You And Me von abgemeldet (Ruf doch mal an) ================================================================================ Kapitel 3: Addicted ------------------- Autor: Ju-chan Teile: 3/11 abgeschlossen: ja Viel Spaß! Addicted Ich ließ meinen Blick ein letztes Mal prüfend über meinen am Boden stehenden Rucksack gleiten und hakte in Gedanken meine „Dinge-die-ich-mitnehmen-muss“-Liste ab. Als ich mir relativ sicher war, nichts vergessen zu haben - man hat eigentlich immer etwas vergessen - schnürte ich ihn fest zu und hob ihn probeweise an. Recht schwer, ging es mir durch den Kopf. Aber da konnte man nichts machen. Ich stellte ihn zu dem Schlafsack und dem Bündel mit dem Zelt, das Basti und ich uns teilen würden - vorausgesetzt, wir bekamen es aufgebaut. Ich musste nämlich zu meiner Schande zugeben, in solchen Dingen eine absolute Niete zu sein. Ich hoffte darauf, dass Bastis Allroundtalent uns auch dieses Mal nicht im Stich lassen würde. Ich trat ein letztes Mal vor den Spiegel, um meine Erscheinung zu prüfen. Meine braunen Haare waren zerzaust wie immer und ich stellte fest, dass sie schon wieder etwas zu lang waren. Ich hatte meine Lieblingscordhose an und einen schwarzen Pullover. Meine braunen Augen huschten meinen Körper hinab und wieder herauf und sahen mich danach direkt an. Ich streckte ihnen die Zunge raus und zog eine Grimasse. Dann griff ich nach meinem Gepäck und wagte den Versuch, alles auf ein Mal die Treppe hinunter in den Flur zu befördern. Mit etwas Getaumel und Geächze schaffte ich das dann auch unversehrt. Ich ließ alles laut zu Boden gleiten. Mein Blick huschte zur Wanduhr und ich musste feststellen, dass Basti zu spät war. Gerade wollte ich in Gedanken eine spitze Bemerkung machen, als es auch schon an der Tür klingelte. Ich trat hinüber und öffnete sie langsam. „Liebling, du bist zu spät!“, flötete ich meinen besten Freund gespielt an und versuchte genervt zu klingen. Doch es schien mir nicht wirklich zu glücken, denn Basti grinste nur und schob sich an mir vorbei. „Das bin ich doch immer, wie du weißt!“, schmunzelte er und sah mich dann mit schief gelegtem Kopf an. „Ähm, Felix? Dir ist aber schon bewusst, das wir dorthin fahren, wo’s warm ist?“ Für einen Moment war ich irritiert, doch dann begriff ich, dass Basti sich anscheinend an meiner langen Kleidung störte. Erst jetzt fiel mir auf, was mein Freund anhatte. Seine Beine steckten in einer von seinen kurzen Jeanshosen und sein Oberkörper wurde von einem quietschbunten Hawaiihemd geziert. In seinen Haaren bemerkte ich eine hochgeschobene Sonnenbrille, die ich gar nicht von ihm kannte. Ich hob zweifelnd eine Augenbraue. „Und du siehst aus, als wenn...“, mir fehlten die Worte. „... als wenn ich in den Süden fahre.“, vollendete Basti meinen Satz. „Und das tu ich doch auch!“ Schwungvoll griff er nach dem neben mir stehenden Zeltbündel. „Können wir los?“ Ich nickte, packte meine Sachen an, rief einen letzten Gruß an meine Eltern und zog dann die Tür hinter uns ins Schloss. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Straßenbahn, die uns zum Hauptbahnhof bringen würde... „Zu welchem Gleis müssen wir?“, fragte Basti und wirkte etwas verloren in dem Getümmel von Menschen, in dem wir uns befanden. Ich ließ meinen Blick zur die Anzeigetafel über uns gleiten, sah dann auf unsere Fahrkarten und wieder zurück zur Tafel. „Aaalso, wir müssen zu Gleis... 9b.“, beantwortete ich die Frage etwas verspätet und deutete in die Richtung, in der ich das Gleis vermutete. Schleppend setzte Basti sich in Bewegung und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmengen. Anscheinend hatte die ganze Welt beschlossen, gerade heute in den Urlaub zu fahren - und ich hoffte inständig, dass sie nicht alle unseren Zug nahmen. Hinter ihm herlaufend betrachtete ich fasziniert die Vielzahl an Personen - kleine, große, dicke, dünne, bunte, graue... - als ich plötzlich mit jemandem vor mir zusammen stieß. Ich hörte Basti getreten aufbrummen. Bevor er meckern konnte, schoss ich zuerst: „Warum bleibst du auch stehen?“ Er drehte sich kopfschüttelnd zu mir um und blickte mich verständnislos an. „Weil wir da sind, du Träumer!“ Ich erntete noch einen schwachen Knuff in die Seite, ehe er sein Gepäck abstellte und sich umsah. Ich tat es ihm gleich. Es dauerte nicht lange und eine kaum zu verstehende Lautsprecherdurchsage ertönte, welche mir förmlich in den Ohren wehtat. Ich hatte zwar kein einziges Wort verstanden, aber an der Menge um uns, die unruhig wurde und an den lauten Geräuschen eines einfahrenden Zuges, konnte ich erkennen, dass sie wohl unsere Bahn angesagt hatten. Genauso wie Basti griff ich nach unserem Gepäck und ließ mich dann einfach von dem Menschenstrom mitreißen, der dem anhaltenden Zug entgegenströmte. Nach einigen Tritten und Quetschungen sowie unfreundlichen Bemerkungen von anderen Fahrgästen stand ich endlich im Zug und hatte Zeit aufzuatmen. Erst da fiel mir Basti wieder ein und ich sah mich erschrocken nach meinem Freund um - doch der war weg. Ich rang mit mir, ihn zu suchen, doch dann erklärte ich diese Idee für hirnrissig und beschloss zu unseren reservierten Plätzen zu gehen. Basti wusste ja, wo wir saßen... Und so war es dann auch. Ich drängelte mich mit meinem schweren Rucksack und meinem Schlafsack durch den engen Mittelgang zu unseren Plätzen, als ich schon von weitem Basti sah, wie er einer älteren Frau einen Koffer nach oben stellte. Charmant wie immer, ging es mir durch den Kopf und ich beeilte mich, zu ihm zu gelangen. Als ich ihn erreichte, saß er schon wieder auf seinem Platz und grinste mich verschmitzt an. „Da bist du ja wieder!“ Ich zog eine Grimasse. „Freu dich, ich bin nicht von den Massen erdrückt worden!“ Mit diesen Worten setzte ich meinen Rucksack ab und machte mich daran, ihn auf die Gepäckablage zu verfrachten. „Du musstest dich ja auch da reindrängeln, wo es am vollsten ist! Ich hab einfach die nächste Tür genommen.“, erklärte Basti besserwisserisch und sah mir dabei zu, wie ich mich mit meinem schweren Rucksack abquälte. Von wegen charmant... Mich über mich selbst ärgernd, weil ich so viel mitschleppen musste, geriet ich sichtlich ins Taumeln, als ich meinen Rucksack über den Kopf hievte und hatte schon einen dumpfes Aufstöhnen auf den Lippen, weil ich nach hinten zu fallen drohte, als eine starke Hand mir zu Hilfe eilte. Mit Leichtigkeit schob Basti meinen Rucksack nach oben, packte meinen Schlafsack gleich daneben und zog mich dann neben sich auf den Sitz. „Das kann man ja nicht mit ansehen!“, grinste er belustigt und wuschelte mir durch die Haare. Irritiert blickte ich meinen Freund an, denn diese Geste war recht selten bei ihm. Doch ich beschloss nichts zu sagen, da ich es mochte, wenn Basti mich berührte. So zuckte ich nur mit den Schultern und gönnte mir einen Moment Ruhe. Die ganzen Menschen und die Hektik, die sie verbreiteten, waren ja grausam. Jeden Tag könnte ich so was nicht über mich ergehen lassen. Basti neben mir friemelte seinen Mp3-Player aus seiner Tasche und stöpselte sich einen der Kopfhörer ins Ohr, den anderen bot er mir an. Doch ich schüttelte nur den Kopf, da mir gerade nicht nach Musik war. Basti hob nur die Schultern und kapselte sich dann ganz von seiner Umwelt ab. Leise konnte ich die Bässe und Beats hören, mit denen er sich beschallen ließ. Ich ließ meinen Blick über die langsam zur Ruhe kommenden Menschen gleiten und lauschte ihren Gesprächen... Ich fing den ein oder anderen interessanten Gesprächsfetzen auf, doch als es mir zu langweilig wurde, blickte ich gähnend aus dem Fenster. An uns huschte grüne Landschaft vorbei und der blaue Himmel kämpfte gegen die weißen Wattewolken an, die ihn vertreiben wollten. Ich sah kleine Häuser in Dörfern und Straßen, auf denen Autos fuhren, sowie Weiden mit Tieren... Es dauerte nicht lange und ich ließ mich von der Landschaft und dem summenden Lärm um mich herum einlullen und ehe ich mich versah, nahm ich alles wie in Watte verpackt wahr und dämmerte weg... Ich weiß nicht, ob es das Abbremsen des Zugs oder der etwas lauter werdende Lärmpegel um mich herum war, doch irgendwann wurde ich wieder wach. Völlig verpennt schlug ich die Augen auf und stellte fest, dass mein Kopf an der Schulter neben mir ruhte. Überrascht befreite ich Basti von meiner Nähe und rieb mir den schmerzenden Nacken. Ich blickte ihn entschuldigend an. „Sorry, ich muss eingeschlafen sein!“ Doch Basti lachte nur leise. „Das hab ich gemerkt, du Schlafmütze!“ Ich stutzte wegen seiner Wortwahl, doch meinte dann nur brummelig: „Hättest mich ja wegschieben können, wenn ich dich gestört hab!“ Irgendwie war ich mit einem Mal verstimmt. Aber Basti stupste mir nur beschwichtigend gegen den Oberschenkel. „Ich hab doch gar nichts gesagt. Von mir aus kannst du dich gerne wieder an mich lehnen.“ Er grinste mich offen an und schob, wie um seine Worte zu bestätigen und mir mehr Platz zu machen, die Armlehne zwischen uns nach oben. Ich konnte spüren, wie ich rot wurde. Irgendwie erfüllte mich dieser eigentlich harmlose Gedanke mit einem Kribbeln und ich hatte spontan Lust dieses Angebot anzunehmen. So ließ ich vorsichtig meinen Kopf wieder zur Seite sinken und schloss zufrieden die Augen. Bastis unglaubliche Wärme und der vertraute Geruch nach seinem Duschgel umfingen mich und führten mich in Versuchung noch dichter an ihn heran zu rutschen - doch ich hielt mich zurück. Ich wusste nicht, wie oft ich der Versuchung, Bastis Nähe offen zu suchen, schon getrotzt hatte, ich hatte irgendwann aufgehört zu zählen. Ich nutzte einfach jede Chance, die sich unbewusst bot und genoss sie wortlos. Basti war überraschend warm, roch verdammt gut und seine Nähe hatte immer zur Folge, dass ich leicht kribbelig und nervös wurde. Es schien fast so, als wenn Basti mich elektrisieren würde... Alle, die sich jetzt fragen, warum in Gottes Namen ich „so“ über meinen besten Freund sprach, konnten wirklich nur schwer von Begriff sein. Sebastian war toll und ich wusste nicht wann und wie es gekommen war, aber irgendwann hatte ich festgestellt, dass ich diesem Jungen einfach verfallen war. Seine Nähe machte mich verrückt und ich fühlte mich zu ihm hingezogen - kurzum ich hatte mich in ihn verknallt. Ich war damals, als mich diese Erkenntnis getroffen hatte, etwas überrascht über mich selber gewesen, doch ich hatte es einfach so hingenommen. Es änderte nicht wirklich etwas an unserer Freundschaft und ich hatte auch nicht vor, Basti irgendetwas davon zu sagen. Nachher war es noch etwas, das zwischen uns stand, darauf konnte ich gut und gerne verzichten. Mir genügte es, in Bastis Nähe zu sein und mich in der wohligen Wärme zu aalen, die er ausstrahlte. Warum etwas ändern? Eine Hand, die mir sanft durchs Haar strich, ließ mich zusammenzucken. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich nochmals eingedöst war. „Hey, wach bitte auf! Wir müssen gleich umsteigen!“, waren die Worte, welche die vorsichtigen Streicheleinheiten an meinem Kopf begleiteten und mir wurde klar, dass ich immer noch an Basti gekuschelt dasaß. Röte schoss mir ins Gesicht und ich löste mich ruckartig von meinem Nebenmann. Unter Bastis überraschten Blick wischte ich mir übers Gesicht und versuchte meine Verschlafenheit in den Griff zu bekommen, ehe ich mich erhob. „Felix, manchmal bist du seltsam!“, seufzte Sebastian, stand dann aber ebenfalls auf. Gemeinsam machten wir uns für den Umstieg bereit... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)