A Random Love Story von Foresight ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- [Samstag; 29.12.] Leise tickten die Zeiger der kleinen Wanduhr im Badezimmer. Die Fensterscheiben waren von der enormen Wärme beschlagen und verdeckten so die Sicht auf die atemberaubende Winterlandschaft, die geheimnisvoll im Mondlicht glitzerte. Verdammt! Wie hatte sie nur in diese unsinnige, absurde Situation kommen können? Es war zum Verrücktwerden. Alles hatte mit einem gut geplanten Winterurlaub begonnen und endete scheinbar in einer riesen Katastrophe. Wieso nur hatte sie sich zu dieser Reise überreden lassen? Ok, sie selbst war Feuer und Flamme gewesen, als sie von der Idee erfuhr mit ein paar Freunden in den Winterferien in ein Skigebiet im Schwarzwald zu fahren. Wäre sie trotz allem mitgefahren, wenn sie gewusst hätte, was ihr bevorstand? Ja, wahrscheinlich schon. Schließlich war es bis jetzt ein schöner Urlaub gewesen, sah man von einigen unbedeutenden Kleinigkeiten ab. Gedankenverloren strich sie eine Haarsträhne ihres leicht gelockten schulterlangen Haares hinters Ohr, die der Achtzehnjährigen vorwitzig ins Gesicht fiel. Begonnen hatte alles an einem ganz normalen Schultag mitten im November: ****Rückblick**** Es war kalt und statt Schneefall prasselte der Regen unaufhörlich auf die Straßen und Dächer. An Weihnachten dachte bei diesem Wetter nun wirklich keiner und viele sehnten sich die warmen Jahreszeiten herbei oder, wenn es denn schon Winter sein musste, wenigstens trockenkaltes Wetter und endlich den ersten Schnee. Doch der ließ wohl lieber noch ein Weilchen auf sich warten. Grummelnd trat Grace unter das Vordach des Schulgebäudes und klappte ihren kleinen Schirm zusammen. Sie hatte nichts gegen einen sanften Sommerregen, aber dafür definitiv etwas gegen Wolkenbrüche im November. Dabei mochte sie den Herbst, zumindest seine goldenen Seiten. Aber im Moment wünschte sie sich an ein sonniges Plätzchen irgendwo an einem Strand im fernen Süden. Ein vertäumtes Seufzen entwich ihr. Nur zwei Sekunden später wechselte ihr Gesichtsausdruck von verträumt zu fröhlich strahlend. Und der Grund dafür kam auf direktem Weg auf sie zu. „Bonjour Grace. Hatten wir was in Reli auf?“ Ein etwa achtzehnjähriges Mädchen mit langen schwarzen Haaren und haselnussbraunen Augen kam ihr entgegen und die beiden umarmten sich zur Begrüßung. „Morgen Hana. Glaub schon, aber.......“ „Du hast's nich.“, beendete Hana grinsend den Satz für sie. „Jup! So sieht's aus.“ Auch Grace konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie kannte Hana jetzt gerademal eineinhalb Jahre und innerhalb kürzester Zeit waren die beiden zu unzertrennlichen Freundinnen geworden, die so ziemlich jeden Spaß mitmachten. Hanako, die zur Hälfte Japanerin war und Grace, ihres Zeichens halbe Irin, waren das Chaoten-Duo schlechthin. Man traf sie meistens zusammen an, vor allem meistens herzlich lachend. Entweder waren sie beide pünktlich oder erschienen beide zu spät zum Unterricht. Natürlich auch das zusammen. Das laute Gongen der Schulglocke unterbrach ihr Gespräch und so machten sich die beiden auf in Richtung erstem Unterrichtsfach: Doppelstunde Religion. Gelangweilt kritzelte Grace auf ihrem Arbeitsblatt rum. Nur geringfügig nahm sie wahr, was der Lehrer vorne an der Tafel erzählte. Aber was interessierte sie schon das Thema 'Christologie'? Gelangweilt ließ sie ihre smaragdgrünen Augen im Raum umherwandern und stellte schmunzelnd fest, dass auch Hana das Zeichnen auf einem leeren Blatt interessanter fand als den eigentlichen Unterricht. Eigentlich fiel es den meisten Schülern schwer, zuzuhören. Ihr Blick wanderte zurück auf ihren eigenen Zettel. Ein kleines zusammengefaltetes Stück Papier hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. In deutlich erkennbarer Jungenschrift stand 'Grace + Hana' auf dem Zettel. Neugierig enfaltete sie ihn und überflog rasch die Zeilen. Hey ihr zwei, habt ihr in den Weihnachtsferien schon was vor? Ich weiß, is ein bissel kurzfristig aber wenn nich könnten wir ja mit ein paar Leuten in den Schwarzwald fahren? Josh Nachdenklich schob sie den kleinen Brief Hana zu, die ihn ebenfalls gleich las. Die beiden warfen sich einen fragenden Blick zu und grinsten ein wenig, doch noch bevor eine von beiden etwas sagen konnte, kündigte die Schulglocke schon die Fünf-Minuten-Pause an. Kaum drei Sekunden später stand auch schon ein mittelgroßer, schlanker Junge mit schwarzen Wuschelhaaren vor ihnen und sah die Freundinnen erwartungsvoll über den Rand seiner Brillengläser an. „Und, wie sieht's aus?“ „Also vor haben wir bis jetzt noch nichts.“, ergriff Hana das Wort. Ein heiteres Lächeln machte sich in ihrem hübschen Gesicht breit. „Und ich hätte auch nichts dagegen wegzufahren. Grace? Was meinst du?“ Hm, ja das war eine gute Frage. Wollte sie mit? Ja! In ein Skigebiet? Nun, sie musste ja nicht unbedingt skifahren, oder? Ein vielsagendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Klar! Ich bin dabei!“ Dann ging alles ziemlich schnell. Im Handumdrehen hatte sich eine Gruppe von acht Leuten zusammengefunden und auch das Reiseziel stand schnell fest. Ein überschaubares Städtchen im Schwarzwald sollte es sein. Gebucht wurde eine kleines Hotel, dass Zwei- bis Vierbettzimer anbot, die neben einer eigenen Toilette auch jeweils ein kleines Badezimmer mit Dusche besaßen. Selbst die Preise waren akzeptabel und so war die ganze Gruppe schließlich kurz nach Weihnachten mit einem Busunternehmen, das die Fahrt veranstaltete, und vielen anderen Winterurlaubern in den Schwarzwald gefahren. Vor Ort wurde dann erst einmal die Zimmeraufteilung vorgenommen. Josh, der sich um die Buchung gekümmert hatte, teilte sich ein Hotelzimmer mit Mirko und Terry. Direkt gegenüber fanden Grace, Hana und Kathy ihr Quatier und das dritte Zimmer bezogen Jana und Matt. Alle waren sich einig gewesen, dass man von den beiden wohl kaum zwei Wochen völlige Abstinenz erwarten konnte. Grace und ihre beiden Freundinnen hatten nicht schlecht gestaunt, als sie ihr Zimmer bezogen. Es gab einen gemütlichen kleinen Vorraum, in dem ein kleiner Tisch, ein kleines bequem aussehendes Sofa und ein Sessel standen. Aus dem Raum führten zwei weitere Türen, Rechts lag das Bad mit Ausblick auf die Landschaft und die linke Tür führte ins Schlafzimmer. „Die Zimmer sind wirklich nicht zu bemängeln!“, hatte Kathy nach einer umfangreichen Besichtigung festgestellt und sich zufrieden in den Sessel plumpsen lassen. Hana und Grace hatten es ihr gleichgetan und es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. ****Rückblick Ende*** Ein leises Räuspern durchbrach die Stille und riss Grace aus ihren Gedanken. Doch sie ignorierte es gekonnt. Noch immer stand sie angelehnt an die Badezimmertür und blickte weiterhin stur aus dem Fenster. Dicke Schneeflocken bahnten sich inzwischen ihren Weg zur Erde und bedeckten die Landschaft mit einer weiteren weißen Schicht. Wie lange Grace nun schon so dastand und nachdachte wusste sie nicht. Aber es konnte nicht allzulang sein und als die Achtzehnjähige einen Blick auf die Uhr warf, stellte sie fest, dass sie sich gerade mal seit zehn Minuten in diesem Raum befand und vor sich hin schwieg. Sehnlichst wünschte sie sich in diesem Moment zurück auf die Party in der Stadt oder wenigstens in einen anderen Raum. Aber vielleicht war das alles ja auch nur ein Traum und wenn sie aufwachte, würde sie sich in ihrem Bett wiederfinden und Hana gleich nach dem Aufstehen von dem eben geträumten erzählen. Doch dieser Gedanke war ebenso wenig real wie die Tatsache, dass Schweine blau waren und fliegen konnten. Grace seufzte leise. Es war gerade mal Samstag. Fünf volle Tage lagen noch vor ihr. Fünf Tage, in denen so allerhand passieren konnte, leider auch solche unerwünschten Zwischenfälle wie dieser hier. Doch darüber wollte sie im Moment besser nicht nachdenken. Also ließ sie es zu, das ihre Gedanken erneut abschweiften. ****Rückblick**** Müde rieb sich Grace die Augen und zog den Kragen ihrer dicken Winterjacke ein Stück höher, als sie die Auffahrt zum Hotel entang schlenderte. Bei jedem ihrer Schritte knirschte der Schnee unter ihren Schuhen. Leise begann sie ein Winterlied zu summen und dachte noch einmal an den Abend zurück. Gemeinsam mit Hana und den anderen war sie in eine Disco in der Stadt gegangen. Dort waren sie dann auch promt über ein paar bekannte Gesichter gestolpert. Es handelte sich um eine Gruppe von fünf Jugendlichen, die im gleichen Hotel wohnten. Einige von ihnen waren zwar ganz nett, doch wenn Grace an die zickige Vanessa oder diesen ziemlich aufdringlichen Typ (dessen Name ihr gerade einfach nicht einfallen wollte) zurückdachte, war sie froh, die Party letztendlich doch verlassen zu haben. Josh und Terry, von denen sie den ganzen Abend so gut wie gar nichts gehört oder gesehen hatte, waren schon seit einer halben Stunde verschwunden. Aber wahrscheinlich hatten sich die beiden nur abgeseilt und mit Vanessa und ihren Freunden weitergezogen. Vielleicht waren sie aber auch mit ein paar Mädchen für ein kleines Schäferstündchen... nein, soweit wollte sie gar nicht denken. Josh war nicht der Typ für so etwas und Terry? Nun... sie traute es ihm durchaus zu. Aber eigentlich ging sie das nichts an und es sollte ihr auch nichts ausmachen. Nur seltsamerweise war das nicht der Fall. Was war nur los mit ihr? Schon in der Disco war sie irgendwie... angefressen und wusste nicht wieso. Dabei hatte der Abend so gut begonnen. Die Stimmung war super und ihre Laune anfangs auch. Warum also dieser plötzlicher Stimmungsumschwung? Lag es an Vanessa und der Art wie sie sich ständig an Terry's Arm gehängt hatte? Nein, sicher nicht! Das war lächerlich. Verärgert schüttelte Grace den Kopf und schob ihre absurden Gedankengänge auf das letzte Glas Sekt, das wohl zu viel des Guten gewesen war. Tief sog sie die kalte Nachtluft ein. Nach ein paar Stunden Schlaf war sie sicher wieder Herr ihrer Gedanken. Ein Gähnen unterdrückend betrat sie das Hotel und stieg die Treppenstufen zum Zimmer 68 empor. Sie und eifersüchtig wegen Terry? Niemals! Die Sache mit Terry lag nun schon fast zwei Jahre zurück. Es war nicht mehr als eine kurze Romanze gewesen, die endete bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Warum sie sich damals auf ihn eingelassen hatte, konnte sich die Achtzehnjhärige bis heute nicht erklären. Vielleicht lag es am Alkohol, der auf der Party damals reichlich floss, oder am Frust der letzten gescheiterten Beziehung und der Art, wie er sich um sie bemüht hatte. Sie wusste es nicht. Alles, an das sich Grace erinnerte, war die Tatsache, dass beide dem Alkohol ziemlich zugesprochen hatten und sie die Nacht bei oder besser gesagt mit Terry verbracht hatte. Das Ende dieser sehr kurzen Liason war schließlich ein heftiger Streit und vollständige Funkstille. Wenn sie nun so darüber nachdachte, waren die Gründe dafür eigentlich ziemlich kindisch. Verärgert schüttelte Grace den Kopf. Inzwischen verstanden sie sich doch wieder ganz gut. Warum also dachte sie gerade jetzt daran? Es wird wohl doch der Alkohol sein, dachte sie im Stillen. In Gedanken versunken fischte sie den Zimmerschlüssel aus ihrer Tasche und öffnete mit einem leisen 'Klick' die Tür. Es war dunkel im Raum und auch Grace war zu faul das Licht anzuknipsen. Sie warf ihre Jacke unachtsam aufs Sofa, aber nicht ohne sich vorher ihr Handy in die Hosentasche zu stecken. Gemächlich tapste sie zum Bad und griff nach der Türklinke. Doch bevor sie diese mit der Hand erreichte, wurde die Tür geöffnet und mit einem Mal weiteten sich ihre Augen erschrocken. „T-Terry...? Was machst du in unserem Zimmer? Und vor allem...was machst du bitteschön in unserem Bad?!“ Verblüfft und verärgert zugleich sah sie dem Jungen ins Gesicht. Doch noch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, hörte man vom Flur ausgelassene Stimmen. „Also wenn sie hier nicht ist, dann weiß ich auch nicht!“ Die Stimme gehörte eindeutig einem Mädchen. Es war Kathy, da gab es keinen Zweifel. Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und langsam umgedreht. Dann meldete sich eine zweite Stimme. „Wenn nicht, wird sie wohl doch noch auf der Party sein. Naja, wir werden sie schon finden. Außerdem seit ihr ja wie wir noch ein paar Tage hier.“ Das konnte doch nicht wahr sein! Das war eindeutig dieser seltsame Freund von Vanessa, der Hana und Grace in der Disco ständig belagert hatte. Was zum Teufel wollte der hier? Grace wurde noch eine Spur blasser im Gesicht als sie an diesem Abend ohnehin schon war. Sie musste wohl einen ziemlich panischen Gesichtsausdruck aufgesetzt haben, denn im nächsten Moment wurde sie am Handgelenk gepackt und ins Bad gezogen. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss, das Licht im Raum erlosch und etwas metallisches landete mit einem leisen, dumpfen Aufprall auf dem Teppichboden außerhalb des Badezimmers. Gerade noch rechtzeitig, denn nur wenige Sekunden später vernahm man ein Anknipsen des Lichtes und der kleine Türspalt am Boden bildete eine helle Linie. Gedämpfte Schritte hallten auf dem Teppich wieder. „Grace? Bist du da?“ Dumme Frage! Natürlich war sie da, aber sie war keinesfalls lebensmüde. Die Situation war schon zweideutig genug und sie wollte diesem Typ ganz sicher kein weiteres Mal an diesem Abend begegnen. Also blieb sie stumm und auch Terry, der unmittelbar vor ihr stehen musste, schwieg vor sich hin. „Sie scheint nicht hier zu sein. Seltsam... und ich war mir sicher vorhin etwas gehört zu haben.“ Kathy musste wohl direkt vor der Zimmertür stehen, denn ihre Stimme schien aus nächster Nähe zu kommen. Sowohl Grace als auch Terry hielten den Atem an. Doch die Tür blieb verschlossen und sollte dies für die beiden auch vorerst eine ganze Weile bleiben, denn kaum hatte Kathy ihre Worte auspesprochen, wurde der Schlüssel von außen ins Schloss gesteckt und umgedreht. Die Schritte entfernten sich, das Licht wurde ausgeschaltet und die Zimmertür verschlossen. Nach zwei weitern scheinbar unendlich langen Minuten hatte sich Grace endlich wieder gefangen und tastete nach dem Lichtschalter. Doch Terry war schneller. „Oh man! Das war verdammt knapp!“ Er grinste , doch Grace brachte nicht mehr als ein Nicken zu stande. Die beiden standen sich gegenüber. Sie mit dem Rücken an der Tür und er die Hand auf der Klinke. Fragend sah sie ihn nun an. „Ah ja, du wartest wohl noch auf meine Erklärung“ Etwas verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. „Nun, Josh und ich waren noch kurz mit Vanessa und ihren Freunden unterwegs. Die wollten auf ihren Zimmern noch ein bisschen feiern...“ Also doch, schoss es Grace durch den Kopf, aber sie ließ sich nichts anmerken und hörte weiterhin aufmerksam zu. „...aber irgendwie war's ziemlich langweilig. Wir haben uns dann in unser eigenes Zimmer verzogen. Josh ist dann gleich in die Dusche gestiegen und weil er immer ne halbe Ewigkeit braucht, hab' ich gedacht ich benutz' euer Bad. Hanna war so freundlich mir mal eben aufzuschließen.“ „Ahso.“ Grace wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen. Das war dann wohl auch der Grund, warum Hana kurzzeitig verschwunden war. Warmer Wasserdampf erfüllte den Raum und ließ Grace auf etwas aufmerksam werden, dass sie bis eben noch nicht richtig registriert hatte. Terry stand noch immer dicht vor ihr. Einzelne Wassertropfen perlten von seiner Haut ab und seine vom Handtuch verwuschelten Haare waren noch immer feucht. Erst jetzt wurde sie sich der peinlichen Situation bewusst. Grace merkte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und sie tat das Einzige, zu dem sie momentan fähig war: Sie holte aus und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige. ****Rückblick Ende**** --------------------------------------- An dieser Stelle eine kurze Wortmeldung :p. Ich hoffe es hat euch bis hierher gefallen. Wer sich an den langen Rückblicken stört, den kann ich beruhigen: in den nächsten 4 Kapiteln sind keine Rückblicke enthalten und eigentlich auch keine weiteren in Planung. *g* Wer Fehler findet, darf sie behalten ;) Oder mir Bescheid sagen, dann korrigier ichs schnell XP Also dann cui ^^ Chimizu Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- [Samstag; 29.12.] Einzig das leise Ticken der kleinen Wanduhr durchbrach die drückende Stille. Grace stand unverändert an der verschlossenen Tür und hatte sich, die innere Anspannung verbergend, gegen deren stabilen Holz gelehnt. Den Kopf demonstrativ dem Fenster zugewand, ließ sie den Abend revue passieren. Sie wusste noch nicht einmal, weshalb sie vor wenigen Minuten so überreagiert hatte. Schließlich konnte Terry auch nichts für ihre momentane Lage und musste sich ebenso wie sie mit der Situation abfinden. Aber vielleicht war das alles ja nur ein schlechter Traum und wenn sie am Morgen aufwachte, würde sie mit Hana darüber lachen. Resigniert seufzend schloss sie für einen kurzen Moment die Augen. Allmählich fiel der Ärger von ihr ab und endlich gelang es Grace, ihren Blick vom Fenster abzuwenden und Terry anzusehen. Schon vor geraumer Zeit hatte er ihr gegenüber auf dem Rand der Dusche platzgenommen und sah sie nun aufmerksam aus seinen meerblauen Augen an. Das kurze, dunkelbraune Haar war verwuschelt und vereinzelte Strähnen fielen ihm vorwitzig ins Gesicht, dessen markante Züge sich tief in Grace' Gedächtnis gebrannt hatten. Seine linke Wange wies eine leichte Rötung auf und für einen kurzen Moment meldete sich Grace' schlechtes Gewissen zu Wort, das die Halbirin jedoch gekonnt ignorierte. Stattdesen ließ sie ihren Blick so rasch und unauffällig wie möglich über seinen sportlichen Körper huschen, der noch immer von einer leichten Sommerbräune überzogen war. Grace musste schlucken. Einmal mehr wurde sie sich der Wirkung seiner Ausstrahlung bewusst. Sie biss sich auf die Unterlippe. Terry war attraktiv, das konnte sie nicht leugnen und sein Charakter war auch nicht unbedingt der schlechteste. Terry konnte zwar ganz schön arrogant sein, aber auch er hatte seine guten Seiten. Vielleicht war es gerade diese Mischung aus Arroganz und liebevollem Handeln, die Grace so an ihm mochte. Alles an ihm schien sie magisch anzuziehen und diese Erkenntnis trug nicht gerade zur Besserung ihrer momentanen Situation bei. Nein, es machte das Ganze sogar noch komplizierter als es ohnehin schon war. Jeder normale Mensch würde sich jetzt fragen, was denn nun eigentlich so schlimm an dieser Situation war. Man konnte zwar nicht unbedingt von Alltag sprechen, wenn zwei Menschen verschiedenen Geschlechts – die sich scheinbar noch nicht einmal besonders gut leiden konnten – alleine in einem Badezimmer eingesperrt waren, aber Grace' Sicht der Dinge klang wohl für jeden eher lächerliich. Nun, sie war aber nun mal nicht normal und dass es sich bei der betreffenden Person um ihren Mitschüler handelte, der nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet war, machte das Ganze wirklich nicht einfacher! „Na, so interessant?“ Terry waren die musternden Blicke der Halbirin nicht entgangen und nun zierte ein freches Grinsen seine schmalen Lippen. Sofort bildete sich ein leichter Rotschimmer auf Grace' Wangen. Sie fühlte sich ertappt, doch anstatt zu antworten zog sie zunächst nur eine Augenbraue in die Höhe und atmete tief durch. Die plötzliche Wärme, die sich mit rasender Geschwindigkeit in ihrem Körper ausbreitete, schob Grace auf den Alkohol, dem sie an diesem Abend wohl doch etwas zu viel zugesprochen hatte. Oder war es doch Terry, der sie zusehendst aus der Ruhe brachte? Terry selbst war bedeutend ruhiger als Grace. Ohne seine Augen auch nur für einen kurzen Moment von ihrer schlanken Gestalt abzuwenden, lehnte er sich mit dem Oberkörper nach vorne und stützte sich mit den Ellebogen auf seinen Beinen ab. Mit unter seinem Kinn verschränkten Fingern saß er da und beobachtete jede ihrer Bewegungen aufs Genauste. Die plötzliche Verlegenheit der Halbirin ließ ihn schmunzeln. Eigentlich hatte sie keinen Grund dazu, schließlich gab es nichts, was die beiden nicht schon voneinander gesehen hätten. Abgesehen davon verstanden sich die beiden mittlerweile sogar wieder ganz gut. Zumindest war das bis vor kurzem noch so gewesen. Aus einem für ihn unerklärlichen Grund entzog sie sich ihm und vermied es regelrecht mit ihm alleine zu sein. Im Moment war dies jedoch unumgänglich und es war unwahrscheinlich, dass einer der anderen vor vier Uhr wieder im Hotel sein würde. Die Zeiger der kleinen Wanduhr standen auf zwei Uhr. Terrys Grinsen verwandelte sich in ein leises Schmunzeln. Was wollte Grace jetzt also tun? Nun, er hatte jetzt ja gut zwei Stunden um es herauszufinden. Er genoss es schon jetzt Grace aus der Reserve zu locken. Lässig lehnte sich Terry zurück und unterzog das schlanke Mädchen vor ihm nun ebenfalls einer genauen Musterung. Grace war gute zehn Zentimeter kleiner als er selbst. Sie trug eine dunkle Jeans, die sich seiner Meinung nach perfekt an ihren Körper anschmiegte, und ein schwarzes Triangel-Top, das nicht zu viel und nicht zu wenig offenbarte. Ihre rotbraunen Haare fielen ihr offen auf die Schultern und an ihren Ohren glänzten kleine, silberne Ohrstecker. Mit herausforderndem Blick und vor der Brust verschränkten Armen stand sie da und endlich öffnete sie ihre feingeschwungenen Lippen um zu einer Antwort anzusetzen. „Ich habe mich nur gerade gefragt, warum die Mädels so scharf auf dich sind. Um ehrlich zu sein kann ich das gar nicht verstehen!“ Ok, das war gerade wohl eine glatte Lüge, aber Grace sagte es mit einer Ernsthaftigkeit, die alle Zweifel beiseite schob. Doch Terry quittierte ihre Aussage nur mit einem vielsagenden Lächeln. „Das müsstest du doch am besten wissen!“ Das 'Spiel' hatte also begonnen. Dieser Versuch des Kräftemessens war so typisch für sie. Grace ließ sich ihren Ärger nicht anmerken und setzte ein kaltes Lächeln auf, das so gar nicht zu ihrer sonst so friedlichen Art passen wollte. „Gerade deswegen kann ich das Verhalten dieser aufgescheuchten Hühner nicht nachvollziehen!“ Als ob sie dem eben gesagten Nachdruck verleihen wollte, zuckte sie nur mit den Schultern. Schweigend sahen sie sich an. Lässige Körperhaltung, angespannte Atmosphäre. Sie hatte sich verändert, das musste er zugeben. Sie war nicht mehr das liebe, anschmiegsame Mädchen von vor zwei Jahren. Doch ihre ablehnende Haltung ihm gegenüber entlockte Terry nur ein amüsiertes Lächeln. Sie gefiel ihm so sogar noch besser. Wie gut, dass sie nicht wusste, was ihm gerade durch den Kopf schoss. Sie würde wohl mit größter Wahrscheinlichkeit auf der Stelle die Flucht ergreifen. „Herr Gott noch mal! Jetzt zieh dir endlich was an!“ Genervt verdrehte Grace die Augen. Perplex sah Terry sie an. Doch sie hatte bereits die Augen geschlossen und die Lippen zu einem süffisanten Grinsen verzogen. „Nicht, dass du dir noch was abfrierst!“ „Hmhm..“ In aller Ruhe angelte sich Terry seine Boxershorts und zog sie über. Grace ließ er dabei nicht aus den Augen. „Nett von dir, dass du dich so um mich sorgst.“ Leise glitt das nasse Handtuch zu Boden. „Du kannst die Augen wieder aufmachen!“ Grace, die es bis eben bevorzugt hatte zu schweigen, öffnete nun die Augen. „Könnte es nicht sein, dass du einfach nur eifersüchtig auf die ganzen Mädels bist?“, nahm er das Gespräch wieder auf. Wie erhofft sprang Grace sogleich auf seine Unterstellung an und das kleine Wortgefecht ging in die nächste Runde. „Eifersüchtig?“ Grace musste sich ein Lachen verkneifen. „Und worauf bitteschön?“ Herausfordernd sah sie ihn an. Als Antwort erhielt sie ledigleich ein vielsagendes Lächeln. Terry stand auf. Sehr langsam, den Blick fest auf sie gerichtet, kam er einige Schritte näher. Sofort verspannte sich Grace. Sie wusste nicht was er vorhatte, aber sie machte sich vorsichtshalber auf alles gefasst. Ihre smaragdgrünen Augen funkelten ihm warnend entgegen. Es war eine stille Drohung, die er zwar wahr aber nicht besonders ernst nahm. Grace wurde nervös. Was um alles in der Welt hatte er vor? Eine leise Vorahnung stieg in ihr auf. Dann stand er mit einem Mal vor ihr. Terry war ihr so verdammt nahe, dass sie seinen heißen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Lässig stützte er sich mit einer Hand neben ihrem Kopf an der Tür ab und beugte sich noch ein Stück weiter zu ihr hinunter. „Was soll das werden?“ Ihre Stimme war ruhig, doch der Ärger und die leichte Nervosität waren deutlich herauszuhören. „Herausforderungen nehme ich immer an ... und genau das hast du doch gerade getan.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern und jagte ihr einen angenehm warmen Schauer über den Rücken. „Was glaubst du also werde ich nun tun?“ Mit der rechten Hand angelte er sich eine dünne Haarsträhne und drehte sie spielerisch zwischen den Fingern. „I-ich... Woher soll ich das wissen?! Ich befass mich doch nicht mit deiner Psyche!“ In einem letzten Versuch ihre plötzliche Unsicherheit zu überspielen, blickte sie Terry trotzig entgegen. Als sie jedoch ein leises Lachen an ihrem Ohr vernahm, wusste Grace, dass sie soeben den Sieg in seine Hände gelegt hatte. Mit einer Hand umfasste Terry ihre Taillie und zog sie näher an sich heran, die andere Hand wanderte in ihren Nacken und begann sanft auf- und abzustreichen. Reflexartig legte Grace abwehrend ihre Hände auf seine muskulöse Brust, wissend, dass es bereits zu spät war. Bedächtig verteilte er flüchtige Küsse auf ihrem Hals. Es waren kurze Berührungen, nicht mehr als ein Windhauch und doch konnte Grace nicht verhindern, dass sich eine wohlige Wärme in ihrem Körper ausbreitete. Noch immer kämpfte in ihrem Inneren der Konflikt zwischen Verstand und Gefühl, Abweisung und Hingabe. Es war in ihren Augen nicht richtig und trotzdem genoss sie es, als er sich ihrem Mund widmete und ihre schlanke Gestalt noch ein wenig näher an sich zog. Lockend strich seine Zunge über ihre Unterlippe. Zum Teufel mit dem Verstand! In diesem Moment war ihr einfach alles egal, wer er war, wo sie waren und vor allem was sie taten. Grace gab den Lockungen seiner Berührungen nach und schlang die Arme um seinen Hals, ehe sie in einem leidenschaftlichen Kuss versanken. Begierig sog er ihren Duft ein, als er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge verbarg. „...Grace...“ Heißer flüsterte er ihren Namen. Ihre Berührungen brannten wie Feuer auf seiner nackten Haut und steigerten sein Verlangen nur noch mehr. Mit einer Hand hielt er den Mädchenkörper fest umschlungen und die andere wanderte lasziv an ihrer linken Seite nach oben und schob sich dabei unter ihr Shirt. Grace ließ nur ein leises „hmmm?“ vernehmen. Doch auch sie war nicht untätig. Sanft wanderten ihre Hände Terrys Rücken hinunter bis zu seinem Po und glitten langsam noch ein wenig tiefer in seinen Schritt. Einen kurzes, lustvolles Aufstöhnen war die Antwort auf ihr Handeln. Die Hitze, die in beiden Körpern aufkam benebelte ihre Sinne und ließ sie ihre Umgebung vollkommen vergessen. „Grace...ich will dich!“, flüsterte er ihr heißer stöhnend ins Ohr und wie zur Bestätigung legte er seine Lippen an ihren Hals, begann sanft zu saugen und raubte ihr fast den Verstand. Seine Worte schienen von weit her zu kommen und hallten in ihrem Kopf wieder, ebenso wie das lauter werdende Piepsen ihres Handys. „Handy?“, wiederholte sie murmelnd und drückte Terry irritiert von sich. Nur langsam klärten sich ihre Gedanken als sie den piepsenden Störenfried aus ihrer Hosentasche zog und versuchte den Namen auf dem kleinen Display wahrzunehmen. Terry, der nicht nur irritiert, sondern auch verärgert über den störenden Anruf war, beugte sich zu Grace herab, um ihre Lippen, die kurze Unterbrechung ignorierend, erneut mit seinen zu verschließen. Doch Grace legte ihm -zu seinem Unmut- lediglich einen Finger auf die Lippen und schüttelte kurz den Kopf, ehe sie den Anruf, nicht ohne vorher tief durchzuatmen, entgegen nahm. Wer auch immer dieser Störenfried sein mochte, in diesem Moment wünschte Terry ihn einfach nur noch zum Mond. „Ja? Hana?“ Sofort ging Terry auf Abstand. Hana! Na Prima! Das konnte dauern! Frustriert fuhr er sich durch sein schokobraunes Haar und wandte Grace den Rücken zu. Was er jetzt brauchte war ein wenig Abstand und eine Abkühlung. Es fiel ihr schwer, mir ruhiger Stimme zu sprechen und so begnügte sie sich vorerst damit Hanas ausführlichem Bericht über ihre Suche nach ihr zuzuhören. Doch selbst damit tat sich die Halbirin schon schwer, denn ihr Blick wanderte immer wieder zu Terry, der gerade im Begriff war sich anzuziehen. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und das war wahrscheinlich auch besser so. Grace schloss die Augen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Was wäre wohl geschehen, wenn Hana nicht angerufen hätte? Wäre es zu einem weiteren One-Night-Stand mit Terry ausgeartet? »Grace?« Hier in diesem... Nein! Sie hätten sich sicherlich rechtzeitig wieder gefangen und dem ganzen ein Ende bereitet. Und was wenn nicht? »Bist du noch dran?« Schlagartig stieg ihr die Röte ins Gesicht. Besser sie verfolgte diesen Gedanken gar nicht erst weiter. Sie würde einfach so tun, als sei nichts gewesen. Genau wie Terry, für ihn war es sicherlich auch nur ein Spiel, so wie damals. Die Situation war der von damals jedenfalls nicht unähnlich. Sie seufzte. Es hatte sich rein gar nichts geändert. »Grace!!! Hörst du mir überhaupt zu? Wo bist du?« Erst jetzt drang Hanas besorgte Stimme wieder an ihr Ohr. Mist! Jetzt hatte sie doch fast vergessen, dass sie noch immer mit ihrer Freundin telefonierte. „T-tut mir leid. Ich bin noch da.“ Vom anderen Ende der Leitung war ein erleichtertes Ausatmen zu vernehmen. »Und wo genau bist du?« „Ich bin auf unserem Zimmer...“ »Aha, ok. Aber Kathy war doch vor ner halben Stunde da und meinte du wärst nicht dagewesen. Naja, egal. Hast du zufällig Terry gesehen? Der ist nämlich auch verschwunden.« Volltreffer! Genau ins Schwarze! Aber das konnte Hana schlecht wissen. Verstohlen schielte die Halbirin zu Terry hinüber, der es sich grummelnd auf dem Boden gemütlich gemacht hatte und sie nach wie vor keines Blickes würdigte. Irgendwie tat es weh, aber wieso? „Das ist eine längere Geschichte...erzähl ich dir nachher, jedenfalls...Terry ist hier. Wir...wir sind im Badezimmer eingeschlossen. Kön-“ Schallendes Gelächter drang durch das Handy. »Ihr seid was? Naaaa, war da etwa jemand unanständig?« Erneut färbten sich ihre Wangen in einem gesunden Rot, aber in ihrer Stimme schwang eindeutig Ärger mit. „Hana bitte! Kannst du uns hier rausholen? Und kein Wort zu den anderen!“ Hana war der plötzliche Stimmungsumschwung ihrer Freundin keinesfalls entgangen. Irgendetwas schien vorgefallen zu sein, ansonsten hätte Grace doch nie so verärgert auf diese kleine, als Scherz gemeinte, Anspielung reagiert. Besorgt zog sie die Augenbrauen nach oben. „Ok, ich bin spätestens in fünfzehn Minuten bei euch.“ »Danke, bis gleich« gab Grace mit müder Stimme von sich, ehe das Gespräch mit einem leisen 'klick' endete. Schnell ließ Hana ihr Handy in der Tasche verschwinden und verließ die Toilette der Disco, auf die sie sich zum Telefonieren zurückgezogen hatte. Mit eiligen Schritten kehrte sie zu ihren Freunden an den Tisch zurück und erklärte mit knappen Worten sie habe Grace erreicht und würde zu ihr gehen und dass sie sich ruhig noch Zeit lassen könnten bis sie ebenfalls zurückkämen. Und wie versprochen stand sie eine Viertelstunde später im Zimmer der Mädchen vor der Badezimmertür und schloss auf. Kaum hatte Hana die Tür geöffnet, ging Terry auch schon mit einem gemurmelten 'Gute Nacht' an den beiden Mädchen vorbei und ließ die Freundinnen allein zurück. Mit fragendem Blick drehte sich Hana zu Grace um, als diese ihr auch schon dankend um den Hals fiel. „Du hast mich gerade vor einer großen Dummheit bewahrt.“ Verblüfft erwiderte Hana die Umarmung. „Große Dummheit? Wie darf ich das denn jetzt verstehen?“ „Naja...du lagst da vorhin gar nich mal so falsch...“, gab Grace, das aufkommende Kribbeln im Bauch ignorierend, kleinlaut zu. „Was???“ Erschrocken schob sie Grace auf armeslänge von sich. Kurzerhand zog sie Grace mit in den kleinen Vorraum des Zimmers, wo sie sich auf dem Sofa niederließen. „Erzähl!“ Unschlüssig schnappte sich Grace ein Kissen und umarmte es. Hana entging nicht, dass ihre Freundin versuchte damit nur Zeit zu schinden um ihre Gedanken ordnen zu können. Doch dann kam Grace Hanas Aufforderung nach. Und bei jedem ihrer Worte wurde Hanas Grinsen eine Spur breiter. Ihre leise Vorahnung schien sich tatsächlich zu bestätigen. --------------------------------------- Soooo *hust* Wie hat's euch gefallen? XD Tja, wenn Hana mit dem Handy nicht gewesen wäre....wer weiß, wer weiß. Bis zum nächsten Kappi dann XDDD Cui Chimizu P.S.: Ist jemand an ner kurzen Charabeschreibung interessiert? Würde dann allerdings eher so ne grobe Übersicht werden. :p Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- [Sonntag; 30.12.] Fröstelnd kuschelte sich Grace tiefer in die wärmende Decke. Durch die geschlossene Tür drangen gedämpfte Stimmen an ihr Ohr. Schritte wurden laut und kurz darauf riss sie ein Klopfen aus dem Halbschlaf, das in ihrem Kopf noch um einiges lauter wiederhallte, als es eigentlich war. Wer auch immer der Störenfried sein mochte, der Blitz sollte ihn treffen! Grummelnd setzte sich Grace auf und rieb sich das letzte bisschen Schlaf aus den Augen. In diesem Moment betrat Hana das gemeinsame Zimmer und warf ihr gutgelaunt ein fröhliches 'Guten Morgen' entgegen. „Dieser Morgen ist alles andere als gut!“, murrte Grace. Sie hatte die Beine angewinkelt und blickte stirnrunzelnd zum Wecker. Halb zehn. Eigentlich hatte sie damit gerechnet länger zu schlafen. Unbewusst fasste sie sich an den leicht schmerzenden Kopf. „Kopfschmerzen?“ Grace nickte. „Kein Wunder!“ Hana fing sich einen fragenden Blick ein. „Na, bei dem was du gestern getrunken hast! Hatte das vielleicht mit dem plötzlichen Verschwinden einer gewissen Person zu tun?“, neckte sie ihre Freundin weiter, die inzwischen nach ihrem Kissen gegriffen hatte und es Hana entgegen schleuderte. Diese sprang jedoch schnell genug lachend auf und fing das Kissen ab. „Von wegen!“ Beleidigt zog Grace eine Schnute. „Das hat überhaupt nichts mit IHM zu tun! Ich hab halt ein oder zwei Gläschen zu viel getrunken...“ „Ja, klar! Wir gehen schon mal runter frühstücken. Also beeil dich mal ein bisschen!“ Schelmisch grinste Hana sie an und warf ihr das Kissen wieder zu, ehe sie mit Kathy das Zimmer verließ. Einen kurzen Moment zog Grace es in Erwägung, einfach liegen zu bleiben, doch sie entschied sich dagegen und tapste müde in Richtung Bad. Zehn Minuten später betrat Grace den großen Speisesaal. Zielstrebig steuerte sie einen Tisch am Fenster an, den die kleine Gruppe zu ihrem Stammplatz auserkoren hatte. Innerlich aufatmend, dass Terry durch Abwesenheit glänzte, ließ sich Grace auf den freien Stuhl neben Hana fallen und griff sogleich nach der Kaffeekanne, während sie den anderen einen guten Morgen wünschte. Ihre drei Freundinnen waren gerade dabei den vergangenen Abend revue passieren zu lassen und Matt biss gelangweilt in sein Nutellabrot. Grace zog es jedoch vor schweigend ihren Kaffee, in den sie eine ordentliche Portion Milch gekippt hatte, zu genießen und so fuhr sie erschrocken zusammen, als Kathy sie unerwartet ansprach. „Sag mal Grace, wohin warst du gestern eigentlich so plötzlich verschwunden? Wir haben dich schon gesucht!“ Neugierig sah das Mädchen sie an und auch die interesierten Blicke Janas und Matts lagen auf ihrer shlanken Gestalt. Nun musste ganz schnell eine Ausrede her! „Wer weiß, vielleicht hat sie sich ja einen schmucken Kerl geangelt...“, gab Jana ihre Vermutung breit grinsend zum besten. Um etwas Zeit zu schinden trank Grace erneut einen Schluck Kaffee - „.. und die zwei haben ein kleines Schäferstündchen abgehalten. Kennen wir ihn etwa? Du warst schließlich nicht als einzige verschwunden!“ - und hätte sich beinahe daran verschluckt. „Nein, ich war spazieren...“, war ihre knappe Antwort. Etwas besseres fiel ihr auf die Schnelle nicht ein. „... und dann hab ich mich ins Bett gelegt. Naja, ich war hundemüde.“ Grace zwang sich zu einem Lächeln und tauschte unbemerkt einen vielsagenden Blick mit Hana. Enttäuscht, dass Grace keine Bettgeschichte zum Besten geben würde, wandte sich Jana wieder ihrem Brötchen zu. „Wie langweilig! Du hast doch keinen Freund, was hindert dich also daran? Und selbst wenn, so ein kleines Abenteuer zwischendurch...“ Dass ihr Freund direkt neben ihr saß und jedes einzelne Wort mithörte, schien Jana herzlich wenig zu interessieren. Dieser verzog auch gleich verärgert das Gesicht. „Soso! Na hoffentlich kommst du mir da nicht auf dumme Gedanken!“ Sofort hatte Jana ihre Arme um seinen Nacken geschlungen und sah ihm verliebt in die Augen. „Aber Mattischatz, du weißt doch, das ich dich nie betrügen würde! Nicht mal im Geiste! Ich liebe dich doch über alles, mein Bärchen!“, versicherte sie ihm mit zuckersüßer Stimme und schmiegte sich eng an ihn. „Das will ich doch hoffen!“ Matt grinste zufrieden und die beiden versanken in einem versöhnlichen Kuss. Genervt verdrehte Grace die Augen. Die zwei waren schon ein Fall für sich. Jana war ihrem Matt wirklich hoffnungslos verfallen und was ihre gelegentlichen Sprüche über One-Night-Stands und Seitensprünge angingen, nun, die nahm man besser nicht allzu ernst. Ihr Blick wanderte zu Hana, die ebenfalls die Augen verdrehte und gerade dabei war sich einen Kicheranfall zu verkneifen. Dass Kathy Grace schon die ganze Zeit über skeptische Blicke zuwarf, bemerkte jedoch keiner von ihnen. „Sieht ganz so aus, als wären wir drei heute Morgen die Letzten, was?“ Ruckartig wandten sich alle Köpfe in die Richtung, aus der die Stimme kam und erblickten einen sich verlegen am Kopf kratzenden Mirko. Dicht hinter dem Blondhaarigen standen Josh und – zu Grace' Leidwesen- Terry. Mit einem gegrummelten 'Morgen' drehte sie sich wieder in ihre ursprüngliche Sitzposition und widmete sich ihrem Kaffee. „Oha, da haben wir wohl einen Morgenmuffel! Schlecht geschlafen?“ Freundschaftlich legte Josh ihr eine Hand auf die Schulter, ehe er sich neben Terry und Mirko setzte. „Doch schon.“ War alles, was Grace dazu sagte, wobei sie es weiterhin vermied Terry auch nur anzusehen. „Na, wahrscheinlich liegt's am gestrigen Alkoholkonsum.“ Schelmisch grinste Mirko in die Runde. „Wo wir schon beim Thema sind...mein Schädel brummt als würde eine Horde Elefanten da drin nen Quickstep tanzen!“ Übertrieben verzog er das Gesicht und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken, wodurch er den anderen ein Lachen entlockte. „Selbst schuld! Was trinkst du auch so viel?“ Tadelnd sah Matt ihn an und schob Mirko eine Kopfschmerztablette entgegen. Matt selbst trank – außer zu besonderen Anlässen- nie Alkohol. Da er aber seine Freunde nur zu gut kannte, hatte er immer ein paar Aspirin für sie in der Hosentasche, wenn es mal wieder auf Kneipentour ging. „Hey! Ich war nich dicht, falls du darauf hinaus willst!“ Entrüstet und unter dem amüsierten Lachen der anderen griff er nach der Tablette. „Es hat eben nich jeder das Glück, nach einer solchen Party kopfschmerzrei durch's Leben zu wandern!“ Dabei schielte er auffällig zu Josh und Terry hinüber, die ihn nur breit angrinsten. „Mal was anderes, ...was steht heute eigentlich auf dem Plan?“, meldete sich nun auch Terry zu Wort. Fragend sah er in die Runde, wobei sein Blick für einige Sekunden auf Grace ruhte, die diesen feindselig erwiderte. Den Rest des Frühstücks verbrachten sie mit der Tagesplanung. Mirko diskutierte trotz seiner nur langsam abflauenden Kopfschmerzen munter mit. Jana hatte nur Augen für Matt und warf lediglich ein „wir könnten ja shoppen gehen“ ein. Matt schien ohnehin bereits seine eigenen Pläne für den Tag gemacht zu haben, denn er beteiligte sich keinesfalls am Gespräch. Auch Grace hatte es vorgezogen weiterhin zu schweigen und so war die Planung an den restlichen Vieren hängen geblieben. Nach langen Diskussionen hatte sich die Gruppe endlich geeinigt. Fürs erste sollte es auf die Skipiste gehen. Selbst Jana und Matt, die sich eigentlich auf die faule Haut hatten legen wollen, schlossen sich der Entscheidung an. Irgendwann hatte Josh mit einem Blick auf die Uhr erschrocken festgestellt, dass es bereits elf Uhr war und zur Eile gedrängt, da die Pisten mit großer Wahrscheinlichkeit schon um diese Zeit ziemlich voll waren und es sicher nicht weniger werden würden. Außerdem mussten sie noch eine halbe Stunde mit dem Bus fahren, ehe sie sich dem Skifahren widmen konnten. Und wie so oft hatte Josh auch dieses Mal Recht behalten. Auf den Skipisten tummelten sich unzählige Menschen und mit den Bussen kamen noch einige mehr. Schnellstmöglich hatte sich auch die kleine Gruppe in die lange Schlange am Skilift eingereiht. Immerhin wollten sie alle die Zeit so gut es ging nutzen. Vor allem die Jungs konnten es kaum erwarten die Piste runter zu düsen und sich dabei ein kleines Wettrennen zu liefern. Mittlerweile war es drei Uhr mittags. Die Sonne verschwand mehr und mehr hinter dichten grauen Schneewolken. Doch die Skiurlauber ließen sich dadurch scheinbar nicht weiter stören, denn die Pisten waren noch genauso gut besucht, wie ein paar Stunden zuvor. Grace und Hana hatten sich zum Aprés Ski in eine der Gaststätten am Fuße der Skipisten abgeseilt und wärmten sich bei einem Glas heißem Glühwein auf, während ihre Freunde noch draußen im Schnee umhertollten. Nun standen die beiden dicht beieinander um die Worte des jeweils anderen trotz der lauten Musik verstehen zu können. „Mehr als ein Glas darf ich nicht trinken. Glühwein vertag ich irgendwie nicht.“ Grace verzog das Gesicht und sah misstrauisch das Glas in ihrer Hand an. „Ich auch nich.“, gab Hana grinsend zu. „Aber er wärmt so schön! ... Hast du eigentlich schon mit Terry wegen der Sache gestern Abend geredet?“ Entgeistert sah Grace sie an. „Mit ihm darüber reden?“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Auf keinen Fall. Wir haben gestern beide einen über'n Durst getrunken. Glaub mir, im nüchteren Zustand wäre es nie so weit gekommen!“ Hana sah sie einen Moment nachdenklich an, grinste dann aber wissend. „Ja klar! Davon bin ich ehrlich überzeugt!“ „Ich mein es ernst!“ Verärgert sah sie Hana an, die jedoch weiterhin vor sich hingrinste. „Hana... mal im Ernst, das wäre genauso wie-“ Grace zuckte heftig zusammen und zog reflexartig ihre Schultern hoch. Eiskalte Finger hatten sich blitzschnell unter ihren Jackenkragen geschoben und sich sacht in ihren Nacken gedrückt. „Was zum-?“ Hastig sah sie zur Seite. Terrys schmunzelndes Gesicht tauchte dicht vor ihrem auf. „Kalt?“ Die Schadenfreude in seiner Stimme war deutlich herauszuhören. „Nein, wie kommst du darauf?!“ Aus ihr sprach pure Ironie. Seine Hand ruhte nun an ihrer Hüfte und er stand so dicht bei ihr, dass sie die Wärme seines Körpers durch ihre Jacke hindurch zu spüren glaubte. Da war wieder dieses plötzliche Kribbeln in ihrem Bauch, das sie erneut einfach ignorierte. Grace sah stur geradeaus zu Hana, die sich jedoch just in diesem Moment zu Josh umwandte, da dieser sie angesprochen hatte. Auch Mirko und Kathy hatten sich zu ihnen gesellt. Terry indes zuckte gespielt ahnungslos mit den Schultern. „Nennen wir es Eingebung?“ Mit der freien Hand griff er nach ihrem Glas und trank selbst einen Schluck Glühwein. Grace gab einen kurzen Protest von sich, ließ ihn dann aber doch - mit einem Schmunzeln auf den Lippen - gewähren. „Man dankt für die kleine Aufwärmung“ Sein heißer Atem streifte ihre Wange. Der Geruch von Alkohol stieg ihr in die Nase. Nachdenklich runzelte Grace die Stirn, als er ihr das Glas zurückgab und mit Josh in Richtung Theke verschwand. Scheinbar war der kleine Schluck Glühwein von eben nicht das einzige alkoholische Getränk, das Terry an diesem Tag bereits zu sich genommen hatte und es würde wohl im Laufe des Tages noch einiges hinzukommen. „Idiot!“ Grummelnd wandte sich Grace wieder den anderen zu. „Wo sind eigentlich Jana und Matt?“ Suchend sah sich Kathy um. „Hat die einer von euch zufällig gesehen?“ „Die wirst du hier nicht mehr finden.“ Mit fragendem Blick wandte sich Mirko Hana zu. „Naja, die hatten es vorhin furchtbar eilig von hier zu verschwinden und haben im Vorbeirauschen nur etwas von 'sind im Hotel' gesagt.“ Man konnte ihm ansehen, dass Mirko ein paar Sekunden brauchte, um das eben Gehörte zu verarbeiten. Doch dann ließ er ein wissendes „Ahhhhsooooo, alles klar!“ vernehmen. Er räusperte sich und trank einen Schluck Bier, ehe er ganz schnell das Thema wechselte. „Wo wir schon beim Thema 'verschwinden' sind....wo bleiben eigentlich Josh und Terry?“ Suchend sah sich Hana in der Menschenmenge nach den beiden um, konnte sie aber nirgends entdecken. Auch Grace ließ ihren Blick suchend umher wandern. „Keine Ahnung. Jedenfalls sind sie schon ne ganze Weile verschwunden.“ Sie warf stirnrunzelnd einen Blick auf die Uhrzeitanzeige ihres Handys. Es war bereits kurz nach vier. „Die zwei sind ja wohl kaum noch mal auf die Piste verschwunden! Wahrscheinlich warten die noch immer auf ihre Bestellung. Wäre bei dem Betrieb hier ja auch kein Wunder!“ Mirko machte mit der Hand eine ausladende Bewegung. „Obwohl...bei uns ging's eben ja auch recht flott.“ Übertrieben nachdenklich fasste er sich ans Kinn und zog die Augenbrauen nach oben. „Wie auch immer, die beiden werden schon auftauchen.“ Hana zuckte gelassen mit den Schultern. Grace war in ihren Gedanken bereits beim Abendessen und einer heißen Dusche. So langsam machte sich ihr Magen nun doch bemerkbar. Immerhin hatte sie, wie auch die anderen, seit dem Morgen nichts mehr gegessen und sich stattdessen fast ununterbrochen auf der Piste getummelt. Wie zur Bestätigung ihrer Gedanken, legte Mirko eine Hand auf seinen Bauch. „Maaa~n, ich hab Hunger! Können wir nicht endlich ins Hotel zurück?“ Ungeduldig trat er von einem Bein aufs andere und sah sich immer wieder in der Menge um. Er wirkte dabei wie ein kleines quängelndes Kind. „Ach sie an wer da endlich mal auftaucht! Schön, dann können wir jetzt ja alle ins Hotel zum Abendessen!“ Begeistert klatschte Mirko einmal in die Hände und deutete dann auf eine sich nähernde Gruppe Jugendlicher. Die Mädchen folgten mit den Augen seinem Fingerzeig und sofort verdunkelte sich Grace' Gesicht. Die beiden Vermissten kämpften sich gerade durch die Menschenmenge auf sie zu und sie waren nicht alleine. Josh unterhielt sich – so gut es bei der lauten Musik eben möglich war – mit einem etwas kräftigeren,dunkelblonden Kerl. Er gehörte zu den Jugendlichen, die sie am Vorabend auf der Party kennengelernt hatten und Grace war alles andere als erfreut ihn wiederzusehen. Sein Name war Daniel und er war einer der Gründe, weshalb sie die Party frühzeitig verlasen hatte. Ihm folgte ein hochgewachsener, schlacksiger Junge. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er sich hier langweilte. Doch Grace schenkte ihm keine Beachtung. Ihre Aufmerksamkeit galt den beiden Personen dahinter. Ein dumpfes Gefühl machte sich in ihr breit, als sie sah, wie sich die gertenschlanke Wasserstoffblondine besitzergreifend an Terrys Arm krallte und ihn voll und ganz für sich zu beanspruchen schien. So wie es aussah, hatte er zu allem Überfluss auch noch Gefallen an ihrer Aufdringlichen Art zu haben. < So viel zum Thema 'wir holen uns nur schnell was zu trinken'!> Ihre gute Laune war verflogen. Kaum, dass die Gruppe bei ihnen angekommen war, gesellte sich auch schon Daniel zu ihr. „Sieh an, die junge Dame von gestern Abend. So trifft man sich wieder!“ Er schenkte ihr ein schmieriges Lächeln und legte einen Arm um ihre Schultern. Grace' Augenbraue zuckte gefährlich. Jetzt ging das schon wieder los! Genervt schüttelte sie seinen Arm ab. „Hi Daniel.“ Ihre Stimme klang abweisend und desinterssiert, doch das schien den Blondhaarigen nicht im Geringsten zu stören. Munter setzte er seinen Erzählschwall fort. Grace Blick schweifte zu Hana, die gerade mit Josh diskutierte. Kathy und Mirko waren dabei den schweigenden 'Leuchtturm' zum Reden zu bringen, doch besagter Leuchtturm machte nur ein gelangweiltes Gesicht und rang sich noch nicht mal zu einem angedeuteten Lächeln durch. Dann viel ihr Blick erneut auf Terry und die Blondine. Terry legte einen Arm um ihre Hüfte und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte übertreiben und hing schon wieder – oder immer noch – an Terrys Arm. „Uns're Vanny scheint sich ja bestens mit eurem Freund zu verstehen.“ Grace antwortete nicht und sie bemerkte auch nicht Daniels fast schon versautes Grinsen. Für Grace' Geschmack verstand sich 'Vanny' ein bisschen zu gut mit Terry. Sie gehörte wohl zu der Sorte Mädchen, die ihre Finger nicht bei sich lassen konnten und alles anflirteteten, was nicht bei drei auf den Bäumen war! Wut stieg in ihr auf und Grace wandte den Blick ab. Sie wollte es nicht sehen. Wollte nicht sehen, wie sich diese Vanny ihm so offensichtlich an den Hals schmiss und sich praktisch auf dem Silbertablett servierte. „Was hälst du davon, wenn wir zwei ein bisschen feiern gehen? Zum Beispiel an einem ruhigeren Plätzchen?“ Jetzt reichte es aber! Verständnislos drehte sich Grace zu ihm um und setzte ein kaltes Lächeln auf. Konnte er er sie nicht einfach in Ruhe lassen? „Nein danke! Kein Interesse!“ An ihre Freunde gewandt fügte sie noch ein „Wollen wir dann gehen? Es gibt bald Abendessen.“ hinzu. Sie nickten. „Das trifft sich gut! Wir wollten auhc gerade fahren, nicht Jungs? Die anderen warten sicher schon. Dann schließen wir uns euch einfach an, wir habne ja den gleichen Weg!“ Vanny hatte noch nicht richtig zu Ende gesprochen, da hatte sie sihc auch schon bei Terry eingehakt und den Ausgang angesteuert. Die anderen folgten ihnen geschlossen zur Bushaltestelle. Grace konnte ihr Glück kaum fassen. Jetzt durfte sie sich auch noch die gesamte Rücfahrt über die billigen Anmachsprüche von diesem Daniel anhören und von den Rumalbereien von Terry und dieser Vanny würde sie auch nicht verschont bleiben. Umso erleichterter war sie, als Hana sie kurzerhand auf einen Sitzplatz ziemlich weit vorne zog, während sich der Rest der Gruppe auf die hinteren Plätzen verteilte. Seufzend ließ sich Grace neben ihre Freundin auf das Polster fallen. „Männer!“ Etwas überrascht sah Grace zu ihrer Freundin. Diese erwiderte den Blick und hatte ein freches Grinsen aufgesetzt, als sie gespielt übertrieben die Augen verdrehte. „Die kann man doch alle vergessen!“ Grace lachte. „Wie Recht du doch hast! Vor allem dieser Daniel kann was nerven! Er merkt's nur nicht.“ Hana stimmte ihr eifrig nickend zu und verdrehte bei seinem Namen erneut die Augen. Die Sache mit Terry wollte sie vorerst nicht ansprechen. Zumindest nicht hier. Sie wusste auch so, dass er derjenige war, der Grace solches Kopfzerbrechen verursachte. Genauso wie auch Grace wusste, dass Hanas Bemerkung größtenteils auf genau diese Person bezogen war. Die beiden Freundinnen verstanden sich auch ohne Worte und Grace war dankbar für Hanas Freundschaft. Sehr sogar. „Was machen wir heute Abend?“ Nachdenklich runzelte Hana die Stirn. „Wenn ich das wüsste! Wie wärs mit nem ordentlichen Weiberabend? Und hinterher können wir ja noch mit den anderen runter in die Bar.“ Ein breites Grinsen machte sich in Grace' Gesicht breit. „Geht klar!“ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- [Sonntagabend; 30.12.] Terry saß, eine Flasche Bier in der Hand, an einem der Tische in der kleinen hauseigenen Bar des Jugendhotels. Josh und Mirko hatten rechts von ihm Platz genommen und waren in ein Gespräch über die neuesten Kinofilme vertieft. Terry hörte ihnen schweigend zu und ließ seinen Blick dabei durch den Raum wandern. Bis jetzt hatten außer ihnen nur wenige Urlauber den Weg in die Bar gefunden, aber es war ja auch erst acht Uhr. An der dunklen Holztheke – die sich an der gegenüberliegenden Wand befand – saß händchenhaltend ein Pärchen, das ebenfalls in eine angeregte Unterhaltung vertieft war. Nicht weit von ihnen entfernt hatte es sich ein Mann vom Personal auf einem Hocker bequem gemacht und wechselte gelegentlich ein paar Worte mit dem Barkeeper. Dieser machte sich an der Stereoanlage zu schaffen und kurz darauf waren – wenn auch nur leise – verschiedene Lieder aus den aktuellen Charts zu vernehmen. Aus dem vorderen Teil des Raumes, der zur Hälfte mit einer Trennwand durchzogen war, drangen vertraute Geräusche an sein Ohr. Anscheinend lieferten sich dort gerade ein paar Urlauber ein Billiardmatch. Oft schon hatten auch er und Grace sich ein Spiel gegönnt, wobei Grace meist den Kürzeren zog. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und er lehnte sich entspannt zurück. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie die Tür geöffnet wurde. Als Terry jedoch sah, wer da gerade die Bar betrat, wandte er den Blick rasch wieder ab. Grummelnd trank er einen Schluck und konzentrierte sich erneut auf das Gespräch seiner Freunde. Doch die Ruhe sollte nicht sehr lange anhalten. „Hi Jungs!“, flötete da auch schon eine sehr helle Mädchenstimme. Die Angesprochenen sahen auf und erblickten Vanessa samt Anhang. „Habt ihr was dagegen, wenn wir uns zu euch setzen?“ Mirko schüttelte vergnügt den Kopf. „Nein, nein. Nur zu!“ Er grinste und wartete schweigend bis die Fünf einen zweiten Tisch herangeschoben hatten und sich zu ihnen gesellten. „Oha, ich glaube, wenn Matt und die Mädels kommen, müssen wir noch nen Tisch dranschieben!“, stellte Josh lachend fest. Daniel, der sich soeben neben Mirko gesetzt hatte, horchte auf. „Wo habt ihr die eigentlich gelassen?“ Er stellte die Frage eher beiläufig und mimte den Desinteressierten. Terry zog zweifelnd die Brauen nach oben. Er mochte ihn nicht, konnte aber nicht sagen wieso. Gab es so etwas wie eine Feindschaft auf den ersten Blick? Grimmig trank er einen weiteren Schluck und schenkte Daniel keine Beachtung. „Na, ihr wisst doch wie Mädels so sind! Die brauchen eben etwas länger ... “ Josh musste schmunzeln und erntete zustimmendes Gemurmel der anderen Jungs. Nur Vanny und ihre Freundin Chrissi warfen ihm einen verärgerten Blick zu. Die Beleidigten spielend ließen sie sich Terry und Josh gegenüber auf den Stühlen nieder. Links von Terry hatte sich Vanessas Bruder Basti - wie er von allen genannt wurde – auf die gepolsterte Bank fallen lassen und fing sich somit einen bitterbösen Blick seiner Schwester ein. Terry selbst schenkte sie ein zuckersüßes Lächeln, ehe sie mit ihrer Freundin zu tuscheln begann. Terry war das nur Recht. So würde er zumindest fürs erste seine Ruhe vor ihr haben. Vanny konnte zwar ganz nett sein, hing jedoch schon die ganze Zeit über wie eine Klette an ihm. Dass sie ihm tierisch auf die Nerven ging, bemerkte sie scheinbar gar nicht, oder sie ignorierte es einfach gut genug. Und zwar genauso wie Grace ihn – mit Ausnahme von dem kurzen Vorfall auf der Skipiste am Mittag – schon den ganzen Tag zu ignorieren schien. Doch aus welchem Grund? Sobald sich eine passende Gelegenheit bot, würde er sie darauf ansprechen. Immer wieder ertappte sich Terry dabei, wie er zur Tür hinüber sah. Jana und Matt hatten sich mittlerweile zwar zu ihnen gesellt, doch Grace, Hana und Kathy glänzten nach wie vor durch Abwesenheit. Jana war es gelungen Matt, Vanessa, deren Freundin Chrissi und Torben zu einem Kartenspiel zu überreden. Der schlacksige Torben schaffte es einfach nicht, auch nur ein Spiel für sich zu entscheiden, verzog jedoch die ganze Zeit über keine Miene. Auch so zählte er eher zu den Schweigsamen und hielt sich bei allem zurück – außer beim Trinken. Daniel unterhielt sich währenddessen weiterhin mit Mirko, warf jedoch ab und zu verstohlen einen Blick auf die Uhr. Schließlich stand er auf und gesellte sich zu zwei aufgedonnerten Mädchen an der Theke und flirtete als ob es kein morgen gäbe. „Wo bleiben die denn so lange? Die brauchen ja mal wieder eine halbe Ewigkeit!“ Genervt fuhr Terry sich mit einer Hand durch die Haare. Inzwischen war es kurz nach neun und langsam füllte sich die Bar. Josh zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Lange wird’s wohl nicht mehr dauern. Vielleicht feiern sie schon ein bisschen auf ihrem Zimmer. Ich glaube Kathy hat vorhin was in der Richtung gesagt.“ Seiner Aussage folgte ein kurzes Schweigen, während dem er Terry nachdenklich musterte. Von der anderen Seite des Tisches war ein triumphierendes „HA! Gewonnen!“ zu vernehmen. Mirko hatte sich allem Anschein nach den Kartenspielern angeschlossen, nachdem sein Gesprächspartner an der Theke kleben blieb und auch Basti in diese Richtung abgerückt war. Ein wissendes Grinsen zeichnete sich auf Joshs Gesicht ab. Er schien zu ahnen was im Kopf seines Freundes vorging. „Was?“, kam es gereizt von Terry. Josh beugte sich ein wenig vor, sodass er sicher sein konnte, dass lediglich Terry ihn verstand. „Grace, hm?“ Josh grinste weiterhin, doch dann wurden seine Gesichtszüge ernster. Er ließ seinem Freund erst gar keine Zeit zum Antworten. „Da hast du aber Konkurrenz! Er (Josh deutete mit einem leichten Kopfnicken in Daniels Richtung, der soeben mit Basti an den Tisch zurückkehrte) hat mich schon heute Nachmittag mit allen möglichen Fragen gelöchert. Er kam dabei auffällig oft auf Grace zu sprechen.“ Verblüfft sah Terry ihn an. Sein Blick schien „Woher weißt du das?“ zu fragen, denn Josh schmunzelte amüsiert. „Na hör mal! Ich kenn dich mittlerweile gut genug um zu wissen wie der Hase läuft!“ Er klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Im Übrigen...da kommen die Mädels gerade.“ Terry murmelte einen nicht sehr ernstgemeinten Protest vor sich hin, ehe er sich umwandte um die drei zu begrüßen. Kathy war als erstes bei ihnen und ließ sich sofort neben Jana auf den Stuhl fallen. „Sorry, dass wir so spät sind.“ Auf ihren Wangen zeichnete sich eine gesunde Röte ab. Ein Zeichen dafür, dass sie schon das ein oder andere Gläschen getrunken hatte. „Wir haben schon ein bisschen vorgeglüht.“, beantwortete sie kichernd Janas Frage, warum sie denn so spät dran seien und griff zeitgleich nach Mirkos Glas. „Mensch, immer langsam mit den jungen Pferden! Du veträgst doch erst schon so wenig!“, protestierte dieser, musste sich letztendlich aber doch geschlagen geben und überließ Kathy sein Getränk. „Na das sagt der Richtige!“ Sie grinste. „Was spielt'n ihr? Kann ich ne Runde mitzocken?“ „Was hab ich dir gesagt? Die haben schon heimlich gefeiert!“ Josh musste bei Kathys Anblick grinsen und auch Terry konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Du bist wohl Hellseher oder so, was?“ Josh schüttelte lachend den Kopf und rückte ein Stück zur Seite, als nun auch Hana und Grace Anstalten machten sich zu setzten. Auch ihnen merkte man an, dass sie nicht mehr die Nüchternsten waren. Gut gelaunt ließen sich die beiden zwischen Terry und Josh auf die gepolsterte Bank fallen. „Hier ist ja nicht gerade viel los!“, stellte Hana mit hochgezogenen Augenbrauen enttäuscht fest und zog ihr türkises Top zurecht. Auch Grace zog gelangweilt eine Schnute. „Da war bei uns mehr los!“ „Na hört mal!“ Es ist eben nicht jeder schon um (Josh sah auf die Uhr) halb zehn so dicht wie ihr!“ Er warf den beiden einen gespielt tadelnden Blick. Sofort gab es einen heftigen Protest seitens Grace. „Hey! Was soll das heißen?! Wir sind nicht besoffen! Nur gut gelaunt. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied!“ „So sieht's aus!“, stimmte auch Hana in den Protest ein. „Sicher doch! Ihr habt voll und ganz Recht! Ihr seid nie im Leben betrunken!“ Terry legte einen Arm auf die Rückenlehne von Grace' Platz und drehte sich mit dem Oberkörper halb zu ihnen. Spöttisch sah er die beiden Freundinnen nun an und auch der Zweifel in seiner Stimme war unüberhörbar. „Ich komm' mir so unverstanden vor, du dir nicht auch? Dabei könnte ich schwören, dass es die beiden Herren neben uns waren, die heute Mittag so viel getrunken haben! Darf man denn nicht mal mehr gut gelaunt sein?“ Grace seufzte theatralisch und sah Hana an. Diese nickte eifrig und machte dabei ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. „Mir geht es ganz genauso. Ich glaube, auf den Schock sollten wir einen trinken!“ Ohne auf die Zustimmung ihrer Freundin zu warten stand sie auf und zog Grace mit sich zur Theke. Josh und Terry schüttelten nur ungläubig mit dem Kopf. „Ich glaube wir sollten heute Abend ein bissel auf die zwei aufpassen!“ Seufzend lehnte sich Terry zurück und nutzte die Gelegenheit Grace unbemerkt zu mustern. Sie trug eine helle Jeans und dazu ein weißes Top mit Piratenaufdruck. Die rotbraunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Dann fiel sein Blick auf das rotkarierte Tuch um ihren Hals und blieb dort wie gebannt haften. Ein zufriedenes Grinsen huschte über sein Gesicht, wusste er doch nur zu gut, was sie zu verbergen versuchte. Plötzlich tauchte ein blonder Haarschopf vor seinen Augen auf. Graublaue Augen sahen ihn vorwurfsvoll an. „Hey! Ich hab dich was gefragt! Hörst du überhaupt zu?“ Vanessa hatte sich ziemlich weit über den Tisch gebeugt und bot nun jedem, der etwas sehen wollte, eine supergute Aussicht auf ihr Dekollté. „Sorry, was hattest du gesagt? Ich war in Gedanken.“ Terry wandte seinen Blick von Grace ab und lächelte die Blondine unschuldig an, woraufhin sie – scheinbar völlig begeistert über die Aufmerksamkeit – sofort ein wenig mit den Wimpern klimperte und mit zuckersüßer Stimme ihr Anliegen erklärte. „Ich wollte fragen, ob du vielleicht Lust zum Tanzen hast?“ Erneut klimperte sie mit den Wimpern. Er sah an Vanessa vorbei und erblickte Grace und Hana. Sie standen noch immer an der Theke, waren jedoch längst nicht mehr alleine. Basti und Daniel hatten sich zu ihnen gestellt, wobei Daniel eindeutig zu nah bei Grace stand. Ärger kroch in Terry hoch. „Vielleicht später Vanny, sorry.“ Sein Blick ruhte nach wie vor auf den vier Gestalten an der Theke. Vanessas beleidigte Schnute bekam er gar nicht mehr mit. Auch nicht, wie sie Grace und Hana einen wütenden Blick zuwarf. Genervt nippte Grace an ihrem Bacardi-O. Scheinbar hatte sie heute einfach kein Glück. Entweder durfte sie sich Daniels billige Anmachsprüche anhören oder ihre Gedanken kreisten um einen gewissen Jemand mit meerblauen Augen. Sie seufzte innerlich und verdrängte sofort jegliche Gedanken an ihn. Sie wagte erst gar nicht, einen Blick zum Tisch zu riskieren, wollte nicht sehen, wie er mit Vanessa flirtete und sie sich wie eine ausgehungerte Raubkatze an ihn schmiss. Wieso machte ihr das nur so viel aus? Daniel berührte sie an der Schulter und sofort zuckte sie zusammen, als hätte sie sich gerade an der Herdplatte verbrannt. Verärgert sah sie ihn an und ging demonstrativ einen Schritt zur Seite, als er einen Arm um sie legen wollte. Daniel wirkte leicht gefrustet, lächelte aber unentwegt und erzählte munter weiter. Grace nutzte die Gelegenheit und beugte sich zu Hana hinüber, um ihr ein „Gehen wir zurück? Mir wird’s hier langsam zu blöd!“ zuzuflüstern. Die Angesprochene nickte stumm. Mit einem „Bis später dann“ hakte sich Grace bei ihrer Freundin ein und zusammen schlenderten die beiden zurück zum Tisch. Bereitwillig machten Josh und Terry ihnen Platz und verwickelten sie sogleich in ein Gespräch. „Wisst ihr was?“, kam es nach einer ganzen Weile von Grace. Sie hatte sich entspannt zurückgelehnt und sah strahlend in die Runde. „Ich hätte jetzt Lust auf eine Partie Billard. Wie sieht's aus? Spielt wer mit?“ Ihr Blick blieb an Hana hängen, doch diese hob abwehrend die Hände. „Sorry, ich muss passen. Ich kann's doch gar nicht!“ Grace ließ sich davon nicht den Wind aus den Segeln nehmen und sah nun Josh fragend an, doch noch ehe er antworten konnte, hatte sich bereits Terry erhoben und grinsend verkündet, dass er sich freiwillig melde. Einen Moment lang rang Grace mit sich selbst. Immerhin war Terry die Ursache ihres noch nicht entschlüsselten Gefühlschaos und dem wollte sie nach Möglichkeit nicht noch mehr Nahrung geben. Doch da nun auch Daniel Anstalten machte sich zu erheben und anbot auch eine Runde mitspielen zu können, musste sie wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. „Nein, nein, schon gut. Ich habe schon einen Mitspieler gefunden.“ An Terry gewandt fügte sie ein freches „Also gut, aber glaub ja nicht, dass ich dich gewinnen lasse!“ hinzu. Terry lachte auf. „So betrunken wie du bist triffst du doch noch nichtmal die Kugeln. Wie willst du da bitteschön gewinnen?“ Herausfordernd sah sie ihn an. „Wart's nur ab! Du wirst schon sehen.“ Den ersten Teil seines Satzes überhörte sie gekonnt. Sie war im Moment einfach zu gut gelaunt, um über irgendwelche (wie sie zu sagen pflegte) Verfälschungen ihres tatsächlichen Zustandes zu streiten. Stattdessen stand sie auf und ging hinüber zum Billiardtisch im vorderen Teil der Bar. Gerade wollte Terry ihr folgen, als ihn eine Hand zurück hielt. Verwundert sah er zur Seite und erblickte Hana, die sich ebenfalls erhoben hatte und ihn ernst ansah. Sie bedeutete ihm mit der Hand, dass er etwas näher kommen sollte. Mit fragendem Blick kam er ihrer Bitte nach. „Hör mal, Grace ist momentan nicht besonders gut auf dich zu sprechen. (Das war ihm auch schon aufgefallen! Er seufzte innerlich.) Ich weiß zwar, dass du es nicht lassen kannst, aber bring sie nicht zu sehr auf die Palme und wehe du nutzt ihren Zustand aus!“ Beinahe feindselig sah sie ihm in die Augen. „Heyhey ... schon klar.“ Beschwichtigend hob er die Hände und ließ eine zufrieden grinsende Hana zurück, als er in die gleiche Richtung verschwand wie vor ihm Grace. Die beiden Freundinnen hielten wirklich zusammen wie Pech und Schwefel. Legte man sich mit einer an, hatte man gleich Ärger mit allen beiden. Terry grinste. Die beiden waren schon ein faszinierendes Duo. Als er am Billardtisch ankam, hatte Grace bereits alles vorbereitet und warf ihm grinsend einen Queue zu. „Wer fängt an?“ Mit Leichtigkeit fing er den Kö ebenso grinsen auf. „Ich würde sagen: Lady's first!“ „Oh, wir entwickeln uns wohl zum Gentleman, wie?“ Grace begab sich in Position und zielte auf die weiße Kugel. Da war sie wieder, diese leicht abweisende Haltung ihm gegenüber. Was mochte es wohl sein, was sie ihm so übel genommen hatte? Sein Blick fiel auf das karierte Tuch um ihren Hals. Sie war doch wohl nicht etwa.... nein, das konnte er sich nun beim besten Willen nicht vorstellen! Oder etwa doch? „Du bist dran.“, riss ihn ihre Stimme aus den Gedanken. Die ersten Spielzüge führten sie schweigend und konzentriert durch. Grace hatte die Halben und lag mit einer Kugel in Führung. Noch. Sie setzte den Queue an die weiße Kugel, zielte und - „Du versuchst schon den ganzen Tag mir möglichst aus dem Weg zu gehen. Warum?“ Er stellte die Frage eher beiläufig, sah Grace aber prüfend an. Die weiße Kugel rollte haarscharf an der rot-weißen vorbei und streifte dabei zu allem Überfluss eine von Terrys Kugeln, die gefährlich nahe vor einem der Löcher zum Stehen kam. Warum musste er dieses Thema gerade jetzt ansprechen?! Ihre Unsicherheit überspielend strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Das nennt man Beeinflussung des Spiels durch gezieltes Ablenken seines Gegners. Du willst mich wohl vom Siegen abhalten?! Sowas ist unfair.“ „Du weichst mir aus.“ Terry lächelte ruhig vor sich hin. Er meinte seine Frage eindeutig ernst. Grace wandte den Blick ab und starrte auf einen imaginären Punkt an der Wand. Was sollte sie darauf antworten? Warum interessierte ihn das so brennend? Entschlossen sah sie ihn an. „Tue ich das?“ Terry versenkte eine Kugel. Nun hatten sie wieder Gleichstand. „Allerdings!“ Er nickte zur Bestätigung. Die zweite Kugel kam ziemlich in der Mitte zum Stehen. Nun war Grace an der Reihe. Terry ging ein paar Schritte um den Tisch herum auf sie zu, um das Spielfeld aus einem anderen Winkel zu betrachten – zumindest gab er das vor. „Ich habe eben meine Gründe.“ Um seinem Blick auszuweichen zielte sie hochkonzentriert. Trotzdem traf die weiße Kugel ihr eigentliches Ziel nicht, sondern rollte ein paar Zentimeter links vorbei. Grace stieß sauer die Luft aus. Ihre Ruhe war wohl stiften gegangen. Sie drehte sich um und erstarrte mitten in der Bewegung. Erschrocken sah sie Terry an. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er sich ihr beständig genähert hatte und nun stand er direkt vor ihr, ging sogar noch einen Schritt auf sie zu. Grace wich vor ihm zurück, bis sie schließlich exakt zwischen ihm und dem Bilardtisch stand. Grace' Puls beschleunigte sich. Rasch versuchte sie zur Seite auszuweichen, doch Terry war schneller und hatte beide Hände locker auf den Rand des Tisches gestützt. Er war ihr schon wieder viel zu nahe und hielt gerade mal so viel Abstand, dass sich ihre Körper nicht gleich bei der kleinsten Bewegung berührten. Gemächlich hob er eine Hand an ihren Hals und schob dabei das Tuch ein wenig nach oben, sodass ein roter Fleck zum Vorschein kam. Zärtlich strichen seine Finger über diese Stelle. „Ist es etwa deswegen?“ Terrys Stimme klang rau und jagte ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken. Seine Augen suchten die ihren. „N-nein, das ist es nicht. Ich mein... wir waren beide betrunken und...“ Sie brach ab und sah verlegen zur Seite. Doch Terry wollte nicht locker lassen. „Und?“ Er musterte sie schweigend, während Grace das Tuch wieder an seinen ursprünglichen Platz zog. „Nichts und.“ Sie schüttelte den Kopf, wich seinem Blick jedoch weiterhin aus. Nervös biss sie sich auf die Lippe. Terry seufzte und bedachte die schlanke Gestalt vor ihm mit einem prüfenden Blick. „Grace, du kannst mir nicht erzählen, dass du es nicht auch wolltest!“ Amüsiert stellte er fest, wie sich ihre Wangen in einem gesunden Rotton färbten. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, entschloss sich jedoch dagegen. Was hätte sie auch antworten sollen? Ein 'nein' hätte er ihr nicht abgekauft und wäre ohnehin eine glatte Lüge gewesen, doch offen zugeben wollte sie es auch nicht. Ihr Schweigen war ihm Antwort genug und sofort wurde ihm um einiges wärmer. Doch das Rätsel um ihr Verhalten ihm gegenüber hatte er noch immer nicht gelöst. „Woran liegt es wirklich?“ Grace schwieg nach wie vor beharrlich. So vergingen einige Minuten, in denen sie schweigend in dieser Position verharrten und während Terry sie noch immer abwartend ansah, hatte Grace den Blick abgewandt und versuchte stur ihn zu ignorieren. „Ach hier bist du! Ich – oh, stör ich?“ Erschrocken drehten die beiden ihre Köpfe und erblickten Vanessa, die sie argwöhnisch musterte. Verärgert über den Störenfried stellte Terry sich wieder aufrecht hin und ging ein paar Schritte auf Abstand. Grace war das nur Recht, aber irgendwie ärgerte es sie auch. Sie umfasste ihren Kö mit einer Hand fester und stützte sich mit der anderen leicht am Tisch ab. „Nein, wie kommst du nur darauf?“, gab sie kalt von sich und die Ironie in ihrer Stimme war deutlich herauszuhören. Die Mädchen warfen sich feindselige Blicke zu. „Das tut mir aber Leid!“, heuchelte Vanessa ebenso ironisch und wandte sich dann – die unliebsame Konkurrentin mit Nichtachtung strafend – an Terry. „Ich wollte nur schnell fragen, ob du vielleicht ein bisschen Zeit für mich hast und dich uns nachher anschließen möchtest? Wir wollen auf unserem Zimmer feiern.“ Sie schenkte ihm ein übertriebenes Lächeln, das wohl verführerisch sein sollte. Grace verdrehte die Augen und noch ehe Terry antworten konnte, hatte sie ihr schon ein „Da wirst du dich noch etwas gedulden müssen, denn wie du siehst (oder auch nicht, fügte sie in Gedanken hinzu)sind wir noch mitten in einem Spiel.“ in ruhigem Ton an den Kopf geknallt. Vanessa funkelte sie wütend an. „Das hast ja wohl nicht du zu entscheiden!“, gab sie gereizt von sich. Es war mehr als offensichtlich, dass sich die beiden nicht leiden konnten. Vorsichtshalber mischte sich Terry ein und ließ Grace gar nicht erst zu Wort kommen. „Sorry, aber es ist so wie Grace gesagt hat.“ „Schön! Bis später dann!“ Vanessa warf Grace einen letzten bitterbösen blick zu, ehe sie gefrustet zum Tisch zurück stolzierte und sich beleidigt bei ihrer Freundin ausheulte. Erleichtert atmete Grace aus und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Billardtisch. Doch ihrer Laune hatte die ganze Aktion einen gehörigen Dämpfer verpasst. „Ich glaube du bist dran. Du willst sie doch sicher nicht zu lange warten lassen, oder?“ Terry betrachtete sie schweigend. Er brauchte einen kurzen Moment, um ihre Worte zu verarbeiten. Plötzlich lachte er laut auf. „Nein, ich hab's nicht so eilig.“ Gut gelaunt widmete er sich dem Spiel und versenkte gleich zwei Kugeln nacheinander, dann verließ ihn das Glück und Grace war an der Reihe. Misstrauisch musterte sie ihn aus den Augenwinkeln. „Da hatte ich heute Mittag aber einen ganz anderen Eindruck!“ Auch sie versenkte eine Kugel. Terry grinste sie frech über den Tisch hinweg an. „Ist da etwa jemand eifersüchtig?“ Wenigstens war die Atmosphäre nun nicht mehr so angespannt wie noch vor wenigen Minuten. Er ließ sich Zeit beim Zielen und versenkte erneut eine Kugel. Grace verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Ja verdammt! Sie war eifersüchtig! Aber das würde sie ihm ganz sicher nicht auf die Nase binden. „Ich habe es nur satt, mir ständig ihre aufdringlichen Flirtversuche ansehen zu müssen. Man kann es auch übertreiben!“ Sie verdrehte genervt die Augen. „Wenn ihr schon rumturteln müsst, dann macht das doch bitte wo anders! Außerdem breche ich ein Spiel nur ungern mittendrin ab, weil da jemand – ach Mist!“ Die Kugel war kurz vorm Loch am Rand abgeprallt. Terry schüttelte schmunzelnd den Kopf und kam um den Tisch herum auf sie zu. Seinen Queue lehnte er kurz an die Wand. „Ich bitte dich, ein bisschen mehr Gefühl, ja?“ Er stand direkt hinter ihr und hatte seine Hände auf ihre gelegt. Sofort beschleunigte sich ihr Puls. „Lass das, ich kann auch alleine spielen!“ „Da wäre ich mir nicht so sicher.“, neckte er sie. Die Kugel rollte geradewegs ins Loch. „Siehst du? So macht man das!“ Terry lachte triumphierend und ließ sie los. Aber nicht ohne ihr vorher ein leises „Und du bist doch eifersüchtig“ ins Ohr zu flüstern. Er selbst versenkte nun die schwarze Acht als letzte Kugel und ging somit als Sieger aus diesem kleinen Match hervor. ------------ Erst mal ein riesengroßes Sorry für die lange Wartezeit ._. Ich wollte das Kappi eigentlich noch verlängern, aber jezt werden daraus doch zwei Kapitel :D Ich hoffe, euch hat das Kappi gefallen. Nur so viel zum 5. Kapitel: es wird wieder ein paar Rückblicke geben. *g* Dann (hoffentlich) bis zum nächsten Kappi. :) Chimiu Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- [Sonntagabend; 30.12. - Part 2] Die Uhr auf ihrem Handydisplay stand auf 0:00 als Grace die Zimmertür hinter sich schloss. Seufzend ließ sie sich auf das kleine Sofa fallen und betrachtete die gelbgestrichene Decke. Es war zum Verrücktwerden! Dieser Kerl raubte ihr auch noch das letzte bisschen an Nerven wenn das so weiter ging. Grace schloss die Augen und atmete tief durch – so tief, wie sie es ein paar Stunden zuvor schon einmal getan hatte. ****Rückblick**** Grace atmete tief durch, während Terry die schwarze Acht einlochte und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. Aufgesetzte Belustigung und eine Spur Spott schwangen in ihrer Stimme mit, als sie nun das Wort ergriff. „Mein lieber Terry, wovon träumst du nachts?!“ Terry ließ sich Zeit mit der Antwort. Langsam drehte er sich zu ihr um. Die Halbirin über den Billiardtisch hinweg musternd, stützte er sich auf seinen Kö. Seine Augen funkelten ihr schelmisch entgegen unnd ein anzügliches Lächeln lag auf seinen Lippen. „Glaub mir, das willst du gar nicht wissen! Aber wenn du schon so fragst....Von einer hübschen, langbeinigen, vollbusigen ...“ „Idiot!“, fiel sie ihm lachend ins Wort, wissend, dass er sie nur auf den Arm nehmen wollte. „Wie sieht's aus? Noch ne Runde?“ Terrys Grinsen wurde eine Spur breiter. Er nickte und griff nach seinem Kö. „Immer wieder gerne!“ Grace hatte ihm längst den Rücken zugewandt und machte sich an die Vorbereitungen für ein neues Spiel. Den sehnsüchtigen, fast schon traurigen Blick mit dem er jede ihrer Bewegungen verfolgte, bemerkte Grace jedoch nicht. ****Rückblick Ende**** Männer! Das Schloss der Badezimmertür klackte. Seufzend setze sich Grace aufrecht hin und linste neugierig über die Sofalehne nach hinten. Keine Minute später kam Kathy um die Ecke und ließ sich – ein Handtuch um die nassen Haare wickelnd – neben Grace aufs Sofa plumpsen. „Auch die Nase voll?“ Kathy lehnte sich zurück und legte eine Hand auf die Stirn. „Ohn man! Das war der totale Absturz heute Abend und dabei steht uns die eigentliche Feier morgen erst noch bevor!“ Grace gab ihr mit einem „Hmhm“ Recht, behielt jedoch für sich, dass Kathy selbst Schuld war und wirklich nicht so viel hatte trinken müssen. Stattdessen verfiel sie ins Schweigen. Zu viele Gedanken spukten ihr im Kopf herum. Zudem breitete sich eine bleierne Müdigkeit in ihrem Körper aus. Fröstelnd zog Grace die Beine eng an ihren Körper und stütze ihren Kopf auf die Knie. Die Augen halb geschlossen hing sie ihren Gedanken nach. Von Kathys Monolog drangen lediglich ein paar Wortfetzen zu ihr durch. „...Dieser Torben ist schon ein seltsamer Kerl. Verzieht keine Miene, fast so als wäre er aus Stein. Noch nichtmal Mirko konnte ihm zum Lachen bringen! Richtig unheimlich, oder meinst du nicht?“ Es wurde still im Raum. Grace konnte ihren fragenden Blick förmlich spüren, daher nickte sie bestätigend. „Ganz meiner Meinung! Der Urlaub scheint ihm jedenfalls nicht besonders gut zu gefallen. Wie kann man nur so dauergrimmig und schweigsam sein? Hm...Vielleicht ...“ ****Rückblick**** Lachend und bester Laune kamen die beiden ein paar Billiardspiele später – Grace hatte von insgesamt sechs Spielen zumindest zwei für sich entscheiden können – zu den anderen zurück. „Und, wie ist euer kleines Spielchen ausgegangen?“, wurden sie sogleich von Josh begrüßt. Außer ihm saßen nur noch Mirko und Basti am Tisch. „Vier zu zwei für mich.“ Terry schnappte sich einen freien Stuhl, den er ganz gentlemanlike Grace anbot. Diese deutete einen höflichen Knicks an, ehe sie sich lachend setzte. „Es war mir ein Vergnügen mit Ihnen dieses kleine Match austragen zu dürfen.“ Mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen nahm er nun ebenfalls Platz. Grace dagegen lachte noch mehr. „Das Vergnügen war ganz meinerseits. Aber das nächste Mal werde ich gewinnen!“ „Versuch's doch!“ „Es wird nicht nur bei dem Versuch bleiben, mein Lieber!“ osh beobachtete die Szene schmunzelnd, verkniff sich jedoch jeglichen Kommentar. Dafür hatte nun scheinbar Mirkos Stunde geschlagen. „Wir haben schon gedacht ihr kommt gar nicht mehr, habt euch vielleicht in ein dunkles Eckchen verzogen und... anderweitig beschäftigt. Gestern wart ihr beide ja auch ganz plötzlich verschwunden.... Ich glaub ich hab ein Déjà-vu!“ Grace schlug das Herz bis zum Hals. Sie mied Terrys Blick und fixierte Mirko mit den Augen. Sie durfte sich nur nichts anmerken lassen. „Ja klar!“, erwiderte sie auch prompt sarkastisch, woraufhin Mirko lediglich mit den Schultern zuckte, Terry still vor sich hin grinste und Josh besser rasch das Thema wechselte. „Na, wenigstens wächst die Gruppe langsam wieder. Die anderen haben sich kurz nach euch auch alle verdrückt.“ „Sie sind aber noch nicht aufs Zimmer, oder?“ Stirnrunzelnd sah Grace ihn an. „Außer vielleicht Jana und Matt.“ Josh schüttelte lachend den Kopf. „Ausnahmsweise nicht. Sie sind mit Kathy auf die Tanzfläche verschwunden. Mir wär die viel zu voll!“ Tatsächlich tummelten sich jede Menge Jugendlicher auf der eher kleinen Tanzfläche im hinteren Teil des Raumes. Grace runzelte die Stirn. Für einen kurzen Moment hatte sie einen Blick auf Jana und Matt erhaschen können, die eng umschlungen tanzten. „Daniel und Torben wollten sich eigentlich nur neue Getränke holen und bis jetzt nicht wieder aufgetaucht.“, klinkte sich nun auch Basti ein, der die ganze Zeit über schweigend zugehört hatte. „Meine Schwester und ihre Freundin haben sich auch verzogen, aber frag mich nicht wohin. Wahrscheinlich müssen sie sich ihre Näschen pudern.“ Ja, das klang sehr einleuchtend. Grace unterdrückte ein Grinsen. Vanessa und ihre Freundin wirkten wirklich schon zu künstlich. Was auch immer sie taten, hoffentlich würden die beiden Grazien dafür noch eine halbe Ewigkeit brauchen. „Und wo ist Hana?“, wandte sie sich erneut an Josh und Mirko. „Toilette.“, kam es wie aus der Pistole geschossen von beiden gleichzeitig. Verdattert sahen sich die Freunde an, lachten dann aber. „Ok und wann war das?“ „Öhm...“, nachdenklich fasste sich Mirko ans Kinn und sah dabei prüfend auf seine Uhr. „Vor zehn Minuten? - Mensch, wie lange braucht sie denn?! Nicht, dass sie uns noch ins Klo gefallen ist!“ Wieder erklang lautes Gelächter am Tisch. Mirko sorgte so immer wieder für den ein oder anderen Lachanfall seiner Freunde. „Ok, alles klar! Sie telefoniert wohl nochmal mit ihrem Schatz. Naja, ich seh trotzdem mal nach, vielleicht muss sie ja aus den Fängen der Monsterschüsseln gerettet werden.“ Sie erhob sich mit einem Augenzwinkern und kämpfte sich zu den Toiletten durch. ****Rückblick Ende**** „..Ach ich freu mich schon richtig auf morgen. Das wird das genialste Silvester seit .... seit...egal! Jedenfalls wird’s bestimmt total super! Meinst du nicht auch? - Grace? Hörst du mir überhaupt zu?“ Die Angesprochene zuckte kaum merklich zusammen. „Oh, ähm entschuldige. Nur so halb, ich war in Gedanken.“ Verlegen lächelnd wandte sie ihrer Freundin den Kopf zu. Diese winkte ab. „Schon gut. Ich föhn mir erstmal die Haare. Du solltest lieber zusehen, dass du ins Bett kommst. “ Mit diesen Worten und einem versöhnlichen Blick, erhob sich das Mädchen und verschwand erneut im Bad. Grace blieb alleine zurück. Und genauso fühlte sie sich auch – einsam. Seufzend erhob sie sich und sammelte die leeren Flaschen im Raum auf, nur um sich etwas abzulenken. Doch sie konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken immer wieder zu den vorangegangenen Stunden zurückkehrte, zu ihm zurückkehrten. Dabei schmerzte es so sehr. Sie stritt keinesfalls ab, dass es ein schöner Abend gewesen war. Doch Grace hatte es keine Minute länger dort unten ausgehalten. Nicht nachdem sie die beiden zusammen gesehen hatte. ****Rückblick**** Es hatte nicht lange gedauert, bis sie Hana auf der Toilette ausfindig gemacht hatte. War ja auch kein Kunststück. Mit verträumtem Blick hatte sie an der Wand gelehnt, das Handy am Ohr und ein glückliches Lächeln auf den Lippen. Sie flüsterte gerade ein zärtliches „Ich liebe dich auch.“ ins Telefon, als sie Grace erblickte und grüßend die Hand hob. Dann legte sie auf und strahlte bis über beide Ohren. Doch Grace entging nicht die leise Traurigkeit, die sich in Hanas haselnussbraunen Augen verbarg. Ursprünglich war ihr Freund als festes Mitglied der Urlaubsgruppe eingeplant, doch sie hatten die Rechnung ohne seinen Chef gemacht. Dieser unmenschliche, gefühlskalte Vollidiot – wie Hana ihn in ihrer Enttäuschung genannt hatte – ließ ihn bis kurz vor Silvester durcharbeiten und vermasselte dem Paar so den gemeinsamen Urlaub. Trotz allem war Hana schlussendlich doch mitgefahren, auch wenn es ihr schwer gefallen war. Es war das erste Silvesterfest, das die beiden nicht zusammen feiern konnten und Hana fiel es sicher nicht leicht. Grace zog ihre Freundin in eine kurze tröstende Umarmung, die diese dankend erwiderte. „Sein Chef ist ein Arschloch!“ Hana nickte. „Ja, ...“ Die beiden hatten noch eine ganze Weile ihren kleinen Kriegsrat abgehalten, ehe sie sich durch die Menschenmenge zurück zu ihrem Tisch kämpften. Grace hielt jedoch in einigem Abstand abrupt an, sodass Hana fast in sie hineingerannt wäre. „Hey, warn mich das nächste Mal bitte vor. Was ist eigentlich los?“ „Pussyalarm!“ Grace drehte sich genervt um und steuerte direkt auf die Theke zu. „ich schlage vor, wir holen uns was zu trinken und gehen dann tanzen. Das dürfte uns beiden ganz gut tun.“ „Gute Idee.“ Hana schielte verstohlen zum Tisch hinüber und erblickte auch sogleich die Ursache für den plötzlichen Sinneswandel ihrer Freundin. Vanessa und Anhang waren ebenfalls an den Tisch zurückgekehrt und die Wasserstoffblondiene fixierte Terry erneut die ganze Zeit über und versuchte auf Teufel komm raus mit ihr zu flirten – und dieser Idiot schien sich nicht weiter daran zu stören. Die Zeit verging wie im Flug, während sich Grace und Hana auf der Tanzfläche austobten. Auch Matt und Jana hatten sich zu ihnen gesellt. So gelang es Grace sich wenigstens eine gewisse Zeit lang abzulenken, doch nun stand sie vom Tanzen außer Atem an der Theke und wartete auf ihr eben bestelltes Getränk. Sie ließ ihren Blick über die tanzende Menge schweifen und schließlich hinüber zum Tisch. Das Bild, das sich ihr bot verschlug ihr die Sprache und versetzte ihr einen Stich in der Brust. Vanessa saß seitlich auf Terrys Schoß, die Hände in seinen Nacken gelegt und ihr Gesicht war dem seinen viel zu nahe. Ihr Blick war bittend und auf ihren Lippen lag ein verführerisches Lächeln. Terry schüttelte den Kopf. Die Blondine beugte sich etwas weiter zu ihm vor, flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Hier, dein Getränk, das macht dann 1, 60€.“ Irritiert sah Grace zu dem Barkeeper, bezahlte aber und wandte ihren Blick wieder Terry und Vanessa zu. Noch immer war sie ihm so nahe und lächelte ihn beständig an. Auch Terry lachte kurz auf, schüttelte dann aber erneut den Kopf. Mit einer Hand umfasste er sein Glas, die andere hatte er lässig auf die Lehne gelegt. Worüber sie sich wohl unterhielten? Jedenfalls schienen sie sich ja bestens zu amüsieren oder war da gerade ein Anflug von Ärger in Terrys Gesichtszügen gewesen? Nein, sicher nicht. Grace schluckte hart. Mit wenigen Zügen hatte sie die Apfelschorle ausgetrunken. Doch das flaue Gefühl im Magen und das Stechen in der Brust blieben. Wieso wies er sie nicht an aufzustehen? Wieso ließ er zu, dass sie ihm so nahe kam? Plötzlich drehte die Blondine den Kopf und sah zu ihr hinüber, oder bildete sie sich das nur ein? Nein, Vanessa sah direkt in ihre Richtung. Grace stand wie angewurzelt da, unfähig sich auch nur einen Milimeter von der Stelle zu bewegen, geschweige denn die Augen abzuwenden. Ihre Blicke trafen sich und ein fieses, siegessicheres Lächeln huschte über ihre Lippen. Dann drehte sie sich wieder um, sah Terry in die Augen und küsste ihn. ****Rückblick Ende**** Mit aller Macht versuchte Grace die Tränen zu unterdrücken. Allein die Erinnerung war so unglaublich schmerzhaft, dass sich alles in ihr zusammenzog und ihr schier die Luft zum Atmen raubte. Noch immer war ihr Körper wie betäubt, doch in ihrem Kopf drehten sich die Gedanken in halsbrecherischem Tempo und Terry und Vanessa. Ihr war schlecht. Nicht vom Alkohol, sondern vom Bild der beiden, dass ihr immer wieder im Geiste erschien und sich tief und schmerzhaft in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte. Ihr Herz fühlte sich an, als ob man einen Pfeil mitten hinein gerammt hätte. Unbarmherzig und mit aller Kraft. „Grace? Das Bad ist jetzt frei.“ Sie zuckte zusammen. Nachdem sie sicher war, dass Kathy bereits zu Bett gegangen war, erhob sie sich und schleppte sich ins Bad hinüber. Kraftlos stützte sich Grace mit den Händen am Waschbecken ab und erhob die Augen zu ihrem Spiegelbild. Sie kannte Terry nur zu gut, wusste, dass er gerne mal mit ein paar Mädels anbendelte, wenn er gerade keine Freundin hatte. Sie hatte es doch selbst schon mehr als einmal mitbekommen. Warum also schmerzte es gerade jetzt so sehr? Wieso ließ sich das Bild von ihm und Vanessa nicht aus ihrem Kopf verbannen? Die Erkenntnis traf sie wie ein harter Schlag ins Gesicht. „Du bist eine Närrin!“, raunte sie bitter ihrem Spiegelbild zu. Stille Tränen rannen ihre Wangen hinunter. „Wie konntest du nur galuben, er meine es ernst, ihm liege vielleicht mehr an dir?!“ Ein Schluchzen unterdrückend, schloss sie für einen Moment die Augen. Die Anspannung fiel von ihr ab und alles was blieb, war die bittere Wahrheit, die sie versucht hatte zu ignorieren wo es nur ging. Die Worte waren nur ein leises, fast lautloses Flüstern. „Wie konntest du dich nur in ihn verlieben?!“ ---------- So und wieder ein Kapitel on :p Nya, ich bin nicht so ganz zufrieden. Ist nicht so geworden, wie ich es gerne gehabt hätte, aber nya... Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. :) An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön, an alle Kommischreiber und die die meine FF in der Favoliste haben. ^_^ Ich glaube...Vanessas Beliebtheitsgrad ist wohlnochmal um einiges gesunken, was? XD Cui Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Hallo ihr Lieben ^^ Erst einmal möchte ich mich ganz herzlich bei euch allen für die lieben Kommis bedanken und auch für die lange Wartezeit entschuldigen. ._. Ich hab mir diesmal ziemlich lange mit dem Kapitel Zeit gelassen, aber wir versprochen, ist es pünktlich zu Weihnachten fertig geworden. :) Und es ist sogar ein bissel länger ;) Ich hoffe, das Kappi gefällt euch (ich bin nicht wirklich dmait zufrieden *drop*) und wünsche euch viel Spaß beim Lesen und ein frohes Weihnachtsfest.:) Chimizu PS.: Wenn's euch mal wieder zu lange mit dem nächsten Kappi dauert, dann meldet euch einfach ;D Dann komm ich wenigstens mal eher in die Puschen. *g* __________________________________________ [Montag; 31.12.] „Sagt bloß, ihr beide habt mit der Tagesplanung schon ohne uns angefangen?! Wie unfair! Da schläft man einmal ein bisschen länger und dann sowas...“ Entrüstet stellte Kathy Müslischale und Orangensaftglas auf dem Tisch ab, ehe sie sich neben Grace auf einen freien Stuhl fallen ließ. „Dir auch einen schönen guten Morgen.“, wurde sie sogleich schmunzelnd von dieser begrüßt. „Hätten wir auf euch Langschläfer gewartet, würden wir in zwei Stunden noch hier sitzen. Außerdem (Sie stellte ihre Kaffeetasse beiseite.) trennen wir uns doch bis heute Abend .“ Kathy rührte verlegen in ihrer Müslischale. „Stimmt ja. Das hatte ich ganz vergessen, ich wollte ja mit Jana und Matt nochmal auf die Skipiste.“ Sie schob sich einen Löffel Müsli in den Mund und für einen kurzen Moment kehrte Stille ein. „Wisst ihr schon, wie ihr euch bis heute Abend die Zeit vertreibt? - Oh, guten Morgen ihr zwei.“ Der Gruß galt Jana und Matt, die sich – beladen mit der ein oder anderen Leckerei auf den Tellern – zu ihnen an den Frühstückstisch gesellten. „Wir gehen ein bisschen shoppen, solange die Geschäfte noch aufhaben und dann ... mal sehen.“ Hana trank einen Schluck heiße Schokolade und sah dann fragend zu den Neuankömmlingen. „Und ihr wollt wieder auf die Piste?“ Matt nickte stirnrunzelnd. „Gestern hat es ja nich nicht so gut geklappt. Da müssen wir heute noch ein bisschen üben! Stimmts oder hab ich Recht mein Hasi?“ Als Antwort erhielt er ein etwas gequält wirkendes Lächeln. „Aber sicher doch mein Schnuckel, nur sei diesmal bitte nicht ganz so streng. Sonst lieg ich nachher mit Muskelkater im Bett, anstatt mit euch zu feiern!“ „Versprochen!“ Er beugte sich zu Jana hinüber und gab ihr einen kurzen Kuss auf den Mund, ehe er sich zufrieden grinsend seinem Nutellabrötchen widmete. „Dann wäre das also auch geklärt.“ „Weiß einer von euch was die Jungs vorhaben?“, meldete sich Kathy erneut zu Wort. „Die Schlafmützen liegen bestimmt noch ein paar Stunden im Bett. Terry meinte, sie wollen heute Abend ordentlich die Puppen tanzen lassen.“ Hana zuckte ratlos mit den Schultern, während Grace nur leise und verächtlich schnaubte. Sie leerte ihre Tasse in einem Zug und erhob sich. „Wie auch immer. Wir sollten langsam mal los. Braucht ihr noch was?“ Die drei verneinten dankend. Währenddessen war auch Hana aufgestanden. „Gut. Wir sehen uns dann spätestens beim Abendessen um sechs. Viel Spaß noch.“ „Danke euch auch.“, kam es fast im Chor, ehe sich Jana, Matt und Kathy ihrem Frühstück widmeten. Die beiden Freundinnen jedoch hatten den Speisesaal noch nicht richtig verlassen, als Grace genervt aufseufzte und sich so einen fragenden Blick seitens Hana einfing. „Ich Esel hab meinen Geldbeutel im Zimmer liegen lassen. Ich geh ihn schnell holen. Wartest du kurz hier? Ich beeil mich auch.“ Hanas Antwort gar nicht erst abwartend, flitzte sie die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf. Innerlich über sich selbst fluchend, verstaute Grace ihre Geldbörse in der Tasche – ebenso wie ihr Handy, das sie auch auf ihrem Bett hatte liegen lassen. Wahrscheinlich würde sie demnächst noch ihren Kopf vergessen, wenn er ihr nicht angewachsen wäre. Seufzend verließ sie das Zimmer und schloss die Tür ab. Terry raubte ihr noch die letzten Nerven, wenn das so weiter ginge. Am besten ging sie ihm wohl fürs erste aus dem Weg, das dürfte sich angesichts des Tagesablaufes nicht allzu schwierig gestalten. Zuversichtlich und tief durchatmend ließ sie die Schlüsselkarte in ihre Tasche gleiten. „Guten Morgen, Gracie.“ Erschrocken fuhr sie herum und schluckte hart, als sie direkt in ein Paar meerblauer Augen sah. Warum zum Teufel musste er immer genau dann auftauchen, wenn sie ihn am wenigsten gebrauchen konnte? Doch sie war gefangen im Wechselbad der Gefühle, die ihr Herz zu einer rasanten Achterbahnfahrt mitnahmen, ohne dass sie es auch nur im Geringsten hätte verhindern können. Und noch etwas geschah ohne ihr Zutun: Vor ihrem inneren Auge tauchte schlagartig das Bild von Terry und Vanessa auf; zwar nur für wenige Sekunden und doch reichte es aus um Grace auf Distanz gehen zu lassen. Ihre Laune sank in windeseile gen Keller. Lediglich ein emotionsloses 'Morgen' verließ ihre Lippen, ehe sie sich, bemüht das schmerzliche Pochen ihres Herzens zu ignorieren, zum Gehen wandte. Doch Terry hielt sie zurück. Seine Hände ruhten auf ihrer Hüfte, ein warmes Lächeln umspielte seinen Mund und wieder war er ihr so nahe, dass sie glaubte die Wärme seines Körpers durch die Kleidung hindurch spüren zu können. Ein angenehmes Kribbeln machte sich in ihrem Bauch breit und doch zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. „Warum so missmutig? Schlecht geschlafen?“ Grace mied seinen fragenden Blick nicht, sondern sah ihn nur schweigend an. Sie beugte sich leicht nach vorn, fast so als wolle sie ihn küssen, doch kurz vor seinen Lippen stoppt sie. „Möglich. Vielleicht schläft man nach einem 'Gute-Nacht-Kuss' oder einem kleinen Schäferstündchen auch einfach besser, wer weiß?! Lass dir einen guten Rat geben: Hör auf mit m- ... zu spielen!“ Grace war sauer und dementsprechend bissig war auch ihre Antwort ausgefallen. Sie ging ein paar Schritte zurück und löste sich somit aus Terrys Griff. „Wenn du mich jetzt entschuldigst, Hana wartet.“ Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und ließ einen verdatterten Terry zurück. Sprachlos fuhr sich Terry mit der Hand durch sein schokobraunes Haar und sah in die Richtung, in der wenige Sekunden zuvor Grace verschwunden war. Sie hatte also gesehen, wie Vanessa ihn geküsst hatte und sie glaubte jetzt tatsächlich ...? Und hatte es sich nicht so angehört, als habe sie sagen wollen, er solle nicht mit ihr spielen? „Na los, lass uns frühstücken gehen. Sag ma, was guckst'n so wie'n Auto?“ Terry zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Rasch wandte er den Kopf zur Seite und erblickte Josh, der ihn nun fragend ansah. Doch Terry blieb seinem Freund eine Antwort schuldig. „Wie findest du den hier?“ Hana hielt einen khakifarbenen Schal hoch, schien selbst aber eher unschlüssig. Ihr Blick wanderte zum Regal. „Oder lieber den?“ Grübelnd sah sie von dem Stoff in ihrer Hand zu dem braunen mit helleren Streifen, den sie gerade hervorzog. „Ach man!“ „Lass mal sehen...“ Prüfend besah sich Grace die beiden Baumwollschals. „Nimm doch den Gestreiften, die Farben passen besser zu seinen Augen.“ „Gut, dann wird’s der braune!“ Grace schmunzelte. „Du hättest ihn doch so oder so genommen.“ „Stimmt!“ Auch Hana konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen. „Aber ich wollte auf Nummer sicher gehen. Außerdem kann ich dich so wenigstens mal von deinen Grübeleien abhalten. Du bist schon seit vorhin gedanklich abwesend. Was ist denn los?“ Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit, doch sie hatte bereits eine dunkle Ahnung, was ihrer Freundin zu schaffen machte. „Geht es um Terry?“ Grace nickte unglücklich. „Er macht mich noch wahnsinnig! Im Moment würde ich ihm am liebsten den Hals umdrehen!“ Sie seufzte ärgerlich und ließ sich anstandslos von Hana zur Kasse lotsen. „Um die Ecke gibt es ein schönes kleines Café, da kannst du mir die genaueren Details bei einer Tasse heißer Schokolade erzählen.“ Hana zwinkerte ihrer Freundin verschwörerisch zu. Der Ball kam also langsam ins Rollen. Keine 5 Minuten später saßen die beiden Freundinnen an einem kleinen Ecktisch des gemütlichen Cafés 'Wintersonne'. Soeben hatte die Bedienung vor beiden jeh eine große dampfende Tasse abgestellt, die bis zum Rand mit heißer Schokolade gefüllt war. Bis eben hatte Hana Grace ihre Gedanken ordnen lassen, doch jetzt sah sie ihre Freundin erwartungsvoll an. „Schieß los, was hat Terry verbrochen?“ Angesichts der Formulierung musste Grace erneut schmunzeln. Trotzdem schwieg sie noch einen kurzen Moment, wusst nicht, wie sie anfangen sollte, doch dann sprudelte es nur so aus ihr heraus und mit jedem Wort fiel die Anspannung der letzten Tage von ihr ab. Es tat gut, sich alles von der Seele zu reden und Hana war eine gute Zuhörerin. Sie unterbrach Grace nicht ein einziges Mal, wissend, dass es so besser war. „Ach Hana, ich hatte mir damals geschworen, mich nie wieder auf ihn einzulassen und jetzt das!“ Ergeben seufzend nippte Grace an ihrem Getränk. „War er so schlecht?“ Ein freches Grinsen huschte über Hanas Lippen und sie erntete einen perplexen Blick ihrer Freundin. Grace brauchte ein paar Sekunden um sich zu fangen, dann stieg ihr eine gesunde Röte ins Gesicht, als sie mit leiser Stimme und aus dem Fenster gewandten Blick antwortete. „Nein...“ Sie räusperte sich. „Aber das hat damit rein gar nichts zu tun.“ Ihre Stimme klang nun wieder fest. „Für ihn ist es doch nicht mehr als ein Spiel, er meint es nicht ernst.“ Für den Bruchteil einer Sekunde stahl sich ein sanftes Lächeln auf Hanas Lippen, ehe sie mit ernster Stimme das eben entstandene Schweigen brach. „Ich will ihn nicht in Schutz nehmen, da ich sein Verhalten auch nicht unbedingt gut heißen kann. Aber ich glaube du tust ihm Unrecht und das weißt du auch, du willst es nur nicht wahrhaben, dass es ihm ernst ist.“ „Vielleicht...“ Grace sah die Halbjapanerin über den Rand ihrer Tasse hinweg an, ehe sie ihren Blick erneut durch das noch weihnachtlich geschmückte Fenster nach draußen richtete. Vielleicht hatte Hana Recht und sie hatte heute Morgen etwas überreagiert. Andererseits sprach die Szene am Vorabend ihre eigene Sprache. Ein kaum hörbarer Seufzer entfuhr ihr und sie lehnte sich zurück. Es brachte absolut nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Grace war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht mitbekam, wie Hana die Bedienung zum Tisch winkte und bemerkte die ältere Dame mit dem freundlichen Lächeln erst, als sie direkt neben ihr stand und bereits kassierte. Die beiden Freundinnen saßen noch eine Weile schweigend im Café und leerten ihre Tassen, ehe Hana – gepackt von einer neuen, ansteckenden Fröhlichkeit – Grace nach draußen schob. „So und wohin jetzt?“ Hana schien einen Moment lang zu überlegen, dann nahm sie ihre Freundin an der Hand und lief zielstrebig los. Grace ließ sich ohne Protest mitziehen. Aus den Augenwinkeln registrierte sie das bunte Treiben auf der Straße, dass bereits seit dem Morgen herrschte. Es war erstaunlich, wie viele Menschen sich in der Innenstadt tummelten, um noch die letzten Besorgungen zu erledigen. „Wo willst du eigentlich hin?“ Grace stellte die Frage an den Rücken ihrer Freundin gewandt, die sie noch immer quer durch die Stadt zog. „Weißt du schon was du heute Abend anziehst?“ Verwunderung zeichnete sich in Grace' Gesicht ab. Sie bogen um die nächste Straßenecke und Hana lotste sie sicher durch die kaufwütige Menschenmenge. „Ja schon, aber wie- Warum nur habe ich das ungute Gefühl, dass du uns ein neues Outfit verpassen willst?“ Hana war schlagartig vor einem kleineren Laden stehen geblieben und musterte neugierig das Angebot im Schaufenster. „Weiß nicht.“ Schelmisch grinsend schob sie Grace vor sich in das Geschäft. „Nenn es von mir aus Frustshoppinng, wenn dir das lieber ist.“ Grace seufzte. Es sah definitiv nicht so aus, als ob sie eine Wahl hatte. Gemeinsam mit Hana nahm sie Geschäft für Geschäft in Angriff, durchstöberte Regale und Kleiderständer und probierte die verrücktesten Kleiderkombinationen an. Die beiden amüsierten sich prächtig, bis Hana mit ernster Miene auf sie zukam und ihr ein paar Kleidungsstücke in die Hand drückte. „Ich hoffe, du hast deine Stiefel eingepackt, die wirst du heute Abend nämlich brauchen!“ Ein vielsagendes Lächeln huschte über ihre Lippen. Skeptisch zog Grace die Augenbrauen hoch. „Willst du, dass ich mir heute Abend den Arsch abfriere?“ Doch Hana rollte nur gespielt genervt mit den Augen. „Jetzt probier die Sachen schon endlich an! Außerdem sind wir die meiste Zeit doch eh drinnen.“ Mit einem letzten unschlüssigen Blick auf die Kleidungsstücke in ihrem Arm verschwand Grace schließlich ergeben seufzend in der Umkleidekabine. Es war kalt an diesem Abend und das war noch milde ausgedrückt. Ein eisiger Wind pfiff ihnen um die Ohren, als die Gruppe auf dem Weg zur Disco durch die Stadt pilgerte. Jana hatte sich bei Matt eingehakt und lief eng an ihren Schatz gekuschelt hinter Terry und Josh her. Beide hatten die Hände tief in den Jackentaschen vergraben und den Kragen hoch aufgestellt, ebenso wie Kathy und Mirko. Doch von allen acht froren Grace und Hana trotz der dicken, knielangen Wintermäntel in ihren kurzen Röcken am meisten. Grace bereute bereits, das sie sich von ihrer Freundin zu einem Outfitwechsel hatte überreden lassen. Aber nun war es zu spät und sie musste sich wohl oder übel damit arrangieren. Sie selbst trug einen schwarzkarierten Faltenrock, schwarze Stiefel und ein rotes Top mit Spitzenbesatz am unteren Saum. Genau wie ihrer Freundin hatte auch sie sich die Haare hochgesteckt und aus diesem Grund wie am Abend zuvor zu dem rotkarierten Halstuch gegriffen, um das rote Mal an ihrem Hals – das sie Terry zu verdanken hatte - zu verstecken. Verstohlen warf sie einen Blick zu Hana und stellte fest, dass diese ebenfalls vor Kälte bibberte. Warum sollte es ihr auch anders ergehen mit den braunen Stiefeln, dem glatten Jeansrock und dem braunen Top mit Goldaufdruck? Hana schien ihren Blick bemerkt zu haben, denn sie wandte Grace das Gesicht zu und lächelte sie aufmunternd an. Doch es lag noch etwas in ihrem Blick. Es war dieses verräterische Glitzern, das sich immer dann in ihre Augen schlich, wenn Hana im Geheimen irgendwelche Pläne schmied. Gerade wollte Grace ihre Freundin darauf ansprechen, als sie auch schon um die Ecke bogen und sich mit einer langen Menschenschlange konfrontiert sahen. „Na toll, das kann sich ja nur noch um Stunden handeln!“, grummelte Kathy verärgert und kuschelte sich in ihre Winterjacke. „Hättet ihr nicht so getrödelt, würden wir jetzt hier nicht warten müssen!“ Mirko zog die Augenbrauen nach oben und bedachte die vier Mädels mit einem vorwurfsvollen Blick, woraufhin Grace und Hana nur die Augen verdrehten. „Ja, wer von uns ist denn nicht fertig geworden? Das wart ja wohl ihr!“, warf er den Freundinnen nun vor. „Du musst gerade reden!“, mischte sich nun Kathy sichtlich erbost wieder ein. „Du konntest dich von deinem Fernseher ja kaum trennen! Und da wirfst du uns vor, wir -“ Der kleine Streit dauerte genau 10 Minuten an und während dieser Zeit näherten sie sich zwar langsam, aber stetig dem Eingang des Exotic, bis auch sie schließlich nach Vorlage der speziellen Silvestereintrittskarte den Eingang passierten und sich vor der Garderobe wiederfanden. Auch hier standen die Menschen Schlange und warteten ungeduldig darauf, dass auch sie endlich ihre Jacken und Mäntel loswerden konnten. Grace, die peinlichst darauf achtete, möglichst nicht in Terrys Nähe zu kommen, schlüpfte aus ihrem Mantel, stopfte ihren Schal in den rechten Jackenärmel und gab den Mantel schließlich ab. Direkt nach ihr war Hana an der Reihe, die nun gemeinsam mit Grace und den anderen den ersten festlich geschmückten Bereich betrat, in dem sich an der Wand gegenüber eine Bar befand und davor zahlreiche Sitzmöglichkeiten. Auch war die Musiklautstärke leise genug, sodass man sich unterhalten konnte ohne gleich schreien zu müssen. Doch die Gruppe zog es weiter und so starteten sie ihre Erkundungstour durch die sechs großen Bereiche des Exotic. „Wow, das ist echt rießig hier! Dein Bruder hat nicht zu viel versprochen, Mirko.“ Josh klopfte seinem Kumpel auf den Rücken. Mirko grinste verschmitzt. „Tja, er hat eben Geschmack und preislich liegt es auch noch im Bereich des Erschwinglichen. Schade, dass es bei uns nicht so ne super Disco gibt.“ „Mann kann eben nicht alles haben!“ Terry schnitt eine Grimasse. Flüchtig ließ er seinen Blick in Richtung Tanzfläche huschen, die sich schräg unter ihnen befand. Sie hatten es geschafft trotz des Menschenansturms einen Eins-A Platz auf der Empore zu ergattern und beanspruchten nun eine gemütliche Sitzecke für sich, in deren Mitte ein Tisch stand, auf dem sie ihre Getränke abstellen konnten. Irgendwo da unten in der tanzenden Menge war auch Grace und amüsierte sich, doch Terry konnte sie von seinem Platz aus nicht auf der Tanzfläche ausmachen. Geschickt wie sie war, hatte er sie - bis auf das morgendliche Zusammentreffen, beim Abendessen und auf dem Weg zum Exotic - so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommen. Scheinbar mit Leichtigkeit war sie ihm den ganzen Tag über ausgewichen und wenn er ihr doch irgendwo angetroffen hatte, war sie nie allein und hatte sich ihm gegenüber kalt und distanziert verhalten. Er seufzte und wandte sich wieder dem Gespräch mit Josh und Mirko zu. Grace machte es ihm wirklich nicht leicht, aber so war sie nunmal und er wusste nur zu gut, wie er dem entgegen treten konnte. Ein Lächeln schlich sich auf sein Lippen. „Hast du Kathy schon gefunden? Oder Jana und Matt?“ Hana hatte ihre Stimme erhoben und versuchte die laute Musik zu übertönen. Grace, die in nächster Nähe stand, schüttelte nur den Kopf und sah sich weiter suchen um, während sie ihrer Freundin durch die Menschenmenge folgte. Um sich nicht auch noch zu verlieren, hatten sich die beiden an der Hand gefasst und umrundeten so einmal die Tanzfläche. Jedoch ohne Erfolg. „Das gibt’s doch gar nicht! Wohin sind die denn bitteschön verschwunden? Ich dachte sie wollten sich nur kurz was zu trinken holen.“ Hana seufzte, sah jedoch freudestrahlend auf, als Grace ihren Kopf ruckartig nach links gedreht hatte. „Hast du sie entdeckt?“ „Nein, aber dafür watschelt da hinten gerade die Katastrophenbarbie von der Tanzfläche.“ Grace Gesicht verfinsterte sich. „Ich wusste gar nicht, dass die auch hier sind.“ „Der was-?“ Hana stockte, musste dann aber laut auflachen, als sie Vanessa von der Tanzfläche kommen sah. „Ich auch nicht, aber wenn wir Glück haben, laufen sie uns nicht über den Weg. Groß genug ist die Dicso ja. Komm, lass uns zu Josh und den anderen gehen. Vielleicht sind die drei ja auch schon da.“ Hana sollte Recht behalten. Als sie sich ihrem Platz näherten, konnten sie schon von weitem Kathys einmalige und etwas gewöhnungsbedürftige Lache vernehmen. Direkt neben ihr hatten sich Jana und Matt – wie immer Arm in Arm – auf der Sitzbank niedergelassen, sodass nur noch zwei Plätze frei waren. Sogleich ließ sich Hana mit einer fließenden Bewegung neben Kathy nieder und schielte zu den Augenwinkeln kurz zu Grace, ehe sie sich an Kathy wandte. „Wo wart ihr denn? Wir haben euch schon die ganze Zeit gesucht!“ Die Angesprochene grinste breit. „Na Getränke holen und als wir wieder kamen, wart ihr plötzlich verschwunden.“ Grace zögerte einen Moment. Ihr Blick fiel auf den letzten freien Platz, der zu ihrem Leidwesen genau neben Terry war, der nun einladend auf das gemütliche Polster klopfte. Ergeben seufzend kam sie seiner Aufforderung schließlich nach, ignorierte ihn jedoch weiterhin so gut es ging. Zugegeben, es fiel ihr immer schwerer und sie fühlte sich dabei nicht gerade wohl in ihrer Haut. Sie konnte auch nicht verhindern, dass sie Terry hin und wieder verstohlen von der Seite musterte. Er sah aber auch zu gut aus in den dunklen Jeans und dem schwarzen Hemd, dessen oberen zwei Knöpfe er offen gelassen hatte. Was dachte sie da nur wieder? Sich in Gedanken zur Ordnung rufend, wandte sie ihren Kopf rasch in Richtung Tanzfläche und begnügte sich damit, die bunte Menge zu beobachten. Was sie nicht wusste war, dass Terry ihre Blicke keineswegs entgangen waren. Belustigt und um sie weiter aus der Reserve zu locken, legte er wie zufällig seinen Arm auf die Rücklehne hinter Grace, unterhielt sich jedoch weiterhin mit Josh. Aus den Augenwinkeln registrierte er, wie sie kurz erschrocken zusammnenzuckte, jedoch weiterhin kommentarlos die tanzende Meute beobachtete. Kurz entschlossen beugte er sich zu ihr hinüber. „Wie sieht's aus? Wollen wir uns ihnen anschließen?“ Heiß spürte sie seinen Atem an ihrem Ohr und erschauderte bei der leichten Berührung seiner Finger in ihrem Nacken. Langsam wandte sie ihm ihr Gesicht zu, zwang sich zu einem ruhigen Lächeln und einer festen Stimme. „Nein. Aber vielleicht findest du ja ein anderes Mädel, das sich dir gerne um den Hals werfen will.“ Weiterhin lächelnd sah sie ihn an und kämpfte verbissen gegen ihre Gefühle an, doch erst Hanas Stimme konnte sie dazu bringen, den Blickkontakt zu unterbrechen. Stirnrunzelnd stand Grace schräg gegenüber des kalten Buffets im festlich geschmückten Raum mit der leisen Musik und den unzähligen Sitzgelegenheiten, von dem aus sie ihre Erkundungstour zu Beginn gestartet hatten. Matt, Jana und Mirko hatten sich in einiger Entfernung an einem Tisch niedergelassen, um eine Kleinigkeit zu essen. Hana und Kathy waren mit Josh zurückgeblieben und verteidigten jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach standhaft ihre Sitzplätze. Grace selbst sah sich jedoch mit einem ganz anderen Problem konfrontiert. Bis jetzt hatte sie Terry mehr oder weniger erfolgreich aus dem Weg gehen können. Bis jetzt. Genau wie sie selbst, war auch Terry dem Grummeln seines Magens zum Buffet gefolgt – zumindest war sie davon ausgegangen. Doch kaum, dass sie den Raum betreten hatten, hatte Terry sie am Arm gepackt und zur Seite gezogen. Weg vom Buffet, weg von den anderen und so auch von einem gut getarnten Ausweichmanöver seitens Grace. So standen sie, sich gegenseitig mit den Augen fixierend, in einer einigermaßen ruhigen Ecke. Würde er sie nun zur Rede stellen? Ein Blick in sein ernstes, fast schon vorwurfsvolles Gesicht, verriet ihr, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. „Grace, was soll der Scheiß? Und jetzt komm mir nicht mit 'ich weiß nicht was du meinst'! Das kauf ich dir nämlich nicht ab!“ Etwas in seiner Stimme ließ sie zusammenzucken, doch Grace konnte nicht genau sagen was es war. Vielleicht der vorwurfsvolle Unterton? Oder doch eher sein Ärger, der nur zu deutlich aus ihm sprach? „Gestern Abend haben wir uns noch bombig verstanden und jetzt bist du nur am Zicken oder behandelst mich wie Luft. Es kommt mir schon den ganzen Tag so vor, als würdest du regelrecht vor mir flüchten wollen. Kannst du mir mal sagen, was genau ich dir getan haben soll?“ „Ach komm, jetzt tu doch nicht so unschuldig! Du weißt doch genau was ich meine!“Grace verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust, versuchte aber ruhig zu bleiben. Terry ließ sich jedoch nicht beirren. Er ließ sich nicht anmerken, dass er in der Tat wusste, wovon Grace sprach, aber er wollte es von ihr hören. „Möglich. Aber warum klärst du mich nicht einfach auf?“ Stur wie sie manchmal war, schwieg Grace beharrlich und stellte Terrys Geduld somit auf eine harte Probe. Er holte tief Luft, rief sich innerlich zur Ruhe, ließ Grace jedoch keine Sekunde aus den Augen. „Findest du nicht, dass es langsam mal an der Zeit wäre, die Karten auf den Tisch zu legen? Oder willst du dieses Spielchen ewig spielen?“ „Ich und spielen?“ Entrüstet sah sie ihn an. „Wer spielt denn hier die ganze Zeit?! Ich sicher nicht!“ Es war fast so, als ob jemand exakt in diesem Moment einen Schalter in Grace' Kopf umlegte. Die nächsten Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. „Du willst, dass ich die Karten offen auf den Tisch lege? Schön! Ich habe mich die ganze Zeit aus deinen elenden Frauengeschichten rausgehalten, weil es mich nichts anging und mich auch nicht betroffen hat, aber jetzt hab ich endgültig die Schnauze voll! Weißt du was du bist Terry? Du bist eine kleine miese Ratte, die mit den Herzen der Frauen spielt und scheinbar scheint dir eine ja nicht mehr zu reichen. Wenn du diese kleine ... wenn du Vanessa angräbst und wild mit ihr rumknutscht und sonst was mit ihr anstellst ist das eine Sache, aber wenn du gleichzeitig versuchst bei mir zu landen und nur wenige Stunden zuvor mit mir flirtest als gäbe es kein Morgen mehr, dann lass dir gesagt sein, dass du bei mir an der falschen Adresse bist, mein Lieber! Wenn es dir nur um das eine geht, dann halt dich lieber an Vanessa und hör verdammt nochmal auf mit mir zu spielen!“ Grace hatte sich in Rage geredet und konnte diesen Sturm der Gefühle, einmal ausgebrochen, nicht wieder so schnell unter Kontrolle bringen. All das, was sich innerhalb der letzten paar Tage und Wochen angestaut hatte, verschaffte sich nun endlich mit aller macht Luft und es tat unheimlich gut, sich diese Last von der Seele zu reden. Kleine Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, aber Grace würde nicht weinen. Nicht jetzt und erst recht nicht vor ihm. Sie holte Luft und setzte erneut an etwas zu sagen, doch Terry brachte sie mit einer einzigen Geste zum Schweigen. Er hatte eine Hand an ihre Wange gelegt und wischte mit dem Daumen zärtlich eine Träne beiseite. Zu seiner Überraschung ließ Grace es zu. „Ich glaube, du hast da einiges missverstanden.“ „Achja? Was gibt es denn da misszuverstehen?“ Wütend und verletzt zugleich sah sie ihm ins Gesicht, gab ihm jedoch die Chance sich zu verteidigen. Terry nahm dies sichtlich erleichtert zur Kenntnis und wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. Er wusste, er bewegte sich im Moment auf dünnem Eis. „Was die Sache mit Vanessa angeht... du hast also gesehen, wie sie mich geküsst hat. Das wurde mir nach deiner Bemerkung heute Morgen jedenfalls klar.“ Grace zog zweifelnd eine Augenbraue nach oben, schwieg aber aus Neugier auf den Rest seiner Erklärung. „Ich ahne schon, was dir durch den Kopf geht. Den Gedanken kannst du gleich wieder abschütteln! (Grace verschränkte die Arme erneut vor der Brust, sah ihn jedoch unverwandt an.) Du hast allerdings nur gesehen, wie sich Vanessa an mich rangeschmissen und mich geküsst hat und bist dann – lass mich raten – postwendend abgehauen?“ Grace fühlte sich ertappt und ihr wurde unwohl in ihrer Haut. Hanas Worte kamen ihr wieder in den Sinn, dass sie Terry wohlmöglich Unrecht getan hatte. Zögernd nickte sie. Terrys Gesichtszüge entspannten sich und wurden wesentlich weicher. Belustigung schwang in seiner Stimme mit. „Das ist so typisch für dich.“ Er schwieg einen kurzen Moment, während dem er Grace einfach nur ansah. „Ich kann verstehen, wenn es dir schwer fällt mir zu glauben, aber zwischen Vanessa und mir ist nie etwas gelaufen, auch wenn sie das gerne hätte.“ Unschlüssig nagte Grace an ihrer Unterlippe. Sie hatte die Augen auf einen unsichtbaren Punkt im Raum gerichtet und versank ins Grübeln. Terry hatte Recht, es fiel ihr nicht leicht, ihm zu glauben, immerhin war sie nicht dabei gewesen. Allerdings war Terry kein Mensch, der seinen Kopf mit Märchen und Lügengeschichten aus der Schlinge zog. Und wenn sie genauer darüber nachdachte, zählte er auch nicht zu jenen Mistkerlen, die sich ihr Bett mit jedem Mädchen teilten, dass ihnen über den Weg lief. Mit ihnen war Terry keinesfalls zu vergleichen, dagegen wirkte er fast wie ein unschuldiges Kätzchen. Grace seufzte leise und wandte ihm wieder das Gesicht zu. Terry hatte die ganze Zeit über aufmerksam angesehen und seine Augen waren mehr als einmal an ihren Lippen hängen geblieben, die sie unablässig mit den Zähnen bearbeitet hatte. „Gut, ich glaube dir. Aber trotz allem mache ich das nicht mehr länger mit Terry. Wenn du unbedingt spielen willst, dann such -“ Grace brach mitten im Satz ab und sah wie vom Blitz getroffen an Terry vorbei auf die Person, die sich ihnen mit raschen Schritten näherte. Kurz darauf hing auch schon eine schlanke Wasserstoffblondine an Terrys Arm und klimperte übertrieben mit den Wimpern. „Also dass wir uns ausgerechnet hier treffen! Nachdem du mich gestern so angeschissen hast, dachte ich schon, ich würde gar nicht mehr die Gelegenheit haben, mit dir unter vier Augen zu reden. Hast du es dir nicht doch nochmal überlegt?“ Sie schien nicht zu bemerken, dass sie störte und auch Grace schien für die Blondine nicht zu existieren. Vanessa hatte nur Augen für Terry, von dem sie jedoch nur einen genervten Blick erntete. Auch Chrissi, die gerade bei der kleinen Gruppe ankam und versuchte ihre mehr als nur angetrunkene Freundin zur Vernunft zu bringen, wurde von Vanessa einfach ignoriert. Grace wechselte einen kurzen Blick mit Terry, ehe sie sich von den dreien abwandte. Sie würde sich nicht einmischen. In stummen Einverständnis nickte Terry und machte sich daran Vanessa ein weiteres Mal abzuwimmeln. Eine dicke Schneeschicht lag über der Stadt. Hier und da hingen Eiszapfen an den Dächern, die im Licht des Mondes unter einem sternenklaren Himmel glitzerten. Während die Temperatur draußen weiter sank, heizte sich die Luft im Exotic immer mehr auf. Grace stand an der Theke auf der Empore und wartete auf die Getränke. Beiläufig ließ sie ihren Blick zu der großen Leinwand hinter der Tanzfläche wandern. An diesem Abend wurde dort für jeden auf die Sekunde genau die Uhrzeit angezeigt. Es war erst halb elf und Grace schien es fast so, als wolle die Zeit gar nicht vergehen. Gedanklich war sie noch immer bei dem Gespräch mit Terry, das sie vor etwas mehr als zehn Minuten geführt hatten. Wahrscheinlich durfte er sich noch immer mit Vanessa rumschlagen und so sternhagelvoll wie die Blondine war, würde sie sich nicht so leicht abschütteln lassen. Mit einem flauen Gefühl im Bauch nahm Grace die beiden Gläser entgegen und kämpfte sich zu ihren Freunden an den Tisch durch. Doch sie kam nicht sehr weit. Ein halber Schrank versperrte ihr den Weg zu den anderen und als sie den Blick ein wenig hob, sah sie direkt in Daniels Gesicht. „Auch das noch!“, seufzte sie in Gedanken und versuchte sich an ihm vorbei zu schieben, doch Daniel war allem Anschein nach nicht damit einverstanden. „Hey, wohin so schnell des Weges?“ „Hauptsache weit weg von dir.“ Grace rollte gernert mit den Augen. Nicht nur Vanessa war ein äußerst penetranter Mensch, sondern auch auch Daniel nannte diese Eigenschaft sein Eigen. Erneut versuchte sie an ihm vorbeizukommen, doch dieses wandernder Zweimeterschrank machte einfach einen Schritt zur Seite und stand erneut direkt vor ihr. „Na, behandelt man so etwa den Mann seiner Träume?“ Grace konnte nicht anders und lachte laut los. So gut es mit zei Gläseren in Händen ging, wischte sie sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Da muss ich dich wohl enttäuschen. Der Mann meiner Träume sieht definitiv anders aus!“ Das selbstsichere Grinsen wich jedoch nicht aus seinem Gesicht, sondern wurde noch eine Spur breiter. Er kam einen Schritt auf sie zu und wollte ihr die Hände an die Hüfte legen. „Das sagst du jetzt, aber glaub mir, nach dieser Nacht wirst du anders denken.“ Grace sah ihn fassungslos an. Mit einigen Schritten rückwärts wich sie seiner Berührung aus. „Das ist nicht dein Ernst?!“, gab sie entrüstet von sich. Das konnte er nicht ernst meinen! Panik ergriff sie, als Daniel nur schmutzig grinste und sich ihr erneut mit lüsternem Blick näherte und eine Hand nach ihr ausstreckte. Fest entschlossen, ihm ihr Getränk ins Gesicht zu kippen und anschließend das Weite zu suchen, umfasste sie das Glas in ihrer Rechten fester. Sie hob die Hand bereits an, als sich besitzergreifend ein Arm um ihre Hüfte schlang und sie zur Seite gezogen wurde. „Gibt es ein Problem?“ Überrascht wandte Grace ihrem Retter das Gesicht zu und spürte sogleich dessen warme Lippen zärtlich auf ihren. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus und erfüllte kurz darauf ihren gesamten Körper. Nur schwer widerstand Terry dem Verlangen, den Kuss zu intensivieren. Mit einem letzten Blick in Grace' Augen wandte er sich an Daniel und warf diesem einen feindseligen Blick zu. Daniel seinerseits fixierte Terry ebenfalls mit den Augen und hatte Mühe sich zu beherrschen. Er hatte eine Hand zur Faust geballt, sagte jedoch nichts. Grace entging die zum Zerreißen angespannte Atmosphäre keineswegs und versuchte deshalb die Situation zu entschärfen. Sie schlug einen gelassenen Ton an und setzte ein fröhliches Lächeln auf. „Nein, nein. Ich wollte nur gerade zu den anderen zurück und hab Daniel auf dem Weg getroffen. Wir haben uns nur ein wenig unterhalten. Aber warum gehen wir nicht zu den anderen? Hana fragt sich bestimmt schon, wo ich unsere Getränke hole.“ Die beiden Kontrahenten warfen sich einen letzten prüfenden Blick zu, dann drehte sich Daniel um und steuerte die Sitzecke an. „Danke.“ Grace stieß erleichtert die Luft aus und wollte Daniel gerade – in einigem Abstand – folgen, doch Terry hielt sie zurück. Er hatte nun beide Arme um ihre Taillie geschlungen und sie näher zu sich gezogen. Er hatte die Stirn in Falten gelegt, sah sie musternd an. „Nach 'nur ein wenig unterhalten' sah das nicht aus. Was wollte er von dir?“ „Mir weiß machen, er sei der Mann meiner Träume und mir würde das nach einer Nacht mit ihm schon noch klar werden.“ Sie grinste schief. „Er meint das nicht ernst, er ist einfach betrunken und labert nur Mist.“ Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Obwohl ihr vor wenigen Sekunden so gar nicht nach Lächeln war, ließ sie sich den Schrecken nicht anmerken. „Lass ihn reden.“, fügte sie versöhnlich hinzu, als sie bemerkte, wie Terry einen bitterbösen Blick zu ihrem Tisch warf. Sie bemühte sich unbeschwert zu klingen und startete einen neuen Versuch, zu den anderen zu gelangen. Terry wandte ihr sein Gesicht zu und sah sie durchdringend an. „Wenn er dir noch mal zu nahe kommt oder dich anfasst, vergesse ich mich!“ Er ließ sie los und kehrte ebenfalls zum Tisch zurück. Ein kalter Schauer überlief Grace, doch in ihrem Bauch tanzte eine Horde Schmetterlinge Tango. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- [Montag; 31.12.; noch etwas mehr als eine Stunde bis Mitternacht] Grace traf direkt nach Terry am Tisch ein. Ein unbeschwertes Lächeln zierte ihre Lippen und ihre Augen schienen förmlich zu strahlen. Nichts an ihrem Auftreten wies auf die vorangegangene Begegnung mit Daniel hin und dennoch fühlte sie sich unwohl, als sie ihn neben Vanessas Bruder Basti und Josh sitzen sah. Tief durchatmend reichte sie Hana mit entschuldigendem Blick eines der Gläser, ehe sie sich zwischen ihr und Terry – der extra ein Stück zur Seite gerückt war – auf dem weichen Sitzpolster nieder. Wie selbstverständlich legte Terry einen Arm auf die Rückenlehne hinter Grace, griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck. Dabei wurde er von Daniel, der ihm schräg gegenüber saß, nicht aus den Augen gelassen. Immer wieder wanderte sein verärgerter Blick prüfend zwischen den beiden hin und her. Jana, Matt und Mirko waren noch immer nicht vom Buffet zurück. Ihre Plätze hatten nun Basti, Daniel und der dank des Alkohols nicht mehr ganz so schweigsame Torben eingenommen. Er hatte sich neben Kathy niedergelassen und zu Grace' Erstaunen von dem Mädchen in ein Gespräch verwickeln lassen. Jedoch zeigte er nur wenig Begeisterung und ließ sich größtenteils von Kathys Redeschwall überrollen. Nur hin und wieder trug er selbst auch etwas zum Gespräch bei und handelte es sich dabei auch nur ein einfaches Nicken. „Was ist dem denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“ Hana war näher an ihre Freundin herangerückt und deutete unauffällig mit einem Finger der Hand, die das Glas umfasste, auf Daniel. „Terry.“ Grace errötete leicht. „Daniel hat mich abgefangen, als ich die Getränke geholt habe und ... Terry hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich erzähl's die später genauer. Jednefalls ist mir der Kerl nicht ganz geheuer!“ Hana runzelte besorgt die Stirn. „Mir auch nicht.“, gab sie mit einem Seitenblick auf Daniel zu, der seinen Blick auf der Suche nach ein paar hübschen Mädels umherschweifen ließ. „Sind die anderen drei noch beim Buffet?“ „Ich gehe stark davon aus.“ Grace nahm grinsend ihr Glas von Terry entgegen und trank nun ebenfalls einen Schluck. Ein angenehmer Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als Terry seine Finger ihren Nacken entlangwandern ließ. Immer wieder zupfte er dabei leicht an ihrem Halstuch. Grace warf ihm einen mahnenden Blick zu, ehe sie sich wieder dem Gespräch mit ihrer Freundin widmete. „Wahrscheinlich probieren sie so ziemlich alles durch.“ Hana schmunzelte angesichts des Benehmens der beiden. „Na, warum auch nicht. Ist ja im Preis mit inbegriffen. - Oh, wir kriegen Gesellschaft.“ Hanas Tonfall ließ Grace bereits erahnen, dass es sich nicht um ihre Freunde handelte. Sie wandte sich um und erblickt Chrissi, die direkt auf die Gruppe zusteuerte. Vanessa zog sie hinter sich her und warf erst Terry und dann Basti einen wütenden Blick zu. „Schön, dass ihr auf uns gewartet habt! Wir rennen hier wie die Bekloppten durch die Gegend und suchen euch überall, während ihr hier seelenruhig rumhockt oder was?!“ Verärgert stemmte sie die Hände in die Seiten, wobei ihre goldenen Armreife klimpernd aneinander stießen. „Ich hab euch doch gesagt, dass wir uns auf der Empore treffen.“ Basti hob abwehrend die Hände und sah an Chrissi vorbei zu seiner Schwester. „Was'n mit der los? Sag bloß, die hat sich schon abgeschossen?“ Schwankend und mit gesenktem Kopf hatte sich Vanessa mitziehen lassen. Nun stand sie, sich auf die Lehne stützend, zwischen ihrer Freundin und ihrem Bruder. Stumm schüttelte sie den Kopf, schien sich dann jedoch wieder zu fassen und sah ihren Bruder empört an. „Als ob ich so wenig vertragen würde! Ich bin noch so gut wie nüchtern!“, gab sie leicht lallend von sich. Basti zog die Augenbrauen nach oben. „Ja, klar! Und ich bin der Papst. Es ist noch nichtmal zwölf und du bist schon hackedicht!“ „Das ist doch gar nicht wahr!“ Erbost sah sie ihn an. Mit einer Handbewegung gab sie ihm zu verstehen, dass er ihr ein wenig Platz machen sollte, damit sie sich setzen konnte. Chrissi war bereits in Deckung gegangen und hatte sich neben Kathy und Torben auf die Polsterbank gequetscht. Langsam wurde es ziemlich eng in der gemütlichen Sitzecke und die beiden Streithähne schienen jetzt erst richtig warm zu werden. „Langsam wird mir die Luft hier zu dick!“ Grace verdrehte unmerklich die Augen. Musste Vanessa hier jetzt so ein Theater veranstalten? Eigentlich hatte sie gehofft wenigstens am Silvesterabend vor Vanessa und Daniel ihre Ruhe zu haben. Immerhin war das Exotic groß genug um sich aus dem Weg zu gehen, aber statt mehreren Metern und Wänden befand sich lediglich ein Tisch zwischen ihnen. Zwar war Grace ein geselliger Mensch, aber auf die Gesellschaft dieser beiden konnte sie durchaus und liebend gerne verzichten. Hana schien es nicht anders zu ergehen. Sie zupfte Grace am Top und nickte in Richtung Tanzfläche. „Wollen wir?“ Grace grinste. „Klar doch!“ Die beiden stellten ihre Gläser auf dem Tisch ab und gaben den anderen noch kurz Bescheid, ehe sie sich einen Weg zur Tanzfläche bahnten. Vanessa ließscheinbar beiläufig ihren Blick in die Richtung gleiten, in der soeben Grace und Hana verschwanden. Feindselig sah sie dem Mädchen mit dem rotbraunen Haar hinterher. So leicht würde sie nicht aufgeben! Vanessa hatte schon immer bekommen was sie wollte und Terry würde da keine Ausnahme sein. Dass er sie bereits zweimal abserviert hatte, kratzte stark an ihrem Ego, aber so schnell würde sie sich nicht geschlagen geben. Unermüdlich bewegten sich Grace und Hana inmitten der tanzenden Menge zu den heißen Beats, die der DJ auflegte und hatten sichtlich ihren Spaß an der Sache. Immer wieder tanzten sie sihc gegenseitig an und kamen nicht umhin, über die kläglichen Annäherungsversuche eines schüchternen Jungen bei einer hübschen Brünette zu schmunzeln. Beständig tanzte er in ihrer Nähe und umschwirrte sie wie eine Motte das Licht, traute sich aber allem Anschein nach nicht, sie direkt anzutanzen. Dass seine Herzdame ihn auffordernd anlächelte, schien ihm zu entgehen, nicht jedoch Grace und Hana. Die Halbjapanerin warf ihrer Freundin einen verschwörerischen Blick zu. Mit einem großen, schnellen Schritt rückwärts, rempelte sie den ahnungslosen Jungen hinter ihr an, sodass dieser zwangsläufig auf die Brünette zustolperte. Doch noch ehe er sich nach dem Übeltäter umsehen konnte, stellte er errötend fest, dass sich das Mädchen soeben zu ihm umgewandt hatte und sich tanzend an ihn schmiegte. Grace grinste und hielt beide Daumen hoch, was Hana ein Lachen entlockte. Die beiden zogen sich fürs Erste an den Rand der Tanzfläche zurück und beobachteten die Tanzenden, während sie die kleine Auszeit nutzen, um zu Atem zu kommen. Plötzlich wandte Hana den Blick an ihrer Freundin vorbei und hob winkend die Hand. Fragend wandte sich nun auch Grace um. Rasch hatte sie die vier Gestalten, denen Hana gewunken hatte, in der Menge ausmachen. Kathy zog Mirko erbarmungslos hinter sich her und lächelte ihnen entgegen. Doch anstatt bei ihnen Halt zu machen, steuerte sie direkt auf die Tanzfläche zu und winkte die anderen hinter sich her. Im Vorbeigehen rief sie ihnen etwas zu, das stark nach 'Weiter geht’s! Nur nicht schlappmachen!' klang. Jana, die direkt nach den beiden bei Hana und Grace eintraf, blieb einen Moment stehen. „Jetzt werden die Kalorien wieder abgetanzt!“, versuchte sie die laute Musik zu übertönen. „Na los Mädels, die Nacht ist noch jung! Und da oben herrscht eh dicke Luft.“ Sie ergriff Hanas Arm und zog die Halbjapanerin mit sich. Stirnrunzelnd sah Grace den beiden nach. Zeitgleich schlangen sich zwei Arme von hinten um ihre schlanke Gestalt. Erschrocken zuckte sie zusammen, entspannte sich jedoch, als ihr ein vertrauter Duft in die Nase stieg. „Wie sieht's aus? Erweist du dieser kleinen miesen Ratte hier die Ehre?“ Sein heißer Atem kitzelte sie am Ohr. Seine linke Hand lag ruhig auf ihrem Bauch, während seine rechte sanft ihren Arm entlang strich. Einige Sekunden lang genoss Grace einfach schweigend diese Zärtlichkeit. Wie immer hatte Terry es geschafft, genau den Moment abzupassen, in dem sie – mehr oder weniger – alleine waren. Schmunzelnd wandte sie ihm das Gesicht zu und war hielt für einen Moment die Luft an. Er war ihr so nahe. Sie hätte sich nur ein klein wenig vorbeugen müssen, um seinen Mund mit ihrem zu verschließen. Rasch rief sie sich in Gedanken zur Ordnung und zwang sich den Gedanken bei Seite zu schieben. Stattdessen schürzte sie nun gespielt nachdenklich die Lippen. „Hm...ausnahmsweise.“ „Dann sollte ich das wohl voll und ganz auskosten!“ Ein spitzbübisches Grinsen legte sich auf seine Züge. Ohne Umschweife nahm er ihre Hand und lotste sie mitten auf die Tanzfläche, fort von den neugierigen Blicken der Freunde, die sich nahe am Rand aufhielten. Noch immer grinsend wirbelte er sie herum und zog sie nah an sich heran. Im nächsten Moment hatten Grace ihre Hände bereits in seinen Nacken gelegt und bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. Wie von selbst umfassten seine Hände ihre Taillie und folgten jeder ihrer Bewegungen. Vergessen waren ihre Streitigkeiten, ebenso wie Daniel und Vanessa. Die Menschen um sie herum wurden zu verschwommenen Schatten, die sie nach kurzer Zeit gar nicht mehr wahrnahmen. Es gab nur noch sie beide – und die Musik. Irritiert und wie aus einer Trance erwacht stoppte Grace mitten in der Bewegung. Verstohlen sah sie über die Schulter zu Terry und stellte in seinem Gesicht die gleiche Verwunderung fest. Mit rasendem Puls und leicht außer Atem registrierte sie, dass auch die anderen Tänzer nach und nach innehielten und sich verwundert umsahen. Nur zwei Sekunden später wurde ihr auch endlich klar, was sie dazu veranlasst hatte. Die Musik war um einiges leiser geworden und die Stimme des DJ's dröhnte nun aus den Lautsprechern. „... es sind nur noch fünf Minuten, also haltet schonmal die Sektflaschen bereit! Jetzt gibt es extra für euch noch ein paar heiße Beats zum Abrocken, bevor wir auf das neue Jahr anstoßen und danach geht hier die Party erst richtig ab! Lassen wir's kraaa~chen!“ Während der DJ die Musik wieder voll aufdrehte, suchte Grace Terrys Augen. Dieser fing ihren fragenden Blick auf und nickte, als sie ihm per Handzeichen zu verstehen gab, dass es an der Zeit wäre, zu den anderen zurückzugehen. Gemeinsam bahnten sie sich mühevoll einen Weg durch die Menschenmenge. Unterwegs gabelten sie noch die anderen vier auf und schafften es schließlich doch erstaunlich rasch zu ihrem Platz zu kommen. „Schön, dass ihr euch auch wieder zu uns gesellt. Wir haben euch schon vermisst“ Josh hatte die Tänzer bereits erwartet und hob ihnen grüßend eine Sektflasche entgegen. Jedenfalls mussten sie sich keine Gedanken mehr machen, mit was sie anstoßen würden. Grace grinste. Sie ließ sich neben den jungen Mann auf das weiche Sitzpolster fallen und winkte Hana zu sich, die gleich darauf den Platz neben ihrer Freundin für sich beanspruchte. „Sorry, aber da war so gut wie kein Durchkommen. Außerdem habt ihr euch doch bestimmt prächtig ohne uns amüsiert wie ich gehört habe.“ „Jaein. Zum Schluss wurd's doch ziemlich nervig. Hätte nicht gedacht, dass Vanessa so ne Zicke ist.“ Er verdrehte die Augen und entkorkte in aller Ruhe – unter den neugierigen Blicken von Kathy und Mirko – die Sektflasche, ehe er schließlich die bereitstehenden Gläser füllte. „Und wo sind die jetzt hin?“ Jana ließ sich – sich mit der Hand Luft zufächernd – auf Matts Schoß nieder und ließ ihren Blick suchend umherschweifen. Josh zuckte lediglich mit den Achseln. „Ich glaub zum Buffet und sich dann eine Sektflasche organisieren. Ist schon ne Weile her und ich bezweifle, dass die hier so schnell wieder auftauchen.“ Grace war das nur Recht, doch sie verkniff sich jeglichen Kommentar. Auch Terry hielt sich zurück und begnügte sich damit zuzuhören. Schließlich war es Matt, der aussprach, was ihr insgeheim selbst durch den Kopf gegangen war. „So voll wie Vanessa war, werden die sowieso nicht mehr lange hier bleiben. Sei den, sie wollen riskieren, dass sie sich noch mehr die Kante gibt. Das Mädel gehört eigentlich ins Bett!“ Missbilligung schwang in seine Stimme mit, was seine Freunde nicht weiter verwunderte. Immerhin hatte Matt für Alkohol nicht besonders viel übrig und trank nur zu besonderen Anlässen mal ein Glas, um mit den anderen anzustoßen – wie auch heute. „Tja, so ist das halt, wenn man nicht weiß, wann Schluss ist!“ Grace zuckte mit den Schultern. Ob Vanessa wohl nach dem Gespräch mit Terry verstanden hatte, dass sie keine Chancen hatte? Sie hoffte es zumindest, denn dann würde der restliche Urlaub vielleicht um einiges angenehmer werden. „Ja, oder wenn man seine Grenzen nicht kennt!“, fügte Josh gelangweilt hinzu und riss Grace somit aus ihren eigenen Gedanken. „Es ist übrigens gleich soweit. Hier sind eure Gläser.“ Er hatte Recht, wie Grace mit einem raschen Blick auf die eingeblendete Uhr auf der Leinwand feststellte. Sie schob die Gedanken an Vanessa und Daniel beiseite. Sie würde den Abend einfach genießen so gut es ging und ausgelassen feiern. Lächelnd tat sie es ihren Freunden gleich und erhob sich, nachdem sie eines der Gläser von Josh entgegengenommen hatte. Kurz darauf ertönte auch schon wieder die Stimme des DJ's durch die Lautsprecher, der alle aufforderte mit ihm den Countdown zu starten und tatsächlich schienen alle Gäste in den Chor einzustimmen. „Zehn!“ Sie hatten sich keine Sekunde zu früh erhoben und einen kleinen Kreis gebildet. Die Gläser in Händen bereit haltend, stimmten sie in den Chor mit ein. „Neun!“ Jana und Matt tauschten einen kurzen Kuss aus – den letzten in diesem Jahr – und lächelten sich verliebt an. „Acht!“ Grace und Hana tauschten grinsend einen Blick. „Sieben!“ Josh boxte Terry freundschaftlich in die Seite und hätte dabei fast seinen Sekt verschüttet. „Sechs!“ Grace ließ ihren Blick umherschweifen und blieb unbewusst an Terry hängen, der sie frech angrinste. Sie räusperte sich und senkte für einen Moment ihren Blick. „Fünf!“ Kichernd krallte sich Kathy an Mirkos Arm fest. „Vier!“ Mirko wirkte leicht verärgert und schüttelte Kathy ab, ehe er seine Digicam erneut erhob und darauf wartete, dass alle ihre Gläser erheben würden. „Drei!“ Der Chor wurde immer lauter und die ersten Gläser wurden bereits erhoben. „Zwei! In der Nähe der Tanzfläche standen Vanessa und ihre Clique. Vanessa sah blass aus, schien sich jedoch wieder gefangen zu haben. Chrissi stand direkt neben ihr und warf hin und wieder einen besorgten Blick zu ihrer Freundin, die bereits neue Pläne zu schmieden schien. Während Basti lautstark mitzählte, war Torben schweigsam wie immer und Daniel sah sich bereits nach neuen Flirtopfern um. „Eins!“ Noch immer hielt Terrys Blick sie gefangen und verursachte bei Grace starkes Bauchkribbeln. Sie erwiderte sein Lächeln und atmete tief durch, um sich etwas zu beruhigen. Doch sie konnte ihren Blick ebenso wenig abwenden wie Terry. „Null!“ Gleichzeitig erhoben sie die Gläser, um auf das neue Jahr anzustoßen. Jeder einzelne wurde herzlich in den Arm genommen und ausgiebig geknuddelt, während der DJ ebenfalls allen Gästen ein frohes neues Jahr wünschte und bereits die nächsten heißen Beats ankündigte. In dem Moment, als auf der Leinwand die Feuerwerksaufnahmen eingeblendet wurden, zog Terry Grace in seine Arme. Seine Hand rutschte etwas tiefer, als es bei normalen Freunden der Fall hätte sein sollen und er gab ihr einen kurzen aber zärtlichen Kuss auf die Schläfe. -------------- Sodala und wieder ein neues Kappi. Diesmal ist's wieder ein bissel kürzer geworden, weil ich mich dann doch dagegen entschieden habe, den Anfang vom nächsten Kappi noch mit dranzuhängen. Nuya. :) Liebe Grüße Chimizu Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- [Dienstag; 01.01.] Es war bereits vier Uhr morgens, als Grace mit den anderen das Exotic verließ. Tief atmete sie die frische, kalte Nachtluft ein und stellte verwundert fest, dass es in der Zwischenzeit geschneit haben musste und das nicht zu knapp. Die Straße selbst war zwar frei von Schnee, doch die weiße Pracht war am Rand zu hohen Wällen zusammengekehrt worden und auch der Bürgersteig war mit einer dicken Schneeschicht bedeckt, die bei jedem Schritt unter den Schuhen knirschte. „Ist das nicht herrlich romantisch heute Abend?“ Mit verträumtem Blick kuschelte sich Jana enger an Matt, der einen Arm um sie gelegt hatte und sie nun mit einem liebevollen Blick bedachte. „Ja, du hast Recht! Der Sternenhimmel, Berge von Schnee, eine Tasse heiße Schokolade oder dein Schatz, der dich im Arm hält und dich wärmt.“ Seufzend kam nun auch Kathy ins Träumen. Grace schmunzelte, doch als Hana neben ihr ganz still wurde, stupste sie ihre Freundin aufmunternd in die Seite und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. „Ist doch nicht mehr lange, dann seht ihr euch ja wieder.“ Hana nickte. „Ich weiß. Aber in solchen Momenten wird’s einem immer so schwer ums Herz.“ „Also, ich weiß ja nicht, was ihr da mit eurer Romantik habt, aber ich finde es einfach nur arschkalt und will so schnell wie möglich ins Warme!“ Mirko zuckte arglos mit den Schultern und grinste seine Freunde an. „Du hast doch von nichts ne Ahnung!“ Kathy zog eine Schnute. „So was unsensibles!“ „Hey, wen nennst du hier unsensibel?“, empörte sich Mirko und erntete einen abschätzenden Blick seitens Kathy. „Dich, oder siehst du hier sonst noch einen unsensiblen Kerl names Mirko?“, provozierte sie ihn mit sichtlichem Spaß an der Sache weiter. „Na warte! Das kriegst du zurück!“ Ein saddistisches Grinsen huschte über seine Züge, als er sich bückte und einen Schneeball formte. Kurz darauf jagte er Kathy hinterher, die flinke Haken zwischen ihren Freunden schlug und sich ebenfalls mit Schneebällen zur Wehr setzte. „Wehe ich krieg einen ab!“ Murrend zog Jana den Kopf ein und beäugte die beiden Herumtollenden misstrauisch. Doch Kathy schien keine Notiz von ihrer Drohung zu nehmen und wich Jana in letzter Sekunde aus, die sich nun unter dem Schneeball von Mirko hinwegduckte und erleichtert zusah, wie die weiße Kugel sie verfehlte und dafür unsanft von Joshs Hinterkopf abgebremst wurde. Der Schwarzhaarige ließ sich nicht lange bitten in die Schlacht einzugreifen und setzte Mirko nach, der zusah, dass er die Beine in die Hand nahm. Zwei Minuten später war die Schneeballschlacht auch schon in vollen Gange. Selbst Jana ließ sich schließlich von der Begeisterung ihrer Freunde anstecken und stürzte sich beherzt in die Schlacht. Ein Schneeball sauste haarscharf an Grace vorbei und kam irgendwo weit hinter ihr auf. Sofort formte sie selbst einen, um Mirko eine Retourkutsche zu verpassen. Erfreut stellte sie fest, dass Mirko gerade viel zu sehr damit beschäftigt war Hana zu seifen, als dass er die drohende Gefahr bemerkt hätte. Doch das Glück schien ihm hold zu sein, denn kaum dass Grace den Schneeball geworfen hatte, stolperte Terry in dessen Flugbahn und bekam eine kalte Ladung Pulverschnee an den Hinterkopf. Langsam drehte sich Terry um und erblickte Grace, die beide Hände vor den Mund hielt. Ein einfaches 'Ups' entfloh ihren Lippen, gefolgt von einem leisen Lachen. „Sorry, war keine Absicht.“ Selbst in Grace' Ohren klang es nicht sehr überzeugend und sie musste erneut lachen. Terry warf ihr einen ungläubigen Blick zu, doch dann breitete sich ein fieses Grinsen auf seinen Zügen aus. „Das wird ein Nachspiel haben meine Liebe.“ Er bückte sich und hob etwas Schnee auf. „Jetzt wirst du geseift!“ Mit diesen Worten spurtete er auch schon los und setzte Grace hinterher, die lachend die Flucht ergriff. „Das werden wir ja sehen!“ Geschickt duckte sich Grace unter einem Schneeball weg und wich Josh, dem Terry kurz zuvor ein 'Halt sie fest.' zugerufen hatte, mit einem Satz zur Seite aus. Doch die kleinen Ausweichmanöver kosteten sie wertvolle Sekunden, die es Terry ermöglichten aufzuholen. Gerade noch rechtzeitig riss Grace schützend die Hände vors Gesicht, als auch schon Terrys Hand vorschnellte und er sie seifen wollte. Es gelang ihr zwar sich nach einer kurzen Rangelei aus seinem Griff zu befreien, doch noch ehe sie erneut Abstand gut machen konnte, hatte Terry sie schon am Handgelenk gepackt und wieder zu sich gezogen. Lachend rangen die beiden nun miteinander, bis Grace schließlich stolperte und rückwärts in einem besonders hohen Schneehaufen landete und ein ganzes Stück einsackte. Noch bevor Terry zu einer Reaktion fähig war, hatte sich Grace haltsuchend in den Stoff seines Mantels gekrallt und er war – auf Grace' Sturz unvorbereitet – ebenfalls ins Stolpern gekommen und fand sich nun über Grace knieend im Schnee wieder. „Hm,... die Pose gefällt mir.“ Mit den Händen hatte Terry sich links und rechts neben ihrem Kopf abgestützt und grinste sie frech an. „Das glaub ich dir aufs Wort. Typisch Mann!“ Schmunzelnd stützte sich Grace leicht mit den Ellebogen ab, um nicht komplett im Schnee zu liegen. „Aber mir wird hier langsam ein bissel kalt. Also los, aufstehen!“ Ein süffisantes Lächeln fand den Weg auf seine Züge. „Ich glaube kaum, dass du in der Position bist Forderungen zu stellen.“ Sein Gesicht näherte sich dem ihren, sodass sie nur noch wenige Zentimeter trennten und Grace seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. „Ehrlich gesagt sehe ich das ein bissel anders.“ Sie winkelte ihr rechtes Bein leicht an, bis sie mit dem Knie den Stoff seiner Hose berührte. Nun war es an ihr überlegen zu grinsen. „Du stimmst mir doch sicher zu, nicht wahr?“ Der Alkohol hatte sie mutiger und lässiger gemacht als sie war. Terry schloss für einen kurzen Moment schweigend die Augen, ehe er Grace durchdringend musterte. „Leider, ja. Und wie einigen wir uns jetzt?“ „Du gehst von mir runter und hilfst mir ganz gentleman-like auf und verzichtest darauf mich zu seifen?“ „Und wenn ich damit nicht einverstanden bin?“ Leise lachend sah er sie herausfordernd an, den Blick fast auf ihre Augen geheftet. „Tja, dann...“ Anstatt den Satz zu beenden, verstärkte sie den Druck ihres Knies ein wenig. Mit einer Hand angelte sie sich einen Zipfel seines Schals und zog sanft daran, sodass Terry den Kopf leicht senken musste und der Abstand zwischen ihnen noch geringer wurde. Terry sog scharf die Luft ein. „Du machst mich wahnsinnig.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Sein heißer Atem strich über ihre vor Kälte geröteten Wangen und seine halb geschlossenen Augen zogen sie magisch in ihren Bann. „Wie süß! Bitte Lächeln!“ Überrascht stoben die beiden auseinander und wandten ihre Köpfe hastig zur Seite, als es auch schon blitzte. Kathy tauchte – ein breites, wissendes Grinsen im Gesicht – hinter ihrer Digitalkamera auf. Ihre Augen funkelten schelmisch. „Stör ich etwa? Oder wollt ihr mir jetzt erzählen, dass ich mir das Knistern zwischen euch beiden nur eingebildet habe?“ „Weiß man's? Ganz nüchtern bist du ja nicht mehr.“ Terry schnitt eine Grimasse und erhob sich. Mit einem raschen Blick die Straße runter, stellte er fest, dass die anderen noch ein Stückchen entfernt waren und nur langsam näher kamen. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie weit sie den anderen vorausgelaufen waren. „Hey! Was soll das denn heißen?“ Empört stemmte Kathy beide Hände in die Seiten. Terry zuckte jedoch nur mit den Schultern. Er hatte Grace eine Hand gereicht, die sie dankend ergriffen hatte und sich nun von ihm aufhelfen ließ. Verlegen mied sie Kathys Blick und klopfte sich stattdessen den Schnee von ihrem Mantel. Doch dem quirligen Mädchen schien Grace' Verlegenheit gar nicht aufzufallen. Sie hatte sich längst zu den Näherkommenden umgedreht und rief nun lautstark durch die ganze Straße, dass sie die beiden gefunden habe und sie sich gefälligst beeilen sollten, da sie sich gerade den Allerwertesten abfrieren würde. Geschockt und ungläubig zugleich sah Grace das Mädchen an. „Sag mal, spinnst du?“ „Wieso?“, kam es unbekümmert von Kathy. Terry verdrehte die Augen. „Du kannst doch nicht mitten in der Nacht die ganze Straße zusammenschreien!“ Mit offensichtlichem Desinteresse zuckte Kathy lediglich mit den Schultern und hüpfte im nächsten Moment Jana und den anderen entgegen. Kopfschüttelnd vergrub Terry seine kalten Hände in den Manteltaschen. „Nüchtern ist sie ja schon durchgeknallt, aber besoffen schießt sie den Vogel doch jedesmal ab.“ Grace hakte sich unbewusst bei ihm ein. „Allerdings. Aber ohne sie wäre es verdammt langweilig.“ Fröstelnd standen die nebeneinander auf dem verschneiten Bürgersteig und sahen Kathy hinterher. Vereinzelt fielen dicke, weiße Flocken lautlos zu Boden und tanzten um die beiden herum. „Stimmt! Nur schade, dass sie uns gestört hat. Sie hätte sich ruhig noch ein bisschen mehr Zeit lassen können.“ Grace musterte ihn misstrauisch von der Seite. Als sie sich schließlich räusperte, wandte Terry ihr fragend das Gesicht zu. „Ich dachte ich hätte mich vorhin klar genug ausgedrückt, als ich sagte, du sollst nicht mit mir spielen.“ Sie hatte einen sachlichen Tonfall angeschlagen, in dem ihre Verärgerung jedoch deutlich mitschwang. Terry zog überrascht die Augenbrauen nach oben. Seine Augen suchten die ihren, doch Grace hatte den Blick stur geradeaus gerichtet. Dass sie sich auf die Unterlippe biss und bei weitem nicht so gelassen war, wie sie vorgab, entging Terry jedoch nicht. Sie misstraute ihm noch immer in dieser Hinsicht und er konnte es ihr noch nicht einmal verdenken. Aber das hatte er sich eindeutig selbst zuzuschreiben. Trotzdem versetzte ihm Grace' Misstrauen einen Stich. „Ich spiele auch nicht“, gab er wahrheitsgemäß zu. Seine Stimme klang belegt und ernst zugleich. Unverwandt sah er Grace an, die ihn nun mit einem undefinierbaren Blick bedachte. Konnte sie ihm tatsächlich trauen? Meinte er es ernst? Sie sah ihm fest in die Augen, in der Hoffnung in ihnen etwas finden zu können, das ihr Klarheit verschaffen würde. Terry hielt ihrem forschenden Blick stand. Er versuchte nicht ihrem Blick auszuweichen und verdrehte auch nicht übertrieben genervt die Augen, wie er es sonst zu tun pflegte, wenn er log. Demnach musste er die Wahrheit sagen. Grace Herz machte einen kleinen Freudensprung, doch noch verbarg sie ihre Erleichterung. Bemüht, ein ernstes Gesicht zu machen, seufzte sie leise und sah sich nach dem Rest der Gruppe um. Sie hatten sie fast eingeholt, waren aber in ihre eigenen Gespräche vertieft. Terry folgte ihrem Blick. „Sieht so aus, als müssten wir unser Gespräch verschieben.“ Die beiden sahen einander an und Grace nickte in stummem Einverständnis. Gähnend warf Grace einen Blick auf das Display ihres Handys. Es war bereits Viertel nach Zwölf und noch immer hatten sich der Rest der Gruppe nicht blicken lassen. Hoffentlich ließen sie nicht mehr allzulange auf sich warten. Seufzend nippte sie an ihrem Kaffee, den sie sich vom Automaten hatte holen müssen und verzog im nächsten Moment angewiedert das Gesicht. Es war zu blöd, dass sie das Frühstück verschlafen hatte. Nicht nur, dass sie auf einen guten Kaffee verzichten musste, auch ihr Magen machte sich durch ein leises Knurren bemerkbar. Im Speisesaal war zwar vor einer Viertelstunde das Mittagessen serviert worden, aber Grace und die anderen hatten sich bei der Buchung nur für Frühstück und Abendessen eintragen lassen, da sie tagsüber ohnehin meist unterwegs waren. Jetzt bereute sie ihren Entschluss fast. Gelangweilt stieß sie sich von der Wand neben dem Automaten ab und ging zum Fenster an der gegenüberliegenden Seite. Von hier aus konnte sie in den Hof sehen. Die Einfahrt wirkte verlassen und auch auf der Straße waren kaum Menschen unterwegs. „Oh, wen haben wir denn da?“ Allein der unfreundliche, überhebliche Klang der Stimme ließ Grace genervt die Augen verdrehen. Sie hatte nun wirklich nichts gegen ein bischen Gesellschaft, aber musste es ausgrechnet einer der unausstehlichsten Gäste dieses Hotels sein? Um ein höfliches Lächeln bemüht, wandte sie Grace um. Doch ihre Stimme verriet nur zu deutlich ihre Ablehnung. „Hallo Vanessa.“ „Na, habt ihr euch gestern Abend noch gut amüsiert? Du und Terry?“, fragte diese auch sogleich spitz. Grace ahnte, worauf die Wasserstoffblondine hinauswollte und zögerte nicht, ungeachtet der Tatsachen, vielsagend zu schmunzeln. Vanessa funkelte sie wütend an. „Freu dich lieber nicht zu früh! Das hatte für ihn ohnehin nichts zu bedeuten. Für ihn bist du doch nur ein kleiner Fisch. Er steht auf Frauen wie mich, die ihm etwas bieten können!“ Sie strich sich betont lässig eine Haarsträhne hinters Ohr. Grace war erstaunt, wie gut Vanessa Terry zu kennen glaubte und war belustigt darüber, wie sich die Blondine selbst einschätzte. Amüsiert nippte sie an ihrem kalt werdenden Kaffee und verschluckte sich fast bei Vanessas nächsten Worten, die nach wie vor nur so vor Arroganz trieften. „Terry gehört mir! Also lass gefälligst deine Finger von ihm!“ Grace unterdrückte den inneren Drang laut loszulachen und machte stattdessen eine desinteressierte Mine. „Interessante Vorstellungen hast du da. Ich bezweifle allerdings, dass er sehr erfreut darüber sein wird zu hören, dass du ihn als dein persönliches Eigentum ansiehst. Er ist sehr freiheitsliebend musst du wissen.“ Wieder erntete sie einen bitterbösen Blick von Vanessa. Doch Grace gab sich unbeeindruckt, was Vanessas Ärger nur zu steigern schien. „Glaub ja nicht, dass du schon gewonnen hast!“, zischte die Blondine ungehalten. „Mag sein, dass du ihn schon länger kennst, aber ich weiß, was er will und was er braucht.“ Verächtlich musterte sie Grace von Kopf bis Fuß und rümpfte schließlich die Nase. „Wenn du klug bist, gibst du ihn lieber auf. Du hast ohnehin keine Chance gegen mich! Warum sollte er dich wollen, wenn er so ein sexy Girl wie mich haben kann?“ Sie hatte eine Hand lässig in die Seite gestemmt, während sie mit der anderen ihre Worte wild gestikulierend unsterstrich. Grace hatte zuerst ungläubig die Augenbrauen nach oben gezogen und mit jedem weiteren Wort hatte sich ihr Blick verfinstert. Vanessa schien nicht nur unheimlich von sich selbst überzeugt zu sein, - eine Eigenschaft, die sie mit Daniel gemeinsam hatte – sondern ihr war auch noch eine übetriebene Arroganz eigen. Grace rang sichtlich mit ihrer Beherrschung und setzte ein kaltes Lächeln auf. „Wenn du dir da mal nicht zu sicher bist! Du solltest dir besser nicht zu viel auf dich einbilden. Ich meine mich zu erinnern, dass du bereits zweimal bei ihm abgeblitzt bist. Das muss ungeheuer an deinem Ego kratzen.“ Sie bemühte sich um einen ruhigen Tonfall, doch der bissige Unterton in ihrer Stimme war deutlich herauszuhören. „Du miese Schlampe! Ich hoffe das wird dir eine Lehrer sein!“ Vanessas Gesicht war wutverzerrt und sie schien Grace mit den Augen durchbohren zu wollen. Dann ging alles ganz schnell. Die Blondine riss ihr den halbvollen Pappbecher aus der Hand und kippte ihrer verhassten Konkurrentin den gesamten Inhalt über den Pullover. Ihr Gesicht verzog sich zu einem hähmischen Grinsen, während sie den großen, bräunlichen Fleck auf dem grauen Stoff betrachete. Grace Augenbrauen zuckten gefährlich. Mühsam um Beherrschung ringend schloss sie für wenige Sekunden die Augen und atmete tief durch. Das ging eindeutig zu weit! Sie würde sich dieses dumme Geschwätz nicht länger anhören und versuchen wenigstens einigermaßen mit Vanessa auszukommen. Was genug war, war genug. Als sie die Augen wieder öffnete, war ihr Blick eisig. Ihre Lippen zierte ein kaltes Lächeln und ihre Stimme war ruhig, aber schneidend und mit einer Spur Hohn versehen. „Anscheinend kannst du weder mit Kritik noch mit Worten umgehen, aber das überrascht mich nicht. Du bildest dir vielleicht groß was auf dich ein, aber in Wirklichkeit bist du nichts weiter als eine kleine pubatäre Zicke, die sich tonnenweise Makeup ins Gesicht kleistert und für jeden die Beine breit macht, der's gerade nötig hat. Das ist ein wesentlicher Unterschied zwischen uns beiden. Und nur weil du vielleicht Daddys Liebling bist, heißt das noch lange nicht, dass du alles haben kannst, was du willst. Das Leben ist kein Wunschkonzert!“ Vanessa schienen die Worte auszugehen. Sie öffnete den Mund ein paar mal, schloss ihn jedoch sogleich wieder und begnügte sich damit Grace einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Diese atmete noch einmal tief durch und zwang sich dazu, ruhig an Vanessa vorbeizugehen, ohne diese einens weitern Blickes zu würdigen. Innerlich kochte sie jedoch vor Wut und versuchte sich zu beruhigen. Sie wollte nur noch weg von hier. Vanessa blieb nichts anderes übrig als ihr nachzusehen. Mit Wuttränen in den Augen zerknüllte sie den Pappbecher in ihrer Hand und warf ihn Grace hinterher, verfehlte sie jedoch um einiges. Ihre Worte waren härter gewesen als sie beabsichtigt hatte und einen Teil davon bereute sie bereits. Aber sie würde sich nicht bei Vanessa entschuldigen, schließlich hatte sie sich selbst einiges von ihr anhören müssen. Trotzdem änderte das nichts an der Tatsache, dass sie sich zu diesem blöden Streit hatte hinreißen lassen und nicht gerade zimperlich mit Vanessa und ihrer eigenen Wortwahl gewesen war. Wütend über sich selbst schlug Grace die Zimmertür zu und steuerte das Badezimmer an, während sie sich bereits den Pulli vom Leib riss. Unachtsam schmiss sie ihn in Richtung Sofa und knallte erneut die Tür lauststark hinter sich zu. Drei Augenpaare hatten perplex schweigend das Schauspiel verfolgt und starrten nun in Richtung Badezimmer. „Spätestens jetzt wärt ihr alle beide wach“, stellte Josh trocken fest. Hana nickte und erhob sich um Grace Pulli vom Boden aufzulesen, der gute zwei Meter vor dem Sofa gelandet war. Stirnrunzelnd betrachtete sie sich den großen Kaffeefleck und wandte sich zu Josh und Terry um, in deren Gesichter sie zwei ebenso große Fragezeichen erkennen konnte, wie es sich in ihrem eigenen abzeichnete. „Kann mir mal einer erklären, was das gerade war? Sie wird ja wohl kaum wegen dem Fleck so eine miese Laune haben oder?“ Unsicher sah Josh von dem Pulli in Hanas Händen zu seinen Freunden. Die Halbjapanerin schüttelte den Kopf und wollte gerade nach ihrer Freunden sehen, als sich die Badezimmertür mit einem Klicken öffnete und Schritte auf dem Teppichboden laut wurden. Die Tür zum Schlafzimmer quietschte wie üblich leise, dann war es wieder still. „Grace?“, drang Hanas vorsichtige Stimme durch das Zimmer. Als sie keine Antwort erhielt machte sie hastig ein paar Schritte auf das Schlafzimmer zu, hielt jedoch erleichtert inne, als Grace ihren Kopf durch die Tür steckte und schließlich ganz in den kleinen Vorraum trat. Sie hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammebgebunden und sich einen frischen, roten Pullover aus dem Schrank gefischt, den sie sich gerade überziehen wollte. Die Arme bereits in den Ärmeln, hielt sie mitten in der Bewegung inne, als sie auch Terry und Josh entdeckte. „Oh... seit wann seid ihr hier?“, fragte sie überrascht. Ihr Ärger schien jedoch völlig verraucht. Hastig zog sie sich den Pulli über den Kopf und nahm Hana das schmutzige Oberteil aus den Händen. „Lange genug, um deinen Auftritt eben mitzubekommen.“ Josh schmunzelte. Grace Gesicht wurde eine Spur blasser. „Shit! Auch das noch!“ Resigniert seufzend ließ sie sich auf den kleinen Sessel fallen und stüzte ihren Kopf mit der Hand ab. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Aber aus einem ihr unerklärlichen Grund, war es ihr in diesem Moment einfach egal. „Dir muss ja ne ganz schön große Laus über die Leber gelaufen sein. Was war denn los?“ Hanas Stimme klang besorgt. „Es wird ja wohl kaum nur an dem Kaffeefleck hängen, sonst wärst du nicht so aufgebracht gewesen.“ Mit der freien Hand machte Grace eine wegwerfende Bewegung. „Ich hatte nur eine unschöne kleine Auseinandersetzung mit -“ „Hat dieser Penner dich etwa wieder abgepasst?“ Irritiert sah Grace auf und auch die anderen beiden drehten sich fragend zu Terry um, dessen aufgebrachte Stimme sie alle hatte kurz zusammenzucken lassen. Seine Miene hatte sich verfinstert und doch war sein Blick besorgt. Alle drei brauchten nich lange, um zu verstehen, wem Terrys Groll galt. „Nein, er ist diesmal völlig unschuldig“, versuchte Grace ihn zu beruhigen und verlieh ihrer Stimme einen heiteren Klang. Sie hatte die Hände in den Schoß gelegt und spielte unbewusst mit dem schmutzigen Pullover. Erwartungsvoll ruhten die Augen ihrer Freunde auf ihrer schlanken Gestalt, doch sie fixierte Terry, der sich bei ihren Worten sichtlich entspannt hatte. Abermals seufzend wandte sie den Blick ab und betrachtete sich den Pulli in ihren Händen. „Das ist Vanessas Werk. Sie wollte mich provozieren und ...“ Grace zögerte einen Moment und richtete ihre nächsten Worte direkt an Hana. „...ich bin dummerweise darauf eingegangen und konnte mein loses Mundwerk nicht halten.“ Die Halbjapenerin verzog ihren Mund zu einem leichten Grinsen. „Oha, na wenns weiter nichts ist... Wie siehts's aus? Gehen wir jetzt endlich was essen?“ Während Grace nur schmunzelnd den Kopf schüttelte, tauschten Terry und Josh einen perplexen Blick aus. „Ok, von mir aus. Dann sehen wir mal zu, dass wir die anderen einsammeln. Kathy wird unsere Turteltäubchen ja wohl aus den Federn geschmissen haben und Mirko wollte nur kurz unter die Dusche. Er dürfte also auch inzwischen fertig sein. Aber ich warn' euch besser schonmal, er hat nen ziemlichen Kater.“ Josh musste sich das Lachen verkneifen. „Na toll, dann jammert er uns ja wieder die ganze Zeit die Ohren voll!“ Hana verdrehte die Augen. „Hoffentlich hat Matt ein paar Aspirin dabei.“ Terry schmunzelte. „Also wenn du dich auf etwas verlassen kannst, dann darauf!“ Grace lächelte matt und musterte Terry aus den Augenwinkeln. Es missfiel ihr, ihren Streit mit Vanessa vor ihm angesprochen zu haben und sie wusste es zu schätzen, dass Hana nicht näher darauf eingegangen war. Später würden sie noch genug Zeit haben, sich darüber zu unterhalten. Hauptsache Terry bekam davon nichts mit. Er musste ja nicht unbedingt erfahren, dass er der Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung gewesen war. --------------- *Chimizus kleine Wortmeldung* *lach* So, hier also Kapitel 8 mit einer kleinen Vanessazickeneinlage. :P Eigentlich wollte ich Grace viel ruhiger und .... erwachsener reagieren lassen, aber sie hat mir da anscheinend einen Strich durch die Rechnung gemacht. *tztz* Ich hoffe, das Kappi hat euch gefallen (und ich hab das nächste mal schneller fertig als sonst >.>). Bis hoffentlich zum nächsten Kappi. ^^ lg Chimizu Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- [Dienstag; 01.01. ; abends] Es war genau so, wie Hana es vorausgesagt hatte. Den ganzen Nachmittag über hatten sie sich Mirkos Gejammer anhören dürfen, das er selbst nach der Einnahme einer Kopfschmerztablette nicht einstellte. Kathy hatte ihn mehrmals damit aufgezogen, dass er ein Weichei sei und sich nicht so anstellen solle. Doch auch die sonst so lebhafte Kathy war ungewöhnlich ruhig und wie Mirko ein wenig blass um die Nase. Dank der wandelnden Apotheke Matt waren die beiden jedoch bestens versorgt und Matt war es auch, der die beiden Kränkelnden – gleich nachdem sie mit vollem Magen ins Hotel zurückgekehrt waren – ins Bett geschickt hatte. Und als ob er mit den beiden Partyopfern nicht schon genug zu tun gehabt hätte, durfte er sich zusätzlich die ganze Zeit über mit einer übermüdeten und übelgelaunten Jana rumschlagen, die sich zur allgemeinen Erleichterung irgendwann beleidigt auf ihr Zimmer verzogen hatte. Grace bewunderte Matts Geduld und Autorität, die er in solchen Momenten an den Tag zu legen pflegte, immer wieder aufs Neue. Sie selbst war ein weitaus ungeduldigerer Mensch und war nach dem Mittagessen kurz davor gewesen sich nach der Auseinandersetzung mit Vanessa auch noch mit Jana anzulegen, die an diesem Tag scheinbar an allem und jedem etwas auszusetzen hatte. Am Nachmittag war die Stimmung endgültig auf dem Gefrierpunkt angekommen. Allgemeine Müdigkeit und Lustlosigkeit hatten bei den meisten Gästen des Hotels Einzug gehalten und auch vor Grace und den anderen nicht Halt gemacht. Eigentlich hatte die Halbirin auf einen günstigen Moment gewartet, um noch einmal in aller Ruhe mit Terry zu reden. Zu ihrem Leidwesen hatte er sich jedoch bei Zeiten mit Josh und Matt in den Aufenthaltsraum verzogen um ein paar Runden Billard zu spielen. Kurzerhand hatte Grace Hana zu einem Spaziergang durch die verschneiten Straßen rund ums Hotel überredet und ihr dabei den Streit mit Vanessa genauer geschildert. Es tat ihr unheimlich gut, mit ihrer Freundin darüber zu reden und gleichzeitig war sie heilfroh, dass sie weder der Wasserstoffblondine noch Daniel oder einem anderen Mitglied dieser Clique begegneten. Erst als die beiden mit von der Kälte geröteten Wangen, dafür aber mit erheblich besserer Laune, ins Hotel zurückkehrten, hatte sie geglaubt Torbens schlacksige Gestalt die Treppe zu den Zimmern hochgehen zu sehen. Zum Abendessen hatten sich schließlich alle wieder an ihrem üblichen Tisch im Speisesaal eingefunden. Jana hatte sich inzwischen beruhigt, hielt sich jedoch stark im Hintergrund. Kathys Gesicht hatte wieder Farbe angenommen und auch insgesamt machte sie einen erholten Eindruck. Lediglich Mirko war nach wie vor blass. Lustlos hatte er in seinem Essen herumgestochert, bis er den Teller mit der Erklärung er habe keinen Hunger mehr angewidert von sich schob. Kurz darauf ließ er sich eine weitere Kopfschmerztablette von Matt geben und hatte sich wieder ins Bett gelegt. Der Rest verzog sich schließlich aufs Zimmer der Mädchen. Aus Langeweile hatten sie Joshs kleines Reiseradio eingeschaltet, doch die gedrückte Stimmung wollte noch immer nicht weichen. Sie schien sogar noch um einiges zu sinken, als der Wetterbericht einen schweren Schneesturm für die Nacht und den folgenden Tag ankündigte. „Na toll, auch das noch!“ Jana verdrehte stöhnend die Augen. „Das macht diesen absolut beschissenen Tag nur noch beschissener!“ Mit vor der Brust verschränkten Armen ließ sie sich tiefer ins Sofa sinken. Einige Sekunden lang starrte sie auf einen unsichtbaren Punkt an der gegenüberliegenden Wand, doch dann erhob sie sich urplötzlich und begann genervt im Zimmer hin und her zu gehen. Die Blicke ihrer Freunde folgten ihr, doch sie schien es nicht zu registrieren. Ruckartig blieb sie schließlich neben Matt stehen und küsste ihn flüchtig auf den Mund. „Ich glaub ich geh duschen und dann pennen. Bis später Schatz. Und euch noch eine gute Nacht.“ Begleitet von einem gemurmelten „Gute Nacht“ ihrer Freunde huschte sie aus dem Zimmer und mit Jana verließ auch die Unruhe den Raum. Wieder war für eine Weile nur das leise Summen des Radios zu hören. Gelegentlich rauschte es ein wenig, da der Empfang nicht der beste war. Es war eine angenheme Ruhe, die nun Einzug gehalten hatte und jedem ermöglichte seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Nur Kathy, die im Schneidersitz auf dem Teppichboden saß, schaukelte ungeduldig hin und her. Schließlich hielt sie das Schweigen nicht mehr aus. „Und jetzt?“ Sich mit den Ellenbogen auf dem niedrigen Tisch abstützend, sah sie erwartungsvoll zu ihren Freunden auf. „Wir könnten runter in die Bar oder was haltet ihr von einem Kartenspiel? Oder...hm..“ Josh, der sich den kleinen Sessel ergattert hatte, lehnte sich zurück und ließ den Kopf auf die Rücklehne sinken. Er hatte die Augen geschlossen und die Beine ausgestreckt. „Ob in der Bar heute so viel los ist, wage ich zu bezweifeln.“ Er hob seinen linken Arm und warf stirnrunzelnd einen Blick auf die Armbanduhr. „Vor allem um diese Zeit. Ist ja erst kurz nach sieben... und Karten sind nicht so meins.“ „Wir könnten ja noch ne Runde Billard spielen“, kam es halbherzig von Terry. Er schien von seinem eigenen Vorschlag nicht sehr begeistert zu sein, immerhin hatte er bereits fast den ganzen Nachmittag mit diese Beschäftigung zugebracht. Auch Grace und Hana warfen ihm zweifelnde Blicke zu. Matt schüttelte nur den Kopf. „Nee, dann lasst uns lieber Karten spielen. Oder hat jemand noch einen anderen Vorschlag?“ Wieder verfielen die sechs ins Schweigen und begnügten sich damit Löcher in die Luft zu starren und über eine mögliche Beschäftigung nachzudenken, bis Kathy einfach losstapfte und mit den Karten in der Hand wiederkam. „Ich hätte noch eine Flasche Bacardi in meinem Schrank stehen und wir könnten um einen kleinen Verlierereinsatz spielen, aber nach gestern ... ist mir nicht so ganz nach Alkohol.“ Sie verzog das Gesicht zu einer angewiderten Grimasse, woraufhin die anderen nicht umhin kamen zu schmunzeln. „Nee, lass mal gut sein.“ Terry lachte. „Ich glaube davon hatten wir die Woche schon mehr als genug.“ Matt pflichtete ihm nickend bei und warf Kathy einen tadelnden Blick zu. Grace war sich sicher, dass sein mitgenommener Aspirinvorrat langsam zur Neige gehen musste, verkniff sich jedoch die Frage danach. Mit ihren Überredungskünsten gelang es Kathy schließlich alle außer Josh für eine Runde Karten zu begeistern, wenn es auch ein eher ruhiges Spiel war. Aber Kathy gab sich fürs erste damit zufrieden. Sie hatte einen Weg gefunden, sich und den anderen fürs erste die Langeweile zu vertreiben und das genügte ihr im Moment vollkommen. Erst ein kräftiges Klopfen an der Zimmertür ließ die Gruppe mehrere Runden Mau-Mau später aufsehen. Grace wollte bereits gerade aufstehen, doch Josh kam ihr zuvor. „Ich geh schon. Wahrscheinlich ist es Mirko, der aus seinem Dörnröschenshlaf erwacht ist. Mit Jana brauchen wir heute Abend wohl nicht mehr zu rechnen.“ Grinsend schlenderte er zur Tür um den vermeintlichen Störenfried in Augenschein zu nehmen. Doch Josh lag mit seiner Vermutung weit daneben. Verwundert machte der Schwarzhaarige einen Schritt zu Seite und ließ den Störenfried, der sich als Basti entpuppte, eintreten. Kurz darauf stand Vanessas Bruder auch schon mitten im Zimmer und sah aufmerksam in die Runde. „Hi, sieht so aus, als ersucht ihr euch die Langeweile zu vertreiben.“ Stirnrunzelnd warf er einen Blick auf die Kartenspieler. Hana verzog leicht das Gesicht. „Kann man so sagen. Und wie sieht's bei euch aus?“ Grace war klar, dass die Halbjapanerin mehr aus Höflichkeit als aus ehrlichem Interesse fragte. Erst am Mittag hatte sie Grace anvertraut, dass sie die Clique um Vanessa nicht gerade symphatisch fand. „Tja“, gab der Neuankömmling breit grinsend von sich. „Deswegen bin ich ja hier.“ Er machte eine theatralische Pause und sprach erst weiter, als er sich sicher war, dass ihm allein sämtliche Aufmerksamkeit galt. „Die Halle unten ist frei und einen Basketball haben wir auch schon organisiert.“ Wieder machte er eine kurze Pause und stellte zufrieden fest, dass noch immer sechs fragende Gesichter auf ihn gerichtet waren. „Wir bräuchten nur noch ein paar Mitspieler, auf unsere beiden Mädels brauchen wir nämlich nicht zählen. Wie sieht's aus? Interesse?“ „Ja klar, warum nicht? Terry?“ Josh war sofort Feuer und Flamme. Er stand hinter dem kleinen Sessel und warf seinem Kumpel einen fragenden Blick zu, den Terry mit einem erfreuten Kopfnicken bejahte. „Ich bin dabei!“ Terrys Blick wanderte weiter. „Grace?“ Die Halbirin schenkte ihm ein vielagendes Grinsen, das er sogleich erwiderte, ehe er sich auch dem Rest der Truppe zuwandte. Hana hob sofort abwehrend die Hände und verkündete, dass sie lediglich zusehen würde. Ballsportarten zählten nicht unbedingt zu ihren Favoriten. Matt erklärte sich freiwillig bereit, den Part des Schiedsrichters zu übernehmen. Selbst aktiv im Spiel mitwirken wollte er jedoch nicht. Kathy dagegen umso mehr. „Ja super! Dann sehen wir uns in spätestens zehn Minuten in der Halle.“ Basti schien mit sich selbst mehr als zufrieden zu sein und marschierte schnurstraks aus dem Raum, um seinen Freunden von seinem Erfolg bei der Gegnersuche zu berichten. Die Halle befand sich im Untergeschoss des Hotels, direkt gegenüber der kleinen Hausbar. Die länglichen, schmalen Fenster lagen fast direkt unter der Decke und ragten außen wohl höchstens einen Meter über dem Boden empor. Insgesamt war der Raum füre einen Sporthalle recht klein und schmal, dafür sorgten die hinter Gittern verborgenen Lampen für ausreichend Beleuchtung. An den Seiten standen einfache Holzbänke, wie man sie auch in jeder Schulsporthalle fand. Grace und Hana hatten sich auf einer dieser Bänke an der langen Hallenseite niedergelassen und verfolgten – mehr oder weniger – das Spiel, das bereits in vollem Gange war. Während Hana gelegentlich das ein oder andere Foto mit Kathys Kamera schoss, waren Grace' Augen wie gebannt auf das Geschehen gerichtet. Im Moment hatten beide Teams Gleichstand. „Woher nehmt ihr nur die Begeisterung für diesen Sport?“ Hana ließ die Kamera sinken und sah zweifelnd zu, wie Kathy verzwiefelt versuchte an Torben vorbeizukommen, der trotz seiner schlacksigen Gestalt äußerst gewandt war. Grace kicherte. „Na weil es uns Spaß macht, du kleiner Sportmuffel.“ Freundschaftlich knuffte sie Hana in die Seite und auch diese verzog den Mund zu einem Grinsen. „Na und? Ich steh dazu!“ Beide richteten ihre Aufmerksamkeit wieer auf das Spiel. Josh hatte sich den Ball von Daniel abnehmen lassen und kurz darauf war Terry ihm schon auf den Fersen. Zwischen den beiden schien sich eine ganz eigene Rivalität entwickelt zu haben, die sihc nicht nur auf das Spiel an sich bezog. „Bist du sicher, dass du spielen willst? Ich meine, immerhin ist Daniel mit von der Partie.“ In Hanas Stimme schwang ein wenig Besorgnis mit. Grace' runzelte nachdenklich die Stirn. Auch sie hatte schon darüber nachgedacht, doch ihre Antwort war eindeutig. „Ja. Er wird mich schon nicht vor so vielen Zeugen anfallen!“, scherzte sie in dem Versuch ihre eigenen Bedenken beiseite zu kehren. „Außerdem spielen wir ja größtenteils nach den Regeln und die besagen, dass Körperkontakt verboten ist. Mit seinen frechen Sprüchen werd ich schon fertig.“ Beruhigend lächelte sie Hana an. Diese nickte zögerlich. „Hoffen wir's ... und falls doch, dann bekommt er es mit uns zu tun!“ Sie zwinkerte ihrer Freundin zu und entlockte Grace ein Schmunzeln. Hana hatte Recht, auf ihre Freunde konnte sich Grace verlassen. „Grace?“ Keuchend kam Kathy vor ihr zum Stehen. „Gehst du rein? Ich kann nicht mehr.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ sie sich zu Hanas Linken auf die Bank plumsen und atmete ein paar Mal tief durch. „Klar, kein Problem. Ich dachte schon, du willst nie tauschen.“ Grace zwinkerte ihr zu und begab sich auf Position. „Dann wollen wir mal!“ Es dauerte nicht lange, bis sich Grace ins Spiel eingefunden hatte und durch ihre Ausgeruhtheit frischen Wind ins Geschehen brachte. Es gelang ihr sogar ein paar Körbe zu werfen, doch schon bald merkte sie, dass sie von Daniel immer weiter eingeschränkt wurde. Er hatte von Terry abgelassen und in Grace sein neues Opfer gefunden. Zwar hielt er sich an die Regeln, doch er war während des Spiels fast ausschließlich an ihrer Seite. Dieser Umstand erschwerte es ihr um einiges, sich freizulaufen und nur dank Terry konnte sie die ein oder andere Möglichkeit nutzen Daniel zu entwischen. Es dauerte jedoch nie lange, bis er sie wieder eingeholt hatte und ihr überlegen ins Gesicht grinste. Wie auch jetzt. „Du entkommst mir so schnell nicht, Kleine.“ Seine Stimme hatte einen schmierigen Ton angenommen. Grace verdrehte die Augen. „Du bist lästiger als eine Klette! Kannst du nicht mal aufhören mich ständig zu behindern?“ Verärgert versuchte sie an ihm vorbeizukommen, doch er schien besonders auf der Hut zu sein und hielt sie in Schach. Ihre kleine Stichelei überhörte er einfach und zwinkerte ihr stattdessen übertrieben zu. „Du ziehst mich eben an wie ein Magnet.“ Grace verdrehte erneut die Augen und spielte den Ball rasch zu Josh ab. „Was dümmeres fällt die wohl nicht ein?“, entgegnete sie abfällig und startete einen neuen Versuch sich freizulaufen. Daniel blieb ihr jedoch hartnäckig auf den Fersen. Da sie nun jedoch in Terrys Hörweite waren, hielt er sich wenigstens fürs erste mit seinen Sprüchen zurück. „Sorry Leute, aber ich steig aus!“, verkündete Grace schließlich in einer kleinen Spielpause. Sie bemühte sich ihren Ärger hinunter zu schlucken und setzte ein müdes Lächeln auf. „Ich bin ziemlich platt.“ Mit einer Hand fächelte sie sich ein wenig Luft zu. Sie suchte Hanas Blick und erstarrte mitten in der Bewegung, als sie Vanessa und Chrissi nicht unweit von ihrer Freundin entfernt sitzen sah. Chrissi starrte gelangweilt in die Luft, wohingegen Vanessas Blick fest auf Terry gerichtet war. Als er zufällig in ihre Richtung sah, klimperte sie übertrieben mit den Wimpern und senkte kokett den Blick. Grace drehte es fast den Magen um. Anscheinend hatte sie noch immer nicht aufgegeben. Ebenso wie Daniel. Die beiden standen sich in nichts nach. Grace seufzte und tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit Hana. „Schade. Wie sieht es mit euch aus?“ Erwartungsvoll sah Basti den Rest des Teams an. Josh wechselte kurz ein paar Worte mit Terry und Kathy und erklärte, sie würden noch ein Spielchen wagen. Grace nickte. „Gut, dann sehen wir uns später in der Bar.“ Gefolgt von Terrys prüfendem Blick und Daniels lüsternem Grinsen verließ Grace die Halle. „Du verfluchter Mistkerl!“ Mit aller Kraft die sie aufbringen konnte, verpasste sie ihm eine saftige Ohrfeige und befreite sich aus seinem Griff. Ohne eine Reaktion abzuwarten machte Grace rasch auf dem Absatz kehrt und sah zu, dass sie Land gewann. Sie wollte so schnell wie möglich so viel Abstand zwischen sich und diesen aufgeblasenen, aufdringlichen Schürzenjäger bringen wie es nur ging. Kaum, dass sie in ihrem Zimmer angekommen war, wischte sie sich mit dem Handrücken angewidert über den Mund. Wie hatte er es wagen können, sie einfach zu küssen? Wuttränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln und ließen sich nur schwer unterdrücken. Aufgebracht begann sie auf- und abzugehen, froh darüber, alleine zu sein. Wie hatte das nur passieren können? Sie hatte ihm überdeutlich klar gemacht, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Und das mehr als einmal. Aber Daniel schien hartnäckiger und uneinsichtiger als gedacht. Er hatte sie auf dem Weg zur Bar abgefangen, dann als sie es am wenigsten erwartet hatte und sie in die Enge gedrängt, während er sie mit geschmacklosen Anmachsprüchen und eindeutigen Angeboten überhäuft hatte. Sie solle sich nicht so anstellen, hatte er gesagt und der beißende Geruch von Alkohol war ihr bei jedem seiner Worte in die Nase gestiegen. Noch jetzt spürte sie seinen festen Griff um ihr Handgelenk, seinen Arm um ihre Taillie und seine Lippen, die er gewaltsam auf ihre gepresst hatte. Die Panik, die in diesem Moment in ihr aufgekeimt war, schnürte ihr auch jetzt noch die Kehle zu. Ein kalter Schauer lief den Rücken hinunter und ihr Herz schlug ängstlich in ihrer Brust. Ruckartig blieb sie stehen und starrte mit weit geöffneten Augen zur Tür, als es verhalten klopfte. War er das etwa? Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Reglos und stumm verharrte sie auf der Stelle und lauschte angestrengt auf ein Geräusch, das ihr verriet ob der Besucher verschwinden würde. Doch es klopfte erneut, diesmal etwas fester. „Grace? Verdammt ich weiß, dass du hier bist. Mach die Tür auf.“ Erleichtert atmete sie aus, als Terrys vertraute Stimme an ihr Ohr drang. Das Leben kehrte in ihre Glieder zurück und mit wenigen Schritten war sie an der Tür und öffnete sie gedankenlos. „Na also, wolltest du nicht runter- Grace, du weinst ja...“ Besorgt sah er sie an. Grace erwiderte verdattert seinen Blick. „Ich... was?“ Mit einer Hand fasste sie sich an die Wange. Sie weinte tatsächlich. „Es ist nichts“, sagte sie eine Spur zu schnell. Terry zog die Brauen nach oben. „Das kaufe ich dir nicht ab.“ Seine Hände ruhten auf ihren Schultern, als er sie sanft rückwärts ins Zimmer schob. Sie ließ es geschehen. Auch als er die Tür hinter sich geschlossen hatte und sie aufs Sofa zog, wehrte sie sich nicht. Er griff nach ihren Händen, die sie in den Schoß gelegt hatte und sah musterte sie schweigend. Grace hatte den Blick auf ihre ineinander verschlungenen Hände gerichtet. „Grace...“ Langsam hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen. Terry löste eine Hand von ihren und legte sie an die Wange. Mit dem Daumen wischte er ihr sanft eine letzte Träne weg. „Willst du mir nicht sagen, was passiert ist?“ Seine Stimme klang weich und besorgt. Grace öffnete den Mund, doch dann fielen ihr Terrys Worte vom Vorabend ein und sie schloss ihn rasch wieder. Stumm schüttelte sie den Kopf und wich seinem Blick aus. Noch immer spürte sie Terrys aufmerksamen Blick auf sich ruhen, doch sie wagte nicht, die Augen noch einmal zu heben. Sie fürchtete seinem besorgten, fragenden Blick nicht standhalten zu können. Terry seufzte unmerklich. Behutsam und ebenfalls schweigend, zog er Grace in seine Arme und hauchte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. Unermüdlich strich er ihr mit einer Hand beruhigend über den Rücken, bis ihm Grace gleichmäßige, ruhige Atemzüge verrieten, dass sie eingeschlafen war. Terrys Blick war in die Ferne gerichtet, also ob er dort die Antwort auf seine Frage finden würde, die Grace ihm schuldig geblieben war. --------------------- Ich möchte mich bei euch allen herzlichst entschuldigen, weil ich mal wieder so ewig für das Kapitel gebraucht habe und dann liefere ich auch noch SOWAS ab. *gomen* Mir hat vor allem der Anfang einiges an Schwierigkeiten bereitet. :( Ich weiß nicht, wie oft ich den umgeschrieben habe. ~.~ Ich glaube man merkt mehr als deutlich, dass es sich hauptsächlich um ein Übergangskapitel handelt. Wirklich wichtig ist nur das Ende. ^^'' I'm sorry. Ich hoffe, es hat dem ein oder anderen wenigstens ein bisschen gefallen. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Sers liebe Leser :) Sorry, dass es mal wieder so lange gedauert hat, bis das nächste Kappi kommt. Eigentlich sollte das hier das letzte Kapitel werden (plus den Epilog dann), aber damit ihr nicht noch länger warten müsst, hab ich mich entschlossen, das Kapitel noch mal aufzuteilen. :) Also dann viel Spaß mit dem ersten Teil des Finales. :3 Chimizu ---------------- [Mittwoch; 02.02. Part 1] Wie im Radio angekündigt worden war, hatte während der Nacht ein ordentlicher Schneesturm gewütet und die Stadt mit einem neuen weißen Mantel versehen. Im Vergleich zu den viel höher gelegenen Skipisten, war die Stadt jedoch eher glimpflich davon gekommen. Doch schon seit dem Morgen zogen wieder dicke Schneewolken über den Himmel und es war nur eine Frage der Zeit, bis es erneut schneite. Im Radio wurde bereits der nächste stärkere Schneesturm für die Mittagszeit angekündigt. Janas Laune hatte sich seit dem Vortag nur minimal verbessert. Immer wieder warf sie einen Blick aus dem Fenster um zu sehen, ob es schon schneite. Sie befürchtete, der angekündigte Schneesturm könne die Heimfahrt um einen Tag verschieben und lag ihren Freunden den ganzen Morgen über mit ihren Bedenken in den Ohren. „Schatz, das wird nicht passieren. Also kein Grund sich verrückt zu machen“, erklärte Matt nun schon zum zehnten Mal mit ruhiger Stimme. Er bekam seine Freundin an der Hand zu fassen und zog sie neben sich aufs Sofa im Zimmer der Mädchen. Jeglichen Protest erstickte er mit einem zärtlichen Kuss im Keim. „Schluss jetzt mit der Schwarzmalerei, ja?“ Er sah ihr tief in die Augen und Jana nickte schließlich seufzend. „Also gut, versprochen.“ Wieder zog er sie näher an sich heran und küsste sie. „Matt hat den Dreh echt raus.“ Kathy grummelte vor sich hin und wandte augenrollend den Blick ab. „Ich bewundere ja nach wie vor seine Geduld.“ Grace stand in der Badezimmertür und warf einen verstohlenen Blick zum Sofa hinüber. Von ihrem Standpunkt aus konnte sie jedoch nur die Sofakante erspähen. „Ich auch“, drang es aus dem gegebüberliegenden Zimmer. „Ich könnte nicht lange so ruhig bleiben. Ihr Gejammer geht ihm doch sicher auch auf die Nerven.“ Hana kam aus dem Schlafzimmer gerauscht und verschwand im Bad, um sich nun die Haare zu föhnen. Im Vorbeigehen musterte sie Grace kurz schweigend, doch als diese lächelte schien sie beruhigt zu sein. „Ja, sicher.“ Kathy zuckte mit den Schultern. „Aber er hat eben eine Engelsgeduld. Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn jemals wütend gesehen zu haben.“ Sie runzelte nachdenklich die Stirn und durchstöberte ihre Erinnerung. „Ich auch nicht“, gab Grace zu. Gähnend schlenderte sie ins Schlafzimmer und hängte das nasse Handtuch zum Trocknen über die Heizung. Ihr Blick fiel auf ihr Bett, in dem sie am Morgen – ohne jegliche Erinnerung daran sich hineingelegt zu haben – verwundert aufgewacht war und auf dem sie nun den Inhalt ihres Schrankes ausgebreitet hatte. Grace zog ihre Reisetasche unter dem Bett hervor und begann einzupacken, was sie vor der Heimfahrt ohnehin nicht mehr brauchen würde. Sie legte die Stirn in Falten. Hana hatte sie nach dem Frühstück beiseite gezogen und erzählt, dass Terry am Vorabend nach ihr gesucht habe, da Grace nicht wie mit ihren Freunden vereinbart der Bar aufgetaucht war. Er selbst sei erst nach etwa einer Stunde wiedergekommen und habe ziemlich zerstreut gewirkt. Auf Hanas Frage hin, wo Grace sei, habe er geantwortet sie wäre müde gewesen und schlafe bereits. Den Rest des Abends sei er ständig in Gedanken versunken gewesen. Das Outfit vom Silvesterabend landete ordentlich zusammengelegt in der Tasche. Grace seufzte. Wahrscheinlich war sie eingeschlafen und Terry musste sie – nachdem er sie ihrer Schuhe und der Jeans entledigt hatte – ins Bett gebracht haben. Diesen Teil hatte sie jedoch für sich behalten und es dargestellt, als sei sie noch wach gewesen, als Terry das Zimmer verlassen hatte. Ihre Wangen zierte ein heller Roséton. Schnell schüttelte sie den Gedanken ab und dachte noch einmal an das Gespräch mit Hana zurück. „Habt ihr euch gestritten?“, war Hanas erste Frage gewesen. „Oder hast du ... ihm endlich gesagt, was du für ihn empfindest?“ Grace hatte beides mit einem entschiedenen Kopfschütteln verneint. Als Hana sie noch immer fragend ansah, hatte sie ihr schließlich den wahren Grund für ihr Fernbleiben erzählt. Die Halbjapanerin hatte ihr schockiert zugehört und war drauf und dran gewesen, Daniel aufzusuchen um ihm die Meinung zu sagen. Glücklicherweise hatte Grace sie davon abbringen können. Für sie war die Sache erledigt und sie wollte nicht weiter darüber sprechen. Sie würde ihm am letzten Tag einfach aus dem Weg gehen, hatte sie ihrer Freundin versichert und sie gebeten, kein Wort darüber zu verlieren. Sie hatte einen zweifelnden Blick geerntet, aber schließlich hatte Hana – wenn auch zögernd – ihr Ok gegeben. „Grace?“ Ein schwarzer Haarschopf tauchte in der Tür auf und holte die Halbirin aus ihren Gedanken. „Was gibt’s denn?“ Neugierig drehte sie sich zu Hana um und ließ die Hand sinken, die sie gerade nach ihrem mit einem großen Kaffeefleck versehenen Pulli ausgestreckt hatte. „Ich geh mal eben zu den Jungs rüber und – willst du mit?“ Grace hatte sich erhoben und lächelte Hana unschuldig an. „Klar! Wollen doch mal sehen, wie weit sie schon sind.“ Hana nickte langsam, sah dabei jedoch nicht sehr glücklich aus. Oder hatte Grace sich das nur eingebildet? „Hier sieht's ja aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen!“ Grace fasste sich an die Stirn und betrachtete lachend das Chaos. Tatsächlich glich das Zimmer eher einem Schlachtfeld, als einem Hotelzimmer. Über dem kleinen Sessel lagen mehrere Pullis und T-Shirts, die nur Mirko gehören konnten. Auf dem Tisch davor stand, begraben unter mehreren Zeitschriften und leeren Chipstüten, Joshs kleines Reiseradio, das leise vor sich hindudelte. In der Ecke hatten sich in der kurzen Woche eine beachtliche Zahl Leergut angesammelt. Von Plastikflaschen bis Tetrapacks war so ziemlich alles dabei. Der Mülleimer schien überzulaufen und die Heizung war von mehreren quer übereinander gelegten Handtüchern verdeckt. „Wieso, ist doch ganz gemütlich hier.“ Breit grinsend sah Mirko vom Sofa auf und musste kurz darauf niesen. Hana warf ihm einen missbilligenden Blick zu. „Ja klar! Total!“, kommentierte sie trocken seine Aussage und zog die Brauen in die Höhe. „Wo sind die anderen beiden?“ Mirko deutet mit einer Hand in Richtung Bad. „Josh war duschen und Terry geigt wohl dem Blondi die Meinung weil sie vorhin schon wieder hier angeklopft hat. Das Mädel ist echt nervend!“ Er verdrehte die Augen und nieste erneut. „Boah, scheiß Schnupfen!“ Die Badezimmertür quietschte und Josh gesellte sich – vollständig umgezogen – zu den dreien. Auch er betrachtet das Chaos mit einem kritischen Blick und kratzte sich an seinem nicht vorhandenen Bart. „Wir sollten hier wohl mal dringend aufräumen!“ „Was du nicht sagst.“ Grace schmunzelte und schob den Gedanken an das Gespräch zwischen Terry und Vanessa beiseite. Mirko winkte ab. „Ach, das hat doch noch Zeit bis morgen.“ „Dir ist hoffentlich klar, dass wir morgen direkt nach dem Frühstück abreisen?“ Hana sah ihn ungläubig an. „Und so wie's hier aussieht, habt ihr das nicht in fünf Minuten aufgeräumt. Ich will gar nicht erst wissen wie's im Schlafzimmer und im Bad aussieht!“ „Vom Bad mal abgesehen... unwesentlich besser.“ Josh schnitt eine Grimasse. „Vor allem Mirkos Seite.“ Selbiger hatte sich ein Kissen geschnappt und es nah Josh geworfen, der es kurz vor seinem Gesicht auffing. „Suchst du etwa schon wieder Streit?“ Lachend warf er das Kissen zurück. Allerdings mit einer Spur zu viel Schwung, denn es verfehlte sein Ziel und landete hinter dem Sofa. Mirko streckte ihm die Zunge raus. Prompt fühlte sich Grace an ihren zehn Jahre jüngeren, rotzfrechen Cousin in Irland erinnert und musste schmunzeln. Er und Mirko würden sich sicher bestens verstehen. „Wo habt ihr eigentlich Kathy gelassen?“ Fragend wandte sich Mirko an die Halbirin und schob sich dabei genüsslich ein Stück Schokolade in den Mund. „Sie packt unter Matts und Janas wachsamen Blicken ihre Tasche. Zumindest teilweise.“ „Packen?“, wiederholte Mirko verzeifelt und machte dabei ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Grace und Hana nickten gleichzeitig. Er runzelte die Stirn. Für den Bruchteil einer Sekunde huschten seine Augen zu seinen Kleidungsstücken auf dem kleinen Sessel hinüber. Dann seufzt er. „Das hat doch noch Zeit.“ Es klang mehr nach dem Quängeln eines kleinen Kindes, als einer überzeugenden Feststellung. Josh verdrehte gespielt genervt die Augen. „Ich seh's schon kommen. Wir stehen morgen alle am Bus und wer kommt nich bei, weil er noch nicht gepackt hat?“ „Hey, immer langsam mit den jungen Pferden! Als ob du oder Terry schon gepackt hätten!“ Wieder flog ein Kissen durch den Raum, dem Josh jedoch geschickt auswich, sodass es gegen die Tür knallte und mit einem leisen Rascheln zu Boden fiel. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Terry trat mit finsterer Miene ein, wobei er fast über das Sofakissen stolperte. Er warf einen einen kurzen Blick in die Runde, dann senkte er wortlos den Kopf. Seine Augenbrauen zuckten gefährlich, als er das Kissen vom Boden aufhob und im Vorbeigehen unachtsam auf den Sessel fallen ließ. Die Augen hatte er fest auf Grace gerichtet, die sich plötzlich unwohl in ihrer Haut fühlte und automatisch einen Schritt zurückging, als er auf sie zukam. Immer noch wortlos ergriff er ihre Hand und zog die perplexe Halbirin – die verwirrten Blicke seiner Freunde ignorierend – mit sanfter Gewalt hinter sich her ins Badezimmer. Sorgfältig verschloss er die Tür und stellte sich zwischen diese und Grace, die soeben zum Protest ansetzte. Als sie jedoch Terrys verärgertes Gesicht sah, besann sie sich eines besseren und wartete ab, bis er das Wort ergriff. Terry atmete mehrmals tief durch und versuchte dabei seine Gedanken zu ordnen. Das eben Gehörte musste er erst einmal verdauen. Er wischte sich mit der Handfläche über seine angespannten Gesichtszüge und ließ seinen Blick auf der schlanken Gestalt vor sich ruhen. Wie ein Blitz ließ er seine Arme vorschnellen und zog Grace nahe an sich heran. Mit den Fingern der rechten Hand fuhr er ihre Wirbelsäule nach und starrte dabei auf einen imaginären Punkt im Raum. „Du hast dich gestern mit Vanessa gestritten... wegen mir.“ „Ja.“ Grace wagte nicht zu atmen und verspannte sich unmerklich. „Aber woher weißt du das?“ Terry machte ein nachdenkliches Gesicht. „Sie sagte, du wärst wie eine Furie auf sie lossgegangen und hättest sie beschimpft und ihr gedroht.“ Grace sog scharf die Luft ein. „Sie hat was?!“ Wütend versuchte sie sich von Terry zu lösen, was lediglich zur Folge hatte, dass er sie enger an sich zog und den Griff um ihre Taille verstärkte. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie so link ist! Du hast ihr diesen Bockmist doch wohl nicht geglaubt?“ Sie konnte nicht fassen, dass Vanessa ihr anscheinend jedes Wort im Mund herumgedreht hatte nur um zu bekommen was sie wollte. Nahe an ihrem Ohr vernahm sie Terrys leises, entspannt klingendes Lachen. „Natürlich nicht. Dafür kenne ich dich viel zu gut, aber ich war gespannt auf deine Reaktion.“ „Idiot!“ Grummelnd zwickte sie ihn sanft in die Seite. Die Erleichterung war ihr jedoch deutlich anzuhören. „Danke für das Kompliment.“ Noch immer lachte er, doch von einer auf die andere Sekunde wurde er wieder ernst und verfiel ins Schweigen. Misstrauisch versuchte sich Grace aus seinem Griff zu befreien und war überrascht, dass er sie dieses Mal nicht daran hinderte. „Aber das war nicht der Grund, warum du mich eben entführt hast.“ Unsicher sah sie ihn an. „Nein“, gab er ernst zu. Erfolglos versucht sie seinen Gesichtsausdruck zu deuten und gab es schließlich auf. Geduldig wartet sie darauf, dass Terry das Gespräch wieder aufnahm. „Was war gestern Abend los?“ Prüfend musterte er ihre Gesichtszüge, die vor Schreck wie erstarrt waren. Fieberhaft ging Grace in Gedanken alle möglichen Notlügen durch und entschied sich spontan für eine der einfachsten Varianten. Sie zuckte bemüht gleichgültig mit den Schultern. „Weiß auch nicht, ich hatte irgendwie so ne Depriphase gestern. Nicht der Rede wert. Und danke nochmals.“ Ein angedeutetes Lächeln zierte ihre Lippen, aber Terrys Blick blieb ernst. „Ich glaube dir kein Wort.“ Wie Recht du hast, stimmte Grace ihm in Gedanken zu, schüttelte jedoch den Kopf. „Wirklich, es war nichts.“ Bemüht die Farce aufrecht zu erhalten, lächelte sie nun richtig. Es tat ihr Leid, ihn belügen zu müssen, aber angesichts seiner Worte am Silvesterabend war es besser so. „Hat es mit Daniel zu tun?“ Wieder verneinte Grace mit einem Kopfschütteln. „Ich bin ihm vorhin begegnet und er machte so seltsame Andeutungen...“ Seine Stimme war ruhig, beängstigend ruhig und sein wachsamer Blick schien sie geradezu durchbohren zu wollen. Grace schluckte schwer, doch dann verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. „Nein, verdammt nochmal! Und jetzt lass mich gefälligst raus!“ Wütend funkelte sie ihn an, überspielte damit ihre Hilflosigkeit. Eine kleine Pause entstand, während der keiner der beiden – den anderen mit den Augen taxierend – etwas sagte. Als Terry für einen kurzen Moment die Augen schloss, biss sich Grace nervös auf die Lippe und war mehr als nur erleichtert, als er seufzend aufgab. Wortlos hielt er Grace die Tür auf und folgte ihr mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen. „Warum bist du nur so stur?“ Seufzend lehnte sich Hana zurück und fuhr sich mit einer Hand durch das lange schwarze Haar. Sie hatte längts nicht mitgezählt, wie oft sie Grace in der letzten halben Stunde gesagt hatte, dass sich Terry um sie sorgte. Doch Grace hatte beharrlich ihren Standpunkt vertreten und sich nicht umstimmen lassen. Sie wollte und würde Terry nichts von dem kleinen Zwischenfall mit Daniel erzählen. Die anderen hatten von dem Vorfall nichts mitbekommen und so war Hana als einzige eingeweiht. Sie konnte zwar verstehen, dass sie den anderen gegenüber kein Wort über Daniels kleinen Überfall verlieren würde, aber dass Grace mit allen Mitteln versuchte Terry den Vorfall zu verschweigen leuchtete ihr nicht ein. Warum gerade ihm, der sich doch neben Hana die meisten Sorgen machte und den sie so sehr liebte? Hana bedachte ihre Freundin mit einem resigniertem Blick. „Du weißt ebenso gut wie ich, dass er dir deine Geschichte mit der angeblichen Depriphase nicht abgekauft hat. Er wird bei der nächsten Gelegenheit wieder nachfragen.“ Es war ein letzter Versuch ihre Freundin doch noch umzustimmen. Grace nagte an ihrer Unterlippe. Hana hatte vollkommen Recht mit dem was sie sagte. Trotzdem schüttelte sie entschieden den Kopf. „Es ist besser so. Zumindest im Moment. Glaub mir Hana.“ Fast schon flehend sah sie die Halbjapanerin an. Hana verfiel ins Schweigen und schien mit sich selbst zu ringen. Als sie seufzend die Schultern sinken ließ, machte sich eine Welle der Erleichterung in Grace breit. Hana würde dicht halten. Darauf konnte sie sich verlassen. „Es ist deine Entscheidung.“ Hana nippte an ihrer Cola. Grace wollte gerade zu einem 'danke' ansetzten, als ihre Freundin sie unterbrach. „Das heißt nicht, dass ich es gut heiße.“ Die Halbirin nickte. „Ich weiß, trotzdem danke.“ Die beiden lächelten sich an. „Und wie sieht es mit der anderen Sache aus? Du weißt schon... wann willst du's ihm sagen?“ Neugierig beugte sich Hana, deren Stimmung sich innerhalb weniger Sekunden merklich gehoben hatte, vor und stützte sich mit den Armen auf der Tischplatte ab. Grace stieß geräuschvoll die Luft aus. Mit leichter Verzweiflung und ehrlicher Unwissenheit saß sie Hana an. „Ich weiß es nicht...vielleicht wenn wir wieder zuhause sind und sich die Aufregung dieses Urlaubs etwas gelegt hat“, gab sie schließlich zögern zu. Hana zog verwundert die Augenbrauen nach oben und brach schließlich in schallendes Gelächter aus. „Also ihr seid mir vielleicht zwei! (Sie erntete einen verständnislosen Blick seitens Grace.) Na dieses ewige Hin und Her! Ununterbrochen schleicht ihr umeinander herum, aber keiner macht den Mund auf. (Hana seufzte, doch schon bei ihren nächsten Worten schlich sich ein wissendes Grinsen auf ihre Lippen.) Ich wette er weiß ohnehin längst wie der Hase läuft und will es von dir selbst hören.“ „Möglich.“ Gedankenverloren sah Grace aus dem Fenster. Seit einer guten Viertelstunde saßen sie nun schon in dem kleinen Restaurant „Bergblick“ und warteten auf den Rest der Gruppe.Wie fast jeden Tag wollten sie hier zu Mittag essen und so war sie rechtzeitig mit Hana aufgebrochen um einen Tisch zu ergattern, der für alle groß genug war. Doch bisher war keiner der anderen eingetrudelt. „Sie müssten eigentlich jeden Moment kommen“, stellte Hana mit einem Blick auf die Uhr fest. Es war fast so als ob sie Grace' Gedanken erraten hatte. „Aber sie lassen sich heute wirklich ziemlich lange Zeit, vielleicht kommt Mirko mal wieder nicht in die Pötte.“ Grace wandte ihrer Freundin stirnrunzelnd das Gesicht zu. „Den sollten wir eh als erstes zum Arzt schicken, sobald wir wieder daheim sind. Er sah vorhin alles andere als fit aus.“ Hana nickte zustimmend. Mirko hatte zwar seine üblichen Scherzchen gemacht, war aber nach wie vor ziemlich blass. „Wenn ich ehrlich bin...(Hana nippte erneut an ihrer Cola und stellte das Glas in aller Ruhe ab, ehe sie weitersprach.) bin ich froh, dass es morgen heim geht. Es war echt ne tolle Woche und so, aber daheim ist's doch am Schönsten!“ Grace schmunzelte. „Ja, das stimmt. Und es hat natürlich nichts damit zu tun, dass du deinen Schatz vermisst.“ Belustigt zwinkerte Grace ihr zu und Hana grinste breit. „Erwischt! Aber ist ja auch klar. Du würdest Terry ja auch vermissen.“ Verschmitzt grinsend beobachtete sie wie Grace eine Grimasse schnitt. Die Halbirin wollte nicht weiter auf das Thema eingehen, also zuckte sie lediglich mit den Schultern und wechselte rasch das Thema. „Wir können ja schonmal bestellen. Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber mein Magen knurrt mittlerweile ganz schön.“ Grace griff nach der Speisekarte und überflog die einzelnen Gerichte. Amüsiert schüttelte Hana den Kopf und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ihre Augen blieben am Eingang hängen. „Das Warten hat ein Ende. Da hinten kommen sie schon.“ Kathy hatte die beiden Freundinnen als erste entdeckt und winkte ihnen wild mit den Armen fuchtelnd zu. Ohne auf den kränkelnden Mirko Rücksicht zu nehmen, schnappte sie ihn am Jackenärmel und zog ihn bestimmt hinter sich her zum Tisch. „Hallo ihr beiden. Entschuldigt die Verspätung, aber Mirko war einfach nicht aus den Federn zu kriegen“, schnatterte sie auch sogleich munter drauflos, während ein ziemlich verschlafen aussehender Mirko grummelnd Platz nahm. Er gab ein mitleiderregendes Bild ab, wie er leicht in sich zusammengesunken auf seinem Stuhl saß und sich mit einem Arm auf dem Tisch abstützte, während er sich mit der anderen den Schalf aus seinen braunen Augen rieb. Kathy wuschelte ihm aufmunternd durch das dunkelblonde Haar und erntete sogleich einen finstern Blick von Mirko. Wenn er eines nicht leiden konnte, dann war es die Tatsache, dass jemand seine Haare verwuschelte. „Nun hab dich doch nicht so, du alte Miesmuschel“, tadelte Kathy ihn lachend, ließ jedoch von seinen Haaren ab, während sie munter weiter plapperte. „Die anderen müssten auch jeden Moment kommen. Wir haben unterwegs Basti und Daniel getroffen. Er und Terry sind ein bisschen aneinandergeraten, weiß der Geier wieso. Jedenfalls haben sich die beiden ziemlich angegiftet. Ich bin dann schon mal mit unserem müden Krieger hier vorgegangen. Habt ihr eigentlich schon bestellt? Ich hab einen Bärenhunger!“ Grace horchte alamiert auf. „Was? Wo?“ Sie war bereits im Begriff aufzuspringen und konnte sich nur mit Mühe zur Ruhe zwingen. Kathy stezt sich Mirko gegenüber neben Hana, die unruhig und mit einem flauen Gefühl im Magen auf ihrem Stuhl hin und her rutschte, und angelte sich eine Speisekarte. „Ach, zwei Straßen weiter. Aber die dürften sich längst wieder beruhigt haben. Hm....was ess ich denn mal? Das hört sich doch gut an oder...nee.“ Ihre Aufmerksamkeit galt nun nur noch der Speisekarte und ihrem knurrenden Magen. Für sie schien die ganze Sache völlig harmlos zu sein. Grace dagegen hatte sich längst erhoben und griff nach ihrer Jacke. Er würde doch nicht etwa...? „Wo willst du denn so plötzlich hin?“ Sie hielt mitten in der Bewegung inne, als sie eine starke Hand auf ihrer Schulter spürte. Ohne sich umzudrehen ließ sie die Jacke zurück über die Stuhllehne gleiten und setzte sich, ehe sie Terry mit ernstem Blick ansah. „Niergends.“ Blaue Augen musterten sie prüfend und Grace konnte nicht verhindern, dass ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken lief. Sie wollte eine Hand nach seinem Gesicht ausstrecken und ihn näher zu sich ziehen um ihn zu küssen, wollte seine Nähe spüren und seine Wärme. Als ihr klar wurde, dass sie ihn schon viel zu lange so unverholen anssah, wandte sie rasch den Blick ab und versteckte die geröteten Wangen hinter der Speisekarte. Lächelnd nahm Terry ihr sträg gegenüber Platz. Ihm war die Sehnsucht nicht entgangen, die sich in ihren Augen gespiegelt hatte. Ebensowenig die Sorge und panische Unruhe, die Besitz von ihr ergriffen haben mussten, bevor er mit den anderen eingetroffen war. Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- [Mittwoch; 02.02. Part 2] „Grace, du siehst Gespenster!“ Über sich selbst lächelnd, schüttelte die Halbirin den Kopf. Die kleine verbale Auseinandersetzung zwischen Terry und Daniel musste nicht zwingend etwas zu bedeuten haben. Terry konnte nicht wissen, was vorgefallen war. Woher auch? Außer ihr selbst, Daniel und Hana wusste niemand davon. Hana hatte versprochen zu schweigen und Daniel konnte wohl kaum so dämlich sein Terry den Kuss auf die Nase zu binden. Es musste irgendeine Kleinigkeit gewesen sein. Ja, wahrscheinlich was es das auch gewesen. Nun, da sie noch einmal darüber nachdachte, schienen auch ihre Sorgen am Mittag unbegründet zu sein. Selbst wenn es zu einer Rauferei gekommen wäre, waren immer noch Josh, Matt und Basti vor Ort gewesen um eben dies zu verhindern. Seufzend griff sie nach ihrem Handtuch und trocknete sich ab. Morgen würden sie ohnehin die Heimreise antreten und dann musste sie sich keine Sorgen mehr machen. Sie würde weder Daniel noch Vanessa jeh wiedersehen und die beiden lediglich als unangenehme Urlauber in Erinnerung behalten, die zufällig im gleichen Hotel eingecheckt hatten. Mehr nicht. Alles in allem war es ein schöner Urlaub gewesen, doch Grace freute sich bereits auf ihr eigenes kuschliges Bett und die ausgesprochen guten Kochkünste ihrer Mutter. Erneut breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Daheim war es eben am Schönsten! Doch auch die Abiturprüfungen rückten wieder in greifbare Nähe – mit Ausnahme von Kathy, die erst in der Zwölf war und Jana, die eine kaufmännische Ausbildung machte. Gequält schnitt Grace eine Grimasse. Darüber würde sie sich nach dem Urlaub Gedanken machen. Immerhin war dies der letzte Tag und den wollte sie gemeinsam mit den anderen genießen. Die Gedanken an die bevorstehenden Prüfungen verdrängend, schaltete sie den kleinen Reiseföhn aus. Rasch schlüpfte sie in ihre Jeans und wandte sich dann, mit der Wimperntusche in der Hand, ihrem Spiegelbild zu. Sie wollte sich lieber beeilen, wenn sie noch rechtzeitig zum Abendessen fertig werden wollte. Er lehnte lässig an der Wand neben der Zimmertür mit der Nummer 46 und wartete. Seit gut zehn Minuten schon. Doch so lässig wie es nach außen hin wirkte war er keinesfalls. Seine Augen hatten einen unscheinbaren Punkt fixiert, während es hinter seiner Stirn fieberhaft arbeitete. Er wusste, dass sie alleine im Zimmer war und er nur noch wenig Zeit hatte. Es wäre zu auffällig, wenn sie beide beim Abendessen fehlen würden. Außerdem machte sich sein Magen bereits bemerkbar. Aber das hier war einfach viel zu wichtig um es noch länger aufzuschieben. Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er leise fluchend zusammenfuhr, als sich die Tür mit einem kurzen Klicken öffnete und ein roter Haarschopf erschien. Noch im selben Moment stieß er sich von der Wand ab und versperrte ihr den Weg. „Terry?“ Überrascht sah sie ihn aus ihren smaragdgrünen Augen an und er verlor den Faden noch bevor er ihn hatte aufnehmen können. Terry seuftzte lautlos und warf einen Blick in den Raum hinter Grace. Kurzerhand legte er ihr die Hände auf die Schultern und dirigierte sie mit sanfter Bestimmtheit zurück ins Zimmer, wobei er die Tür mit seinem Fuß hinter sich zustieß. Dann standen sie sich gegenüber. Schweigend. Ihm ging so viel durch den Kopf und er wusste nicht wo er anfangen sollte. Eben hatte er noch gewusst, was er hatte sagen wollen, wie er es hatte sagen wollen. Doch als Grace ungeduldig eine Augenbraue hob und ihr fragender Blick ihn zu durchbohren schien, ließ Terry resigniert seufzend von ihr ab. Stirnrunzelnd trollte er sich zum Sofa, wo er mit entrücktem Blick sitzen blieb und seinen Gedanken nachhing. Grace verharrte einen kurzen Augenblick reglos auf der Stelle, um sich diesen seltenen Anblick einzuprägen. Terry hatte sich mit den Ellebogen auf seinen Beinen abgestützt und die schmalen Lippen hinter seinen ineinander verschränkten Händen verborgen. Die meerblauen Augen waren auf den Boden gerichtet, ohne ihn richtig zu sehen. Terry machte einen abwesenden Eindruck, so als ob ihn etwas bedrückte oder er sich Sorgen um etwas oder jemanden machte und Grace glaubte zu ahnen, worum seine Gedanken kreisten. Sie atmete tief durch, als sie zu ihm hinüber ging, konnte das flaue Kribbeln in ihrem Bauch jedoch nicht unterdrücken. Erst als sie vor ihm stand und ihre Finger zärtlich über die seinen strichen beruhigte sie sich. „Was bereitet dir solches Kopfzerbrechen?“ Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern, doch er hatte jedes ihrer Worte klar und deutlich verstanden. Schweigend hob er den Blick, ehe er sich langsam aufrichtete. Seine Hände umfassten ihre Hüfte, während seine Augen die ihren suchten und in ihren Bann zogen. Vorsichtig schob er beide Daumen unter den Stoff ihres dünnen Pullis und strich sanft über die weiche Haut. „Du.“ Seine Stimme klang rau und auch er sprach nur im Flüsterton. Als er sich kurz darauf zurücklehnte, angelten sich seine Finger die vorderen Gürtelschlaufen ihrer Jeans. Grace überlief ein angenehmer Schauer. Sie konnte nicht sagen, ob es am Klang seiner Stimme oder an seinen Berührungen lag. Oder an beidem? Noch immer hielten seine Augen sie gefangen, doch es lag noch so viel mehr in seinem Blick. Zuneigung, Sorge, Sehnsucht, Begehren, ... Liebe? Sie wollte etwas sagen, schloss ihren Mund jedoch wieder. Stattdessen huschte ein entschuldigendes Lächeln über ihr Gesicht. Terrys Finger spielten noch immer mit den Gürtelschlaufen und zogen sie daran leicht in seine Richtung. Fragend hob er eine Augenbraue. Grace kam seiner stummen Aufforderung lächelnd nach und ließ sich gemächlich, mit den Beinen auf beiden Seiten neben ihm abstützend, auf seinem Schoß nieder. Beinahe zögernd beugte sie sich vor um seine Lippen mit den ihren zu versiegeln und ihn in ein zärtliches Zungenspiel zu verwickeln. Terrys Hände wanderten langsam ihren Rücken hinauf zum Nacken wo sie kurz verweilten, ehe sie wieder hinuter zum Po glitten. Doch diesmal wollten sie nicht verführen, sondern liebkosen und Zärtlichkeit schenken. Aus Mangel an Luft mussten sie den Kuss schließlich unterbrechen. Selig lächelnd lehnte sich Grace an seine Schulter, mit dem Gesicht zu seinem Hals, um seinen unvergleichlichen Duft tief einzuatmen. Die Augen hatte sie geschlossen und genoss diesen Moment der trauten Zweisamkeit. Terry hatte beide Arme um sie geschlungen und zeichnete mit seinen Fingern kleine Muster auf ihren Pulli, der die Intensität seiner Berührungen eindämmte. Er räusperte sich, wollte aussprechen, was ihm auf der Seele oder vielmehr auf dem Herzen lag, doch seine Stimme verweigerte ihm ihren Dienst und die richtigen Worte wollten einfach nicht über seine Lippen kommen. Also schloss er den Mund und starrte hilflos an die Decke. Grace' warmer, gleichmäßig gehender Atem kitzelte ihn auf der Haut, was es ihm nicht gerade einfacher machte. Als dann auch noch sein Magen ohne Vorwarnug ein lautes Knurren von sich gab, fuhr er sich frustriert mit einer Hand durchs Haar. „Ich glaube du solltest dringend etwas Essen.“ Schmunzelnd richtete sich Grace auf und suchte seinen Blick. Terry deutete ein Nicken an. „Sieht ganz danach aus, aber ich habs gerade so bequem hier.“ Da war er wieder, der altbekannte Terry, der in solchen Momenten immer einen kleinen Spruch auf den Lippen hatte. Grace grinste. Mit einer fließenden Bewegung stand sie – wenn auch wiederwillig – auf und griff nach Terrys Händen. „Nun komm schon, die anderen fragen sich sicher schon wo wir mal wieder abgeblieben sind.“ Für einen kurzen Moment war er versucht sie einfach wieder zurück aufs Sofa zu ziehen um sie erneut in die Arme zu schließen, doch sein Magen meldete sich ein weiteres Mal und entlockte Grace damit zum zweiten Mal ein kleines Schmunzeln. Seufzend gab Terry nach und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen. Suchend sah sich Grace in der hauseigenen Bar um, die sie gemeinsam mit den anderen fast jeden Abend aufgesucht hatte. Doch so überfüllt wie an diesem Abend war sie bis jetzt noch nie gewesen. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich, schließlich stand heute die Abschlussparty auf dem Plan, denn schon am nächsten Morgen hieß es für viele Reisegruppen Abschied nehmen. Dem ganzen Trubel konnte Grace im Moment jedoch nur wenig abgewinnen, erschwerte es ihr doch nur die Suche nach Terry. Sie hatte ihn vor einiger Zeit in der Nähe von Basti und Daniel stehen sehen, doch nun konnte sie werder ihn noch die beiden anderen in der Menge ausmachen. Sorgenfalten zeigten sich auf ihrer Stirn und zum zweiten Mal an diesem Tag machte sich ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen breit. Als sich unvermittelt eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte Grace erschrocken zusammen. Doch gleich darauf atmete sie erleichtert aus. „Mensch Hana, erschreck mich doch nicht so!“ Die Halbjapanerin lächelte entschuldigend. „Tut mir Leid. Hier, ich hab die was mitgebracht.“ Sie reichte ihr ein Glas Bacardi-O. „Wir müssen doch auf den gelungenen Urlaub anstoßen, bevor es morgen wiedere in die Heimat geht!“ Bester Laune hob Hana ihr Glas hoch und wartete geduldig bis Grace es ihr gleich tat um mit ihr anzustoßen. Das leise Klirren als Glas auf Glas traf, ging in bei der lauten Musik unter. „Danke. Sag mal, hast du Terry irgendwo gesehen? Oder zumindest Basti und Daniel?“ Stirnrunzelnd betrachtete Hana ihre Freundin, deren Blick längst wieder unruhig den Raum durchsuchte. „Nur Basti, der stand eben mit seiner Schwester an der Theke. Warum – oh, du denkst doch nicht etwa...?“ Grace wandte ihr das Gesicht zu. Die Sorge die darin geschrieben stand, sprach Bände. „Die beiden standen vorhin ziemlich nah beieinander und jetzt sind sie wie vom Erdboden verschluckt. Verdammt Hana, wenn sie nun doch aneinander geraten sind?“ Beruhigend berührte Hana sie am Arm. „Das muss doch nicht zwingend etwas bedeuten. Zieh lieber keine voreiligen Schlüsse... Lass uns ertsmal Josh suchen, vielleicht weiß er wo Terry ist.“ Das klang irgendwie einleuchtend. Wahrscheinlich hatte Hana Recht und sie sah wirklich schon wieder Gespenster. Tief durchatmend nickte sie und folgte der Halbjapanerin rasch durch die Menge. Sie steuerten direkt auf den Billardtisch zu, an dem sich Josh und Mirko ein kleines Spiel mit ein paar anderen Urlaubern lieferten. Doch von Terry fehlte auch hier jede Spur. Kaum, dass sie am Billardtisch angekommen waren, schob sich jemand eher unsanft von zwischen die beiden Freundinnen. Es war Kathy, die sich nun schwer keuchend am Tisch abstüzte und versuchte schleunigst wieder zu Atem zu kommen. Sofort galt alle Aufmerksamkeit der fast Achtzehnjährigen, die aussah, als wäre sie gerade um ihr Leben gerannt. Mirk hatte seinen Spielzug unterbrochen und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Mensch Kathy, vor wem bist du denn auf der Flucht? Etwa vor einem unliebsamen Verehrer?“, kam es halb im Scherz von ihm. Doch Kathy schüttelte nur den Kopf und sah die beiden Jungs abwechselnd an, während sie noch immer nach Luft schnappte. Nur einzelne Satzteile kamen ihr über die Lippen. „Terry... Daniel... im Hof... schnell!“ Während Josh und Mirko noch einen alarmierten Blick tauschten, hatte Grace längst die Beine in die Hand genommen und bahnte sich so schnell sie konnte einen Weg nach draußen. Ihre schlimmsten Befürchtungen schienen sich tatsächlich zu bestätigen. Ohne Rücksicht zu nehmen, kämpfte sie sich durch die Menge gen Ausgang – notfalls auch unter Einsatz ihrer Ellebogen. Zwei Stufen auf einmal nehmend erklomm sie die Treppe ins Erdgeschoss und sprintete kurz darauf durch die Eingangshalle auf die Tür zu. Ein eisiger Luftzug empfing sie und stach wie tausend kleine Nadelspitzen in ihre Haut, als Grace in die Nacht hinaustrat. Doch sie nahm es gar nicht richtig wahr. Die Angst um Terry, die schwer auf ihre Brust drückte und ihr den Hals zuzuschnüren schien, stellte die schmerzliche Kälte weit in den Schatten. Fast schon panisch ließ sie ihren Blick suchend umherwandern, doch sie konnte niemanden entdecken. An den Abdrücken im Schnee konnte sie sich nicht orientieren, es waren zu viele Spuren, die in zu viele Richtungen führten. Panik keimte in ihr auf. Wo waren die beiden? Hinter sich hörte sie gedämpfte Schritte, die sich rasch näherten. Das müssen Josh und die anderen sein, schoss es ihr durch den Kopf. Wieder blickte sie in alle Richtungen, lauschte in die Stille und dann endlich drang etwas an ihr Ohr, ein lauter Fluch. Es kam von links. Überstürzt rannte sie los, achtete nicht darauf wohin sie lief und wäre beinahe gestolpert. Doch sie fing sich wieder. Der Schnee knirschte unter ihren Schuhen und erschwerte ihr das Vorankommen. Erneut drangen Stimmen an ihr Ohr, lauter als zuvor. Schwer nach Luft schnappend bog Grace um eine Hausecke und blieb wie angewurzelt stehen. Im schwachen Lichtschein, der durch die Fenster nach außen drang, konnte sie die Umrisse zweier Menschen erkennen. Sie standen nur wenige Meter entfernt und doch weit genug, um sie nicht zu bemerken. Einer von ihnen rappelte sich, die Kleidung wohl voller Schnee, gerade auf. Es war Terry. Gott sei Dank! Sie hatte die beiden gefunden! Doch die Erleichterung hielt nur den Bruchteil einer Sekunde an, denn schon im nächsten Moment gingen die beiden Streithähne aufeinander los. Grace öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei, doch noch ehe sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, packte Terry seinen Gegenüber am Kragen und schlug ihm mit der Faust hart ins Gesicht. Grace sog scharf die Luft ein, während Daniel laut fluchend ein paar Schritte rückwärts taumelte. Er fing sich jedoch gleich wieder und machte nun seinerseits mit geballten Fäusten einen Satz auf Terry zu, holte aus und traf ins Leere. „Sofort aufhören!“, zeriss eine männliche Stimme die Nacht. Kurz darauf stürmten zwei Schatten an Grace vorbei auf die Kämpfenden zu und zogen die beiden auseinander. Wie erstarrt beobachtete Grace, wie Josh es relati schnell gelang seinen Freund zu beruhigen und Terry in ihre Richtung führte. Der zweite Retter in der Not entpuppte sich als Basti, der jedoch sichtliche Probleme hatte, Daniel wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Immer wieder versuchte er sich aus Bastis Griff zu befreien und warf dabei mit wüsten Beschimpfungen um sich. Grace wandte sich kopschüttelnd um, atmete ein paar Mal tief durch, ehe sie den Blick wieder auf Terry und Josh richtete, die mittlerweile bei ihr angekommen waren. Hin und her gerissen zwischen Erleichterung und Wut, unterzog die Halbirin Terry im schwachen Licht der Fenster einer genauen Musterung. Sein dicker Pulli war ebenso wie die Jeans und das schokobraune Haar über und über mit Schnee bedeckt, trotzdem schien er die Kälte nicht zu spüren. Seine Lippe war aufgeplazt und ein dünnes Blutrinnsal bahnte sich seinen Weg das Kinn hinunter. Aus einem Impuls heraus hob sie die Hand um das Blut wegzuwischen, doch ein lauter Fluch ließ sie mitten in der Bewegung innehalten. Sie riskierte einen kurzen Blick an Terry vorbei und wurde augenblicklich weiß im Gesicht. Daniel hatte es geschafft sich loszureißen und stürmte nun mit wutverzerrtem Gesicht erneut auf Terry zu. Dieser krempelte sich bereits mürrisch die Ärmel nach oben und flüsterte etwas, das schwer nach „Hat er etwa immer noch nicht genug?!“ klang. Grace griff nach seinem Arm und schüttelte stumm den Kopf, doch der Braunhaarige ignorierte sie und machte einen Schritt Richtung Daniel, als Josh ihm abwehrend eine Hand auf die Brust legte. „Lass gut sein!“ Warnend und entschlossen zugleich sah er seinen Freund an, dann wandte er sich an Grace. „Bring ihn weg, ich helf' Basti den Ausgeflippten zu beruhigen.“ Die Halbirin nickte wie betäubt. Ohne einen weiteren Blick zurück, ergriff sie Terrys Hand und zog ihn energisch zum Hotel hinüber. Er protestierte noch nicht einmal, schwieg jedoch den ganzen Weg über. Grace konnte sich gut vorstellen, dass seine Gedanken noch bei Josh und Basti waren, die nun wohl gemeinsam versuchten Daniel zu beruhigen. Dieses Vorhaben würde den beiden sicher gelingen, daran zweifelte sie nicht. Gerne hätte sie dies Terry gegenüber laut ausgesprochen, doch sie biss sich, verärgert über diese sinnlose Schlägerei, auf die Zunge. Beharrlich schweigend steuerte Grace zielstrebig die Rezeption an, kaum dass sie das Hotelgebäude betreten hatten. Zu ihrem Glück – und höschtwahrscheinlich zum Unmut des schichthabenden Angestellten – war diese noch besetzt. Der Mitfünfziger bedachte die beiden mit einem grimmigen Blick, ehe er sie bewusst ignorierte. Erst als Grace ihn ansprach, sah er mürrisch von seiner Abendlektüre – der regionalen Zeitung – auf und führte sie in ein kleines Nebenzimmer, das der Erstversorgung diente. Geräuschvoll stellte er den Erste-Hilfe Kasten auf einer Liege ab und ließ die beiden schließlich alleine zurück. „Geht's auch noch unfreundlicher?!“ Empört richtete Terry seinen Blick auf die geschlossene Tür. Als es im Raum jedoch weiterhin still blieb, zog er fragend die Augenbrauen nach oben und wandte sich um. Grace stand mit vor der Brust verschränkten Armen wenige Schritte hinter ihm und runzelte die Stirn. Ihr Blick war – wie wenige Sekunden zuvor sein eigener – auf die Tür gerichtet, doch dann schüttelte sie den Kopf und sah Terry direkt an. Schweigend bedeutete sie ihm auf der niedrigen Liege Platz zu nehmen, was er ohne Protest und unter ihrem wachsamen Blick schließlich auch tat. Grace selbst ging zu dem einzigen Schrank im Raum hinüber und nahm eines der kleinen Handtücher heraus, das sie im Waschbecken mit lauwarmen Wasser befeuchtete. Meerblaue Augen verfolgten dabei jede ihrer Bewegungen. Ohne Terry auch nur anzusehen, zog sie sich einen umherstehenden Holzhocker an die Liege heran und setzte sich Terry gegenüber. Wortlos umfasste sie mit einer Hand sein Kinn und er ließ es zu, dass sie seinen Kopf leicht nach links drehte. Vorsichtig begann sie das inzwischen getrocknete Blut mit dem Handtuch abzuwaschen. Als sie an die aufgeplatzte Lippe kam, sog Terry scharf die Luft ein. „Stell dich nicht so an!“, raunzte sie verärgert. „Wenn du vorsichtiger wärst, würde es auch nicht weh tun!“ Terry sah sie vorwurfsvoll an, zog seinen Kopf jedoch nicht zurück. „Oh, ich hoffe es tut ordentlich weh!“ Sie verstärkte den Druck auf seine Lippe leicht. Terry zuckte sofort zurück. „Au! Spinnst du?“, entfuhr es ihm fluchend. Ärger blitzte in seinen Augen auf, als er übervorsichtig mit einem Finger über die verletzte Stelle strich. Um Grace Mundwinkel zuckte es verdächtig. „Selbst schuld, was prügelst du dich auch?“ In aller Ruhe legte sie das Handtuch zur Seite und bedachte Terry dabei mit einem tadelnden Blick, richtete ihre Aufmerksamkeit kurz darauf aber auf den Erste-Hilfe Kasten, der inzwischen auf ihrem Schoß ruhte. Es dauerte nur wenige Sekunden bis sie fand wonach sie gesucht hatte. „Er hat's nicht anders verdient!“ Terrys Gesicht verdüsterte sich innerhalb von Sekunden und seine Stimme hatte einen abfälligen Klang angenommen. Innerlich gab sie ihm Recht. Eine kleine Abreibung hatte Daniel in der Tat verdient, aber musste es ausgerechnet auf die Faustvariante geschehen? Stirnrunzelnd hielt Grace in ihrer Bewegung inne und musterte Terry nachdenklich. „Vielleicht.“ Wieder in Gedanken versunken träufelte sie etwas von dem Desinfektionsmittel auf ein Wattepad. „Vielleicht?“ Entrüstet sah er sie an. „Verdammt Grace, der Kerl hat dich bedrängt und dich geküsst! Das nächste Mal wäre er wahrscheinlich über dich hergefallen und mehr außer 'vielleicht' hast du dazu nicht zu sagen?“ Aus geweiteten Augen sah sie ihn und und schluckte hart. In ihrem Hals hatte sich ein Kloß gebildet, der ihr nur ein zaghaftes Flüstern gestattete. „Woher weißt du von dem Kuss?“ Terry lachte freudlos auf. „Er hat heute morgen diverse Andeutungen gemacht und sich vorhin besoffen wie er war damit vor mir gebrüsstet. Allein wenn ich schon daran denke, wie selbstgefällig er damit protze dich heute noch abzuschleppen, wird mir ganz schlecht!“ Seine Finger krallten sich so fest an den Rand der Liege, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. „Ich erspare dir lieber die Details.“ Grace wurde blass. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie Daniel zu sehr auf die leichte Schulter genommen hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe, in der Hoffnung diese Gedanken durch den Schmerz abschütteln zu können. Trotzdem behagte ihr der Gedanke einer Schlägerei nicht – einer Schlägerei wegen ihr. Tief durchatmend sah sie Terry für den Bruchteil einer Sekunde dankbar an, ehe ihr Blick wieder ernst wurde und sie das mit Desinfektionsmittel getränkte Wattepad anhob. „Das könnte jetzt etwas weh tun. Ihre Stimme klang sanft und konnte Terry den versöhnlichen Unterton nur allzugut heraushören. Ein leichtes Brennen breitete sich auf seiner Unterlippe aus, als Grace diese vorsichtig abtupfte. Sie wich seinem Blick aus, indem sie sich vollends auf das konzentrierte was sie tat. „Ich... das hätte trotzdem nicht sein müssen. Es hätte doch gereicht, wenn du mir Bescheid gesagt hättest und -“ „Ja, sicher!“, schnitt Terry ihr ironisch das Wort ab. „Und dann wäre alles im Lot gewesen! Und er hätte dich sicher in Ruhe gelassen! (Ungehalten fuhr er sich mit einer Hand durch sein schokobraunes Haar und bedachte Grace mit einem fast schon verzweifeltem Blick.) Warum hast du gestern nicht gesagt, dass er versucht hat über dich herzufallen?“ „Weil ich genau diese Schlägerei verhindern wollte!“ Trotzig erwiederte sie seinen Blick. „Immerhin hattest du schon diverse Andeutungen in diese Richtung gemacht.“ Sie seufzte und packte das Desinfektionsmittel wieder sorgsam in den Erste-Hilfe Kasten. „Grace...“ Eine warme Hand legte sich über ihre eigene, während eine zweite sanft ihr Kinn anhob. „Ich würde das jeder Zeit wieder tun – lass mich bitte ausreden – weil er es nicht anders verdient hat. Wie er sich an dich rangeschmissen hat war so widerlich. Das war schon eine Beleidigung fürs Auge...“ Terry räusperte sich. Während er nach den richtigen Worten suchte, machten sich seine Finger selbstständig und strichen sacht über ihre Hände. Grace schwieg, wartete gedulig darauf, dass er weitersprach. In ihrem Bauch breitete sich ein angenehmes Kribbeln aus. Von einer auf die andere Sekunde war sie hellwach und nahm doch nichts außer Terry selbst wahr. „Allein der Gedanke, dass er dich angefasst hat und was er vielleicht noch mit dir gemacht hätte, ist einfach unerträglich für mich. Ich hätte ihn schon viel früher in seine Schranken weisen sollen! (Er seufzte und machte erneut eine kurze Pause, während der Grace jedoch unverwandt ansah.) Grace ich... ich bin verrückt nach dir! Du machst mich wahnsinnig, egal was du tust. Ich kann nicht mehr klar denken, sehne mich nach deiner Nähe, deinen Berührungen, deinem Lächeln. Ich hätte nie gedacht, dass mir sowas mal passiert, aber ich bin dir komplett verfallen.“ Er versuchte sich an einem lockern Grinsen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Stattdessen ergriff er ihre Hände und führte sie zu seinen Lippen, küsste zärtlich die weiche Haut und jagte Grace einen warmen Schauer nach dem anderen über den Rücken. „Ich weiß, du hattest es nicht immer einfach mit mir, weil ich lange Zeit ein 'unverbesserlicher Weiberheld' war – wie du mal so schön gesagt hast. Aber es ist mir wirklich ernst mit dir. Meinst du... du kannst mir eine Chance geben?“ Terrys Stimme war zum Ende hin immere leiser geworden, bis sie nur noch ein Flüstern war. Er war nicht der schüchterne Typ und dennoch lag ein wenig Schüchtrenheit in seinem Blick, gepaart mit Anspannung, Hoffnug und einer unbändigen Sehnsucht. Grace Herz setzte eine Sekunde aus, nur um daraufhin doppelt so schnell das Blut durch ihren Körper zu pumpen. Ihre Wangen schimmerten in einem gesunden Rotton und ihre Augen strahlten mit den Sternen um die Wette. Sie konnte nicht glauben, was Terry ihr gerade offenbart hatte. Er liebte sie, wirklich und wahrhaftig! Grace fühlte sich wie im siebten Himmel. „Ja, ja doch!“, japste sie, ehe sie ihm um den Hals viel und die beiden in einem leidenschaftlichen Kuss versanken. Terrys schlang seine Arme fest um sie und zog die Halbirin so nah an sich wie es nur ging. Er wollte sie nicht loslassen, nie wieder und vor allem nicht jetzt, da er sie endlich in den Armen halten durfte. Wiederwillig musste sich Terry von Grace lösen. Seine Lippe pochte und schmerzte leicht, doch er ignorierte es weitgehend. Längst hatte er seine Hände auf Wanderschaft geschickt, ließ sie unter das dünne Top gleiten und strich über ihren Rücken, während seine Lippen den Weg zu ihrem Hals gefunden hatten. Grace seufzte wohlig auf, kraulte ihn mit einer Hand im Nacken. „Hmm...deine Haut ist ganz kalt“, flüsterte er nahe ihrem Ohr. Grace grinste belustigt. „Das könnte daran liegen, dass ich versucht habe einen mir sehr wichtigen Menschen draußen in der Kälte vor einer Dummheit zu bewahren.“ „Dann sollte sich diese Person wohl ganz dringend bei dir entschuldigen.“ Sie konnte spüren, wie er an ihrem Hals grinste, ehe seine Finger zu dem Knoten ihres Halstuches wanderten und ihn lösten. Kurz darauf wanderte das unliebsame Stück Stoff in seine Hosentasche. „Das brauchst du jetzt ja nicht mehr, außerdem störts.“ Wieder widmete er sich ihrem Hals, bedeckte ihn mit sanften Küssen und zog Grace dabei noch enger an sich. Seufzend ließ er von ihr ab, lehnte mit geschlossenen Augen seine Stirn an ihre. Grace Hände ruhten auf seinen Schultern, auch sie hatte die Augen geschlossen und malte mit den Fingern kleine Kreise auf seine Schultern, während seine Arme locker um ihre Taillie geschlungen waren. „Die anderen warten sich schon auf uns.“ Wieder seufzte Terry, verharrte aber weiterhin in seiner Position. „Lass sie warten...“ Grace schmunzelte und im nächsten Moment zog sie sein Gesicht näher zu ihrem und versiegelte seine Lippen mit den ihren. --------- So, das war also das letzte Kapitel. :) Naja, noch nicht ganz, gibt noch nen kleinen Epilog dazu, der schon zur Hälfte fertig ist. Und jetzt geh ich essen, bevor ich hier nen halben Roman schreibe, hab nämlich hunger. :D Epilog: Epilog -------------- [Epilog] Durch das gekippte Fenster wehte eine Brise kühler Nachtluft ins Zimmer, strich sacht über ihre nackten Schultern. Unbewusst fröstelnd kuschelte sie sich in die weiche Decke und schmiegte sich mit dem Rücken enger an den wärmenden Körper hinter ihr. Den starken Arm, der sich locker und dennoch in einer schützenden Geste um sie geschlungen hatte, nahm sie kaum wahr. Doch ihre Augenlider zuckten leicht, als sein warmer Atem sie in regelmäßigen Abständen im Nacken kitzelte. Müde blinzelnd schüttelte Grace den Halbschlaf ab. Ihr Blick wanderte zu ihrem Wecker, der auf dem kleinen Nachttisch stand. Es war zwei Uhr morgens – also viel zu früh um auch nur ans Aufstehen zu denken. Grummelnd zog Grace die Decke ein Stückchen höher. Mit zusammengekniffenen Augen lauschte sie ihrem eigenen ruhigen Herzschlag, Terrys gleichmäßigen Atemzügen und schließlich dem leisen Rauschen des Windes. Sie seufzte resigniert. Es half nichts, sie konnte einfach nicht mehr einschlafen. Jedesmal, wenn sie kurz davor war ins Land der Träume hinüber zugleiten, tauchten Szenen vom frühen Abend vor ihrem inneren Auge auf, ließen ihr Herz höher schlagen und färbten ihre Wangen in einem leichten Roséton. So viel Zeit hatten Terry und sie sich schon lange nicht mehr füreinander nehmen können. Doch nun war der Lernstress für die schriftlichen Abiklausuren überstanden – endlich. Während der heißen Phase hatten sie den Kontakt oft nur auf Telefonate beschränken müssen und waren froh, dass sie sich wenigstens in der Schule sehen konnten. Doch dieser Spuk war zum Glück vorrüber – zumindest fürs Erste, denn die mündlichen Prüfungen standen ihnen noch bevor. Lächelnd drehte sich Grace in der lockeren Umarmung, wandte Terry das Gesicht zu und betrachtete liebevoll eine Weile das seine. Seine entspannten Gesichtszüge waren ein Zeichen dafür, dass er tief im Land der Träume versunken sein musste. Zärtlich strich sie ihm durch das schokobraune Haar, über die Wange und haucht ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn, ehe sie sich - darauf bedacht Terry nicht zu wecken – vorsichtig aus seiner Umarmung löste und aus dem warmen Bett schlich. Fröstelnd sammelte sie sich die Kleidungsstücke vom Boden auf und legte sie sorgsam auf ihren Schreibtischstuhl. Lediglich Terrys T-Shirt behielt sie in Händen und zog es sich über. Dass es ihr um einige Nummern zu groß war, störte sie nicht im Geringsten. Abgesehen davon roch es sehr gut und vor allem: nach ihm. Was nun? Stirnrunzelnd stütze sich Grace auf der Stuhllehne ab. Ihr Blick wanderte über den Schreibtisch und blieb an einem roten Fotoalbum hängen, das zum größten Teil unter allerhand Schulkram begraben war. Daneben lag ein kleiner Stapel Fotos, die sie bisher noch nicht hatte einkleben können, weil ihr einfach die Zeit dafür gefehlt hatte. Wie für vieles ander auch. Kurzerhand schnappte sich Grace Album und Fotos und klemmte sich beides gemeinsam mit einer Packung Fotoecken unter den Arm. Wenn sie schon nicht schlafen konnte, würde sie wenigstens das nun endlich erledigen! Ein Punkt weniger auf der Liste der To-Do-Liste. Grace war schon fast im Flur, als ihr die kleine gelbe Schüssel auf ihrem Nachttisch einfiel. Rasch machte sie kehrt, schnappte sich auch noch die Schüssel mit dem Rest der inzwischen wieder fest gewordenen Schokolade und schlich sich auf Zehenspitzen erneut aus dem Raum. Ein Glas Wasser in der Hand ließ sich Grace auf einen der Küchenstühle sinken. Gedankenverloren schlug sie das Album vor sich auf un blätterte die ersten Seiten durch. Sie zeigten Bilder von Geburtstagen, Partys und dem ein oder anderen Ausflug, den sie gemeinsam mit Freunden unternommen hatte. Seit einigen Tagen waren dort auch der Großteil der Urlaubsbilder vom Schwarzwald zu finden, bei denen Grace nun angekommen war. Eines der Bilder, ein Gruppenfoto, war kurz nach ihrer Ankunft entstanden. Sie hatten sich auf der Skipiste eingefunden, waren alle acht in dicke Skikleidung eingemümmelt und strahlten übers ganze Gesicht – noch. Jana hatte am nächsten Morgen stark über Muskelkater geklagt – aber das musste nicht zwangsläufig vom Skifahren kommen. Unwillkürlich musste Grace schmunzeln. Ein zweites Foto vom gleichen Tag zeigte Jana, die nach einem missglückten ersten Versuch auf Skiern im Schnee gelandet war und nun eine Grimasse schnitt. Kathy stand breit grinsend hinter ihr und klopfte ihr ermutigend auf die Schulter. Ihr selbst war es bei ihren ersten Versuchen jedoch auch nicht anders ergangen. Auf dem nächsten Foto waren Terry und Josh beim Billardspiel zu sehen und Mirko, der dem Betrachter nun vergnügt mit einer Flasche Bier zuzuprosten schien. Eigentlich hatten sie fast jeden Abend in der hauseigenen Bar verbracht und um ein Billardspiel war keiner von ihnen herumgekommen. Schmunzelnd erinnerte sich Grace an ihr kleines Match mit Terry, das sie haushoch verloren hatte. Zwischendurch war Vanessa aufgetacht, die sich später am Abend aufs Heftigste an Terry rangeschmissen hatte – anscheinden war das die Woche über Programm gewesen – und sogar dreist genug ihn zu küssen. Grace schnitt eine Grimasse und trank einen Schluck, während sie ein paar Seiten umblätterte. Sie entdeckte ein Gruppenbild von Vanessa und ihrer Clique – Daniel eingeschlossen, der es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht hatte, Grace seiner Betthasenliste hinzuzufügen. Ein kalter Schauer überlief sie und rasch verdrängte Grace den Gedanken an Daniel und Anhang, ebenso wie das Bild der kleinen Prügelei zwischen ihm und Terry. Ein grimmiges Grinsen zierte ihre Lippen. Wenigstens hatte Daniel sein Fett wegbekommen. Er war am nächsten Morgen mit einem blauen Auge und einer dicken Wange zum Frühstück angetanzt und hatte kaum etwas gegessen. Nach einem weiteren Schluck Wasser machte sich Grace an die Arbeit nun auch die restlichen Fotos einzukleben. Eines von ihnen zeigte sie selbst und Hana in ihren kurzen Röcken und den dicken Wintermänteln auf dem Weg zum Exotic. Schief grinsend sahen die beiden direkt in die Kamera. Grace hatte auch jetzt noch Joshs Schadenfrohes Grinsen vor Augen. Es folgten ein paar Bilder von der Silvesterparty im Exotic, dem angesagtestem Club der Stadt. Mirko der Vielfras hatte natürlich darauf bestanden auch ein Foto vom großzügigen Buffet zu machen, dem er mehr als einmal einen Besuch abgestattet hatte. Das nachfolgende Foto ließ Grace selig in Erinnerungen schwelgen. Es war nah der kleinen Schneeballschlacht – die, wie sollte es auch anders sein, Mirko angezettelt hatte – früh morgens auf dem Heimweg entstanden. Sie und Terry waren den anderen in einer kleinen persönlichen Schlacht ein ganzes Stück vorausgelaufen und irgendwann im Schnee gelandet. Gerade als es umgeben vom winterlichen Zauber zu knistern begann und sie nur noch wenige Milimeter von einem Kuss trennten, tauchte Kathy mit ihrer Fotokamera bewaffnet auf um eben dieses Bild abzulichten. In diesem Moment hatte Grace ihre vorlaute Freundin innerlich dafür verflucht. Mirko zierte das nächste Foto. Es zeigte ihn am letzten Tag, als sie das Zimmer der Jungs gestürmt hatten und Mirko verschnupft und eingemümmelt in eine Decke auf dem Sofa vorfanden – umgeben von einem Chaos, das seinesgleichen suchte. Grace hatte geistesgegenwärtig die Kamera gezückt und diese Unordnung bildlich festgehalten. Mirko hatte zwar ordentlich protestiert, musste letztendlich aber doch kleinbei geben. Zu guter letzt kamen die Fotos von der Heimreise an die Reihe. Es waren nur wenige und von den meisten hatte Grace gar nicht mitbekommen, dass sie überhaupt gemacht wurden. Auf einem von ihnen warteten Josh, Terry und Hana eingehüllt in ihre warmen Jacken und auf ihrem Gepäck sitzend draußen auf den Reisebus. Das nächste zeigte einen ziemlich veschnupften Mirko, der missgelaunt eine Grimasse schnitt - die Woche darauf hatte er mit einer ordentlichen Erkältung im heimischen Bett verbracht. Der Platz neben ihm war frei, was darauf schließen ließ, dass kathy diejenige war, die alle noch einmal abgelichtet hatte. Hana und Josh zierten das nächste Bild. Beide grinsten dem Betrachter müde aber dennoch fröhlich entgegen. Grace selbst war auf dem nächsten Bild abgelichtet. Schlafend lehnte sie an Terrys Schulter, der ebenfalls eingenickt war und seinen Kopf an ihren gelehnt hatte. Auf dem letzten Bild kuschelte sich Jana eng an ihren „Mattischatz“, der vergeblich versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien um an seine Wasserflasche zu kommen. Als auch das letzte Bild eingeklebt war, lehnte sich Grace lächelnd zurück. Alles in allem war es ein schöner Urlaub gewesen, ein aufregender Urlaub. Die kleinen unangenehmen Zwischenfälle, die es mit Vanessa und Daniel – oder gerade wegen diesen beiden – gegeben hatte, blendete sie einfach aus. Sie waren nun nicht mehr weiter wichtig. Wieder nippte Grace an ihrem Wasser und schloss die Augen. In der ganzen Wohnung war es mucksmäuschenstill. Noch nichteinmal das Schnarchgeräusch ihres Vaters durchzog die Stille, aber das war nicht weiter verwunderlich, schließlich waren ihre Eltern für zwei Wochen zu Verwandten nach Irland geflogen. Grace war das natürlich nur Recht. Zwar hätte sie ihren Verwandten aus Irland gerne mal wieder selbst einen Besuch abgestattet, aber so hatte sie zwei Wochen lang sturmfrei und das kostete sie natürlich aus wo es nur ging. Sturmfrei, das hieß für sie so viel wie lange ausschlafen, genügend Ruhe zum Lernen, Ernährungsumstellung auf Pizza und die wenigen Gerichte, die sie eher schlecht als recht zustande brachte. Aber auch lustige DVD- beziehungsweise Spielabende mit ihren Freunden und vor allem viel Zeit für Terry. Sie grinste. Ob er noch immer friedlich schlummerte? Vermutlich. Er hatte einen weitaus festeren Schlaf wie sie selbst. In einem Zug leerte Grace ihr Glas und tapste hinüber zur Spüle, wo sie es neben der gelben Schüssel abstellt. In Gedanken versunken drehte sie den Wasserhahn auf und ließ die Schüssel volllaufen, um die Schokoladenreste im warmen Wasser aufzueichen. Spülen würde sie dann im Laufe des Tages. Oder vielleicht doch jetzt schon? Immerhin war sie nun wach, hatte den Schlaf endgültig von sich abgecshüttelt. Natürlich konnte sie sich wieder zu Terry ind Bett lümmeln, sich an ihn kuscheln – ein äußerst verlockender Gedanke, aber einschlafen würde sie so schnell nicht können. Sie seufzte resigniert und drehte das Wasser ab, rührte sich jedoch nicht vom Fleck. Stattdessen spielte sie unschlüsig ein wenig mit dem Wasser in der Schüssel. Tauchte ihre Finger hinein und ließ sie langsame Kreise ziehen. Ihre Gedanken schweiften ab und zauberte ihr ein entrücktes Lächeln auf die Lippen. „Hmm... hier bist du, ich hab dich schon vermisst.“ Terrys tiefe Stimme holte sie in die Realität zurück, die Grace' Traumwelt von eben nicht ganz unähnlich war. Er stand dicht hinter ihr, sodass sie seine Körperwärme deutlich durch den dünnen T-Shirtstoff hindurch spüren konnte. Seine Hände strichen aufreizend langsam ihre Oberarme hinab bis hin zu ihrer Taillie. Hände, von denen sie wusste, wie sanft und zärtlich sie sein konnten. Seine raue Stimme drang im Flüsterton an ihr Ohr, während sein warmer Atem auf ihrer Haut kribbelte. Mit geschlossenen Augen bettete Grace ihren Kopf an seiner Schulter und seufzte leise. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein Schock das war! Aufzuwachen und festzustellen, dass du nicht mehr neben mir liegst....“ Zärtlich knabberte er an ihrem Hals, streichelte mit einer Hand über ihren Bauch, während die andere unablässig ihre Seite entlangwanderte. Grace kicherte verhalten. „So schockierend kann es gar nicht gewesen sein.“ Sie legte eine Hand auf Terrys, die noch immer auf ihrem Bauch ruhte und wandte ihm das Gesicht zu. „War ja nicht das erste mal, dass du ohne mich aufwachst.“ Terry untrebrach seine Liebkosungen und zog eine Schnute. „Und es ist jedesmal ein Schock! Außerdem musste ich jetzt viel zu lange auf dich verzichten.“ Ein angenehmer Schauer überlief Grace bei seinen Worten. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sie sich vollends herum und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Scheint so, also hätten wir da einiges nachzuholen.“ „Allerdings!“ In Terrys Augen blitzten Verlangen und Leidenschaft auf, seine Lippen zierte jedoch ein kesses Grinsen. „Schade, dass wir keine Schokolade mehr haben...“ Seine Hände wanderten über ihren Rücken, zeichneten mit den Fingern ihre Wirbelsäule nach. Auffordernd knabberte er an ihrer Unterlippe. Seine meerblauen Augen fingen jeder ihrer Reaktionen ein, während Grace die Augen genießerisch geschlossen hatte. Bereitwillig öffnete sie den Mund, bewegte ihre Lippen fordernd gegen seine und ließ sich von Terry in ein leidenschaftliches Zungenspiel verwickeln. Längst ruhte seine linke Hand auf ihrem Po, die andere presste Grace noch enger an seinen eigenen Körper. Auch Grace Hände waren nicht untätig. Eine Hand hatte sie in seinem schokobraunen Haar vergraben, mit der anderen krallte sie sich regelrecht in Terrys Schulter. Aus Mangel an Luft mussten sie ihren Kuss schließlich unterbrechen. Terry lockerte seinen Griff und ein unglaublich sanftes Lächeln legte sich auf seine Züge. „Wir haben heute alle Zeit der Welt, das sollten wir auskosten“, war seine Antwort auf Grace' ungestellte Frage. Der Klang seiner Stimme war wie eine Symphonie aus Liebe, Wärme und Leidenschaft und jagte Grace einen wohligen Schauer über den Rücken. Auch Grace, deren Herz heftig in ihrer Brust schlug, lockerte nun ihren Griff. Lächelnd nickte sie und ließ ihre Hände auf seine Schultern sinken. Lediglich ihre Finger strichen sacht über seine weiche Haut am Hals. Ohne Vorwarnung umfasste Terry ihr Gesicht mit beiden Händen und bettete seine Lippen auf den ihren. Es war ein zärtlicher, berauschender, Sinne vernebelnder Kuss, der sie alles um sich herum vergessen ließ. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, wollte sich nicht mehr beruhigen lassen. Seine Berührungen enfachten kleine Feuerstellen auf ihrer Haut und steigerten ihre Sehnsucht nach seinen Zärtlichkeiten. Ihr Verstand schaltete sich langsam ab und ließ zu, dass sie gemächlich ins Reich der Sinne hinüberschwebte. Als sie sich voneinander lösten, ergriff Terry ihre Hand und bedachte Grace mit einem vielsagenden Blick, während er mit dem Kopf kurz Richtung Flur nickte. Überwältigt von einer Woge der Vorfreude, ließ sich Grace von ihm zurück in ihr Zimmer führen. Mitten im Raum blieb Terry jedoch stehen und wandte sie zu ihr um. Grace musste sich erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen und so konnte sie nur erahnen, dass Terrys Augen fest auf ihre eigenen gerichtet waren. Langsam hob er ihre Hand an und einige endlos erscheinende Sekunden später spürte sie seine weichen Lippen auf ihrer Haut. In einer anderen Situation hätte Grace über diese Geste geschmunzelt, doch hier und jetzt brachte sie ihren Puls zum Rasen. Mit einem sanften Ruck zog er sie näher zu sich, liebkoste ihren Hals, zwickte sie zärtlich in die weiche Haut. Seine Hände wanderten über ihren Rücken hinab zu ihrem Po, wo sie mit dem Saum des T-Shirts spielten. So verharrte er eine Weile im Stehen, kitzelte sie mit seinem heißem Atem am Hals und strich immer wieder flüchtig mit seinen Lippen über ihre empfindliche Haut. Grace hatte ihn währenddessen im Nacken gekrault und ließ nun ebenfalls ihre Hände auf Wanderschaft gehen. Sie strichen über seine starken Schultern, wanderten ein Stück des Weges über seine muskulöse Brust hinunter zu seinen Hüften und von dort zu seinem Po, den sie mit beiden Händen fest umfasste. Terry seufzte wohlig auf und presste seine Lippen erneut an ihren Hals, begann zärtlich an ihrer Haut zu kanbbern. Grace wölbte sich ihm entgenen, konnte die Hitze die von seiner unteren Körperhälfte ausging nur zu deutlich spüren. Ihre Hände rutschten auf die Innenseite seiner Schenkel. Fahrig strichen ihre Finger auf und ab, ehe sie wieder ein ganzes Stück höher wanderten, um die störende Boxershorts zu entfernen. Seine hungrigen Lippen fanden die ihren, während sein Körper sich stärker an ihren drängte. Doch kurz darauf ließ Terry erneut von ihr ab. Sein Atem ging – ähnlich dem ihren – nur stoßweise, auf seinen Gesichtszügen lag jedoch ein anzügliches Lächeln. „Wir haben Zeit...schon vergessen..?“ Noch ehe Grace mit dem Kopf schütteln konnte, waren seine Hände unter das Shirt gewandert und schoben es lasziv nach oben, zogen es ihr schließlich aus. „Das brauchst du jetzt nicht mehr...“, flüsterte eine heißere Stimme nahe ihrem Ohr. Grace schmunzelte, verkniff sich aber jeglichen Kommentar und dirigierte Terry stattdessen zum Bett. Kaum, dass sie in die weichen Kissen gesunken waren, übersähte er ihr Dekollté und ihre Brust mit zärtlichen Küssen und Liebkosungen. Wohlig räkelte sie sich unter seinen Berührungen und für einen kurzen Moment flackerte die Gewissheit in ihrem Kopf auf, dass dies eine lange Nacht werden würde. --------------------- Ende im Gelände! Das war dann also das absolut letzte Kapitel von 'A Random Love Story'. Einerseits ist es schade, aber ich bin auch froh, die Story endlich abgeschlossen zu haben. Hab ja auch lange genug dafür gebraucht. ^^'' Ich hab mit dem Gedanken gespielt, den Epilog am Ende ein wenig...anders zu gestalten *g*, aber das hab ich mir für evtl noch folgende Geschichten auf (ich muss nur genügend Zeit und Muse finden, mich mal an die anderen - bereits in Planung - Geschichten zu setzten. :D Ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich bei allen Lesern und Kommischreibern bedanken, die ARLS trotz der teilweise ziemlich langen Wartezeit treu geblieben sind. Vielen, vielen Dank. :) VLG Chimizu Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)