A Random Love Story von Foresight ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- [Mittwoch; 02.02. Part 2] „Grace, du siehst Gespenster!“ Über sich selbst lächelnd, schüttelte die Halbirin den Kopf. Die kleine verbale Auseinandersetzung zwischen Terry und Daniel musste nicht zwingend etwas zu bedeuten haben. Terry konnte nicht wissen, was vorgefallen war. Woher auch? Außer ihr selbst, Daniel und Hana wusste niemand davon. Hana hatte versprochen zu schweigen und Daniel konnte wohl kaum so dämlich sein Terry den Kuss auf die Nase zu binden. Es musste irgendeine Kleinigkeit gewesen sein. Ja, wahrscheinlich was es das auch gewesen. Nun, da sie noch einmal darüber nachdachte, schienen auch ihre Sorgen am Mittag unbegründet zu sein. Selbst wenn es zu einer Rauferei gekommen wäre, waren immer noch Josh, Matt und Basti vor Ort gewesen um eben dies zu verhindern. Seufzend griff sie nach ihrem Handtuch und trocknete sich ab. Morgen würden sie ohnehin die Heimreise antreten und dann musste sie sich keine Sorgen mehr machen. Sie würde weder Daniel noch Vanessa jeh wiedersehen und die beiden lediglich als unangenehme Urlauber in Erinnerung behalten, die zufällig im gleichen Hotel eingecheckt hatten. Mehr nicht. Alles in allem war es ein schöner Urlaub gewesen, doch Grace freute sich bereits auf ihr eigenes kuschliges Bett und die ausgesprochen guten Kochkünste ihrer Mutter. Erneut breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Daheim war es eben am Schönsten! Doch auch die Abiturprüfungen rückten wieder in greifbare Nähe – mit Ausnahme von Kathy, die erst in der Zwölf war und Jana, die eine kaufmännische Ausbildung machte. Gequält schnitt Grace eine Grimasse. Darüber würde sie sich nach dem Urlaub Gedanken machen. Immerhin war dies der letzte Tag und den wollte sie gemeinsam mit den anderen genießen. Die Gedanken an die bevorstehenden Prüfungen verdrängend, schaltete sie den kleinen Reiseföhn aus. Rasch schlüpfte sie in ihre Jeans und wandte sich dann, mit der Wimperntusche in der Hand, ihrem Spiegelbild zu. Sie wollte sich lieber beeilen, wenn sie noch rechtzeitig zum Abendessen fertig werden wollte. Er lehnte lässig an der Wand neben der Zimmertür mit der Nummer 46 und wartete. Seit gut zehn Minuten schon. Doch so lässig wie es nach außen hin wirkte war er keinesfalls. Seine Augen hatten einen unscheinbaren Punkt fixiert, während es hinter seiner Stirn fieberhaft arbeitete. Er wusste, dass sie alleine im Zimmer war und er nur noch wenig Zeit hatte. Es wäre zu auffällig, wenn sie beide beim Abendessen fehlen würden. Außerdem machte sich sein Magen bereits bemerkbar. Aber das hier war einfach viel zu wichtig um es noch länger aufzuschieben. Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er leise fluchend zusammenfuhr, als sich die Tür mit einem kurzen Klicken öffnete und ein roter Haarschopf erschien. Noch im selben Moment stieß er sich von der Wand ab und versperrte ihr den Weg. „Terry?“ Überrascht sah sie ihn aus ihren smaragdgrünen Augen an und er verlor den Faden noch bevor er ihn hatte aufnehmen können. Terry seuftzte lautlos und warf einen Blick in den Raum hinter Grace. Kurzerhand legte er ihr die Hände auf die Schultern und dirigierte sie mit sanfter Bestimmtheit zurück ins Zimmer, wobei er die Tür mit seinem Fuß hinter sich zustieß. Dann standen sie sich gegenüber. Schweigend. Ihm ging so viel durch den Kopf und er wusste nicht wo er anfangen sollte. Eben hatte er noch gewusst, was er hatte sagen wollen, wie er es hatte sagen wollen. Doch als Grace ungeduldig eine Augenbraue hob und ihr fragender Blick ihn zu durchbohren schien, ließ Terry resigniert seufzend von ihr ab. Stirnrunzelnd trollte er sich zum Sofa, wo er mit entrücktem Blick sitzen blieb und seinen Gedanken nachhing. Grace verharrte einen kurzen Augenblick reglos auf der Stelle, um sich diesen seltenen Anblick einzuprägen. Terry hatte sich mit den Ellebogen auf seinen Beinen abgestützt und die schmalen Lippen hinter seinen ineinander verschränkten Händen verborgen. Die meerblauen Augen waren auf den Boden gerichtet, ohne ihn richtig zu sehen. Terry machte einen abwesenden Eindruck, so als ob ihn etwas bedrückte oder er sich Sorgen um etwas oder jemanden machte und Grace glaubte zu ahnen, worum seine Gedanken kreisten. Sie atmete tief durch, als sie zu ihm hinüber ging, konnte das flaue Kribbeln in ihrem Bauch jedoch nicht unterdrücken. Erst als sie vor ihm stand und ihre Finger zärtlich über die seinen strichen beruhigte sie sich. „Was bereitet dir solches Kopfzerbrechen?“ Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern, doch er hatte jedes ihrer Worte klar und deutlich verstanden. Schweigend hob er den Blick, ehe er sich langsam aufrichtete. Seine Hände umfassten ihre Hüfte, während seine Augen die ihren suchten und in ihren Bann zogen. Vorsichtig schob er beide Daumen unter den Stoff ihres dünnen Pullis und strich sanft über die weiche Haut. „Du.“ Seine Stimme klang rau und auch er sprach nur im Flüsterton. Als er sich kurz darauf zurücklehnte, angelten sich seine Finger die vorderen Gürtelschlaufen ihrer Jeans. Grace überlief ein angenehmer Schauer. Sie konnte nicht sagen, ob es am Klang seiner Stimme oder an seinen Berührungen lag. Oder an beidem? Noch immer hielten seine Augen sie gefangen, doch es lag noch so viel mehr in seinem Blick. Zuneigung, Sorge, Sehnsucht, Begehren, ... Liebe? Sie wollte etwas sagen, schloss ihren Mund jedoch wieder. Stattdessen huschte ein entschuldigendes Lächeln über ihr Gesicht. Terrys Finger spielten noch immer mit den Gürtelschlaufen und zogen sie daran leicht in seine Richtung. Fragend hob er eine Augenbraue. Grace kam seiner stummen Aufforderung lächelnd nach und ließ sich gemächlich, mit den Beinen auf beiden Seiten neben ihm abstützend, auf seinem Schoß nieder. Beinahe zögernd beugte sie sich vor um seine Lippen mit den ihren zu versiegeln und ihn in ein zärtliches Zungenspiel zu verwickeln. Terrys Hände wanderten langsam ihren Rücken hinauf zum Nacken wo sie kurz verweilten, ehe sie wieder hinuter zum Po glitten. Doch diesmal wollten sie nicht verführen, sondern liebkosen und Zärtlichkeit schenken. Aus Mangel an Luft mussten sie den Kuss schließlich unterbrechen. Selig lächelnd lehnte sich Grace an seine Schulter, mit dem Gesicht zu seinem Hals, um seinen unvergleichlichen Duft tief einzuatmen. Die Augen hatte sie geschlossen und genoss diesen Moment der trauten Zweisamkeit. Terry hatte beide Arme um sie geschlungen und zeichnete mit seinen Fingern kleine Muster auf ihren Pulli, der die Intensität seiner Berührungen eindämmte. Er räusperte sich, wollte aussprechen, was ihm auf der Seele oder vielmehr auf dem Herzen lag, doch seine Stimme verweigerte ihm ihren Dienst und die richtigen Worte wollten einfach nicht über seine Lippen kommen. Also schloss er den Mund und starrte hilflos an die Decke. Grace' warmer, gleichmäßig gehender Atem kitzelte ihn auf der Haut, was es ihm nicht gerade einfacher machte. Als dann auch noch sein Magen ohne Vorwarnug ein lautes Knurren von sich gab, fuhr er sich frustriert mit einer Hand durchs Haar. „Ich glaube du solltest dringend etwas Essen.“ Schmunzelnd richtete sich Grace auf und suchte seinen Blick. Terry deutete ein Nicken an. „Sieht ganz danach aus, aber ich habs gerade so bequem hier.“ Da war er wieder, der altbekannte Terry, der in solchen Momenten immer einen kleinen Spruch auf den Lippen hatte. Grace grinste. Mit einer fließenden Bewegung stand sie – wenn auch wiederwillig – auf und griff nach Terrys Händen. „Nun komm schon, die anderen fragen sich sicher schon wo wir mal wieder abgeblieben sind.“ Für einen kurzen Moment war er versucht sie einfach wieder zurück aufs Sofa zu ziehen um sie erneut in die Arme zu schließen, doch sein Magen meldete sich ein weiteres Mal und entlockte Grace damit zum zweiten Mal ein kleines Schmunzeln. Seufzend gab Terry nach und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen. Suchend sah sich Grace in der hauseigenen Bar um, die sie gemeinsam mit den anderen fast jeden Abend aufgesucht hatte. Doch so überfüllt wie an diesem Abend war sie bis jetzt noch nie gewesen. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich, schließlich stand heute die Abschlussparty auf dem Plan, denn schon am nächsten Morgen hieß es für viele Reisegruppen Abschied nehmen. Dem ganzen Trubel konnte Grace im Moment jedoch nur wenig abgewinnen, erschwerte es ihr doch nur die Suche nach Terry. Sie hatte ihn vor einiger Zeit in der Nähe von Basti und Daniel stehen sehen, doch nun konnte sie werder ihn noch die beiden anderen in der Menge ausmachen. Sorgenfalten zeigten sich auf ihrer Stirn und zum zweiten Mal an diesem Tag machte sich ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen breit. Als sich unvermittelt eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte Grace erschrocken zusammen. Doch gleich darauf atmete sie erleichtert aus. „Mensch Hana, erschreck mich doch nicht so!“ Die Halbjapanerin lächelte entschuldigend. „Tut mir Leid. Hier, ich hab die was mitgebracht.“ Sie reichte ihr ein Glas Bacardi-O. „Wir müssen doch auf den gelungenen Urlaub anstoßen, bevor es morgen wiedere in die Heimat geht!“ Bester Laune hob Hana ihr Glas hoch und wartete geduldig bis Grace es ihr gleich tat um mit ihr anzustoßen. Das leise Klirren als Glas auf Glas traf, ging in bei der lauten Musik unter. „Danke. Sag mal, hast du Terry irgendwo gesehen? Oder zumindest Basti und Daniel?“ Stirnrunzelnd betrachtete Hana ihre Freundin, deren Blick längst wieder unruhig den Raum durchsuchte. „Nur Basti, der stand eben mit seiner Schwester an der Theke. Warum – oh, du denkst doch nicht etwa...?“ Grace wandte ihr das Gesicht zu. Die Sorge die darin geschrieben stand, sprach Bände. „Die beiden standen vorhin ziemlich nah beieinander und jetzt sind sie wie vom Erdboden verschluckt. Verdammt Hana, wenn sie nun doch aneinander geraten sind?“ Beruhigend berührte Hana sie am Arm. „Das muss doch nicht zwingend etwas bedeuten. Zieh lieber keine voreiligen Schlüsse... Lass uns ertsmal Josh suchen, vielleicht weiß er wo Terry ist.“ Das klang irgendwie einleuchtend. Wahrscheinlich hatte Hana Recht und sie sah wirklich schon wieder Gespenster. Tief durchatmend nickte sie und folgte der Halbjapanerin rasch durch die Menge. Sie steuerten direkt auf den Billardtisch zu, an dem sich Josh und Mirko ein kleines Spiel mit ein paar anderen Urlaubern lieferten. Doch von Terry fehlte auch hier jede Spur. Kaum, dass sie am Billardtisch angekommen waren, schob sich jemand eher unsanft von zwischen die beiden Freundinnen. Es war Kathy, die sich nun schwer keuchend am Tisch abstüzte und versuchte schleunigst wieder zu Atem zu kommen. Sofort galt alle Aufmerksamkeit der fast Achtzehnjährigen, die aussah, als wäre sie gerade um ihr Leben gerannt. Mirk hatte seinen Spielzug unterbrochen und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Mensch Kathy, vor wem bist du denn auf der Flucht? Etwa vor einem unliebsamen Verehrer?“, kam es halb im Scherz von ihm. Doch Kathy schüttelte nur den Kopf und sah die beiden Jungs abwechselnd an, während sie noch immer nach Luft schnappte. Nur einzelne Satzteile kamen ihr über die Lippen. „Terry... Daniel... im Hof... schnell!“ Während Josh und Mirko noch einen alarmierten Blick tauschten, hatte Grace längst die Beine in die Hand genommen und bahnte sich so schnell sie konnte einen Weg nach draußen. Ihre schlimmsten Befürchtungen schienen sich tatsächlich zu bestätigen. Ohne Rücksicht zu nehmen, kämpfte sie sich durch die Menge gen Ausgang – notfalls auch unter Einsatz ihrer Ellebogen. Zwei Stufen auf einmal nehmend erklomm sie die Treppe ins Erdgeschoss und sprintete kurz darauf durch die Eingangshalle auf die Tür zu. Ein eisiger Luftzug empfing sie und stach wie tausend kleine Nadelspitzen in ihre Haut, als Grace in die Nacht hinaustrat. Doch sie nahm es gar nicht richtig wahr. Die Angst um Terry, die schwer auf ihre Brust drückte und ihr den Hals zuzuschnüren schien, stellte die schmerzliche Kälte weit in den Schatten. Fast schon panisch ließ sie ihren Blick suchend umherwandern, doch sie konnte niemanden entdecken. An den Abdrücken im Schnee konnte sie sich nicht orientieren, es waren zu viele Spuren, die in zu viele Richtungen führten. Panik keimte in ihr auf. Wo waren die beiden? Hinter sich hörte sie gedämpfte Schritte, die sich rasch näherten. Das müssen Josh und die anderen sein, schoss es ihr durch den Kopf. Wieder blickte sie in alle Richtungen, lauschte in die Stille und dann endlich drang etwas an ihr Ohr, ein lauter Fluch. Es kam von links. Überstürzt rannte sie los, achtete nicht darauf wohin sie lief und wäre beinahe gestolpert. Doch sie fing sich wieder. Der Schnee knirschte unter ihren Schuhen und erschwerte ihr das Vorankommen. Erneut drangen Stimmen an ihr Ohr, lauter als zuvor. Schwer nach Luft schnappend bog Grace um eine Hausecke und blieb wie angewurzelt stehen. Im schwachen Lichtschein, der durch die Fenster nach außen drang, konnte sie die Umrisse zweier Menschen erkennen. Sie standen nur wenige Meter entfernt und doch weit genug, um sie nicht zu bemerken. Einer von ihnen rappelte sich, die Kleidung wohl voller Schnee, gerade auf. Es war Terry. Gott sei Dank! Sie hatte die beiden gefunden! Doch die Erleichterung hielt nur den Bruchteil einer Sekunde an, denn schon im nächsten Moment gingen die beiden Streithähne aufeinander los. Grace öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei, doch noch ehe sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, packte Terry seinen Gegenüber am Kragen und schlug ihm mit der Faust hart ins Gesicht. Grace sog scharf die Luft ein, während Daniel laut fluchend ein paar Schritte rückwärts taumelte. Er fing sich jedoch gleich wieder und machte nun seinerseits mit geballten Fäusten einen Satz auf Terry zu, holte aus und traf ins Leere. „Sofort aufhören!“, zeriss eine männliche Stimme die Nacht. Kurz darauf stürmten zwei Schatten an Grace vorbei auf die Kämpfenden zu und zogen die beiden auseinander. Wie erstarrt beobachtete Grace, wie Josh es relati schnell gelang seinen Freund zu beruhigen und Terry in ihre Richtung führte. Der zweite Retter in der Not entpuppte sich als Basti, der jedoch sichtliche Probleme hatte, Daniel wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Immer wieder versuchte er sich aus Bastis Griff zu befreien und warf dabei mit wüsten Beschimpfungen um sich. Grace wandte sich kopschüttelnd um, atmete ein paar Mal tief durch, ehe sie den Blick wieder auf Terry und Josh richtete, die mittlerweile bei ihr angekommen waren. Hin und her gerissen zwischen Erleichterung und Wut, unterzog die Halbirin Terry im schwachen Licht der Fenster einer genauen Musterung. Sein dicker Pulli war ebenso wie die Jeans und das schokobraune Haar über und über mit Schnee bedeckt, trotzdem schien er die Kälte nicht zu spüren. Seine Lippe war aufgeplazt und ein dünnes Blutrinnsal bahnte sich seinen Weg das Kinn hinunter. Aus einem Impuls heraus hob sie die Hand um das Blut wegzuwischen, doch ein lauter Fluch ließ sie mitten in der Bewegung innehalten. Sie riskierte einen kurzen Blick an Terry vorbei und wurde augenblicklich weiß im Gesicht. Daniel hatte es geschafft sich loszureißen und stürmte nun mit wutverzerrtem Gesicht erneut auf Terry zu. Dieser krempelte sich bereits mürrisch die Ärmel nach oben und flüsterte etwas, das schwer nach „Hat er etwa immer noch nicht genug?!“ klang. Grace griff nach seinem Arm und schüttelte stumm den Kopf, doch der Braunhaarige ignorierte sie und machte einen Schritt Richtung Daniel, als Josh ihm abwehrend eine Hand auf die Brust legte. „Lass gut sein!“ Warnend und entschlossen zugleich sah er seinen Freund an, dann wandte er sich an Grace. „Bring ihn weg, ich helf' Basti den Ausgeflippten zu beruhigen.“ Die Halbirin nickte wie betäubt. Ohne einen weiteren Blick zurück, ergriff sie Terrys Hand und zog ihn energisch zum Hotel hinüber. Er protestierte noch nicht einmal, schwieg jedoch den ganzen Weg über. Grace konnte sich gut vorstellen, dass seine Gedanken noch bei Josh und Basti waren, die nun wohl gemeinsam versuchten Daniel zu beruhigen. Dieses Vorhaben würde den beiden sicher gelingen, daran zweifelte sie nicht. Gerne hätte sie dies Terry gegenüber laut ausgesprochen, doch sie biss sich, verärgert über diese sinnlose Schlägerei, auf die Zunge. Beharrlich schweigend steuerte Grace zielstrebig die Rezeption an, kaum dass sie das Hotelgebäude betreten hatten. Zu ihrem Glück – und höschtwahrscheinlich zum Unmut des schichthabenden Angestellten – war diese noch besetzt. Der Mitfünfziger bedachte die beiden mit einem grimmigen Blick, ehe er sie bewusst ignorierte. Erst als Grace ihn ansprach, sah er mürrisch von seiner Abendlektüre – der regionalen Zeitung – auf und führte sie in ein kleines Nebenzimmer, das der Erstversorgung diente. Geräuschvoll stellte er den Erste-Hilfe Kasten auf einer Liege ab und ließ die beiden schließlich alleine zurück. „Geht's auch noch unfreundlicher?!“ Empört richtete Terry seinen Blick auf die geschlossene Tür. Als es im Raum jedoch weiterhin still blieb, zog er fragend die Augenbrauen nach oben und wandte sich um. Grace stand mit vor der Brust verschränkten Armen wenige Schritte hinter ihm und runzelte die Stirn. Ihr Blick war – wie wenige Sekunden zuvor sein eigener – auf die Tür gerichtet, doch dann schüttelte sie den Kopf und sah Terry direkt an. Schweigend bedeutete sie ihm auf der niedrigen Liege Platz zu nehmen, was er ohne Protest und unter ihrem wachsamen Blick schließlich auch tat. Grace selbst ging zu dem einzigen Schrank im Raum hinüber und nahm eines der kleinen Handtücher heraus, das sie im Waschbecken mit lauwarmen Wasser befeuchtete. Meerblaue Augen verfolgten dabei jede ihrer Bewegungen. Ohne Terry auch nur anzusehen, zog sie sich einen umherstehenden Holzhocker an die Liege heran und setzte sich Terry gegenüber. Wortlos umfasste sie mit einer Hand sein Kinn und er ließ es zu, dass sie seinen Kopf leicht nach links drehte. Vorsichtig begann sie das inzwischen getrocknete Blut mit dem Handtuch abzuwaschen. Als sie an die aufgeplatzte Lippe kam, sog Terry scharf die Luft ein. „Stell dich nicht so an!“, raunzte sie verärgert. „Wenn du vorsichtiger wärst, würde es auch nicht weh tun!“ Terry sah sie vorwurfsvoll an, zog seinen Kopf jedoch nicht zurück. „Oh, ich hoffe es tut ordentlich weh!“ Sie verstärkte den Druck auf seine Lippe leicht. Terry zuckte sofort zurück. „Au! Spinnst du?“, entfuhr es ihm fluchend. Ärger blitzte in seinen Augen auf, als er übervorsichtig mit einem Finger über die verletzte Stelle strich. Um Grace Mundwinkel zuckte es verdächtig. „Selbst schuld, was prügelst du dich auch?“ In aller Ruhe legte sie das Handtuch zur Seite und bedachte Terry dabei mit einem tadelnden Blick, richtete ihre Aufmerksamkeit kurz darauf aber auf den Erste-Hilfe Kasten, der inzwischen auf ihrem Schoß ruhte. Es dauerte nur wenige Sekunden bis sie fand wonach sie gesucht hatte. „Er hat's nicht anders verdient!“ Terrys Gesicht verdüsterte sich innerhalb von Sekunden und seine Stimme hatte einen abfälligen Klang angenommen. Innerlich gab sie ihm Recht. Eine kleine Abreibung hatte Daniel in der Tat verdient, aber musste es ausgerechnet auf die Faustvariante geschehen? Stirnrunzelnd hielt Grace in ihrer Bewegung inne und musterte Terry nachdenklich. „Vielleicht.“ Wieder in Gedanken versunken träufelte sie etwas von dem Desinfektionsmittel auf ein Wattepad. „Vielleicht?“ Entrüstet sah er sie an. „Verdammt Grace, der Kerl hat dich bedrängt und dich geküsst! Das nächste Mal wäre er wahrscheinlich über dich hergefallen und mehr außer 'vielleicht' hast du dazu nicht zu sagen?“ Aus geweiteten Augen sah sie ihn und und schluckte hart. In ihrem Hals hatte sich ein Kloß gebildet, der ihr nur ein zaghaftes Flüstern gestattete. „Woher weißt du von dem Kuss?“ Terry lachte freudlos auf. „Er hat heute morgen diverse Andeutungen gemacht und sich vorhin besoffen wie er war damit vor mir gebrüsstet. Allein wenn ich schon daran denke, wie selbstgefällig er damit protze dich heute noch abzuschleppen, wird mir ganz schlecht!“ Seine Finger krallten sich so fest an den Rand der Liege, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. „Ich erspare dir lieber die Details.“ Grace wurde blass. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie Daniel zu sehr auf die leichte Schulter genommen hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe, in der Hoffnung diese Gedanken durch den Schmerz abschütteln zu können. Trotzdem behagte ihr der Gedanke einer Schlägerei nicht – einer Schlägerei wegen ihr. Tief durchatmend sah sie Terry für den Bruchteil einer Sekunde dankbar an, ehe ihr Blick wieder ernst wurde und sie das mit Desinfektionsmittel getränkte Wattepad anhob. „Das könnte jetzt etwas weh tun. Ihre Stimme klang sanft und konnte Terry den versöhnlichen Unterton nur allzugut heraushören. Ein leichtes Brennen breitete sich auf seiner Unterlippe aus, als Grace diese vorsichtig abtupfte. Sie wich seinem Blick aus, indem sie sich vollends auf das konzentrierte was sie tat. „Ich... das hätte trotzdem nicht sein müssen. Es hätte doch gereicht, wenn du mir Bescheid gesagt hättest und -“ „Ja, sicher!“, schnitt Terry ihr ironisch das Wort ab. „Und dann wäre alles im Lot gewesen! Und er hätte dich sicher in Ruhe gelassen! (Ungehalten fuhr er sich mit einer Hand durch sein schokobraunes Haar und bedachte Grace mit einem fast schon verzweifeltem Blick.) Warum hast du gestern nicht gesagt, dass er versucht hat über dich herzufallen?“ „Weil ich genau diese Schlägerei verhindern wollte!“ Trotzig erwiederte sie seinen Blick. „Immerhin hattest du schon diverse Andeutungen in diese Richtung gemacht.“ Sie seufzte und packte das Desinfektionsmittel wieder sorgsam in den Erste-Hilfe Kasten. „Grace...“ Eine warme Hand legte sich über ihre eigene, während eine zweite sanft ihr Kinn anhob. „Ich würde das jeder Zeit wieder tun – lass mich bitte ausreden – weil er es nicht anders verdient hat. Wie er sich an dich rangeschmissen hat war so widerlich. Das war schon eine Beleidigung fürs Auge...“ Terry räusperte sich. Während er nach den richtigen Worten suchte, machten sich seine Finger selbstständig und strichen sacht über ihre Hände. Grace schwieg, wartete gedulig darauf, dass er weitersprach. In ihrem Bauch breitete sich ein angenehmes Kribbeln aus. Von einer auf die andere Sekunde war sie hellwach und nahm doch nichts außer Terry selbst wahr. „Allein der Gedanke, dass er dich angefasst hat und was er vielleicht noch mit dir gemacht hätte, ist einfach unerträglich für mich. Ich hätte ihn schon viel früher in seine Schranken weisen sollen! (Er seufzte und machte erneut eine kurze Pause, während der Grace jedoch unverwandt ansah.) Grace ich... ich bin verrückt nach dir! Du machst mich wahnsinnig, egal was du tust. Ich kann nicht mehr klar denken, sehne mich nach deiner Nähe, deinen Berührungen, deinem Lächeln. Ich hätte nie gedacht, dass mir sowas mal passiert, aber ich bin dir komplett verfallen.“ Er versuchte sich an einem lockern Grinsen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Stattdessen ergriff er ihre Hände und führte sie zu seinen Lippen, küsste zärtlich die weiche Haut und jagte Grace einen warmen Schauer nach dem anderen über den Rücken. „Ich weiß, du hattest es nicht immer einfach mit mir, weil ich lange Zeit ein 'unverbesserlicher Weiberheld' war – wie du mal so schön gesagt hast. Aber es ist mir wirklich ernst mit dir. Meinst du... du kannst mir eine Chance geben?“ Terrys Stimme war zum Ende hin immere leiser geworden, bis sie nur noch ein Flüstern war. Er war nicht der schüchterne Typ und dennoch lag ein wenig Schüchtrenheit in seinem Blick, gepaart mit Anspannung, Hoffnug und einer unbändigen Sehnsucht. Grace Herz setzte eine Sekunde aus, nur um daraufhin doppelt so schnell das Blut durch ihren Körper zu pumpen. Ihre Wangen schimmerten in einem gesunden Rotton und ihre Augen strahlten mit den Sternen um die Wette. Sie konnte nicht glauben, was Terry ihr gerade offenbart hatte. Er liebte sie, wirklich und wahrhaftig! Grace fühlte sich wie im siebten Himmel. „Ja, ja doch!“, japste sie, ehe sie ihm um den Hals viel und die beiden in einem leidenschaftlichen Kuss versanken. Terrys schlang seine Arme fest um sie und zog die Halbirin so nah an sich wie es nur ging. Er wollte sie nicht loslassen, nie wieder und vor allem nicht jetzt, da er sie endlich in den Armen halten durfte. Wiederwillig musste sich Terry von Grace lösen. Seine Lippe pochte und schmerzte leicht, doch er ignorierte es weitgehend. Längst hatte er seine Hände auf Wanderschaft geschickt, ließ sie unter das dünne Top gleiten und strich über ihren Rücken, während seine Lippen den Weg zu ihrem Hals gefunden hatten. Grace seufzte wohlig auf, kraulte ihn mit einer Hand im Nacken. „Hmm...deine Haut ist ganz kalt“, flüsterte er nahe ihrem Ohr. Grace grinste belustigt. „Das könnte daran liegen, dass ich versucht habe einen mir sehr wichtigen Menschen draußen in der Kälte vor einer Dummheit zu bewahren.“ „Dann sollte sich diese Person wohl ganz dringend bei dir entschuldigen.“ Sie konnte spüren, wie er an ihrem Hals grinste, ehe seine Finger zu dem Knoten ihres Halstuches wanderten und ihn lösten. Kurz darauf wanderte das unliebsame Stück Stoff in seine Hosentasche. „Das brauchst du jetzt ja nicht mehr, außerdem störts.“ Wieder widmete er sich ihrem Hals, bedeckte ihn mit sanften Küssen und zog Grace dabei noch enger an sich. Seufzend ließ er von ihr ab, lehnte mit geschlossenen Augen seine Stirn an ihre. Grace Hände ruhten auf seinen Schultern, auch sie hatte die Augen geschlossen und malte mit den Fingern kleine Kreise auf seine Schultern, während seine Arme locker um ihre Taillie geschlungen waren. „Die anderen warten sich schon auf uns.“ Wieder seufzte Terry, verharrte aber weiterhin in seiner Position. „Lass sie warten...“ Grace schmunzelte und im nächsten Moment zog sie sein Gesicht näher zu ihrem und versiegelte seine Lippen mit den ihren. --------- So, das war also das letzte Kapitel. :) Naja, noch nicht ganz, gibt noch nen kleinen Epilog dazu, der schon zur Hälfte fertig ist. Und jetzt geh ich essen, bevor ich hier nen halben Roman schreibe, hab nämlich hunger. :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)