerker eingesperrt, na ja nicht mehr wirklich eingesperrt.“ „Wie meinst du das?“, fragt Sango. Rasch schildert Kagome wie sie ihren Freund vorgefunden hat und gibt einen kurzen Abriss darüber, wie er seine Fesseln losgeworden ist. Dabei versucht sie ihre Umarmung, eher als Beiläufigkeit darzustellen, denn ein bisschen geniert sie sich doch deswegen. Doch die Dämonenjägerin ist taktvoll genug, nicht weiter darauf einzugehen. „Das heißt also Inu Yasha könnte vermutlich jederzeit von dort verschwinden“, meint Sango nachdenklich. „Es sind noch immer Wachen da“, gibt Kagome zu bedenken. „Ich glaube nicht, dass er sich davon aufhalten lassen würde. Aber wenigstens hört er jetzt auf Myoga.“ „Ja, ein Glück!“, Kagome ist erleichtert. Ihre Gedanken gehen wieder zurück an das Gespräch zwischen Arashitsume und Tenmaru. Wenn es tatsächlich stimmt, dass Arashitsume sich das Westreich aneignen will, wird dann Inu Yasha gegen ihn kämpfen müssen? Oder gegen Tenmaru? Was soll daraus werden, wenn Tenmaru tatsächlich ein Daiyoukai sein sollte? Ob ihr Freund ihm gewachsen sein wird? Aber wird der Streuner tatsächlich die Seiten wechseln? Immerhin hat er sogar Sesshomarus Angebot damals abgelehnt und ihn scheint er sogar, beeindrucken zu wollen. Arashitsume jedenfalls schien er nicht zu mögen, mehr noch, er schien direkt Angst vor ihm zu haben. Ist der Fürst des Ostens tatsächlich so schrecklich? All diese Fragen lassen ihr keine Ruhe. „Kagome, ist irgendwas?“, Sango ist stehengeblieben. Sie befinden sich nicht mehr weit entfernt von ihrem Quartier. Kagome beißt sich auf die Lippen. Vorsichtig sieht sie sich in alle Richtungen um. Das fehlte gerade noch, dass die falschen Ohren mitbekommen, was sie zu sagen hat. Gerade will sie von der nächtlichen Begegnung der beiden Ostyoukais erzählen, als sie urplötzlich erstarrt. Am Ende des Ganges steht Tenmaru und schaut wortlos zu den dreien hinüber. Hastig reagiert Kagome und klappt den Mund wieder zu. „Nein, es ist nichts!“ Verwundert blickt Sango ihre Freundin an. Kagome wirkt ziemlich nervös. Ob das mit dem Streuner zu tun hat. Hat er ihr irgendetwas getan? Misstrauisch fragt sie: „Ist auch wirklich alles in Ordnung?“ „Ja klar!“, lügt Kagome rasch, „Es ist nur, dieses Schloss. Es macht mich ganz nervös!“ „Das liegt an der ganzen dämonischen Ausstrahlung hier“, erklärt Sango, „Dieses Schloss ist dazu gedacht Youkais zu beherbergen, nicht Menschen. Wahrscheinlich werden wir uns die nächsten Tage nicht besonders gut fühlen. Am besten wäre es sicher, wenn wir nicht mehr allzulange hierbleiben würden.“ Dankbar darüber, dass die Dämonenjägerin das neue Thema aufgegriffen hat, schaut Kagome verstohlen zu Tenmaru hinüber, der noch immer am Eingang des Flures steht. Seine violetten Augen sind unverwandt auf sie gewandt und Kagome läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Nun setzt er sich in Bewegung und überquert den Flur. In dem Moment als er sie passiert, zieht er einmal kurz die Luft ein. Kagome erstarrt. Sie wagt keinen Muskel zu rühren, oder auch nur zu atmen. Ihr wird abwechselnd heiß und kalt. Er weiß es!, schießt es ihr durch den Kopf. Doch obwohl der Streuner sie womöglich durchschaut hat, geht er an ihr vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen und verschwindet in ihrem Quartier. Ein wenig skeptisch hat Sango das beobachtet, doch sie ahnt, dass sie im Moment nicht mehr darüber erfahren wird. „Wir sollten auch schlafen gehen. Sicher werden wir unsere Kräfte hier noch brauchen.“ Kagome nickt. Dann folgen die drei dem Streuner, betreten ihr Quartier und begeben sich schließlich zu Bett. Gedankenversunken liegt Kagome noch eine Weile wach. In ihrem Rücken spürt sie Tenmarus Blick. Der Streuner hat es sich in einer Ecke des Raumes bequem gemacht und gibt vor zu schlafen. Doch zwischen den schmalen Schlitzen seiner Augen blitzt es noch immer wachsam hervor. Kagome fragt sich, ob der Streuner ahnt, was sie gehört hat. Was wird er nun tun? Im Moment lässt er sie lediglich nicht aus den Augen, doch was denkt er wirklich? Es lässt ihr keine Ruhe. Ob sie eine Gelegenheit finden wird, ihren Freunden von der nächtlichen Unterhaltung zu erzählen? Doch schließlich ist es die Erschöpfung die sie übermannt und ihr einen tiefen, unruhigen Schlaf beschert. Das helle Tageslicht weckt die kleine Gruppe Menschen aus ihrem Schlaf. Von den Youkais hat bis auf Shippo keiner geschlafen. Kagome reibt sich die Augen. Ihre Freunde verstauen gerade ihre Futons in dem dafür vorgesehenen Wandschrank. Von den Streunern Yaeba und Raiuko fehlt jede Spur. Nur Tenmaru lehnt in einer Ecke des Raumes und seine Augen sind noch immer direkt auf sie gerichtet. Kagome verzieht den Mund. Sie wäre ihm dankbar, wenn er das mal lassen könnte. Sie bemüht sich, ihn so wenig wie möglich zu beachten und beginnt ihr Bett wegzuräumen. Vielleicht ist es ja auch alles nur ihre gesteigerte Fantasie. Vielleicht hat er ja keine Ahnung, dass sie ihn belauscht hat und nur ihre Schuldgefühle lassen sie annehmen, dass er sie beobachtet. „Ich werde herausfinden, ob wir etwas zu essen bekommen“, verkündet Sango nun. „Ich begleite dich“, sagt Miroku sofort. „Du brauchst nicht mitzukommen, ich kann schon auf mich aufpassen“, meint Sango verstimmt, „Außerdem nehme ich Kirara mit.“ Doch der Mönch lässt sich nicht abschütteln. „Die dämonische Aura in diesem Schloss ist ziemlich intensiv. Du wirst jede Hilfe brauchen die du kriegen kannst.“ Die beiden Menschen und ihre Katzengefährtin machen sich daran das Zimmer zu verlassen. „Als wenn du mir eine Hilfe wärst“, hört man Sango noch verächtlich schnaufen, „Gib's zu, du hast es doch bloß auf die ganzen Dienstmädchen abgesehen“ Miroku brummt etwas Unverständliches und dann verebben ihre Stimmen hinter der geschlossenen Tür. „Miroku wird sich auch wirklich nie ändern!“, meint Shippo kopfschüttelnd, „Der macht ja nicht mal vor Youkaifrauen halt. Er ist einfach ein unverbesserlicher Schürzenjäger.“ Doch Kagome geht nicht darauf ein. Sie schiebt die Tür des Wandschrankes zu. Hinter ihrem Rücken fragt Rin gerade: „Was ist ein Schürzenjäger?“ woraufhin der kleine Fuchsdämon ziemlich ins Stottern gerät. Gerade will Kagome sich wieder umdrehen als sie unwillkürlich zusammenfährt. Direkt vor ihr steht Tenmaru und blickt sie ernst an. „Ich muss mit dir reden, sofort!“ Kagome sieht sich hilfesuchend um, doch Shippo ist noch immer schwitzend dabei, Rin die Bedeutung des Wortes „Schürzenjäger“ zu erklären. Die beiden Kinder werden ihr keine Hilfe sein. Sie ist dem Streuner schutzlos ausgeliefert. Doch offenbar will er wirklich nur reden, sonst würde er sicher anders reagieren. Nun ja, es kann ihr nur recht sein. Sie hatte ja auch vorgehabt, mit ihm zu reden. „Ok!“, nickt sie. „Nicht hier!“, raunt er, „Komm mit!“ Damit wendet er sich zum Gehen. Zögernd folgt sie ihm. „Shippo, pass mal eine Weile auf Rin aus. Ich bin bald zurück.“ Und noch ehe der verdatterte, kleine Kitsune darauf etwas antworten kann, haben die beiden den Raum verlassen. Eine Weile gehen die beiden schweigend durch die Gänge. Kagome ist sich nicht sicher wohin der hochgewachsene, schlanke Streuner möchte, doch sie beschließt ihm zu folgen. Schließlich bleibt Tenmaru mitten auf einem leeren Flur stehen und dreht sich zu ihr um. Seine Augen funkeln durchdringend. „Was war es, was du deiner Freundin gestern nicht sagen wolltest?“, fragt er. Kagome schluckt, er hat es also tatsächlich bemerkt. Im Grunde kann sie ja auch gleich ehrlich zu ihm sein. „Ich... hatte mich verlaufen auf dem Rückweg von Inu Yasha. Dabei bin ich durch den Garten gekommen. Ich... habe dich gesehen. Dich und Arashitsume.“ Irrt Kagome sich, oder ist Tenmaru gerade ein klein wenig zusammengezuckt. Schon will sie weiterreden als Tenmarus Blick plötzlich an ihr vorbeigeht. „Was willst du?“, fragt er unfreundlich. Zunächst denkt Kagome, dass sie gemeint ist, doch dann wird ihr klar, dass jemand hinter ihr steht. Rasch dreht sie sich um. Vor ihr steht eine junge Youkaifrau. Sie ist gewandet wie eine Dienerin und blickt ein wenig unsicher zu den beiden hinüber. Kaum hat Kagome sie entdeckt, fällt die Youkai zu ihrer Überraschung hinab auf die Knie und senkt den Kopf. „Verzeihung, ähm... Menschen-sama! Ich wollte nicht stören. Ich soll Euch ausrichten, dass Ihr bei der Küchenarbeit erwartet werdet. Das Festessen wird zubereitet und es werden noch helfende Hände gebraucht.“ Mit jedem Wort, scheint die Dienerin tiefer zu Boden zu sinken. Es ist offensichtlich wie unangenehm ihr ihre Botschaft ist. Völlig überrumpelt starrt Kagome die kniende Youkaifrau an. „Äh, ich soll was tun?“ Verunsichert fügt die Dienerin hinzu: „Ihr seid doch Fürst Inu Yashas Leibdienerin, so sagte man mir. Helft Ihr nicht mit bei den Festvorbereitungen?“ „Das reicht!“, energisch tritt Tenmaru zwischen Kagome und die Dienerin, „Diese Frau braucht diese Arbeit nicht tun. Sie nimmt ausschließlich Befehle von Inu Yasha-sama entgegen. Und nun verschwinde!“ Zunächst ist die Frau erschrocken zusammengezuckt und duckt sich wie unter einem Schlag, doch dann plötzlich hebt sie den Kopf. Mit großen Augen starrt sie Tenmaru an und dann errötet sie urplötzlich. Für ein paar Sekunden, blickt sie ihn einfach nur an, doch dann wird ihr ihr Verhalten bewusst und sie beginnt hastig, sich zu verbeugen. „Es tut mir Leid! Entschuldigung! Das konnte ich nicht wissen! Ich bitte untertänigst um Verzeihung!“ Missmutig packt Tenmaru Kagome am Arm und zieht sie mit sich. Die Dienerin bleibt, sich noch immer verbeugend, auf dem Gang zurück. Kagome spürt die harten Finger um ihren Oberarm. Sie beißt die Zähne zusammen während der Streuner mit ihr den Gang entlang hastet. Was ist nur in ihn gefahren? Fast schien er vor der jungen Frau Angst zu haben. Unsanft schiebt er sie über die Flure und schließlich öffnet er eine Schiebetür und zieht sie in einen leeren Raum. Erst als die Tür hinter ihnen geschlossen ist, lässt er sie los. Schmerzhaft reibt Kagome sich die Schulter. „Was sollte das?“, mault sie ihn empört an, „Ich wäre auch freiwillig mitgekommen.“ Tief durchatmend dreht sich Tenmaru nun zu ihr um. Sein Blick ist finster. „Du hättest diese Unterhaltung niemals mitbekommen dürfen! Wärst du entdeckt worden, wäre das dein Tod gewesen, das ist dir doch klar!“ Abschätzend schaut Kagome ihn an: „Du hast mich doch bemerkt.“ „Nicht sofort“, gibt er zu. „Also doch erst vor dem Quartier!“, nickt Kagome bei sich, „Woran hast du es gemerkt?“ Tenmaru wirft ihr einen sonderbaren Blick zu. „Du riechst noch immer nach Jasmin!“, sagt er, „Doch das ist jetzt nebensächlich. Was hast du gehört?“ Unsicher mustert Kagome ihn. Würde er ihr glauben, wenn sie behauptet, sie hätte nichts gehört? Sie entscheidet sich für die Wahrheit. „Das Meiste.“ Bedrohlich kommt Tenmaru noch dichter an sie heran. „Und was denkst du nun darüber?“, ein sarkastisches Schmunzeln zieht über sein Gesicht, „Ein feiner Diener bin ich, nicht wahr?“ Kagome überlegt. „Ich denke, dass du nicht sofort zugesagt hast, spricht eindeutig für dich.“ Verblüfft schaut er sie an. Dann wird er wieder ernst: „Du weißt doch gar nichts von mir!“ „Doch, ich weiß, dass deine Mutter eine Daiyoukai war, und dass Arashitsume dein Onkel ist. Stimmt das wirklich?“ Missmutig wendet Tenmaru sich ab: „Ja, es stimmt. Meine Mutter war seine Schwester.“ „Die beiden mochten sich wohl nicht besonders“, stellt Kagome die Vermutung an. „Sie haben sich gehasst!“ Tenmarus Nacken ist angespannt. „Wollte sie deshalb, dass du zu Sesshomaru gehst?“ Nun wendet Tenmaru sich ihr wieder zu. Sein Blick ist kühl. „Ich kann wohl nur vermuten, was sie sich dabei dachte“, sagt er leise. „Aber es war ihr letzter Wunsch, dass ich der Fürstenfamilie des Westens die Treue schwor.“ „Und nun dienst du Inu Yasha“, stellt Kagome zögernd fest, „Wie ernst ist dir dieser Schwur?“ Tenmarus Augen werden schmal. Langsam kommt er näher: „Was willst du mir unterstellen?“ „Gar nichts!“, meint Kagome hastig. Die nächsten Worte wählt sie mit Bedacht: „Ich denke mir nur, dass es für einen vollwertigen Youkai nicht sehr angenehm ist, einem Hanyou zu dienen. Mach dir das nicht zu schaffen?“ Verärgert blickt der Streuner sie an: „Warum bloß stellen mir immer alle diese Frage? Es spielt keine Rolle, was mir gefällt oder nicht. Ich schwor ihm die Treue, selbst wenn ich mir etwas anderes wünschen würde.“ Die letzten Worte kommen nur zögerlich heraus. „Was wünschst du dir denn?“, fragt Kagome, „Ziehst du Arashitsumes Angebot in Betracht?“ Ein wütender Blick trifft sie. Mit zwei Schritten steht er vor ihr. Eine klauenbewehrte Hand packt ihr Kinn und zwingt sie, ihn anzusehen. Eine eisige Kälte liegt in seinen Augen und Kagome wagt kaum zu atmen, doch sie erwidert seinen Blick. „Sag mal, fürchtest du denn gar nichts, Mensch?“, ein leises Grollen schwingt in seiner Stimme mit. Seine Klauen dringen ein wenig in ihre Haut ein. Sie gibt keinen Ton von sich, um ihn nicht noch unnötig zu reizen. „Wenn du gestern entdeckt worden wärst, hätte Arashitsume dich ohne eine Sekunde zu zögern getötet, für das was du gehört hast. Und heute bietest du wieder einem Youkai die Stirn und fragst ihn zu dieser Unterhaltung aus. Du reist mit Youkais und wohnst in ihrem Schloss. Du bist sogar mit ihnen befreundet. Du machst dir Sorgen um sie. Lass das! Das wird dich eines Tages das Leben kosten. Es wäre besser, wenn du Angst hättest!“ Kagomes Herz puckert heftig, doch sie hält seinem Blick stand. „Ich habe Angst!“, gibt sie zu, „Doch ich halte zu meinen Freunden. Was für eine Freundin wäre ich, wenn ich sie im Stich lassen würde?“ Tenmaru schnaubt verächtlich auf: „Was kannst du schon groß tun? Du bist nur ein kleiner, schwächlicher Mensch, umgeben von zahllosen Youkais die dich im Nu in Stücke reißen könnten. Mich eingeschlossen!“, sein Blick wird todernst. Kagome läuft es kalt den Rücken herunter. Doch dann schluckt sie ihre Angst herunter und sagt: „Das wirst du nicht tun!“ „Was macht dich da so sicher?“ Fest schaut sie ihn an. „Wenn du mich tötest, würdest du Inu Yashas Vertrauen missbrauchen und du hast ihm ja die Treue geschworen. Und selbst wenn dir das nichts bedeutet, wenn er es erfahren würde, würde er dich bestimmt eigenhändig töten, oder dich zumindest aus seinem Dienst entlassen. Damit wärst du eine leichte Beute für Sesshomaru. So dumm wirst du nicht sein.“ Im ersten Moment scheint Tenmaru mit sich zu ringen. Dann sagt er zerknirscht: „Du hast recht, ich werde dir nichts tun.“ Seine Finger öffnen sich und geben ihren Kiefer frei. Täuscht sie sich, oder sieht er traurig aus. Sie reibt sich das schmerzende Kinn. Dann fragt sie: „Das muss wirklich hart für dich sein.“ Schwach hebt Tenmaru den Kopf: „Was meinst du?“ „Na, dass du gezwungen bist, Inu Yasha zu dienen.“ Tenmaru lässt die Schultern sinken: „Das... ist es nicht. Inu Yasha-sama ist... eigentlich gar nicht so übel als Herr.“ Er wendet sich ab. „Doch, du möchtest viel lieber zu Sesshomaru, nicht wahr?“ Tenmarus Augen fliegen auf. „Wie... kommst du darauf?“, fragt er hastig. „Na ja, ich denke mir das so, weil du immer wieder versuchst, ihn zu beeindrucken.“ Tenmaru schweigt. Eine ganze Weile herrscht Stille. „Ist das so offensichtlich?“, kommt die leise Frage. Kagome beobachtet den Streuner aufmerksam. Offenbar trägt der jugendlich wirkende Youkai eine schwere Last mit sich herum. „Man merkt, dass dir wichtig ist, was er von dir hält.“ Seufzend legt Tenmaru den Kopf in den Nacken. „Sesshomaru-sama... ist der Fürst über sämtliche Hundeyoukais des Westens. Er ist ein Daiyoukai aus einer langen Reihe von Fürsten. Durch seine Adern fließt unverdünnt königliches Blut. Er ist bekannt für seinen Stolz und seine Beharrlichkeit. Und er ist unvorstellbar mächtig. Keiner der anderen Fürsten wäre in der Lage, ihn zu bezwingen, dessen bin ich mir sicher. Ich hingegen bin ein Streuner. Ein Ausgestoßener ohne Rang. Ich darf nicht einmal erhoffen, dass er irgendwie von mir Notiz nimmt.“ Er senkt den Kopf. „Und doch wünschst du es dir, oder?“, kommt Kagomes vorsichtige Frage. Tenmaru blickt trübsinnig zu Boden. Kagome beobachtet es. Irgendwie hat sie Mitleid mit ihm. Wenn sie nur irgendetwas wüsste, um ihn aufzumuntern. Dieser Streuner scheint doch ein ganz anständiger, junger Mann zu sein. Wen kümmert es, ob er ein Streuner ist oder nicht? Sesshomaru sollte dem sozialen Status nicht so viel Bedeutung beimessen. Nach allem was sie verstanden hat, könnte er doch Tenmaru ohne weiteres in seine Dienste nehmen, wenn er nur wollte. Immerhin ist er ein Fürst, der sich von niemandem etwas sagen lassen muss. Bleibt also die Frage warum will er nicht? „Sag mal, Tenmaru“, fragt sie vorsichtig, „Was war es, dass deine Mutter ihm angetan hat?“ Augenblicklich versteift sich der junge Streuner. Sein Gesicht gefriert zu einer reglosen Maske und sie kann sehen, dass seine Hände sich zu Fäusten ballen. Offenbar hat sie an dieser Stelle einen Nerv getroffen. Schon will sie sich entschuldigen, doch genau in diesem Moment fliegt die Tür auf und ein stattlicher Krieger steht davor. „So!“, sagt der kräftige Youkai, „Hier bist du also!“ Ärgerlich funkelt er Kagome an; die blickt ihm nur überrumpelt entgegen. „Ich hörte, dass du dich Arashitsume-samas Anweisungen widersetzt. Das wird dich teuer zu stehen kommen, Menschengezücht!“ Wütend kommt er auf sie zu und dabei lässt er seine Knöchel knacken. Rasch versucht Kagome, ihre Sprache wiederzufinden. Blitzartig schaltet sie. „Das... das muss ein Missverständnis sein. Ich wollte gerade... in die Küche. Gar kein Grund zur Aufregung!“ Hilfesuchend blickt sie zu Tenmaru hinüber. Der Streuner rührt keinen Finger. Noch immer steht er regungslos da mit dem Rücken zu ihr. Zornesfunkelnd steht der Ostyoukai jetzt vor ihr: „Du weißt hoffentlich was einer Dienerin blüht, die ihre Pflicht vernachlässigt“, grollt er gefährlich. Kagome bekommt es nun ernsthaft mit der Angst zu tun. Sie versteht nicht recht, was hier vor sich geht. Warum glaubt der Ostfürst, ihr Anweisungen geben zu müssen? Mal abgesehen davon, dass sie eigentlich gar keine Dienerin ist! Doch da sie mit dieser Scharade angefangen hat, muss sie ihre Rolle wohl weiterspielen. Ist es wirklich üblich, dass die Fürsten ungefragt über die Diener anderer Fürsten bestimmen? Irgendwie kommt ihr das spanisch vor. Doch sie wäre ja durchaus bereit, sich dessen erstmal zu fügen, wenn nicht dieser Krieger vor ihr aussieht, als wollte er sie mit Haut und Haar verschlingen. „Es tut mir leid!“, meint sie hastig, „Ich wollte keinen Ärger machen!“ „Den Ärger hast du bereits“, mit gezückten Klauen kommt der Youkai auf sie zu und Kagome weicht hastig zurück. Tenmaru rührt sich noch immer nicht. Wird er ihr nicht helfen? Ihr Herz rast und sie fühlt sich gerade kläglich im Stich gelassen. „Ich bring dir Manieren bei!“, faucht der Krieger und dann holt er blitzschnell mit seinen Klauen auf und schlägt nach ihr. Schützend schlägt Kagome die Arme vor ihr Gesicht und ein kleiner Schrei entfährt ihr, als ihr linker Unterarm von der Spitze seiner Klauen aufgerissen wird. Einige Tropfen Blut fallen zu Boden, doch zum Glück ist der Schnitt nicht tief. Vor Angst bebend drückt Kagome sich an die Wand des Raumes und starrt den großen Krieger an. „Auf die Knie, Weib, wenn ein Höherrangiger vor dir steht!“, droht der Ostyoukai ungehalten. Hastig lässt Kagome sich zu Boden plumpsen. Ihre Beine tragen sie ohnehin nicht mehr. Hämisch schaut der Youkai auf sie herab. „Da ist dein Platz, merk dir das!“ Eingeschüchtert schaut Kagome ihn an: „Ich... wollte doch bloß...“ „Du redest nur wenn du etwas gefragt wirst!“, schreit der Ostyoukai sie an, „Wertloser Mensch! Ihr seit doch alle nur eine unzivilisierten Bande von ehrlosen Schleichern! Auf diesem Schloss herrscht Arashitsume, Fürst des Ostens und wenn er dir einen Befehl gibt, führst du ihn aus, hast du verstanden, Sklavin! Aber das bring ich dir schon bei!“ Einmal mehr holt er mit seiner Klaue aus. Grimmige Wut liegt in seinem Blick. Kagome duckt sich und kneift die Augen zusammen, doch der erwartete Schlag bleibt aus. „Was zum...?“, hört sie den Youkai plötzlich keuchen und sie schaut auf. Hoch aufgerichtet steht Tenmaru zwischen ihr und dem Ostkrieger und mit stählernem Griff hat er den herabsausenden Schlag mitten in der Bewegung abgefangen. „Was erlaubst du dir, Streunerpack!“, fletscht der Youkai die Zähne. Tenmarus Blick ist eisig. „Das reicht!“, sagt er leise, doch mit tödlichem Ernst, „Sie untersteht nicht Arashitsumes Befehlen und wird es auch nie! Du hast ihr gar nichts zu sagen, also verschwinde! Wenn du sie noch einmal anrührst, breche ich dir sämtliche Knochen!“ „Das muss ich mir von einem lausigen Köter wie dir nicht sagen lassen!“, grollt der Youkai finster und seine Augen beginnen hellviolett zu funkeln. Seine Hand geht zu dem Schwert an seiner Seite. Tenmaru bemerkt es aus den Augenwinkeln und sofort packt er auch die andere Hand des Youkais und quetscht sie gnadenlos zusammen. „Suchst du Streit, Köter?“, presst der Krieger bitterböse hervor. Doch Tenmarus Miene ist reglos. In diesem Moment holt der Ostyoukai aus und schlägt seine Stirn mit voller Kraft in Tenmarus Gesicht, sodass der seinen Griff für einen kurzen Moment lockert. Sofort entwindet der Krieger sich ihm und augenblicklich hat er sein Schwert gezogen. „Ehrloses Pack!“, spuckt er aus, „Ich schneide euch beide in winzig kleine Fetzen!“ Zunächst rührt sich Tenmaru nicht doch dann von einem Augenblick auf den anderen stößt er sich vom Boden ab und mit einem wütenden Grollen packt er den Krieger und rammt ihn mit voller Wucht durch die Wand hinter ihm. Sprachlos hat Kagome das Ganze beobachtet. Die beiden Youkais sind nicht mehr zu sehen, doch dem Krachen zufolge, scheint es nicht bei der einen Wand geblieben zu sein. Vorsichtig lugt sie durch das Loch in der Wand. Auch in der gegenüberliegenden Flurwand klafft ein großes Loch und dahinter geht es noch durch ein paar weitere Räume und dann nach draußen. Mit klopfendem Herzen tritt sie auf den Flur. Zu ihrer rechten und linken sieht sie ein paar Gesichter die furchtsam nach dem Grund für diesen Tumult sehen, doch bei ihrem Anblick gleich wieder verschwinden. Mit noch immer zitternden Knien klettert Kagome durch die Löcher in den Wänden vor ihr und dabei presst sie unwillkürlich ihre Hand auf ihre blutende Wunde. Ihre Verletzung ist erstmal nebensächlich. Erst muss sie sehen, was mit Tenmaru geschieht. Sie ist wirklich zutiefst erleichtert, dass der junge Streuner, sich doch noch dazu entschlossen hat, ihr zu helfen. Warum er wohl erst gezögert hat? Die Furcht vor dem Ostkrieger kann es wohl kaum gewesen sein. Schließlich hat sie die Außenwand erreicht und späht hinaus ins Freie. Dahinter befindet sich eine große Fläche. Es sieht ein wenig aus wie ein Exerzierplatz. Sie erkennt einige Bedienstete und einige Youkais aus der Wache und Arashitsumes Leibgarde. Gerade beobachten alle Anwesenden ganz angespannt den Kampf der dort in der Mitte, auf dem mit flachen, blankpolierten Steinen ausgelegten Platz, tobt. Tenmaru und der Krieger schenken sich nichts. Doch von ausgefeilter Kampftechnik ist nicht viel zu merken. Was die beiden dort veranstalten, könnte man am ehesten als wütende Keilerei bezeichnen. Mit gezückten Klauen und zornig leuchtenden Augen schlagen sie aufeinander ein. Erneut trifft Tenmarus Faust einen empfindlichen Punkt seines Gegners mit aller Härte. Er ist wütend. Auf diesen Higashi-aitsu, auf Kagome und besonders auf sich selbst. Was hab ich mir bloß dabei gedacht?, fragt er sich stumm zum tausendsten Mal. Dieses Mädchen weiß schon viel zu viel und es wird nicht lange dauern, bis sie den Rest errät. Es wäre so einfach gewesen, diesen Higashi-aitsu die Drecksarbeit machen zu lassen. Hätte er sie getötet, hätte er jetzt eine bedeutende Sorge weniger. Er hätte einfach nichts machen sollen. Aber nein, stattdessen mischt er sich ein. Tenmaru versteht die Welt nicht mehr. Sein Körper hat sich ganz von alleine bewegt. Ehe ihm richtig bewusst worden ist, was er da tat, hatte er auch schon die gefährliche Klaue abgefangen. Ist ihr eigentlich klar, dass er sie eigentlich schon für ihre letzte Frage hätte töten lassen können? Stattdessen prügelt er sich jetzt hier mit diesem Ostkrieger und wofür das? Dafür, dass sie wahrscheinlich bald jedem brühwarm erzählen wird, was sie gehört hat. Tenmaru seufzt innerlich. Nein, es war ihm nicht möglich, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Sicher hätte es Inu Yasha das Herz gebrochen. Es steht außer Frage, dass dieses Mädchen im Herzen des Hanyous einen wichtigen Platz einnimmt. Nein, sie ist keine Dienerin. Und ein ehrloser, oder sogar wertloser Mensch ist sie auch nicht. Im Gegenteil! Sie ist klug und mitfühlend und vor allem furchtlos. An ihr ist mehr dran, als man auf den ersten Blick sieht. Und er wird diesen Higashi-aitsu dafür bezahlen lassen, dass er die Auserkorene seines Herren angegriffen hat! Mit wütendem Knurren schlägt Tenmaru erneut nach dem Ostyoukai, der sich, so gut es nur geht, verteidigt. Immer wieder versucht er Tenmaru mit seinem Schwert zu treffen, doch der Streuner ist viel zu geschickt und weicht seinen Schlägen locker aus. Das versetzt den Krieger immer mehr in Wut. „Halt gefälligst still, Köter!“, grollt er wütend. Langsam bekommt Tenmaru seine Emotionen unter Kontrolle und er weicht nun gelassener aus. Die Klinge seines Gegners schlägt er immer wieder mit der bloßen Hand beiseite. Hämisch funkelt der Youkai ihn an. „Das bringt dir alles nichts, du Dummkopf! Glaubst du wirklich, du könntest hier wieder lebend herauskommen? Du bist längst völlig in der Unterzahl!“ Flüchtig geht Tenmarus Blick in die Runde. Er hat recht. Schon jetzt rücken einige der bewaffneten Soldaten um sie her näher. „Dann ist es wohl besser, wenn ich es schnell beende!“, sagt er ruhig. Unmittelbar darauf, verschwindet er aus dem Blick des Ostyoukais. Verwirrt schaut der Krieger sich um. Wo ist er hin? Doch die Unsicherheit hält nur Sekundenbruchteile an. Direkt hinter ihm ist der Streuner wieder aufgetaucht und mit einem blitzschnellen, kräftigen Schlag rammt er ihm seine Krallen in den Rücken und durchbohrt damit den Brustkorb des anderen. In seiner Hand hält er das noch immer heftig schlagende Herz des Youkais und mit einem kurzen, heftigen Griff zerquetscht er das Organ zwischen seinen Fingern. Leblos sinkt der Körper des Youkais zu Boden und fällt vor Tenmaru auf die steinernen Fliesen, auf denen sich jetzt eine dickflüssige Blutlache bildet. Achtlos lässt Tenmaru den Fleischklumpen in seiner Hand fallen. Konzentriert widmet er seine Aufmerksamkeit nun den fast zwanzig Kriegern die bedrohlich und mit gezückten Waffen auf ihn zukommen. Mit regloser Miene beobachtet Tenmaru es. Langsam gehen seine Hände hinab an seine Hüfte und ziehen seine beiden Dolche aus ihren Scheiden. Entschlossen streckt er sich. „Kommt nur!“, sagt er leise. Doch urplötzlich halten die Youkais inne, und wenden die Köpfe. Tenmaru braucht ihren Blicken nicht folgen. Er weiß auch ohne, dass er hinsehen muss, wer da am Rande des Platzes steht. „Was ist hier los?“, ertönt nun die seidige Stimme des Ostfürsten. Die Krieger sehen sich verstohlen an. „Arashitsume-sama!“, ruft der erste, „Dieser Streuner hat Sakebisentou angegriffen. Wir waren gerade dabei, ihn zur Verantwortung zu ziehen.“ Die Augen des Ostfürsten schimmern purpur und abschätzend blickt er nun auf Tenmaru. Dann sagt er leicht amüsiert: „Worauf wartet ihr dann noch? Erledigt ihn!“ Tenmaru fletscht die Zähne bei diesen Worten, doch er sagt kein Wort. Entschlossen rücken die Soldaten nun wieder näher. Auf einmal ertönt ein lauter Schrei hinter den Youkais. „Nein, lasst ihn in Frieden!“ Irritiert nehmen die Krieger wahr, dass eine schmale Gestalt zwischen ihnen hindurchhuscht und sich vor Tenmaru stellt. Mit weit ausgebreiteten Armen steht Kagome da und blickt mit entschlossener Miene direkt zu Arashitsume hinüber. Dem Streuner bleibt vor Verblüffung der Mund offen stehen. Was tut Sie hier? Warum bleibt sie nicht versteckt? Das ist doch Irrsinn, was rechnet sie sich für Chancen aus, das zu überleben? Der Fürst des Ostens hebt leicht die Brauen. „Oh, wen haben wir denn da? Fürst Inu Yashas kleine Dienerin! Du möchtest also mit diesem Streuner zusammen sterben?“ Doch Kagome nimmt all ihren Mut zusammen und trotzt seinem Blick. „Ihr dürft ihm nichts tun! Es ist nicht seine Schuld. Er hat mich nur verteidigt.“ Arashitsumes Augen werden schmal: „Ich frage mich, warum das wohl nötig war. Du willst doch wohl nicht behaupten, dass du dich unter meinem Dach in Gefahr fühlst, kleine Menschenfrau? Meine Untergebenen würden niemals ohne meine Erlaubnis, die Bediensteten meiner Gäste angreifen. Unterstellst du mir etwa, ich würde meine Pflicht als Gastgeber vernachlässigen?“ Trotzig reckt Kagome das Kinn: „Gehört zu diesen Pflichten auch, dass Ihr einfach den Bediensteten der anderen Fürsten, Befehle erteilt?“ Tenmaru ist bei diesen Worten unwillkürlich zusammengezuckt. Woher nimmt sie bloß den Mut so mit dem Fürst des Ostens zu reden? Das ist doch glatter Selbstmord! Mit einem giftigen Lächeln blickt Arashitsume Kagome an: „Das hast du dir ja fein ausgedacht. Zu schade nur, dass du für deine Behauptung keinerlei Beweise hast. Meinen Hauptmann kann ich ja nun nicht mehr dazu befragen. Somit muss ich wohl annehmen, dass du das nur erfindest, um deine schmutzige, kleine Haut zu retten, und diesen ehrlosen Ausgestoßenen hinter dir.“ „Es gibt einen Beweis!“, behauptet Kagome entschlossen. Innerlich verdreht Tenmaru die Augen. Halte doch den Mund! Du machst es nur noch schlimmer! Wenn du irgendwie an deinem Leben hängst, dann leg dich nicht unbedingt mit dem Fürsten aller Hundeyoukais des Ostens an! Belustigt schaut Arashitsume sie an: „Ach tatsächlich? Und was wäre das für ein Beweis?“ „Wir haben einen Zeugen!“, sagt Kagome. Nun kommt Arashitsume ein paar Schritte näher. „Doch hoffentlich nicht diesen kleinen Streuner hinter dir.“ „Nein! Eine Dienerin!“ Kagome weicht unwillkürlich ein wenig zurück als sie den Ostfürst auf sich zukommen sieht. „Eine Dienerin!“, wiederholt Arashitsume amüsiert. „Ja, sie überbrachte Euren Befehl noch vor eurem Hauptmann.“ Nun lächelt Arashitsume nicht mehr. „Es reicht! Ich habe keinen Spaß mehr an diesem Spielchen! Deine Lügen kommen dich teuer zu stehen.“ Rasch wirft er seinen Soldaten einen eindeutigen Blick zu. „Tötet sie! Alle beide!“ „Versucht Ihr etwa, Zeugen verschwinden zu lassen, Arashitsume-sama?“ Unwillkürlich erstarrt der Fürst des Ostens mitten in der Bewegung. Langsam dreht er sich um. „Sesshomaru-sama!“, stellt er mit einem süßlichen Lächeln fest, „Ihr seid bereits auf?“ Hoch aufgerichtet und mit ausdrucksloser Miene steht Sesshomaru am Rand des Platzes. „Lenkt nicht vom Thema ab!“, sagt er unbeirrt, „Ich will nicht hoffen, dass es stimmt, was das Mädchen sagt.“ Ein entwaffnendes Lächeln erscheint auf Arashitsumes Gesicht. „Aber lieber Freund, Ihr werdet doch wohl den Worten dieser Menschenfrau kein Gehör schenken, oder?“ Kühl schaut Sesshomaru ihn an: „Das käme Euch gelegen, nicht wahr? Ihr gebt also nicht den Dienern meines Bruders heimlich Befehle?“ Empört verzieht sich Arashitsumes Gesicht. „Wo denkt ihr hin? Ich werde doch in dieser ohnehin schon angespannten Situation nicht auch noch unnötig gegen die Etikette verstoßen.“ „Wenn es Eurer Sache dient, wärt Ihr selbst dazu fähig!“, entgegnet Sesshomaru ruhig. Nun wird Arashitsumes Blick hart: „Beleidigt mich nicht, Sesshomaru-sama. Ihr seid noch immer Gast hier in meinem Haus. Mein Wort gegen das Wort einer Menschenfrau sollte Euch genügen!“ Für einen Moment mustert Sesshomaru ihn mit schmalen Augen, doch dann sagt er gleichgültig: „Es ist Euer Haus. Ihr könnt hier tut, was Euch beliebt!“ Nun hellt sich Arashitsumes Miene wieder auf und dann wendet er sich zu Kagome und Tenmaru um: „Das habe ich auch vor!“, sagt er genüsslich und dann kommt er direkt auf Kagome zu. Das Mädchen wird nun doch bleich vor Schreck und all ihr Mut von eben scheint sich in Rauch aufgelöst zu haben. „Du Dummkopf!“, zischt Tenmaru ihr ins Ohr, „Warum bist du nicht einfach im Haus geblieben?“ „Ich konnte doch nicht zulassen, dass sie dich töten. Du hast mich doch wirklich nur verteidigt. Das hätte ich mir nie verzeihen können!“ „Ich werde aus euch Menschen nicht schlau“, schüttelt Tenmaru verwirrt den Kopf. Doch dann schiebt er sich an ihr vorbei und baut sich zwischen ihr und dem nahenden Arashitsume auf. Wachsam hebt er seine Klingen. Er ist zu allem bereit. Der Blick des Ostfürsten, hat nun nicht mehr die kleinste Spur eines Lächelns. Völlig berechnend kommt er auf die beiden zu und schon hebt er seine Klaue zum Schlag. Doch urplötzlich reißt er seine Augen auf und sein Kopf fliegt ruckartig nach oben. Nur Sekundenbruchteile später ist er schon der gewaltigen Klinge ausgewichen, die sich nun tief in die Steinplatten vor ihm gegraben hat. Arashitsume ist zunächst sprachlos doch dann legt sich sein sein makelloses Gesicht in Ärgerfalten. Mit zusammengebissenen Kiefern zischt er: „Du?“ „Das heißt „Ihr“, verdammt noch mal! Und wenn Ihr Kagome auch nur anrührt, seid Ihr ein toter Mann!“ Kagome, die ängstlich die Augen geschlossen hatte, reißt sie beim Klang der vertrauten Stimme unverzüglich auf. Grenzenlose Erleichterung steht ihr ins Gesicht geschrieben. „Inu Yasha!“, strahlt sie. Mit einem verwegenen Grinsen erwidert der Hanyou ihren Blick. „Hast du jemand anderen erwartet?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)